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I EU »i * Die Berliner Frauen. Die Ber-s , liner Frauen sind vor 250 Jahren ; kaum anders gewesen als heute. Wenig- » stcns lassen daraus die bitteren Klagen I schließen, welche der knrsürstlich bran- I denburgische Rat Hans Georg von dem ü Borne in seinem Buch über den „gegen- » wärtigen bettübten und kümmerlichen I Zustand der Kurmark Brandenburg" an- I stellt, das im zweiten Regierungsjahre » des Großen Kurfürsten erschien. In I dieser merkwürdigen Schrift heißt es i wörtlich: „Unsre Weiber und Töchter I können ihren Vorwitz in der Vanitüt > nicht genug Lützen, sogar Laß sie mit der » natürlichen Gestalt und Farbe, so ihnen ' Gott der Schöpfer gegeben hat, nicht zu» I frieden sind, sondern damit sie weißer I und schöner erscheinen möchten, waschen » sie sich mit Mischungen von wohlrie- ! chcnden Wassern, streuen Poudre de I Cvpre in das Haar und tragen hohe I Sturmhauben auf dem Kopse, als ob sie , alles, was ihnen begegnet, nicderreitzen » wollten." : 4- Böücrlob. Am 12. März 1834 las I man in der Berliner „Spencrschen Zei- I tung" folgende Bekanntmachung: „In ; Ausführung der Verordnung vom 21. » Januar 1816 wird hierdurch bekannt ge- ß macht, daß im verstossenen Monat Fe- I bruar nachstehende hiesige Bäcker, bei , tadelloser Aeschassenheit der Ware, die größten Backwaren geliefert haben: a) i An Semmeln: Nimrod, Mauerstraße 21, l Dannenberg, Elisabethstraße 33. b) An « Weißbrot: Lietzmann, Kreuzgasse 13. o) ! An Hausbackenbrot: Lietzmann, Kreuz- » gasse 13, Wolf, Georgenkirchgasse 28. I Berlin, den 6. März. Königliches Poli- zeipräsidium, Gerlach." — Es wäre viel- » leicht nicht dumni, auch heuie von Zeit 5 zu Zeit ähnliche Notizen zu verössent- lichen. I -k- Entartete Tiere. In seinen tnter- > essanten „Biologischen Studien" hat Pro- » sessor Dr. R. Arndt den Nachweis ge- I liefert, daß bei unseren Haustieren I massenhaft Entartungen Vorkommen und , daß Tiere menschlichen Anforderungen " aus Kosten ihrer eigenen natürlichen , Entwickelung Genüge geleistet haben. I Während der Rennsaisons haben viele I Gelegenheit, in dem Rennpferd und Voll- ! blutpferd ein entartetes Pferd zu » bewundern. Außer zu einer Viertelstunde I gewaltiger Sprünge, durch welche es, ß wenn es das Rennen gewinnt, allerdings » Geld einbringt, ist eS zu keiner eigent- I lichen irgendeinen Nutzen oder Vorteil i bringenden Arbeitsleistung zu verwerten. I Auch die kolossalen Percherons und ganz > besonders die Schimmel unter ihnen be- . zeichnet Arndt als Entartungen. Der " starkwollige Schwanz und die langen I Zotten an den Beinen, die kissenförmigen I Polster der Hüsten und Schultern sind » künstlich gezüchtet. Etwas Ähnliches zeigt , das Fettschwanzschaf, bei dem ein fetter I Schwanz als eine Delikatesse besonders I erstrebt wird, so daß er aus ein Wägelchen ; gelegt werden mutz, welches dem Tiere » angebunden wird, um ihm so wenigstens ! noch einige Bewegungen zu gestatten. I Nach Arndt ist auch die feine Wolle der I Merinoschafe, welche vom Wetter leiden ? und leicht von Krankheiten dahingerafft » werden, eine Entartungserscheinung. Ein I besonderes Zeichen der Entartung finden die Naturforscher darin, daß sich das Weibchen nicht im geringsten mehr um seine Nachkommen kümmert. So bei den Haubenhühncrn und der von unseren Feinschmeckern so geschätzten Hamburger Hühnerrasse. Die Hamburger Hennen ftiden als entartete Mütter nach Ansicht Arndts geradezu an moral insanitv. Daß die künstliche Züchtung ost auch zu künstlichen Mitteln zur Erhaltung der Art greisen muß, zeigt sich bei den Tauben. So sind z. B. die Purzel- tauben, Tümmler, eine in Entartung stehende Rasse, und am weitesten entar tet sind die Tauben, die am anhaltendsten purzeln. Während man zügelten muß, daß alle Tiere, die nur noch mit Hilfe der Menschen gedeihen und sonst ganz elend sind, einer dem Verfall nahen entarteten Rasse angchören, scheint Arndt, der wie derum ans Darwin sutzt, zu weit zu gehen, wenn er auch alle in ihren Farben, Kropfbildnng und Stimme durch Haus- züchtung veränderten Tiere als entartet hinstellt, jo unter den Tauben die Lach taube. * Die Kongoeisenbahn. Frankreich Will den Eisenbahndau in Aguatorial- asrika fortsetzen und zu raschem Abschluß bringen. Die Bedeutung dieser Bahn sür das Gebiet um den Kongo ist außer ordentlich groß. Als Stanley von seiner ersten Forschungsreise zurückkehne, sagte er: „Ich habe ein unermeßlich reiches Land entdeckt, das ein weitverzweigtes Flußnetz sein eigen nennt; aber solange der Fluß nickt mit dem Meer verbunden ist, würde ich keinen Pfennig in dieses Land hineinstecken." Wie man weiß, ist der Kongo nur zu einem gewissen Teil schiff bar; bei Brazzaville, 400 Kilometer vom Meer entfernt, beginnt das wilde Ge biet seiner Katarakte, wo der Kongo zwi schen Felsen dahinströmt und kilometer weit über Wassersälle gleitet. Hinter dieser natürlichen Schranke dämmert das Land, das ans Mangel an Verkehrs mitteln nichts aussühren kann, in einem lethargischen Schlas. Tie Belgier haben unter großen Schwierigkeiten durch diese Felsenmanen eine Eisenbahn gebaut, die von der Flußmündung zu ihrer Haupt stadt Leopoldville sühn. Aber die Ver bindung ist unzureichend geworden, und nm dem dringenden Bedürfnis nach einer modernen, allen Ansprüchen genügenden Eisenbahnlinie gerecht zu werden, soll nun von Frankreich die neue Linie ge baut werden. Erst dann wird sich Äguatorialafrika entwickeln können; dann ist der Weg sür seine Reichtümer an Kautschuk, Elfenbein, Baumwolle uns Küpser erschlossen. * Der Name der geschiedenen Fran. Nach früherem preußischen Recht konnte der Mann die geschiedene Frau seines Namens nur in der Weise verlustig machen, daß er gegen sie auf Aberken nung seines Namens klagte. Erst wenn in diesem Prozeß ihr rechtskräftig sein Name aberkannt war, verlor sie ihn. Das gilt also z. B. auch dann, wenn die Frau 1895 oder 1L99 als allein schuldiger Teil rechtskräftig geschieden ist, der Mann aber erst 1901 den Entschluß saßt, ihr seinen Namen zu entziehen. Ist dagegen die Scheidung selbst erst im Jahre 1900 I oder später erfolgt, so verliert die allein ! für schuldig erklärte Frau den Namen ' des Mannes auf viel einfacherem Wege: » der Mann braucht nur gegenüber der l zuständigen Behörde — das ist meist der I Standesbeamte, bisweilen das Amts- I gericht — in öffentlich beglaubigter » Form die Erklärung abzugcben, daß er l der Frau die Führung seines Namens , untersagt. (Urteil des Kammcrgerichts.) . praktische Winke. Befestigen von Besenstielen. Ist * der Stiel eines Besens lose geworden, » so befestigt man ihn wieder dadurch, ! daß man den Besen umdreht und mit I dem entgegengesetzten Ende kräftig a'us I den Boden aufstößt, in derselben Weise ; wie man dies bei einem lose auf dem . Heste sitzenden Hammer macht. Führt I dieses einsache Verjähren nicht zum I Ziele, weil der Besenstiel eingetrocknct I oder unten abgenutzt ist, so treibt man ; einen kleinen Keil hinein und befestigt , ihn dann wieder in der angegebenen I Weise durch Ausstößen aus den Boden. I Um ihn dauernd fest zu machen, kann I man zum Überfluß auch noch einen » kleinen Nagel einschlagcn. * Pflegliche Behandlung von Klei- I dungsstückcu. Einfarbige Kleidungs- ; stücke von dunkler Farbe und auch bunte . kann man lange gut und ansehnlich er- I halten, wenn man sie von Zeit zu Zeit I in folgender Weise behandelt: Man ! übergießt sür 20 Pfennig Ouillaja- » rinde in einer Schüssel mit einem halben . Liter Wasser und läßt den Ausguß bis I zum nächsten Tage ziehen. Die zu be- l handelnden Kleidungsstücke klopft man ; und bürstet man zunächst so lange aus, » bis sie staubsrci sind. Etwaige Flecke I werden einzeln ausgebürstci, indem man j eine Bürste in die Quillajarindenlösnng , taucht. Dabei entsteht ein leichter Sei- I senjchaum, der aber bald wieder ver- ! schwindet. Hieraus bürstet man das I ganze Kleidungsstück Strich sür Strich » von oben nach nmen aus, wobei es sich , empfiehlt, die Bürste nicht zu naß zu ' machen. Sind die Sachen jchr schmutzig, I so kann man sie auch in eine: solchen > Mischung ganz waschen. Man spült sie » dann in kalten« klaren Wasser nach und I hängt sie naß zum Trocknen auf, ohne I sie erst auszuwringen. Wenn sie noch I etwas seucht sind, wickelt man sie in ein - wollenes Tuch und plättet sie von der » linken Seite aus wieder auf. Auch Decken ! und farbige Strümpfe kann man in der I letzteren Weise behandeln. c * Eisenschrauürn zn lösen. Will man ; sestsitzende Eisenschraubeu aus gcguolle- - neni Holz herausziehen, kann man ir- I gendein Stück Eisen, zum Beispiel den I Feuerhaken, an der Spitze glühend ' machen. Tann drückt mau das glü- ' hende Eisen eine Zeitlang aus den » Schraubenkopf, um die Schraube heiß l zu machen. Dadurch dehnt sic sich aus « und nach ihrem Erkalten kann man sie ! mit Leichtigkeit herauszichen. Auslösung der Rätsel aus voriger Nummer. » Zusammensetzrätsel: ! Klaue Kappe Larve Seife » Falke - „April" - Buchstabenrätsel: Gedicht, ge- I picht, gcaicht, Gericht, Gesicht, Gewicht. I Rätsel (zweisilbig): Mitaist — mit » Gift. I