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s Lz N ^-Ä! >/ÄO SsS N dis Straßen. Im Weichbild von D-eddah befindet sich das z Grab Evas, in dem nach der Überlieferung die Mutter » des Menschengeschlechts ruhen soll. Dieses Grab weist ! einen eigenartigen Bau aus; es ist eine rechteckige Gruft, i die 125 Meter lang und nur 2 Meter breit ist, mit je ß einer kuppelartigen Haube an den Enden und in der » Mitte. Wie der Volksmund erzählt, bergen diese Hauben ! Kopf, Brüste und Füße unserer Stammutter. In Djeddah versammeln sich die Pilger, um in Kara- f wanen eingeleilt zu werden, die sie nach der heiligen - Stadt bringen. Die einfachen und unbegüterten Musel- ! mannen gehen zu Fuß, die wohlhabenderen benutzen einen I Esel, während die Vornehmen auf dem Rücken eines Ka- j mels die beschwerliche Reise zurücklegem Der Weg, Ler - durch eine unfruchtbare Wüstenlandschast führt, ist ein förmig. Das Landschaftsbild nimmt erst ein freundlicheres Gesicht an, wenn sich die Karawane der heiligen Stadt nähert und der Boden hügelig wird. Die Reisenden sind dann bei El Alamina, „den Zwei Zeichen- angelangt und ! müssen in die Schluchten binabsteigen, die von dunklen I Bergen eingesäumt sind. Bei El Alamina beginnt das ß heilige Gebiet von Mekka. Auf diesem Boden darf nicht ge jagt, gekämpft oder Luxus zur Schau getragen werden. Beim Anblick der Felsen stimmen die Pilger im Chor feier liche Gesänge an. Ist die Schlucht durchquert, so liegt Mekka vor dem Beschauer. In dieser Umgebung wurde Mohammed zum Pro- 1 pheten und Neligionsstifter, der, fest verwurzelt in den Ge- . wohnheilen seiner Jugend, diese mit einer neuen Religion ! verschmelzen wollte, die eine Mischung zwischen Judentum I und Christentum und der rechte Glaube Abrahams, des j Urvaters der Araber, sein sollte. Die alten vorislamischen . Gebräuche wurden in der neuen Religionsstiftung ver- ! wertet, und so ist auch die Pilgerfahrt nach Metta, die für I den rechtgläubigen Bekenner des Korans von so großer I Bedeutung ist, aus früherer Zeit von Mohammed über- . nommen. I Für den Pilger, der von Westen kommt, beginnt sobald I erzwischen den zwei Felsen unweit des Sinaigebirges bin- 1 durchgeht, die Erfüllung besonderer religiöser Pflichten, ' die in dem guten Vorsatz, der Abwaschung und dem Schnei- ! den des Bart- und Haupthaares bestehen. In der Lehre > Mohammeds spielt der gute Vorsatz die Hauptrolle und j verleiht jeder religiösen Übung erst den rechten Wert. Der . rechtgläubige Sohn des Propheten muß den festen Vor- ! satz haben, nach Mekka zu wallfahren und dort alle Ge- I brauche, die der „Jhram- vorschreibt, zu üben. Diese Ge- j bräuche verlangen die Reinheit des Wallfahrers, die durch , eine Abwaschung des Körpers erworben wird. Sie kann ! indessen in Ausnahmesällen durch eine kleine oder gar durch I eine fiktive Abwaschung ersetzt werden. Der Akt der HeUi- I gung wird ergänzt, indem sich der Pilger Bart und . Schnurrbart abrasiert und die Nägel mit dem Feder- ! messer oder der Schere schneidet. Schließlich muß der I Pilger noch feine Kleidung wechseln, und das neue Ge- l wand, das er anzieht und das „Jhram- genannt wird, » symbolisiert seine innere Wandlung. ES soll andeuten, ! daß sich der Gläubige in einem neuen seelischen Zustand I befindet. Das Pilgerkleid ist einfach und unscheinbar, der 1 Kopf bleibt unbedeckt nnd die Füße stecken in einfachen , Sandalen; in diesem primitiven Aufzug wandert der ! Muselmann nach der heiligen Stadt. Djeddah ist der Hafen von Metta. Eine unbarm- j herzige Hitze brütet auf diesem Boden, die Stadt ist grau - von Sand und Staub, ein scharfer und beißender Dunst ! legt sich um die Augen. Große Karawanen riesiger Ka» I mele, beladen mit Gepäck nnd anderen Lasten, ziehen durch Oie Pilgerfahrt nach Metta. Ern vorislamischer Brauch. Von allen religiösen Übungen, denen sich der Musel- . mann unterziehen muß, ist die Pilgerfahrt nach Metta die ! bedeutsamste. Ihre Geschichte ist lange rurbekannt geblieben. I Die politische und soziale Entwicklung des Islam hat sich ja j in sorgfältiger Abgeschlossenheit gegen die Europäer voll- . zogen, denen der Eintritt in die heilige Stadt streng ver- ! boten war. Die Ereignisse des Weltkrieges, die den Islam I auf oie Bahn der Entwicklung zur abendländischen Zivili- I sation und zur Überwindung alter Vorurteile geführt , haben, haben aber auch hier Wandel geschaffen. Zwischen ! Mohammedanern und Christen hat sich ein neues Verhältnis I herausgebildet, das mehr und mehr die Gegensätze über- j windet und durch eine moderne Aufsassung menschlicher , Beziehungen die Gegner von ehedem einander näher- ! bringt. Die Gegend von Metta ist ein wüstes, ausgedörrtes j und kahles Gefilde. Durch nichts scheint es von der Natur . befähigt zu fein, die Rolle zu spielen, die ihm in der ersten ! Hälfte des 7. Jahrhunderts von der Weltgeschichte zuer- I teilt worden war: Mittelpunkt einer der größten Religions- j gcmeinschasten zu sein. Indessen war die Stadt Mekka . selbst eine Art Knotenpunkt, an dem sich die Straßen von ! Arabien und Syrien mit den Wegen nach dem Roten I Meer und Abessinien, dem Lanoinnern und dem Persischen j Golf trafen: an diesem Verkehrszentrum vermischten sich . Menschen und Glaubensbekenntnisse. Schon vor Moham- I mcd stellte die Kaaba, das Haus Gottes, den Mittelpunkt I eines primitiven religiösen Kults dar. Zu ihr pilgerten j die eingeborenen Stämme zweimal jährlich, im Frühling » und im Herbst, und flehten zur Gottheit nm sruchtbrin- ! gcnden Regen und das Wohlergehen der Herden. Die I Pilger küßten den heiligen Stein und brachten ihren Körper j mit ihm in Berührung. In der heiligen Halle fanden . religiöse Tänze statt, nnd die Priester des Heiligtums er- ! teilten ihre Orakel. Zwischen Bergen gebettet, beherbergt die heilige Stadt, die gewöhnlich etwa 110 000 Einwohner I zählt, während der Pilgerfahrten ost mehr als eine halbe j Million Menschen. Die Straßen sind breit und luftig; » neben elenden Hütten erheben sich prächtige moderne ! Bauten in europäischem Stil. Der Pilger, der in Metta I angekommen ist, muß sich zunächst unter der Führung eines ß Mufti, der ihm die besonderen Gebete vorspricht, zur Ab- > Waschung und dann zur großen Moschee begeben, wo er ! siebenmal die Runde um die Erhöhung machen mutz, auf I der der „schwarze Stein- ruht. Wenn der Besuch beendigt ß ist, verläßt der Pilger durch eine andere Tür die Moschee » nnd findet sich auf der großen Straße zwischen dem Sasa . und der Marua, zwei Hügeln, die in der Legende eine be- I sondere Rolle spielen. Siebenmal muß er den Weg von > einem Ende zum anderen zurücklegen. Nach der über- ; lieferung war Hagar, die Mutter Ismaels, an diesem Ort, . der besonders unfruchtbar und trocken ist, einst von Durst t gequält niedergesunken. Sie setzte ihr Kind auf den Safa j und lief zur Marua, um Wasser zu holen. Ihre Nach- ; forschungen blieben zunächst ersolglos und sie eilte voller - Sorge um den kleinen Ismael zurück.. Das Kind war in- t dessen verschwunden. Siebenmal machte die verzweifelte ß Mutter den langen Weg und beim letzten Mal fand sie ; das verloren geglaubte Kind am Boden sitzend und mit - seinen kleinen Händchen das Erdreich aufwühlend, aus dem I plötzlich köstliches Wasser strömte. Noch heute befindet sich f an dieser Stelle ein berühmter Brunnen. _ ; Wenn der Pilger auch dieser Pflicht genügt und sieben- > mal seinen Weg gemacht hat, muß er sich unter Gebeten das I Haupt rasieren lassen. Dann begibt er sich nach dem Arafat, § 17 Kilometer von Mekka entfernt. Dott hält vor Sonnen- untergang ein Imam, der auf einem prächtigen Kamel thront, die Ansprache an die Pilger. Er spricht von einem erhöhten Platz aus und macht sich durch einen Streifen weißer Leinwand besonders sichtbar, mit der er seine Gesten auch den entferntesten Zuhörern verständlich macht. Zehn- tausende von Pilgern lauschen im Umkreis und beten auf den Knien, Arme neben Neichen, zu Allah. Rach Sonnenuntergang kündigen ein Kanonenschuß und eine Rakete das Ende der eigentlichen Pilgerfahrt an. Was den Wallfahrern noch zu tun bleibt, sind: die Opfe rung eines Lammes am darauffolgenden Tag an der Stelle, wo Abraham geopfert hat, und die drei Tage der Erholung, die sich der Pilger nach dem Vorbild des Pro pheten in einiger Entfernung von Metta, in Minah, gönnt. Die Wallfahrt nach Mekka, die Haddsch, ist eine Pflicht für jeden volljährigen Mohammedaner und wird von den Gläubigen oft unter den größten Entbehrungen durchge setzt. Wer sie hinter sich hat, erhält den Ehrennamen „Pilger' und genießt in seiner Heimat ein ganz be sonderes Ansehen.