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UN-Anzeiger < «rschrtckt jeda» Werktag — AerErecher Rr. It. — P»ft1chccklouto Leipzig H4««. LcmULdkgtrokont» >4. — Bank- k»«t» Lrmmert- U- PUvalbank Zweigstelle Hvixnketrl. »ritiliiel. — Unverlangt etngesandte Manuskripte werden nicht jurtlckge. schick», riascadungca ohne Namentnennung finden keine Ausnahwe Lei »logen. Lownrie», Beigletche» Niu. w^rd »er Bentt«»«»»», tn Rechnung gekelll. Im Falle hiherrr »UVLU - Sc-t« ich», sonstiger irgend wrtldel Störung oed Betrü be« der Zeitung, dm Lieserouten odm der B-ISrdcrung-einr-chtnngcn — hat »er leine» tisspruch ar« Leerung »der Nachiieseru», dm Zeitung »der aus Rückzahlung del I!e,u,»prelle«. Hohenftein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Meneralanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdon, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf Neichenbach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Nußdorf. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgericht«, Finanzamt- u»t des Stadttats zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaft«» Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich für die Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeige« Otto Koch, m 118 -mml«. öen 24. Mi 1823 A»rri»k»pr«i«: Die Sze'palt. G'.un^ttlk 250—, die Re'lem-ztt!« 750.—, Rachwei^gebähr .»0— M. IS. »s StM SMtll. ' Oie deutsche Presse saßt, soweit wir heute über- blicleu können, ihre Stellung zu dem neuen englischen Ministerpräsidenten dahin zusammen, daß wir von Bald win ebensowenig zu erwarten haben, wie von irgend einem anderen. Auch Baldwin hat ein lebhaftes Interesse daran, daß die wirtschaftliche Krisis, die über England seil dem Ende des Krieges hereingebrochen ist, sich aus Kosten der übrigen aus dem Weltmarkt konturriendcn Staaten be liebe. Da nun Deutschland der bisher größte und beacht- lüWe Ko-Unrnent war und da der Weltkrieg ja nur ange- zettell wurde, um diese Konkurrenz zu beseitigen, so wird auch Baldwin in den Pfaden wandeln müssen, die sein« Vorgänger gegangen sind. Auch er wird Frankreich in seinen Aspirationen mehr oder minder unterstützen, auch er wird mit innerer Freude zusehen, wie der deutsche Außenhandel sich verschlechtert und wird kein Mittel unversucht lassen, aus unsere Kosten England zum wahren „Krasner t-nit-nn" zu machen. Und da dieser Zweck am besten dadurch er reicht wird, daß uns möglichst viel Geld abgezapst wird, so wird cnvch er sich im Verlangen von Reparationen nicht viel Zwang auserl'egen und dabei gern den Spuren Frankreichs folgen, das sich aus Fahrzehnte hinaus aus unsere Kosten gesund machen will. Der Mann ist also für uns durchaus lein unbeschriebenes Blatt; er ist der Träger der englischen Weltwirtschaft, die nach immer größerer Airs dehnung strebt, und damit der geborene Gegner der wirt schaftlichen Entwicklung des deutschen Volkes. Anders liegen die Dinge in England selbst. Die Unterhausdebatten der letzten Zeit haben erkennen lassen, daß ein erheblicher Teil der Abgeordneten gegen die Poli tik „wohlwollender Impotenz", wie der Führer der Libe ralen, Asquith, sich ausdrückte, grundsätzliche Bedenken hat. Diese kritische Stimmung ist bei der anderen liberalen Gruppe im Unterhause, deren Führung Lloyd George be sitzt, womöglich noch stärler. Der vi^genannte Walliser kann es eben nicht verwinden, daß Baldwin im Oktober vorigen Jahres der Urheber seines Sturzes gewesen ist. Daher ist es nicht verwunderlich, daß er jetzt sofort die Gelegenheit ergreift, in der denkbar schärfsten Form dem neuen Ministerpräsidenten entschiedene Opposition anzu- kündigen. Die konservative Partei verfügt zwar über 344 von 615 Unterhaussitzem aber der für sie enttäuschend« Arosfall der letzten drei Nachwahlen in England ist ein Warnungszeichen, an dem Baldwin nicht achtlos vor - übergehen sollte, um so weniger, als ja die innere Ge schlossenheit der Konservativen ohnedies zu wünschen übrig läßt Gelingt es Baldwin nicht, zwischen den aus ein - anderstrebenden Gruppen der Diehards und der Gemäßig ten innerhalb seiner Pattei ein« befriedigende Verständi gung hcrbeizuführen, dann wird die Politik des unsiche ren Tastens, der „wohlwollenden Impotenz" fortgesetzt wer den. Darm hat aber auch die Opposition, nicht nur die der beiden liberalen Gruppen, sondern auch die der Ar- beiterpartei, den Hebel gefunden, um gegen das Kabinett in seiner Gesamtheit oorzugehen, und dann könnten nur Neuwahlen die Periode der Umnrchtbarkeit der englischen Politik überwinden. Das Ministerium Baldwin. Wie gemeldet wird, macht die Neubildung des Mini - steriums Fortschritte. Baldwin erklärte gestern nachmittag, er hoffe, sein Kabinett bis Freitag zusammengestellt zu haben. Vier endgültige Ernennungen stehen fest: es bleiben Lord Curzon, Außenminister, Lord Derby, Kriegs. Minister, Hoare, Lüftfahrtsminister und Wilson, Haupteinpeitscher. Telegrammwechsel zwischen Baldwin und Poincaree. Es wird gemeldet, daß folgender Tekegrammwcchsel zwischen den Premierministern Großbritanniens und Frank reichs stattgesünden habe: Baldwin an Poincaree: Ich habe die auf richtigste Hoffnung aus die Fortdauer der Herzlilien Be ziehungen, die zwischen den beiden Ländern bekundet wor- den sind, sowie auf die Aufrechterhaltung der Entente., die das gemeinsame Ziel der beiden Negie rungen ist. Poincaree an Baldwin: Ich kann die Ver sicherung erneuern, daß die französische Regierung wünscht, herzlich mit Ihnen zusammenzuwirken bei der Förderung und Entwicklung freundschaftlicher Beziehun gen unp der Allianz zwischen beiden Ländern. Was die englische Presse zu Baldwin sagt. Die «»gliche Presse rühmt, in einer Beurteilung Baldwins cor allem die kaufmännischen Fähig keiten des Premierministers. Dem Parlamentsbenchtechal- :er der „Times" zufolge werde die Neubildung des Kabi - uetts keine großen Schwierigkeiten bereiten da Vie meisten der rüheren Kollegen bereit seien, jetzt unter seiner Lei tung zu dienen. Biel hänge von der Haltung Lord Cur zons ab Baldwin und der größte Teil der »monistischen Partei würden es gern sehen, wenn Curzon das Amt des Außenministers beibehalte. Es müsse jedoch anerkannt werden, daß seine Gesundheit nicht allzu gut sei und daß er daher der Aussicht sein lönn«, daß die Zeit gekommen iei, wo er die Lasten jüngeren schultern überlassen könnte Soll!« Curzon nicht im Amt« bleiben wollen, sv werde der Posten des Staatssekretärs des Aeutzeren vielleicht Lord Nvbett Cecil angeböten werden. Dem Berichterstatter der „Times" zu olge verkämet weiter, daß der neue Premier - Minister der Ansicht ist, daß die Zeit gekommen ist, wo die vollständige Einheit der konservativen Partei wieder voll endete Tatsache sein sollte. Es sei daher vollkommen be greiflich, wenn Baldwin Einladungen an gewiss« vor malige Minister ergehen lass«. Es bestehe jedoch wenig Aussicht darauf, daß Lord Birkenhead gebeten wird, der neuen Mglenmg beizutreten. Lord Curzon soll zu den ersten gehört Haden, die anerkannten, daß der Premier minister Mitglied des Unterhauses sein müsse. Kampfansage Lloyd Georges In einer Ned« in seinem Waliser Wahlkreise, di« „Daily Erpreß" als eine vssen« Kriegserklärung an di « Negier u n g bezeichnet, forderte Lloyd George die Liberalen auf, sich zu vereinigen- Sodann sprach «r von den Fehlern und Unterlassungssünden Bonar Laws und dec germgen Aussicht auf Besserung unter sei nem .Nachfolger. Aus die internationale Lage Bezugneh mend, sagte Lloyd George, Frankreich sei mächtiger als je auf dem Kontinent und stelle wegen des Stur zes seiner Feinde eine sehr gefährliche Kombination dar. Deutschland sei verwirrt und betäubt durch seinen Fall von zu großer Höh«, - ein« Kreatur mit gebrochenem Nückgrat, die sich schwer mrd ziellos bewege ohne zu wissen, was zu tun sei. Rußland brauche ein« sehr sorgfältige, vorsichtig« und dabei starke Belsandlung. Bei einem Vergleich d«r unter seiner Regierung und der jetzt - gen herrschenden Lage erklärte er weiter, das letzte Jahr fei ein Jahr des Friedens und des Wohlstandes gewesen In der internationalen Lage habe ein ernster Wechsel zum Schlimmeren stattgefunden. Die Negierung könne nicht von einem beträchtlichen Anteil an. der Verantwortlichkeit für diesen unglücklichen Wechsel freigesprochen werden. Die schwache Behandlung der Ruhrfrage habe Europa von neuem in Unordnung, Krisen und Konflikte gestürzt. Nie mand könne Voraussage», was dort jetzt geschehen werde. Das einzige Klare sei, daß von neuem Gewalt statt tteberlegimg die Angelegenheiten Emopas beherrsche Pariser Bemerkungen. Die Pariser Presse zeigt sich über den bis jetzt ver hältnismäßig wenig hervorgetretencn englischen Premier > Minister nicht genügend unterrichtet, um weitergehend« Schlüsse über die künftige Gestaltung der eng lischen Politik zu ziehen. Immerhin tritt zutage, daß die Mehrzahl der Blätter die Mimsterprtisidcntschast Baldwins gegenüber der Lord Curzons oorzieht. D<r „Matin" sagt, daß wahrscheinlich Lord Curzon Es sei mm Posten bleiben und baß di« Politik des neuen Kabinetts sich nicht von der Bonar Lows unterscheiden werde. Alan habe Anlaß zur Annahme, daß der neue Premierminister in der Ruhr frage die Politik abwartender Borsitzt befolgen werde, die Bonar Law angenommen habe, wo bei er vielleicht bcn Interventivnswüuschen Lord Curzons einige Zugeständnisse machen werde. „Petit Journal" schreibt: Baldwin ist nicht der Mann der Isolierung. Er legt mcbr Wert auf ein Zusammenarbeiten mit Frank- reich als ans «in Einvernehmen mit Amerika. Er ist nicht der Mann des Alles oder nitzis. Er ist, wie wir glau ben, der Mann der wirksamen Aktion und der sreimütt - g<m Ausemanderschung, die zum Ausgleiche sichre». „Oeuvre" sührt Es: Der neu« Premierminister ist d« Ansicht, oaß nur eine gemeinsam« Mion der Verbands - macht» es ecmöglick)«n werde, die Reparationsfrag« zu lösen und den Frieden Europas wiederherzustellen. Nach einer Meldung des „Newyork Herald" aus Washington ist dr« Erncimung Baldwins zutn Pr» miermimster vom Weißeri Haus« mit B e g e i sie r U n , ausgenommen wordem Unveränderte Reparationspolitik. Der diplomatisch« Berichterstatter des „Daily !«t« - graph" kündigt an, daß die Reparationsvolitik des neue» englischen Kabinetts, di« schon bisher im wesentlichen oom Schatzkanzler geführt wurde, von Baldwin unverändert weitergeführt wird Deutschland brauche die Uebermittlung seiner Reparationsnot« wegen oer englischen Ministerkrise nicht länger aufzuschitben, d« siaz m aiekr Beziehung nichts geändert have. Di« gegen- wattige Reparationspokitik sei keine Politik einer Pattei sondern eine nationale Politik, die oom Vertrauen d«r überwiegenden Mehrheit des englischen Volkes getragen werde. Im übrigen wan« die englische Press« auf dt« Ankündigung des Regierungsprogramms Baldwins Der Inhalt seiner Regierungserklärung, d«r wohl auf mißen - politischem und sozialpolitischem Gebiet einig« Ueberrastzum gen bringen kann, dürfte in erster Linie von den Verein barung«» bestimmt werden, die er heute oder morgen mit den Parteiführern der Chamberlaingruppe .reffen wird. Die deutschen Rückfragen. In Londoner uMerrichtetcn Kreisen verlautet, daß di« deutschen Rückfragen über die englische Reparation», »ol« in Berlin bei Lord V'Abernon und iin Londoner Auswärtigen Anil zu einem befriedigen den Ab- fchluß gelangt seien und daß die deutsch« Regierung jetzt die deutsch« Nepattuiousnote jormulieren werde. Dies« werde zwar kein« höhere Endziffer enthalten, aber wohl Vie von Lord Curzon geforderten größeren Garan tien der deutschen Industrie. Man nimmt m Londoner diplomatischen Kreisen an, daß England, Bel gien und Ital en einen starke» Druck auf Frankreich aus- üben werden, um Paris zur Teilnahme an einer int ec alliierten Besprechung über die neu« deutsch« Note zu b« - wegen. Wird Frankreich sich damit ausreden, daß di« deutschen Ziffern nach wie vor ungenügend seien, so wer den die Mliietten demgegenüber darlegen, daß alle Län- der der Entente einschließlich Frankreich der Ansicht seien, daß Deutschland di« zuletzt amtlich festgesetzt« Reparations- summ« von UZ2 Milliarden nicht zahlen könne. Wenn diese Ansicht vorhanden sei, so seien die Mächte der En tente verpflichtet, aufs neu« die deutsch« Zablungssähigkeit sestsetzen zu lassem Oie Festsetzung kony« am besten durch einen von der Reparationskommission ernannten Ausschuß alliierter, amerikanischer und neutraler Sachverständiger er- solgen. Lehne Deutschland die Zahlung der von diesem Ausschuß, festgesetzten Ziffer ab, so gebe es keine Errtschul- digimg für diese Zahlungsverweigerung. Kommunisten und Gewerkschaften. Der kommunistische Streikzwaug in Dortmund. Nach einer Meldung aus Dortmund oom Milt- woch waren der Aufforderung der Zentralgewerkschasten g» maß, sich nicht an dem von den Kommunisten ausge- rufenen Generalstreik zu beteiligen, Mittwoch früh bei Be ginn der Frühschicht die Mitglieder der Gewerkschaften auf allen Zechen außer auf den Zechen „Kaiserftuhl 1" und „2" sowie „Minister Stein" erschienen. Auch auf der „Union" und auf dem Eisen- und Stahlwerk Hösch hatten sich di« Arbeiter an ihren Arbeitsstätten versammelt. Di« Kom munisten waren aber ebenfalls nicht ausgeblieben und hetzten solange, bis die Arbeiter auf den meisten Zechen und ven beiden großen Wetten erklärten, nicht arbeiten zu wol len. Nur die Belegschaften von den Zechen „Schleswig", „Dorstfeld", „Hardenberg" und „Hansa" wiesen die Kommu nisten ab und fuhren vollzählig ein. Die Polizei halt« überdies für ausreichenden Schutz der Ardriiswilligen g»- sorgt. Gegen mittag drangen 400 Kommunisten, meist fremde Elemente, in das Werk. Herbeigerufen« Polizei trieb die Eindringlinge mit Waffengewalt wieder aus dem Werk, aus dem die Hochofenarbeiter selbst die Notstands- arbeiten verweigerten, sv daß unberechenbarer Schaden für