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So schwinden, sie sei nach Amerika gegangen, wo sie einen französischen Edelmann, der ihren wahren Nang kannte, geheiratet und mit ihm zehn volle Jahre in glücklichster Ehe gelebt habe. Eine Krankheit des Gatten habe sie dann nieder nach Paris geführt, wo der Marschall von Sachsen ie wiedererkannt habe. Die spät entdeckten Tatsachen vernichten leider dies versöhnliche Gemälde, das an unsere Fürstenmärchen erinnert. ! indem ich mich selbst zu solchen Geschäften untauglich fühle, I auch mein Gedächtnis fast hin ist und ich an geistigen l und körperlichen Kräften durch mancherlei Krankheiten i geschwächt bin, untüchtig, ein solches Volk zu beherrschen, ! das einen ganz anderen Menschen verlangt, wie ich leider l bin." Der Zar antwortete ihm: „Eigensinn nenne ich I Deine Unfähigkeit, da es Dir weder an Verstand noch an » Körperkrast gebricht." Das traurige Schicksal dieser deutschen Prinzessin gab I zu vielen Erdichtungen Anlaß. Memoirenschreiber und I Novellisten des 18. und 19. Jahrhunderts haben den Stoff » vielfach benutzt und phantasievoll erweitert. Nach all diesen » Erzählungen und Dramen, die sich meist auf einer fran- I zösischen Quelle aufbauten, sei die Zarewna nicht gestorben, > sondern von Fremden verborgen worden, bis sie gesundet » war. Man habe statt ihrer eine Puppe bestattet, sie sei - auf geheimen Pfaden ins Ausland gebracht worden, sie I habe sich entschlossen, für immer aus dem Leben zu ver- Ore Tierwelt der höchsten Bergregionen Die verschiedenen Versuche zur Eroberung des „Daches der Welt" haben unsere Kenntnis über den Widerstand, den die Tiere in den höchsten Bergregionen gegenüber den klimatischen Unbilden zu überwinden haben, wesentlich erweitert und vermehrt. Bedeutungsvoll erscheint insbe sondere die Feststellung der Höchstgrenze, bis zu Ler Tiere vorzudringen vermögen. So ist beispielsweise der „Burhel", eine Schafart, die im wilden Zustand im Gebiet des Himalaja heimisch ist, ein überaus scheues Tier. Aber wie Major Kingston in Len „Times" ausführt, ist die Vorliebe dieses Tieres für die Moränen am Fuß Les Mount Everest so groß, daß es bis auf 20 Meter an das Lager der Engländer herankam. Herden dieser schönen Tierart steigen bis zur Grenze der Vegetation hinauf und erreichen nicht selten eine Höhe von 5200 Meter. In be trächtlichen Höhen zeigen sich auch die Zugvögel auf ihren Wanderzügen, und es ist sehr wahrscheinlich, daß selbst kleinere Arten auf ihrem Flug die höchsten Gipfel der Erde überfliegen. Andere bevölkern die großen Hoch plateaus. Es sind aber nicht die Zugvögel allein, die sich in diese ungastlichen Höhen hinaufwagen. Viele Sumpf vögel fliegen bis in ganz bedeutende Höhen, sofern sie dort noch Sümpfe finden. Darunter befindet sich eine Art Wildgans und ein rostfarbener Hühnerhabicht, die beide in einer Höhe von 4200 Meter im tibetanischen Sumpf gelände heimisch sind. Ähnliches gilt von den Vögeln, die an den Gebirgsbächen ihr Heim haben. Die Vertreter dieser Arten gelangen in einer Höhe von 4800 Meter bis zur Gletscherzone: ja, es gibt auch eine Art kleiner, graziöser Vögel, die gelegentlich noch viel höher steigen, obwohl sie sich im allgemeinen nicht von den Flußläusen zu entfernen pflegen. Kingston fand sie noch in einer Höhe von 5940 Meter am Fuß des Everest. Andere Vögel gelangen sogar noch darüber hinaus. Aber es handelt sich dabei nicht um freiwillige Flüge. Der ; Hochslug ist hier durch die Nahrungssuche bedingt, oder die Vögel suchen einen Unterschlupf, während andere die Gipfel umkreisen, um sich für ihren Wanderflug zu orien tieren. Hier ist beispielsweise ein prächtiger Vogel zu nennen, den man an den Bergabhängen häufig noch in i einer Höhe von 6700 Meter antrtfft. Hier und da hat man I ihn sogar in 7000 Meter Höhe feststellen können. Die große Höhe scheint für die Vögel demnach kein körperliches Hin dernis zu bilden. Das gilt schließlich auch für die Tibe taner selbst, die bis zu einer Höhe von 4500 Meter ihre Hütten bauen, von denen aus sie ihre Herden in noch größere Höhen führen. Was die niedere Tierwelt anbetrifft, so findet man I eine kleine Eidechse, die in den höchsten Hochebenen in j einer Höhe von 4200 Meter anzutrefsen ist. Unter vielen - Steinen kann man beim Aufheben auch interessante Spiel- ! arten von Mistkäfern sowie Ameisenkolonien feststcllen. I Auch eine Wespcnart steigt bis zu der Höhe von 4800 Meter > auf. Die Zeit der Lebenstätigkcit dieser Wespen ist kurz bemessen, dafür aber um so intensiver. Und das ist auch nicht weiter verwunderlich bei diesen nur im Sonnenschein tätigen Insekten, da in diesen Höhen der Sommer kurz ist und in einer Höhe von 5300 Meter die Sonnentage seltene Ausnahmen bilden. Eine kleine Wcspenart baut ihr Nest in Felsspalten, in die sie einen Tunnel grübt, um, im Hintergrund lauernd, ihre Qpscr zu ergreifen. Auch viele Arten von Schmetterlingen erreichen eine Höhe von 5000 Meter, und es gibt hcuschrcckcnähnlichc Insekten, Lie an » , Ler äußersten Grenze des pflanzlichen Lebens, rund 6900 I Meter über dem Meeresspiegel, noch angctroffen wurden. I i Kingston fand, wie er berichtet, einen Hundertfuß in 5300 ; ! Meter Höhe und einen Blutegel unter einem Stein in ! - einem gefrorenen Aach, 5000 Meter hoch. Oes Zarewitsch Alexis Gemahlin. Von Olga Ebstein. Die Frau des einzigen Sohnes Peters des Großen war eine braunschweigische Prinzessin Charlotte Christine, I die in dieser von der Staatsraison geschlossenen Ehe ein I höchst unglückliches Leben führte. Alexis, dem die Sage, i aus Sympathie mit seinem tragischen Ende alle guten » Eigenschaften zulegt, war in Wahrheit ein geistig be- ' schränkter, roher und ausschweifender Mensch, der von I Peters Charakter keinen Zoll besaß und der (vielleicht I aus Instinkt) auch von seinem eigenen Vater verachtet » und für die Thronfolge für unfähig erklärt wurde. Den- ! noch hatte er ihm eine fürstliche Frau erkoren, Ler er sogar I gestattete, ihren lutherischen Glauben zu bebauen Nach Ler Hochzeit wohnte das junge Paar einige ; Monate in Thorn, das damals polnrjcy wur. » witsch sollte dort für den bevorstehenden Feldzug gegen I Schweden Magazine errichten. Es war nur ein halbes I Jahr vergangen, da benutzte Charlotte des Gatten Ab- ; Wesenheit, um von Heimweh und Kummer getrieben nach » Braunschweig zurückzukehren, ohne daß der Zar oder ihre I Eltern von der Rückkehr benachrichtigt wurden. Sie > weigerte sich auch, zu ihrem Manne nach Rußland zurück- ; zukehren, bis der Zar selbst im Frühling 1713, ein ganzes » Jahr darauf, seinen Besuch in Braunschweig abstattetc I und ein Nachgeben der jungen Fürstin erreichte. Was sie in Rußland von ihrem Gemahl erfuhr, war i vielleicht ärger noch als ihre Befürchtungen. Alexis miß- ' handelte die gebildete und vornehme Frau. Er hatte sich I eine finnische Magd auserkoren, mit der er den rechten I Palastslügel bewohnte, während Charlotte auf dem andern I einsam und verlassen hauste. Trotzdem mußte die zart- ' besaitete Frau die eheliche Liebe dieses entmenschten I Zarensohnes ertragen. Im Juli gebar sie ein Mädchen. Unter Quälereien und seelischen Mißhandlungen ver- ! ging ein weiteres Jahr, in dem sie wieder einer Geburt ! entgegcnsqh. Im Jahre 1715 wurde ein Knabe geboren, I do erlag die erst einundzwanzigjährige Kronprinzessin, die > seelisch schon vorher gebrochen war, dem Kindbettfieber. » Der Zar war an ihrem Sterbebett, ihm legte sie das Schick- > sal ihrer Kinder ans Herz, die übrigens beide im Alter I von 15 und 16 Jahren starben. Den Ärzten sagte sie: j „Quält mich doch nicht und laßt mich ruhig sterben, weil ; ich nicht länger dieses Leben ertragen will." Was sich zwischen dem Zaren und seinem Sohne in I der Folge abspielte, läßt sich aus Briefen kombinieren, die ! noch am Tage des Leichenbegängnisses zwischen ihnen ; gewechselt wurden. Der Zar schrieb: „Da ich denn dies i alles mit Wehmut erwäge und sehe, daß nichts Dich zum I Guten bringen kann, so gebe ich Dir nun meinen letzten ' Entschluß schriftlich zu erkennen, noch einige Zeit zu ; warten, ob Du Dich nicht aufrichtig bessern willst; sollte i das aber nicht geschehen, so sei versichert, daß ich Dich als I brandiges Glied von der Nachfolge trenne. " Alexis ! antwortete: „Das am heutigen Tage nach Beerdigung ; meines Weibes von Dir, Herr, empfangene Schreiben habe I ich durchgelesen und erwidere darauf: Sofern ich nicht I fähig sein sollte, die russische Krone zu tragen, so möge ! geschehen nach Deinem Willen. Ich bitte dringend darum,