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Hohenfteln-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten M*»ee«t««ie1grr Mr Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrunü, OberlnngA'itz, Gertdorf, sWMW Dieses Blatt enthält die mnMchen Berautttmachungen Le» Amtsgericht», ««M »erm-dorf. vernSdors, Msdvrs, Langenberg MeinSdorf, Fallen, LangenchurSdors, StadtratS zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Oril-.P— Achenbach, Eallenberg, Grumbach, Tirschheim, ttuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Verantwortlich für di» Schriftleitunq Dr. Erich Frisch, für die Otw Kmch. SWAMSNtMLW» * Die große Koalition ist also mühsam wieder zu - sammengesliät worden. Die Sozialdemokraten, die ja wie der einmal vor einer Spaltung stehen, haben in wesent lichen Punkten nachgegeben: ske haben Hilferding fallen lassen und haben auch in der Verlängerung der Arbeits - zeit mit sich reden lassen. Nutz diesen Gründen war — so lautet die Vcstegenhaitsphras« — für Zentrum und Deutsche Bol spmbri leine Veranlassung mehr, grollend Stresemann den Fehdehandschuh hinzuwcrfm. Sie haben sich alle wieder zusammengesunden, alle alten Gesichter bis auf Raumer und Hilferding folgen wieder auf der Ministerbank und von neuen Leuten sieht man nur den Bayer Köth, der als Nachfolger Nathenaus seinerzeit die Demobil machung im grohen leitete. Wie lange freilich das neue Kaoi- nett den Stürmen der Zeit Widerstand leisten kann, steht dahin. Zn optimistischen Kreisen spricht man von einer Bewegungsfreiheit von vier Wochen; andere sehen bei wei tem schlimmer und sprechen nur von wenigen Tagen. Dem sei wie ihm wolle: vermag Stresemann nicht, der Teuerung ein entschiedenes Halt zu gebieten — mit wel chen Mitteln, das ist seine Sache — schreckt er vor ener gische Maßnahmen gegen den Blödsinn der Coldwirtschast zurück, welche den Nest von Vertrauen in die geschäftliche Geoahrung des. deu.shen Reiches noch vollends vor die Hunde gehen lässt, weist er nicht alle erwerbende Kräfte unter einer Parole zPammenzufassm und an einem Strange ziehen zu lassen : so ist auch er unrettbar dem Tode verseilen und wird seinen Platz dem politischen Chaos überlassen müssen. Denn Vertrauen zu ihm und dem Parlamentarismus hat nahezu niemand mehr. Das neue Reichsministsrium seist sich wie folgt zusammen: Reichskanzler Tr. Stresemann, zugleich mit der Führung der Geschäfte des Auswärtigen beauftragt, .Reichsminister für Wiederaufbau Schmidt, Reichsminister des Innern Sollmann, . Neichssinanzminister Dr. Luther, NeichswirtschaftsMinistcr Dr. Köth, Reichrarbeisminister Dr. Brauns, , Reichsfustizminister Dr. Nadüruch, Reichswehrminister Dr. Geßler, ' Reichspoftmknistcr Höfle, Neichsvekchrsministcr Oeser, Erwähmngsministerium noch unbesetzt, Minister für die besetzten Gebiete Fuchs. O Nachdem das Ministerium in den späten Vormittag stun den des Sonnabend fertig war, konnte der Reichs tag zusammentreten. Um 2 Uhr wollte Herr Löb-r eröffnen, aoer schließlich wurde es ^3 Uhr. Auf der Tribüne gab es wenig Neugierige: die Jnteressenlosigkeit an dem Par lamentarismus ergreift eben immer weitere Kreise. Dis Sitzung des Reichstages selbst nahm folgenden Verlaus: Am Regierungstisch Reichskanzler Dr. Strese mann, Arbeitsminister Dr. Brauns, Innenminister Sollmann, Jrlstizminister Dr. Radbruch, Wehr- Minister Dc. Geßler, Verkehrsminöstcr Oeser, Post- minister Hoefle, Finanzministcr Dr. Luther, Wirt- schaftsministcr Dr. Kötch. Rcichstagspräsidcnt Löbe eröffnet die Sitzung um 2.30 Uhr. Die kommunistischen Anträge, die die A uf t e düng aller Streikverordnungen und der Vor z e n- sur des Wehrministeriums für Nachrichten über Unruhen fordern, werden nach kurzer Begründung durch die Abgg. Koenen und Höllcin (Komm) mit zur Beratung gestellt. Das Ermächtigungsgesetz und das Wührungsgesctz werden vorläufig .noch von der Tagesordnung aügesctzt. Aus der Tagesordnung steht an erster Stelle die Entgegennahme einer ErNarung der NelÄsreglernng. Reichskanzler Dr. Stresemann erhält sofort das Wort. Er wird von den Kommunisten mit lärmenden Zwischenrufen empfangen. Sie rufen: „Der Vertreter Stin- ves!" „Die Kuü'se für Stinncsl" — Stresemann erklärt, er wo le hier über die Neubildung der Neichsrcgierung spre chen. Ick) kann den Herren Zwis hcurufern versichern, dast He r Si nnes mit dieser Neubildung nichts zu tun hat. Ler Vergleich mit der Kulisse ist daher sehr wenig ange bracht. (Heuere Zustimmung.) Der Reichskanzler weist dann darauf hin, dasz die Regierungsbildung sich auf p a r t e i p o litts sch e r Eruindlage vollzogen hat. Neu ist als Wirtfchaftsministcr Dr. Köth cingetretcn, als Finanz- Minister Dr. Luther. Der Ernähmngsministcr soll noch mit einem Vcriwuenswcmn der Landwirtschaft besetzt werden. Der Reichskanzler hebt dann - hervor, das; die Vorgänge der lösten Tage sehr scharfe Kritik erfahren haben. Dag inan gesagt habe, der Parlamentarismus habe versagt. Demgegenüber müsste gefragt werden, ob nicht auch die Wütschaft versagt habe, indem sie sich dem Staate nicht zur Varfügung stellte. (Zustimmung bei der Mehrheit). Den Parlamentarismus führe man nicht ad absurdum durch Reaktion, sondern durch praktische Mitarbeit, indem man zeigt, Las; man die Dinge besser zu meistern vermag. Wir ir.ten an den Reichstag heran, um ein Ermächti gungsgesetz zu erhalten. Das Kabinett wollte Voll machten, die weit hinausgehen über das, was jemalsein Kabinett an Vollmachten besessen hat. Es war klar, daß bei der Bedeutung der Sachlage dem Kabinett nicht eine Blankovollmacht gegeben wcrdcn konnte, sondern daß man fich ilar werden mußte wenigstens über die Grundlagen der Wirtschaft, Finanz und Sozialpolilik. Bei der Bedeu tung dhrfer Fragen entstanden die Differenzen, die sich bei der Neubildung des Kabinetts gezeigt haben. Der Kanz ler geht dann auf die außenpolitischen Verhältnisse über und bedauert die deutschnationnle Kritik an der Einstel lung des passiven Widerstandes. Der Nuhr- tampf, Ler seit Januar unter Bedrückung und Gewalt - tätigieitcn geführt wurde, hat eine solche Depression aus- gelbst. Die Idee des Widerstandes konnte nur zu dem Estok'ge führen, das; die Einbruchsmächte gezwungen wur den, den Weg der Verhandlungen zu gehen. Man kann wohl die Frage auswcrfcn, ob bei der bedingungslosen Aufgabe des passiven Widerstandes sich Erfolge ergeben lMcn. Das deutsche Volk hat etwas ertragen, das über das Ma'; und die Grenzen dessen geht, was Menschen irgendwie ertragen können. Die Situation, die wir vor- sanden, war die eines nicht mehr auf der Höhe stehen - den Widerstandes. Je schwächer der Widerstand wurde, desto schwerer wurde es, ihn irgendwie diplomatisch für Deutschland auszunützcn. Das Versagen aus finanziellem und materiellem Gebiete zeigte den Einüruchsmächten wie ein Barometer, wie cs mit uns stand. Dm Verfall der Währing konnten keine technischen Maßnahmen aufhaltm. Man sah daraus, daß wir finanziell am Erliegen waren. Es schwand damit die Möglichkeit, mit dem passiven Widerstand etwas zu erreichen. Dazu kamen die Wünsche ous dem besetzten Gebiet, auf Abbruch des passiven Widerstandes. Der Kanzler gibt dann Auskunst über die Verhandlungen, die mit der Ausgabe des passiven Wider- stmdcs im Zusammenhänge standen. Man war bemüht, Lie Freiheit der Gefangenen und die Rückkehr der Ver triebenen zu erreichen. Es wurde aber bedingungslose Aufgabe Les passiven Widerstandes gefordert. Der Kanz ler bespricht dann die Kritik an der Regierung und den Borwurf, die Roichsregierung hätte einseitig einen Kurs wechsel vorgenommcn. Er erklärte, der Versuch, «inenAlli ierten gegen den anderen auszuspülen — man hätte da bei besonders an England gedacht — wäre «ine politische Dummheit. (Wiederholte Zwischenrufe des deutschvöliischcn Ahg. v. Graefe.) Die einzige Möglichkeit der Lösung des Neparakio-nsproblems könne nur bestehen in einer Verein barung zwischen den Alliierten einerseits Md Deutschland anduerscits. (Zuruf des Abg. Grasen Westarp: Da können Cie lange warten!) Es muß zugestanden werden, da'g krin außenpolitischer Erfolg erreicht wor- -den ist. Dr. Stresemann verwahrt sich dann gegen den Vorwurf, daß die Negierung mit ihrem Vorgehen den Feind gestützt hätte. Der passive Widerstand mußte aufge- Lebcn werden, weil wir hinsichtlich der deutschen Verhakt - nifs« nicht sehenden Auges in den Abgrund stürzen wollten. Der passive Widerstand wurde aufgegrben, dem deutschen Volke zuliebe, aber nicht dem französischen Vol'e. Hätte denn seine Fortfößung zur Freiheit geführt? Der Widerstand war nach neun Monaten keine Waffe mehr. Wenn gesagt wurde, daß der Reichskanzler wegen der Ausgabe des Widerstandes vor den Staatsgerichtshof gehöre, so sei «r gern bereit, sich vor je'dcm Staats - gerichtshof zu verteidigen für das, was «r getan habe. (Leb hafter Beifall.) Er hätte als Führer seiner Partei nicht nur die eigene poetische Stellung, sondern auch die Par- Ni aus Spiel gesetzt. Dem deutshen Volk« fehle auch he te noch der Mut der Verantwortlichkeit. Diejenigen haben gelogen, welche gesagt haben, daß «s im NPmande einen deutschen Stamm gebe, der sich freuen wurde, zu Frankreich zu gehören. Diese Bevölkerung steht in Not und Elond zum deutschen Valerlande. (Lebhafter - Beifall und Händellatschen.) Der Kanzler wendet sich dann der Autz«npo l i- tik zu. Aus Las deutsch« Memorandum vom 7. Juni sei noch keine Antwort eingegangen, nicht einmal von Eng- land (hört, hört rechts). Leibst die Hingabe an das üster- nmona!« Schiedsgericht hat keine gemeinschaftliche Basis niit den Alliierten geschaffen. Die Behandlung, die Deutsch land bei dem Friedensoerlrag von Versailles ersahren hat, damit in ähnlicher Form fort. Das deutsche Nepal« - tionsangeöot sei das weitgehendste, was jemals ein Volt angebotcn habe (hört, hört). Es wurde der ganze groß« Gedanke au,'gegriffen, um das Vermögen der P,rivatwist- schäft haftbar zu machen, um aus der wirtschaftlichen KnechtfBasl herauszukommen. Die Denkschrift der Reichs- regie.Mg über die beschämende Behandlung der deutschen Angestellte sei ein Stück Weltgeschichte (hört, Höri). Nie mals . soll aber aufgegeben werden die Forderung der W i e d er v e r f ü g u n g über das Ruhrgebiet Md der Kampf Um die Menschheitsrechte der Bevölke- , rung (Beifall). Die deutsche Anfrage über die Wiederher- stclung geordneter Zustände im besetzten Gebiet ist »ächt beantwortet worden. Sie soll wiederholt werden. Erfor derlich wäre, daß den Beamten kein Eid abgefordert würde. Unser ist der Boden dort, unser ist das Land, unser die Hoheit in diesem Lande. (Stürmischer Beifall). Das bleibt bestehen, und soll bis in alle Zukunft so bleiben. Fran'reich haste die Gelegenheit, seinen Verhand- lMgswillcn zu zeigen. Unser Wille ist der der Ncrstän- diguug. Aber es gibt «ine neu« Probe der Er- duld des deutschen Volkes. (Beifall.) Der Kanzler ver- weist auf die Erregung im Volke, die sich hier und da in scharfer Form bemerkbar gemacht hat. Fragen der Staats'orm und der Dynastie müssen in der jetzigen Z«it dem Gefamtempfindcn völlig scrnstehen. Notwendig war die Verhängung des Ausnahmezustandes. Es sollten Vorgänge verhindert werden, die uns in den Krieg der Bürger gegen die Bürger hineingedrängt hät ten (Zuruf der Kommunisten: Bay«n!) Was die Be- weguuz in Bayern anlcmge, die Mit dem Marsch von Bayern nach Berlin drohe, so könnte sie an sich di« Notwendigkeit geben, den Ausnahmezustand zu verhängen, um diesen Dingen H«rr zu wcrdcn (Abg. Ncmmcle (Komm ) nr't: Verlogenheit! — er erhält «inen Ordnungsruf). Di« Rechtslage über das Nebeneinander ver beiden Bcrord- mmgcn sei nicht zweifelhaft, da Neichsroht dem Lan» desrecht vorangehe. In Bayern handele es sich um einst- weilige Maßnahmen. Aus diesem Grunde sei davon ad- gesehen worden, die Aufhebung der bayrischen Verfügung zu fordern. Es sei zu hoffen, daß das Nebeneinander der beiden Verfügungen möglich ist (Lärm der Kam - mMstcn Md Rufe: Kapitulation vor Bayern!) Es wär« eine falsche Slaatskunst, hier das Reich gegen Bayern auszuspiclcn, mit dem wir fernerhin Zusammenarbeiten müssen (Beifall). Gegenüber den Zerriittungserscheinungen in Bayern solle man sich aber ein Beispiel nehmen an der Act, wie im besetzten Gebiete der Gedanke der natio nalen Einheit sich gezeigt hat, einmal in der Kundgebung in Köln und dann in der stillen Abwehr in Düsseldorf. Leider führe man den Kampf gegen den Staat, weil man die Parteien nicht möge. Welche Pattei regiere und welch« Negierung, das sei Episode. Ob aber das deutsche R,:ich bleibe, das werde Epoche sein. Wenn verbrecherisch» Nakurcn glauben, durch Aufreizung und Gewalt gegen den Staat anrennen zu dürfen, so sei in diesem Treiben ke(n nationaler Gedanke zu sehen. Der Reichskanzler «rinnest 'M Zusammenhänge damit an die Vorgänge in Küstrin. Die Reichswehr habe ihre Pflicht getan Md damit diejeni gen zum Stillschweigen gebracht, die das Vertrauen zur Reichswehr erschüttern wollten. Die Reichswehr müsse her- ausgelassen werden aus dem politischen Kampf. Sie muß sich selbst aus ihm herau-shaltcn. Wir brauchen «in Vor- traumsocrhälMis der Reichswehr zu allen Parteien (Lärm der Kommunisten). Die Aufrührer in Küstrin werden die Schärfe des Gesetzes fühlen. Ihren Worten wird die Negie rung auch Taten folgen lassen. Der Reichskanzler.bespricht l dann di« finanziellen Verhältnisse. Die