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Ak «MM WkW Lou « n k c r e m BcrliurrVcrtrcltr Die Znja in in ensc tz u n g des franzö - I s i s ch e n K a b i n e t t s ist so gut wie endgültig. I Nach vorliegenden Nachrichten stellt sich die Lage I salgendermagen dar: Der Schwerpunkt liegt zunächst bei der I P a r 1 e I H e r r i o t s. Es ist aber interessant, I das; von den 13 Ministerporteseuilles eigentlich I nur drei auf die Kammerfraktion entfallen, I nämlich Kolonien, Aiarine und Arbeitsminlste- I rium. Ferner gibt es vier Sitze für die radikale I Eenatsfraktion, einen Sitz, was interessant ist, I jür die Union Democrotlgue radikal und einen I Fachmann, der der radikalsozialistischen Partei n ihesleht, aber weder der Kammer noch dem Se nat angehört. Er vertritt besonders Handels- interessen. Von den vier übrigen verteilen sich drei auf die republikanischen Sozialisten oder besser auf die sozialistischen Republikaner. Die 'artci Painleve und Briand hat des Innere, die Pensionen und den Krieg. Daneben fünf Liaaissekretäre, von denen wieder drei auf die radikale Kammerfraktion, zwei aus die Partei von Loucheur entfallen, die am Kabinett teil- nimmt, aber nicht in ausschlaggebender Stel lung. Schießlich ist eine Neuerung gekommen, cs sind zwei Kommissare beigegeben, und zwar für das Kriegsministerium, da sich Painleve nicht um das Kriegsministerium kümmern kann. In dem neuen französischen Kabinett fallen vier Persönlichkeiten ans: Painleve an der Spitze des Kabinetts. Caillaux auf der Linken von Painleve, der Handelsminister Chaumet ans der Rechten von Painleve und Briand, der ungefähr zwischen Caillaux und Chaumet steht. Chaumet ist in Deutschland zwar nicht bekannt, aber es ist recht interessant, daß er zum rechten Flügel des Linkskartells gehört. Chaumet ver tritt besonders Handelsintcressen, und die Abtre tung des Ministeriums an die Partei, durch die Herriot in erster Linie gestürzt worden ist, wird auch diese Gruppe an die neue Regierung binden und damit dem Kabinett die notwendige Mehr heit Im Senat sichern. Man will den Unterneh mern in Handelsvrrtragssachen gewisse Kon zessionen einräumen. Das bedeutet eine schwere Belastung der Kammer und besonders den So zialisten gegenüber. Innerhalb der Mitglieder der Regierung dürfte allerdings nicht das Ein vernehmen herrschen, vielmehr besteht unter einzelnen Ministern wie Briand und Caillaux eine persönliche Spannung. Ob zwischen Chau met und Caillaux eine Fühlungnahme ein getreten ist, weis; man nicht. Es scheint, das; Caillaux und Briand sich am Donnerstag in den langen Unterredungen verständigt haben. Das Kabinett hat sich innerlich noch stark durchzu- setzen. Gegenüber dem Senat hat man persön liche Reibungen abzubiegen versucht, indem man nicht weniger als fünf Senatsmitglieder in das Kabinett hinein genommen hat, und zwar zwei wichtige: Handel- und Innenministerium. Es wäre durchaus verfehlt, wenn man in den! Eintritt Caillaux in das Kabinett in erster Li nie eine aussenpolitische Angelegenheit sehen wollte. Sein Eintritt erfolgte nicht wegen der Politik, die er früher verfolgt hat und die auch keineswegs als deutschfreundlich zu bezeichnen ist — seine Politik war durchaus national, auch in der Marokkofrage —, sondern wegen seiner Eigenschaft als Finanzminister. Er selbst hat sich als der zweite Colbert bezeichnet Das Wich tigste ist, das; andere die gleiche Idee haben und das er als großer Finanzmann von den Parteien des Linkskartells in das Kabinett entsandt wird, obwohl er weder im Senat noch in der Kammer einen Sitz hat. Es ist anznnehmen, daß er das Projekt de Monzie's nicht in der Form akzeptiert, sondern er wird wahrscheinlich eiir grundlegendes Finanzsanierungsprogramm vorlegen und damit auch keinen Widerstand fin den. Andererseits aber begegnet er persönlich Widerstand — seine Amnestie erfolgte nur mit schwacher Majorität — und man betrachtet sei nen Eintritt in die Regierung als ein großes Experiment. Für uns ergibt sich die Folgerung, daß wir es vermeiden sollen, wenn wir eine Entspannung und eine stärkere Betonung der Richtlinien Her riots wollen, der sie nicht hat durchführen kön nen, das; wir kein Interesse daran haben, Cail laux vor den Augen Frankreichs zu kompromit tieren. Das französische Kabinett trägt zwar starke innere Spannungen in sich, kann aber un bedingt als arbeitsfähige Negierung angesehen werden. Das endgültige Kabinett Painleve Gestern wurde kurz nach 2 Uhr nachts fol gende Ministerliste mitgeteilt, die zwar noch nicht offiziell ist, aber den letzten Stand der Dinge wiedergibt: Ministerpräsident und Kriegsminister Pain- l e v e. Außenminister: Briand. Finanzminister: Caillaux. Handelsminister: Chau m e t. Minister für den öffentlichen Unterricht: de Bi onzie. Alkerbauminifter: Durand. Kolonialminister: Hesse. Minister der öffentlichen Arbeiten: Laval. Justizminister: Steeg. Innenminister: Schrame k. Marineminister: Borel. Arbeitsminister: Durafour. Pensionsminister: Anterion. Das Ministerium für die befreiten Gebiete wurde In ein Unterstaatssekretariat verwandelt und dem Abgeordneten Schmidt übertragen. Da mit umfaßt das Kabinett Painleve vier Abge ordnete und fünf Senatoren, sowie einen Nicht- parlamentarler, den Finanzminister Caillaux. Die neuen Männer Painleve ist am 5. Dezember 1863 geboren. Mit 20 Jah ren war er Professor für Mathematik in Litte, mit 33 Jahren Mitglied der Akademie der Wis- enschaften. 1910 wurde er ini 3. Pariser Wahl kreis zum Abgeordneten gewählt und war Unter richtsminister im Kabinett Briand 1013. Im Kabinett Ribot 1917 war er Kriegsministcr und vom 13. September bis 13. November 1017 Ministerpräsident, seit Beginn der gegenwärti gen Tagung Kammerpräsident. Briand ist zum 12. Male Minister und war 7 Mal Ministerpräsident. Er ist 1862 geboren, wurde 1902 zum ersten Male in die Kammer gewählt und im selben Jahre zum ersten Male Untcr- richtsminister. Im Kabinett Clemenceau 1906 bis 1908 war er ebenfalls Unterrichtsminister und im Kabinett Clemenceau 1908—09 Iustiz minister. Zum ersten Male war er Minister präsident vom 21. Juli 1909 bis 2. November 1910, sodann vom November 1910 bis Februar 1911, Januar bis Februar 1913, Februar bis März 1913, November 1913 bis September 1916, Dezember 1916 bis März 1917 und im Januar 1921 bis Januar 1922. Im Kabinett Poincaree 1912 und im Kabinett Biviani 1911 war er Justizminister. Caillaux, 1863 geboren, war früher Finanzinspettor, zum ersten Male Finanzminister im Kabinett Wal- deck-Rosseau 1899 -1902, Finanzminister im .Kabinett Clemenceau 1906—09 und im Kabinett Monis 1911, Ministerpräsident und Minister des Innern 1911—12, Finanzminister Im Kabinett Doumergue 1913. Chaumet, geboren 1866, zuerst Abgeordneter bis 1919 und 1923 in den Senat gewählt. Er war Unterstaats- sekretär für Post in dem Kabinett Monis, Cail laux, Poincaree und Briand. Schrämet, 1867 geboren, ist bis zuletzt Präfekt in Marseille gewesen. Er wurde 1920 in den Senat gewählt. de Monzie, 1876 geboren, 1909 in die Kammer gewählt, war lluterstaatosekretär für Handelsmarine 1913: 1919 bei den Kammerwahlen geschlagen und 1920 in den Senat gewählt. Hesse, 1871 geboren, 1910 in die Kammer gewählt, 1919 geschlagen, 1921 wiedergewählt. Steeg, 1868 geboren, 1901 in Paris zum Abgeordneten, 1911 in den Senat gewählt. Er war Unterrichts- minister in den Kabinetten Monis, Caillaux und Briand, Minister des Innern im Kabinett Poin caree und im Kabinett Millerand. Seit 1921 Eeneralgouvcrnenr von Algier. Deutschland und die neue französische Negierung (E i a c u e DtabtmcId u u a) In den Berliner außenpolitischen Kreisen ist man der Ansicht, daß das neugebildete franzö sische Kabinett Painleve noch mehr als die Negierung Herriot bestrebt sein wird, die außenpolitischen Probleme mit Be schleunigung einer Lösung zuznführen. Wie wir hören, glaubt die Reichsreglerung an die ernste Möglichkeit einer weiteren deutsch- französischen Entspannung, wenn Briand als Außenminister mehr als Herriot geneigt sein würde, auf die vermittelnde Hal tung Englands Rücksicht zu nehmen. Dies scheint eher warscheinlich zu sein, da Briand weniger als Herriot ans die Opposition um Poincaree Rücksicht zu nehmen hätte. Nur drei Bewerber mn die ReichsprSsibenischaft Zum zweiten Wahlgang für die Neichs- priisidenie n mahl sind bis zum Ablaus der Einreichungsfrist (Mitternacht des 16. April) drei Kandidaten nominiert morden, und zwar: 1. Paul Hindenburg, Generalseldmar- schall, Hannover, 2. Wilhelm Marx, Reichskanzler a. D., Berlin, 3. Ernst Thäl m a n n , Transportarbeiter, Mitglied des Reichstages, Hamburg. Der Neichswahlleiter hat diese drei Kandi daten zugclassen. Die Anwärter werden in dieser Reihenfolge auf dem amtlichen Stimmzet tel erscheinen. Wie bei dem ersten Wahlgang, enthält der amtliche Stimmzettel außerdem ein freies Feld zum Einzeichnen etwaiger anderer Kandidaten. Hindenburg an das deutsche Handwerk Gestern vormitag 11 Uhr fand im Hannover schen Stündehaus eine Jubelsitzung der Hannoverschen Hand w e rksk a m m e r statt, an der auch Generalfcldmarschall v. H i n d e n- burg, der Ehrcnmeister des deutschen Hand werks ist, teilnahm. Außerdem waren vertreten die Spitzen der staatlichen und städtischen Behör den sowie Vertreter der Großindnstrie nnd der Wirtschaftsverbände. Die Jubelfeier wurde cin- geleitet mit einer Ansprache des Ehrenmeisters Plate, der sich mit herzlichen Bcgrüßuiigswor- ten an den Ehrenmeister v. Hindenburg wandte. Der F e l d m a r s ch a l l erwiderte hierauf mit folgenden Worten: „Ich bin stolz darauf, Ehreumeister des deut schen Handwerks zu sein. Der Handwerkskammer Hannover spreche ich zu der heutigen Jubelfeier meine herzlichsten Glückwünsche aus. Eie wissen besser als ich, was das deutsche Handwerk im Laufe der Jahre an ^verteil geschaffen hat. Mein Wunsch geht dahin, daß die aus harter Arbeit von Handwerk und Handwerkskammer erwachse nen Kräfte erhalten bleiben und dem ehrlichen deutschen Handwerk ein weiteres Gedeihen nnd Blühen sichern." Hindenburg und die Außenpolitik IC ! o c u e Druhtmel k> « n a! Berlin, 18. Januar. Aus den Kreisen, die Feldmarschall von Hindenburg nahestehen, erfahren wir, daß Hindenburg es ausdrücklich a b l e h n t, zn den grundsätzlichen Fragen der gegenwärtigen deut schen Anßen Politik Stellung zu nehmen. Hindenburg ist der Auffassung, daß die Füh rung der deutschen Außenpolitik ausschließlich Sache der Neichsregieruug ist und durch das Neichsoberhaupt in keiner Hinsicht beeinflußt werden kann. Diefer Standpunkt wird übrigens von allen Reichsblockparteien nachdrücklich geteilt. Zentrumslcut« gegen Marx Wie aus Zentrumskreiscn versichert wird» ist das Mißbehagen über di« Kandida - tur Marx im Steigen begriffen. Berschi«» dene führende Zcntrumsindustrielle und sonstig« führende Persönlichkeiten des Zentrums sollen sich geweigert habe», die Kandidatur Marx finanziell zu unterstütze». Zu dem vorgestrigen Bankett waren fast mir Demokraten und links gerichtete Zentrumsleute geladen. Der General direktor tcnHomprl soll sich, wie wir von ganz zuverlässiger Seite erfahren, geweigert ha be», diese Einladung zu unterschreiben. Di« „Germania", das Hanptorga» des Herrn Marx, hat sich trotz der Zusicherung einer vornehmen Kampfcsweise dur ihre» Präsidentschastskandi- daten nicht gescheut, eine persönlich belei - digende Zuschrift gegen den Feldmarschall o. Hindenburg zu veröffentlichen. Darin wird Hindenburg «. a. Eitelkeit nnd Unehrlich keit vorgeworsen. Diese Zuschrift hat eine andere Wirkung gehabt, als dis „Germania" erwartet lat. Aus dem Rheinland und aus Westfale« ind von Mitgliedern des Zentrums viele Ent» : ü st » n g s b r i e s e an den Gcneralfeldmar- chall gelangt, in denen gegen diese Zuschrift de« »Germania" auf das schärfste Stellung genom men wird. Die Berfasser dieser Zuschriften er» llärc», daß sie trotz ihrer Zugehörigkeit zum Zentrum für Hindenburg stimmen würden. Die Kampfcsweise ihrer eigenen Partei hab« ihnen diese» Entschluß erleichtert. Deutsch-österreichische Paßsreihcit? In Gegenwart des Berliner österreichischen Gesandten Riedel fand am Donnerstag im Bundeskanzleramt eine interministerielle Konfe renz über die Frage der A ufhebung des V i s u m s z w a n g e s im deutsch-österreichischen Reiseverkehr statt. Es wurde beschlossen, den Vorschlägen des deutschen Auswärtigen Amtes zuzustimmen. Der Gesandte Riedel wurde be auftragt, unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Berlin die Verhandlungen fortzusetzen und abzu- schließen. Oesterreich wird in der nächsten Zelt auch an die anderen Staaten mit der Anregung herantreten, die Paßvifa-Bestimmungcn aufzu- hebcn. Sächsisches Hobeiistcin-Ernsttbal, 18. April 1923. Etwas wärmer, trocken, heiter, wechselnd« Winde. Dcmvctaiur vom 17. Avril t Minimum P2.2 , mittags 12 Uhr -j-5.7, Maximum -j 0.1. Zum Sonntage Quasimodogeniti Kol. 3,2: „Trachtet nach dcm, was droben ist, nicht nach dcm, das auf Erden ist." Dieses Wort un-AMM Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten «nchkdu nnqmM«,«. — Lil»st>r«ih« Nr. lt. - d»s!I4««kou1, ItHzig «kMkliaiprokont» l«. — v«»r> tiut» rirmflüdicr B->a Lwkigniedr.Ioffimg tzoh«is!kl».<m!MaI — Uuvcrlkuzt vngpaubte MiMustrUI« »rrdcn «Iiht »uraa-e. lchlikt Linstnd^gcn ohneKamenlnemuing sind:« kein«Lulnahm« on siegen, «»otmten, vtrglrtqm Ml», »n» ««, vrn«»»ari, » «lchnun, gestellt. Lm Feie »öherer »«-all — »r«, -dkl Kusti««« irgend welche: der vetrud- der A-tt«°g. der Sleleranlen »der de« »«lirdernnsennvchvrn-en — hat der v«. ch-er «Ine» «scheuch «us Aefeevii, »der «»chliestrun, «er Leitung »der «»s »!tl«i«hlung de« »«uggpretie». Gutiralanzekakr für Hoh,nsteln-Ernstthal mit HiUtengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, HermLdorf, Bernsdorf, NüSdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, LangenchurZdorf, Neichen bach, Callenberg, Grumbach, Lirschheim, Kuhschnappel, St. Cgidlen, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Nußdorf Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen de» Amtsgericht», Finanzamt» und deZ StadtratL zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich für die Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch Sonnabend, den 18. April 1928 s s 75. gahrg f Ter Pr«IS ocr ct.-Uvolliacn Anzclaenztile bkirZat lö. »O I ökr Ncllnmc-eile «8 GviSpltnniae. »10 Leu Na«we!S j wtrscu 18 Gvl-vltnMae bkrcchnct.