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Gemeindc-Girv-Konio Nr. 14. Fernsprecher Nr. 11. 72. 3M Hohmftsin-SriHtthalsr Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten WrneoslaeezeiDSr für HshenHetu-GDupchal »M Hüttt«A«lU»d, vberlnnGwitz, Gersdorf, Dieses Blatt enthält die amtlichen BelaWntmachmege» der Amtsgerichts, Muan-amt» mM Her«Sd«i, »muSdurf, Mugonberz, MsmSdorf, Fallen, LangenchnrLüorf, MAD des StadtratS zu Hohenstein-Ernstthal, sonne der Behörden der umliegenden vrtschastr» «Lichendach. SE-uberz, Grumbach, Moschheim, K-chschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. MUina, Mittelbsch, Ursprung, Kirchberg, Golbach, Pleißa und Rußdorf. Verantwortlich für die Echristleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch. Nr. 25^° ökN 30. MU 1822. Sie MemiW im MWe zm MöUsAalil. Der Gesamtvorstand des Verbandes Sächsi scher Industrieller erläßt für die L a n dt ags- mahlen nachstehende Kundgebung: l. Für die beooästehmde Landtagswahl muh diesäch- iistlte Industrie gemeinsam mit allen. Kreisen , die unter den Folgen der bisherigen verlchrten und einseitigen Wirtschaftspolitik in Sachsen und im Reiche leiden alle Kräfte und di« äußerste Anspannung daran setzen, daß in Sachsen der «inseitigen Klassenherrschaft der soziali st ischen Negierung emEnde berei - tet wird. Es ist ein unmöglicher Zustand, daß in Sachsen bis- iur mit Hilf« einer sogenannten „Mehrheit" von einer Stimme ein ganzes Land von den angeblichen Vertretern der Arbeiterschaft regiert worden ist und daß all« ande ren Stünde, Industrie, Handel und Landwirtschaft, Beamte, Angestellte, das gesamte Bürgertum und die Ar beiter, soweit sie sozialistischen Kreisen fernftehen, münd - tot, rechtlos und einflußlos gemacht worden sind! ll. Wir erwarten von dem neuen Landtag und von einer neuen Negierung, daß sie die schwer leidende Wirtschaft Sachsens fördern und nicht wie bisher durch sozialistisch« Mißwirtsckaft und Dilettaniisums hemmen. Mir brauchen positive Arbeit für die Steigerung der Pro duktion, nicht negative Wirtschaftstheorie. Wir fordern im rinzeknen l. di« Politik der ausbauenden Arbeit durch Wegfall aller di« Production unnötig hemmenden Ver bote, Einschränkungen, Kontrollen. 2. Da« unbedingte Sicherheit für die Produktion, D Schutz gegen all« Atte des Terrorismus, der Willkür und Freiheitsberaubung, der rohen Gewalt gegen alle Anders denkenden in Unternehmertum, Mgeftellten-und Arbeiterschaft. Schutz der V e r h an d l u n g s s r e i- heit, Sicherung bei den Tarisverhandlungen gegen Terrorisierung durch das Eindringen gewalttätiger Not ten. Schutz gegen alle unberechtigten Eingriff« in die Beiriebssührung und die Dispositionsrechte der ver. antwoNlichen Betriebsleitungen. Beseitigung der politischen Stellenjägerei; Bevorzugung der wirklich Tüchtigen, aber Zurückhaltung gegenüber den nur „Gesinnungstüchtigen" in Negierung und Verwaltung. 4. Achtung vor geistiger Arbeit und beruflicher Vorbil dung, vor dem Fleiß, der sich für Facharbeit und ver antwortliche Stellungen im Staat jahrelang ausbildet und vorbereitet. Förderung eines Schulwesens, das bildet und erzieht, aber nicht sozialistisch abrichtet! Z Höchste Anforderung an Charakter, Vorbereitung, Bil dung und Wissen für alle diejenigen, die zur -Leitung des Staates und seiner Organe bereit sein sollen. 6. Keine steuerlich« Sonderbelastungen welche die säch sische Industrie gegenüber den auhersächsischen Reichs gebieten im Wettbewerb benachteiligen. ill. Wir fordern, daß der Staat Sachsen seinen EinflUh aUs d 1« W ivtsch aftspjoIZ1 i k des Reiches so geltend macht, wie es der hohen industriel len Bedeutung Sachsens entspricht. Mehrere Hunderttau send Angestellte und Arbeiter in Sachsen samt ihren An- zehöligen sind mit ihrem Wohl und Weh« untrennbar mit Lem Blühen der sächsischen Ausfuhrindustrie verknüpft. Sachsen muh im Reiche insbesondere dafür wirken, »atz 1. der Ausfuhrzolltaris aufgehoben wird. Unsere schwer ringende und notleidende, im Gesamt betrag so verhängnisvoll Mückgegangem Ausfuhr mutz mit allen Kräften gefördert, von allen aus ihr lastenden unnötigen Hemmungen befreit werden. 2. Wir müssen im Reiche für den A b s ch l u ß g ü n - stig « r Handelsverträge und für die Beseiti ° gung aller wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die dem entgegenstelM, eintreten. Zu fordern ist ferner Lei stungssteigerung bei der Eisenbahn und «in« den Ver kehr fördernde Tarifs)olitik. 3. Für sofortige Aufhebung d«r D e m o b i l- machungs-Verordn ungen; vier Jahre nach Beendigrmg des Krieges muß man endlich aushören können, zu „demobilisieren". 4. Einschränkung der überflüssigen Aemtcr und des zu großen Beamtenapparales. Es ist zu warmen vor einer Gesetzgebung, die immer neu« Behörden, Amts stuben, Beamtenstellen, Ausschüsse, Verwaltungsräte schafft. Aeußerste Sparsamkeit, wie sie der allgemeinen Notlage und den ruinierten Finanzen in Reich, Staat und Gemeinden entspricht! 5. Sparsame Verwaltung der öffentlichen Be triebe nach erprobten, privcttwirtschastlichcn Grundsätzen und entsprechend den Bedürfnissen der Bevölkerung. IV. Während der Herrschaft der sozialistischen Regie rung hat Sachsen scknvcr darunter gelitten, daß Negicrungs- und Landtagsmehrheit nicht für einen Ausgleich der Gegen sätze, sondern für Klassenkampf und Trennung der zum Zusammenwirken bestimmten Kräfte bedacht war. Die Not der Zeit fordert Schicksals- und Ar beit s g e m e inschaft aller Stände des Volkes in Sachsen wie im Reiche. Dafür gilt es bei der Landtags wahl zu kämpfen! „Unser täglich Brot". Die Sorgen des Reichs um die Beschaf fung von Brotgetreide nehmen — so wird aus Berlin geschrieben — einen großen Teil der Arbeit der zu - ständigen Ressorts in Anspruch. Es steht bereits fest, daß das Umlagesoll an Brotgetreide von 2^ Millionen Tonnen im laufenden Wirtschaftsjahr nickst ausg-bracht wer den kann, man rechnet infolge der schlechten Ernte mit nur 1^ Millionen Tonnen. Die Folge ist, daß Auslands- getreide in erhöhtem Maße aufgekauft werden muß. Und daß statt 2 in Zukunft 3 Millionen Tonnen Auslands - getreide gekauft werden müssen. Dies« Menge wird 2 4 0 Milliarden Mark unter Zugrundelegung des aiu>gen- blicklichen Preises beansvruchen. Das Reich kann diese Summen allein für Getreide nicht aUfbringen. In parla mentarischen Kreisen herrscht die Auffassung, daß. di« Ge treidebeschaffung zur Katastrophe führen mutz, wenn nicht schleunigst Abhilfe vorn Reiche getroffen wird. Nur ein energischer und zielbewußter Eingriff kann die Gesamtwirtschaft noch rechtzeitig vom falschen Kurs ab bringen. Das Ziel muß darauf gerichtet werden, eine Ver minderung des Bezuges von Auslandsgetreide durch eine stärkere Heranziehung des noch vorhandenen inländischen Getreides und gleichzeitig eine so starke Erhöhung der Ernte des Jahres 1923 herbeizuführen , daß sich der weitere Be zug von Auslandsgetreide erübrigt. Das schnellste und wirksamste Mittel für durchgrei fende Erhöhung der Erträge ist in hinreichender Dün gung zu erblicken. Es ist deshalb beabsichtig!, neben dem inländischen Kunstdünger noch eine Million T o n- nen Chilesalpeter einzuführen, die rund 45 Milliarden Mark kosten. Man hofft dadurch noch im Jahre 1923 einen Mehrertra g von 3 bis 4 Millionen Tonnen I n l an d s g e t vei de zu erzielen. Dieses Chilesalpeter soll den Landwirten für die Ablieferung von Getreide geliefert werden und zwar hauptsächlich für frei willig über das Umlagesoll geliefertes Getreide. Für jeden Doppelzentner Getreide werden 40 Kilogramm Chilesalpeter geliefert. Durch diese Maßnahme wird bereits 1923 auf Auslandsgetreid« fast ganz verzichtet werden können, denn es bestehen kein« Zweifel, daß Deutschland bei weiterer Markentwettung 1923 Auslandsgetreide kaum noch wird kaufen können. Man hofft durch diese Düngungen den Mehrertrag an Getreide um das Vierfache schätzen zu können. Ob 1923/24 noch an der Zwangsmirtsch a ft für Getreide festgehaltcn werden muß, hängt von dem Ergebnisse dieses Experimentes ab. Das Chilesalpeter soll im Frühjahr verwendet werden , so daß bereits die neue Ernte im Sommer einen vierfach erhöhten Ertrag gewährleistet. Da« Arbettsprogramm der Reparatkons- kommission Dem Pariser „Oeuvre" zufolge wird die Neparations kommission sich in Berlin auf die Arbeiten und Vorschläge der Deutschen stützen, so z. B. die von Staatssekretär Hirsch zur Stabilisierung derMark vorgeschlage nen Maßnahmen prüfen. Der belgische Kompromißvor - schlag zielt dem genannten Blatt zufolge auf eine Stabi lisierung der Mark ab und macht die Wiederaufnahme der deutschen Zahlungen von einem Ausgleich des Budgets ab hängig, ahne der Entscheidung oorzugreifen welche die Alli ¬ ierten in Brüssel zwecks Herabsetzung und endgültiger Be stimmung der deutschen Gesamtschuld vielleicht treffen wer. den. Technisch und politisch zugleich werde der belgisch« Vorschlag zweifellos die Alliierten einer Lösung näh« bringen. Laut „Journal" hat die Kommission die Abshht, nicht, nur die Mitglieder der deutschen Regierung, sondern auch die Hauptparieiführer, Großindustrielle und Vertret« der Arbeilerverbänd« zu hören. Reichsfinanzminister Hermes werde schon am Dienstag aufgefordert werden, sebn Plan zur Stabilisierung der Mark auscinanderzusctzcn. Zur Wiedereinführung der Zuckerkarte Vom 11. Dezember ad wird auch für S a ch s e n dl« Zuckerkarte wieder eingeführt. In der Presse ist bemängelt worden, daß, wenn ihre Wiedereinführung ein mal geplant sei, es richtiger gewesen wär«, sie sofort Mil Beginn des neuen Wirtschaftsjahres in Kraft treten zu las sen Das war nicht möglich. Die teilweis« Wiedereinfüh rung der Zwangswirtschastung des Zuckers ist erst Anfang dieses Monats vom Neichsmimsterium für Ernährung und Landwirtschaft beschlossen worden. Schon aus technischen Gründen kam datier «in früherer Zeitpunkt als d«r 1. Dezember nicht in Frage; auch in Preußen tritt die Zucker- carte erst von diesem Tage ab in Wirksamkeit. Es ist wei ter die Befürchtung ausgesprochen worden, daß bis da hin die Zuckerprcise so gestiegen sein würden, daß die Zuckerkarte nicht mehr den erwarteten Erfolg haben w«rde. Auch das ist irrig; das Kartensystem steht mit der Zucker- Preisbildung in keinem Zusamnunhang. Die Karte soll nur die Gewähr bieten, daß der Verbraucher stets in den. Besitz der rationierten Zuckermenge zu dem dann gültigen Preise gelangt. Der Preis des Zuckers im Handel berech net sich nach dem vom Reichsernährungsministerium unter Gehör des Beirates der Zuckerwirtschastsstell« festgesetzten Preise ab Fabrik, Basis Magdeburg. Dieser betrügt für den Zucker neuer Ernte zunächst 60 Mark sür das Pfund. Die weitere Preisbildung im Handel wird in Sachsen be kanntlich von der Landespreisprüfungsstcll« überwacht. Für die Zeit bis zmn 1. Dezember ist es nötig, mit einem loseren System der Zuckerveneilung auszukommen. Durch die Maßnahmen des Wiltschaftsministeriums werden aber auch dabei die Interessen, der Verbraucherschaft sich«rgest«l!t. Es ist übrigens zu erwarten, daß die ersten Sendungen Zucker neuer Ernte in dm allernächsten Tagen anrollen. Der Gegensatz zwischen bayrischer Volks partei nnd Gras Lerchsnseld. Der Rücktritt des bayrisäM Ministerpräsidenten Grafen Lerchenfeld gilt in Münchner unterrichteten Kreisen als beschlossene Sache. Nach den Donners tags-Beratungen des Wirtschaftsbeirates der Bayrischen Voltspartei und ihrer Landtagsfraktion nahmen die Fra! - tionen am Freitag vormittag zu den: durch die Wirt schaftspolitik des Ministerpräsidenten und seine Denkschrift darüber an die Reichsregierung ausgelösten Konflikt Stel lung. Noch am Normiitag erschien der Führer der Land- tagsfraktion Dr. Held bei dem Ministerpräsidenten. Als un gewiß wird es noch angesehen, ob der Rücktritt des Ministerpräsidenten schon heute, Freitag, publiziert werden wird, oder ob Graf Lerchenfeld, dem von der Partei ge äußerten Wunsch« entsprechend, im Amte bleibt, bis sein Nachiolger gefunden ist. In diesen! Falle wäre mit de» Publikation erst am heutigen Montag zu reckftlen. StWMmMft ill Mle«. Mussolini mit der Kabinettsbildung betraut. Die letzten Meldungen aus Rom, di« am Sonntag ein trafen, besagten, daß Salandra die Aufforderung zur Neubildung des Kabinetts abgelehnt habe. Der König habe darauf Mussolini mit dieser Ausgabe betraut. Mussolini hat «in Manifest erlassen, in d«m er darauf himueist, daß fast ganz Oberitalion sowie in Mittclitalien die Provinzen Umbrien und Toscana in den Händen der Faszisten seien. Die Faszistenbewegung könne weder zum Stehen gebracht noch besiegt werden. Weiter« Meldungen besagen, daß das Leben in Nom normal sei. Slraßenbabnen und Automobile verkehren. Die Blät- ter rühmen den König wegen seiner Weigerung, dar Dekret über den Belagerungszustand zu unterzeichnen. Die Faszisten sind am Sonntag in di« Räume de« Blattes „II Paese"