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Ein- und Ausfalls. AuS dem Golde, das die Natirr in das Herz der Frau ge legt, macht diese — falsche Münze. * Besser zischende Schlangen als zankende Frauen zur Gs« sellschaft; erstere haben im Zahn, letztere überall Gist. * Wenn di« Liebe ihr eigenes Wesen ergründet, dann gchl sie zugrunde. . - — Oer Laubfall -er Bäume Cs widerspricht zwar den modernen Anschauungen, Lei jeder Naturerscheinung nach dem Zweck zu fragen, je doch find Grund und Zweck »st so schwer voneinander zu «nierscheide«, daß es ziemlich aus eins herauskommt, oh man nach dem einen oder nach dem andern auSschaut. Jedenfalls ist es bei vielen Vorgängen in der Natur durch aus klar, daß für das betreffende Wesen ein Vorteil damit verbunden ist, und auch die Art dieses Nutzens läßt sich unschwer einsehen. Zweckmäßig ist z. B. auch der Fall des Laubes im Herbst. Eine günstige Folge dieses Vor ganges ist jedem bekannt und außerordentlich naheliegend. Die Bäume düngen sich gewissermaßen mit den abgewor- fenen Blättern den Boden ihres Standortes selbst, indem fie ihm damit die Mineralstofse zurückgeben, die sie ihm entzogen habe«. Durch di» Mitarbeit von Pilzen, Bak terien, Insekten und Regenwürmern wird dann aus den Blättern der eigentliche Humus, di» Fruchterde, die von der Pflanz» durch dir Wurzeln mit besonderem Vorteil wieder ausgenommen wird. Es erscheint als ein außer ordentlich weiser Zusammenhang, daß auch dis Blätter vor ihrem Niederfallen bereits Kleinweseu aus der Lust in sich aufspeichsrn, die dann später in den am Boden liegen den Blättsrn deren Zersetzung zu Humus betreiben. Diese Umstände geben aber noch nicht die wichtigste Bestimvmng des Laubfalles wieder, dessen augenfälligster Zweck vielmehr darin zu suchen ist, daß di» jungen Blatt- knospen Licht brauchen, um zur Entwicklung von neuem Laub befähigt zu sein. Durch die Krone einer in vollem Blattschmuck stehenden Buche dringt nur etwa der sechzigste Teil der gesamten LichLmongt an einem Hellen Tage, wäh rend die entlaubten Zweige »in volles Drittel des Lichts hindurchlassen. Daraus gehr ganz klar hervor, wie Laub fall und Lauberneuerung in engster Abhängigkeit vonein ander stehen. Ferne, sieht man daraus, daß es für den Baum von Wert ist, seine Blätter möglichst gleichzeitig und schnell zu verlieren. Jedes Blatt hat seine ganz be stimmte Lebensdauer, nach deren Ablauf es abwelken muß, und diese Lebensdauer der Blätter muß sich den Bedürf nissen der Blatterneuerung anpassen. Bei manchen Ge wächsen ist es auch deutlich zu erkennen., daß sie es aus dem Grunde mit d:m Abwersen der Blätter nicht eilig haben, weil sie nach ihrer Form und Stellung der Pflanze wenig Licht fortnehmen. So ist auch der Laubfall im Herbst, der so vielen als ein trauriges Symbol der Ver gänglichkeit gilt, eigentlich nur die erste Kunde von jungem L^ben und treuem Frühling. " Luftige ESe» „Sag mal, Frttz, hast du die ganze Mitgift schon ver pulvert?" — „Ja, und leider als Putzpulvcr für meine Frau.* „Ich habe ein Buch herausgegeben: „Ratgeber für schöne Frauem." — „Und das kaufen natürlich alle schönen Frauen?" — „Im Gegenteil, alle häßlichen." Mann: „Nun, was habt ihr gestern in eurem Verein ge trieben?" — Frau: „Ach, wir wollten Kleists „Zerbrochene» Krug" lesen, und da kamen wir plötzlich aus die Dienstmädchen zu sprechen." „Vater, ich weiß nicht, was soll ich werden? Ohrenarzt oder Zahnarzt?" — „Moritz, sei nicht dumm und werde Zahnarzt. ^Ohren hat jeder nur,zwei." Die Frau in Persien. Ein Europäer kann sich im Hause eines Persers, bei dem er zu Gaste weilt, keiner größeren Un-« schicklichkeit schuldig machen, als wenn er sich, der westlichen Gewohnheit folgend, nach dem Befinden der Gattin oder der Gattinnen des Hausherrn erkundigt. Es ist durchaus ein Et- bot des Anstalwes, sich fo zu stellen, als wenn man von der Existenz des andern Geschlechts überhaupt keine Ahnung hätte. In der Lat ist es für den Fremden auch schwer, sich auf der Straße von dem Aussehen der Perserinneu einen Begriff zu machen. Die persischen Frauen haben zwei verschiedene Arts»:, sich zu kleiden. Im Hause gehen sie mit nackten Füßen und Brillen, nur mit einem kurzen Nock und einem Hemd bekleidet, während ein leichter Schleier den Kops verhüllt. Beim Aus gehen aber legen sie ein Paar sehr weiter Beinkleider an, die meistens ails Seide gefertigt und in lebhaften Farben ge halten sind. Sie hüllen sich vollständig in einen großen Schleier, der als weiter Ärmel von den Schultern herabfällt und um den Kopf geschlungen ist. Er wird vorn durch ein Stück dichter Leinwand zufannnengehalten, das Lie Gesichtszüge vollständig verbirgt. Durch Herausnehmeu der Fäden ist emo Art Gitter- Werk in der Leinwand gebildet, DaS der Trägerin das Sehen ermöglicht. Der Schleier Wirch nm Hinterkops durch eine Spange festgehaltrn, an deren reicher Ausführung »ran die gesellschaftlicyr Stellung der Trägerin erkennt. So verschleiert kann die Dame gehen, wohin sie will, und es bleibt ihr auch unbenonrmen, die Vermummung zu Menreuern zu benutze», nur darf sie sich dabei nicht erwischen lassen. Denn im Falls der Entdeckung erwartet sie eine strenge Bestrafung: auch ist die Autorität Les Gatten so gefestigt, Laß man nur seilen von einem Skandal erfahrt. Alles schon dagswesen! Eine Verordnung des Hochfürst- vchen Würzburgischen Polizeigerichts vom 22. September 1749 hat folgenden Wortlaut: „Da die Erfahrniß zeithero gegeben hat, daß durch fast allgemeinen Umgang Ler weiblichen Dienst boten mit den Soldaten Len Dienstherren große mrd merklich« Beschädigungen vermittelst heimlicher Abtragung von Brod, Msiich, Wein und dergleichen zugezogen werden; also wird hunit den Dienftmägden aller Umgang sowohl auf den Gassen alS In den Häusern mit den Soldaten Lergestalten verboten, daß im widrigen solche Dienstmägde sogleich des Dienstes ver- lustiget und dieselben aus ver Stadt auf weiteres Betreten ad« in das Spinnhaus verwiesen werden sollen." .. Pssuenbraten. Schon bei den Römern galt der Psau als hochgeschätzter Leckerbissen, und bis inS Mittelalter hinein zählt» er zu Len vornehmsten Gerichten. Aus den Tafeln der Großen durfte er niemals fehlen, und er wurde stets mit be sonderem Aufwand und vielen Zeremonien aufgetragen. Meist war »r zierlich auf kostbaren Schüsseln, mit seltenen Blumen -»schmückt, angerichtet, zza, cS wurde sogar den sonst auf- wartenden adeligen Knappen, den Pagen, die Ehre, ihn aus zutragen, entzogen, und die Schloßherrin selbst brachte ihn in den Saal und setzte ihn vor den Hausherrn ober einen Höher stehenden oder einen durch besondere Heldentaten ausgezeich neten Ritter auf di« Tafel. Der also Geehrte zerlegte daun den Vogel derart, daß alle Anwesenden ein Strick davon er- hielten, was keine geringe Übung erforderte. Während dieses i hochwichtige», feierlichen Aktes besang ein fahrender Sänger ! die ruhmreichen Taten des vorschneidenden Ritters. Der Gr- ! feierte erhob sich darauf und schwur, seine Hande auf den vor s ihm Lesiudlichen königlichen Vogel legend, daß er sich der Eh»un-würdig zeigen und bald neue Toten voWringen wolle, i Lies» Gelübde wurden bekräftigt mit der stehenden Formel: i »Ich schwör« «S bel den holden Frauen und dem köstlichen Pfauen!" Auch jeder weitere Teilnahmer deS GastmahleS, der einen Teil des Vogels erhalten hatte, gelobte vor dem Ver zehren, irgendein« besonder« Tat auszusühren, unter der Be kräftigung: „«Seim Psau!" Dieses G«löbnis galt bei Ritter ehre, und wehe dem, der di« Ausführung «ines solchen Bev sprechens unterließ. DeitLsche Dichtung. — Ein toter König. . - Was ist daS für ein Schrci'n und Peitschenknallen I ' Die Fenster zittern von der Huse Klang, Zwölf Rosie keuchen an dem straftet! Strang, Und Fuhrmannsflüche durch die Gasse schallen. Der aus den freie» Bergen ist gefallen! . , Dem toten Waldeskönig gilt der Drang; s - t Da schleppen sie, Wohl dreißig Ellett lang, i - Die Meseneich« durch di« dumpfen Hallen! Der Zug hält unter meinem Fettster an, Denn es gebricht zum Wenden ihm an Raum —> Verwundert drängt der Pöbel sich heran; Er weidet sich an der gebrochnsn Kraft — La liegt entkrönt Ler stunngefeite Baum, Ans feinen Wnnsen quillt der frische East. Gottfried Keller. 1