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Gi. Niklas geht um .. . Der Schuh auf dem Fensterbrett. — Der Sinterklaas. — St. Nikolaus, der Schutzheilige der Kaufleute und Schiffer. — Knecht Ruprecht darf nicht fehlen. Der erste Advent ist vorüber. Die Adventskerzen sind nach altem Brauche angeziindet. Ihr Schimmer mahnt uns, daß nur noch kurze Zeit uns vom Weihnachtsfeste trennt. Diese Wochen mit ihrer liebevollen Geschäftigkeit, mit der glück seligen Erwartung der Kinder, die eifrig ihre Weihnachts- gcdichte lernen und im Wachen und Schlafen vom Weih nachtsmann träumen, sind die Zeit des Jahres, die uns wehrlos alten Erinnerungen, Weihnachtsevinnerungen, aus liefert. Und wie gern überlassen wir uns ihnen, sind noch einmal jung mit unseren Kindern! Kurz nach Beginn des Dezembers, da begann bei uns zu Hause — wie überall — der Gedanke an das Weihnachts fest, der bisher nur hin und wieder aus nebelhaftem Hinter gründe aufgetaucht war, greifbare Gestalt anzunehmen und der ausschließliche Gegenstand unseres kindlichen Interesses zu werden. Da war zunächst der Niklastag am 6. Dezember, den die Eltern unter keinen Umständen vergessen dursten. Am Abend des 5. Dezember packten wir den mühsam ge schriebenen Wunschzettel in unseren Schuh und stellten ihn aufs Fensterbrett. Erwartungsvoll schliefen wir ein, um am nächsten Morgen ungewaschen, ungekämmt, im Nacht hemdchen und mit bloßen Füßen gespannt ans Fenster zu eilen und zu sehen, ob St. Nikolaus auch wirklich in der Nacht dagewesen war. Unter großem Jubel wurde dann festgestellt, daß er tatsächlich uns nicht vergessen hatte. Den Wunschzettel hatte er mitgenommen und allerlei Leckerzeug Katte er uns aus seinem Sack zurückgelassen. Von diesem Tage an schlief der Gedanke an den Weihnachtsmann nicht wieder ein. Zerrte der Wind am Fenster, knackte es hinter einer Tür, so ging Niklas vorüber, um zu sehen, ob die Kinder auch artig waren und all die schönen Sachen ver dienten, die auf dem Wunschzettel standen. Zu keiner Zeit waren wir Kinder so artig. Leider ist die hübsche, alte Sitte dem Aussterben nahe. Die Kinder der heutigen Zeit — und besonders in den Städten — kennen den Niklas nur in sehr seltenen Fällen. Ls ist schade darum! Unsere Zeit, die so arm an wirklicher Freude ist, könnte jeden Lichtblick gebrauchen. Es ist ja gar nicht nötig, viel Geld dafür auszugeben, ein paar Aepfel oder Nüsse genügen ja. Und gibt es etwas Schöneres als das Aufleuchten von dankbaren Kinderaugen! Wer war nun eigentlich der heilige Nikolaus? Die wenigsten kenne nseine Geschichte. Im fernen Kleinasien lebte vor vielen hundert Jahren in der Stadt Myra ein Bischof, der hieß Nikolaus. Der römische Kaiser Diokletian, der das Christentum haßte, kerkerte ihn viele Jahre hindurch ein, erst unter seinem Nachfolger Konstantin wurde Nikolaus wieder frei. Er soll ein sehr mildtätiger Bischof gewesen sein. Er ging selbst zu den Armen in seiner Gemeinde und lin derte mit Gaben ihre Not. Insbesondere war er ein Freund der Kinder. Er liebte sie zärtlich und beschenkte sie stets, wenn er sie auf der Straße sah. In der Legende ist er der gütige, hilfreiche Freund der Armen geblieben. Den Töch tern der armen Bauern, die wegen der mangelnden Aus steuer keinen Mann bekamen, soll er einen Goldgulden aufs Bett gelegt haben. In dem alten, schönen Dom zu Jüterbog ist in mittelalterlichen Fresken die Legende vom St. Nikolaus und den drei armen Mädeln dargestellt. Ohne Hemd und Röckchen liegen sie in ihren Betten. Durch das Fenster aber langt die gütige Spenderhand, die den Goldgulden nieder fallen läßt. Der heilige Nikolaus ist außerdem der Schutzheilige der Kaufleute und Schiffer. Es verwundert daher nicht, daß die Niederländer, die ja ein altes Seefahrer- und Kaufmannsvolk sind, ihn zum Schutzheiligen ihres Landes und im besonderen ihrer Hauptstadt Amsterdam, gemacht haben. Auch die Reformation hat nichts daran geändert. Noch heute ist Holland das Land, in dem St. Nikolaus oder, wie die Holländer ihn nennen. „Sinterklaas", die größte Rolle spielt. Flämische Kaufleute haben vor Jahrhunderten den Brauch nach Deutschland gebracht, und die vielen Ni- kolaikirchen, die wir bei uns finden, geben beredte Kunde von der großen Verehrung, die der Heilige auch in Deutsch land genossen hat. Während Nikolaus im Norden Deutschlands unsichtbar bleibt, und nur durch seine süßen Gaben einen vollgültigen Daseinbeweis gibt, ist in anderen Gegenden unseres deut schen Vaterlandes, am Rhein und in Süddeutschland, die Sitte des leibhaftigen Nikolausbesuches heimisch. Vor etwa achtzig Jahren hat er dort sogar noch die Stelle des Christ kindleins ganz vertreten. Der Weihnachtsbaum mit seinem Kerzenschein ist erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts nach dem Süden gekommen; in vielen altbayerischen Dörfern hat sich bis heute die Gepflogenheit erhalten, den Kindern am St.-Nikolaustage zu bescheren. St. Nikolaus mit seinem ständigen Begleiter Knecht Ruprecht hat von jeher eine besondere pädagogische Mission zu erfüllen; er soll die Kleinen auf ihr Verhalten prüfen und demgemäß belohnen oder bestrafen. Mit der Gewissens frage: „Wart ihr auch artig?" setzt er das kleine Völkchen, das ja nie ein ganz reines Gewissen hat, in Erschrecken. Und der Nikolaus kennt meist schon all die kleinen Sünden, und während er die Kleinen so fragt, droht Ruprecht schon mit seiner Rute oder macht Ansätze, einen besonders schlimmen Missetäter in seinen Sack zu stecken. Nur die Fürsprache der guten Mutter rettet die Sünder noch einmal. Sie erzählt dem Nikolaus, daß die Kinder für ihre Ungezogenheiten schon einmal bestraft worden seien und Besserung gelobt haben. Und der Fürchterliche läßt sich erweichen, fragt nun: „Könnt ihr auch beten?" Mit zittriger Stimmen sagen die Kleinen ihr Gebet. Damit hebt sich die Stimmung wieder und wird schließlich zu lautem Jubel, wenn Nikolaus in seinen Sack langt und Aevfel, Nüsse, Zuckerwerk oder gar Spielsachen ans Licht befördert. Di« norddeutschen Kinder kennen den Nikolaus als Weihnachtsmann, der erst am Heiligen Abend sichtbar wird. Vorher aber geht er um und horcht an Fenstern und Türen, ob die Kinder auch artig sind, und im Vorbeigehen läßt er manchmal für die artigen Kinder Aepsel, Nüsse und Pfeffer kuchen liegen. In manchen Gegenden des deutschen Flach landes finden sich noch heidnische Bestandteile in der Ni kolausfeier. Die ersten Sendboten der christlichen Kirche haben eine alte Volkssage vorgefunden, nach der Gott Wotan jur Wintersonnenwendzeit auf einem Schimmel durch das Land ritt und von allen Leuten hoch verehrt wurde. Diesem ! heidnisch-germanischen Volksglauben haben die christlichen Bekehrer Rechnung getragen, indem sie an Stelle Wotans oder des Knechtes Ruprecht den heiligen Nikolaus rücken und jene tiefeingewurzeltcn, alten Anschauungen und Bräuche in christlichem Gewände fortleben ließen. Wenn der Knecht Ruprecht auch längst nicht mehr als nächtlicher Schimmel- witer in der Phantasie erscheint, so zieht er doch, eingehüllt in dicke Pelze, noch immer kurz vor Weihnachten qeheimnis- voll durch die Lande. Immer aber ist der Nikolaus der gute, kinderliebende, gabenspendende Alte. Es liegt so viel Stimmung in diesem Nikolausglauben und diesen Nikolausbräuchen, daß man schon ihretwegen sich für die Erhaltung dieses Gedenktages einsetzen sollte. Dresdner Brief Humor in der Straßenbahn Allerlei Ergötzliches bietet der Volkswitz auch in Dresden. Besonders in der Straßenbahn, wo es jedem Mitfahrenden meist recht langweilig zumute ist, wird ein Strahl goldigen Humors von allen mit lebhafter Freude begrüßt, und es ist ergötzlich, zu sehen, wie sich die grämlichen Mienen erhellen und auch über das sorgenvollste Gesicht oft ein Schein von Freude huscht. Fahre ich da kürzlich mit dem ..Hecht" nach der Lößnitz. Es war ein kalter, nebliger Tag. Ein Herr sitzt mir gegen über, und als der Schaffner mit der ominösen Knipszange naht, sagt der Herr: „Komme ich hier nach dem Schimmel?" Der Schaffner horcht auf, besinnt sich, schüttelt den Kops. „Schimmel? Weih ich nicht. Soll das eine Straße sein?" „Schimmel?" geht es fragend durch den ganzen Wagen. Der Herr schmunzelt. „Nun ja, das Gasthaus zum weißen Pferd, oder Roß, — was weiß ich? Ein Schimmel war's jeden falls." Am Schmunzeln und Zwinkern des Herrn erkennen die Fahrgäste, daß dieser sich einen Lllk gemacht hat. Auf der Rückfahrt ist es schon ein wenig spät. Ein junger Mann sitzt im Wagen, der mit lauter Schnurren die Gäste unterhält. Wie kurz wird da die Fahrt durch das Dunkel! An der Stadt» grenze steigen die meisten Leute aus. Der lustige junge Mann ater zieht das Taschentuch und beginnt zu schluchzen, bitter lich. „Was haben Sie?" fragt man besorgt. Und er antwortest indem ihn der Dock stößt: „Alle gehn sie weg. Wem soll ich nun meine Geschichten erzählen?" Die Leute lachen. Und noch als der Wagen weitersährt, stehen sie an der Halte stelle und winken dem Schluchzenden nach. — Dann steht einmal ein Mann auf der Vorderplattform der 26. Der Schaffner öffnet das Fensterchen. „Gradeaus!" sagt der Mann und fährt mit der Rechten, die das Geld bereit hält so weit sein Arm reicht in den Wagen hinein. Alle Mit- fährenden lachen. — Mit der 7 nach dem Albertplah. Auf dem Vorderperron stehen ein Herr und eine Dame, die jeden falls zu einem Kostümfest fahren, denn beide haben sich ihre gut deutschen Gesichter kohlschwarz bemalt. „Neustädter Marcht!" rust der Schafsner etwas undeutlich in, schönsten Sächsisch. „Ooo", sagt erstaunt die schwarze Dame. „Was sein Neuschdädter Marsch?" Der Schaffner lacht, der Führer lacht, die Gäste ebenso, da erklärt der schwarze Vegleiter: „Das sein meine Lieblingssrau, oo, darf nip geärgert werden!" Und der Schaffner gibt sich die größte Mühe, den Namen des Platzes im schönsten Hochdeutsch zu sprechen. Aber auch die Schafsner selbst wissen ost mit einem güten Einfall den Gästen ein lustiges Lachen abzulocken. An der Haltestelle der 9 an der Parkstraß- steht unschlüssig ein Häuflein älterer Damen, die noch nicht darüber im Klaren zu sein scheinen, ob sie mitfahrrn sollen oder nicht. Der Führer beugt sich vor^ er will weiterfahren, denn es gilt, die vorgeschriebene Zeit einzuhalten. Da springt der Schafsner vom Wagen Heruntest vertrugt sich galant und sagt: „Steigen Sie nur immer ein,, meine Damen, wer weiß, es kann Ihr Glück sein!" und lachend besteigt das unschlüssige Kränzchen den Wagen. — Ein andermal ist es der Führer, der seine Gäste belustigt. „Theophil!" ruft er an der Haltestelle in gravitätischem Ton dem Schaffner zu, „Theophil, hast du auch die junge Dame mitgenommen?" und an der nächsten Haltestelle ruft er dem Theophil wieder ein anderes Scherzwort zu: „Mähr aus, daß wir heim kommen!" ist die gemütliche Antwort. Regina Berthold. Hebel statt Nummernscheibe. Umwälzung im Telephonweseu. In einigen Tagen wird das Reichspostministerium den von uns schon kurz beschriebenen Apparat genehmigen, der geeignet ist, eine völlige Umwälzung im Telephonwesen her- beizuführen. Es handelt sich um den Apparat eines jungen Berliner Erfinders, mit dessen Hilfe man fünfzig feststehende Anschlußnummern von Teilnehmern, mit denen man häufig spricht, ohne Drehen der Nummernscheibe mittels eines ein zigen Hebeldruckes verbinden lassen kann. Der handliche Apparat besteht im wesentlichen aus fünfzig Zahn rädern, in die die jeweiligen Anschlußnummern ein gestanzt sind. Will man nun eine dieser fünfzig feststehenden Verbindungen Herstellen, so hat man nichts weiter zu tun, als den Schieber in der Mitte des Kastens zu betätigen, auf die gewünschte Nummer zu stellen und dann den kleinen Hebel an der Seite herunterzudrücken. Wechselt ein Teil nehmer seine Anschlußnummer so ist dieser Aenderung da durch leicht Rechnung zu tragen, daß man einfach das be treffende Zahnrad herausnimmt und eine andere Nummer stanzt. Eine weitere Neuerung: Durch ein besonderes System gestattet der Apparat automatisch die Umschaltung von einem nicht anwesenden Teilnehmer auf eine neue Nummer. pensi! Persil Wasdmn 8ie lpre Wollsadmn mit dem unvergleiddicken Persil, denn gerade für Wolle eignet pick Persil wundervoll. (Klan rechnet einen gelmuken PMöllel ?ersil aut je 2 Piter kaltes Wasser) Oüne jedes kei- lren entÄelit das palte Persil- Pad der Wollfaser 8dunutr und pledce und labt sm wieder farpentrop, trisdiduttend und tadellos sauper erstellen!