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Erscheint jeden Werktag nachmittag». — Fernsprecher Nr. ll. — Postscheckkonto Leipzig 23»»«. — Gemeindegtrokonto ll. — Bank- lanto Lommerz- u. Privatbank Zweigstelle Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt cingesandte Manuskripte werden nicht jnrückge» schickt. Ltusendung-a ohne Namensnennung finden keine Aufnahme vet «lagen, Sontnr,en. «ergleichm »iw. wird »er Brnttobetrag t» Rechnung gestellt. Im Falle höher« Gewalt — «rieg od«r sonstiger irgend welchem Storung des Betriebes oer Zeitung, der Lieferanten oder der B-förderungoeuirichtungen — hat der v«, »tehei leinen Anwruch ant Lieferonp oder Nachlieferung l« Zeitung »der auf Rückzahlung deS BqugSoretieS. WOm-WWssTUM I unüAnfeiM! Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Veneralauzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, fOMMW Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, Finanzamts und Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, des Stadtrats zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften- RSichenbach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. Verantwortlich für die Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch. N. 27 K-t«g»prrls monatl. 1700.—M.einschl. Trägerlohn, l Agg 's AülMMI' Anrrlgenpreks: Die Lgcspalt. Grundzeile 75.—M., Mf» durch die Post monatl. 1700.— M. einschl. Besteltgcb. L. die Reklamezeile 250.—, Nachweisgebühr 20.— M. s A» Sei MW MUWSsWM Im Mgediet. ' Den Franzosen wird es bei dem von Tag zu Tage stärker und energischer werdenden Widerstand des deutschen Volkes, seiner Beamten und Arbeiter im Ruhr gebiet i m m e r u n h e i m l ich e r z u M ut e. So staben sie neuerdings zum letzten und schärfsten Mittel gegriffen, von dem sie glauben, sich eimgermaßcn Autorität ver - schaffen Und das Volk einschüchtern zu können, indem sie über das gesamte N uh ügebiet den v e r - sch ärften Belagerungszustand verstängten. Die Einwohnerschaft aber kehrt sich den Teufel um die franzö sischen Befehle; in einer ganzen Reiste von Städten, vor allem in Essen und Mainz, durchzogen trotz der An ordnung, daß von abends 10 Uhr an der Straßenverkehr zu rüsten habe, gewaltige Massen unter Absingung des Deutschlandliedes bis in die späte Nacht die Straßen und Vie Franzosen wagten nicht, gegen die Demonstrationen und ihre Teilnehmer einzuschreiten. In der von General Degoutte unterzeichneten Ver- »cdnung über den verschärften Belagerungs zustand heißt es: In Anbetracht der systematischen Behinderung, die von gewissen Neichsbeamten der friedlichen Tätigkeit der Ingemeurkommission (!) in den Weg gelegt wird, wird ver verschärfte Belagerungszustand in dem ganzen Gebiet, m welchem französische und belgische Truppen sich befin- ven, Angeführt Es werden folgende Maßnahmen getrof fen : Die Truppen staben Befehl erhalten, mit W a s - sen gemalt gegen jeden Vorzugesten, der Eisenbahn-, Telepbon- und Telegrapstenanlagen oder Einrichtungen zur Verproviantierung und Versorgung der Truppen zu sabo tieren versucht. Von 10 Uhr abends bis 6 Uhr mor- gens ist der Straßenverkehr untersagt. IedeStra- tzenkundgebung oder Zusammenrottung ist verboten, nöti genfalls wird sie mit Waffengewalt auseinandcrgesprengt. Ohne vorherige Erlaubnis des Ortskommandanten darf keine Versammlung abgehalten werden. Verboten find alle Zeitungen, Flugblätter oder Bro schüren, welche Artikel oder Bilder enthalten die ge eignet sind, die Würde (!) der Besatzungstruppen zu ver letzen. Unruhe zu stiften oder die SichcrlM der Truppen zu gefährden. Diese Bestimmungen gelten auch fürTheater- unb Kinovorstellungen. W affen uno MUniti o n jeder Art, die sich noch im Besitz der Bevölkerung befinden soll ten, sind innerhalb von zwei Tagen den örtlichen deut schen Behörden abzuliefern und von die'en den Militärbehör - den zu übergeben. Die öMchen Militärbehörden sind befugt, -ede Untersuchung und Haussuchung vornehmen zu lassen, die sic für nötig erachten. Zuwiderhandelnde werden vom Militärgericht zur Verantwortung gezogen und können zu Gefängnisstrafen bis zu 5 Jahren zuzüglich Geldstrafen bis 10 Millionen Mark oder zu einer dieser Strafen verurteilt werden. Die Bestimmungen der franzo > sischen Strafgesetze können bei schwereren Vergehen ange- wendet werden, falls die dort vorgesehenen Strafen höher sind als die m der vorliegenden Verordnung angeführten. Essen unter dem Belagerungszustand Nach einer Meldung aus Essen vom Mittwoch Hal sich dort in den letzten 24 Stunden wenig geändert. Die Arbeit und die Ernährung, die noch wichtiger ist, und normal. Die Eisenbahner namentlich gehen nach ihrem Willen vor, nicht nach den Befehlen der Franzosen und auch die Bevölkerung hält stand, trotzdem die Franzosen jetzt den verschärften Belagerungszustand ver hängt haben. Am Abend war trotz der Verfügung Degouttes, die jeden Verkehr abends auf den Straßen untersagt, die Stadt äußerst belebt. Die Menge zog unter vaterländischen Gesängen direkt vor den französi schen Wachen auf und diese wagten nicht, einzugreisen. Die verladenen Kohlenmengcn gehen nach wie vor unge hindert nach dem Osten. Die Lebensmittelhilfe aus Deutsch land setzt kräftiger und fühlbarer ein. Die Züge werden nickst angestalten und kommen der Bevölkerung in reichem Maße zugute. Das Attentat gegen die Kranken Der deutsche Geschäftsträger in Paris ist beauftragt worden, der französischen Regierung folgende Note zu üb er geben : Die französische Desatzungsbchörde in Essen hat von den 1000 Betten der stüd 1 ischen Krankenhäuser etwa KOO beschlagnahmt. Der Diphtheriepavil lon der für die Essener Verhältnisse ohnehin zu Nein ist, mußte ohne Rücksicht auf das Schicksal der darin unter- gebrackten kranken Kinder sofort geräumt werden. Eben so ist die Hautk l inik beschlagnahmt worden, was zm Folge hatte, daß die dort untergcbrachten Kranken unterschiedslos entlassen werden mußten. In gleicher Weise muhte auch die Station für Scharlach, Masern, Keuchhusten und Typhus gerckumt werden. Der Hinweis der Krankenhausleitung darauf, daß sie kür den Ausdruck) einer Epidemie die Verantwortung ablehnen müsse, fand keine Beachtung. Die deutsche Negierung pro testiert aufs nachdrücklichste gegen diesen neuen Gewaltakt der französischen Vesatzungsbehörde, der die einfach sten Gebote der Menschlichkeit verletzt und nicht nm die Gesundung einzelner Kranker gefährdet, sondern auch die Bevölkerung allgemein mit der Ausbreitung ge - sachlicher Seuchen bedroht. Sie fordert die unverzügliche Räumung der beschlagnahmten Teile der Krankenanstalt und behält sich vor, volle Genugtuung zu verlangen. Der eiserne Wall der Abwehr. Die Arbeitsgemeinschaft sämtlicher Beamten und Staatsange st elltengewevkschaften des Embruchgedietes mit 25 000 Mitgliedern erheben im Ver ein mit den Arbeite r- und An gestestl 1 engewerk - schasten schärfsten Einspruch gegen die wahnsinnigen Gewaltmaßnahmen der Franzosen. In der Kundgebung heißt cs : „Die Haltung der Beamtenschaft ist trotz aller Drohungen und Verhaftungen unerschüttert treu zum deut schen Reiche und deutschen Volke. Der Treueid gehört der deutschen Neichsregierung. Den Befehlen des Feindes wird sie nicht gehorchen. Niemals wird es den Eindringlingen gelingen, die Beamtenschaft von diesem Wege abzubringen. Einig und geschlossen in gemeinsamer Front mit den Arbeitnehmerverbänden steht die Beamtenschaft hinter ihren Führern. An dieser eisernen Mauer werden die Angriffe der Feinde zerschellen." Das Stinnes-Abkommen sistiert. Wie dir „Deutsche Bergwerkszeitung" erfährt, hat der Großindustrielle Hugo St in nes das bekannte Sach, l h e f er u n g s a b L o m me n mit dem französischen Sena tor dc Lubersac wegen des. Einrückens der Franzosen in das Ruhrgebiet s i st i e r t. Es sind seit dem Einrücken der Be- satzungslruppen keine Lieferungen an die französischen Wie deraufbaugesellschaften mehr erfolgt. Abschiebung polnischer Hilfskräfte. Dienstag nachmittag kam es in Elberfeld zu erregten Zwischenfällen. Offenbar auf Grund einer von französischer Seite ergangenen Aufforderung, waren Polen aus den früher preußischen Gebieten, die fließend Deutsch sprechen und schreiben, auf dem Elber felder Vahnstof angenommen, um den Franzosen im Ein bruchsgebiet bei der Durchführung des Bahn-und Post- verkehrs Hilfe zu leisten. Die Leute befanden sich unter der Führung eines in Zivil reisenden Franzosen, der, als er erkannt wurde, sich nur mit Hilse der deutschen Schutz polizei vor dem Gelynchtwerden retten konnte Die einge tragenen Polen wurden sofort per Bahn wieder an die deutsche Oft grenze abgeschoben. Außerdem ist Vorsorge getroffen, daß auch weitere Trupps von polnischen Poff- und Bahnbeamten aus dem ehemals preußischen Gebiet nicht in das Ruhrrevier gelangen kön nen, wenigstens nicht, soweit ihr Reiseweg durch Deutsch- land geht. Desertionen unter den Besatzungstruppen. Wie verlautet, sind am 26. Januar deutscherseits 2 8 französische Deserteure und am 27. Ianuvr 36 französische Deserteure festgestelst worden. Die Besatzungsbehörde hat in Essen Pla - kaie anbringen lassen folgenden Inhalts: „Mit Zuchthaus nickst unter zehn Jahren werden die Zivilisten bestraft, die Angehörigen der Besatzungsarmee Zivilkleider verkaufen oder zur Verfügung stellen." Widerstand bis zum letzten! In politischfparlamcntarijchcn Kreisen beurteilt ma» die Lage nach wie vor unter dem Gesichtswinkel, dah, du Regierung fest entschlossen ist, mit allen ihr irgendwie zu Gebote stehenden Rütteln den wirtschaftlichen Vorstoß Frankreichs gegen Deutschland zu sabotieren-. Mit Befriedigung ist seiner fcstzustellen, daß die ges ch l of fene Front, die hinter der Regierung steht, an Stärke und Halt nichts eingebüßt hat. Mini - sirr Becker begibt sich, wie wir hören, am Donnerstag nach Köln, um dort die Lage an Ott und Stelle zu prü fen. Uebcr den mutmaßlichen Ausgang des großen Kamp fes bewahrt man in begreiflicher Zurückhaltung an den amtlichen Stellen Schweigen und enthält sich verfrühte» Prophezeihungen. Das führende Motiv bleibt der Eedank» des Widerstandes bis zum letzten. Neue Ee - sichtspunkte von einschneidender Bedeutung für unsere künf tige Haltung sind nicht in die Erscheinung getreten. Mit hin hat sich auch ein innerpolitischer Wandel nicht voll zogen. Man sieht der weiteren Entwicklung der Dinge im Ruhrgebiet fest entgegen, bereit alle notwendigen Maßnah men sofort und energisch in Angriff zu nehmen. Was unsere Geldentwertung anbelangt, so sind im Schoße der Negierung Vorbereitungen im Gange, um dem weiteren Hinabgleiten der Matt durch Maßnahmen en t- gegenzu wirken. Vorläufig sind die Besprechungen mit Sachverständigen aus unserem Wirtschasts- und Finanz iellen noch nicht abgeschlossen. Man erwartet von diesem Eingreifen aus dem Grunde ein Ergebnis, weil zweifellos das jetzige rapide Steigen des Dollars auf Spekulation zmückzuführen ist, aber nicht durch innere Notwendig keiten voll begründet erscheint. Erklärungen des Reichskanzlers. Reichskanzler Dr. Cuno empfing am Mittwoch die Vertreter der amerikanischen Presse, denen er einige Aufklärungen gab über die Stellungnahme der Neichs regierung zur Nuhkbesetzun g. In überzeugender Weift legte Dr. Cuno dar, daß sich die deutsche Regierung nicht scheuen würde, die Katten ausßudecken, um das wahr« französische Ziel zu zeigen. Im übrigen aber, sagte der Reichskanzler, wird Deutschland unbeugsam bis zum End« entschlossen durchhalten Siegreiche Beendigung des pfälzischen Eisenbahnerstreiks. Die Besatzungsbehörde hat am Mittwoch mittag die von den Vertretern der Eisenbahner in Ludwigs hafen bei den Verhandlungen am Dienstag gestellten Forderungen nach Wiedeveinsetzung des Präsidenten und der Beamten der Direktion, Zurücknahme des Requist- lionsbefehles und Zurückziehung sämtlicher Waffen von den Bahnanlagen, bewilligt. Gleichzeitig wurde erklärt, das Personal müsse unter den asten Bedingungen Weiterarbei ten. Das Personal ist daraufhin von den deutschen zu ständigen Stellen und den Vertretern der Organisationen aufgefordctt worden, den Dienst nach den Befehlen der deutschen Regierung weiter zu versehen. In gleicher Weift haben sich auch die Vorgänge an den übrigen pfälzischen Dahn Hosen abgespielt. Infolge des geschlossenen Widerstan des der Eisenbahner wurden überall die französischen Posten aus den Bahnhöfen wieder zurückgezogen. Noch keine Zollsperre. Nach den letzten aus dem Ruhrgebiet eingetroffenen Meldungen waren bis Mittwoch mittag noch keinerlei Maßnahmen zur Errichtung der von den Franzosen geplan ten Zollgrenze getroffen oder erkennbar. Hingegen haben die Franzosen neue Militärkontroll st el- len eingerichtet. Diese Maßnastme scheint dasjenige zu sein, was die Franzosen für den Augenblick durchzuPstren beabsichtigen. So sind in Natingen-Ost, Kupferdvee, Hat» tingcn Nangierbahnhof Vorhalle, Scharnhorst, Recklingha»»- sen Hauptbahnhof, Dorsten, Friedrichsseld bei Wesel und an einigen anderen Stellen noch Kontrollstationen errichtet worden. Die Franzosen scheinen bezüglich der Tätigkeit die-