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* Deutscher Frauendurst im Mittel alter In einer gräflich oldenburgischen Verordnung vom 9. Dezember 1606 heißt es in tz 3 bezüglich des Tausgangs: »Vom Kirchgang: Zum Kirchgang sollen nur zwölf Frauen, darunter die so der ge- durch bcigewohnet begriffen, durchaus aber keine Neuner gefurdert. auch dabei aber eine Tünne Bier. Jedoch ohne Zn- ziedungk einiges gcspiels (Viusik) nicht aufsgelegi oder verschenket weiden, alles bei Poen Zehen goltsl. (Goldgulden), welches der Uebertrcttender thei! würklich außrichten und einbringen soll." Eine Lonne auf zehn Frauen verteilt machte rund zehn Kannen Bier für jede ein zelne an einem Nachmittage. * Die gemietlichc Sprache. Der könig lich sächsische Gesandte von Globig reiste etnnial von seinem Auslandspässen nach Dresden zurück und passierte dabei eine kleine sächsische Garnisonstadt. Am Tor ! mußte sein Wagen halten, und der Unterossizier der Wache trat an den Wagenschlag heran, um den Reifenden vorschriftsmäßig nach feinem Namen zu fragen. Als der Gesandte seiner Auf forderung nachgekommen war, begann der Biedere zu schnauzen: „Gloob ich, gloob ich. Was gcht's mich an, was Sie glooben. Sie müssen doch wisse n, wer Sie sind." Lachend klärte der Diplomat das Mißverständnis aus. -t- Tie Champagnerschlacht. Eine der merkwürdigsten Schlachten des Jahres 1814 war die bei Chaions für Marne. Der französische General Macdonald hatte das Verlangen Borcks, den beseitig ten Platz zu übergeben, stolz zuiückge- wiescn. und Poick hatte der, Angriff be sohlen. Die südliche Vorstadt wurde leicht genommen; vor den Mauern der inncrn Stadt jedoch stießen die preußischen Truppen aus heftigen Widerstand. Aber gefährlicher als die Kanonen hinter den Schießscharten waren — die Weinkeller > der Vorstadt. Ta lagen reiche Vorräte ! des schäumenden Champagners, eine un gewohnte köstliche Labe für die durch ! Märsche und Entbehrungen hart mitge- ' nommenen Musketiere. Kein Verbot der ! Führer richtete etwas aus; die Soldaten I taten sich gütlich im Übermaß. Auch die I Franzosen hatten zuvor das gleiche gc- i tan, und es kam vor, daß mitten im » Handgemenge die Gegner niedersankcn, I von betäubendem Schlaf übermannt. I 50 090 Flaschen sollen an dem Tag ge- I leert worden sein. In der Nacht kam schließlich ein Übereinkommen zustande, « nach dem die Franzosen Ehalons räum- I ten. » ! * Eine neue Apfeisincnart. Seitdem ! im Juli 1915 die landwirtschaftliche I Studienanstalt in Tucumau den Anbau I einer neu gezüchteten Apfelsinenart ' empfohlen hat, gibt es die sogenannte » Sommcrapfelsine. Es handelt sich dabei I um eine nordamcrikanische Spielart der I beliebten Frucht, die durch Lie Kreuzung ! zweier italienischer und spanischer ? Apfelsinenbäumchen gewonnen wor- « den ifL " Ter Entdecker dieser I Kreuzung war ein chinesischer > Obstzüchtcr namens Lü Eim Gong, Ler I in Florida lebt und dort eine Obstschale » besitzt. Die besondere Eigenschaft der I neuen Spielart kennzeichnet sich darin, daß die Frucht monatelang am Baum hängen kann, ohne zu vertrocknen Den Alleinvertrieb dieser nach ihrem Züchter Lü Gim Gong genannten Apselsine hat sich eine große Obsthandlung in Florida gesichert. Die Apselsine wird Henie schon in großem Umsang in den Südstaaten Nordamerikas und anderen für den Anbau in Betracht kommenden Ländern kultiviert und wegen ihres Wohlgeschmacks in der ganzen Welt ge- schätzt. Man hat es immer als einen Üvelstand empfunden, daß die sastreichste aller Früchte erst in den bei uns schon kalten Monaten reift, und daß sie bei Wiederbeginn der wärmeren Jahreszeit rasch eintrocknet. Es ist deshalb zu be grüßen, daß uns in der Spielart Lü Gim Gong fetzt eine Apfelsine zur Verfügung steht, die in der Zeil ihrer Reife, im Mai und Juni, herb-säuerlich schmeckt und erst vom September an ihre Süßig keit und ihren Wohlgeschmack entfaltet, den sie bis zur Hälfte des Dezembers voll bewahrt. * Kalbsschlcgcl auf bayrische Art. Eine gespickte Kalbskeule, die zwei Tage in Eisig gelegen hat, dämpft man lang sam und gut zugedeckt mit Zwiebeln, Mohrrübe, Petersilicnwurzel, etwas Zitronenschale, 2 Nelken, Pfefferkörnern, einem Lorbeerblatt und fetter Bouillon in der Röhre, übergießt öfter und über- sireicht dann den Braten mit einer Obertasse sanrem Rahm. Wenn er weich und braun ist, gibt man einen Eßlöffel Mehl an die Sauce, daß sie dickfließcnd wird, ! tut einen Teil der Sauce über das Fleisch ! und den andern in die Sauciere. * Wurzelsalat. Man nimmt verschie dene Wurzelarten; wie rote, weiße und i gelbe Rüben, Rapontika, Schwarzwur- , zeln usw., und zwar 114 Psund (nach dem Zerschneiden gewogen). Man putzt die Wurzeln, locht sie ganz in Salzwasscr und schneidet sie nun in Scheiben oder auch in seine Streifen. Sodann vermischt man 3 Löffel Ll, 3 Löffel Essig, etwas feinen Pfeffer und Salz zu einer Sauce und vermengt hiermit die zerschnittenen Sachen. Menschenerziehung. * „Das kann ich nicht essen." Wieviel Ärger und Verdruß erleidet eine Haus frau. wenn sie sich den ganzen Vormittag > mit der Zubereitung des Essens abge- ! plagt und versucht hat, jedem gerecht zu werden, und trotzdem bei Tisch die eine ödere andere Stimme ertönt: „Das kann ich nicht essen." Es gibt Häuslichkeiten, wo sich täglich um Les lieben Essens willen die peinlichsten Szenen abspielen, > zumal wenn die Familie groß ist. Viele Eltern werden des Scheltens bald müde ! und lassen den Kindern ihren Willen. Wie schwer sich aber eine solche Gleich gültigkeit im Leben oft rächt, davon haben die meisten keine Ahnung. Abgesehen da- ! von, daß den Kindern eine tägliche j warme Mahlzeit unbedingt notwendig ! ist, müssen sie selbst im späteren Leben schwer dafür büßen, daß sie nicht gelernt haben, alles zu essen. Gesunden Kindern gegenüber soll man in diesem Punkte un nachsichtig sein. Hat man ihnen einmal eine Speise zu essen erlassen, so werden sic diesen Fall immer wieder anführcn, und die schwache Mutter, die für die Ge sundheit ihres Kindes fürchtet, kommt dann leicht dazu, eine Ertrafpcise zu be reiten. Solange sich das am häuslichen Herd abspiell, sind die Folgen nicht allzu schlimm Tritt aber die Fremde an Stelle des Hauses, so macht Ler Erziehungs- » fehler sich ost sehr unangenehm bemerkbar I und kann sür den damit Behafteten ge- I radezu tragische Folgen haben. ILrrOÄwWU! i Zwergdamenuhren. Auch Lie Da- ' menuhren sind der Mode stark unter- I worsen. Vor einer Reihe von Jahren , waren in Paris als „letzie Neuheit" Da- » menuhren sehr beliebt, die so winzig ! klein waren, daß sie in einem Ring I Platz sanden. Es sind in Diamantenrän- I der gesoßte, äußerst seine Merkchen, die ' nicht als etwas Außergewöhnliches aus- , sollen und deshalb um so kostbarer wir- ! ken. über dem Handschuh getragen, sind i sie der eleganten Frau, die stundenlang > „Besorgungen" macht, viel beguemer als j die immer noch etwas schweren Uhren- , armbänder. Sie hatten nur den einen I Fehler, sehr, sehr teuer zu sein. Aber in I den Augen mancher Frau bedeutete das ; vielleicht einen Vorzug, denn als Schmuck- > stück blieb dadurch vor allzu großer Ver- . allgemeinerung bewahrt. Die Zwerg- I uhren waren nicht unter 1600 Mark zu I haben. Bei reicher Ausstattung durch ' Verzierungen mancherlei Art war ihr « Preis noch wesentlich höher. ! I -l- Das Pnppcugartcnhans. In einer ' Eiscnhandlung ersteht man ungefähr 45 Zentimeter seines Drakngcfleckt und > einige Häkchen Mit diesen befestigt man I das Geflecht auf einem Brett von unge- « fahr 60 Zentimeter Länge und Breite. I Tas Geflecht ist 1 Meter breit und ge- > nügt zum Umfang des Häuschens. Oben I herum sowie an den beiden Seiten der j Öffnung, die die Tür bildet, wird ein , starker Draht befestigt, um dem Ganzen ; Halt zu geben. Feiner Blumendraht ver- i bindet ihn mit dem Geflecht. Zu dem I Dache benutzt man die inneren starken > Drähte eines alten Regenschirms mit ! einem kurzen Teil des Stieles. Letzteren ' stützt ein Holzleistchen, an das er geleimt I oder besser genagelt wird. Tie Leiste legt ! man quer über das Häuschen und be- « festigt cs an zwei entgegengesetzten Sei- I ten. Man bohrt Lazu an beiden Seiten k kleine Löcher in das Holz und zieht star- i ken Blumendraht hindurch. Zur Dachbe- ! kleidung schneidet man den Rand eines « Stückes graner Leinewand in Bogen aus ! und faßt sie mit roter Wollitze ein. Tie i Wände des Gartenhauses werden sodann I mit künstlichen grünen Weinlaubblättern ? geschmückt. In das Innere setzt man « Tische und Stühle, die eine geschickte I Hand in der Form der Triumphstühle I selbst herstellt. Die Puppengesellschaft i nebst Kaffeegeschirr vervollständigt das » Ganze. Den Boden läßt man am besten , grün streichen. Worträtsel. ! Mit a zeigt's das Gewicht dir an, Mit ie lag drin einst Weib und Mann, I Mit e führt es dich hin und her, Mil o find'st du's auf weitem Meer. (Auflösung in nächster Nuinmer.)