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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192502128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19250212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19250212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-02
- Tag 1925-02-12
-
Monat
1925-02
-
Jahr
1925
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Weit üb« 100 Tote * Wieder gibt uns der Draht Kunde von einem schweren Grubenunglück im Ruhrrevier, bet dem der „schwarze Tod" zahlreiche Opfer gefordert hat. Uns liegen bis heute mittag die folgenden Meldungen vor: Dortmund, 12. Februar. Im Südwestfeld der Zeche „Minister Stein", Schacht 3, ist gestern abend 8.10 Minuten eine Schlagwet» ter-Explosion erfolgt, die einen außerordent lich heftigen Charakter annahm. Im ganzen werden gegen 180 Bergleute vermißt. Die Ret tungsmannschaften haben bisher 3V Tote und 8 lebende Bergleute geborgen. lNuhr- und Typhusbazillen, mit denen Versuche' ' an einem Kaninchen gemacht wurden. Auf Be tragen erklärte der Angeklagte, daß er aller dings nicht die Absicht gehabt habe, mit diesen Bazillen jemand zu töten. Am Schluß der Ver handlung ersucht der Vorsitzende die Verteidi ger, sich in der Fragestellung möglichst zu be schränken, da sonst die Verhandlungen sieben bis acht Stunden täglich beanspruchen würden. s Die Verhandlung wurde dann auf Freitag früh 9 Uhr vertagt. Der Donnerstag ist ! sitzungsfrei, da zwei Angeklagte als Zeugen in einem Prozeß vor dem Süddeutschen Senat des Staatsgerichtshofes vernommen werden sollen. solchen Art der Stellenbesetzung nicht zustimmen dürfen, weil sie sonst ihre Parteien vor deren Anhängerschaft zu stark befassen würden. Ein Austrag düser starken Differenzen aber würde zweiftl os die große Koalition gefährden, und weil diese Gefährdung unbedingt verhindert wer den soll, deshalb wird die notwendige Berufung neuer Amts- und KreishMptlrute, sicher sehr zum Nachteil der in Frage kommenden Verwaltungs bezirke, immer wieder von Monat zu Monat ebenso anfgeschoben wie die aus politischen und wirtschaftlichen Gründen gleich notwendige Ver ringerung der Zahl unserer Ministerien. Der „Papagei" des deutschen Waldes. Ein seltsam Eewischper und Eeflöte in den tiefen, dunklen Forsten des Isergebirges, ein Schwirren und Flattern in dem dichten Geäst der Urwaldriesen in Rübezahls Bergesreich, in dem es nun endlich Winter geworden ist. Der Kreuzschnabel ist da. Ist irgendwoher — man weiß nicht von wo — in großen Scharen ange flogen und tut sich nun an dem Samenreichtnm der Fichtenwälder gütlich. Aus Friedland in Böhmen wurde berichtet, es sei der „Tannen papagei"', also die größere Art dieser Eimpel- sippen, der Kiefernkreuzschnabel. Nach Ein- zclberichten von fachmännischer Seite ist es aber sein kleinerer Vetter, der Fichtenkreuzschnabel, der rings um Tafelfichte und Heufuder sich jetzt in größeren „Verbänden" an den Samen der Nadelbäume gütlich tut. Diese Sippe war in den vergangeneil Wintern, wenn auch in kleine rer Zahl, in verschiedenen schlesischen Gebirgen anzutrefsen. Möglich, sogar wahrscheinlich ist, daß lustige Banden von der Vetterschaft der Kiefernkreuzschnübel dem „Kiefern-" oder „Tannenpapagei" sich angeschlossen haben. Auf jeden Fall beherbergen dis Jserwälder mit diesen Kreuzschnäbeln Sonderlingei Wäh rend die anderen Vögel mit dem Nestbau und Brüten beginnen, sobald die Natur zu grünen und blühen anfängt, macht der Fichtenkreuz- schnabcl von dieser Regel eine Ausnahme; denn er zieht zum Brüten die Kälte der Wärme vor. Er brütet in den kältesten Monaten, im Dezem ber und Januar, unbekümmert um Schnee und Frost. In der strengen Januar» kälte verlassen die Jungen oftmals schon das Nest und machen sich auf den Nadelholzbäumen, wenn diese noch mit Schnee belastet sind, recht lustig. Das Nest baut dieser seltsame Vogel auf die oberen Zweige der Nadelbäume, und da zu dieser Zeit die Bäume meist mit Schnee be deckt sind, so ist es schwer, sie zu entdecken. Es be findet sich gewöhnlich an einem solchen Platz, wo es von überhängenden Zweigen gegen Schnee und Regen geschützt ist. Eine andere Merkwürdigkeit an dieser Vogelart besteht in ihrem Farbenwechsel. Bei den Kreuzschnäbel» unterscheidet sich nicht nur Männchen und Weibchen durch verschiedenartiges Gefieder, sondern sogar das verschiedene Alter und die verschiedenen Jahreszeiten bringen bei diesen Vögeln andere Farben hervor. Bald findet man einen Kreuzschnabel von grünlich-grauer oder gelblich-grauer, bald einen von hochroter Farbe, noch andere dieser Vögel sind hellrot oder dunkelrot, ja es gibt sogar gefleckte und vielfarbige Kreuzschnäbel; letztere sind in der Mauser. Die Kreuzschnäbel sind gesellige, höchst fried liche Tiere, die man selten einzeln, oft aber in großen Schwärmen antrifft. Sie find Strichs Sächsisches Hohcustein-Ernftthal, 12. Februar 1925. Zunehmende Bewölkung, vorwiegend trocken, Temperatur über normal, westliche Winde. Temperatur vom 11. Februar: Minimum -ft 2.9, mittags 12 Nhr -ft 11 8, Maximum -ft12.3. Dum-Dum-Eeschossen abgefeilt. Auch Eift^ wurde besorgt und zwar handelte es sich umMZ den Ortskartelken Hohenstein-Ernstthal, Oberlung witz und Gersdorf des DBB. erhebt einhellig schärf sten Protest gegen das Bcsoldungsdiktat der Reichs- rcgierung und die Denkschrift des Rcichssinanzmini- stcrs über die Bcamtcnbesoldung. Sie fordert vom Reichstag, daß er entsprechend der von Vertretern aller Fraktionen gegebenen Versprechungen die letzte Besoldungsregelung vom Dezember 1924 einer schleunigen Nachprüfung im Sinne der Forderungen der Spitzcnorganisationen der Beamten unterzieht und besonders allen Angehörigen der unteren und mittleren Besoldungsgruppen eine menschenwür dige, existenzmögliche Besoldung sofort schafft. Sie fordert weiter eine grundsätzliche durchgreifende, von gerechten und sozialen Gefühlen durchdrungene Reform der Vesoldnngsordnung von >920. Mit Be fremden stellt sie fest, daß sowohl Rcichsrcgierung als Reichstag es noch nicht für erforderlich gehalten haben, die in der Verfassung zugcsagte gesetzliche Regelung der Grundlagen des Beamtenverhültnis- ses und den Erlaß von gesetzlichen Bestimmungen besonderer Beamtenvertretungcn in die Tat umzu- sctzcn. Sie fordert erneut die beschleunigte Schaf fung eines neuzeitlichen, einheitlichen, allgemeinen Venmtengcsetzcs mit Beamtenvertrctungsgcsetz. Schließlich billigt die Versammlung die vom DBB. unternommenen Schritte zu einer Acnderung der ungerechten Besoldung und erwartet von ihm, daß er auch fernerhin mit allem Nachdruck für die Er füllung der von ihm aufgestellten Bcsoldungsforde- rungcn einsetzt und sichert bei zu unternehmenden Schritten restlose Unterstützung zu." Nachdem Herr Kirschen noch für den Deutschen Vcamtcnbund geworben hatte, der die größte Be amtenorganisation sei und, um den Kampf erfolg reich durchführen zu können, in seinen Bestrebungen unterstützt werden müsse, schloß er gegen 10 Uhr die Versammlung». SiWA »MW MteilWM Das neue Landwirtschaftslammergeseh. r Der R echt s a u s s ch u ß des Land-' t a g e s befaßte sich am Miftwoch mit dep Vorlage der Negierung, durch die die bisherige halmmlliche Beitctmg dec sächsischen Landwirt schaft, der Landcskulturral, in eine Land, w i r 1 s ch a s t s k a m m e r umgcwan- delt werden soll. Die Verhandlungen am Miitwoch drehten sich in der Hauptsache um die Abgrenzung der Wahlkreise und um die Zu sammensetzung der Kammer. Uebcr die Vorlrge lünausgedend wurde beschlossen, auch den fünf Vorsitzenden der Landwirtschaftlichen Kreisver eine Sitz und Stimme in der neuen Landwirt- schnftskammer zu geben. Ein denischnationaier A n t r a g, auch den lrndwirtscbafftichen Haus- frauenvercinen eine Vertretung in der Kammer zu geben, wurde von der soziildemokratisch-kom- munislischen Mehrheit abgelehnt. Wo liegen die Hemmnisse? Der ablehnende Beschluß des G e s a m t m i n i st e r i u m s auf den Antrag auf A b b e r u f u n g des Zwickauer Amtshaupkmannes M aller hat dazu gebik'rt. daß in den betcilizte» Kreist» von neuem lebhaft die Frage erörtert wird, warum das Eesamtmimsterium noch immer nicht hat zu einer Entscheidung über die endliche Wie de r b e s e tz u n g der offenen Amtshauptmanns- stellen in Zittau und Flöha und der Kreis- launtmannsstelst in Chemnitz kommen konn'e- Es ist nicht unbekannt geblieben, daß der Be schluß in der Zwickauer Angelegenheit nicht ein stimmig zustande gekommen ist und es wird als sicher angenommen, daß die zwei voltsparte'lichen Minister gegen den Beschluß gestimmt haben. Diese Gegensätzlichkeiten bestehen auch in der Frage der Erledigung dec obenangeführten Fälle Zittau, Flöba und Chemnitz. Fn den Fällen Zittau und Flöha bestehen die sozialdemokcmi. schen Minister auf ihrer Absicht, diese Polten wie. der mit Sozialdemolraten zu besetzen im Gegen satz zu den Vorschlägen der bürgerlichen Mebr, heilen der infrage kommenden Benrksvertretungen, denen aber wieder die vollspartcilichcn Minister gereckt werden müssen. Nach stärker wiegen die Schwierigsten im Falle Chemnitz. Hier i!t be- kann'lsih der gegenwärtige Innenminister Müst ter als künftiger Kreishauptmann genannt wor den. Es scheint, als ob über die Frage der Berufung M'llcrs zum Chemnitzer Krcishaupt mann Einmüt okcit in der Regierung bestünde, nicht aber darüber, was mit dem dann srejge- wordenen Miniftcrsitz werden soll Es i't bekannt, laß bei den Verhandlungen, die zur großen Koalition in Sachsen geführt ha- bcn, der Plan der Verringerung der M i n i st e r s i tz e von sieben aus sechs und damit der G le i ch st e I l u » g der bürgerlichen und sozialistischen Ministersitze von drei zu drei se'm ernst'mst erwo cn worden ist. Von sozialdcmo'ratischer Seite soll damals die Zusicherung gemackt warben stin, im ge gebenen Falle mit einer solchen Verringerung der Zahl der Mini'ttrsitze einverstanden zu sein. Aus der büracrlichen Koalit'onsseile ist man nun der Meinung daß es nun an der Zeit sei. daß die So ickdemokraten ihre damals gegebene Zusage einlösen und zwar durch die Zustimmung zu der bürgerlicherseits kundgegebenen A sicht, das nach dem eventuellen Abgang Müllers frei- , werdende Miniftcrium des Innern dein Minister präsidenten mit zu übertragen. Eine solche Re geluna umrd<> dann wenigsten« ciniaermaben den augenblicklichen Mehrhcitsvcrhöltnissen in der säch sischen Reoierungsko litim Rechnung Mien, den» die drei büraerlichen Minister haben im Land- tage bekanntlich 27 Abgeordnete hinter sich, wäh rend fick die vier sozialdemokratischen Minister nur noch auf 23 A geordnete stützen können. Die Sozialdemokraten aber glau en gerade jetzt aus Rücksicht auf die schar'e Opposit on der Arzt Lie' mann Gruppe ihre Zusaae hinsichtlich der Veriftmerung der Zahl der Minifter nicht er- snllen zu dürfen weil sie sich mit dem Aufgchen ihrer ziffernmäßigen Ueberlcgenheit im Kabinett bei ibren Vartci massen im Lande noch mehr ins Unrecht setzen würden, das müssen sie »mso- mehr zu vermeiden suchen, als imnxr mehr «r- ichtlich wird, daß der Rcichsparteworstand in xm Streit der 23 gegen die 17 doch me''r und mehr der Tatsache Rechnung trägt, daß die letzte re» die ganze Partei im Lande hinter sich ha' en. Die Dinge liegen demnach fetzt so, daß Re sozialistischen Minister, um nicht de» ft ten 'lest von Ansehen in i rer Partei noch zu vcr. ieren, unbedingt versuchen müssen, die freien .testen mit Sozialdemokraten zu besetzen, wäh rend die bürgerlichen Koalitionsminister einer SLF-« WMWIW ill WMl Dortmund, 12. Februar. Zu dem Unglück auf der Zeche „M i n i st e r Stein" wird noch gemeldet, die Gesamt zahl der von der außerordentlich star'cn Schlagwetlererplosion betroffenen Berg leute betrage 13 7. Die bisher lebend ge borgenen Bergleute befinden sich anscheinend außer Lebensgefahr. Bis heute vorintttag 9 Uhr wurden 3 6 Tote geborgen. 93 Bergleute werden noch vermißt und sind durch die zu Bruch gegangenen Kohlenmassen abgeschnitten. Es ist nicht damit zu rechne», daß auch nur ein einziger der abgeschnit- tenenBergleute noch am Le ben und zu retten ist. Dir Verunglückten sind in der Hauptsache durch die gitizc» Schwaden getütetet worden. Die Reltungsarbeiten werden eifrig fortgesetzt. einem Feldwege auf ihn zugekommen und hätten ihm „Halt! Stehen bleiben! Gib uns dein Geld!" zugerufen. Der Uebermacht wegen mußte er sich fügen und ihnen seine Barschaft, etwa 10 Mart, gebe». Daraus verlangten die Straßenräuber noch seine Uhr. In dem Augenblick sei aber ein Auto von Liebertwolkwitz gekommen, weshalb er laut um Hilfe gerufen hätte. Es seien darauf iedoch die vier Räuber nach den Feldern zu davongelaufen und in der Dunkelheit verschwunden. — Dresdea, 1t. Februar. Ein sehr bedauerlicher Verkehrsunfall, bei dem leider «in Menschenleben zu beklagen ist, hat sich ander Kreuzung der Glacis« straße mit dem an der Bautzener Straße entlang führenden Radfahrwege zugctragcn. Der 21jährige Klempnergchilfe Schwiek versuchte, auf dem Rad fahrwege stadtwärts fahrend, mit seinen, Fahrrad« zwischen zwei in, Abstande von etwa 30 Meter fah rende» Streifenkraftwagen des Polizeipräsidiums, die Polizeimannschaften nach dem Neustädter Bahn hof bringen sollten, die Elacisstraße zu kreuze», oo- wohl von beiden Wagen aus laute Warnungssig nale gegeben wurden. Der zweite Streifenkrast- wagen lieb sich nicht niehr rechtzeitig zum Stehen bringen, so daß Schwiek angefahrcn und dabei töd lich verletzt wurde. Eine Radfahrerin, die kurz vor Schwiek fuhr und im Gegensätze zu diesem rechtzeitig von ihrem Rade abstieg, erhielt sich auf diese Weise ihr Leben. — DreSdcn, 11. Febr. Am 7. d. M. gegen '/-6 Uhr vormittags wurde auf einen 20 Jahre alten Schriftsetzer auf dem an den Drescher- Häusern in Vorstadt Löbtau vorübersuhrenden Fußweg ein Raubüberfall verübt. Ein mit Maske versehener Unbekannter gab auf den Schriftsetzer einen Schuß ab, der fehl ging und versuchte darauf, ihm das Fahrrad zu entreißen. Der Neberfallene, der durch den Schreck die Sprache verloren hat, wehrte sich kräftig mit seinem Schlussel, worauf der Ränder die Flucht ergriff. — Bautze», 11. Febr. Zwei von den vier als vermißt gemeldeten Mädchen von Bautzen sind von der Kriminalpolizei in Dresden auf- gegrisfcn und von den Eltern znrückg' holt wor den. Die anderen beiden Mädchen haben erneut Nachricht von Berlin an ihre Angehörigen ge« geben, woraus hervovrebt, daß sie sich anschei nend noch in Berlin anmalten. — Zittau, 11. Fedb Zwei Grenzbeamte, die an der Station Ullersdorf patroullierten, be- merkten drei Männer, die mit schwer bepackten Rucksäcken von Grottau her kamen. Auf Anruf flüchteten die Leute über die Felder nach Zittau zu. Als die Beamten Schreckschüsse abgaben, warfen die drei Männer ihre Rucksäcke ab und liefen weiter. Als die Grenzüeamtcn von ihrer Schußwaffe ernstlich Gebrauch machten, schoflen die Flüchtlinge ebenfalls Die Unbekannten ent kamen. In den zurückgelaflenen Rucksäcken fand man 20 000 Zigaretten, einen größeren Posten Zigarren und Tabak. Die Einbrecher Latten die Tabakwaren kurz vorher in der Tabaktrafik in Grottau gestohlen. Beamtenschaft und Reichstag. Veamten-Kundgcbung an» 11. Februar 1925. —e. Die Ortskartelle Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz und Gersdorf des Deutschen Veamteu- bundes hatten gestern zu ciner Protestkundgebung eingeladen, in der der Geschäftsführer des Landes kartells Sachsen, Herr Lehrer a. D. Hadang, über das obige Thema sprechen sollte. Da er aber in letz ter Stunde absagen mußte, hatte der Vorsitzende des hiesigen Ortskartclls, Herr Justizinspcktor Kirschen, das Referat selbst übernommen. Nach ciner kurzen Begrüßung der Anwesende» ging er zunächst auf den Reichstag vom 4. Mai 1924 ein, auf den die Beamten wegen der groben Partei« Zersplitterung von Anfang an keine groben Hoff nungen setzten. Das von ihm angenommene Lon doner Abkommen habe alle» Bevölkerungsschichten, nur nicht den Beamte», Vorteile gebracht. Der Reichstag sei vom gewerkschaftliche» Standpunkt aus ein Machtfaktor, da er »ach der Verfassung die wichtigste Einrichtung des Staates sei. Der Staat müße sich bei feinem Existenzkampf auf die Treue der Beamten verlassen, die nur aus einer »»künd« baren Lebensstellung komme» könne. Darum sei das Bcrufsbeamteiitum notwendig, und das Partei beamtentum müsse auf das änberst Notwendige be schränkt werden. Sei der Reichstag von der grund sätzlichen Acnderung der Bcamtenpolitik überzeugt, so müsse er alle Ermächtigungsgesetze aufhebcn und das alte Recht der Beamte» wiedcrhcrstclle». Rück ständig ist vor allem »och das m 8 >28 der Verfas sung versprochene Bcamtcngesetz, zu dem seit 1922 ei» Entwurf des Beamtciibundes der Regierung vorliegt. Die Beamten lehnen die Verquickung mit dem Arbcitsrccht ab, ebenso wie eine Trennung der Betriebs- und der Hohcitsbeamtcn, und fordern ei» einheitliches Recht für alle Beamte», ob vom Reich, Staat oder Gemeinde. Auch das vom Beamtengesctz nicht trennbare Bc- amtcnoertrctcungsgcsctz (8 >00 der Vers.) fehlt »och: -cs wurde 192t dem Reichstag vorgelcgt, 1922/23 i» >. und 2. Les»»» angenommen, dann aber im 23cr Ausschub versenkt. Das Wichtigste ist die Bcamtcnbesoldung, bei der de» Beamte» weit mehr zugemutet wurde als alle» andere» Schichten: von 1897 bis 1909 erfolgte keine Gehaltserhöhung, während das Einkommen ande rer Schichten von 37 Prozent gestiegen war; die seit dem erfolgten Zulage» wäre» gering, vor allem die seit 1918 gegebenen. Die anr 1. Dezember 1923 ein geführten Goldgehälter stände» 50 Prozent unter dem Friedcnsrealwcrte. Wäre» sie sofort auf 75 Prozent bemessen worden, so mübte heute nicht um >ede kleine Erhöhung gekämpft werden. Die anr 1. April 1924 erfolgte Aufbeßcrung um >3 Prozent brachte de» Gruppen 1—6 niouatlich 3 bis 6 Mark mehr, die von: 1. Juni 1924 sah für Gruppe 1 17 Prozent, für Gruppe 13 aber 7l Prozent vor, was besonders verbitternd wirkte. Der Deutsche Bc- amtenbund war »icmals gegen eine gerechte höhere Bezahlung der oberen Beamten, er fordert aber auch auskömmliche Gehälter für die uutercn Gruppe». Wiederholt, am 27. Mai, 27. September »»d 29. Oktober, sind die Spitzc»orga»isationcn bei der Re gierung vorstellig geworden, die aber nur 12'/, Pro zent für Gruppe 1—6, >0 Prozent für die übrigen gewährte. Die Beamtenschaft war trotz aller Ent behrungen immer auf dem Posten, aber Verschul- dung, Verfehlungen, Selbstmorde bezeichnen ihren harten Weg, und darum mub sofort Abhilfe geschaf fen werden. Geld war da, wie die Verleihung der Gelder an Barmat und Genossen und die Entschädi gung der Ruhrindustriellen zeigt. Trotzdem jetzt 120 Anträge aller Fraktionen zur Veamtenfrage dem Reichstage vorliegen, fürchten die Beamten, daü diese Versprechungen nicht gehalten werden; zur Er klärung der Reichsrcaierung vom 19. Januar steht die Denkschrift des Finanzministers vom gleichen Tage im offenbaren Gegensatz, die zu beweisen ver sucht, dab in der Besoldungsordnuna vom 1. Juni 1924 die unteren Beamte» am besten weggckom- mcn seien. Vom Reichstag mub gefordert werde», dab er endlich für die Beamte» Zeit hat, schleunigst die Dczcmbcrbesolduna ändert und die Bcsoldungs- rcform durchführt. Das Berufsbcamtentum tritt jetzt in den Kampf um seine Existenz ein, es will nicht länger harren und hoffen, sondern kämpfen. Der Redner verlas dann nachstehende Entschlie ßung, die ohne Aussrache einstimmig angenommen wurde: „Die am 11. Februar im Saale des „Gewerbe- Hauses" geschloffen versammelte Beamtenschaft von —e. Im Warenlager der C h e m i s ch e n Bleicherei Hüttengrund wa ren gestern abend, vermutlich durch Sel'st- cntzüwdunq, wollene Stoffe in Brand geraten. Glücklicherweise wurde das Feuer rechtzcilig bemer t, sodaß cs von der 3. (Hüttcngrun^er) Kompanie unserer Freiwilligen Feuerwehr bereits gelöscht war, als die alar- micrte 1. Kompagnie und die Motorspritze der Firma Amon Haase am Vrandplatze cintrafen. Der Schade», der immerhin me rerc Tausend Mark beträgt ist durch Versicherung gedeckt. —* Der Volksbund für Volksausklärung schreibt uns: „Wir mache» besonders ausinerksam auf den dem heutige» „Tageblatt" beiliegende» Auszug der „Berl. Börsenztg." aufmerisam,welcher sich eingehend mit den Vorgängen des Varmatskandals befaßt und in allcn Kreise» das weitgehendste Interesse gefun den hat. EI» grober Teil der darin gemachten Mit teilungen ist inzwischen von dem von, Reichstag und dem Prcubischen Landtag eingesetzten Unter suchungsausschub bestätigt worden." —' Am kommenöe» SonMaa, de» 15. Febr, gebe» die beliebten «teinbach-Sänger im „Al- bertschlöstche«" ein Gasiipict: es ist auch dies- mal wieder ci» erstklassiges Programm vor gesehen, iodaß ein Bestich mir zu empfehlen ist. (Näheres siehe spätere Anzeige.) —* Oberlungwitz, 12. Februar. Das Fest der goldene» Hochzeit feierten am vergangenen Som>- adend der Hansmann Herr Robert Granitz mit sei ner Gemahlin sowie der Eeschästsgehilfc Herr Otto Tetzner mit seiner Gemahlin. Beiden Jubelpaaren wurden seitens der Einivohnerschaft größte Ehrun gen zuteil. Die Ehemänner der Jubelpaare sind noch geistig sowie körperlich gesund, sodaß sie ihrem Berufe »och voll und ganz nachgehc» können. Wäh rend die Einjegmmg des Ehepaares Tetzner am Scnnabend erfolgte, wurde das Eränihschc Ehepaar am Sonntag in der Behausung vom Ortspfarrer emgcjegnct und ihnen ein Glückwunschschreiben des Laudcs!o»sistoriums Dresden überreicht. — Glancha», 11. Febr. Der Oberkellner Kißner der Falke Weinstube verließ heute mor gen seinen Dienst und nm ' «7 Uvr fand man ihn ans der Treppe seines WahnbauseS tot vor. Kißner war tnsolge eines SGivindelanfalles die Treppe becuutergcstürzt und hatte eine» Schädel bruch erlitten. — Plaucn, 11. Februar. Aus dem Vogt- lande wird das Eintreffen der ersten Lerchen gemeldet. — Leipzig, 11. Februar. I» der Nacht zum 9. d. M. gegen 12.30 Ilhr erschien auf der Polizcistellc in Probstheida ein Müllermcister aus Gräfenhaini chen und zeigte an, daß er auf dem Wege von Lie« bertwolkwitz nach Probstheida kurz vor dem Mon- archcnhügcl von vier jungen Männern mit starken Stöcke» überfallen worde» sei. Die vier seien auf
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