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HoheWfteiW-WmZMsjOr ZsiLuNg, Nachrichten und Neueste Nachrichten Woa«»»l«»-etger Mr Hoheustrin-Drustthal mit Hüvo«U«»ck, WerktNgMtz, A«sd«»r^ HmmSdorj, verwSdorj, »ÜL Vorst Langenberg MetuLdovi, Fa««., LmgsnchurSdsrj, MMH«bach, TaLeaderg, Ermnbach, Wrschhetm, KuhschvaqPÄ, Et. Sigtdis«, Wststoubra^d, Grüna. Mittelbach, Ursprung Kirchberg, Erlbach, Piecha und Mutzdrrf. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen de« RmlSgericht», Ftm«GA«V Lkit des Stadtra« zu Hohanstetn^rnstthal, sowie der Behörden der «niiegenbe« OeUchsO»« Drmt and Versag von Dr. Alban Frisch. Veranrwotttrch Mr dir Schrtstleitung Dr. Erich Frisch für di« ArMtge« Ott» Hk. 272 I IWllStU ß« 23. MkM 1822. Gemeinde-Giro Konto Nr. 14. Fernsprecher Nr. 11. 72. 3M W MWMM Sei weit. * Es war uat'.Lgemäß für den Gcheinircii. Dr. Cuno nicht bicist, aus den Parteien der Arbeitsgemeinschaft, wie sie sich nach dem Ausscheiden der Sozialdemokraten her- ausgestellt hat, die Männer auszuwählen, die fähig und zugleich gewillt sind, an dem Wiederausbau des deutschen Reiches und Volles iin Sinne der Zusammenfassung aller werktätigen fräste mitzuwirken. Am Dienstag abend end lich konnte Herr Cuno dem Reichspräsidenten mitteilen, Latz es ihm gelungen sei, die ihm tauglich erscheinenden Männer gefunden zu haben. Wie wir gestern morgen schon durch Aushang an unserem Geschäftshaus verkün deten, wird sich das Kabinett wie folgt zusammensetzen: Inneres: Oeser (Demokrat), Justiz: Dr. Heinze, Mitglied des Reichstags (Deutsche Volkspartei), Wirtschaft: B e rk!«e r-Hessen, Mitglükd des Reichs tags (Deutsche Nollspartei), Arbeit: Dr. Brauns, Mitglied des Reichstags (Zentrum), Ernährung und Landwirtschaft: Dr. Müller- Bonn (ZentiMn), Finanz: Dr. Hermes (Zentrum), Schatzmmister: Dr. Albert, Staatssekretär z. D-, Reichswehr: Dr. Gehler (Demokrat), Verkehr Gröner (Demokrat), Post : Stingl, Staatssekretär der Abteilung Mün chen des ReichspostMinPettnmis (Bayrische Volkspartei). Das Außenministerium ist zur Stunde noch unbesetzt. Nachdem der Londoner Botschafter Dr. Scharner ab ge lehnt l)at, sind mit dem Gesandten o. Bergen Ver handlungen ausgenommen morden. Sie sind noch nicht abgeschlossen. Das „Berliner Tageblatt" glaubt zu wissen, daß der Gesandte in Kopenhagen v. Rosenberg für den Archenposten in Frage kommt. Der Chef der Reichskanzlei, Staatssekretär Dr. Hemmer und der Chef der Presseabteilung der Neichsregienmg, Mi nisterialdirektor Oskar Müller, sind z urü ck gehr e t ^n. Zum Chef der Reichskanzlei ist der frühere bayerische Handelsminifter und Reichstagsabgeordnete Dr. Hamm in Aussicht genommen. Die neu-en Männer sind zum guten Teile gar keine nerven Leue, sondern alle Bekannte. So ist Dr. Heinze der letzte königl. sächsische Zuftizminisler und später Reichs- pvstmimster gewesen, Oeser war preußischer Veckchrsmst inster, Becher hessischer Mnanzminister, Müller ist Di- rekror der rheinischen Bauernkammer in Vonn, Stingl arbeitet seit vielen Jahren im bayrischen Verkehrs- und Postmimsterium, Albert war Reichskommissar für di« Weltausstellung in San Franzisko, später Chef der Reichs kanzlei, Hamm war unter Kalu bayrischer Handelsmi- nyter. So begrüßen wir in dem Kabinett allerdings eine Reihe der fähigsten Köpfe Deutschlands, denen es hoffentlich) beschicken ist, in treuer Arbeit und begeisterter Hingabe an ihr Amt das deutsche Bolk allmählich wieder zur Höhe zu führen Der verflossene Reichskanzler. ist am Mrtlwoch vom Reichspräsidenten in einen anerken nenden Schreiben feierlich entlassen worden. Nachm. 2 Uhr 'and dann in der Reichskanzlei eine Sitzung des alten und neuen Kabinetts statt, in welchem Wirth die Geschäfte dem neuen Kanzler übergab. Im Anschluß tagte darauf das neuen Neichsministerium. Wieder einm«!: auf Kosten Deutschlands Wir haben schon früher an Liefer Stelle betont, daß die Einigung Englands und Frankreichs in der Türken frage aller Wahrscheinlichkeit nach auf kosten Deutschlands erfolgen werde. Die Vorgänge auf der Lausanner Konferenz, die in den ersten Tagen der italieni sche Nationalist Mussolini beherrschte, scheinen dies zu be- m Ligen. Der Sonderberichterstatter des „Daily Chronicle" schreibt, das in letzter Stunde gegen den hartnäckigsten Wi derstand Poincarees erzielte e n g l i s ch - f r a uz ö hi s ch e U e b e r e i n k o m m c n werde wohl im Laufe der Konfe renz und auch wahrscheinlich auf der bevorstehenden Brüs seler Reparationskonferenz zugetragen. Jedermann scheine anzunehmen, sowohl in Lausanne als auch in Paris, Latz Lord Curzon einen möglicherweise hohen Preis für Poincarees begrenzte Mitwirkung in Lausanne zu zahlen hatte. Man hörte Leute erzählen, dah «sein N Hein- Bosporus-Handel sei, der augenscheinlich nicht das Tageslicht vertragen könne. Man weiß, dah das Sehnen Frankreichs nach dem Rhein und der Ruhr von Tag zu Tage größer wird. Und wenn Herr Cuno nicht versteht, diesen französischen Wün- scheu «in energisches Halt zu bieten, so dürste dieses Seh nen auch in absehbarer Zeit gestillt werden Der Reichstag ist in den letzten Tagen wieder zUsammongewesen und Hst sich bci schlechtester Besetzung — am Montag waren nm elf Abgeordnete anwesend! — nist seiner neuen Geschäfts ordnung beschäftigt. Schließlich rmsrde die Beschlußunfähig» lest des hohen Hauses festgestellt und «ine neue Sitzung aus Donnerstag anberaumt. Sepp Oerter: lieber Monarchist als Sozialist. Der bekannte frülzere sozialistische braunschweigische Mi- wisterpräsident Sepp Oer 1 er hat. in einer Versammlung in Seesen im Harz sein neues politisches Programm ent wickelt, indem er ausführte, dah er mit sich eine gründlich« Revision vorgenommen habe. Er sei nämlich zu der Ueb«- zeugung gekommen, dah der Sozialismus auf in- t e r n a t i o n a l e r Grundlage eine Wahn- sinstheorie sei Der einzige Weg, der uns aus dem heutigen Jammer führe, sei der Sozialismus aus nationaler Grundlage. Unser höchstes Ziel müsse fein, das deutsche Volk einmütig zu machen und zu diesem Zwecke nicht die Diktatur des Proletariats, sondern di« Diktatur der schaffenden Stände herbeizuführen. Die Arbei ter und Beamten sollten auf Teuerungsgehälter pfeifen, svndcm dafür sorgen, dah die alte Reich^regierung zum Teufel gejagt wird, denn letztere hat ihre ganz« Unfähig keit beeiefcn „Wenn wir den Blick rückwärts schweifen las. len so müssen mir alle erkennen, dah. wir ganz verkehrten Weges gegangen sind; und wenn ich heute zu entscheiden hätte, so wäre ich lieberMonarchist als So zi a l i st'. Bilden diese Ergüsse auch ein seltsames Gemisch van Verstandenen und Unverstandenen, so ist es doch bemer kenswert, dah die Erfahrungen der letzten Jahre auch auf einen Sepp Oerter nicht ohne Erirfluh geblieben sind. Die Ausschreitungen in Dresden haberr keine Fortsetzung gefunden. Am Dienstag zecgren sich wohl auf Lern Altrnarkte erneut Ansammlungen, die aber schnell zerstreut werden konnten 171 iNoäwi'U-.! verboten.) Friedrich brachte das Gewünschte und half seinen Herrn ankleiden. „Ich gehe zur Universität unv bleibe einige Stunden fort," sagte der alte Herr. Friedrich wunderte sich im stillen. Dieser Ausgang seines Herrn wär ganz unvorhergesehen und paßte durch- aus nicht in sein Programm. Aber er sagte natürlich nichts, ' denn er war ein wohlgeschulter Diener. Michael von Sachau verließ das HauS. Er ging aber , nicht nach der Universität, sondern zu seinem Rechtsanwalt. ' Dort ließ er ein neues Testament aufsetzen, das wesentlich ' von dem vernichteten verschieden war. Das war er sich nach der bitteren Enttäuschung . schuldig. Fünftes Kapitel. Sanna hatte vom Fenster ihres Zimmers aus erst . Tante Anna und dann Onkel Michael fortgehen sehen. Mit einem Gefühl, wie es Kinder haben, wenn der gestrenge Lehrer das Schulzimmer verläßt, streckte sie die Arme aus. Ach — daß sie doch auch so frei und ungehindert durch die Pforte in der Gartenmauer hinauswandern könnte, ohne jemand zu fragen oder um Erlaubnis bitten zu müssen. Da draußen lag die Welt. Das war ein Begriff Mr sie, der sich mit heißen, Sehnen und unbestimmter Furcht mischte. Wie, wenn sie jetzt da hinausging? Niemand war tm Hause, der sie hindern konnte. Hinaus in die Welt — weit, weit fort von dem öden, grauen Hause, das sie be drückte wie ein Gefängnis. Sie seufzte und lächelte, nüt- leidiq und spöttisch über sich selbst. Würdest nicht weit kommen, arme Sanna! Hast ja nicht einmal Geld zur Verfügung, trotzdem du so »eich bist. Und selbst unter Onkel Michaels Vornwlldschaft. Wie schnell würde er dich wieder cinfangen lassen und -am» noch sicherer einsperren. So dachre sie. Aber in den Gartra hinaus wollte sie wenigstens laufen. Da schien die Sonne und schmolz der Schnee, der aus den Wegen lag. Hastig lief sie r.-waus und eilte die Wege ans und ab wie ein gefangenes Wild. Ihre kleinen Füße hinterließen in dem weichen Schnee zierliche Spuren. Es lag schon etwas von Feühlingeahnrn in der Luft, und die Sonne schien so H-N und wann, als wollte sie gleichfalls den nahenden Frübling künnen. Lief sog die junge Dame die reine klare Luft ein, und ibrr blassen Wangen röteten sich. Ihre Bugen begannen zu leuchten und grüßten den Sonnenschein. Als sie auf ihrer Wanderung wieder an das HauS krrankam, sah sie, daß Friedrich aus der Tür trat und hinüber zur Gartenpforte ging. Wahrscheinlich hatte je mand Einlaß begehrt. Einer der Hausbewohner konnte es aber nicht sein. Dieser wußte, daß dicht neben der Pforte innen an der Mauer ein eisernes Kästchen ange bracht war, in dem der Pfortenschlüssel aufbewahrt wurde. Aus diesem Kästchen nahm man den Schlüssel, schloß auf und zu und barg der» Schlüssel wieder in dem Kästchen, das Eingeweihte auch von außen erreichen konnten. Sanna sah nach der Gartenpforte hinüber und blieb stehen, um zu sehen, wer Einlaß begehrte. Als Friedrich geöffnet hatte, trat eine hohe, stattliche Männergestalt ein mit gebräuntem Antlitz und einem dichten, blonden Haar schopf, de', einige Nüancen dunkler war als der kürze, spitzgehaltene Vollbart. Sanna erkannte den Elngetreienen sofort. ES war der Verwalter Heerfurt vor» Glossow. . Heerfurt fragte den Diener, ob der Herr Professor zu Hause sei, und erfuhr, daß dieser abwesend war. Auch Frau von Rehling sei nicht daheim, meldete Friedrich. Da erblickte Heerfurt Susanna von Glossow, die lang sam den Weg vom Hause hcrüberkam und ihn mit großen, erwartungsvollen Augen ansah. „Da sehe ich aber Fräulein von Glossow. Bitte, führen Sie mich zu ihr," sagte Heerfurt schnell, als komme ihm das sehr gelegen. Friedrich schloß Las Tor hinter dem Verwalter ab. Inzwischen kam Sanna näher heran. , „Sie wollen gewiß Onkel sprechen, Herr Verwalter« Bitte, kommen Sic mit Ins Hans, er wird wohl baldl wiederkommen. Nicht wahr, Friedrich?' „Der Herr Prvkessor sagte allerdings, er werde einig« Stunden fonblcibcu,' erwiderte Friedrich. > Heerfurt hatte Sanna arüg begrüßt und sah ihr mit seinen ehrlichen, offenen Blauaugen ins Gesicht. „Wenn Sie gestatten, gnädiges Fräulein, wrrde ich dennoch auf den Herrn Professor warten." Sanna hegte eine große, unbewußte Sympathie fü* den Verwalter, den sie jedes Jahr einige Male in Gegen wart Onkel Michaels und Tante Annas sah, wem» er kam,' um Rechnung abzulegen. ! „Vielleicht begnügen Sie sich inzwischen «1t mekreL Gesellschaft, Herr Verwalter." st „Ich werde mich sehr freuen, wenn Sie mir die Ehrs' Ihrer Gesellschaft zuteil werden lassen. Ich bin gekom-! men, um mit dem Herrn Profssor abzurechnen und möchte« nicht erst wieder fortgehen." i „So kommen Sie mit mir ins HauS," fügte Sanna mW freundlichem, lieblichem Lächeln. -st Nebeneinander schritten sie nach der HauStür, voch Friedrich gefolgt. st Sanna gab dem Diener ihren Mantel, und Heerfurt legte im Flur seinen Paletot, Hui und Stock ab. Dannt betraten sie ein neben dem Flur gelegenes Empfangs zimmer. Sanna war entschieden ein wenig unruhig und erregt/ Dies Alleinsein mit Heerfurt erschien ihr sehr wünschens-^ wert. Sie hatte schon oft den Wunsch gehegt, ihm ohn» Zeugen mancherlei Fragen vorzulegen. Bisher hatte sts- aber nie allein mit ihm sprechen können. Nun beschert«, ihr der Zufall ein solches Alleiuscin, und das wollte ffs ausnützen. i „Bitte, nehmen Sie Platz, Herr Verwalter. Darf tchs Ihnen eine Erfrischung anbieten?" 'Fortsetzung folgt.)