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UOiliOWss WM ! uni> Anzeiger! Hohenftein-Grnstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen d«S Amtsgericht-, Finanzamt- u»A des StadttatS zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaft«» «ertta, nachmitt«-». — Aenchnkecher Nr. lt — N»Achf<Non1o Letpii- »»««.— Eemet»d«,Ir»lont» It. — SmU» l»»t« Loi»»«»- ». HirU«««ae Zweigstelle H»be»Setu-«r»st»tz»r. — N«»«rl<m-t etoßksaatte ««eustrtpte werten nicht zurück,e. schickt. Et»se»stmt,e» »h»e sr-meo»»emuulg find«» keine Ausnrhme igkett d«r tslage, -» -er preise >ack. Wer estea Se »et «»mur^n. »ei,leicht» »iw. wir» »er vrwtt»»«tr«, t» Rechnung «estelll. Im Fallt HSH«r »<t»«U - Krte, r»», inMger irgcn» welch,! LtSrnng de« Betrte»«» »er Zett-M«, dir Lteiernnien ter vesdrdernngeem richt»»,»» — hat t«r B* »UHe temru «Uipr»ch -»» Lieiern», »der »ochltrftru», »« Zeitung oder auf R»ck»a-lu», de» ve,u,»pret>e«. ück hn leide» i1. 6 Uhr Me»er«l<»«zeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Dermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, MeinSdorf, Falken, Langenchursdorf Meichenbach, Callenberg, Grumbach, Tirschhetm, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich für die Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeige» Ott» Kach- SM »artt 3k. A«kti-r»pr«i»: Die üge'palt. Brundzetle 3S0.-, die Reklamezelle I05S—, Aachweitgedühr 50 — M. -V» R 12k 6MMS, Seil 2. MI 1823. rau Le erer recht l »er. Hal, Der Marksturz. Der sich immer weiter sortsetzeude M a r k st u r z führte in Berliner politischen Kreisen und vor allem auch in der Berliner politischen Presse zu lebhaften Erötterun- qen der Mittel, die angewandt werden können, um ihn aufzuhalten und die politisä-en Folgen, die er nach sich sieben kann. Sehr beachtenswert ist die Meinung der .Deutschen Allgenreinen Zeitung", die ja über die Auffas. sistng der Industrie gut unterrichtet sein dürfte. Das Blatt schreibt: Es ist bedenklich, daß alle behördlichen Mittel, nüt denen der MarientwertuNg eventuell noch entgegen - chwirken war, erschöpft sind. Wenn darüber hinaus markt- technische Mittel in Vorschlag gebracht werden, wie zum Beispiel die Unterbindung des freien Devisenhandels außer- dalb der behördlichen Leistungen, so beleuchtet dies nur sie ganze Schwierigkeit der Situation. Mit kleinen Mit teln ist der Lage nicht mehr gerecht zu werden. Hier kann nur noch die Wiederherstellung einer nor- malen wirtschaftlichen und politischen Lage Deutschlands helfen. Daß die Gefahr für Deutschland so große Dimensionen annehmen konnte, ist auf das Konto der gegen Deutschland angewandten Ge waltpolitik zu setzen. Daß. auch das Ausland sich sehr lebhaft mit dem neuen Marksturz beschäftigt, geht aus einer Lon- voner Meldung hervor, der zufolge man in dortigen finanzpolitischen Kreisen den Mattsturz damit begründet, »aß es die Reichsbank aufgegeben habe, die deutsche Wäh- inng zu stützen und sich ein für allemal weigere, Gold aus dem Goldbestand zu weiteren Stützungsaktionen zur Verfügung zu stellen. Einige Londoner Blätter behaupten, »aß der neue Zusammenbruch der Mark die in den eng lischen Wirtschaftskrisen verbreitete Meinung nur noch weiter bestärken werde, Geschäfte mit Deutschland aus - schließlich in irgendener wettbeständigen Währung zu machen. O Vor allem wird es nötig sein, daß die Regierungen ses Reiches und der Einzelstaaten Ordnung und Ruhe im Innern Herstellen find gewährleisten. So lange es möglich ist, daß eine Regierung, wie soeben die sozialistisch-kommunistische in Sachsen, vor einigen hundert strahenbuben zurückweicht und, wie ein amerikanisches Blatt sich aulsdrückt, vor dem Gassenterror kapituliert, so- lange können wir nicht verlangen, daß das Ausland Ver trauen zu uns und unserer Zukunft hat. Wir werden auch keinen roten Heller ausländischen Geldes erhalten, solange wir nicht dem uns zu helfen bereiten Ausland die Ueber- zeugung beibringen können, daß wir nicht nur den Willen, sondern auch die Macht haben, den von Moskau komman dierten bolschewistischen Einflüssen energisch zu begegnen. Amerikanische Anleihe und die sächsischen Unruhen. Der „Neuyorker Herold meldet aus Neuyork: Die Neuhotter Großsinanz ist nach wie vor gegen eine Teilnahme an der Kreditaktion für Deutsch land, wegen der Schwäche der deutschen Negierung gegen die roten Umstürzler, die zur Kapitulation dersächsischen Regierung vor dem Gasse n- terror geführt habe. Amerika würde nie fein Geld «nein kommunistisch geleiteten Deutschland leihen, sondern nur einem solchen, das durch Festigkeit die ruhige Entwicklung und die Sicherung der Anleihe ver bürgen könne. Auch die endliche Aufnahme der Repara- äonserfüllungen sei für Amerika VorausseUmg zu ein«r Hilfe. Das Gutachten der Industrie. Das Präsidium des Reichsoerbandes der deutschen Industrie hatte die Vertreter der Presse am Donnerstag tu einer Besprechung geladen, in der mehrere seiner Mit- Meder Aufschlüsse über ihre Auffassung des deUt- ichen L e i st un g s pr o b l em s gaben. Das Gutachten der Industrie habe nicht etwa Vorschriften für die deutsche Regierung enthalten, sondern sollte nur als ein Gutachten der Kreise gelten, die der Reichsverbankd ver- ircte. Elte noch das Präsidium sich habe mit den G e- werk schäften ins Benehmen setzen können, habe dis Veröffentlichung des Schreibens veranlaßt werden müssen, weil ein Eremplar unrechtmäßig nach Patts gelangt war. Mit besonderem Nachdruck wurde wiederum vor der An passung des deutschen Wirtschmtsoermögens für Reparationr- zwecke gewarnt. Als WirtschMsgutachter habe der Reichs - verband erklären müssen, daß der Ruin Deutschlands un vermeidlich sein würde wenn man daran ginge, das deutsche Vermögen auszuplündcrn. Die Reichseisenbahn müsse wie der produktiv gestaltet werden. Dazu stelle der Reichsver- band seine Hilse zur Verfügung. Die Reichseisenbahn solle nicht etwa in privatwittschastliche Hände übergehen. Im Augenblicke wäre die deutsche Wirtschaft auch ohne Repa rationen nicht tragfähig. Um sie wieder gesund zu machen, sind zwei Voraussetzungen notwendig: Die Erhöhung der Produktivität und die Beseitigung des ausländischen Druckes. Die deutsck)« Wirtschaft würde zugrunde gehen, wenn st« entweder deutsches Vermögen direkt an das Ausland ab liefere oder ihr Betriebskapital versickern lassen würde oder wenn man sich dazu entschlösse, die deutsche Zolleinheit durch das Ausland einschränken zu lassen. Der Bergarbetterverband gegen die Industrie. Die am Donnerstag in Essen abgehaltene Revier, lonferenz des alten Bergarbeitern erb a n des faßte zu dem Angebot des Reichsoerbandes der deutschen Industrie eine Entschließung in der es heißt: Die For derungen des Reichsverbanbes bedeuten eine so statte Be drohung dessen, was die Arbeiterschaft auf wirtschaftlich - sozialem Gebiet errungen Hot und somit eine so große Gefahr für »ine vernünftige Entwicklung der Produk tion, daß der Verband der Bergarbeiter Deutschlands zu der ernsten Erklärung genötigt ist, daß er sich der Ver wirklichung dieser Pläne mit allen Mitteln widersetzen wird. Unentwegter Widerstand. Eine Konferenz von Führern der Freien Gewerk schaften und der Bezirksleitrmpgm nahm eine Entschließung an, in der sie betonen, daß der von den OrgmEalionen der Arbeiter, Angestellten und Beamten geführte p a s- sive Wider st an/d auch während der geführten Unter handlungen mit der bisherigen Energie fort gesetzt werden müsse. Vorzeitiger Abbruch-des Wider standes würde Unterwerfung unter den französischen Im perialismus und Militarismus bedeuten. Die Arbeiterschaft führe den Kampf nicht für die Reichsregierung und nicht für die deutsche Kapttalistenklasse, sondern für die Zukunft der deutschen Wirtschaft, also für sich selbst und für das internationale Proletariat. Nach dem Marksturz müsse von der Nechsregierung und dem Unternehmertum alles ge tan werden, rM sofort die Gehälter, Löhne und Erwerbs- loscnsätze und Renten den veränderten Verhältnissen anzu- passen und die Terierungswoge zu hemmen. Die Gewerkschaften gegen die Kommunisten. Die Konferenz der Zentraworständ« der freien Gewerk schäften des Ruhrgebietes mit den Bezirksleitungen ttch - tete einen Aufruf an die Mitglieder der freien Gewerk schaften. Der Ausruf erklärt, daß die Unruhen der letzten Zeit durch unverantwortliche Elemente h«k- beigefühtt worden seien, und daß die Eewettchoften nichts damit zu tun haben. In geradezu verbrecherischer Weise sei die Not des Voltes ausgenützt worden, rnn u n t er dem Schutze der Franzosen politische Ziele zU«r- reichen. Durch die Lahmlegung der deutschen Wirtschaft, durch den Ruhreinmarsch und durch die fortdauernde Geldentwer tung, so führt der Aufruf aus, ergibt sich eine kata- stoophale Verschlechterung der Lebenshaltung der breiten Massen, weicher auch das Unternehmertum absolut nicht Rechnung getragen hat. Anstatt die Mckcht der Gewerk- schäften zu tragen, um die cingeleileten LohnuerhandLuNgen zu einem günstigen Ausgang zu bringen, haben die Kom mun l st e n unter dem Deckmantel berechtigter Lohnforde rungen den politischen Kampf entfesselt, der zahl reichen Proletariern Leben und Gesundheit gekostet hat. Die Not der Arbeiter ist dadurch nicht vermindert, sondern er schreckend gesteigett worden. Alles, was für die Arbeitet erzielt worden ist, ist durch Verhandlungen der Gewerk schaften erreicht worden, die die Arbeiter auch weiterhin nicht , im Stich lassen werden. Es soll ver'ucht werden, die durch unverantwortliche Schädling« vermehrte Not in den Ar» bei'erfamilien ZU lindern. Entsprechende Verhandlungen, dis auch die ber«hiigten Lohnansprüche befriedigen sollen, sind eingeleitet. Belgien wird energisch. In Pariser politischen Kreisen verlautet, Belgier» habe seiner Forderung eines beschleunigten Meinungs - austausches mit Frankreich über die Ausarbeitung eine» gemeinsamen R«parationsplan«s dadurch Nachdruck ver liehen, daß es im Falle weiteren französischen Zauderns mit Zurückziehung seiner Truppen aus dem Ruhrgebiele gedroht habe. Die Unruhen in Dresden Nachdem vom Polizeipräsidenten nun endlich das Verbot der öffentlichen Ansammlungen in Dresden und ein rücksichtsloses Entgegentreten der Polizeiorgane angeordnet worden ist, herrscht in Dresden o ö l l ige Ruhe. Hätten die Herren Menke und Liebmann dies« selbstverständliche Pflicht einige Tage früher erfüllt, dam, wären der sächsischen Hauptstadt wahrscheinlich die Un- ruhen und die schweren wirtschaftlichen Störungen von vornherein erspart geblieben. Der Erlaß ist aber auch gleichzeitig das Eingeständnis des Versagens des proletarischen Selbstschutzes und ein Beweis für die Einsicht, daß ohne die Polizei die Slaalsautoritäl. und die Sicherheit der Bevölkerung nicht aunechtzuerhatten ist. - > Wie ein Leipziger Blatt noch erfährt, ist d« V*r- ordnung des Polizeipräsidenten Menke gegen die Ansamm lungen auf Straßen und Plätzen in erster Linie daraus ZMückMübren, daß die grüne Polizei, die von den pro- letarisckM Hundertschaften vor dem Polizeipräsidium in Stich gelosten worden war, von Menke die rücksichtslos« Anwendung ihrer Machtmittel unbedingt gefordert hat. Falls dies verweigert worden wäre, hätte die grüne Poli zei den Dienst eingestellt und den Dingen ihre» Laus gelassen. Wählend somit in Dresden die Ruhe vollkommen wieder bergcstcllt ist, haben am Donnerstag abend m Bautzen Demonstrationen stattgejunden, die leider zum Ge- brarvche der Waffengewalt geführt haben. Wie berichtet wird, deinonstrierten dort in der achten Abendstunde Er werbslose in der Hinteren Reichenstraße und versuchten in ein dort gelegenes großes Speiselokal einzudringen und es zu zerstören, weil sie es als Schlemnuttokal bezeichneten. Die Polizei sperrte die Straße ab und ging auf die Menge, als diese eine drohende Haltung gegen sie ein- nahm, mit Gummischlägern vor. Dabei wurde der Rädelsführer verhaftet. Die Demonstranten zogen ab, kehr ten aber plötzlich nachts 10 Uhr, ausgerüstet mit Stöcken und Latten, zurück und zogen vor die auf dem Hauptmattt gelegene Polizeihauptwache. Hier hielten sie aufreizende Reden. Die Demonstranten verlangten Frei gabe des Verhafteten und entsandten ein« Abordnung i« die Wache, die mit der Polizei verhandelte. Wie sich her- ausstellte, war der Verhaftete bereits wieder auf freien Fuß gesetzt worden, was die Menge jedoch nicht glaubte. Sie verlangte, daß die Polizei kapituliere, ihre Waffen, abgebe und daß die am Tage als Verstärkung der städtischen Polizei eingetroffene Landgendarmerie sofort die Stadt verlasse. Da die Forderungen nicht bewilligt wurden, wurde die Wache belagert und die Polizei in ihr ein- geschlossen. Knüppel und Steine wurden in die Fenster geworfen, sämtlich« Scheiben des Gebäudes zertrümmert. Die Menge versuchte die Türen zu stürmen und durch das Fenster einzudttngen. Die Polizei richtete aus dem Innern des Gebäudes Schlauchleitung«» auf die Meng«, worauf diese zurückwich. Diesen Augenblick benutzte di« Polizei, um einen Ausfall aus dem Gebäude zu muchen. Sie säuberte den Platz von Demonstranten mit Gummi - schkägcrn, wobei sie mit Steinen und Latten dewörfen wurde. Ein Polizeiposten wurde dabei verletzt. Als di« Menge aus den Seitenstraßen immer wieder gegen di« Wackfe oorstürmte gab die Polizei etwa «ine halbe Stunde hindurch Schreckschüsse ab. Die Menge flüchtete zunächst, drang aber kurz darauf wieder vor und belagerte erneut das Polizeigebäude, dessen sämtliche Fenster, auch die gro ßen Scheiben des Erdgeschosses, von Steinen- und Latttn- mürfen zertrümmert wurden. Als die Lage immer schlim- mer wurde, schoß die Polizei scharf in die Menge. Dabei wurde eine Frau Hattasch an der Seite ihres Kindes so wie der Kaufmann Reymann aüf der Stelle getötet, sechs Personen verwundet. Die beiden Tioten gehörten zu den Neugierigen, die mitgelairsen waren. Allmählich zerstreut«