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UMOWM WM ! MÜAPkM ! «rschrtrtt jeden Mcrtt«, pachmMig« — Serrrsprecher Nr. >l. — P«fijche<rro»t, Seippg «««. — «emetndegtrokonto i< — vmck. l»«t» <k»mm«r». u. Privatbank Zweigstelle Hohenstetn-rrnslihal. — Undeatangt etugesandte Manuskripte werden nicht jurilckge- schickt. Einsendungen ohne Nameninennung finden keine Ausnahme «et «la^n. E-nlurse», vergleichen niw. wer» »er ennrtadetrOG in «echnnng gestellt. I« Falle höherer «ewal- — »r-e, »d^ sandiger irgend weich . Sttnmg de« Betriebe« »er Aettnng. her Lteseranteil »de brr vesiirderungbeturiqtuagen — hat der «» gieher «einen Anspruch »ui Lieferung »der «achlteseru», der Zeitung oder auf «ück,ahlu»g de» Ve,ug«vreiie», Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, Finanzamts unk des Stadtrats zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaft«» A<«erala«jeigeP für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, -Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf l Meichenbach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. Druck nnd Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich für di« Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Ott» Kschg UMMM üsn ü A«r-igeo»,t.»: DI« «gespalt. GrundM- 250.-, -/y /N» Ivt durch die Post monatl. 3500.—M einschl. Beft-llqcd. «VliliNvUl, Vt-U N. «vlUl dle Rettamtzetl« 750—, RachwUrgebühr 30- M. !». fiMt y UMMS «Mlell m MV-WC Werden, 8. Mai. Die Verhandlung begann gegen Uhr vormittags mit dem Plaidoyer des Staatsanwalts. Er führte aus, in den Ereignissen vom 17. und 31. März sehe er dell Beweis für das Bestehen eines vorbereiteten .Komplottes und von Machinationen gegen die Besatzung-; - truppen. Am 31. März sei außerdem eine Storung der öffentlichen Ordnung crslolgl. Der Aufmarsch der Arbeiter schaft beweise eine Art Mobilisation, die organisiert wor den sei. Für alle diese Dinge sei das Direktorium. rnd das sei Herr Krupp von Bohlen und Halbach, cerant- Mprtlich Bezeichnend für die Tatsache, daß sich alles nach einem festen Plan abspiclie, sei das Abwersen von Flug blättern, die zweifellos im Propagandabureau der Krupp werke gedruckt worden seien. Zu den einzelnen Angeklag ten übergehend, hielt es der Staatsanwalt durch die Aus lagen der französischen Soldaten erwiesen, daß das Mit- glied des Betriebsrates Müller um den genannten Plan gewußt und danach gehandelt habe. An den Händen der Angeklagten klebe das Blut der toten Arbeiter und bas Blut der mißhandelten französischen Soldaten. Als erster Verteidiger führte Rechtsanwalt Dr Woks f- Berlrn aus, in diesem Prozeß handele es sich nicht um .politische Fragen, um die- Zulässigkeit oder Zweckmäßigkeit der Nuhrbesetzung. Die Ausgabe der Verteidigung müsse sich darauf beschränken, zu zeigen, daß die gegen die An geklagten erhobenen Vorwürfe unbegründet seien Der Ver leidiger wies aus das gute Einvernehmen hin, das nun- mehr seit über 100 Jahren zwischen der Werklcitung und der Belegschaft stets bestanden habe. Weder die Werkleitung habe ein Interesse daran gehabt, einen Zwischenfall her- oorzurufen und ihre Arbeiter in die französischen Kugeln zu jagen, mach würde die politisch und sozial geschulte Be legschaft einer solchen Aufforderung Folge gcleütet haben. Oie Werkleitung und der Betriebsausschuß seien nch dar über einig gewesen, trotz der Besetzung den Betrieb so - lange wie möglich ausrechtzuerh alten. Infolge einiger klei ner Zwischenfälle sei am 17. März beschlossen worden, nn Falle einer Besetzung der Fabrik durch französische Truppen die Sirenen ertönen zu lassen. Der Befehl zum Ziehm der Sirenen sei erst gegeben worden, nachdem der Betriebsausschuß die Verantwortung dafür übernommen habe, daß die französischen Soldaten nicht belästigt werden würden. Herr Krupp von Bohlen und Halbach sei nur Vorsitzender des Aussichisrates, nicht des Verwaltungsrater wie ihn das französische Recht kenne. Er sei also für die letztere Körperschaft nicht verantwortlich, jedenfalls uandele es sich bei dem ganzen Verjähren nicht um ein Komplott oder um Machenschaften ähnlichen Charakters. Oer Verteidiger plädierte für die Freisprechung »Iler Ange klagten. Rach der Mittagspause schilderte der Schweizer Rechtsanwalt Moria ud-Genf zunächst du Gefühle, die ihn in dem Augenblick beseelten, als die Firma Krupp sich an ihn wandle, der durch seine Anhänglichkeit an Frankreich bekannt sei. Dadurch habe sie dem Willen Ausdruck gegeben, daß die Verteidigung in der objektivsten Art und mit größtem Willen zur Wahrheit erfolgt. Moriaud betonte den politisch neutralen Charakter der Firma Krupp. Von Machinationen könne keine Rede sein. Am qrisse oder Gewalttätigkeiten gegen die Franzosen seien niemals geplant gewesen. Da Herr Kruvp von Bohlen und Halbach an keiner der Besprechungen zwischen den Direk toren und dem Betriebsrat teilgenommen habe, so spreche alles gegen die Anklage. Die Freisprechung sei daher ge bieterische Notwendigkeit. Nach einer kurzen Entgegnung des Staatsanwaltes und einer Erwiderung des Rechtsanwalts Moriaud zog sich der Gerichtshof kurz nach 4 Uhr zurück. Unterdessen war in dm Straßen von Werden fran zösische Kavallerie aufgezogen, rem die Straßen zum Verhandlnngslokal abzusperren. Außerdem standen I nf a n 1 er ie a b t e i lUn g e n alarmbereit. Nach mehr als zweistündiger Beratung wurde gegen k Uhr das Urteil gesprochen. Es erhielten je 1 5 Jahre Gefängnis und 100 Millionen Mark Geld strafe Krupp von Bohlen und Halbach und die Dircäoren Hartwig und Oesterlen, 10 Jahre Ge fängnis nnd 100 Millionen Mark Geldstrafe Direktor Bruhn, 20 Jahre Gefängnis und 100 Millionen Mark Geldstrafe die Direktoren Schäfer, Baur, Schräpler und Cuntze. Betriebsführer Groß erhielt 10 Jahre Gefängnis und 50 Millionen Mark Geldstrafe, das Betriebsrcttsmtt - glicd Müller 6 Monate Gefängnis. 21 der 23 Schuldsragen wurden bejaht. Die Angeklagten sind eines Komplottesund der Störung der öffentlichen Ordnung für. schuldig befun - dm worden. Die Verurteilung erfolgte bei allen Angeklagten ein - stimmig, ausgenommen Krupp von Bohlen und Halbach und Direktor Bruhn, die mit 3 gegen 2 Stimmen verur teilt wurden. Bei Müller erfolgte die Verurteilung ledig - lich wegen Störung der öffentlichen Ordnung, von der An klage des Komplotts wurde er mit 3 gegen 2 Stimmen sreigesprochen. Die Menge nach das Urteil mit eisigem Schweigen auf. Gleich nach Beendigung des Prozesses wurde den Angeklagten, die bei der Urteilsverkündigung nicht im Saal anwesend waren, durch die Verteidiger das Urteil zur Kenntnis gebracht. Sie alle haben es init derselben Ruhe und Würde entgegengeuommen, die sie bis zur letz ten Minute bei den Verhandlungen gezeigt halten. Von feiten der Verteidigung wird gegen das Urteil R e v i- sion angemeldet werden, die wahrscheinlich am 18. Mai vor dem Kriegsgericht in Düsseldorf verhandelt werben wird. Amtlich wird zu dem Urteil erklärt: In unerhörter Vertauschung der Rollen haben die Verbrecher über ihre eigenen Opfer zu Gericht gesessen und ein Urteil gefällt, das die erste Untat durch eine zweite verdecken soll. Ein Gericht, das kein Gericht ist, weil es 'keine Spur von Recht hat, aus deutschem Boden Recht zu sprechen, hat ein Urteil gefällt, das kein Urteil ist, sondern eine reine Gewalttat. Nicht die Mörder der vierzehn deutschen Arbeiter, die am Karsonnabmd dem französischen Militarismus schuldlos zum Opfer fielen, hat die französische Militärjustiz verurteilt, sondern zehn ehrenhafte, vaterlandsliebende deutsche Bürger. Männer, die nicht einmal an der friedlichen Demonstration derKrupp- nrbeiter gegen die militärischen Raubüberfälle aus ihren Werkstätten beteiligt waren, sind mit maßlosen Strafen be legt worden. Mit einem Schrei des Entsetzens wird dieses Schreckensurteil in Deutschland ausgenommen werden. Mit einem Schrei der Empörung muß es in der ganzen Welt, wo nicht das Gefühl für Menschlichkeit ausgestorben ist, zurückgcwiesen werden. Nicht Recht zu finden galt hierfür das französische Militärgericht, sondern sich in den Dienst machthungriger Gewalthaber zu stellen. Die französische Justiz hat sich darmt unverhüllt zur Dirne des französischen Militarismus erniedrigt. Bor der deutschen Antwort. Am Montag nachmittag haben die Ressortbesprechun gen im Auswärtigen Aint über die französische Note begonnen. Die Besprechungen werden fortgesetzt. An den weiteren Besprechungen wird auch der nach Ber lin Mückgekehrte Kanzler C un o teilnehmen. Für Mittwoch mittag ist eine Kesamtsitzung des Reich skabi- net 1 s zum Reichspräsidenten änberaumt worden. Soweit aus den bisherigen Erörterungen im Schoße der Negierung verlautet, bestätigt es sich, daß die franzö sische Note beantwortet wird. Die Antwortnoten aus Lon don, Rom und Washington werden bis spätestens Wochen ende in Berlin erwartet. England und die deutsche Note. Im englischen Unterhaus verlas gestern Schatzkangler Baldwin eine Erklärung über die deutsche Note. Er sagte: Die britische Regierung war der Ansicht, daß der beste und natürlichste Weg der gewesen wäre, eine mit den Regierungen von Frankreich, Italien und Belgien vereinbarte Antwort auf die deutsche Note obzusenden, Um so mehr, als die Note eine Antwort auf die von Cur zon öffentlich und amtlich gemachte Anregung war und das haupl'ächlich in Frage kommende Problem, das der Reparationen, ein Problem ist, an welchem alle Alliierten und nicht Frankreich und Belgien allein in hohem Grade interessiert sind. Ami) brauchte nach Ansicht der örtlichen Regierung sich keine unüberwindliche Schwierig keit zu ergeben bei der Aussetzung einer Kollektioantwott unter dem Vorbehalt, daß die französische und die bel gische Regierung die aus der Besetzung deUschen Gebie tes durch ihre militärischen Streitkräfte üch ergebenden Fragen gesondert behandelten, falls sie es wünschten. Die britische Negierung hat Grund zu der Annahme, daß diese Auffassung von einigen ihrer Alliierten geteilt würde und war vollkommen bereit, dahingehende Vorschläge zu machen, nachdem sie den alliierten Negierungen ihre all ¬ gemeine Anti- IN mitgeteilt hatte. Am Sonnabend nachmittag wurde sie offiziell da von in Kenntnis gesetzt, daß die französische und bel- gische k^gicrung schon für sich allein «ine gemeinsam« Antwort aufgesetzt hatten, die binnen 24 Stunden den deut- lchen Botschaftern in Paris und Brüssel überreicht wer den würde. Die britische Regierung bedauert diesen Schritt, der ihr als eine unnötige U e b e r - stürzung erscheint und als Verlust einer Gelegenheit, die sich nach ihrer Ansicht bot, durch eine gemeinsame Kundgebung erneut die Solidarität der Entente zu be zeigen. Die britische Regierung fühle sich indessen nicht von der Pflicht enthoben, ihre Ansicht in ein«r Beantwortung der deutschen Note festzustellen, und beabsichtige, dies mit dem geringstmöglichlichcn Aufschub zu tun. Es besteheaGrund zu der Annahme, daß, die italienisch« Regierung, deren Haltung sich in allgemeiner Uebereinstimmung mit derjenigen der britischen Negierung befinde, einen ähnlichen Schritt tun werde. Schweres Unwetter in der Provinz Sachsen. Vlättermeldungen zufolge haben in der Provinz Sachsen Unwetter und Hochwasser schweren Schaden angerichtet. Bei Naumburg ging ein Hagel wetter nieder, wobei zahllose Fensterscheiben von Hagel - stücken zertrümmert worden sind. Die Glasmalereien der Wenzelkirche sind völlig zerstört. Die O d st - besonders die Erdbecrernte, ist vernichtet. Bäume und Telegraphen stangen sind vom Sturm geknick«. In Hettstäd 1 hat eine Windhose große Verheerungen angerichlet. Der Hadeboru- bach ist über die Ufer getreten und hat die Strecke nach Hettstädt überschwemmt. Viel Vieh ist bei dem Hoch wasser umgekommrn. WMW öer MWe». Von Oberjustizsekretär Herklotz. Der wirtschaftspolitische und der finanzpolitische Aus schuß des R,e i ch s w i r t s ch a f t s r a t s haben sich vor kurzer Zeit unter Hinzuziehung des Ausschusses für Sied, lungs- und Wohnungswesen mit der Frage eines Sperr- gesetzesfür die Rückzahlung von H yp o - . theken und G r u- n d s ch u l d e n und deren Aus. Wertung beschäftigt. Im Rechtsausschuh des Reschs, tags war bekanntlich ein gleicher Antrag nach eingkhen- der Beratung mit großer Mehrheit abgelehnl worden. Die beiden eingangs genannten Ausschüsse haben nach ausführ lichen Berichten von Dr. Wermuth über die tatsächlichen Verhältnisse, von Dr. Hilferding über die volkswirtschaftliche Wirkung einer Umwertung der Hypotl-eken und nach einer Darlegung der Reichsregierung durch den Reichsjiustizminister Dr. Heinze mit 38 gegen 3 Stimmen folgenden Anttag angenommen: „Die Frage einer Hypothekensperre ist vom wirtschaft lichen Gesichtspunkt aus gleichbedeutend mit dem Ver- suche einer Aufwertung der Hypotheken. Diese Frage kann nicht aus dem Zusammenhangs der Auswirkungen der allgemeinen Geldentwertung herausgegriffen und für sich allein betrachtet werden. Der Neichswirtschaftsrat lehnt cs daher ab, diese Frage allein zu behandeln, sieht aber auch in der Gesamtheit keine Möglichkeit, eine allgemeine Auswertung entwerteter Werte vorzunehmen. Di« durch die. Entwertung der Hypotheken entstandene Notlag« der Hypothekengläubiger ist ebenso wie derjenige der Renten- papierinhabcr aus anderem Wege zu lösen."