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Erzgebirgischer Volksfreund : 25.01.1945
- Erscheinungsdatum
- 1945-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-194501255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19450125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19450125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1945
-
Monat
1945-01
- Tag 1945-01-25
-
Monat
1945-01
-
Jahr
1945
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 25.01.1945
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Das Ringen zwischen de« Karpaten und dem Kurischen Haff Die große Schlacht im Osten hat, wie ergänzend -um OKW.-Bericht gemeldet wird, jetzt auch die Front in Kurland erfaßt. Die Sowjets griffen südlich Libau mit 10, südlich Frauenburg mit fünf und im Abschnitt von Doblen ebenfalls mit mehreren Divisionen an, wurden aber überall zurückge- worsen. Die 101 dabei abgeschossenen feindlichen Panzer wur den fast sämtlich an den beioen Schwerpunkten am südlichen Frontbogen vernichtet. An der Ostseite konnten unsere Trup- pen und die in ihren Reihen mitkämpscndcn nordischen und lettischen ^-Freiwilligen nur wenige Panzer zur Strecke bringen, da der Feind dort fast nur mit starken, von schwerem Artilleriefeuer unterstützten Infanterieverbänden angriff. Um so höher waren die blutigen Verluste der Sowjets. Die wirk liche Bedeutung des Abwehrerfolges liegt aber weniger in den höhen Verlusten des Feindes als darin, daß es den Bolsche wisten wiederum nicht gelungen ist, die freie Verfügung über den Rigaer Meerbusen zu gewinnen. Diesen brauchen sie aber als Flottenbasis, wenn sie versuchen wollen, ihren Druck auf Ostpreußen noch weiter zu verstärken. Der Abwehrerfolg in Kurland hält somit unseren in Ostpreußen kämpfenden Trup- pen den Rücken frei. Auch die Fortschritte unserer in Ungarn angreifenden Verbände entlasten den großen Abwehrkampf zwischen Karpaten und dem Kurischen Hass. Unsere Truppen binden hier starke feindliche Kräfte weitab vom Hauptschlacht feld. Sie erleichtern damit zugleich das Ausscheiden von Ein greifreserven aus den sich zwischen Kaschau und Krakau auf kürzere Linien absctzenden Verbänden. So hat der Stoß un serer Panzer durch die Enge zwischen Velence-See und Donau den Feind dazu gezwungen, starke Pakvcrbände vorzuwerfcn und seinen schwer angeschlagenen Divisionen Verstärkungen zuzuführen. Die Gegenstöße dieser umgruppierten Kräfte scheiterten jedoch abermals, so daß unsere Truppen nach Bre chung feindlichen Widerstandes nördlich des Delence-Secs den Vali-Abschnitt erreichten und auch im Vertes-Gebirge nach Osten Boden gewannen. Die Kämpfe südwestlich Budapest nehmen die Kräfte der Sowjets so sehr in Anspruch, daß es, von blutig gescheiterten feindlichen Vorstößen im Pilis-Ge- birae abgesehen, beiderseits des Donau-Knies und im südslo wakischen Grenzgebiet im allgemeinen ruhig blieb. Nur gegen Budapest selbst hielten die Sowjets ihren Druck aufrecht. Durch mehrere Angriffe in Kompanie- bis Bataillonsstärke, die sie durch sehr starkes Artillerie-, Granat- und Pakfeuer so wie durch zahlreiche Echlachtflieger unterstützten, versuchten sie, von Nordwesten und Norden in den Mestteil von Budapest einzudringen Außer zwei Einbrüchen, um die noch gekämpft wird, blieb die vorderste Linie fest in unserer Hand. Auch auf der Margarethen-Insel wurden zwei stärkere feindliche Angriffe blutig abgewiesen. Im Inge dieser Kämpfe vernich tete die deutsch-ungarische Besatzung 8 Flugzeuge, 7 Geschütze sowie zahlreiche schwere Maschinengewehre und Lastkraftwagen. Durch die Angriffs- und Abwehrcrfolge in Ungarn von Sü den her gesichert, verliefen die Absetzbewegungen im südslowakischen Grenzgebiet sowie zwischen der slowakischen Nordgrenze und der Weichsel weiterhin planmäßig. Wohl versuchte der Feind, im Kar- paten-Dorland in die Bewegungen hineinzustoßen, er wurde aber jedesmal aufgefangen und zurückgeworfen. Wiederholt gelang es unseren Truppen, durch ihre Gegenangriffe dem Feind die Flanke abzugewinnen, dort hincinzustoßen und Be reitstellungen zu zerschlagen. Durch solche Gegenschläge hat ten die Sowjets z. B. südwestlich Krakau erhebliche Verluste. Die 371. Infanteriedivision unter Gcnerallt. Nichoff schlug in diesem Gebiet in den letzten drei Tagen die Angriffe von drei Schützendivisionen und einem Panzcrkorps unter Abschuß von 51 Panzern blutig ab. Trotz der harten Kämpfe in Kurland und in Ungarn liegt das Schwergewicht der Schlacht im Osten jedoch weiterhin zwischen Weichsel und Kurischem Haff. Die Verdichtung unserer Widcrstandslinien durch herankom mende Reserven und durch sich zurückschlagende Verbände geht weiter. Daraus sind Verteidigungsstellungen von teilweise größerer Ausdehnung sowie Sperriegel und flankierende Schutzstellungen entstanden. Ihnen gelten im Augenblick die Angriffe des Feindes. Solche Frontlinien verlaufen z. B. an der Ost- und Nordscite Oberfchlesiens bis Tarnowitz, sowie ost- wärts Breslau. Alle hier geführten Angriffe der Sowjets scheiterten. Ostwärts Breslau gewannen unsere Truppen sogar mehrere Ortschaften zurück. Zwischen diesen beiden Wi- derstandsräumen, also zwischen Tarnowitz und Brieg, ver stärkte der Feind seinen Druck. Nachdem er seine Kräfte in der Weise umgruppiert hatte, daß er seine Panzer zum Teil zu- rückzog und dafür Infanterie vorwarf, griff er die einzelnen Stützpunkte und Sperren an. Nach Süden vorgehende Teil- kräfte stießen in schmaler Zunge bi« an den Nordrand vor Gletwitz vor, wahrend sich gleichzeitig starke Verbände ge gen den Oder-Abschnitt zwischen Eosei und Ohlau entwickelten. Die dabei frontal gegen Oppeln angesetzten Angriffe brach ten bis auf zwei kleinere Einbrüche am Stadtrand keinen Er folg. Daraufhin versuchte der Feind, die Stadt durch Umfas- sung zu gewinnen. Diese zum Teil über die Oder ge gangenen Kräfte wurden aber durch unsere Gegenstöße zusam- inengedrückt und vernichtet. Die Abmehrerfolge ostwärts Breslau stehen im Zusam- menhang mit den außerordentlichen Leistungen jener Truppen, die sich, von der Pilica kommend, bis in den Raum ost- wärts Schieratz durchgeschlagen haben und dort die be fohlenen Aufnahmelinien erreichten. Durch Unterbrechung wichtiger Straßen und Fesselung starker Verbände in der Tiefe des Kampffeldes haben sie den Feind an der vollen Entfal tung seiner Angriffsstärke im südlichen Warthegebiet gehin dert. Der von ihnen gehaltene langgestreckte Raum wirkt nach Süden und Norden als Flankenschutz und behindert stark die feindlichen Operationen in den Räumer westlich Breslau und bei Posen. Die Kämpfe zwischen der Marthe und dem Brom berger Kanal sind noch in vollem Fluß. Von Süden und Osten gegen Posen geführte Angriffe scheiterten. Am Brom- bcrger Kanal wird mit dem nach Norden drängenden Feind erbittert gekämpft, doch blieb der Brückenkopf Thorn inj unserer Hand. Der Kampf um Ostpreußen. Die feindlichen Angriffe nördlich der Weichsel sind sämtlich gegen Ostpreußen gerichtet. Zwischen Thorn und Ortelsburg greift der Feind nach Norden an. Don Deutsch-Eylau aus treibt er eine schmal« Spitze bis in die Räume südlich Elbing und Mohrungen vor. Hier sind erbitterte Kämpfe im Gange, bei denen mehrere Panzer abgeschossen wur den. Alle Versuche der Bolschewisten, die Basis ihres keil förmigen Frontvorlprunges zu verbreitern, scheiterten jedoch. Sowohl zwischen Thorn und Dischofswerder, wie zwischen c Allenstein und Scharfenwiese vereitelten unsere Divisionen alle feindlichen Durchbruchsversuche. Die erfolgreichen Abwehr- kämpfe bei Ortelsburg und nördlich Scharfenwiese sicherten zu- gleich die weiter ostwärts liegenden Stellungen an der Mafu- rischen Seenplatte. Im Ostteil Ostpreußen drückte der Feind weiter nach Westen. Am Prcgel und an der Deime ver suchte er vergeblich, den Uebergang zu erzwingen. Ein bei Labiau erzielter örtlicher Einbruch wurde durch Sturmgeschütze bereinigt. Belm Versuch, den Angriff über dos Eis des Kur'» schcn Haffs zu wiederholen, wurde ein sowjetisches Bataillon aufgerieben. In der Doppelschlacht nördlich der Weichsel und im ostprcußischen Grenzgebiet schoß die Sturmgeschützbrigade 119 unter Führung von Major Kröne den 850, Sowjetpanzer seit ihrer Aufstellung ab, während dos ostpreußische Grenadier, regiment 176 unter Führung des Ritterkreuzträgers Major Karcyewski ostwärts Gumbinnen durch zähes Halten und fort gesetzte Gegenstöße starke feindliche Angriffsverbände zerschlug An der Westfront kam es bei kaltem, klaren Winterwetter, das den Einsatz der Luftstreitkräfte wieder in größerem Umfange zuließ, an den bisherigen Brennpunkten zu neuen heftigen Kämpfen. Die wichtigsten Ereignisse waren der vergebliche Ansturm der 2. bri tischen Armee gegen unsere« Brückenkopf an d?r unteren Nur, die schweren Straßenkämpfe in der belgischen Stadt St. Vith und der Rückzug der Nordamerikaner über die Moder zwischen dem Hagenauer Forst und den unteren Vogesen. Die 2. bri- tische Armee verschärfte ihren Druck gegen das Dreieck zwischen Nur und Maas. Nach heftigen Luftangriffen gingen Panzer mit eingebauten Flammenwerfern und einigen Infan- tericregimentern vor. In dem von Einschlägen zerwühlten Gelände leisteten unsere Truvpen, teilweise m:t der blanken Waffe kämpfend, zähen Widerstand. Sie vernichteten 24 schwere Panzer, meist mit Nahkampfmitteln, und erhöhten da- mit die Zahl der hier in einer Woche abgeschossenen feindlichen Panzer auf über 150. Auch im belgisch-luxemburgischen Raum brachten unsere Truppen dem Feind schwere Verluste bei. Bei dem völlig zerstörten St. Vith und nördlich Diekirch können sich die Nordamerikaner durch das verminte Gelände nur Die Abwehr. Als entscheidend für die Entwicklung der Lag« an der Ost front sieht Generalleutnant Dittmar die Tatsache an, daß die deutsche Abwehr in der Tiefe des Schlachtfeldes jetzt über ge» § nügend Kraft verfügt, um sich durchzusetzen. Dittmar führte in seinem Rundfunkvortrag aus: „Was die Zahl der ins Gefecht geführten Panzerkampfwagen und deren Zusammenfassung zu großen, mit allen Hilfswaffen ausgestatteten Verbänden be trifft, so haben die Sowjets zweifellos Leistungen erzielt, di« alles bisher Dagewesen« in den Schatten stellen. Die mit allen Mitteln auf ein Ziel vereinigte Arbeitskraft der Sowjetunion, die durch keinen Luftangriff berührten Rüstungswerkstätlen diesseits und jenseits des Urals haben ausschließlich auf diesen Tag des Ossensivbeginns hingearbeitet. So kam es, daß die sowjetischen Panzerkorps nach einer gewaltigen Feuervorbcrei. tung aus zahllosen Rohren die deutsche Abwehrstellung durch brachen, daß immer neue Verbände die abgekämpften oder zcr» schossenen Spitzen ablösen und den Stoß vis au und über die alten deutschen Grenzen vorzutragen vermochten. Es ist in erster Linie ein Panzersturm, der jetzt gegen .- esteu losge brochen ist. Daß die sich jetzt wieder zeigende Angriffsüber» legenheit der Sowjets keine unabänderliche Tatsache ist, dafür gibt es genügend beweiskräftige Beispiele, darunter die deut schen Abwehrerfolge in Kurland. Entscheidend für die künftige Entwicklung der Dinge ist, daß das, was zu Anfang der sowjetischen Offensive der sehr weit gespannt gewesenen deutschen Abwehr an nachhaltiger Kraft gefehlt hat, jetzt in der Tiefe des Schlachtfeldes vor handen sein dürfte. Unter diesem Gesichtspunkt verdient ge- rade das verhältnismäßig langsame Anlaufen der deutschen Gegenmaßnahmen als erfolgversprechend gewertet zu werden. Tiefe Einbrüche, wie sie den Sowjets gelungen sind, fordern mehr als Behelfsmaßnahmen. Nicht darauf kommt es an, sie überhaupt irgendwo zum Stehen zu bringen, sondern die vor gedrungenen Teile möglichst gründlich und nachhaltig zu treffen. Daß nichtsdestoweniger jeder Aufenthalt, der den in ihrer Angriffsrichtung vorwartsftrebcnden sowjetischen Der- bänden bereitet wird, von größter Bedeutung für die Gestal. tung der Gesamtlage ist, steht außer Zweifel. Wenn hier die Bataillone des Volkssturms besonders genannt werden müssen, so ist das kein Zeichen von Schwäche oder Mangel, sondern liegt durchaus im Sinne der zur Zeit bestimmenden Notwendig, keiien, aber auch der besonderen Gegebenheiten der Schlacht im ostdeutschen Grenzgebiet. Ihr Merkmal bildet das beiderseitige Ringen um Fühlung und Anschluß, um die Sicherheit von Flanken und Rücken. Ihre aufgelockerten, zerklüfteten Fronten hüben wie drüben geben auch dem Kampf kleiner Verbände große Möglichkeiten, vor allem, wenn diese ortskundig und von starkem Willen getragen sind, wie dies bei den Volksstnrmein- heiten in besonderem Maße der Fall ist, Besondere Erwähnung verdienen auch jene deutschen Verbände, die sich zur Zeit noch sozusagen zwischen den vormarschierenden Sowjetarmeen ihren Weg nach Wellen oder Nordwesten bahnen. Dieser Tage wurde von „wandernden Kesseln" gesprochen. Dieses Bild bezeichnet treffend den zwar schweren, aber keineswegs unwirksamen Kampf, den diese deutschen Truppen führen. Ueberhaupt ist der moralische Hintergrund, auf dem sich die jetzigen schweren Kämpfe an der Ostfront absvielen, besonderer Beachtung wert, denn auch dieses Mal hat sich nirgends eine Erschütterung der moralischen Grundlagen der deutschen Ost kämpfer gezeigt. Diese Feststellung erhält eine wesentliche Unterstreichung durch die Ereignisse im Raum von Budapest. Hier haben die deutschen Verbände gegen einen wie immer weit stärkeren Feind beachtliche Erfolge erzielt, nicht nur in der Abwehr, sondern ebenso im Angriff. schrittweise vorwärtskämpfen. Einige Ortschaften wechselten bis zu zehnmal ihren Besitzer. Die Kämpfe in diesem Raum treten jedoch zur Zeit gegen über unseren Angriffen im nördlichen Elsaß zurück. Hier haben die Nordamerikaner wieder Reserven herangcbracht und leiste- ten stärkere Gegenwehr. Dennoch konnten unsere Truppen westlich Hagenau die Moder und ihren rechten Nebenfluß, die Noth, in breiter Front erreichen. Alle nördlich dieser Linie liegenden Ortschaften, darunter Mertzweiler, Bitschhofen. Ur- weiler, Offweiler, Bischoltz und Rothbach wurden befreit. Unsere Truppen dringen trotz des sich versteifenden feindlichen Widerstandes weiter vor und nahmen am Mittwoch vormittag westlich Hagenau das nördliche Industriegelände von Schweig hausen. Bei Schlcttstadt dauern die Gegenstöße zur Beseiti gung örtlicher Einbruchsstellen noch an. Die schweren Ver- luste der Angloamerikaner sind auch im Januar wieder zu er- heblichen Zahlen ausgelaufen. Nach letzten Meldungen be trugen sie in der Zeit vom 5. bis 15. Januar 465 Panzer, über 12 000 Tote und Schwcrverwundcte und rund 3000 Gefangene. Sowjetischer Sperrkegel durchstoßen. DNB. Kriegsberichter Walter Kalweit (PK.) schreibt: Die Angriffsschlacht in Ungarn, die am 1. Januar durch den erfolgreichen Stoß stärkerer Panzerkräfte der Waffen-ss und des Heeres zwischen Komorn und Budapest ihren Anfang nahm, nähert sich neuen Höhepunkten, die im Zeichen unserer Erfolge stehen. Nachdem es der deutschen Führung in den ersten zwei Wochen gelang, den Sowjets den Nordteil des Vertesgebirges zu entreißen, und Panzerspitzen der Waffen-ss sich südöstlich von Gran bis auf 30 Kilometer an den Nord- rand von Budapest heranschoben, ist auch weiter südlich die Front in Bewegung geraten. Starke Panzerverbände der Waffen-ss und des Heeres be finden sich seit dem 18. Januar hart nördlich des Plattensees im Angriff und konnten an allen Angriffsstcllen die Sowjet, front zerreißen oder überrennen. Damit hat das deutsche Ober- kommando zu einem neuen, vernichtenden Schlag gegen die Sowjetstellungen ausgeholt, dem infolge der Schnelligkeit, mit der er geführt wurde, größte Bedeutung für die Entwicklung im ungarischen Kampfraum zukommt. Der deutsche Angriff nördlich des Plattensees traf den Gegner genau so wie der Stoß zwischen Komorn und Budapest überraschend. Als sich die ss »Panzer-Grenadierbataillon« in nächtlicher Stunde au« ihren Deckungen erhoben und sich im Handstreich in den Delitz wichtiger Höhenstellungen setzten,.da glaubte man auf sowjetischer Seite wohl an örtliche deutsche Stoßtruppunternehmen. Als es dann aber hell wurde und unser« gepanzerten Gruppen mit ihrem Strom von Panzern, Sturmgeschiitzen und Schützenpanzerwagen vor den Nichtigsten feindlichen Stützpunkten oufiauchten, da erkannte der Gegner die ihm drohende Gefahr zu spät. Zwar setzte er sich verzweifelt zur Wehr. Mit Dakfronten, gut placierten Panzern, geschickt ausgespannten Starkstrom leitungen und einer starken Verminung des Houptkampffeldes versucht« er, den deutschen Angriff aüfzuhalten. Vergeblich, nach vierstündigen harten Kämpfen waren die Breschen ge schlagen. Die Sowjetfront war auf einer Breite von 30 Kilo- Metern aufgerissen. Während man bei den Sowjetstäben mit Wodka und Sekt die Einnahme von Warschau feierte in dem Glauben, die deutsche Verteidigungskraft sei endgültig gebrochen, ergoß sich in einem Bewegungskrieg die deutsche Angriffswelle tief in das sowjetische Hinterland. Höhen, Dörfer, Flüsse und Kanäle wurden von den ss-Verbänden in zügigem Angriff überwun den. Durch Dörfer, in denen die Sowjets noch schlafend in ihren Betten lagen, rollten unsere gepanzerten Gruppen. In. olge der Schnelligkeit des Stromes kam der Gegner nicht mehr mzu, die Brücken über den Lsorna-Kanal in die Luft zu strengen.. Die ss-Divisionen bildeten am Ostufer des Kanals, üdwcstlich der Stadt Stuhlweißenburg, Brückenköpfe, sie be- inden sich aus diesen heraus in weiteren Angriffen in Rich- tung der Esepel-Insel. Am Nachschubtor zur Schlacht. DNB. Kriegsberichter Willi Michels (PK.)> Schwer kämpfen sich die LKW-Kolonnein über die Straßen der ungari. schen Hügellandschaft nach Osten.. Die übermannshohen Mais» und Sonnenblumenfelder, die während der Absetzbewegung im Sommer und Herbst die Wege säumten, sind abgeerntet und kahl. Kalt pfeift der Wind durch alle Ritzen und Fugen der Wagen. Die mitfahrenden Befehlsempfänge!! beugen sich im Führerhaus weit nach vorn, um sich besser von der Hitze des Motors wärmen zu lassen. Nur der Fahrer sitzt aufrecht, damit er die Straße übersehen kann. Gn dicker Heiz hüllt ihn bis über die Ohren ein. Wir sprechen mit ihm. Es ist ein ruhiger Mann au» Norddeutschland. Seine Haare sind strohblond und in seiner Aussprache hat er das scharfe ,.s". Er hatte nie etwas mit Kraftfahrz«ugen zu tun. Dor dem Kriege war er in einem Zeitungsverlag tätig gewesen. Im Lauf« der Jahr« ober ist er zu einem alten Nachschubfahrer geworden. Er fährt nun schon zum 20. mal dieselbe Streck« von 850 Kilometern. Immer geht cs mit Flakmunition nach vorn. Wir erlebten jetzt selbst, wie sehr diese Einsätze den ganzen Menschen ver langen. In der Dämmerung waren wir losgcfahren. Und jetzt ist Nacht. Das, was wir noch vor Stunden als Straße er- I kannten, erscheint uns jetzt als eine formlose Masse. Der Schlamm ist hart gefroren und leuchtet im Licht des Tarn scheinwerfers wie der erkaltete Lavastrom eines erloschenen Vulkans. Tausend Risse, Furchen, Berge, Täler und Schründe verschwinden vor der Motorhaube. Unendlich klein sehen wir das alles. Die Straße will ihre Macht zeigen, es rumst und stößt am Fahrzeug. Die Munition auf der Pritsche schlägt merkwürdig dumpf zusammen. Es ist, als kämpfe sich ein Schiff auf einem wilden Meer von Woge zu Woge. „Nachschubtor zur Schlacht!" Am frühen Morgen wird der Raum von Budapest erreicht, Flüchtlinge ziehen vorbei nach Westen. Mag auch hier und da durch die Artillerie ein Trichter in die Straße gerissen, dort eine Hütte abgebrannt sein, mögen Pferdekadaver am Wege liegen, Bäum« zersplittert sein und Kreuze über frischen Gräbern ragen, die Natur bleibt ikn Grunde doch der Herrscher und veroeckt den Prankenschlag des Krieges. Nicht weit von D. gibt es ein« wicktiae Straßenkreuruna. Die liegt unter Artillerüfeuer. Jeder LKW -Fahrer muß sich hier bewähren. Hier ist das „Nachschubtor zur Schlacht". Oft ist es nur für Sekunden geöffnet, manchmal auch für Minuten oder Stunden. Das sind die Feuerpausen der Sowjets. Plötz, üch knallt es wieder und zischt und pfeift. Feucrüberfall! Di« Männer springen dann aus den Fahrzeugen und werfen sich in den Graben. Pferd« reißen sich los. Leichtverwundet« auf dem Weg nach hinten gehen in Deckung. Hier ist die Scheide- welle von Leben und Tod. Doch der LKW. mit der Flakmuni- tion muß hindurch. Der Fahrer kennt den Meg. Er wartet' den nächsten Einschlag ab. dann gibt er Gas und fährt Io«. Sicher kommt er durch. Nur noch wenige Kilomister, daun ist er am Ziel. Nach ihm kommt LKW. um LKW., eine Kolonne nach der anderen Ein unablässiger Nachschubstrom geht in den ungarischen Raum.
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