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3 Er täuschte auch ihre Erwartung nicht und ließ ihre Aussaat nicht verloren gehen. Aber die frohen und harrenden Eltern sollten das weitere schöne Aufkcimcn ihres Söhnchens auf Erden nicht mit leiblichen Augen sehen; denn diese wurden, nach Gottes Fügung, in dessen Hauben unsre Zeit steht, jetzt auf imnier geschlossen; und zwar starben Vater und Mutter in einem und demselben Jahre. Ihr Liebling war damals gerade 13 Jahr alt, und wurde durch diese harte Schicksalsschule, schon in seines Lebens frühem Morgenroth, vorbereitet zur Theilnahme an den Leiden verwaister Jugend, die so gern ihren Hunger und Durst nach Weisheit befriedigen möchte. Denn jetzt, der sorgenden Elternliebe beraubt, war er sehr bedenklich, ob er werde siudiren können. Doch, schon an dem frommen Mutterhcrzcn zu einer höheren Vaterhand hin- gewiefcn, überließ er dieser die Leitung seines Lcbcnsganges. Und sein Gottvertrauen tauschte ihn auch nicht; denn er erhielt inJohannPeuccr und Nikol. Lehmann, die im Raths- stuhle saßen, zwei- wissenschaftlich gebildete und religiöse Vormünder und Gönner, die auf seine Fortbildung mit wahrhaft väterlichen Gesinnungen bedacht waren. Diese Übergaben ihn der gelehrten Schule, an welcher damals lVl. Beccius, als Rector, und LI. Wolf, als Con rector, standen. Beydc, sehr geschätzte Schulmänner ihrer Zeit, wendeten viel Mühe und Fleiß auf, ihren neuen talentvollen Zögling an geistiger und an sittlicher Bildung höher steigen zu lassen. Ihre treuen Bemühungen gelangen, und der junge Gymnasiast erwarb sich in kurzem die Achtung und Liebe seiner sämmtlichen Lehrer. Besonders rühmt er selbst, in Wolf einen zweyten Vater gefunden zu haben. Nach Verlauf einiger seiner Schuljahre lernte ihn dcr Freyherr, Gottlob V.Borka, auf Weiß- Wasser, kennen, und gewann ihn dergestalt lieb, daß er ihn zum Reise- und Studirgefahrten für seine Söhne auscrsah. Da sich aber die Ausführung dieses Vorhabens von einer Zeit zur andern verzögerte; so riefen ihn seine Vormünder wieder zur Schule zurück, wo er sich nun durch fortgesetzten Fleiß so weit vervollkommnete, daß er im 1.1605 die Universität Leipzig z« seinem weiteren Bildunasorte nehmen konnte. Hier r>rrwr>lee rr nur ein halbes Jahr. Sein Haupt- und LlcbNngSabschcn war, die Arzencywissenschaft zu studircn, gründlich und umfassend, mit ihren Haupt - und Nebcnzweigen, mit ihren mehr oder weniger verwandten Wissenschaften. In dieser Absicht besuchte er jetzt die Hochschule zu Strasburg, und studirte dort vorzüglich Philosophie, Chemie und Anatomie. Im 1.1607 begab er sich auf die zu jener Zeit besonders im Fache der Heilkunde sehr berühmte und bcsilchte Universität zu Basel, um hier auf dem Felde seiner Wissenschaft rüstig und wacker vorwärts zu schreiten. Zwar hatte der emsig Studirende leider! über Klippen der Nahrungssorgen zu steigen, woran schon mancher aufwartsstrebende Jüngling untergegangen ist. Aber Gottvertranend und thätig und beharrlich, wie er war, kämpfte der arme Musensohn sich glücklich hindurch. Um seine ökonomischen Umstände zu unter stützen, ward er sogar einige Zeit Corrector in einer Buchdruckern). Daneben aber studirte er fleißig fort, und wurde nach jwey Jahren seiner Wissenschaft insoweit Herr, daß man ihm die Erlaubniß crthcilen konnte, auch Andere zu lehren oder medicinische Vorlesungen zu halten. Doch das bloße Wissen genügte ihm nicht und durfte ihm nicht genügen, da er einmal sich vorgesetzt hatte, ein praktischer Arzt zu werden. Und dazu kam ihm denn Einer seiner ausge, zeichneten Gönner mit Bereitwilligkeit entgegen, — der damals sehr berühmte Universitätslehrer und Hospitalvorsteher, Or. Plater, unter dessen Leitung der noch ungeübte Verehrer Hygee's mit wachsendem Beyfall der Gelehrten das Hospital als Arzt bediente. Jetzt erhielt der so vielseitig und fürs praktische Leben so äußerst brauchbar gebildete junge Arzt die höchste Würde seiner Kunst; er wurde öffentlich Doctor im 1.1610. Dabey verthei- digte er «ine praesiUv s. I). inaugural. lle kedrium teemarsi et euratione; Las. Früher schrieb er schon daselbst zwey gel. mediein. Abhandlungen: r) I). (praes. ^o. Nie. Stupano) kkiiseo» ab uleere pulmonum contraetae natura et euratio. Las. 1608.4. a)D. Ue lehrium natur» 6t äiüereutüs. Las. »Log. 4. Bald hatte der kunstfertige und scharfsichtige .Heilkünstler in