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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 06.02.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192502064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19250206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19250206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-02
- Tag 1925-02-06
-
Monat
1925-02
-
Jahr
1925
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Zahlungsmittels im Saargebiet seine volle Gültigkeit erwiesen, soirdern es gilt weit dar über hinaus für alle Stadien der französischen „Durchdringungspolitik" an der deutschen Saar. Wann und wo immer sich Frankreich in die innersaarländischen Jnieressenangelegenheiten aus Gründen seiner imperialistischen Nach kriegspolitik einmijchte, gipfelten seine Be mühungen in wirtschaftlicher Depression. Seit Frankreich seine Herrschaft im Saargebiet be gründet hat, sank die Produktion, gab es schwere Wirtschaftskämpfe, schwand der Segen der deutschen Sozialgesetzgebung. Mit teuf lischer Energie und ohne Rücksicht auf die von seelischer Not und leiblichem Elend zerrissene Bevölkerung verfolgt die französische Propa ganda im Saargebiet ihr politisches Ziel. Wirt schaftlich kümmerte man sich wertig um das Land. Nur wo es den politischen Bestrebun gen zu dienen galt, missbrauchte man die Wirr- jchast, indem man das vom Standpunkt der „Penetration pacisique" Erforderliche in einen Schutz saarländischer wirtschaftlicher Interessen umfälschte. Daneben war und ist das Saarge biet für Frankreich ein Objekt der Ausbeutung. Man denke nur an den Raubbau im Kohlen revier, an die Ueberschwemmung des saarlän dischen Marktes mit innersranzösischen Erzeug nissen. In diesen Tagen beleuchten zwei Ereignisse den ganzen Widersinn der aus politischen Gründen von selten Frankreichs durch die Ver mittlung der profranzösischen Saarregierung im Saargebiet zur Durchführung gebrachten wirtschasts- und finanzpolitischen Massnahmen. Einmal ist es die jeder wirtschaftlichen Ver nunft hohnsprechende, den Gesetzen der wirt schaftlichen Entwicklung an der Saar völlig entgegengesetzte Aufrichtung der Zollgrenze gegen das deutsche Mutterland, das bisher 75 Prozent der saarländischen Produktion auf- nahm, und auf der anderen Seite das neue Stadium der saarländischen Währungskrise, die von Frankreich künstlich herbeigeführt wor den ist. Als die Saarregierung vor Jahren den französischen Franken obligatorisch einführte, durch Drohungen und Erpressungen die Bevöl kerung zur Annahme des fremden Zahlungs mittels zwang, geschah das aus dem Willen heraus, die Bevölkerung so schnell und so nachhaltig wie möglich dem deutschen Volksver- bande zu entfremden. Auf die währungspoli tische Lage Frankreichs nahm man dabei keine Rücksicht. Es kam die Markstabilisierung im Reich, und mit neidischen Blicken sahen selbst d i e saarländischen Kreise in die benachbarten rheinischen Gaue, die aus egoistischen Gründen der Bereicherung des eigenen Vermögens ehe dem die Einführung des Franken betrieben hatten. Zu dieser Zeit wurde auch der Schleier zerrissen, der dem französischen Volke die Wahr heit über die eigene Lage verhüllt hatte. Lang sam begann man das Unhaltbare der eigenen finanziellen Lage zu merken. Das französische Volk glaubte nicht mehr Herrn Poincaree und seinem Leitmotiv „Le Boche paycra tout" (Der „Boche" wird alles bezahlen), das Ruhrpfano versagte seine Wirkung, man musste notgedrun gen auf selbständige Abhilfe sinnen. Herriot kam, das Kartell der Linken ging zur neuen Fundierung der sranzösischen Finanzen über; Herr Clementel, der französische Finanzmini ster, warf sich der Inflation entgegen. Er sah die schädlichen rückwirkenden Folgen der Ein führung des französischen Franken im Saarge biet. Heute liegt es offenkundig zutage, dass Frankreich seinen eigenen wirtschaftlichen In teressen zuwidergehandelt hatte. Mit der Er weiterung des Umlaufsgebietes wuchs die Notenmasse bei gleichbleibender Deckung. Da mit sank der nominelle Geldwert. Auch die Wirtschaft des Saargebietes litt unter den ständigen Schwankungen der französischen Valuta. Und nun, da sich kaum Industrie und Handel umgestellt habe», will die französische Negierung dem Saargebiet auch das aufoktro yierte französische Geldmittel und dem ganzen Wirtschaftsleben von neuem die Grundlage sei ner Existenz rauben. Die französische Regie rung beabsichtigt, für das ganze Saargebiet be sondere Banknote» hcrauszugebcn, und zwar im Betrage von 400 bis 500 Millionen Mark. Es wird zwar behauptet, das neue Saargeld solle die gleiche Kaufkraft habe» wie der fran zösische Franken und könne durch Schecks auf Paris umgetauscht werden. In Wahrheit be deutet diese Finanzmanipulatio» aber nichts anderes als einen neuen Betrug «in deutschen Saargebiet, um mit dem sranzösischen Wirt schaftler zu sprechen, ein neues schweres Ver brechen an der wirtschaftlichen Wohlfahrt der gesaniten Saarbevölkerung. Denn der „Saar- franken", oder wie man auch sonst dieses omi nöse neue Zahlungsmittel nennen mag, ist nichts als ein völlig ungenügendes Geldsurro gat. ein Geldersatz, den niemand saarländischen Importeuren und Kaufleuten abnchmen wird. Was sott das Wirtschaftsleben, was soll insbe sondere die saarländische Industrie mit einem Zahiungsmittel a»fangen, das nur einen fikti ve» Wert hat? Die saarländische Wirtschaft, die schon ohnehin aus dem Stadium der Um stellung und der mit ihr verbundenen grossen Schwierigkeiten in den letzten Jahren nicht her ausgekommen ist, soll anscheinend nunmehr ganz in den Dienst Frankreichs gestellt werden. Die französische Regierung sucht eine finanzielle Last, die sie selbst verschuldet hat, auf das Saar gebiet abzuwülze». Heute bewahrheitet sich die vor Jahresfrist in einem hervorragenden saar ländischen Organ gemachte Behauptung, dass das Saargebiet als Objekt der sranzösischen Wirtschafts- und Finanzpolitik nur jenen Direktiven unterstellt werde, die Frankreich nützen können. Man sollte meinen, dass die Saarregierung wenigstens in dieser Frage sich ihrer Pflicht bewusst würde. Die deutsche Be völkerung an der Saar verlangt kategorisch, wenn schon eine Umstellung notwendig ist, dass ihr jenes Zahlungsmittel wiedergegeben wird, aus das sie nach dem Saarstatut des Versailler Vertrages auch einen rechtlichen Anspruch har, di« deutsche Reichsmark. Es ist im übrigen be zeichnend für die Einstellung der französischen Negierung, dass die gleichen finanziellen Mass- nahmen, die man von französischer Seite für das Saargebiet in Aussicht genommen hat, auch gleichzeitig sür Madagaskar ergriffen werden sollen, wieder einmal ein deutlicher Beweis da für, dass man von Paris aus das Saargebiet eben wie eine sremde Negerkolonie behandelt. Man will das Saargebiet offenkundig zum Hausknecht der französischen Nation machen. Das zeigt sich auch deutlich in der Aufrichtung der Zollgrenze gegen Deutschland, durch die Lie saarländische Industrie, mit der die Bevöl kerung auss engste verwachsen ist, ihres natür lichen Absatzgebietes endgültig beraubt wird, ohne dass von französischer Seite irgendein Acquivalent gegeben würde. So steht die Wirtschaft an der Saar vor einer schweren Pro duktionskrise, die sich um so schlimmer auswir ken wird, als sie in ihren letzten Folgen eine Arbeitskrise nach sich zieht. Nun sind aber dis Lohn- und Gehaltssätze im Saargebiet seit Iah ressrist nicht mehr der tatsächlichen Teuerung angepasst worden. Im Hinblick auf die durch die Errichtung der Zollschranke sich ergebenden Schwierigkeiten haben die Arbeitgeberverbände bereits die von der Arbeiter- und Angestellten schaft geforderten Erhöhungen abgelehnt und gleichzeitig darauf verwiesen, dass, wenn nicht eine günstige Lösung der Absatzfrage getroffen werden könne, sich viele Betriebe veranlasst sehen müßten, entweder stark einzuschränken oder ihre Werke überhaupt stillzulegen. Auch in dieser Frage greift die Regierungskvmmission keineswegs ein. Sie überläßt Industrie und Handel, Arbeiterschaft und Beamte einem namenlosen Elend. Erschwerend fällt hierbei noch ins Gewicht, dass die Saarregierung, jeder zeit bestrebt, den Interessen Frankreichs zu die ne», nunmehr die vollständige Einbeziehung des Saargebietes in das französische Zollsystem zum Anlass nimmt, umfangreiche Erhöhungen der Verbrauchssteuern, selbst für Gegenstände des täglichen Bedarfs, eintreten zu lassen, die ten bisherigen Drangsalierungsmaßnahmen geradezu die Krone aufsetzen. Wenn der Ver sailler Vertrag auch das Saargebiet der fran- zösischenZollunion einverleibt hat, so ist doch die Steuerhoheit dieses dem Völkerbund unterstell ten Gebietes bestehen geblieben. Der Friedens- Vertrag sagt ganz eindeutig, dass die deutschen Steuergesetze im Saargebiet in Kraft bleiben sollen Auf dieser Grundlage ist die Anpassung der saarländischen Verbrauchssteuergesetzgebung an dar Tarifjystem der französischen indirekten Steuer» rechtswidrig. Die Regierungskom mission, der das Land zu treuen Händen über geben worden ist, tut nichts anderes, als die Interessen Frankreichs wahrzunehmen, wenn sie der Bevölkerung des Saargebiets, die in ihrer übergrossen Mehrheit noch nicht einmal das Existenzminimum an Einnahmen zu ver zeichnen hat, auch noch eine derartige Ueber- -elastung an indirekten Steuern zumutet. Die Negiernngskommission des Saargebietes er möglicht so der französischen Propaganda die Durchführung der Penetration eronomique in ihrem letzten und entscheidenden Stadium. Ve denkt nian nun, dass just in dieser Entwicklung dem Lande auch noch das bisherige, allein gül tige Zahlungsmittel geraubt werden soll, so er misst man die ganze Tragweite der Wirtschaft Uchen Not im Saargebiet, die nichts anderes ist als die Bedrohung der nackten Existenz einer um ihr Volkstum schwer ringenden Bevölke rung. Selbstverständlich bezweckt Frankreich damit nur, dass das Saargebiet in bedingungs lose Abhängigkeit vom Westen kommt. Für die Erhöhung der indirekten Steuern lag kein Grund vor. Deshalb haben auch die Fraktionen des saarländischen Scheinparlaments, des Lan desrats des Saargebiets, die Steuervorlagen der Regierungskommission abgelehnt. Denn die Saarregierung hat keinen regulären Haus haltplan vorgelegt, aus dein zu ersehen wäre, daß neue Steuern tatsächlich notwendig sind. In Wirklichkeit hat die Saarregierung die Ver brauchssteuersätze nur deshalb erhöht und dabei auch den Kreis der verbrauchssteuerpflichtigeu Waren erweitert, weil sie damit den politischen Zielen Frankreichs diente. Das verdient festgs« halten zu werden. Man darf gespannt sein, was der Völkerbundsrat zu einer derartigen Auswirkung seiner Trcuhänderpslichten sage» wird, -ableiten In allen Apotheken ». Drogerien erhältlich für Fänger, Reöner, Raucher M ÜMslkll IMMsk. Berliner amUiche Notierungen Berlin, 5. Februar. Bremer Baumwollbörse vom 5. Februar, abend« v Utz!. Offizielle Notierung. 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Mister Double kam allein aus dem Haus, und Piefke sprang dienstbeflissen aus dem großen, offenen Auto und begrüßte de» Amerikaner. Die beiden Herren standen dicht am Auto, sodass Hans auf seinem Sitz die Unterhaltung hören konnte. Jedoch entging es Hans, daß Mister Doudle ihn interessiert ansah. Piefke, der ganz in seinen Börsengeschäften aufging, vergass demzufolge sein bisschen gute Erziehung und patschte dem feinen weißhaari gen Amerikaner immer vertraulich auf die Schulter. Das konnte Hans nicht mehr mit ansehen, und möglichst unauffällig hielt er beim nächsten Schlag Piefkes Arm fest und drückte ihn herunter. Emil wollte wütend auf fahren, doch ein warnender Blick aus de» Augen des Chauffeurs, vor dem er seit der Varon-Affäre einen höllischen Respekt hatte, ließ ihn verstummen. Zur Sicherheit steckte er seine Hände in die Jacketttaschen, damit er keine Dummheiten mehr mache. Mister Doudle hatte das kleine Manöver wohl gemerkt, gab sich aber den Anschein, als ob er nichts gesehen Hütte. Die Herren stiegen ein, und Mister Doudle fing plötzlich an, mit Piefke Englisch zu sprechen, als glaubte er, daß es Piefke auch beherrschte, doch dieser sah ihn einen Augenblick hilflos an und sagte ganz verzagt: „Det verstehe ich nicht." Doch unentwegt sprach Mister Doudle auf ihn ein, und zwar bot er ihm eine glänzende Spekulation an. Jetzt erbarmte sich Hans des armen Piefke, drehte sich um und sagte zu Mister Doudle im fließendem Englisch: „Verzeihung, mein Herr, aber Herr Piefke spricht nicht Englisch." „Aber Sie sehr gut. Ich bin es müde, die schwere deutsche Sprache zu sprechen — seien Sie der Dolwotich." I «UM! II «I!! ULME Und in der geschicktesten Weise fungierte der Chauffeur jetzt als Dolmetsch zwischen diesen beiden Eeldsürsten,- ja, er ließ gegen Mister Doudle durchblicken, daß er wohl mehr von solchen Geschäften verstand, als Herr Piefke ahnte. Und schliesslich unterhielt sich Mister Doudle nur noch mit Hans, und der arme Piefke mußte machtlos dabei sitzen. Kreuz- und Querfragen stellte Mister Doudle an Hans, der ihm keine Antwort schul dig blieb, Dann dankte der Amerikaner höflich für seine Vermittlung und sagte in seinem holprigen Deutsch zu Piefke: „Verzeihen Sie, aber busineß sich erledigen viel mehr well auf englisch. Und ich nun, wenn Sie nicht seien bös vor mir, ich steige wieder aus von diese Auto und gehe noch einmal zu Mister Wehler." Piefke war so benommen von all dem Eng lisch, das er nicht verstanden hatte, daß er nur ganz automatisch nickte und dem sich eilig ent fernenden Doudle nachsah. Dann entlud sich aber die Schale seines Zornes über Hans. „Wat heesst denn det ? Seit wann können Sie denn englisch spucken? Det wird ja immer schöner mit Sie? Erst werfen Sie mir meinen Schwiegersohn zum Tempel hinaus, und dann sprechen Sie ooch noch Englisch. Manieren wie ein Graf!" Hans verbiß sich mühsam das Lachen und sagte: „Verzeihung, Herr Piefke, aber Sie hatten doch in Ihrer damaligen Annonce gefällige Manieren verlangt. Und dazu gehört doch perfektes Englisch und Französisch sprechen!" „Wat denn, Französisch können sie auch ?" „Allerdings. Aber ich hoffe nicht, dass dies ein Nachteil in Ihren Augen ist," lacht« Hans auf. „Wo haben Sie det bloß allens gelernt?" Beinahe hätte Hans gesagt „auf der Ka- dettenanstalt", aber er konnte sich gerade noch beherrschen und sagte: „Das ahb' ich so im Krieg gelernt, an der Front: ich war immer an der Westfront." „So — na dann hätte ick man auch in den Krieg gehen sollen und mir nicht immer so sachteken vorbeidrUcken! — Und nun fahren Sie man los, zur Börse." Oben bei Robby wieder angelangt, sagte Mister Doudle enragiert, so viel das bei einem Amerikaner möglich war: „O, Hallo, Mister Wehler! Der Mann ist good, diese Mann nehme ich für meine Ge schäfte. Gleich wenn ich komme retour von Oberammergau, ich engagiere diese Mann." „Es freut mich, dass Ihnen mein Freund gefüllt." „Oh yes, das sein eine Mann für Amerika." „Da Sie erst nach Oberammergau fahren, so kann Sörensen ja noch ruhig die vierzehn Tage in Piefkes Diensten nach Wiesbaden fahren. Er hat seine Mutter dort in Wies baden, und er hat sie seit langem nicht gesehen." „Well, ist mir recht." „Ich fahre übrigens mit nach Wiesbaden." „In Geschäften?" „Oh no! Wegen einer Verlobung, Mister Doudle." Oh! Sein Sie das arme Mann, das sich sollen verloben?" „Stimmt!" „Oh, meine herzliche Mitgefühl." „Warum haben Sie Mitleid mit mir?" „Weil sein die Ehe der Hölle auf das Erde, Mister Wehler." Nobby lachte hell auf. „Aber Sie sind doch Junggeselle, Mister Doudle? Kennen Sie denn die Ehehölle?" „Well, ich sein in die Himmel. Da» arme Ehemann tun mir so leid." 12. Kapitel. Piefkes in Wiesbaden! Man hatte die Reise gut überstanden. Kein Reifen war geplatzt, kein Maschinendcfekt, gutes Wetter — Herz was willst du noch mehr? Nur der arm« Hans hatte viel zu leiden auf der Reise, denn Lolott« verlangte, während der ganzen Reise vorn neben ihm zu sitzen. Seit der Baron als Bräutigam vom Schauplatz verschwunden war, hatte sich Lo« lotte mit erneuter Wut auf ihn gestürzt und kokettierte mit allem, was sie hatte. Die ver- führerijchstenParfüms goß sie flaschenweise über sich aus. Dach zum Bersten wütend, müßte sie täglich von neuem bemerken, dass der Chauf feur sich immer gleich blieb, stets artig und zuvorkommend, aber nicht auf ihre Manöver reagierte. Nun hatte Lolotte viel Hoffnung auf die Autoreise gesetzt, doch auch da, trotzdem sie sich permanent mit ihm unterhielt und sich zu ihm hinüberneigte, wollte es ihr nicht gelin gen, ihn aus seiner passiven Ruhe zu bringen. Oh Lolotte, hättest du die Gedanken lesen können, die hinter der festen, klaren Stirn dei nes Chauffeurs rumorten! Du hättest seine sofortige Entlassung verlangt! In Hans lebte nur das Glück, daß er mit jedem Kilometer den Seinen näher kam, dass er bald die geliebte Mutter in seinen Armen haben sollte, und Henny, die lustige, liebe Henny, mal wieder in den blonden Haaren zau sen konnte. Und dann machte es ihm so froh, dass er Astrid, seine kleine, angcbetete König,», stündlich so dicht bei sich mußte, denn Piefke- als Kavalier, saß mit seiner Gattin im Fond und hatte Astrid den Platz hinter dem Chauf feur angewiesen, sodass Hans, wenn der Wa den einmal stand, immer den feinen Hauch spürte, der von Astrid ausging. Ueber Lolottes Kokettieren wütete er sich mit Ausdauer. Am liebsten hätte er Fräulein Lolotte irgendwo einmal sanft und ungefähr lich, aber nachdrücklich in einen Straßengraben getippt, was sich aber leider nicht ausfüh ren ließ. Er hatte seiner Mutter nichts von seinem Kommen gemeldet, denn er mußte es ja sehr geschickt vermeiden, dass die Seinen dahinter kamen, dass er jetzt Chauffeur war. Er dachte es sich auch viel hübscher, sie zu überraschen. In Wiesbaden angelangt, zogen Piefkes mit viel Tsching-tsching und Trara im „Nas sauer Hof" ein, wähernd Astrid in ihre Pension in der Elisabethstraße fuhr. —. (Fortsetzung folgt.)
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