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Hchmstein-Emstthaler TageMunöLltztM Montag, den L7. April 1925 Nr. 97 I MMWWMkNPW^l Nach den neuesten Ausgrabungen Daß es bei den Wahlkämpfen der alten Rö mer nicht minder lebhaft zuging als heutzutage, wissen wir aus manchen Zeugnissen, und die lebendigsten Beweise dafür sind wohl die Wand- jnschriften, die man im alten Pompeji gefunden hat. Als die Stadt für so viele Jahrbunderte unter der Lava begraben wurde, da tobte ge rade ein heftiger Kampf um die Wahl der städ tischen Beamten, und die hochgestiegenen Leiden schaften machten sich in allen möglichen Aeuße- rungen Luft, die an die Mauern gekritzelt wur den. Die neuesten Grabungen, die seit 1928 mit einer vorher nicht gekannten Sorgfalt vor genommen worden sind, haben nun ein ganz neues Viertel von Pompeji sreigelegt, nämlich die ganze Gegend an der „Straße des Ueber- fluß", in der sich die feinsten Geschäfte und die meisten Gasthäuser und Vergnügungslokale be fanden. Das Bild des Wahlkampfes ist durch diese letzten Funde noch viel lebendiger und ein dringlicher geworden, und man kann hier, wie durch Zauber, an einer Wahlwoche in einer kleinen Stadt des römischen Kaiserreiches unter der Herrschaft des guten Kaisers Titus noch nach mehr als 1900 Jahren teilnchmen. Dabei fällt zunächst auf, wie gleich die Wahlsitten in Ita lien geblieben sind. Die Reisenden, die sich jetzt nieder in Rom oder in Neapel und Sizilien an der Schönheit italienischer Kunst und Landschaft und nicht zum wenigsten auch an der Eigenart des Volkslebens erfreuen, sehen ja überall an den Straßenmauern die Inschriften, die von den letzten Wahlen noch stehen geblieben sind. Da liest man ein „Hoch Mussolini" neben einem „Hoch Lenin", und nicht selten findet sich ein „Es lebe Matteotti" gar nicht weit von einer Ausschrift, die den Mörder des Soziallstenfüh- rers mit den Worten „Es lebe Dumini" ver herrlicht. And nicht nur die Dinge der „gro ßen Politik" werden hier an den Wänden ver ewigt, sondern auch über die Wahlkandidaten der einzelnen Städte finden sich höchst unge zwungene Bemerkungen, und bald wird der Cavaliere Pietro ein Esel genannt, während seinem Gegner, dem Commandatore Paole, die stadtbekannte Untreue seiner Frau in höchst drastischer Weise vorgehalten wird. Ganz so war es unter der Herrschaft Titus, wenn man nach dem urteilen kann, was uns an den Mauern von Pompeji aufbewahrt geblieben ist. Man schrieb im Vorbeigehen das aus, was man über den oder jenen Kandidaten dachte, und man wollte durch diese Kundgebung die anderen beeinflussen. Beschimpfungen wechseln mit Em pfehlungen. Da ließt man z. B.:„Den Vatinius erbitten als Polizeidirektor alle Spitzbuben", ' oder einer wird mit der sehr eindrucksvollen Bemerkung zum Bürgermeister vorgeschlagcn: „Der wird schon den Knopf auf den Beutel halten!" Besonders merkwürdig ist es und wird durch die neuesten Grabungen hcrvorgehoben, daß die Frauen sich augenscheinlich noch viel tätiger an der Politik beteiligten wie heute, wo man von ihnen im Wahlkampf verhältnismäßig wenig merkt. Dabei ist es nicht anzunehmcn, daß sie selbst als Wählerinnen mitentscheiden dursten, aber die Aufregungen des Wahlkamp fes wurden von ihnen mit großer Leidenschaft durchgekostet, und häufig ließt man an den Mauern, daß Flavia und Livia den Titus oder Casus oder Sempronius mit glühenden Worten anpreist oder ihn auch mit Beschimpfungen überhäuft. Die Damen hielten eben damals wie auch heute nur selten den goldenen Mittel weg ein. Ein wenig zweideutig wird die Sache, wenn man eine Wahlinschrift ließt, die da lautet:„Den Claudius macht zum Bürgermei ster! Ihn empfiehlt „animula", sein Liebchen". Es scheinen nicht immer gerade die würdigsten Damen Pompejis gewesen zu sein, die durch solche Ausrufe die Vorübergehenden in ihrem Entschluß zu bestimmen suchten, und wenn die Frnueninschristen an den Mauern des „Viertels des Ueberslußes" besonders zahlreich sind, so erklärt sich vielleicht daraus, daß hier viele müßige Dämchen hsrumlungerten, die zu den Politikern der Stadt in naher Beziehung stan den und aus ihren Neigungen und Abnemvnqen gegen den und jenen Bürger kein Hehl machten. MM? PWA Oefsentliche Versicherungsanstalt der Sächsische» Sparkassen In der am 31. März 1925 in Anwesenheit des Herrn Staatsvertrcters stattgefundenen Vor standssitzung wurden folgende Beschlüsse ge faßt, die für die Allgemeinheit von Interesse iud: 1. die neuen Allgemeinen Verficherungsbe- )ingungen, die nach Genehmigung durch die Auf sichtsbehörde eingeführt werden sollen, sollen rückwirkende Geltung haben für alle bisher schon Versicherten. Sie sehen eine Dividendengewäh- rung schon nach Ablauf des zweiten Versiche rungsjahres vor und zwar auf Antrag auch in der früher allgemein üblich gewesenen Form der Verminderung der laufenden Jahresbeiträge, 2. es wurden die Arbeitsgemcinschaftsverträgc mit dem Sächsischen Philologenverein und dem Lan desverband der höheren Beamten Sachsens e. V genehmigt, 8. der Beitritt der Gemeinden: Dit tersdorf bei Chemnitz, Mittelbach (Bez. Chem nitz), Schönau bei Chemnitz, Nünchritz, Hartha bei" Tharandt, Otterwisch, Siegmar, Schönbach (Amtsh. Löbau), Erdmannsdorf, Börnichen, Eroßbauchlitz, Schellenberg, Struppen, Possen dorf, Hertigswalde, Mühltroff wurde genehmigt. Der Werbeerfolg der Anstalt im ersten Viertel jahr 1925 beziffert sich auf 20 Millionen, der Werbeerfolg der verbundenen Anstalten auf 110 Millionen Mark, sodaß die Anstalt bis jetzt 75 Millionen, die verbundenen Anstalten 130 Mil lionen Mark Antragssumme erzielt haben. Aus künfte erteilt unverbindlich und kostenlos die Ee- meinde-Spar- und Eirokasse Oberlungwitz. Rückgang der Zahl der Eheschließungen und Geburten, aber auch der Todesfälle Nach Mitteilung des Statistischen Landes amtes erweisen sich die allerdings nur vorläu fig festgestellten Ergebnisse der Bevölkerung Vewegungs-Sratisük im Jahre 1924 als eine Fortsetzung der schon im Vorjahre beobachteten Erscheinungen, die sich im großen ganzen als ein Rückgang bezeichnen lasten. Die Zahl der Ehe schließungen betrug insgesamt 36 376 und zwar im 1. Vierteljahr 5510, im 2. Vierteljahr 11055, im 3. Vierteljahr 9043, im 4. Vierteljahr 10 768 gegen 46 401 im Jahre 1923. Zum ersten Male seit Beendigung der Kriegszeit sank diese Zahl unter die der Vorkriegsjahre (etwa 40 000 bis 41700) herab. Nicht ganz so hoch war die Ab nahme der Lsbeirbgcborencn. Hier wurden ge zählt im 1. Vierteljahr 21990, im 2. Vierteljahr 21313, im 3. Vierteljahr 19 443, im 4. Viertel- iahr 20 488, also insgesamt 83 234 gegen 89 060. Inwieweit an diesem allgemeinen Rückgänge oie verminderte Fruchtbarkeit jüngerer oder älterer Ehen beteiligt ist, entzieht sich bei diesen vorläu figen Ergebnisten zunächst der Beurteilung, jedenfalls aber dürste die immer noch vorhan- denne Wohnungsnot, die durch die Jahre der In flation eingetretene Verarmung der Bevölke rung und die leider noch immer schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse von maßgebenden Einfluß auf diese Abnahme der Eheschließungen und der Lebendgeborenen gewesen sein. Von be sonders ungünstiger Bedeutung ist hierbei auch die Zunahme der Totgeborenen, deren Zahl von 3340 inl Vorjahre auf 3428 im Jahre 1924 stieg und die sich, bezogen auf die Gesamtzahl aller Geborenen, von 3.61 Prozent im Jahre 1923 auf 3,96 Prozent im Berichtsjahre erhöhte und hier mit prozentual eine Ziffer erreichte, wie sie in dieser Höhe in den letzten 20 Jahren nicht be obachtet werden konnte. Non allen Geborenen waren 14 579 oder 16,82 Prozent uneheliche gegen 15 648 oder 16,97 im Jahre 1923. Diesen entschieden ungünstigen Ergebnissen der Bevölkerungsbewegung steht aber auch eine wesentliche Abnahme der Sterbcfälle gegenüber. Es verstärken im Jahre 1924 im 1. Vierteljahr (Kinder im 1. Lebensjahre) 2352, im 2. Viertel ¬ jahr 2118, im 3. Vierteljahr 2097, im 4. Viertel jahr 1886; Personen über 1 Jahr im 1. Viertel jahr 13 704, im 2. Vierteljahr 11557, im 3. Vier teljahr 10 034, im 4. Vierteljahr 11 077. Somit gingen insgesamt 8433 kleine Kinder unter 1 Jahre mit dem Tode ab gegen 10 807 im Jahre 1923, und berechnet nian deren Sterblich keit unter -Bezugnahme auf die in denselben Jahren Lebendgeborenen, so erweist es sich, daß diese Sterbeziffer von 12,13 Prozent im Vor jahre auf 10,16 Prozent im Jahre 1924 gefallen war. Auch die Zahl der Sterbefälle bei den über 1 Jahr alten Personen hatte sich von 51 414 auf 46 372 vermindert, sodaß also im Jahre 1924 insgesamt 7396 Personen weniger als im Jahre 1923 gestorben waren. Hieraus ergibt sich eine weitere erfreuliche Tatsache, nämlich eine Stei gerung des Geburtenüberschusses von 1570 Per sonen. Wenngleich natürlich nicht verkannt wer den darf, daß ein Geburtenüberschuß von 28 409 Personen, wie ihn das Jahr 1924 zeigt, in keiner Weise die Ziffer erreicht, die man in den Vor kriegsjahren feststellen konnte und die trotz der bereits seit Jahren eingetretenen allgemeinen Keburtsabnahme doch noch in den Jahren 1910 bis 1913 etwa 54—57 000 Personen umfaßte, so ist doch immerhin zu hoffen, daß sich durch eine Zunahme der Eheschließungen und Geburten bei gleichbleibender Verminderung der Sterbefälle auch langsam die Vorgänge der Bevölkerungsbe wegung wieder normaler und für das gesamte Volksleben vorteilhafter gestalten werden. Neuestes vom Taue " Ein Mammutbaum als Hotel. Das selt- amste Hotel der Welt befindet sich ohne Zweifel m Calisornien, an der Straß-', welche von Santa Cruz nach San Jose führt. Kalifornien besitzt bekanntlich die größten Bäume der Erde, die riesenhaften Manimutbäume, und diese verstand eiile schlauer Pankee trefflich für seilte Zwecke auszunutzen, indem er eine Gruppe derselben in ein Gasthaus umwandelte, das ihm weder Bau kosten noch Mietzins verursachte. Der hohle Stamm eines solchen Vaumkolosfes, dessen Um fang nahezu 22 Meter beträgt, ist zur Gaststube eingerichtet. Ebenso dient der ihm umgebende kleine, mit dichten Schlingpflanzen überwucherte Garten als Speisezimmer. Eine Anzahl anderer gleichfalls hohler Bänme derselben Art, aber von geringcrm Umfange, die in der Nähe stehen, sind zu Schlafzimmern eingerichtet, mit Betten, Spie geln, Waschtische^ und allem Comfort, den man in guten Hotels zu finden gewöhnt ist, während ein abseits stehender Baum als Aufenthalt für das Personal dieses originellen Gasthofs dient. * Der Briefkasten als Bienenstock. Die Feuerwehr, dieses Mädchen jür alles, muß sich in WM W'r W WM Ein heiterer Roman von Friede Birkner AmcU?. Cemmat 1V21 bv Karl Köhler n. Co., Berlin U 5j (Nachdruck verboten.) „O, dafür wird mein Bruder Henner schon sorgen! Wo er das Zepter schwingt, da gibt es nur Heiteres und Lustiges." „Meine Kleine ist auch schon eine ganz be geisterte Anhängerin Ihres Herrn Bruders." „Das glaube ich gern? Meine beiden Jun gens, gegen die ich machtlos bin, vergöttern ihn auch, trotzdem er ein strenges Regiment über sie führt. Man kann Henner nicht widerstehen. Viel leichter als meinem Bruder Georg fliegen ihm alle Herzen zu." Bei der Erwähnung Georgs kam ein leises Not in Helgas Wangen, was Ines sofort be- merkte. „Ihr älterer Bruder ist bedeutend ernster. Ich kenne die beiden Herren allerdings nur aus der Ferne, aber auch da kann man einen Men schen schon ein wenig beurteilen," sagte Helga ei » wenig unsicher. „Georg hatte durch den frühen Tod meiner Ellern schon mit sehr jungen Jahren ein gewis ses Verantwortungsgefühl uns Jüngeren gegen über, und das hat ihn wohl auch frühzeitig etwas alt und ernst gemacht. Nichtsdestoweniger kann ec sehr lustig jem, lacht sehr gern und hat für Juge. 0 und Tollheiten volles Verständnis." Jaes war sich wohl bewußt, daß sie mehr, als bei einem ersten Besuch erforderlich, von Georg beachtete, doch sah sie es Helgas gespanntem Blick au, daß dies Thema wohl das meiste Jnier- rssc für sie hatte. „Ihr Herr Bruder hat studiert?" „G->>g hat 'einen Dr. chem. gemacht. Das Laboratorium der Fabrik hat sich derartig ver größert, daß es unser seliger Vater damals noa; bestenmte, daß einer der Jungens Chemie studierte." „Die Fabrik liegt doch am anderen Ende der Stadt?" Ines lachte bell auf. „Ja, das stimmt! Vater hat damals die Villa so entfernt wie möglich von der Fabrik bauen lassen, denn er wollte sich wenigstens da heim von den Wohlgeriichen der Altmannschen Parfümeriefabrik erholen. — Es war der größte Schmerz meiner Backfischjahre, daß Vater nie er laubte, daß ich auch nur einen Hauch Parfüm be nutzte." „D^> will ich gern glauben, daß Ihr Her: Vater Kn. Parfüm riechen mochte." „Voler behauptete, das „Zeng" röche allzu penetrant, und mit wahrer Gier atmete er die Luft im Pferdcstall ein, oder, zum Entsetzen unse rer feinen, zarten Mutter, ging er gern in einen Käseladen," sagte Ines lachend und stand auf, r m sich von Helga zu verabschieden. „Also heute nachmittag pünktlich fünf Uhr!" „Gern komme ich, gnädige Frau. Nur zu gern!" .Bitte, sagen Sie doch Ihrem Fräulein Nichte, daß sie ihr Racket mitbringt, Henner hat für sechs Uhr Tennismatch beordert." „Madi) wird sroh sein, einen Partner gesun den zu haben — denn ich spiele nicht. Der ein zige Sport, und das war auch Notwendigkeit, der in Süd-West geübt wird, ist Reiten." „Mein Bruder Georg erzählte mir schon, daß Sie eine famose Reiterin sind." Helga winkte bescheiden ab. „Ich bitte Sie, gnädige Frau, wenn man agelang nicht aus dem Sattel kommt, muß man a schließlich eine sichere Reiterin werden. Ich änn mich nur nicht dazu verstehen, mit Damen sattel zu reiten. Ich habe dann nicht das un bedingte Gefühl des Bezwingens meines Pfer des." „Gnädige Frau, ich muß mich sowohl für einen Ritt im Damensattel als für einen im Herrensattel bedanken, nm meisten aber für ein Leben in Süd-West. Ich lobe mir mein nettes, bequemes englisches Landhaus in Eardcnhoul." Mit dem Gefühl gegenseitiger Sympathie schieden beide Frauen. Dem ersten Besuch Helgas in der Altmann schen Villa folgten bald weitere. Sie fühlte sich im Kreis der Geschwister unendlich wohl und lebte unter Henners Einfluß von Tag zu Tag mehr auf. Sie wurde sich wieder so langsam be wußt, daß sie je noch so herrlich, wundervoll jung war. Langsam, ihr selbst unbewußt, versanken die Jahre der Vergangenheit immer mehr, und sie lebte und fühlte nur in der Gegenwart. Da sich regelmäßig an den Tee eine oder meh rere Partien Tennis schlossen und Helga und Georg die einzigen Nichtspielenden waren, so ergab sich immer von selbst, daß sie beide allein am Teetisch zurückblieben und miteinander plau derten. Für Georg bedeutet es die schönste Stunde des Tages, und auch Helga konnte ein Gefühl der Leere nicht unterdrücken, wenn Georg geschäftlich verhindert war, zur Teestunde daheim -,u sein. Heute nun hatte Helga die Geschwister zu sich s gebeten, auf Klein-Elfchens Verlangen auch noch ganz besonders Fix und Fax, die Elfchens ganze Wonne waren. Laila arrangierte den Teetisch auf der Veranda. Aber sie tat es heute nicht zur Zufrie denheit Madys, die allerhand an dem Arrange ment zn tadeln hatte und dies und jenes ab- ändcrte. Mady war ganz in Weiß, im blonden Zopf schwebte wieder eine Niesenschmetterlingsschleise. Rosa! Weil Henner Rosa in den Tod nicht lei den konnte. Es mußte ja nicht alles nach dem Kopf dieses Herren gehen! Mady war Gegnerin. Allerdings war sie die einzige Vertreterin dieser Partei, denn wie weiland dem Rattenfänger alles folgte, so tanzte alles nach Henners Pfeife. Sic nicht — das stand fest! Am schlimmsten trieb es Eisib, der Henner fast so verehrte wie Helga. Zu dumm — was sie nur alle an ihm fanden? Mady zuckte überlegen die zarte Schuller. Aber wehe dem, der ihr auf den Kopf zugesagt hätte, daß sie nur wegen Henne» den Teetisch so zierlich ordnete, daß sie nnr seinetwegen ihr schönstes Kleid angezogen hatte und daß sie schon ganz ungeduldig auf ihn wartete! — O, der hätte was hören sollen! Sie konnte Henner Alt mann gar nicht leiden! Nein — ganz gewiß nicht. Was hätte Mady wohl gesagt, wenn sie be merkt hätte, daß schon lange in dem dichten Laub Henner versteckt saß und all ihr liebliches Walten am Teetisch beobachtet? Noch einmal übersah sie prüfend den Tisch. Befriedigt seufzte sie auf: „So — nun ist alles in Ordnung!" „Bei der dritten Tasse rechts liegt die Ser viette falsch," tönte eine Stimme hinter ihr. Sie fuhr erschrocken zusammen. „Huch!" „Was heißt „Huch?" — „Ich bins." Und mit kühnem Schwung sprang Henner auf die Ve randa. Er mar schon im weißen Tennis-Dreß und hatte sein Rakctt in der Hand. Bas Blusen hemd stand offen und zeigte den kräftigen Hals, durch die dünne Seide des Blusenhemdes sah man jede Muskel des schönen, kräftigen Köpers spielen. Mady, mit purpurrotem Köpfchen, starrte ihn sprachlos an. „Sind Sie Tappistin geworden, Mady, oder raubt Ihnen meine Frech heit die Sprache? „Allerdings — Sie sind. . ." „Na, Gottlob, da ist sie ja wieder, die liebe Sprache! Sie wollten mir wohl bestätigen, daß ich frech bin? Nicht nötig, teuerste Mady, das weiß ich schon!" „Wie lange hockten Sic dcnn schon dort?" 'ragte Mndy und sah kühl an ihrem Näschen ent- ang zu Henner, der über das ganze Gesicht trahlte und sie empörend anlachte. „Ach — ich sitze da schon ne ganze Weile." Madys rotes Köpchen wurde noch röter, denn io dachte daran, daß sie vor einigen Minuten )ie Verandatür als Spiegel benutzt hatte, um ich noch mal kritisch zu betrachten. „Nehmen Sie doch bitte das Ding da aus den Haaren," sagte Henner jetzt ganz ernsthaft.