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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192502170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19250217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19250217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-02
- Tag 1925-02-17
-
Monat
1925-02
-
Jahr
1925
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»er Ksntrsllterlcht »zu« Lett stren- vertraulich". Wie der diplomatisch« Mitarbeiter d«r „Daily Mail" erfährt, stellt der Grneralb«- richt der Kontrollkommis- sio n ei» uinfaiigreichee Schriststück von mehr als 100 Seiten dar. Eine Veröff«nt- l i ch u n q sei u n W a h r s ch t i n l i ch, da der Bericht zum Teil streng ver traulich gehalten sei. Auszüge und all. gtinci ie Schlußfolgerungen düriM der Oesseut« iichkeit unterbreitet werden, sobald Marschall Foch das Dokument an die Botsckafterkons«- »enz zurückgehen lasse. Die Emischeidung über die Veröffentlichung des Dokumentes liect in den fänden der Bot'chafterkousereuz. Polizeipräsident Richter abgesetzt. Wie der amtliche preußische Pressedienst mit teilt, Hot das preußische Staatsministerium durch Beschluß vom 14. d. M. de» Berliner Polizei- Presidenten Richter auf Gnlnd der Ver ordnung vom 20. Februar 1918 mit sofortiger Wirrung i i de» e i n st w e i l i g e n R u h «- st a n d versetzt. Verkehrsfragen im Reichstag. Vvn unserem parlamentarischen Mitarbeiter. Berlin, 16. Februar. Im Reichstage wurde l^ute zunächst die Besprechung der so z i a l d «- m o t r a t i s ch c n A n t r ä g e über Auf nahme von A u s l a n d s k r e d i t e n durch die Gemeinden fortgesetzt. Reichsfimmzmi- »ister von S ch li e b e il wies darauf hi», daß die Aufnahme derartiger Kredite an die Zu stimmung des ReiclMnaiczmim tcriums gebun- den s.n. Das Reichs inanzminislerium stehe bei der Beurteilung der Frage in stündiger Fü lang mit den Landcsregienmgen, da den Aufsichts behörden nicht in alle» Länder» ei» e»tjc!>i e»- dcr Einfluß zustebe Der Minister küinligic eine» Gesetzentwurf noch für de» heutigen Tag an, in dein die Frage der Ausland-Kredite für die Ge meinden geregelt werden soll. Gleich nach dem Reichsfinanzmimftec erhob sich Innenminister Schiele, der zunächst auf die ersten Beden ken hinwies, die in den letzten Monaten gegen die Roivarordmmgen aus wirtschaftlichem und finanziellem Ge iete laut geworden seien. Il se Verordnungen seien aus Grund des Artikels 48 der Reichsoerfassung erlassen worden, weil es nach Auflassung des Kabinetts nicht möglich war, den ordentliche» Weg dec Gesetzgebung zu be schreiten. Lie seien im Interesse der Aufrecht erhaltung und der Stabilität der wirtschastlichcn Verhältnisse notwendig gewesen. Das Kabinett habe bereits einen Entwurf ausgearb itet, durch den der Reichsregierung das Notocrordnungsrccht während der Zeil, wo der Reichstag nicht tuze, gegeben werden foll. Von vcrschudenen Par teien aus dem Hause wurde befürwortet, den Ge meinden zur Hebung ihrer WirtschaftIchen Pro duktivität die Aufnahme von Kredit zu ermög lichen. — Sodann wurde der Haushalt des Reich sverkehrsm in istert- um s in Angriff genommen. Auf Anregung M LMM M dkl WMW Eine Groteske von Max Geißler. Das Fräulein hatte vor einigen Tagen ihren Dr. jur. gebaut. In München. Sie hatte nicht den Ehrgeiz, eine Rechtspraxis zu eröffnen — nicht unbedingt. Sie war ein sehr vernünftiges Mädchen. Ohne Umschweife gestand sie sich und anderen: „Wenn ich die Gelegenheit habe zu einer glücklichen Ehe, dann wird geheiratet. Ich will in der nächsten Zeit jede Chance dazu beachten; und zwar mit stärkerer Hingabe als die Möglichkeit, meine Diplomweisheit zu kapitalisieren." Während sie sich für die mündliche Prüfung vorbereitete, hatte sie noch etwas getan: sie hatte ihren Reisekoffer gepackt. Das erforderte Sammlung und wägenden Verstand. Der Kof fer war zwar aus Rindsleder, knarrend und von wohltätiger Vornehmheit, aber er war klein. Er war so klein, daß Fräulein Dr. jur. Wilma Haselbach sich getraute, aus eigene Faust damit durch Süditalien zu kommen. Ohne Ge päckträger und Hotcldiener. „Und wenn ich Glück habe, sogar in die Ehe," setzte sie besinn lich hinzu und lachte sich dabei freundlich an. Sie war ein sehr vernünftiges Mädchen. Wenn sie mit dem Koffer aus Nindsleder in Rom oder Neapel ein Hotel suchen würde (konnte man sich vorstellen), so ward keine Karikatur aus ihr. Die beiden paßten zusammen. Auch das Fräulein war von zierlichen Ausmaßen. Es klang wienerische Musik durch ihre Bewegun gen — nicht Strauß, nein, nein: Mozart. Sie war nicht bestechend in ihrem Aeußeren. Aber sie war von weichen österreichischen Umsponnen- heiten. Und wenn sie sprach und sich betat, dann heimelte sie sich Männern von innerer Kultur in Herz und Sinne. Sie hatte sich die ser Kunst aber nur mit Maß beflissen. Mir Maß. Es lagen um Wilma ernste Semester, mit dem Dr. jur. als Abschluß; und cs waren dafür vorhanden gemessene Mittel. Immerhin: sie hatte jene Kunst auf ihre Verläßlichkeit ge- prüft. Und ohne Nervosität reiste sie ihrem fünfundzwanzigsten Namenstag entgegen und — Neapel. Dort wählte sie ein Hotel in der Straße Santa Lucia. Das Leben der Metropole des Lebens brauste durch jene Straße. Und diesem ungefesselten fremden Leben wollte sie ganz au, dem Hause erklärt« Rcichsverkhtsmsiiksie« -Dr. Krohne, die Reichsbahngesellschast sei picht in der Lage, cinen Vertreter zu den Ver, Handlungen der Reichstages zu entsenden. Sie sei aber gern bereit, einen Sachverständigen m die Ausschüsse zu delegieren. In der Aussprache wurde mehrfach die Jnternatioiialisierung der deutschen Ströme bedauert. Leider sei auch die Reichsbahn in eine Form übergelmet worden, die man ebenfalls niht anders als eine Inter nationalisierung bezeichnen könne. Vor allem aber wurde das Bedauern darüber ausgespro chen, daß das Deutsche Reich seinem größten wirfschamtlichen Unternehmen, den Eisenbahnen, so ohnmächtig und einslußlos gegenüberstehe und daß ihn, nur ganz mangelhafte Recht« geblieben seien. Weiter wurde daraus hingewjesen, war bisher wenig in die Oefsentlichkeit gedrungen ist, daß die Reichsbahn an Tributen an di« Alliier ten jährlich eine Milliarde abzuführen und daß das Reich die Psltcht habe, für etwaig« Aus fälle zu haften. Auch die Beamte» seien durch die Neuregelung schwer in Mitleidenschaft gezo gen. Der Neichsvcrcehrsniini'ter gab eine» Ueber« blick über die Ausgabe» seines Ministeriums, Wenn auch die Reichsbahn dem Verkehr sminijte- num verloren gegangen sei, so blieb« doch noch «in großes Arbeitsfeld übrig. Es habe dafür zu sorge», daß die Verkehrssicherheit auf den Schi«, ne», auf den Landstraßen imd auf den Wasser straßen erhöht werde. Die Rechte des Verkehrs ministers auf die Eisenbahttverwaltung seien nicht so gering, wie ri.' sach angenommen werde. Er sei ermächtigt, zu crUrren, daß dem Reichstag von der Reichsbahn iede erwünschte Auskunft er teilt werde. Das Ministerium werde das engste Zusammengehen mit der Reichsbahn pflegen. Die Lander müßten über die Wahrung ihrer Üandes- interessen beruhigt werde». Um die Begcisssbesti n- muttgen im Lustver.ehr werde jetzt gekämpft. Man werde hoffentlich einsehen, daß im Lu t verkehr ohne Deuischland nicht auszukommen sii. — Hierauf vertagte sich das Haus auf morgen. Sämtliche Dortmunder Opfer geborgen. Die sechs Toten im Flöz „Ida", die bisher noch nicht geborgen werde» konnten, sind am Nachmittag ebenfalls zu Tage aeför - ders. Unter großen Mühen und Opfern ist das Bergungsweck vollendet. Schwerer Unfall auf einer belgischen Grube. Auf der „Sankt Andreas" - Grube in Hennegau hat sich gestern ein l ch w «- r er Unfall ereignet. Ein voll besetzter Förderkorb stürzte in de» Schacht, wobei f ü » s G r u b e » a r b e i t « r t ö d l i ch ver letzt wurden. Türkische Konzessionen an deutsche Firme». Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" schreibt unter Hinweis auf die tür i- scherscits der D e u t f ch « n B a n k und der Frankfurter Finna Holzmann gewährten .Konzessionen zur Ausbeutung der Kupferbergmerle von Arghama-Maden, hiermit hätte» die Türken einen neuen Beweis nahe sein. Für ein paar Tage. Dann erwar tete sie Nachricht von einer befreundeten Fami lie aus Sorrent. Dort —in der schimmernden Blüte der Wellen — gab es wohl Zeit genug für beschauliche Sonnenträume. Es war am zweiten Morgen in Neapel. Sehr früh. Gegenüber der Hotelzimmertüre Wilmas (man brauchte nur den Gang zu über queren) war eine Glastür. Dort trat man auf eine Terrasse. Das Haus lag noch im Schlum mer. Im Morgengewande huschte Wilma über den Gang. Gärten lagen unter ihr. Palmen standen darin; Opuntien, Feigenbäume, mit blauen Winden umwoben, im Silber des Mor gens. Auf dem Hafen lag eine Nebeldecke. Masten und Schornsteine ragten darüber her aus. Die Rauchsäule des Feuerbergs stand steil und still gegen den Himmel. Klar, aber glanz los war dieser Himmel um jene Stunde; der Qualm aus dem Krater schwarz. Um jene Stunde. Gestern, im Lichte der Sonne, war er schlohweiß herausgebrodelt. Ueber Sorrent, über Raoello, über den Gipfelzacken der Odysseelandschaft funkelte der Tag herauf. Eosinrot. Es mar schön. Da hörte Wilma auf dem Gange den ge dämpften Tritt eines Mannes. Er klang an der offenen Glastür vorüber. Der Hausknecht war's, der die Stiefel der Hotelgäste abholte zum Reinigen. „Die Doktoressa?" dachte er. In sinnender Betrachtung nahm er das zierliche Schuhpaar vor ihrer Tür auf und sagte mit einer Verbeugung „Guten Morgen". Als Wilma von der Terrasse in das Zimmer zurück kehrte, sah sie ihn am Ende des langen Ganges die Stiege hinabsickern. Einmal im Laufe des Tages ging sie an ihm vorüber. Da trug er eine Mütze mit Eoldbuch- staben. Er ging zur Landungsstelle der Damp fer. Dort schmetterte er, in der Reihe der Hoteldiener, den ankommenden Reisenden den Namen seiner Gaststätte entgegen. Schmuck sah er aus. Resch. War gut ge wachsen. Ein wenig zugeschlossen . . . Allerhand war an ihm zu entdecken. Und wenn man sich die Mühe gegeben hätte: auch noch mehr. Aber man gab sich diese Mühe nicht. Als wohlver wahrtes junges Mädchen. Als Dr. jur. (ich bitt' Sie!). Doch begegnete man sich oft ein mal. „Guten Morgen, Doktoressa," sagte er dann. Oder er sagte: „Guten Ntorgen, gnädi- khr«k aslirertenfslndlichen und besonders franzosensendllchtn Sttm - m u n g gegeben denn dies« Konzessionen seien ursprüilglich Frankreich versprochen worden. Kon- Zessionen für den Ausbau türkischer Häsen seien an holländische Firmen vergeben worden. s» Metz W« Sie AMMN. Die Anschläge gegen Stinne« und Vorsig. Die Montags-Verhmidllmg im Tscheka - prozeß brachte die weitere V « r - ne h m u n g des Angeklagten Neumann. Neumann äußerte sich zu»üchst über dm Auf trag, S t i n n e s zu erledigen. Er habe die sen Aufkrag nach Abbruch des Falles Seeckt von Hellmuth erhalten und auch den verschiedensten Eruopenmitgliedern mitzeteilt Stinnes sollte im EsplauadoHotel beoöc^'4et werden, aber auch nach Mühlheim sollt« jemand zu seiner Beobach tung geschickt werde». Zu diesem Zweck seien falsche Ausweise mit scanzöslschem Visum be sorgt worden. Der Plm wurde aber nicht weiter verßrlgt, weil Hellmuth Ende Dezember dem Angeklagten die Weisung gab, zunächst den Groß industrielle» B o r si g zu erledigen Durch diese Tct sollte im Anschluß an den Berliner Metallaroeit«rstrtik der Kampfeswille der Arbeiter- schäft gesteigert werden. Auch dieser Plan wurde nachher nicht weiter verfol t, da der Metall- arbeiterstreik eine für die Arbester ungünstige Wen- duug gcnomnum hatte. Der Angeklagte gab wei ter an, daß er dann mit der E r I e d i - g u » g z w e i er S p i tz « l beauftragt worden sei. Der erste sei Rausch, der andere ei» Fräulein Z e h » p f u » d, die als Steuoth- pistin i» dec kommunistischen Buchhandlung »st dein Berliner Polizeipräsident in Verbindung stand. Im Januar habe er von Hellmuth den Au trag bekomme», einige Spitzel in Süodcutsch- land zu erledigen. Er setzte sich darauf mit dem militärischen Oberlcitcr des Bezirks, Ludwig Wollenberg, in Verbindung. Zunächst wurde» als die erledigende» Spitzel Braun« und Müller genannt- Danil erklärte Wollenberg, cs kämen nur Jauche in Heidelberg und Wetzel in Stuttgart in Frage. Dann hab« «r, Neumann, erfahren, daß in Zella i-Mehlis ci» gewisser Grenz einige Tausend Dollar unter, schlagen habe, die sär Wasfenkäufe bestimmt wa ren. Er begab sich sofort nach Z« la-Mehlis, um Grenz zu erledige», erfuhr aber, daß Grenz ver schwunden sei und auch nur schwer zu ermitteln sein werde. Im weiteren Verlauf kam es zu einein Zwischenfall, als der Vorsitzende den Angeklagten N e u m a n n daraus hinwics, da>ß M a r g i e s ciien Plan zur Beteiligung des Grenz dahin gekennzeichnet habe, er wolle einen Raubmord vortäuschen. Rechtsanwalt Dr. Wolff erhob dagegen Einspruch, daß der Vor sitzende dem Angeklagten die Anklageschri t Wort für Wort vorlese, statt schildern zu lassen. Darin liege eine suggestive Behandlung. In höchster Erregung macht auch der Angeklagte Mar- gies dem Vorsitzenden diesen Vorwurf. Der ges Fräulein!" Nie ohne die artige Verbeu gung. Man konnte dabei denken: es leuchte verhaltenes Leben in seinen Augen, Dankbar keit, Glück. Allerhand konnte man denken. Aber man dachte nicht — als wohlverwahrtes junges Mädchen! Zu mindesten: man gab sich Mühe, nicht zu denken. Schaute erst im Augen blick seines Grußes auf und sagte aus gutge spielten Versunkenheiten: „Ah — Morj'n!" So ein bißchen obenhin. Ein bißchen erstaunt, daß ein Gruß von irgendwoher komme. Jedennoch: mit dem Leuchtblick der Augen, mit der Dankbarkeit, mit dem Glück .... die Angelegenheit war damit nicht einfach abgetan. Es war da noch jene Verhaltenheit. Es war noch da Verschleierung. Es waren Rätsel, die sich wert genug gaben, daran herumzuraten — weil man in dieser Frist von ernsteren Sachen just nicht zu sehr beansprucht war ... wie in der Ecke einer Zeitung ein paar Charaden her« umlicgen: die Augen fliegen darüber hinweg — die Gedanken bleiben daran hängen. „Guten Morgen, gnädiges Fräulein." „Morj'n, Friedrich! Ah — was ich sagen wollte: melden Sie sich doch heut' mal bei mir! Etwa vor Tisch. Ich habe Geld zu wechseln. Das könnten Sie mir besorgen. Am Nachmit tag brauch' ich vielleicht auch einen Wagen; den rufen Sie mir, nicht wahr'? Es ist da »och mancherlei." Bei Licht besehen: dies alles ließ sich ohne diesen Hausdiener genau so prompt bewerkstel ligen. Aber ... nun ja. Man konnte ihm da für ein Trinkgeld in die Hand spielen. Darüber gingen Versponncnheiten an ihm auf, Dunkel heiten — mit fesselnden Vermutungen für den Beschauer. „Sind Sie schon lange hier, Friedrich?" „Im Hotel? Zwei Tage länger als Sie, gnädiges Fräulein. In: Hotelfach bin ich näm lich erst seit einer Woche." Im Hotelsach sagte er. Hm. Er sagte das mit einem Lächeln .. ein Lächeln war es eigent lich gar nicht. Man konnte denken: zynische Selbstverspottung; aber ohne Akzent. „Und vorher?" „Vorher hab' ich für einen Schriftsteller Manuskripte abgeschrieben und gab seinem Söhnchen Unterricht. Eh' ich ins Hotelfach überging, war ich also im Fache des Erziehers." Das Lächeln »var wieder da. „Diesmal Vorsitzende verbat sih dar Verhalle» de, Angeklagten und drohte ihm mit der Enternuttg aus dem Saale. N « uman „ schilderte dau»> wie er in Franlfmt a. M. am kam, und sth dort mit Wollenberg in Verbi», düng setzt«. Wollenberg erklär'«, daß Jauche und Wetzel, sowie der Kriminaloberwachstnchler Schlotte, der der größte Kommunisteugez, ner sei und der württembergische Innenminister Bolz, der cl; größter Kommunistenfressec be. zeichnet wurde, erledigt werden müßten. Der Ange'Ggte schilderte weiter «ingehend die einzelnen Mordzusammenkünfte. Es trat daun eine Mittagspause «in. Nachdem im weiteren Verlau e der A»ge- Ilagle N e u m a n n Auskunft über den Plan zur Erledigung Wetzels gegeben hatte, wurde dj» Verhandlung auf Dienstag Vormittag vertagt. MMe SW» »kk ömMwermdUten la SMor! am Montag, den 16. Februar. —ü Die Mitglieder des Kollegiums hatte» sich in beschlußfähiger Anzahl eingefunden. Vor Ein- tritt in die sieben Punkte umfassende Tagesordnung gedenkt der Vorsitzende, Herr Bergarbeiter Watzka, des groben Grubenunglückes in Dortmund. Hierbei sind 140 Bergarbeiter um dqs Leben gekommen. Infolge dieser schweren Katastrophe werden für die Hinterbliebenen 200 Goldmark bewilligt. Das Kol legium hatte sich bei dieser Rede von den Platzen erhoben. — Der Verwaltungs- und Geschäftsbericht auf das Jahr 1924 ist jedem Mitglied zugcgangen und wurde zur Aussprache sreigegebcn. Man b.'- gehrte indes das Wort nicht und erklärte somit fein Einverständnis. — Herr stellvertr. Vorsitzende Ebert berichtet sodann über die Besoldung der Aeimbiit- gin Frau Weller, die um Erhöhung ihrer Gebüh. ren nachgesucht hat. Die Gebührensätze der Heim- burgimien von andernGemeinden hat man herbeige- zogen und beschriebt einstimmig, die Sätze für Kin der ans 4—6 Mark, für Erwachsene auf 8 Mark z» erhöhen. — Die Pensiouicrung der Hebamme Frau Wüstner, die im lik. Lebensjahre steht, wurde be schlossen. — Die hiesige Kirchgemeinde beabsichtigt, die Erundstiicksparzelle hinter der alten Kirchstelle, die der politischen Gemeinde gehört und als Ee- schirrplatz bei Taufen und Hochzeiten eingerichtet ist, käuflich zu erwerben. Samt des Kirchwcges sind er 700 Quadratmeter. Das Kollegium ist einverstan den, daß das fragliche Areal um den Preis von 2000 Mark an die Kirchgemeinde verkauft wird. Dem Vorschläge von Rat und Finanzausschuß, die er zielte Kaufsumme von 2000 Mark dem Ehrenmal- Baufonds zu überweisen, wird beigetreten. — Eine längere Aussprache entspann sich über das Sama- riterwcsen im hiesigen Ort. Während früher lange Zeit ein Samaritcrverein bestand, besteht seit 192» eine Arbciter-Samaritcr-Kolonne, die auch dem Arbciter-Samariter-Vund angchört; es hat somit eine Umgruppierung stattgcfunden. Neuerdings ist nu» noch ein Samariter-Verein gebildet worden, und cs lag die Frage vor, wem die Gegenstände, die aus Gemcindcmitteln in den früheren Jahren be schafft worden sind, zuzuteilcn sind. Man entschied sich durch Stimmenmehrheit für die Arbeiter-Sama- riter-Kolonne. — In einer Strabenbausache im untern Ortsteil wegen Tragung anteiliger Kosten weigert sich der Anlieger zu bezahlen. Es wurde einstimmig beschlossen, den Klageweg zu beschreiten. illustrativer," dachte die Doktoressa, „und dies mal mit einem Akzent." Es sah aus — na: „Verhaltene Süffisance," dachte die Doktoressa. „Ein undefinierbares Gemisch." „Die Nachkriegszeit, gnädiges Fräulein, zei tigt Lebensverhültnisse von ganz besonderer Art," sagte Friedrich. Er schleierte sich ein. Das Fräulein sah ihn an. „Vielleicht hat er was ausgefressen," dachte sie .burschikos. Da wütete die Hotclglocke draußen auf dem Gange. Wütete. Friedrich verschwand. Der Nummern kasten verkündete ihm: er war der Gewünschte. Zwei Minuten danach trat er wieder ins Zimmer. „Ein Telegramm, gnädiges Fräulein." Wilma faltete es auf. „Was ist die Uhr, Friedrich?" „Zehn nach drei." „Der Dampfer nach Sorrent?" „Geht halb vier." „Ich danke. In drei Minuten ist mein Kof fer gepackt. Fordern Sie die Hotelrechnung. Da — bezahlen Sie! Rufen Sie mir eine» Wagen. Dann: holen Sie den Koffer. Stür zen Sie damit zu dem Dampfer. Ich muß einen kleinen Umweg fahren: ich bade noch eine drin gende Besorgung für meine Freunde in Sor rent. Man erwartet mich dort am Abenddamp fer. Los!" Es geschah alles mit Hast und Promptheit. Der Koffer lag bereit. Die Rechnung ward ge fordert und bezahlt. Der Wagen erschien, rar- terte mit der Doktoressa von hinnen. Der Hausknecht mit dem Koffer stürzte zum Schiff. Die dringliche Besorgung ward erledigt. Das letzte Schiffszeichen ertönte. Die Larozza mit der Doktoressa rollte heran. Friedrich befand sich an Bord neben dem Koffer Augen blick! Einen Augenblick!" rief er den» Kon dukteur zn, „diese Dame im Wagen . .." Da sprang sie auf die Landungsbrücke, hüpfte über den Steg. Der polterte hinüber, von den Armen dreier Bootsleute gestoßen. Der Damp- - fer — wie einer, der sich mühsam von» Schlafe befreit — der Dampfer drehte langsam ab, ganz langsam. Friedrich schwang sich herüber auf die Brücke und lehnte sich ans Geländer. Die Doktoressa lachte befreit zu ihm hin: „Sind Sie Dr. med., gnädiges Fräulein?" „Nein!" „Aber ich!"
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