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An den Regierungstischen hatte der Reichspräsident Ebert, Reichskanzler Cuno, Reichs - Wirtschaftsminister Dr. Becker, zahlreiche andere Minister des Reiches und der Länder, die Vertreter der Berliner Parlamente usw. Platz genommen. Sofort nachdem der Vorsitzende Edlerv. Braun die 'Sitzung eröffnet hatte, ergrifi Reichskanzler Cuno das Wort. Er gab der Hoffnung Ausdruck, datz bas neu« einfache und anspruchslose Heim des Reichswirtschafts aies der Zeuge sein möge einer weiteren Entwicklung und einer Gesundung der wirtschaftlichen Verhältnisse in nuferem Lunde (Beifall.) Kein Geringerer als Bismarck war es, der den preußischen Bolkswirtschastsrat ins Leben ruf, um alle wirtschaftlichen Fragen zunächst vor wirt schaftlichen Kreisen zu beraten. Der Reichskanzler nannte als Männer, die sich um die Arbeiten des Neichswirt- schastsrats besonders verdient gemacht haben, neben dem Präsidium besonders Legien und Rathenau. Beide Män ner de: Ausglei hs der Interessen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und des Ausgleichs zwischen den verschiede- ncn wirtschaftlichen Auffassungen. Niemals- zuvor kam es so sehr darauf an, datz alle wirtschaftlichen Kräfte zufam- mengefatzt würden, um das Ziel zu erreichen, endlich das Problem, das aus unserem ganzen wirtschaftlichen Leben lastet, einer endgültigen Lösung entgegenzuführen. Nie- mals zuvor ist es mehr darauf angckommen, bei dieser Arbeit den Ausgleich der Gegensätze zu finden. Diese Aufgaben des Neichswirtschaftsrats entsprechen genau dem, was wir im neuen Reichskabineit uns als Ar - deitsprogramm vorgesetzt haben. Der Reichswirtschastsrat hat nach der Verfassung nicht entscheidend auszutreten, sondern begutachtend, befürwortend, anregend. So soll auch das Verhältnis der wirtschaftlichen Kreise das sein, datz die Regierung führt und datz die wirtschaftliche Ne - gierung unterstützt. (Lebhafter Beifall.) Es gibt hier keinen Machtfaktor, kein Kraftzentrum der Wirtschaft, das stark genug wäre, der Negierung die Führung aus der Hand zu nehmen (lebhafte Zustimmung), aber wir können der Unterstützung, der Mitarbeit der wirtschaftlichen Kreise nicht entraten und wollen es auch nicht. Wir, die wir zu einem guten Teil der Wirtschaft entstammen, wollen mit der Wirtschaft zusammen die Lasten des Tages tragen und die Lösung des Problems aus diesem Wirrwarr zu fim den suchen. So appelliere ich heute ganz besonders an die restlose Unterstützung der Negierung und der Regie rungsarbeit durch Eie alle. Ich möchte glauben, datz diese Stellung von Wirtschaft und Negierung jetzt ihren besonderen Ausdruck in der Lösung der Neparationsfrage zu finden haben wird. Nur einen Grundgedanken möchte ich herausschälen aus dem, was in London geschehen ist, und dem, was werden soll. Die Regierung ist der Ansicht, datz nur aktive und positive Mitarbeit der Lösung unse rer Schicksalsfrage zum Heile gereichen kann. Die Negierung ist der Meinung, datz es falsch wäre, das Schicksal des Volkes und Landes in die Hände anderer zu legen, als der berufenen und verantwort lichen Leiter des deutschen Volkes. Das hat wohl zu dem Standpunkt geführt, datz wir auch in den ersten Tagen unserer Negierung. nicht die Hände in den Schötz legen, sondern uns melden sollten auch da, wo wir nicht hin gebeten waren, und wir glauben, datz dieser Meg auch wei ter beschritten werden soll Wir haben das getan, indem wir einen positiven Vorschlag vorgelegt haben, der aller- dings keine endgültige Lösung, aber doch ein V o r- boteder endgültigen Lösung sein konnte. Der positive deutsche Dorschlog war, man möge über seine Einzelheiten denken wie man wolle, aufgebaut auf dem Grundgedanken, der für die Lösung der Befreiung weiterer Gebiete unseres Reiches und unserer Wirtschaft von dem Druck der ungelösten Neparationsfragen nötig sei, datz es sür alle diese Ziele der Zusammenfassung der letzten Kraft des g a n- zen Volkes bedurfte und der Zusammenfassung des ganzen Vertrauens des Auslandes, das noch zu Deutsch land besteht. Beide sollten zugleich der Wertmesser sein sür die Leistungen, den wir an dieses Problem anlegen konn- len. Mehr kann nicht von uns verlangt werdem 2ch finde es wenig befriedigend, datz ein so ernstlicher, von dem festen Willen getragener Dor- schlag dieses Problem zur Lösung zu bringen unter Einsetzung unserer ganzen Kräfte und unserer Mit arbeit, nicht wenigstens die Beachtung gefunden hat, datz man angesichts dieses Vorschlages den Weg zu gemeinsamen Verhandlungen beschritt, ohne die die Lösung dieser Frage überhaupt nicht möglich ist. (Sehr richtig.) Was uns auch bevorstehe, was immer auch kom men möge in der Weiterentwicklung dieser Verhandlungen, wir müssen Zusammenarbeiten mit allen unseren Kräften Es mutz die Einheit nicht nur der Wirtschaft, sondernder Stämme und der Länder gewahrt werden, und es darf kein Teil des Derr Ischen Reiches abseits stehen. Darüber hinaus müssen wir die wirtschaftliche Kraft aufbringen, das Möglichste z u l e i st e n, w a s wir beieiner endgültigen Lösung des Problems auf uns nehmen müssen. Wir müs sen da auch zu gesunden wirtschaftlichen Beziehungen über die Grenzen des Deutschen Neick>es hinaus zu den be nachbarten Ländern Zentraleuropas zu gelangen suchen. Wenn das gelingt, wird es denen besonders zugute kom men, die an uns heute noch außerordentlich hohe For derungen stellen. Wir wissen datz kein Staat die Gesetze der Wirtschaft mißachten darf- Wir wissen auch, datz für die Wirtschaft die letzte Grenze in der Freiheit der Nation und der größeren Würde des Staates liegt. Der Vorsitzende des Neichswirtschaftsrats Edler v. Dvaun übernahm namens des Rechswirtschaftsrats zu treuen Händen das Haus und gelobte, datz es eine Stätte ernster, leidenschaftsloser und aufopfernder Arbeit für die wirtschaftliche Zukunst Deutschlands sein soll. Redner gab einen Ueberblick über die bisherigen Arbeiten des Neichswirtschaftsratcs und brachte dann zwei alte Wünläu öes Wirtschaftsrats zur Sprache: die Heranziehung des Neichswirtschaftsrats im Stadium der sogenannten Refe renten Entwürfe und die Entsendung von Kommissarendes Neichswirtfchaftsrates in die Verhandlungen der gesetzgeben den Körperschaften und ihre Ausschüsse. Zum Schluß sagte er: Wir wollen den Mut nicht sinken lasten-, wir wollen aus diesem Hause verbannen Parteihader und Klassen - kamps, Verhetzung und Verleumdung, und wir wollen hier nur daran denken, datz wir Deutsche sind, berufen, Deutschlands Wirtschaft vor dem Zusammenbruche zu retten. (Lebhafter Beifall.) Nach London Paris. Wem: die Alliierten sich am 2. Januar wiederum in Pans zusammemmdcn, wird es sich um eine Konferenz handeln die nur unter völlig veränderten Umständen zu- sammentreten kann. Man erklärt in den Pariser Zeitungen übereinstimmend, datz die ganze Ursache des Auseinander- gehens der Londoner Konferenz darin zu suchen sei, datz Von ir Law trotz dringender Bitte den französischen Plan, von dem wochenlang in den Zeitungen die Rede war, erst in den letzten Minuten zugesandt erhielt, so datz er ihn nicht eingehend studieren konnte, um sich mit seinen Kol legen darüber zu beraten. In Paris glaubt man, datz die Januarkonferenz diplomatisch besser vorbereitet sein würde und es dann möglich sein werde, zu positiven Beschlüssen zu gelangen. Der Hoffnung wird auch Ausdruck gegeben, datz cs im Januar möglich wäre, die Engländer zu dem französischen Programm zu bekehren oder, wenn dos nicht möglich wäre würde Frankreich seine seit so langer Zeit betonte Handlungsfreiheit aulnebmen und zur Be setzung Bochums und Essens schreiten. Die wahre Ursache der Vertagung der Konferenz durfte man wohl darin zu sehen haben, datz zunächst einmal das englisch« Labinett den «Ameri kanern den Puls fühlen w'st, um zu sehen, wie sie über die Frage der A nn u l l i e r u n g d er in t er- alliierten Schulden denftn. In dieser Frage be- weist das französische Kabinett Veociftmmg, was sich leicht erklären lässt, denn auf eine Rückzahlung der englischen oder amerikanischen Schuld ist Frankreich nicht cinaerichtet. Es kmnmt ihm mn daraus an, von Deutschland Zahlum h- gen zu erhalten. Wenn die interalliierten Schulden all« iir Staaten mit Ausnahme amerikanischer annulliert würden, l - erklorr Pomcaree, datz er von den Schuldverschreibungen der Kategorie V nur 60 Milliarden nachlassen würde, das o heisst, den Betrag, den die Alliierten einander schulden. > Was Deutschland mehr schuldet als die Alliierten, mühte r unbedingt bezahlt werden. Der zweite Grund für die Ver- i» tagung der Londoner Besprechungen ist in Lausanne i, zu suchen. Man will zweifellos abwarten, wie die Ding« u dort laufen werden, namentlich, ob das stanzösisch-eng - e lische Zusammengehen weiterhin fortdauern wird oder ob ft irgendenre Schwenkung der französischen Politik wahrzu - nehmen wäre. - Die letzte Nachmittagssitzung in Landon war kurz. , Man beschränkte sich darauf, das offizielle Commiumqu« zu i revidieren, was allerdings nicht leicht abging. Dann >r folgte noch eine heftige Rede Mussolinis, der sich darüber s beklagte, datz man seinen Neparationsplan mit der An- s nullierung der Schuldverschreibung der Kategorie L nicht e in eingehende Erwägung gezogen habe und der daraus s hinwies, datz die Volleres satt hätten, von ; einer Konferenz zur anderen gezogen zu - werden und nun endlich Entscheidungen verlangten. c Was Frankreich möchte. Der London« Sonderberichterstatter des „Matirck , schreibt: Frankreich werd« im Januar s«in« P f L n - , der am Rhein nehmen, England werde sie nicht neh- , men. Frankreich und England würden trotzdem s Freund« und Verbündete bleiben ; sie würden zu- : sammen arbeiten in Lausanne und anderwärts und auch an der Wiederausrichtung des Friedens. Es sei nicht not wendig, datz, wenn zwei Nationen brüderlich vereint seien, sie immer muf gleichen! Wege vorgingen; es sei nur not- wendig, datz sie das gleiche Ziel hätten, und daß sie gegen einander kein Mißtrauen hegten. Neue deuts§e Vorschläge. Nachdem di« London« Konferenz ohn« «ine Ent- schcidung auf die neuen deutschen NeparaUonsvorschläge ver- tagt worden ist, rechnet man in amtlichen Berlin« Kreisen mit einer neuerlichem Verzögerung der Ne- p a r a t i o n s f r a g e. Heber die Aufnahme der deutschen Vorschläge selbst liegen authentische Meldungen in Berlin noch nicht vor. Der Havasbevicht, die Vorschläge seien einmütig ab- gelehnt worden , ist in dies« Form sicher unzutreffend, da nach dem amtlichen Reuterbericht über die beiden Sitzungs tage die deutschen Vorschläge überhaupt noch nicht zur Be ratung in London gestanden haben. Reichskanzler Cuno will die Ausarbeitung der deutschen Vorschläge mit Be schleunigung vornehmen und hat entsprechende Anordnun gen an die Ressortminister gegeben. Auf deutscher Seit« besteht die Absicht, der Pariser Alliiertenkonfereng das vollständige deutsche Programm für die Re paration sfrage schon vor dem 1. Januar zutzehen zu lassen. GehelmvertrLge? Wenn man auf der Londoner Konferenz von Wan - delgängen sprechen konnte, so herrschte auf diesen eine groß« Unruh«. In französischen Kreisen sprach man von ein« von Washington ausgehenden Verständigung. Man nimmt an, daß zwischen England und Amerika bereits geheime Abmachungen über die Negelun- der interalliierten Schulden in Europa bestehen, insbeson- - dere auch über eine, wenn auch vielleicht nur teilweise Ev> ledigung der englischen Schulden an Amerika. Im Hinblick hierauf glaubt man, datz der englisch« Cchatzsekretär Baldwin am Ende dieses Monats nach Washington gehen wird, um diese Frage zu besprechen. Man neigt weiterhin insgeheim dem Glauben zu, datz geheime Abmachungen zwischen England und Amerika auf der einen und Deutschlandauf der anderen Seite bestehen. Diese Vermutungen fanden neue Nahrung in einer Meldung des „Evening Standard", nach der Mac Cormick, einer der Vertret« der deutsch freundlichen Richtung in Amerika, nach London mit einem finanziellen Plane gekommen sei, den man in geheimen Besprechungen mit Reichskanzler Dr. Cuno ausgearbeitet hab«. Nach diesem Plan« würde Amerika, sobald Frank- reich seine gesamten Neparationsforderungen einschränkt, so- fort seine Schulden erledigen und die englische Schuld redl».