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AMchMMßS-Mikage zuw Hohenstem-EmMaler Tageblatt Druck uns vsriss von Z. Ruhr Aachs., Dr. U!ban Zrisch, H^hensteln^rnftt^l. AM die hLMQi- ttoman von Bruno Wagner. (21 Fortsetz nng.) Und gegen Johannes war sie von nun an doppelt freundlich und zuvorkommend gewesen. Sie hatte sogar versucht, sich sür seine Bücher zu interessieren; das hatte allerdings nur zwei Tage gedauert. Aber niemand hatte ihr angemerkt, daß sie jemals etwas anderes gewünscht hatte, als Frau Lehrer Jessen zu werden. Und nun war Johannes, der das zweite Eramen mit Auszeichnung bestandet! hatte, festangestellter Lehrer iu Neuendamm, und Heinrich Stahmer war nach wie vor ihres Mannes guter Freund und für sie der liebenswür dige Nachbar und weiter nichts. Wenigstens äußerlich nicht. Nur im stillen dachte sie über ihn nach und matte sich aus, wie es wohl gewesen wäre, wenn er ihr Mann ! geworden wäre. Und dann seufzte sie und zerdrückte eine Träne. Aus ihrem Grübeln wurde sie durch deu Landbricf- träger aufgeschreüt, der eben zur Gartenpforte Hereinlam. Sie ging ihm entgegen. Er fragte nach ihrem Mann. Es war eine Postanweisung La, Lie der Bote nur dem Adressaten ausliesern wollte. Karoline war furchtbar new gierig. Wo konnte die Herkommen? Rasch entschlossen sagte sie, ihr Mann sei nicht zu Hause; sie wußte ja, daß er sich beim Schulunterricht nicht gern stören ließ. Und ! richtig, der Briefträger händigte ihr, als der Ehefrau Les i Empfängers, das Geld aus. Nun lag es vor ihr auf dein Tisch. Sie war allein mit dem vielen Geld. Das war gerade so viel, wie ihre Mutter an Zinsen und Pension zu sau; men monatlich ein- s genommen hatte, so lange sie das Kapital noch nicht so stark angegriffen hatte. Irr Ler letzten Zeit aber war es bedeutend weniger gewesen. Was konnte man sich von dem Gelds alles lausens Ob Johannes es ihr lassen würde? Sie hätte sich so gern noch ein Helles Kleid und einen Federhut angeschasst. Eigentlich gehörte ihr das Geld ebenso gut wie ihm. Denn sie war doch feine Frau. Wenn sie es ihm nun gar nicht sagte, daß es gekommen war? Gesine hatte nichts davon gemerkt, denn sie war im Hintergartcu Karoline sah sich scheu um; sie war ganz rot gcwor- ! den. War das nicht Diebstahl? Nein, ganz gewiß nicht! Alles, was Johannes gehörte, gehörte auch ihr. DaS hatte der Pastor in der Trauredc ganz deutlich gesagt. Sie wollte das Geld auch nickst für sich bestatten; nur vor- § läufig wollte sie es an sich neümen und, wenn Johannes aerade in ganz guter Stimmung war, wollte sie es ihm sagen und ihn bitten, daß er es ihr schenkte. Mit diesem Entschluß steckte sie das Geld in ihr Täsch- ! chen Aber Herzklopfen hatte ns doch ganz gehörig. ; Am Nachmittag ging Johannes nach Poggenhagen. ! Ihm war fröhlich ums Hetz. Seit rr das zweite Examen hinter sich hatte, fühlte er sich seinem Ziele um eine» Schritt näher; vor allem war er freier zum Arbeiten. Zu nächst freilich nahm ihn sein Lehramt in Neuendamm ganz in Anspruch, nur ein paar späte Abendstunden blieben ihm Mr seine eigenen Arbeiten. Aber das grämte ihn nicht. Was er auf sich genommen, wollte er getreulich verwalten, tNaLbrnck — uicht wie ein Knecht und Mietling, sondern «Vß ein frei«-, ein ganzer Mann. Und da gab es viel zu tun. Jedes einzelne der dielm Kinder mußte er kennenlernen. Denn jede- w« «in» Pflanze in seinern Garten, die besondere Pflege verlang«. Beinr einen galt es zu dämpfen und wilde Lriebe zn bm schneiden, beim andern galt es, verkümmert» SchSbltuge dem Sonnenlicht zuzittüstren. Wie konnte er loben und strafen, zügeln und amreibeu, wenn er nicht wußte, wa nn Freude und Leid, an häuslichem Druck, an sittlichem Elend oder an bösen Anlagen, was an frischem Streben und Sehnsucht nach dem Guten in jeder einzelnen dieser Kindesseeleu lug? Und dazu mußte er auch die Eltern kennen. Da Ivar es gut. daß er noch deu Vater zur Seit« hatte, der mit Schwester Anua und dem Krüppel in ein» leere Ka e am Dorfausgange gezogen war. Da erfnh» er manchs., was sür ihn von Wichtigkeit war. Die Haupb> fache waren aber die Besuche in den Häusern und beson ders bei deu Muttem, denen er seinen Plan nahelegtr, alle Monat einen Elternabend im Schulhause zu halte«, an dem er ihnen einen kleinen Vortrag hatten und mit ihnen über die Kinder sprechen wollte. Als Johannes jetzt nach Poggenhagen wanderte, während der Regen nchig und gemächlich auf den «usi- gespannten Schirm über seinem Haupte herniederrieselte, war er voll von srohen Hoffnungen. Er lachte vergnügt vor sich hin, als er au seine kleine Frau dachte. Di» find es anfangs gewiß ein wenig einsam im Schulhause. Aber das würde sich bald geben, wenn sie nur erst erkannt hatte, daß auch für sie ein reiches Arbeitsfeld offenstand. Die grobe Arbeit, nein, für die paßte sie wirklich ntcht; er würde sie ihr auch nie zumuten. Aber die Flickschule konnte sie mit Anna zusammen übernehmen, denn die wurde der Schwester allein zu viel. Und wie ost gab es dies und das zu tun für arm» und schwächliche Kinder oder für solche, deren Mütter krank lagen. D«S war f» recht die ideale Aufgabe für di« Lrhrerfrau, wie sie sein sollt«. Schon jetzi fühlte Johannes, wie ein freundlicher Vlick feiner Frau genügte, ihn froh zu stimmen, wenn dt« Arbeitslast zu groß zu werden schien. Sie würde der Sonnenschein werden in« Schulhause, und er wollte sie auf Händen trogen, daß fi« nie bereute, fein« Frau worden zu sein. Einschränken würden si« sich allerdings müsse«. Att ob zwei Menschen, die einander lieb hatten, da- nicht leicht könnten. Vorläusig waren si« ganz auf da» »4. halt angewiesen, und das ging um keinen Pfennig über die gesetzlich vorgeschrieben« Mtndestgrenze. Aber si« waren jung. Karoline hatte ihre schöne neu« Autsteuer, und si« brauchten auf Jahr« htneu« kein» AnschakMwzm zu mach«». Sein« Frau war j« mit Kleider«, Wäsche, Hüten und dergleichen fürs ganz« Lebe« verschm, Wie 2m voäam. . ; -M -«-