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Hohenstetn-Srnstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten M-*-r«l«»,etger Mr Hohenstetn-Ernftthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Ger-dorf, kM^W Dieses Blatt enthüll die amtlichen Bekanntmachungen de» Amtsgericht, FU>a»^«rvr »M G«mrdors, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg. M-tnSdorf, Falken. Lang-nchu-Sdorf, MM de» Stadtrat« »u HohensteiEnstthal, sowie der Behörden der umliegend«. 0-Nch^» »etcheabach, Tallenberg, Grumbach, Tirschheim. Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Druck und Verlag von Dr. Aldan Frisch. Grüna. Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Demnnvortlich für di» Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die O» Koch. Nl. M Bezugspreis wScheint 7ö Goldpseimtge etwchl. Trägerlohn Ä MU öMiz-NMSkslW AM Die Antwort Poincarees aus die deutschen Vorstellungen, die im Namen der Neichs- regierung Botschaftsrat v. Hoesch an? Freitag in Paris erhoben hat, ist am Montag mittag in Berlin einzetrof- sen. Nach der „Agence Haoas" stellt Poincarce in der Antwort noch einmal scst, das; er, nachdem der passive Widerstand eingestellt zu sein scheine, jederzeit geneigt sei, sich mit offiziellen Vertretern der deutschen Negierung über alle Fragen zu besprechen, mit denen sie ihn zu befassen wünschten. Was die Reparation anbetreffe, so ' werde die französische Negierung, wie sie bereits häufig erklärt habe, weder die durch den Friedensvertrag eingesetzte Kommis - pcn ihrer Kompetenzen entkleiden, noch irgend einer Rege lung zustimmen, die nicht streng dem Friedensvertrag ent spreche. Was die Festsetzung eines modus vivendi im Ruhrgebiet oder im altbesetzten Rheinland anlange, so sei der französische Ministerpräsident durchaus geneigt, die V or- sch läge der Berliner Negierung anzu hören. Er sei namentlich bereit zu Unterhandlungen bezüglich der Abmachungen mit Industriellen und bezüglich der Wie derherstellung des wirtschaftlichen Lebens, Boraussetzung sei dabei, datz die französische Negierung ihr unbedingtes Recht v ahre, die Rückkehr der ausgewiesenen Personen nach Prü fung der einzelnen Fälle zuzulassen. Zum Schluß erklärt Poincaree, die interalliierten M i l i t ä r k o m m i s s i o n e n hätten ibre regelmäßige Tätigkeit noch nicht wieder ausneh - men können - dementsprechend könne Deutschland nicht be- haupten/ daß es den Friedensvcrlrag loyal durchführe. Wepn sich die französische Negierung Vorbehalt, über alle Fragen, welche die Alliierten interessieren, zunächst mit d i e s e n Fühlung zu nehmen, so entspricht das der An - sicht der deutschen Negierung und dem Zweck, den sie mit ihrer neuen Demarche verfolgt. Die deutsche Negierung ist nicht nur an die französische und belgische Negierung her- angetrcten, sondern sie bat von dem in Paris und Brüssel gestellten Antrag gleichzeitig die sllcgicrungen in L o n d o n und Nom benachrichtigt. Sie hat niemals Zweifel darüber gelassen und hat auch bei dieser Gelegenheit in den Vor dergrund gestellt, daß nach ihrer Ansicht die eigentliche Lösung des ganzen Fragenkomplcres der jetzt schwebenden Fragen nur einheitlich und unter Beteiligung aller alliierten Mächte gefunden werden kann. Anderseits darf über nicht verkannt werden, daß neben der Einleitung des Gedankenaustausches über die endgültige Lösung derNepa- rotionsfrage und der Rhein- und Nuhrsrage eine vor läufige Regelung der Verhältnisse im be setzten Gebiet erfolgen muß. Zn dieser Hinsicht be merkt die Agence Havas-Meldung, daß die französische Ne- gicrung von der Rhein- und Nuhrsrage an der von ihr verkündigten Auffassung nichts zu ändern vermöge und sich insbesondere nicht bereit finden könne, die französi schen und belgischen Besatzungsbehörden im Ruhrgebiet oder die Nheinlandskommission ihrer Kompetenzen zu entklei den. Dieser Einwand ist nicht ohne weiteres verständlich. Wenn er in der französischen Note tatsächlich in dieser Form erhoben werden sollte, so müßte daraus geantwor tet werden, daß die französischen Vesatzungsbchörden im Ruhrgebiet keine selbständigen internationalen Organe, son dern ausschließlich Erekutivorgane ihrer Negierungen sind. Auch hinsichtlich der Nheinlandskommission ist zu beachten, daß ihre Verfügungen, die den fetzigen un haltbaren Zustand im Rheinland geschaffen haben, ledig lich auf Weisungen der französischen und belgischen Regie - rung zurückzuführen und nicht einer selbständigen Initia tive der Rheinlandskommission entsprungen sind. Dement sprechend hat sich der französische Ministerpräsident nach der Havas-Meldung ja auch bereit erklärt, über einen Modus vivendi, auf dessen Herstellung es der deutschen Negie rung jetzt im Interesse der besetzten Gebiete zunächst an kommt, mit offiziellen Vertretern der deutschen Negierung zu verhandeln. Obwohl es sich bei diesen Verhandlungen nur nm die Herstellung eines bis zur endgültigen Regelung geltenden Provisoriums handeln kann, wird die deutsche Negierung darin einen wesentlichen Fort schritt in der Entwirrung der gegenwärtigen Situation sehen. Was die Auffassung der «Agence Havas" betrifft, daß die Haltung Deutschlands in Sachen der Militärkan - tröste ein Mangel an Lonalität in der Erfüllung des Ver sailler Vertrages sei, so ist dieser Vorwurf nicht gerecht fertigt, Deutschland hat sich gegen die Kontrolle als solche niemals gewehrt, obwohl tatsächlich ein materieller Anlaß für ibre Fortsetzung nicht mehr besteht. Seit der Aus- gute des passiocn Widerstandes hat Deutschland auch zwi schen französischen Kontrolloffizieren und anderen Mitglie dern der Kontrollkommission nicht mehr grundsätzlich unter schieden, gerade und weil damit auf eine weitere Betei ligung sranzöfilcher Offiziers an der Kontrollkommission zu rcchnen ist. Nichtig ist, daß mit Rücksicht aus dis Er regung der Bevölkerung wegen der Nuhroesetz.cng vor einer Stu nähme der Kontolle zurzeit eindringlich gewarnt werden muß. Auhenpolitische Aussichten. Von unserem Berliner Vertreter wird uns geschrieben: Während noch am Sonnabend die Ausfassung selber in der Berliner Regierung niedergeschlagen war, hat in zwischen das Bckanntwerden der französischen Antwort aus die deutschen Anregungen einen gewissen Optimis mus auskommen lassen. Es bedarf noch der Ueberein - kun.t, wann die Verhandlungen beginnen sollen. Die Ber liner Regierung wünscht sie ungesäumt auszunehmen. Wei ter muß festgelegt werden, wo die Verhandlungen statt - finden sollen, und welche Vertreter jede der beteiligten Ne gierungen zu stellen hat. Es steht auch noch nicht fest, ob auf der anderen Seite Frankreich und Belgien gemeinsam vertreten sein werden, oder ob mit jeder dieser Negierun gen gesonderte Verhandlungen stattzusinden haben, lieber diese Einzclsragen werden noch Feststellungen notwendig sein. In Berlin bat man den Eindruck, daß es vorteil haft wäre, wenn ein deutscher Botschafter die Geschäfte des Reiches in Paris vertreten würde. Man schließt aus einer Acußerung Poincarees, daß er mit einem deutschen Bot schafter oder mit dem jetzigen Geschäftsträger v. Hoesch, wenn er zum Botschafter ernannt werden sollte, weitere Unter haltungen haben könnte, daß der französischen Negierung die Erncnnung eines deutschen Botschafters erwünscht wäre und daß Herr v. Hoesch gewünscht sei. Ueber diese Frage wird deshalb gleichzeitig in Berlin Beschluß gesoßt. Die Berliner Negierung will außerdem gleichzeitig den Ein wand Poincarees beantworten, daß die Nichtzulassung der Militärkontrollkommission immerhin noch eine Schwierigkeit sei, und darauf Hinweisen, daß die Militärkontrollkommission sofort in Tätigkeit treten könne, wenn der deutschen Regie - rung nicht die Verantwortung für Unzuträglichkciten ausge- laden werden. Jede Spannung soll jedenfalls beseitigt werden, um die Verhandlungen schnell in Fluß zu brin gen. Wenn sie auch eingeengt sein werden, so besteht doch in Berlin tue Ansicht, daß zunächst einmal der Anfang mit der direkten Aussprache gemacht werden muß. Inzwischen will sich die Berliner Negierung bemühen, die Ncpara- tionsverhandlungen in Gang zu bringen, da sie der Aus lassung ist, daß Nuhrsrage und Ncparationsfrage Zusam menhängen. Da die Neparationsfrage jedoch mit allen beteiligten Alliierten besprochen werden muß, so unter nimmt die Berliner Regierung zunächst Feststellungen, welche Vorschläge den alliierten Regierungen angenehm wären. Sie wird dann bei sämtlichen beteiligten Regie - rungen eine direkte und ungesäumte Besprechung derNe- parationsftage auf völlig neuer Basis vorschlagen. Dabei sollen die belgischen Vorschläge die Grundlage sein. Di« Sachverständigenkommissionen der Reparationrkcmmission werden ihre Beratungen jedenfalls länger hinziehen, so daß in Berlin angenommen wird, es sei ratsam, indirek ten Verhandlungen die Lösung zu suchen. Diese Verhand lungen konnten ja mit den Untersuchungen der Eachver- ständigenkommistionen gleichgehen, denen die Berliner Regie- rung die größte Unterstützung gewähren will. In der Berliner Negierung herrscht heute die Auffassung vor, die außenpolitische Lage habe sich so gewandelt, daß alle Aussichten bestehen, endlich das schwierig st« Problem der Lösung zuzuführen, um das nun schon fünf Jahre lang gestritten worden ist. Deutsch. land hat die Absicht, di« größten Lasten, die es nur tra gen kann, zu übernehmen, und mit großem Freimut und aller Offenheit für einen Ausgleich zu arbeiten, denn nur wenn der noch immer verschwommene Fragenkompler ge klärt ist, kann Deutschland an seinen inneren Ausbau aehen und die Gesundung der inneren Verhältnisse durch- führen, non der wiederum die Möglichkeit größerer Nepa - rationsseistungen abhängig sind. Inzwischen sind ja auch tue ersten Bedingungen für die internationale Anleihe aus gestellt. Es werden bereits Besprechungen gepflogen. Und cs ist möglich, daß Wit der Lösung der Reparationsfrage auch gleichzeitig die^sMcilßesrage geregelt werden kann. Beamtenabbau und Gehaltszahlung. Nachdem schon die Auszahlung der Gehälter am 17. Dezember möglich war und nur unier größten An- strur zungcn die vollen Summen für den 21. Dezember ausgebracht werden konnten, zeigt sich schon jetzt, daß auch die Gehaltszahlung am 1. Januar groß« Schwierigkeiten machen wird und daß die ur sprünglich beabsichtigten Zahlungen nicht in vollem Umfange vorgenommcn werden können. Wie dem,Aag* micheleilt wird, wird unter diesen Umständen ernstlich im Rcichssinanzministerium der Plan erwogen, am 1. Januar d:c zur Verfügung stehenden Mittel, die sich übrigens im Augenblick noch nicht ganz übersehen lassen, so zu ver wenden, daß nach Möglichkeit allen Beamten bis ein schließlich Gruppe 7 ein volles Monatsgehalt gezahlt wird und daß die Beamten der Gruppe 8 und die Empfänger der Einze'gchälter sich zunächst mit einem Monatsgehalt in Höhe der Bezüge der Gruppe 7 begnügen. Bei dieser kri tischen Finanzlage des Reiches wird bei den in Betracht kommenden Stellen auch wieder erwogen, einen voll kommenen Umbau der Verwaltungen de» Reiches und der Länder mit größter Beschleuni gung vorzunchmen. In diesem Falle würden die um fangreichen Behördcnapparate des Neichsarbeitsministeriums, des Neichswirtschastsministcriums und diejenigen Teile der übrigen Ministerien, die nur zur Bewältigung des büro kratischen Verkehrs mit den Landesregierungen und Länder verwaltungen nötig sind, in Wegfall kommen. Das Ziel eines solchen Abbaues wird von unterrichteter Sei!« da- hin formuliert, daß für die Verwaltungen des Reiches, der Länder und Gemeinden, nachdem die Einwohnerzahl des Reiches erheblich abgcnommcn hat, höchstens die Zahl der Beamten der Vorkriegszeit ab züglich 10 Prozent nötig sein werden, während heut« etwa 20 bis 25 Prozent Beamte mehr da sind als im Jahre 1914. lieber die Handhabung des Bcamtenabbaues will das «8-Uhr-Nbendblatt" in Berlin erfahren haben: Der Beamtenabbau scheint bei allen Behörden in .vollem Gange zu sein. Es wird in der Praris so ver fahren, daß innerhalb gewisser Frist zunächst 15 Prozent abgebaut werden sollen. Dann sollen weitere 10 Prozent folgen. Darüber hinaus besteht innerhalb der Beamtenschaft dir Befürchtung, daß man bei den 25 Prozent nicht Halt machen wird, sondern darüber hinaus noch abbauen wolle. In erster Linie werden Zahlungen eingestellt und Beamte, die noch nicht lebenslänglich ange- stcllt find, aus dem Dienst auf dem Wege der Kündigung entlasten. Bekanntlich wird ein Beamter nach erst etwa 10 Jahren Dienstzeit lebenslänglich angestellt, während «r bis dahin in einem Vertragsverhältnis, das jederzeit durch Kündigung gelöst werden kann, zum Staat steht. Die Ab- baurcrordnung wird nun in erster Linie bei diesen noch nicht lebenslänglich angestelllcn Beamten angewendet, doch kommen auch verhältnismäßig viele Pensionierungen vor. Der allgemeine Zehnstandenlag. Nachdem das Neichsarbeilsministerlum die Wieder» «infübrung des Zehn stunden-Arbeitstage» in der Metallindustrie genehmigt hat, wird auch im Berliner Maschinenbau und in der Holzindustrie am IS. Januar der Zchnstundentag wieder eingeführt. Nacherhebung der Einkommensteuer. Auf Grund der Steuernotverordnung wird, wie der Pressedienst der Zentrumspartci meldet, am 10. Januar di« 4. Vierteljabresrate der Einkommrnst euer für 1S2Z zu zahlen sein. Am 28. Januar soll ein gleich hoher Be trag zur Abgeltung der Entwertung der Stcuersumme lm Jahre 1928 erhoben werden. Praktisch bandelt es sich also um die Erhebung eines weiteren Viertels der Einkom mensteuer. SIMM MWk MkllMMi. Angebliche Unterredungen. Von der Nachrichtenstelle der Staatskanzlei wird ge ieben : «Einige deutsche Blätter bringen Nachrichten, das Patt- «Petit Journal" wolle Erklär» n gen d«s fach-