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Unterhaltungs-Beilage zum MM-WM MM « Akim Druck und Verlag von I. Ruhr Nach:. Dr. Alban irisch, Hohenstein-Ernstthal. Schiffbruch im Hafen Roman von Zda Bock. der fortschicken wie einen Schul ich aber mit Ihnen machen, nicht allein — jetzt nicht — „Sie sollen mich nicht jungen!" «Was zum Kuckuck soll Pröbelt?" „Lassen Sie mich jetzt nehmen Sie mich mit!" „Nach Stramitz?" „Ja!" Annette überlegte. Er tat ihr schrecklich leid, der arme Kerl, aber er war so unüberlegt, beherrschte sich gar nicht — dabei schien er auf Wessel nicht gut zu sprechen — Drittes Kapitel. Im Erdgeschoß des Herrenhauses von Stramitz, neben geräumigen Küche, befindet sich die Gesindestube. Tort saß aus dem erhöhten Fensterplatz Vie schwarz- (Nachdruck verboten.) und Wessel hatte ihr das Kokettieren mit dem Kleinen auch übelgcnommen — nein, nein, das konnte unangenehme Konsequenzen haben, wenn die zwei heute anseinander stießen. „Nein, Probell, das geht nicht, daß ich Sie so mir nichts, dir nichts einfach mitbringe — wir haben Gäste — das sähe so seltsam aus! Reiten Sie nach Hause, es ist besser so! Wir werden die Aufwallung vergessen, und einmal lachen wir darüber! Sie sind ja noch so jung!" „Sie sollen nicht mit mir sprechen wie mit einem Kinde," bat er gequält. „Na, sehen Sie — Sie sind heute nervös. In Ihrer Stimmung würden Tie nur Dummheiten anrichten, wenn ich Sie mitnchmen wollte! Also leben Sic wohl — und vernünftig sein!" „Nehmen Sie mich mit!" „Seien Sie nicht eigensinnig, Probell — was sollten Sie denn auch heute bei uns — Skatpartic —" „Und — der Wessel — er spielt doch auch nicht — und er darf dabei —"*rang es sich bebend über seine Lippen. „Herr Leutnant Wessel wird dabei sein!" sagte Annette streng. „Daß hätten Sie nicht sagen sollen: denn eigentlich kümmert es Sie doch absolut nicht, wen mein Mann zu sich ladet, nicht wahr? Gme Nacht!" Annette wandte ihren Braunen und ritt, ohne sich weiter um den jungen Mann zu kümmern, davon. Aber sic hatte ein unangenehmes Gefühl, sie empsaud die Er wähnung Wessels als Vorwurf. Einen Augenblick stutzte sie jetzt und hob lauschend den Kops. War das nicht ein Aufschrei? „Annette!" — Sie wollte nicht gehört haben — nein, nein! Sie spornte ihren Brannen zu scharfem Trab an und atmete wie befreit ans, als sic durch das weit offen stehende Tor von Stramitz einritt. haarige, hübsche Käthe, das Stubenmädchen, und stichelte an einer Handarbeit, während die Köchin Lena, eine ältere, grobknochige Person, Kartoffeln schälte. Die beiden führten, „Dienstbotengespräche", das heißt, sie beschäftigten sich mit ihrer Herrschaft. Und sie waren so gar nicht einer Meinung! Die hübsche Käthe verteidigte ihre Herrin mit dem Temperament einer Zwanzig jährigen, die bedächtigere Köchin mochte dem Herrn nicht unrecht geben. Während Lena einen Augenblick im Schälen innehielt, sagte sie: „Warum hat er sie denn geheiratet, wenn er für sie viel zu alt ist?" „Wie Sie nur so reden können!" ereiferte sich Käthe. „Sie war ein ganz armes Ding, das hab' ich Ihnen doch schon gesagt — und so schrecklich wie jetzt ist er vor der Verheiratung sicher nicht gewesen!" (3. Fortsetzung.) Probell zuckte zusammen wie unter einem Hieb. „Nicht — nicht!" bat er. „Spotten Sic nicht, Annette, Sie wissen nicht, wie es um mich steht! Ich habe eben geglaubt, Sie würden Mitleid haben — so schrecklich bin ich doch schließlich nicht —" „Schrecklich, nein, aber ein kleines Schaf sind Sie! Denken Sie doch einmal ruhig über das Ganze, über sich, über mich, — dann werden Sie sich den Unsinn schon aus dem Kopf schlagen." „Dem Wessel würden Sic das gewiß nicht sagen!" Fast zischend kam es über die Lippen des jungen Menschen. Sein Gesicht war aschfahl geworden. Einen Augenblick starrte Annette ihn betroffen an, dann sagte sie heftig: „Jetzt ist cs aber genug. Ich glaube nicht, daß ich. Ihnen das Recht gegeben habe —" „Nein, nein — um Gottes willen, seien Sie nicht böse — ich weiß ja nicht mehr, was ich rede!" „Das scheint allerdings der Fall zu sein! Wenn ich das nicht berücksichtigte, müßte ich Sie bitten —" „Nein — bitte — nein — schicken Sie mich nicht fort, — ich werde mich ja zusammc »nehmen, seien Sie gut, Annette, sagen Sie mir ein liebes Wort, aus Mitleid — sagen Sie mir, daß Sie mich liebhaben — ich bitte Sie —" „Und wenn ich Ihnen nun sage, daß ich Sie liebhabe, wie so einen recht dummen, kleinen Jungen, den man eigentlich ein bißchen prügeln sollte — sind Sie damit zu frieden? Denn mehr sagen kann ich Ihnen nicht — uno wenn ich mit Ihnen schelte, dann ist's auch mütterlich. Anders dürfen wir's nicht nehmen!" Er gab keine Antwort. Mit gesenktem Kopf ritt er eine Weile schweigend neben ihr. Erst als sic sagte: „So gleich bin ich daheim, dort leuchten schon die Fenster von i Stramitz herüber — aus Wiedersehen, lieber Baron — ! und werden Sie wieder hübsch artig," hob er den Kopf § und sah sie an. Aus dem Kindcrgesicht lag ein solcher! Ausdruck von Schmerz und Bitterkeit, daß cs Annette das ! Herz zusammcnzog. ! „Na, Probell — Kopf hoch, wer wird sich denn so 1 Niederdrücken lassen!" Sie reichte ihm die Hand, die er! fest umklammerte, mit einem fieberhaften Druck. Dabei waren seine Finger eiskalt. „Ich kann jetzt nicht fort," sagte cr gepreßt. „Aber ich muß doch nach Hause!"