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Mittwoch, de« 25. Oktober 1922 vorm. ^/,1L Uhr, sollen im »Gasthaus zur Linde-, Lungwitzerstr., 3 Kisten Schuhcreme Marke „Bumm Dumm" öffenitlch nieist biercud gcge,t sofortige Barzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgericht» Hohenstein Ernstthal. Die Anmeldung der Kinder, die Ostern 1923 schulpflichtig werden, soll schon jetzt erfolgen und zwar am Freitag, den 3. November nachmittags von 3 dis 5 Uhr in der Altstädte» Schule und von 3 bis 4 Uhr Ul der Neustadter Schule Borzullgen ist für alle Krnder der Impfschein, für auswärts geborene außerdem die Geburtsurkunde und der Taufschein. Die Vorstellung der anzumeldenden Kinder ist erwünscht. Hohenstein-Ernstthal, den 24. Oktober 1922. Die Schulleitungen Schäferhund zugelaufen. Fundamt. Dobermann schwarz mit hellbraunen Flecken zugelaufen. Städt. K»«da»t. Städtischer Obstverkauf Nathan» und Altstädter Stadthaus: Tafelbirnen l Hfd. 5 Mt liste des laufenden Jahres eine Wache lang werktags über von vorm. 8 dl« nacym. 1 Uhr zu jedermanns Einsicht aus. Bom Heilpunkt der Auslegung an bis zum Ablauf der AuSlegungSfrift können gegen die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Liste schnftlich oder zu Protokoll Einsprachen erhoben werden. Zugleich wirb auf die mit «uSliegende« Bestimmungen der 88 31, 32, 33, 3s, 84, 85 des Deutschen GerichtSverfafsungogesetzeS und des tz 24 des Sächs. Gesetzes vom 1 3. 1879, Bestimmungen zur Ausführung die ses Gesetzes enthaltend, verwiesen. Oberlungwitz, am 24. Oktober 1922. Der Semeindevorftavd. Ein Gesetzentwurf zurAenderung des Reichs wahlgesetzes wird angenommen. Damach wird be- Dmiml, daß auf den Stimmzetteln an Stelle der Namen auch die Namen der Parteien enthalten sein können. Der Gesetzentwurf über die Abgaben auf dem Lai ser-Wilhelm-Lanal wird angenommen. Die Besoldungsvorlage. Nach den Ausführungen des Berichterstatters Stein kopf (Soz.) bittet ein Regierungsvertreter, die Regie- ,u«grvorlage wiederherzustellen. Bei der Abstimmung wird der Ortszuschlag der Regie rungsvorlage wieder hergestellt. Die Ortszuschläge betragen demnach in der Ortsklasse L 900 bis 2300 Mark, in der Klasse O 1200 bis 3000 Mark, in der Klasse L 1500 bis S800 Marl, in der Klasse 8 1800 bis 4800 Mark, in der Klasse ä 2400 bis 2600 Mark. Angenommen wird auch die Vorlage zur Verdoppe lung der Kriegsbeschädigtenrenten. Die Vor lage wird daraus auch in dritter Lesung angenommen. Die zweite Lesung des Gesetzentwurfes zur Aenderung des Versicherungsgesetzes für Ange st e l l t e wirb fortgesetzt. Die Wiedereinführung einer oberen Gehalts- grenze für die Versicherung spflicht wird mit 226 gegen 111 Stimmen beschlossen. Angenommen wird ein Antrag Thiel (Deutsche Dpt ), wonach die Auszahlung der Beiträge hei ratender Frauen wieder eingeführt wird. Die Ermittelungen über den Anschlags» plan gegen Dr Wirth «erden zurzeit ans Veranlassung des Oberreichsan walts, der deshalb bereits zweimal in Berlin war, mit aller Umsicht weitergesührt. Der Oberreichsanwast lehnt jedoch die in Berlin verfolgte Praris ab, über die Teilergebnisse und die daraus zu folgernden Vermutungen MitteUung zu machen. Er sieht in der versrülsten Unter- Achtung der Oefsentlichkeit eine unheilvolle Wirkung, ins besondere inbezug auf die weitere Verfolgung der Spuren dec Täter. Im übrigen aber bezeichnet der Oberreichsan walt die bisher verbreiteten Meldungen über den Ursprung des Anschlagplans als den Tatsachen nicht e u 1- fp «chend, woraus zu folgen ist, daß sie von einer behördlichen Stelle nizu herrühren können. Das Ergebnis der Berliner Ausgleichs Verhandlungen. Die Verhandlungen mit den Vertretern der alliierten Ausgleichsämter sind am Sonnabend abgeschlossen worden. Die Vertreter der beiderseitigen Ausgleichämter haben ein Abkommen vereinbart, nach dem Deutschland bis zum« Juli 1923 von Zahlungen im Ausgleichsver fahren befreit ist. Das Abkommen ist den Regierungen zur Annahme oorzulegen. Die Entscheidung der Reichs - regierrmg wird ini Zusammenhang mit der Regelung der allgemeinen Reparationssrage zu erfolgen l-aben. Die Regie rung bereitet eine Denkschrift über die gesamte Frage der Ausgleichszahlungen vor, die dem Reichstage nächstens vor- gelegt werden soll. Die Gewerkschaften in Thüringen gegen die sozialistische Regierung. Bei der Untersuchung über die Ursachen der sozialistischen Wahlniederlage bei den Gemeindewahlen in Thüringen wurde an Hand der Kontrollscheine festgestellt, daß von den gewerkschaftlich organisierten Arbeitern in Weimar nur 44 Prozent ihr Wahlrecht ausgeübt haben. Das zeigt am besten, daß die sozialistische Negierung in Thüringen auch d« der Arbeiterschaft schwer an Kredit verloren hat. O Angesichts dieser für die Sozialdemokratie höchst pein liche» Feststellung kann man sich denken, mit welcher Sorge die sächsischen Sozialisten der Landtagswahl am 5. Novem ber entgegensehen. Zweifellos wird «sich in Sachsen dar Schauspiel wiederholen. Die Massen fühlen sich von ihren Führern, die ihnen dar Blaue vom Himmel herumer versprochen hotten, grausam enttäuscht. Daß vor allem die sozialistisch orientierte Reichsregierung wie die rein soziali. ßische Regierung Sachsens absolut nichts gegen die blöd- sinnige Teuerung tun, daß sie nur immer beraten und Vorschlägen, aber nie zu durchgreifenden Maßregeln kom me», raubt ihnen den letzten Kredit unter den Masse», die früher blindlings dem roten Banner folgten. Die Untersuchung Aber die Giftpralinees im Rathenau-Prozeß abgeschlossen. Dke jetzt abgeschlossene Untersuchung in der Angelege»- tzeit der Uebersendung der Giftpralinen an die Angeklagten im Rathenau-Prozeß hat ergeben, daß das Konfekt arse n haltig war. Die in den einzelnen Pralinen enthaltene» Mengen Arsen sind so groß gewesen, daß sSe den Tod herbeiführen konnten. Die Oberstaatsanwaltschaft m Leip - zig lmt für Ermittelung des Absenders der vergifteten Pralinen eine Belohnung von 500 000 Mark ausgesstz!. Der Gegensatz zwischen Barthou und Bradbury, der sich m der letzten Sitzung der Reparattonskommission in lmverhülltcster Weise zu erkennen gab, war dem Pariser „EuMoc- Veranlassung, sich bei einein Mitgliede des Aus schusses über die Aussichten aus eine Verst än- digung zu befragen. Die befragte Persönlichkeit erklärte, daß vor dem Eintritt Varthous in die Neparationskom - Mission dort ein versöhnlicher Geiste geherrscht habe, wo bei es zwar nicht gelungen sei, Deutschland zum Zahlen zu bringen, der jedoch immer den Erfolg gehabt habe, zu Kompromissen gelangt zu sein. Dieser Umstand habe es der Kommission gestattet, bis zum häutigen Tage zu be stehen. Obwohl die Reparationskommission Herrn Barthou eine sehr höfliche Ausnahme bereitete, habe sich doch inner halb der cnglisä-en Delegation gegen die scharfen Methoden des französischen Projekts ein energischer Wider st and geltend gemacht. Sir John Bradbury hält seinen Standpunkt aufrecht, daß man Deutschland die nötige Zeit zur Sanierung seiner Finanzen gewähren müsse. Die französisch« Delegation dagegen hat den sormellcn Auf trag der französischen Negierung erhalten, sich jedem neuen M o r a t v r i u m o h n « Pfänder zu wider- setzen, insbesondere aber auch jedem Versuch entgegen- zutreten, der darauf hinausgehe, die Zahlungsunfähigkeit Demschiands sestzustellen. Sir John Bradbury erklärte, daß es m Deutschland keinerlei erkennbare Aktiva mehr gebe. Der französische Standpunkt geht dagegen dahin, daß für die Reparationen nicht mrr das Vermögen des Rei ches, sondern auch das der deutschen Bür ge r a uf z Uk o m m en habe. Es scheint infolgedessen, so heißt es in dem Interview weiter, eine Aussöhnung wie bisher innerhalb der Reparationskommission nicht mehr möglich zu sein. Französische Erkenntnis der Nachteile der Kontrollpläne Der Pariser „Teinps" nimmt die von Barthou vorgeschlagenen Kontrollmaßnah men nicht vorbe halstos hin. Ohne irgendwie den Nutzen einer Kontrolle, »och auch die etwaige 'Notwendigtest ihrer Vervollkomm nung zu leugnen, folgert das Blatt: die Verschärfung der Kontrolle darf nicht die Stellung derjenigen erschweren, die sie ausüben. Das Blatt verweist sodann auf den neuen deutschen Regierungsentwurf, betreffend die Gehaltser höhungen für di« Beamten. Wenn man diese ge steigerten Gehälter mit den Preisen der Lebensmittel und Kleidungsstücke vergleicht, stellt man fest, daß sie lei» luiuriöses Leben gestatten. Es ist indessen klar, daß die neue Erhöhung für das Budget des Reiches, ebenso wie für die Budgets der Länder und Gemeinden ungeheure Lasten mit sich bringen würde. Angenommen, die mter alliierte Kontrolle wäre in Deutschland verschärft worden, und der mit der Kontrolle beauftragte Mechanismus hätte Vollmacht erhalten, jede von ihm als inopportun er achtete Ausgabe zu untersagen., würden dann die inter alliierten Kontrolleure die Heraussetzung der Gehälter auf die vorgeschlagcne Höhe verbieten? Als ein zweites Bei spiel für di« Schattenseiten der Kontrolle dient dem „Temps" die Erklärung des Reichseruährungsministers im Reichstage vom vorigen Montag über die Getrei d e- ablieferungenund die Getreide preise. Würden die Kontrolleure, wenn sie die Ausgabe der 120 Milliarden Mark oder Schatzscheine verhinderten, sich ver pflichten, auch die Revolten zu unterdrücken, die der Brot mangel hervorruson würde, Revolten, deren Verantwortung die deutsche Regierung auf die Alliierten abwälzen würde? Wenn aber die verschärfte Kontrolle die Gefahr jener Wirkung mit sich bringe, würde man dann behaupten wollen, daß sie die Position der sie übernehmeudensStaaten verbessere? Müsse man nicht vielmehr zugeben, daß sie die Lag« d«r Alliierten verschlimmern würde, wenn sie ihnen eine Verantwortung aufbürd«, di« sie nicht tragen könnten? SLeklklebes. Hohenstein-Ernstthal, 24 Oktober 1922. Wettervoraussage für morgen: Nebel, kalt, meist trocken, westliche Winde. Temperatur am 23. Oktober i Minimum —2.3, 12 Uhr ^3,4 Maximum 4-41 — * Ls schneit weiter, der Lustdruck steigt, der Wind kommt aus Osten und trotzdem hängt der Himmel voller dicker Nebelwolken, aus denen seiner Schnee hernieder- rieseli Das ist der Herbst von 1922. —p. Einer hiesigen Einwohnerin sind von einige» 10- bis 12jährigen Schulknaben iO tschechische Krenen, die zu: Zeil des Diebstahls einen Wert von über 5<tt)H Mark hatten, gestohlen worden. Die jugendlichen Diebe haben das Geld in einem Bankinstitut eingewechselt und gemeinsam mit einigen jungen Burschen bis auf 500 Mt. vertan. Sie sehen ihrer Bestrafung entgegen. --w. Im Namen „Ku hschnap pel" weist unsere Gegend eine Besondcrl>cit aus dem Gebiete der Ortsname« aus, um deren Erklärung man sich schort mehrfach bemüht Hal Er ist für keltischen Ursprungs gehalten worden. Von andrer Seit« führt man ihn auf einen slawischen Name« zurück. Das Vokksgemüt, das sich mit solck-en Dingen gern beschäftigt, !>at eine Sage erfunden, nach der der 'Name einem Ausspruche Kaiser Karls V. seine Entstehung verdanken soll. Welche Deutung die richtige ist, wird sich zurzeit kaum scststellen lassen. Aus der Entstehungszeit des Ortes fehlt jedweder Anhalt, da diese in völliges Dunkel gcbülst ist. Dieses vielleicht mit der Zeit etwas zu «rhel - len, ist möglicher Weise eine Entdeckung geeignet, die wir unlerem vor zwei Jahren verstorbenen Heimatforscher Blld- ! auer Emil Mende verdanken. Diesem gelang di« F«si - Peilung eines Scherbenfundortes bei Kuhschnap - pel den die Leitung des mineralogisch-geologischen Museums und der präbistorischen Sammlung im Zwinger zu Dresden wcüercr Beachtung und Durchforschung, soweit es die ort- liben Verhältnisse gestatten, für wert erachtet hat. Leider wußte die genannte wissenschaftliche Stelle noch nicht, in ivel.be Zeil ne die eingesandten Sekunden stellen sollt«. Vor- n^cmcbllich im Sinne der Zeit bis etwa 800—900 nach Tbc. sind sie sicher nicht: denn wenn auch mancherlei Merk male noch an die slawische Zeit erinnern, sind sie doch so unst-knedenen Charakters, daß sic unmöglich noch selbst in dl« ipätslawiickx Zeit gebären können. Die Technik ist «ine ganz andere, der Brand sebr bart, das Material sorgfäl tiger geschlämmt, die grobe Nauhung der Außenseite un gewöhnlich. Das Randprosil erinnert noch einigermaßen an das slanischer Gefäße, viel mehr aber schon an das von Gefäßen der deutschen Kolonialzeit, etwa der eisten Jahr- mindert« des 2. christlichen Jahrtausends. Aber auch vo« dunen Gefäßen weichen die Scknrbcmnoch immerhin ab, so daß sie wobt noch etwas jünger sein können. Leidersieht lein Verglcicksmaterial aus etwa den, 13.—15. Iahrhun- ' den n Chr. zur Verfügung, auch ist die Kenntnis der Keramik dieser Zeit noch recht mangelhast. Vielleicht tourmt aber dock) noch einmal ein ganz charakteristisches Stück zum Vorschein. —Oberlungwitz, 24. Oktober. Das Kirchweih fest brachte am Sonntag lebhaften Verkehr in unseren Ort, zumal sich auch das Wetter noch oerhälmismäßig günstig gestaltet hatte. Viele Fanlilien hatten Verwandte zu Be such, die dem Kirmeskuchen — cs gab noch solchen, trotz der Nor der Zeit — wacker zusprachen. Die Säle, in denen zum öffentlichen Tanz aufgespiclt wurde, waren voll, eben so noch am gestrigen Montag, sodaß auch die Wirte mit dem Geschäft zufrieden sein werden. Die Schuljugend hatte gestern noch, wie seit langem Brauch, einen schulfreie» Tag. Als Ausklang der Kinnes findet am Donnerstag im „Lamm" noch ein großes Konzert mit Ball statt. — * Oberlungwitz, 24. Oktober. Gestern nach mittag gegen 1 Uhr ist das Auto eines hiesigen Fabrikbe sitzers zwischen Reichenvrand und Mittelback) verunglückt. Der Wagen tam infolge des erweichte«! Bodens an einer Kurve zrnn Rutschen und stieß mit dem Hinterteil so hef tig gegen einen Gaskandekaber, daß die drei Insassen, zwei Herren und eine Dame, herausgeschleudert wurden. Wäh rend die beiden Jenen ohne Schaden davon kamen, hat die Dame anscheinend innere Verletzungen erlitten, die einige Zeil zur Heilung beanspruchen werden. Das Auto ist nur leicht beschädigt. - Reichenbach, 24. Oktober. Infolge Brand - stistnng ging vor einigen Tagen eine mit Ernteoorcäten ge füllte Sck-eune des Stieglerschen Gutes völlig in Flamme» aus. — Zwickau, 22. Oktober. Bor der hiesigen Straf kammer hatte sich der frühere Regierungsrat Dr. Hänichen von der Amtshaiuptmannschast Schwarzenberg wegen Belei digung der sächsischen Regierung, des Ministerpräsidenten Vuck, des Kultusministers Fleißner und der ehemaligen sozialistischen Minister, denen sich 30 Volkskammerabgeord > nete angeschlossen hatten, zu verantworten. Der Ange klagte hat in seiner Eigenschaft als Regierungsrat bei der Amishauptmannschaft Schwarzenberg an den Gesetzentwurf über religiöse Erziehung der Kinder hinzugeschrieben-: „Die Ge'etzgebcr sind verrückt oder bewußte Lumpen!" Zu einem Artikel, den Kultusminister Fleißner zu seiner Rechtferti - gung in der Staatszeitung veröffentlicht hatte, hat -ec Angeklagte bemerkt: „Zu solchen inhaltlich und formell in- haltlosen Aeuherungen muß die Staatszeitung ihre Spal ten hergeben!" Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen Beleidigung der Vollskammerabgeordneten zu 80 000 Mark Geldstrafe und wegen Beleidigung des Kultusministers Fleißner zu 100 000 Mark Geldstrafe. In dem Urteil wird ausgeführt, -le Regierung sei die Aus führend« der Vr»