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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841112631-192502106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841112631-19250210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841112631-19250210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-02
- Tag 1925-02-10
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Monat
1925-02
-
Jahr
1925
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Zu den deutsch-sranzösischen Wirtschaft«" Verhandlungen. Skaatssekretir Trendelenbttrg begab sich gestern vormittag 11 Uhr in das Handelsministerium zu neuen Bespre chungen mit den französischen Sachverstän digen. Die „Information" meldet, daß die Sachverständigen den Entwurf eines provi sorischen Abkommens bi; zum 1. Dezember 1925 prüfen werden. Man weisz noch nicht, ob sich werde eine Berständigung er zielen lassen, doch besteht gewisse Aussicht, da für. War den endgültigen Handelsvertrag an belangt, so würde ein neues Kompromiß Diens tag früh von den Führern der deutschen Dele gation beraten werden. Fall; der Entwurf des provisorischen Abkommens heute i r seinen Grund rissen von beiden Partei angenommen werde, sei für Dienstag Nachmitt«g eine Vollsitzung vorgesehen. Von deutscher Seite werden diese Darstellungen als richtig bezeichnet. Die „Buckau" im Kieler Hafen angekommen. Das Notorschjfj „Buckau", das Dienstag nach mittag 5 Uhr mit einer für Schottland bestimm ten .Holzladung von Danzig auslies, ist nach «Mündiger Fahrt Sonntag mittag 1 Uhr in der Kieler Bucht ringel rufen. Es ankerte zu nächst in der Kanalmündung und ging dann zur Eermaniawevft, wo es mit einer Funlsnlage ausgerüstet wurde. Die V e r z ö g e r u n g der Ankunft — man hatte die „Buckau", die für die Fahrt von Kiel nach Danzig nur 44 Stun den benötigte, bereits Sonnabend nachmittag er wartet — erklärt sich aus den S t ü r m « n der letzten Tage. Namentlich am Freilag und Ssnnarend halte das Scht's s ch wer« S e e n z u b e st e h e n, bei der die No loren infolge star.cr Böen aus Nord und Nord west nicht in Tätigkeit treten konnten. Sturz seen schlugen über Bord und das Schiff schlin gerte Hertig, ohne aber ernstlich in Gefahr zu kommen. Auch ein Schnecsturm, der über die „Buckau" herein rach, wurde gut überstanden. Die Weiterfahrk durch den Kanal wird voraussicht lich Dienstag abend erfolgen. 13 Tote bei einem Fabrilbrand. Die Pariser Morgenblättcr melden, das Sonn tag früh in der Waggonfabrik in Veziers Feuer ausbrach, das sich mit grober Schnelligkeit ausbrei tete. Es wurden Truppen und Polizciabteilungen hcrangezogen, denen cs im Verein mit der Feuer wehr gelang, den Brand aus die Fabrik zu beschrän ken. Um 8 Uhr abends stürzte plötzlich eine Mauer ein, die ungefähr 56 Männer unter sich begrub. 13 waren sofort tot, 15 Schwerverletzte mußten ins Krankenhaus überführt werden. Der Bürgermeister ordnete infolge der Trauer die Schließung der Kinos und Theater an. Nachlese zur Sozialpolitik. Von unserem vorlomentoeijchen Mitarbeiter. Berlin, 9. Februar. Im Reichstag gab es zunächst eine kleine tt eb e r r a f ch u n g. Al; Präsident Löbe vor Eintritt in die Tagesordnung be kannt mb, daß der Zenlrumsabacordnele Dr. Höfle sein R e i ch s a g s m a n d a t nicdergelegt habe, wurde diese Mit teilung von lebhaften Hörtt-Hort-Nusen beoltt- tet. Sodann gab cs bei der Fortsetzung der Bc> ratung des Haushalts des Ar.citsminislcriums eine kleine Nachlese zur Sozialpolitik, wobei ins besondere die Erwerbslosenfürsorge und die schwierige Lage der Bankangestellten besprochen wurde. Ein sozialdemokrat seber Redner leistete sich dabei den nicht sehr gesel.iätni Scherz, das; die Banken nach Embeimsung i aec riesigen I»- flativnsaewinne nickt nur di: Papnrschcine, son ¬ dern auch die Anxrslelcken clngcstampft hätten. Der Arbeitsminister, dessen Gehalt bereits be, wijligt ist. nahm an den Verhandlungen nicht teil, er liff; sich durch seine Räte vertreten. Mi nisterialrat Weigert wandle sich gegen die Darstellung der Linken, als ob die letzte Erhö hung der Unterstützungssätze für die Erwcrslosen eine „Knickerei" gewesen sei Im kommenden Frühjahr werd« die Arbeitslosigkeit erheblich Nach lassen. Es werde dann voraussichtlich an ge lernte» Bauarbeitern fehlen. VkWI. GMWMMeiM UMMM am 8. Februar 1925. Anwesend sind 20 Verordnete und 2 Herren vom Eememderat. Zur Kenntnis kommt ein Dankschrei ben der Polizeibcamten für die Errichtung der Klciderkasse, die Erkrankung zweier Lehrer, wofür zum Teil Ersatz vorhanden ist und die Kündigung eines Lehrers für l. April I925. — Herr Bürger meister Riedel gibt in der schwebenden Sache der Einführung der Lernmittelfreiheit die diesbezüg lichen Verhältnisse der Stadt Limbach bekannt. Aus den Ausführungen ist ersichtlich, dab daselbst eine direkte Freiheit nicht besteht, sondern die Durchfüh rung derart ist, dak die Minderbemittelten 50 Proz. zu den Kosten der entnommenen Bücher beitragen müsse», während die Besscrgestelltcn eine Freiheit überhaupt nicht geniesten. Der sogen. Kleinkram als wie Federn, Stifte, Gummis usw. wird nicht verabreicht. Die Verhältnisse in dieser Art in der Stadt Limbach werden deshalb bekannt gegeben, weil zur letzten Sitzung genannte Stadt als Vor bild hingestellt wurde. — Wie bereits mitgeteilk, wird die Nutolinic Oberlungwitz—Wüstcndrand vor Ende April nicht in Betrieb genommen und zwar wegen des zurzeit herrschenden Wagcnmangcls. — In der Angelegenheit der Versorgung des Ortes mit Straßenbahn hat weitere Verhandlung mit der Ueberlandbahngesellschaft stattgcfunden. Ein defi nitives Ergebnis ist noch nicht bekannt. — Der Strompreis ist vom Elektrizitätswerk ab 1. Februar auf -15 Psg. pro Kilowattstunde ermnhiqt worden. — Die Firma W. F. Bahner bietet der Gemeinde ihr Areal an der Schmidtgassc für einen ortsüb lichen Preise zum Kaufe an. Eine Beschlustfassung erfolgt heute nicht, und die Sache wird dem Bau- ausschust zur weiteren Beratung überwiesen. — Der Ausbau der Nutzunger Siraste durch 2500 Quadrat meter Kleinpflaster wird für dieses Jahr bewilligt. Die Kosten werden sich voraussichtlich auf ca. 32 000 Mark belaufen, zu welchen der Bezirk Beihilfen ge währt. — Für die Mütterberatungsstelle wird der Ankauf von klarem Zucker beschlossen. — Das An suchen der Freien Schnlvercinigung um lleberlas- sung des Nathaussitiungsfaalcs zu Versammlungs- Zwecken wird gegen die Stimme» der kommunisti schen Fraktion abgelehnt. Bei dieser Gelegenheit wird beschlossen, daß bei Fraktionssitzungcn im Rat haus auch Personen, welche der Fraktion nicht ange- hören, teilnchmcn können, wenn vorher dem Herrn Bürgermeister über die Zahl der in Frage kommen den fremden Teilnehmer Mitteilung gemacht wor den ist. — Eine Anzahl baulustiger Einwohner er sucht um käufliche Ucberlassung von Grundstück des früher Vogelschen Vauarcals am alten Spielplatz. Im Prinzip wird der Verlauf heute genehmigt, je doch wird ein endgültiger Beschlust ausgesetzt, bis die Aufteilung dcs Planes durch beauftragte Archi tekten erfolgt ist. — Von der Sozialdemokratischen Ortsgruppe liegt ein Gesuch um Beschlustfassung über Zahlung von Aufwandsentschädigung an die Eemcindeverordneten und Ecmcindcraismitgliedcr in Höhe von 120 Mark jährlich vor. Vom vorbe- ratendc» Aussthust wird jedoch eine Staffelung für richtiger gehalten und für eine Vollsitzung 5 Mark' und für eine Ausschubsitzungg 2.50 Mart als Ent schädigung vorgcfchlagen. Eine längere Aussprache hierüber endigt damit, dast das Gesuch der Sozial demokratischen Ortsgruppe gegen die !l Stimmen der bürgerlichen Fraktivn Annahme findet. Herr Wilhelm Bahner erklärt für die bürgerliche Frak tion, dast dagegen gestimmt wird, weil die Herren der bürgerlichen Fraktion ihre Aemter ehrenhalber bekleiden. — Der hiesigen Sauitätskolonne wird eine Beihilfe fürs Jahr 1925 ans Gemcindemitteln gemährt in Höhe von 100 Mark. — Bekanntlich sind in der Oberen Schule die Raumvcrhältnisse äußerst schlecht und hat diese Tatsache der Oberen Schullei tung die Veranlassung gegeben, eine Eingabe cin- zureichen, i» der ersucht wird, einen Neubau der Schule bcz. einen Anbau recht bald in die Wege zu leiten. Nach längerer Aussprache, ob der Anbau oder der Neubau das vorteilhaftere ist bez. der Bau einer Zentralschule in Frage kommen must, wird eine Beschlußfassung ausgesetzt, da zurzeit eine Kapitalbeschaffung fast ausgeschlossen ist. Ehe dem ganzen Projekt näher getreten werden kann, must auf jede» Fall die Geldfrage Regelung erfahren. Nach den Ausführungen des Herrn Bürgermeisters dürfte auf eine Zentralschule kaum zuzukommcn sein, da dieselbe einen Kostenaufwand von bestimmt 1 500 000 Mark verursachen würde und die Beschaf fung eines "solchen Kapitals bei der Knappheit dcs Gcldcs nicht möglich ist. Wenn ja im Laufe des Jahres Kapital beschafft werden kann, könne nur auf einen Anbau zugekommen werden. Heute wird beschlossen, die Eingabe der Oberen Schulleitung zur weiteren Beratung an den Finanz- und Vcrfas- sungsausschust zuriickzuverweisen. — Die Beratung des Erbüaurechtsvertrages, welcher zwischen der Ge meinde und der Baugenossenschaft einerseits und der Firma Louis Bahner andererseits abznschliesten ist, für die Grundstücke an der Bahnerstraste wird ausgesetzt bis zur nächsten Sitzung bez. soll eine be sondere Sitzung hierfür einbcrufcn werden. — Schluh der össentlichen Sitzung 10 tthr. Eine ge heime Beratung schlost sich an. Sächsisches Hohenstein-Ernstthal, 10. Februar 1925. Fortdauer der unbeständigen, böigen Witte rung wahrscheinlich. Temperatur vom v Februar: Minimum -s-1.0, mittags 12 Uhr Z5.O, Maximum -f 5.4. Wird es doch noch Winter? Es ist eine eigene Sache, sich auf das Prophe zeien zn legen. „Die alten Propheten sind tot, und die neuen taugen nichts," sagt ein altes Sprichwort. Besonders heikel wird cs, wenn man sich auf das Prophezeien hinsichtlich des Wettes auf lange Sicht einlassen wollte. Ich hatte es da mit dem seligen alten Schäfer auf dem früheren väterlichen Besitz tum, der im Dorfe den Beinamen „der Neunklugc" hatte. Dieser gab regelmäßig auf die an ihi ge richtete Frage: „Schäfer, was wirds für Wetter?" die vorsichtige und immer zutreffende Antwort: „Das wird sich ausweisen!" Trotzdem aber bleibt die Tatsache bestehen, dast man seit Alters her aus gewisse» Anzeichen in der Tier- und Pflanzenwelt Schlüsse auf das künftige Wetter nicht nur für die kommenden Stunden und Tage, sondern sogar auf einen gröberen Zeitraum bat ziehen wollen. Dies beweisen schon die zahl reichen Wetter- und Bauernregeln, und selbst die Wissenschaft die nach ihrem jetzigen Stande eine langfristige Wettervoraussage ans Grund der kos mischen Vorgänge für unmöglich hält, gibt zu, dast de» Beobachtungen derjenigen, die, wie Bauer. Jäger, Schiffer mit der Natur eng verwachsen sind, vielfach Richtiges zugrunde liegt, wenigstens dann, wenn es sich nur um Voraussage des Wetters auf kurze Zeit handelt. Selbst eine Wetterregel, die auf den ersten Blick sinnlos erschein!, wie zum Bei spiel: „Kräht der Hahn auf dem Mist, so ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie cs ist", ist cs det nähcrcr Vctrachtung nicht; dcnn sie besagt letzten Endes nur, dast man aus dem Verhalten des Hah nes nicht auf das Wetter schrieben darf. Wie dem nun auch fei. Zugegeben einmal, dast Pflanzen und Tiere Wetterpropheten sind, ein Spaziergang durch Garten und Flur lehrt uns, dast sich die Erde schon mit einem frijchgrünen Teppich zu bedecken beginnt und die ersten Frühlingsblüher nengierig ihre Köpfc heroorstecken. Auch das Knospe» d.r Sträucher und Bäume scheint anzukun- digcn, dast nach den bisherigen gelinde» Winter- monaten der gestrenge Herr mit Eis und Schner in diesem Jahre ganz aus sein Regiment verzichten will und der Frühling nahe ist. Betrachtet man gar erst die Tierwelt, so will cs uns fast scheinen, als ob sie sich zum Teil in der Jahreszeit geirrt hat. Schon jetzt im Februar Ian- zcn die Mücken. Die Biene» sind aus ihrem Win terschlaf erwacht und wagen summend einen ersten Ausflug. Wer cs noch nicht wüstte, dab durch die srühlingslinden Lüfte auch Schmetterlinge und Maikäfer und andere Krabbeltiere schon zu kurzem Dasein erweckt sind, frage nur bei den Zeitungs- rcdaktionen an. Dort finden sich nicht selten ganze Sammlungen von allerlei Frühlingsgetier, dessen Entdecker zu glauben scheinen, dab es nur dort ge deihen kann. Wie aber nun? Äon allen Enden meldet der Draht, dab sich die Vogclwclt des scandi- navischen Nordens nun doch noch zur Reise nach dem Süden ausgemacht hat und die deutschen Küstengebiete bevölkert. Sind etwa diese Vögel auf der Flucht vor Kälte und Schnee? Kommt das „dicke Ende" »ach dem bisherigen milden Winter- wettcr diesmal doch »och nach? . . . Wie sagt der Schäfer? „Das wird sich — ausweisen!" Warten wir daher ab, und feiern wir die Feste, wie sie fallen! Prcdi. —e. Das Wetter der letzten Tage ge fiel sich w i e d « r in absonderlchen Sprünge»: am Sonnabend Graupel- u»d Cchneeböen, dann Frost, am Sonntag wieder Trübung mit Re gen. gestern Rege» und Sturm, der die gauze Nacht über anhjelt und an Dächer» u»d Zäu ne» manchen Schade» cmgerichtcl haben wird, heute mittag klarer Somiciischein und 8 Grad Wärme, wahrlich, „Ne Wclt wird schöner mit jedem Tag, wer weis;, was da noch kommen mag!" Hof'enllich bewahrheitet sich die Propbc- zeimrg nicht, daß auf einen milden Februar ost ei» kaltes, nasses Früh ahr folgt, den» jetzt ist die Sehnsucht nach dem Winter nicht mehr so groß al» etwa vor vier Woche». —* Die Tagung der sächsischen Hauebesitzerver« eine wird am 6. und 7. Juni 1925 in unserer Stadt abgehalten. — An den gleichen Tagen findet auch das Pfaffenbcrg-Turnfcst hier statt. —Gersdorf, 10. Februar. Gestern feierte Herr Obersteiger Robert Schmidt das 40jährige Dienjt- jubiläum beim Cersdorfer Steinkohlenbauverein. Aus diesem Anlasse wurde dem verdienten Jubilar« vom Vorstande des Werkes in Würdigung seine»; langjährigen treuen Tätigkeit der Titel „Schicht meister" verliehen und ihm in einer schlichten Feier unter ehrenvollen Worten der Anerkennung sowie herzlichsten Glückwünschen ein kostbares Ehrenge schenk überreicht. Dem Jubilars wurden außerdem von der Beamtenschaft und von Berufskollegen zahlreiche Ehrungen dargcbracht. — Jahnsdors i. E„ 9. Februar. Am Montag nachmittag kurz nach 4 Uhr verschied infolge eines Herzschlages auf der Strabe in der Nähc der Sonn» tagjlhcn Fabrik der 18jährige Max Arnold, Sohn dcs Strumpfwirkers Bruno Arnold in Jahnsdorf. — Limbach, 9. Februar. Reibungen zwischen de» cinzel»e» Fraktionen einerseits, Beleidigungen des Stadtratcs bez. einzelner Mitglieder desselben durch Angehörige der KPD.-Fraktion andcrcrsctts gaben der Fraktion der Vereinigten Rechtsparteien und SPD. Veranlassung zur Einreichung von An trägen für eine Verschärfung der Geschäftsordnung. Nach der neuen Geschäftsordnung kann n. a. vom Vorsitzenden bei groben Verstößen ei» Stadtver ordneter bis zu sünj Sitzungen ausgeschlossen wer den. — Bei einer Besprechung der Erwcrbsloscn- »nterstützung entstand eine erregte Auseinander setzung zwischen dem Stadtverordneten Granz (Komm.) und dem Stadtverordneten Rup- pold (Bürger!.), wobei sich Granz zu einem tät lichen Angriff uuf Ruppold hinrcistcn lieb. Der Vorsitzende schloß infolgedessen die Sitzung vor Er ledigung der Tagesordnung. — Chemnitz, 9. Fcbruar. Am Sonntag nachmit tag nachmittag wurde die 63 Jahre alte Ehefrau des Maierialausgcbcrs Hcbcckcr in Ncichcnbrand, Erinnerungen eines sibirischen SLrüslmgs. Ein Brief. Von Rudolf Schuster. Petersburg, den 11. Februar 1881. Bruder! — Fedor Dostojewski hat man be graben vor zwei Tagen in aller Frühe. Hat ihn begraben wie einen Heiligen der Kirche. And Rußland weint an seinen» Grabe. And selbst der Hof ist vertreten, als man den einsti gen sibirischen Sträfling zur letzten Ruhe trügt. Ist das nicht lächerlich und unsagbar trau rig zugleich? Ich hätte das bittere und ver ächtliche Lächeln sehen mögen, Brüderchen, das auf den blutlosen Lippen dieses Dulders ge legen hätte im Anblick seines eigenen Leichen zuges. Im Leben hat man ihn gequält, ge jagt, verbannt und hungern lassen, daß er krank und siech, unheilbar krank wurde. And nach dem Tode häuft man Prunk und Ehren auf ihn. O, cs ist traurig, lächerlich und — beschämend zumeist. In diesen Tagen bin ich der Erinnerung voll an diesen seltenen Menschen. Du weißt, Iwan, ich habe Jahre hindurch mit ihm zu sammengelebt, kurzgcschoren, in Strüflingsklei- dung im sibirischen Totenhaus. And später denn, als man uns nach vierjähriger Zwangs arbeit als Gemeine in ein sibirisches Regiment einreihte, da haben wir oft Schulter an Schul ter auf faulem Stroh gelegen und uns anein andergepreßt, nm uns gegenseitig zu erwärmen und unsere Körper vor dem erstarrenden Eis hauch des sibirischen Winters zu schützen. Ich hatte diese Leiden verdient, wenn ich glich heute noch nicht bereue, die alte Pfand ¬ leiherin Aljonja Iwanowna ermordet zu haben, die die Armen aussaugte wie ein Blut egel und die Hilflosen zum Selbstmord trieb. Du wirst empfunden haben, daß Fedor Dosto jewski einen Teil meines Schicksals in seinem großen Roman „Schuld und Sühne" nieder- icgte. Nur unendlich feiner und wissender als ich es ihm sagen konnie — weil er ein Dichter war und ei» König der Seelen. Ich hatte meine Tat wohl bewußt getan, aber euisctzte mich vor ihr, als sie getan war. And doch bereute ich sie nicht. Das war alles so seltsam. And ich fand keinen Ausweg aus meiner Seele Irrgang. Er aber horchte tief hinein in meine Seele und wußte alles, dieser große Mensch. So büßte ich eine Tat, deren ich schuldig war. Er aber war unschuldig. Bruder, ich weiß es. Er war ohne sein Wissen und seinen Wil len in die Petraschewskijsche Verschwörung ver wickelt worden. And litt so für ein nie began genes Verbrechen. And litt qualvoller und schmerzvoller als wir alle. Seine zarte Seele und seine nervöse, verfeinerte Eiudruckssähig- keit mußten alles tiefer und nachhaltiger emp finden, als die stumpfsinnige, gefühllose Natur eines seelisch robusten Verbrechers. Ihm war es unerträglich, daß er nie allein war, daß er immer in einem Raum mit oftmals vertierten Menschen lebte. Daß er den Ausdünstungen ihrer Leiber ausgesetzt war, ihren schamlosen Aeußernngen und ihrer offenen Anzucht. Seine Seele legte ihre ganze Hoheit wie einen Man tel um sich, der sie vor Beschmutzung schützte, aber unter dem Mantel krümmte sie sich wie ein getretenes Tier. Er schauderte vor dem Anrat, der ihn umgab, aber er litt schweigend. Er be zeichnete die Sträflingsjahre als ein unaus sprechliches, endloses Leiden, da er sich „leben dig begraben im Sarge eingeschloffen fühlte". And doch nahm er die Zwangsjahre hin, klag ¬ los und ergeben als seines Lebens Läuterungs- zeit. And schrieb einst an seinen Bruder: „Es ist mein Kreuz, ich habe es verdient." O, Iwan, er war ein Heiliger! And war immer gütig, immer weise nnd verzeihend. Er war wie ein Bruder auch zu dem gemeinsten Sträfling, daß sich die Gemein heit verkroch vor seine»! Blick. Er half de» Wunden, tröstete die Verzagten und richtete die Müden wieder auf. Er kannte jedes Menschen Seele und wußte alles. Vor ihm gab es kein Geheimnis. Deswegen, »veil er um letzte Dinge wußte. Weil er fünf qualvolle Minuten hin durch an der Grenze zwischen Zeit und Ewig keit gestanden nnd alles Zeitliche weit hinter sich gelassen hatte. Weil er der Ewigkeit so nahe gekommen war, dah sie vor ihm die Schleier von ihren Rätseln hob. Fedor Dostojewski war nach Aufdeckung der Verschwörung verhaftet und mit den übrigen Nnbüngcr» des Petraschewskijsche» Sozialisten bundes nach Schlüsselbnrg gebracht worden. Die Verhafteten saßen in den graufeuchten Gefäng niszellen und warteten auf den Tod. Da führte inan sie am Morgen hinaus auf den Nichtplatz unter den Gesüngnismauern. Der Morgen war grau »nid leblos. And die Gefangenen wußten, daß es zum Tode ging. Ein Peloton Soldaten stand auf dem Platze, Gewehr bei Fuß, und dreißig Schritte vor ihnen hatte man Pfühle in die Erde gerammt. An diese Pfähle band man die Opfer. Unter den eisten, die man an die Pfähle führte, war' Dostojewski. Er sah die Gewehre der Solda ten blitzen, fühlte, wie man die Fesseln um Knie und Hände legte, hörte die eintönig ge murmelten Gebetsworte des Popen, sah, hörte, fühlte alles in der sicheren Gewißheit des nahen Todes. Da ging auf dem höchsten Turme der Festung eine weiße Fahne hoch zum Zeichen, daß der Zar die Todgeweihten begnadigt hatte — begnadigt zum lebendigen Tode in Sibiriens Nacht und Grauen. Fünf Minuten umspann ten diese Vorgänge. Aber diese fünf Minuten hatten sich unauslöschlich wie ein glühendes Siegel in sein Gedächtnis eingeprägt. Alle Mißhandlungen und Leiden seines vierjähri gen Sträflingsjammers verblaßten, wenn er an die unerhörte Folter dieser fünf Minuten dachte. „Wer kann sagen, daß die menschlich- Natur dies aushalten kann, ohne verrückt zu werden?" — das sind seine eigenen Worte. Das Leid hatte ihn gezeichnet. Sein Ant litz trug die Schatten des Leides und Falten in den eingefallenen Wangen. Seine Augen waren so tief und dunkel, als breite sich hinter ihnen die Steppenweite Sibiriens aus und als läge Kcrkernacht und alles grausige Menschen- ieid in ihnen eingcschlossen. Seine Augen waren ganz nach innen gerichtet, weltfern — versunken, als lauschte er immer dem Schluchzen seiner Seele, das nicht zur Ruhe kam; sie waren unaussprechlich traurig, diese schwach schielen den Augen. Aus ihnen sprach die Qual ent würdigter Mcnschennatur und das Leid eines Dulders, der wie Christus litt und sprach: „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun." Ihn hat man begraben, Bruder, vor zwei Tagen in aller Frühe. Ihn, der in seinen Wer ken die ruffische Seele in all' ihrer Wunderlich keit und Rätselliefe zutage hob. Ihn, der, zum Tode verurteilt, schon an den Pfahl gebunden war, der an Epilepsie litt, ein Ueberbleibsel sei ner sibirischen Leiden, der im Leben oft am Verhungern war und sich selbst oft „Prolcta- rierdichter" nannte, ihn hat man begraben wie einen Heiligen. Und der Hof war auch vertre ten. So ist das Leben .... als sic , von cim bei dcra .»ranken ich der ner Wol - V slur sinl deckt un untcrsmi lung dc Damit t lascrne - 1 Ladenm tctcn E ab. 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