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Schone Thaten wehe» Aus das stille Grab, Wo wir untergeben, Himmelsduft herab. Tiedge. wir als Menschen, unsrer höheren geistigen Bestimmung nach, mit der gesammten Kraft unseres Wesens für die Kreise einer übersinnlichen Unsterblichkeit zu leben und zu wirken ver bunden sind; so liegt cs auch in derselben Kraft und daher in der Bestimmung unseres Dascyns und Lebens für eine irdische Unsterblichkeit zu wirkenund so Erde und Himmel im Geiste zu verbinden. Darum müssen wir unsern Erdcnlauf mit Gesinnungen und Thaten bezeichnen, die werth sind, daß sie von unsrer Mit- und Nachwelt und vorzüglich von Denen, für welche wir edcldcnkcnd und segnend zunächst gewirkt haben, ihrem Geiste sowohl als ihrer Wahrheit nach aufbcwahrt werden, wie heilige unveräußerliche Denkmäler aus grauer Ahnenzcit. Eine solche irdische Unsterblichkeit, wie sic genannt werden kann, ahndet der Gelehrte in seinen Schriften, der Lehrer in seinen Lehren und Zöglingen, der Geschäftsmann in seinen Arbeiten und Einrichtungen, der Hausvater in seinen Kindern und Untergebenen, der Menschen freund in seinen Mitthcilungen, dcr Wohlthatcr in seinen Stiftungen. Wie diese Alle in ihren schönen edlen Thaten sich den Weg zu einer seligen Unsterblichkeit ihres Geistes bahnen können; so auch arbeiten sie zugleich dahin, daß sie auf Erden unter der dankbaren Nachwelt mit ihrer Thatkraft noch fortleben, wenn auch längst schon ihre irdische Hülle zerstoben ist uNd ihr Geist sich in höheren Gebieten dcr Unsterblichkeit eingebürgert hat. Ja, schöne Thaten wehen auf das stille Grab, wo wir untcrgehen, Himmelsduft herab. Zu diesen irdisch und überirdisch Unsterblichen kann wohl nicht mit Unrecht Fxicvrich Gottlob Franke gezählt werden, wenn wir nach den von ihm uns hinter lassenen Thaten urthcilcn. Dieser lebt und wirkt noch heute in unsrer Stadt, wo er einst seinen Erdcnwandcrstab niederlegte, und an einem andern Orte, wo er ihn einst ergriff; — er lebt und wirkt in und außer unsrer Provinz unter Allen fort, welche von Dem, was er gestiftet hat, genauer unterrichtet sind und dergleichen zu schätzen wissen; oder die selbst einst durch seine Spende unterstützt, erfreut, erhoben und gebildet wurden; oder denen er es zur heiligen Pflicht machte, über seinen Stiftungen zu wachen und sie von Geschlecht zu Geschlecht »wie unvcrwerkliche Blumen, die immer neu aus seinem Grabe hervorsprossen, sortblühen, ja, wie Himmelsluft, fortduften zu lassen. Obschon von seinen Lebensumständen nur äußerst wenige Nachrichten vorhanden sind und selbst die Töne der Erinnerung daran allmählig verklingen: er lebt in Dem, was er gleichsam als das Resultat oder Endziel seines irdischen Wirkens hinterlassen hat; — Franke lebt noch fort in seinen milden Stiftungen.