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Herrschenden WeihnachlsgebrSuch« und ermahnt« die Kin der. an diesen Gebräuchen sch- und sie in Ehren zu halten. Insbesondere würden durch das Erklingen der aus frohem Kinderherzen kommenden Wrihnachtslieder auch alte Er» innerungen der Eltern wieder wachgerufen. Dank gebühr« den edlen Wohltätern und nicht zuletzt auch dem Herbergs- »ater, Herrn Otto Lorenz, die es ermöglicht haben, den Kindern diese Freud« bereiten zu können. Hierauf erhiel ten die Kinder Kaffee und Kuck-en, Würstchen, Lebkuchen und dergl. und erfreuten die Anwesenden durch musikalische and deklamatorische Darbietungen, sodatz die wenigen Stun de» für viele viel zu früh zum Ausbruch mahnten. Auch «a dieser Stelle seit allen aufs herzlichste gedankt, di« durch ihre finanzielle Unterstützung den Kleinen zu dieser Freude verhalfen haben, ebenso Herrn 'Kantor Schefer, unter dessen Obhut die Kinder während der Uebungsstunden froher Lieder wohl geborgen sind. —e. Wir berichteten kürzlich, datz das Schubert- st ist infolge des großen Fehlbetrages, für den eine leckung nicht vorhanden sei, waörsä)emUch gezwungen sein würde, am 15. Dezember seine Pforten zu schließen. Heute kön nen wir nun die erfreuliche Mitteilung machen, daß m der gestrigen Kuratoriumsitzung beschlossen worden ist, das Stift bis auf weiteres, wenigstens über den Winter hin aus, geöffnet zu halten, um die Kinder nicht sofort auf die Straße zu setzen. Allerdings mutzten, um dies nur «einigermaßen zu ermöglichen, die V erp fleg s b eitr ä ge der Eltern wesentlich erhöht werden. Wir begrüßen die sen Entschluß aufs wärmste und hoffen, daß sich noch frei willige Helfer finden, die das Weitcrbcstehen dieser segens reichen Einrichtung sicherstellen. — * Die am vergangenen Freitag abend 8 Uhr im Hotel Gewerbehaus stattgefundene Hauptvers a m m- lung des H a>U s b e s itz e r v e r ei n s war sehr gut be sucht. Unter den üblichen Begrüßungsworten an die er schienenen Damen und Herren eröffnete gegen )H9 Uhr der Vorsitzende, Herr Kreher, die Versammlung und gab zunächst verschiedene Eingänge von der Landesbrandversrche- rungsanstalt, vom Bezirksverband Glauchau und vom lie- stgcn Stadirat bekannt. Die verschiedenartige Bemeäung der Brand'asscnbeiträge hatte in den Kreisen der hiesigen Hausbesitzer Unzufriedenheit hervorgeruscn, und aus diesem Grunde war es zu begrüßen, daß der Vorsitzende erläu- ternde Aufklärung in dieser Frage geben konnte, die auch zum weitaus größten Teile die Versammlungsbesucher voll befriedigte. Weiter berichtete Herr Kreher über die Sitzung vom 11 dss. Mts., welche vom Stadtrat zwecks Nruscst- setzung der Hunderisätze zur Erundmiete einberufen wor - den war und an der außer Mietern, Vermietern und Herrn Stadtrat Sammet als Vorsitzenden die Herren Siadtbau- meister Kaube und Lchornsteinfegermeister Engler teünahmen. Da in dieser Sitzung eine Einigung nicht zu erzielen war, beschloß man, den Stadtrat entscheiden, evtl, eine Beschwerde an das Landeswohnungsamt zu Dresden ergeben zu las sen Zur Neuwahl des Vorstehers erklärte Herr Kreher, die Versammlung möge diesmal von einer Wiederwahl seiner Person Abstand nehmen, da ihn wirtschaftliche un> sonstige Verhältnisse zwängen, seinen Posten als 1. Vors-.tzenden meder-ulegen. Eine lange Reihe von Jahren HK Herr Kreher dem Hausbesitzervcrein vorgcstanden und durch Ein setzung seiner ganzen Kraft und Energie sich allseitiges Vertrauen erworben, kein Wunder darum, daß alle Ver suche, einen anderen Mann für seinen Posten zu finden, -fehlschlugen. Durch sich immer und immer wiederholende Vertrauenskundgebungen, durch fortwährendes Litten ein - zelner Mitglieder sah sich Herr Kreher schließlich gezwun gen, seinen Standpunkt, wenn auch schweren Herzens, auszugeben und sein verantwortungsreiches Amt aus wei tere zwei Jahre anzunehmen. Ihm zugewühlt wurden die Herren Rich. Beyer als 2. Vorsitzender, Emil Frohburg, Gustav Müller und Rich. Meyer als Beisitzer. Herr Schel lenberger wurde als Rechnungsprüfer wiedergewählt. Zum Schluß kamen verschiedene interne Fragen zur Sprache, die befriedigende Erledigung fanden, sodaß kurz vor '.2 Uhr der Vorsitzende die Versammlung schließen konnte. — * Dl« Handelskammer Chemnitz übermit telte der Firma I. G. Lüttger anläßlich ihres lOO^äh - rigen Bestehens ein Glückwunschschreiben. — * Wegen Aufforderung zur Begehung eines Verbrechens wurde der 24 Jahre alte Hand- lungsgehilfe G., hier, vom Landgericht Zwickau zu 2 Wochen Gefängnis verurteilt, weil er Anfangs die ses Jahres seine Geliebte St. wiederholt ausgefordert hatte, das Verbrechen der Abtreibung zu begehen. Die St. war aber den Aufforderungen nicht nachgekommen. — * Wie eben bekannt wird, haben die Berg- arbeilerverbände in Berlin bei der Fachgruppe Bergbau neue Lohnforderungen ab 1. Januar 1928 angemeldet, sodaß voraussichtlich Ende dieses Monats Verhandlungen über neue Bergardeiterlöhne statt finden werden. Die vielfach umgehenden Gerüchte über einen Koh'.enpreisausschtäg ad Mitte Dezember entbehren daher jedweder Begründung. — * Von ärmlicher Stelle wird uns geschrieben: In folge Einführung der Krankenversicherung der Hausgewerbetreibenden am 1. Januar 1928 haben Arbeitgeber ihre Beschäftigten bei der Ortskranken kasse sofort anzumelden. Unterlassungen sind strafbar. — * Für den Weihnachts-Reiseverk e h r wird empfohlen, bereits am Tage vor der Abreise die Fahrkarten zu lösen und das Gepäck aufzugeben. Die Ge päckstücke sind fest zu verpacken und gut zu verschnüren. Auch muß jedes Stück die genaue und dauerhaft be festigte Anschrift des Reisenden sowie die Namen der Aus gabe und der Bestimmungsstation tragen, am besten rmter Verwendung der am Gepäckschalter käuflich erhältlichen Vor drucke. Die Anschrift ist möglichst an der Stirnseite an zubringen. Auch empfiehlt es sich, einen Zettel mit den gleichen Angaben in das Gepäckstück selbst zu legen, da mit der Eigentümer nötigenfalls schneller gefunden werden kann. Alte Bezettelungen müssen sorgfältig entfernt sein. Vorteilhaft ist, das Gepäck durch Bezahlung einer geringer! Gebühr am Gepäckschalter zu versichern, da die Haftpflicht der Elfenbahn beschränkt ist. — * Ueber die Wucher-Kontrolle im Bezirk wiro uns von zuständiger Stelle geschrieben : „Seit 2^ Monaten besteht im kiesigen Bezirk ein« Polizeibekannt machung, wonach alle Lebensmittel, soweit es sich um Gegenstände des notwendigen Bedarfs handelt, im Laden, im Schaufenster, auf dem Marktstand oder sonst mit ihrem Verkaufspreis deutlich lesbar bezeich net sein müssen. In zahlreichen Fällen haben die Behör den Anzeige erstatten müssen. Am kaufenden Publikum liegt es, auch seinerseits streng auf Durchführung dieser Vor schriften zu achten und Zuwiderhandlungen sofort der Ortspolizei anzuzeigen. Auch die Preisprüfungsstellen kön nen hier bei der Kontrolle mithelfen!" —e. Oberlungwitz, 18. Dezember. Der tnehge Turnverein „Germania'" veranstaltet am 1. Weibnachtssekr- tag im Gasthaus „Casino" eine öffentliche Abendunterhal - tung. Geboten werden Gesänge, turnerische Hebungen und eine Theaterausführung (Näheres im Anzeigenteil der näch sten Nummern). * Oberlungwitz, 18. Dezember. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wurde der Schuppen des Herrn Otto Heinig, Nr. 452, ausgebrochcn und sieben Hüh ner, em Hahn und zwei fette Gänse gestohlen. Die Einbre cher sind unbemerkt entkommen. Demjenigen, der die Täter namhaft machen kann, wird sehr gute Belohnung zugesickiert. — * RüZdorf, 18. Dezember. Herr Gemeindrvor. stand Robert Tetzner, hier, ist an Stelle des verstorbenen Gemeindevochandes i. R. Engel als Ortsrichler für Nüs - dorf verpflichtet worden. - — Chemnitz, 17. Dezember. Ein bedauerlicher Un fall ereignete sich heute abc-nd auf der Weststraße zwischen Barbarossa- und MarschalPraße. Ein aus der inneren Stadl kommender Straßenbahnwagen fuhr einen vor ihm hersahrcnden, von einem zurzeit noch unbekannten Manne gezogenen Handwagen an. Der Mann stürzte samt dem Wagen in di« rechts der Gelets« befindliche Ausgrabung, kam aber mit dem Oberkörper so unglücklich zu lieg*,, daß die rechte Schutzvorrichtung des Triebwagens seine» Kopf erfaßte. Er erlitt einen schweren Schädelbruch wurde nach dem Stadtkrankenhause gebracht. Bei der Ankunft konnte nur der Tod des Verunglückten sestgestellt werden. — Zwickau, 17. Dezember. Die hiesige Kriminal polizei ist emer großen gut organisierten Diebesgeseüschaft auf die Spur gekommen, die sich seit zirka 4 Wochen zr» sammengefunden und fortgesetzt Warenhausdiebstähle began gen Hal, wobei ihr Waren im Werte von mehreren Mil lionen Mar! in die Hände gefallen sind. Von den Beteilig ten sind inzwischen 12 , meist weiblich« Personen von Zwickau und Umgegend festgenommen wurden, von denen bereits mehrere wegen gleicher Delikte vorbestraft find. Bet ihren Arbeiten sind sie in der raffiniertesten und dreistesten Weise oorgegangen. Sie haben besonders Warenhäuser und größere Geschäft« in Leipzig, Dresden, Chemnitz, Plauen, Regensburg, Nürnberg, Schwandorf bei Regens burg, Werdau, Oberplamtz und Zwickau recht ost mit gutem Erfolge heimgesucht. — Eine Anzahl Nordländer (Dänen, Schweden, Norweger) Studierende der Jngenierschule, haben ein« ansehnliche Summe (über Million Mark) gesam melt, um damit hiesigen notleidenden Familien eine Weitz- nachtsfreude zu bereiten. Diese hochherzige Eckknnung ver dien! den wärmsten Dank und ist ein Beweis dafür, daß es auch Ausländer gibt, di« die deutsche Not ver stehen und nach Kräften zu helfen suchen. Möchten sich Nachahmer finden unter allen, di« in Deutschland Gast - freundschast genießen. — Crimmitschau, 17. Dezember. Am Mittwoch, abend wurde in einem hiesigen Goldwarengeschäft einRaub- amall verübt. Gegen 6 Uhr hatte sich in dem Geschäft ein gutaekleideter Unbekannter eingefunden, der eine golden« Armbanduhr zu kaufen wünschte. Den Kaus der Uhr zog der Unbekannte bis gegen 7 Uhr hinaus. Als er dann vom Geschäftsinhaber zur Bezahlung aufgesordert wurde, versetzte er dem Ladenbcsitzer mit einem Stock einen wuch tigen Schlag auf den Kopf, ergriff drei Uhren und ist da mit geflüchtet. Einige Zeit später gelang es, ihn festzu- nehmen Das Diebesgut hatte er noch bei sich Der Räu ber ist ein 20 Jahre alter, angeblicher Bauarbeiter au» Vayenr, der in Werdau wohnen will. — Carlsfcld, 17. Dezember. Der tiefe Schnee macht dem Hochwild sebr zu! schaffen, da es außerordent lich Not an Nahrung leidet. Die Folge davon ist, datz die Tiere rudelweise bis an die Talstraßen ziehen, um di« in deren Nähe befindlichen Einsteranpflanzungen abzuäsen. So konnte man auf einer Bahnfahrt zwischen Schön - hciderkmmmer und Eärlsfeld drei Nudel stattlicher Hirsche (zu etwa 12 bis 15 Stück) beobachten, die sich auf den dortigen Waldblößen der Reviere Earlsfeld und Eibenstock icmr Fuße des Niedert- und Krinitzberges) auf hielten und begierig Nahrung suchten. Von anderer Seite war in der Nähe von Wikzschmühle ein Alttier beobachtet worden, das sich nur mühsam fortschkeppte, ja zeitwellig fast erschöpft lie gen blieb. - Dresden, 17. Dezember. Mit einem Dolch er stochen und verblutet hat sich in einer hiesigen Badeanstalt eine 70 Jahre alte Frau Gumprecht aus Görlitz. Man fand sie entkleidet im Badewasser entseelt vor. Sie hatte autzer dem Dolche auch noch einen Hammer mit in das Bade- zimmer gebracht. > — Großenhain, 17. Dezember. Folgenden Fall zur Warnung berichtet das Großenhainer Tageblatt: Am Sonnabend abend in der 9. Stunde explodierte in einer Wohnung eine auf den Gaskocher verschlossen gestellte kup ferne Wärmflasche mit solcher Gewalt, datz nicht nur der Gaskocher und das Küchengerät beschädigt, sondern auch eine Tür eingedrückt und viele Fensterscheiben zertrümmert wurden. Dieser Fall ist eine ernennte Mahnung an die Hausfrauen, Wärmflaschen nicht verschlossen in den Ofen oder auf den Gaskocher zu stellen. Die sich entwickeln den Dämpfe haben sonst keinen Abzug und verschaffen sich mit Gewalt freien Lauf. MS (Nachdruck verboten.) - MAME- Frau von Rehling ging bekniffen und unruhig im Hause umher. Sie hatte nochmals versucht, zu dem Pro fessor vorzudringen, aber Friedrich hielt vor dessen Tür Wache und erklärte, „der Herr Professor wünsche ungestört zu sein." Erst bei Tisch sah sie dann den Professor wieder. Er sprach aber kem Wort mit ihr. Nur als er sich erhob, sagte er kurz und bestimmt: „Lasse sofort SannaS sämtliche Sachen packen und heute noch per Eilgut abgehen nach Glossow." Die alte Dame wußte nicht, wie sie das deuten sollte, aber sie glaubte, daß der alte Herr sehr zornig war auf Sanna, weil sie entflohen war. „Mein Gott, Michael, willst du mir nicht sagen, was eigentlich geschehen ist? Wird Sanna nicht wiederkom men?" fragte sie unsicher. „Nein — sie ist fort für immer," antwortete er kurz und verließ das Zimmer. Sie wischte sich ganz benommen über die Stirn. „Wenn man nur wüßte, was das alles heißen soll. Das ist ja ein unertäglicher Zustand," grübelte sie. Aber sie nahm jedenfalls an, daß der Professor sich nun völlig von Sanna lossagen würde. „Auf alle Fälle wird er sie wohl nun enterben. Das kann uns nur zustatten kommen. Wenn sie doch nicht für Gregor zu haben ist, bleibt ihm dann wenigstens die Aus sicht, Michaels Erbe zu werden. Auf alle Fälle liegt aber Glossow nicht aus der Welt. Man darf es auch mit Sanna nicht verderben. Erst muß man einmal abwarten, was der Atte heraussteckt, wenn Gregor Ostern kommt.« So überlegte sie. Und sie machte sich gleich selbst daran, SannaS Sachen zu packen. Sie packte auch die aufgebauten Geburtstags- geschenkt mit dazu und schrieb einen rührseligen Brief an Sanna, den sie obenauf legte. Die angeblich von Gregor gestifteten Blumen mit seiner Visitenkarte stellte sie in ihr Zimmer. „Schade um das Geld dafür, das hättd ich sparen können," dachte sie verdrießlich. Und als Sannas Sachen fort waren, setzte sie sich müde und abgespannt an ihren Schreibtisch und schrieb an ihren Sohn von den Ereignissen des heutigen TageS. Zwölfte- Kapitel. Sanna erwachte am ersten Morgen in ihrem Elkeri»- Hause, als bereits die Sonne ins Fenster schien. Sie freute sich veS Hellen Sonnenscheins, es war ihr wie ein gutes Omen. Schnell sprang sie von ihrem Lager, und auf dem Weichen Teppich glitten ihre Füße bis zum Fenster him Durch einen schmalen Spalt in den Vorhängen sah sie eben den Verwalter über den Platz vor dem Hause schrei ten. Er führte sein Pferd am Zügel und schien schon von einem weiten Ritt heimgekehrt zu sein. Seine ehrlichen blauen Augen streiften mit einem frohen Lächeln über ihre Fenster hin. „Er sreut sich wirklich, daß ich <n Glossow bin. u»d ich glaube, seine Frau tut das auch," dachte sie mit einem warmen, wohligen Gefühl im Herzen. Und dann flogen ihre Augen über die große Wirft nach dem Wald hinüber. Die Bäume hatten schon dicke Blattknospen angesetzt und schienen zu strotzen vor Lebenskraft. Wie schön mußte es hier sein, wenn di« Bäume erst «in dichtes, grünes Kleid trugen. Weit hin aus konnte ihr Blick ungehindert streifen. Da gab es keine häßliche, rote Gartenmauer, die ihr neues Reich etnengte. Sie öffnete das Fenster ein wenig und atmete tief die herbwürzige Frühlingsluft. Heimatluftl Sie drückte die Hände ans Herz und ihre Augen wur den feucht vor Erregung. Dann kleidete sie sich rasch an mit einem freudigen, erwartungsvollen Gefühl. Ihr war, als müsse der neue Tag mit tausend Wundern gefüllt sein. So ein wundersames, starkes und frohes Empfinden be herrschte sie, als lebe sie hier im Elternhause ein neues Leben, als sei sie nicht mehr eine arme, verirrte Seele, di« nicht wußte, wo sie hingehörte. Hier in diesem Hause war sie geboren worden, hier hatten ihre Eltern gelebt, der Vater seit seinem ersten Atemzuge, die Mutter, seit siie als junge Frau hier einzog. Und glückliche Jahre hatten di« Ettern hier verlebt, das fühlte sie instinktiv, bevor dk« Katastrophe über sie hereinbrach. (Fortsetzung folgte j Wenn Du mir verzeihen und es über Dich gewinnen Kmnst, so schreibe mir zuweilen, wie es Dir ergeb!. In Aukunst werde ich Wohl mit meinem treuen, alren Fried rich allein hier Hausen. Deine Sachen lasse ich jetzt sofort packen und Dir auf kürzestem Wege zusenden. Alles Geschäftliche mache ich ) «och brieflich mit Heerfurt ab. Nun lebe wohl, meine liebe Sanna. Gott möge Dich Beschützen und behüten und Dein ferneres Leben glücklicher gestatten. Vielleicht denkst Du dann ohne Groll an Deinen Ärtchten und einsamen alten Onkel, in dessen Leben eS recht wenig glückliche Tage gegeben hat und der mit seinen Schrullen ein recht unpraktischer und freudloser Geselle ge wesen ist «.sein Lebe» laug. Ganz sern, in meinen ersten Jugendjahren, da hat es auch für mich manchmal Sonnen schein gegeben. Aber ich habe es nicht verstanden, ihn fest- -uhalten. Und ich habe bisher nicht einmal Zeit gehabt, DaS zu behalten. Nun liegt das Leben hinter mir mit allen Irren und Wirren und vor mir nur «och ein kurzer, Piller Weg. Mögest Du Glück finden. Ick begrüße Dich herzlich alS Dein Onkel Michael." Diesen Brief machte der alte Herr sogleich fertig und i Keß ihn durch Friedrich sofort zur Post bringen. ,Hch will nicht, daß jemand im Hause diesen Brief ßieht oder davon erfährt, Friedrich, also Vorsicht — es Braucht niemand von diesem Wege nach der Post etwas zu wissen. Verstanden?" „Sehr wohl, Herr Professor, wird pünktlich besorgt." Und Friedrich führte den Auftrag seines Herrn mit großer Sorgsamkeit aus. Mit dem feinen Instinkt, der alten, vertrauten Dienern eigen ist in den Angelegenheiten ihrer Herrschaft, ahnte er, daß es im Professorenhause »kriselte" und datz diese Krisis für Frau von Rehling und »Herm Gregor" gefährlich werden konnte, ahnte er eben- MS. Aber diese Ahnungen behielt er sür sich.