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01-Ausgabe Erzgebirgischer Volksfreund : 19.12.1944
- Titel
- 01-Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1944-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-19441219017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-1944121901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-1944121901
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1944
-
Monat
1944-12
- Tag 1944-12-19
-
Monat
1944-12
-
Jahr
1944
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Kampferfolge an Während lm Westen di« Front Mischin Hohem Venn und Novdlux«m-urg angreift (wir berichten darüber an anderer Stell«) halten bi« anderen. Sn den Trichterfeldern an der Rur, in den Bunkerlinien an der Saar, an der Blies, bet Bitsch, in der Weißenburger Steig« und im Obrrelsaß stehen unsere Grenadier« im Abwehrkampf. Ihre Aufgabe ist schwer, d«nn g«rad« jetzt wird der Gegner mit aller Gewalt versuchen, den bisher stet, gescheiterten Durchbruch -u erzwingen. An der Rur griffen di« Nordamer!kaner,am Sonntag bei Mariaweilor und an der dem Flußtal vorgelagerten Höhenschwelle zwischen Lempersdorf und Bergheim an. Sie scheiterten in Abwehr und Gegenstoß. In Dilling«», Saarlautern und Ensdorf stürm ten die Nordamerikaner nach dreitägiger Trommelfeuervorbe- reituna gegen unsere Dunkerlinien. Gegenangriffe schlugen sie zumE oder riegelten die örtlichen Einbrüche ab. Nördlich Saargemünd und an der Blies warfen unsere Truppen den am Vortage an der Bahnlinie Saargemünd—Blieskastel! vorge- dvungenen Feind aus Waldungen heraus oder von Höhen her- unter und vernichteten hierbei in einem einzigen Waldstück mehrer« 100 Nordamerikaner. Südlich Bitsch schlugen sie vor stoßende starke Infanterieverbände blutig ab, und beiderseits der Stadt erstickten sie zum drittenmal mit Panzern und Flammenwerfern geführte "feindliche Angriffe gegen die von schwerstem Feuer überschütteten Befestigungen der alten Ma- gi.no tlinie. Lediglich zwischen Bitscher Wald und Ober- rbein konnte der Gegner durch schwere, auf engem Raum ge führt« Rammftöße gegen unsere Riegel in der Weißenburger Steig« etwas Boden gewinnen. Seine Versuche, die Einbrüche auszuweiten, scheiterten aber an unseren Westbefesti- güngen. Auch im Oberelsaß prallten eigene Gegenangriffe und feindliche Vorstöße hart aufeinander. Als die wechselvollen Kämpfe nachließen, zeigte sich, daß unsere Truppen nordöstlich Schlettstabt, bei Kaysersberg und bet Mülhausen vorwärts ge kommen waren und dem Feind mit Kaysersberg einen wich tigen Schlüsselpunkt entrissen hatten. In Mittelitallcn entwickelten sich aus Angriffen und Gegenstößen ebenfalls schwere, hin. und hervogende Kämpf«. Das Ringen verlagerte sich langsam an den Seniofluß. Rund drei Wochen hat die 5. britische Armee gebraucht, um den fünf bis sechs Kilometer breiten Streifen -wischen Lamon« und Senio zu durchschreiten. Nur nach überaus schweren Verlusten ist der Gegner im Ge birge, an der Via Emilia und südwestlich Bagnacavallo an den Fluß herangekommen. Dort wurde er aber wiederum zurück geschlagen, obwohl er durch ständige Veränderungen der Stoß- richtung die Verteidigung zu verwirren suchte. Die an der Via Alriatica in Richtung auf Alfonsine angesetzten Angriffe scheiterten noch vor dem Senio am Fosse Munio. Wie bedeu- tungslos der mit so überaus schweren Verlusten erkaufte Bodengewinn des Feindes ist, zeigt ein Blick auf die Karte. Mindestens ein Dutzend von dem Apennin herunterkommender Gebirgsflüsse und ein Vielfaches dieser Zahl an Kanälen und Entwässerungsgräben liegt immer noch zwischen dem Feind und seinem Ziel, der Po-Ebene. Seine Versuche, durch Angriffe im Gebirge die Bewegungen an der Via Emilia zu beschleu- nigen, blieben bisher gleichfalls erfolglos. Von Gegenschlägen unserer bewährten Jtalienkämvfer getroffen, mußte er südwest lich Imola die seit Tagen umkämpfte Ortschaft Tossignano wie- der aufgeben, und südlich Bologna beschrankten sich die Nord- amerikaner nach dem Scheitern ihrer vortägigen Vorstöße auf Artilleriefeuer und vereinzelte Erkundungsunternehmen. Auch auf dem Balkan zeichneten sich keine Derände- rungett des Frontbildes ab. Südöstlich Dukovar erneuerten die Bolschewisten bei Sotim nach zweistündiger Artillerievorberei- tung ihre erfolglosen örtlichen Vorstöße, und die Störangriffe kommunistischer Banden gegen unsere Nachhuten im Quell- gebiet der westlichen Morava scheiterten gleichfalls. In Monte negro wurden durch eigene Gegenangriffe feindliche Kräfte'zer- schlagen. In Ungarn drückten die Bolschewisten noch stärker als bisher im Matra- und Dükk-Gebirae. Dagegen blieb es, von örtlichen Abwehr kämpfen südlich des Plattensees abgesehen, zwischen Drau und Donau, vor Budapest und an der Enge von Ipolysag im all gemeinen ruhig. Das Abflauen der Kämpfe bei Budapest, der statt dessen verstärkte Druck an der Gipel bei Szcczeny und am Sajo bei Putnok lassen erkennen, daß die Bolschewisten eine ch im vberelsaß. Zangenbewegung etn-uletten versuchen, um gemeinsam mit dem dritten, im Herno-tal nach Normen Vorstoß«nden Keil da, der slowakischen Südgrenz« voraelagerte Lat -wisch«» Kaschau und Ba lassag—Barmat -u erreichen. Da st« am zähen Widerstand der Verteidiger von Szecz«ny, wie schon in der ganzen vorigen Woche, auch am Sonntag adermal« scheiterten, verlagerten st« ihr« Stöße weiter nach Süden und versuchten, eine dort noch bestehende Frontlückc auszunutzen. Verbände d«» Heere» und der Waffen-sf traten jedoch -um Gegenangriff an und warfen den Fein- nach Westen zurück. Sie schlossen dabei ein« abge- splitterte feindliche Gruppe ein. Die bolschewistischen Angriffe von Süden gegen den Frontbogen am Matra- und Dükt-De- birge blieben ohne Erfolg. Die im Sajotal bei Ozd und Putnok angesetzten feindlichen Angriffe kamen ebenfalls nicht vorwärts. Sie lösten aber eigene Gegenstöße aus, die am Abend noch nicht zum Abschluß gekommen waren. Zwischen Sajo und Hernad und weiter ostwärts setzten sich unsere Truppen an neuen Linien fest und wiesen hier alle Angriffe blutig ab. Der groß angelegt« bolschewistische Versuch, die Mutra—Bükk-Front -um Einsturz zu bringen, ist damit vorerst uuermals gescheitert. Im Südteil der*O stslowatei führten die Bolschewisten nach den schweren Verlusten der Vortage nur schwächere, erfolg, lose Angriffe, an allen übrigen Abschnitten der Ostfront ent- wickelten sich wieder keine Kämpfe von Bedeutung, obwohl leichter Frost das Ge'ände immer mehr abtrocknct und etwa von Warschau ab nach Norden di« Eisdecke auf Flüssen und Seen -u tragen beginnt. Wahlloser Bombenabwurf. Wie der OKW.-Dericht gestern meldet«, führten di« Briten unter Verletzung des Schweizer Hoheitsgebietes in der Nacht zum Montag einen Terrorangriff gegen die Innenstadt von München, wobei erhebliche Schäden entstanden. Dazu wird er gänzend bekannt, daß die Luftgangster, wie üblich, ihre Bomben lasten auf das Stadtgebiet warfen. Zu den schweren Schäden, die in München an Kulturwcrken bereits früher angerichtet wurden, sind nun neue gekommen. So wurden das Prinz- Karl-Palais, das Deutsche Museum, das Alpine Museum und die Neue Pinakothek -um Teil zerstört. Auch die Technische Hochschule und eine Reihe von Kliniken, darunter die Kranken- Häuser rechts und links der- Isar, sind stark beschädigt worden. Die japanische Luftwaffe bombardierte einen feindlichen Bomberstützpunkt westlich von Kalkutta. Fünf feindliche Groß bomber wurden in Brand gesetzt und vier große Brände in den Booeneinrichtungen verupfacht. Alle japanischen Flugzeuge kehrten zurück. Die ÜSA.-Presse erklärt, die USA. müßten das Recht er halten, auf unbeschränkte Zeit die ehemals britischen Stütz- punkte im Karibischen Meer, auf Guadalcanar, den Gilbert- Inseln, Neufundland usw. zu befestigen. Als Gegenleistung würden die USA. Baumwolle, Weizen und Holz an Groß britannien liefern, um nach dem Kriege zur Ernährung, Kleidung und Unterbringung der Engländer belzutragen. Ein Blick hinter die Gowjelfront. DNB. Kriegsberichter.Wolfg. Küchler (PK.) schreibt: Das Gespenst des Bolschewismus geht durch die Länder Europas. Wahrend sich in Frankreich, in Belgien, in Italien, Griechen land, Bulgarien, Rumänien und Finnland die Ereignisse jagen, ist die Entwicklung in den von den Sowjets wiederbesetzten Ge- bieten des Ostens nur wenig beachtet worden. Aber es scheint ratsam, die Äugen der Welt auch einmal auf diese Räume zu lenken, weil die nach der Wiederbesetzung geschaffenen Zustände kennzeichnend sind für das Wesen des Bolschewismus und weil gerade hier aufschlußreiche Vergleiche zwischen deutschen un- bolschewistischen Methoden in der Verwaltung und Menschen führung möglich sind. Moskaus Agitation hat der Welt weismachen wollen, daß die Sowjettruppen in den wiederbesetzten Gebieten mit jubeln der Freude begrüßt worden seien, daß die Menschen froh un dankbar waren, endlich der angeblichen deutschen Knechtschaft entronnen zu sein, und daß nunmehr zwischen der Sowjetarmee und der einheimischen Bevölkerung das denkbar beste Einver nehmen herrsche. Wie sieht es aber in Wirklichkeit hinter den feindlichen Linien aus? Was geht in Ostpolen, in Weiß- ruthenien, auf der Krim vor? Die Stimmen, die aus diesen Räumen immer lauter -u uns dring«», »«ich»«» et» andere« Bild d«r Lag«, al« «« Moskau der Weltöffentlichkeit austtschen möchte. Di« Aussagen sowjetischer Gefangener, di« Schilde rungen zahlreicher UeberlLuf«r und di« erschütttrn-en Bericht« ziviler Flüchtlinge runden den Blick hinter die Svwjetfront ab, einen Blick in Terror und Gewalt, in Grauen und Elend. Schon einmal haben diese Gebiete di« blutt« Diktatur des Bolschewismus erlebt. 20 Jahre lang haben die Ukraine und Weißruthenien di« Terrorgetßel des Kreml gespürt. Auch das östliche Polen hat zwei Jahre lang di« bolschewistische Blutherr, schäft kennengelernt. Damals wurden nach einer englischen Quelle über eine Million Menschen, also etwa 8 v. H. »er Ge- smntbevölkerung des von den Sowjet, besetzten Ostpolens, nach Sibirien und in di« unwirtlich« Hegend am Eismeer ver schleppt. Hunderttausend« andere Polen endeten unter dem Genickschuß der Politruks oder verfielen dem Hungertod. Der Bolschewismus hat sich seitdem nicht gewandelt, wenn die» auch eine im Zug« der sowjetischen Großangriff« gestartete Agitationsoffensive größten Stiles der Bevölkerung der damals noch unter dem Schutz der deutschen Wehrmacht stehenden Ge- biete einzureden versuchte. Presse und Rundfunk, Flugblätter ; und Agenten sparten nicht mit goldenen Versprechungen. Polen und Ukrainern wurde ein selbständiges staatliches Eigen leben verbürgt. Arbeit und Brot sollte es in Hülle und Fülle geben, und die Dauern sollten das Land, das ihnen unter dem sowjetischen Kollektivsystem geraubt und unter deutscher Der- waltung wieder zurückgegebcn worden war, behalten dürfen. Viele Polen und Ukrainer ließen sich durch den Moskauer Agi tationsrummel nicht täuschen und zogen mit den deutschen Truppen nach Westen. Viele aber, die den bolschewistischen Versprechungen glaubten, mußten ihre Gutgläubigkeit bald teuer bezahlen. In den ersten Tagen mochte es scheinen, daß mit den Bolschewisten herzensgute Menschen ins Land gekommen seien. Die Sowiets verteilten Machorkazioaretten unter die Bevölke- rung, und manchmal wurde die „Befreiung" auch ausgiebig mit Wodka begossen. Auch die Beschlagnahme von Vieh, Lebensmitteln und Getreide unterblieb zunächst, und manche sowjetischen Befehlshaber brachten es sogar fertig, am Sonntag zum Gottesdienst in der Kirche zu erscheinen. Bal- aber ent- hüllten die Bolschewisten ihre wahren Absichten. Mit den sowjetischen Truppen waren zahlreiche politische Kommissare ins Land gekommen. Unter dem Vorwand sogen. Säuberungs aktionen veranstalteten sie blutige Hetzjagden. Es genügte schon, wenn eine Arbeitersfrau für deutsche Soldaten Wäsche ge waschen hatte, um sie sofort »u »«»-haften und ohne Ger'chls- verhau-'ung erschießen zu lassen. Bal- begannen die Bolsche wisten, rücksichtslos alle bei der Bevölkerung vorhanden«« Vor. räte an Vieh un- Lebensmitteln zu requirieren. Unter Drohung mit der Waffe wurden den Leuten die letzten Reser- ven aus den Kellern geholt. Hunderttausend« In den Gebieten der Ukraine und vor allem Ostpolens hungern schon jetzt. Sie wissen nicht, wie sie über den Winter kommen sollen, zumal die diesjährige Ernte nur teilweise eingebracht werden konnte. Auch an Heizmaterial fehlt es überall. Besonders erbittert sin- viele Menschen darüber, daß noch dem Einmarsch der Sowjet, truppen auch die Juden wieder in großen Mengen ins Land strömen. Die Juden, die an der Front nicht zu finden sind, haben sich einflußreiche Posten in den Verwaltungsstellen ge. schaffen. Sie schikanieren die Bevölkerung so. daß mehrere Polen einem Sowjetarmisten, der später in deutsche Gefangen- schäft geriet, offen erklärten: „Für die Lösung der Judenfrage und unsere Besreiung von ihnen hätte man Adolf Hitler ein Denkmal setzen sollen? Inzwischen hat auch die Verschleppung der nicht zur Sowjetarmee eingczogenen Bevölkerungsteile, vor allem der Frauen un- Kinder, begonnen. Ihr Ziel ist Sibirien, sind die Gebiete in der nördlichen Sowjetunion, wo sie unter schlech testen Lebensbedingungen bei einer Ernährung, die fast nur aus dünnen Suppen und wenig Brot besteht, schwerste Arbeit verrichten müssen. Auch zu Verteidigungsarbeiten im Hinter- land -er Front, zum Wiederaufbau der Straßen und Eisen bahnlinien werden sie herangezogen. Viele von ihnen haben die ungewohnte Arbeit bei der mangelhaften Ernährung nicht durchstehen können und sind vor Erschöpfung gestorben. Ändere fallen den Seuchen, die in den Lagern der Deportierten auf Grund der völlig unzureichenden sanitären Verhältnisse wüten, zum Opfer. Ter Gewalt, Masienverschleppung, Hungersnot und Genieksö kennzeichnen auch heute das Bild hinter der Sowjctsront. Kurze Geschichte Japans. Do» Dr. Pai General Hiroshi Oshima, der japanische Botschafter in Berlin, bat kürzlich erklärt, daß dieser Krieg für alle Völker Großostasieng „ein gerechter Krieg der Notwehr" gegen Vie angloamerikanischen Mächte ist, und daß das japanische Volk „eingedenk der Opfertaten seiner in die Ahnenreihe einge gangenen Kämpfer^ nicht nachlassen wird, gemeinsam mit Deutschland weiterzukämpfen, bis die im Dreierpakt beschwo- renen Ideale verwirklicht sind. In jenem Pakt, auf den der Botschafter sich berief, han delte es sich um das Recht auf nationalen Lebensraum und um die Absage an den internationalen Kommunismus. Die tausendjährige Geschichte Japans mündet in diese beiden gro- ßen Probleme: den zu eng gewordenen Lebensraum zu er weitern und einen Echutzwall gegen die Drohung der kommu nistischen Weltrevolution aufzurichten. Darauf richten sich der Wille und die Kraft des japanischen Volkes. Sie sind, mate riell wie geistig verstanden, erzeugt von der japanischen Ge schichte, darum' lohnt es, einen Blick auf diese zu werfen. Japan ist eine mitbestimmende Macht der Weltpolitik, und wer die Bekanntschaft mit der japanischen Geschichte umgehen will, wird stets Gefahr laufen, falsch zu urteilen. Wir befinden uns in Japan mit der nationalen Psycho logie auf ebenso vulkanischem Boden wie mit der Geologie. Die plötzlich ausbrechende Leidenschaftlichkeit, derer der Ja paner fähig ist, könnte die Vermutung rechtfertigen, daß eine malayische Einwanderung zur Bildung des Volkstums auf den japanischen Inseln beigetragen hat. Es ist auch ein Zeichen des Volkscharakters ,daß der erste in der Reihe der Herrscher Japan» mit dem geweihten Namen,, den er nach sei nem'Tode erhielt, Iimmu Tenno, d. h. „Kriegsgeist", genannt wird. Die japanische Geschichtsschreibung beginnt nach unserer Zeitrechnung im 7. Jahrhundert v. u. Zr. Tatsächlich liegen die Anfänge Japans nicht im 7., sondern im l. Jahrhundert vor Beginn unserer Zeitrechnung. Die ersten Kulturelemente, darunter die Schrift und der Buddhismus, kamen aus China. Damals waren der südliche und der westliche Teil der Haupt- tnsel Hondo» das Machtgebiet, daß die japanischen Tennos l Rohrbach. beherrschten. Im 7. Jahrhundert n. u. Zr., in der sogenann ten Taikwa-Periode, wurde der chinesische Einfluß auch auf staatlichem Gebiet dadurch deutlich, daß die Hof- und/ Staats- ordnung der damals in China regierenden Tangdynastie auch in Japan eingeführt wurde. Sie gab dem Tenno — in Europa ist dafür der Kaisername gebräuchlich — eine große Machtvollkommenheit, und noch 1200 Jahre später, als in folge der Berührung mit Europa die Verfassung Japans von Grund auf neugeordnet wurde, ist auf diese Taikwa-Einrich- tung zurückgegriffen worden. Dag älteste Japan besaß eine Verfassung nach Geschlech- tern, Häuptlingschaften. Diese sind aber am Ende des 12. Jahrhunderts verschwunden und durch ein Feudalwesen er- seht. Mit der Aufrichtung des Feudalismus erscheint ver bunden die eigentümlich japanische staatliche Einrichtung des Schogunats. Der Schogun, ursprünglich der oberste Kron feldherr, blieb formal stets unter der Herrschaft des Kaisers, in Wirklichkeit beschrankte er jenen auf seine geistliche Würde und war an seiner Statt Regent des Landes. Die Feudalzeit Japans, die ungefähr zur Zeit des europäischen hohen Mittel- alters einsetzte, ist grundlegend für das Verständnis der japa nischen Geschichte und des japanischen Geistes. Das Ansehen der Schogune reichte selten aus, den Landfrieden zwischen den Daimios, den großen Vasallen, zu wahren, und Jahrhunderte lang galt in Japan das Dort: Jedermanns Hand war gegen jedermann! In den Kämpfen der Daimios untereinander hatte sich außer dem hohen auch ein niederer Schwertadel entwickelt, die Sa- murai», die dem Ritterstande de» Abendlandes entsprachen. In dem bedingungslosen Treueverhältnis zwischen Lehnsherr und Samurai bildete sich ein bestimmender Zug des japa- nischen Lebens aus. Der Samurai besaß, gleich dem Hoben Adel, das Vorrecht des Seppuku oder Harakiri, d. h. des rituellen Vollzugs des Todes durch eigene Hand, wenn kein anderer Ausweg übrig blieb, um sich Genugtuung wegen ge- kränkter Ehre oder einen stolzen Abgang aus dem Leben zu verschaffen. Vom 12. bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts stand die japanische Feudalzeit auf ihrer Höhe. Das gewöhnlich« Volk, Kaufleute, Handwerker und Bauern, zusammengefaßt unter dem Namen der Heimin, d. h. der Flächenmenschen, weil kein Haupt über das andere hervorragte, führte sein Leben außer halb der Welt aristokratisch-kriegerischer Sitten, die im un geschriebenen Kodex des Buschido, d. h. „Weg des Ritters" enthalten waren. Diese Verhältnisse der Feudalzeit wirken charakterbildend noch stark bis in die Gegenwart hinein. Am Anfang des 17. Jahrhunderts erkämpfte sich für mehr als 250 Jahre die Familie der Tokugawa das Schogu- nat. Kurz vorher waren Portugiesen und Spanier an den Küsten Japans erschienen und wurden zunächst auch zum Han del zugelassen. Auch das Christentum faßte Fuß. Ein gefähr licher Aufruhr, der den Christen zugeschrieben wurde, führte aber schon gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts zur völligen Abschließung Japans gegen die Fremden. Nur die Holländer durften anfangs zwei, später nur noch ein einziges Sckiff im Jahr nach Japan schicken. Die Tokugawas residierten in Beodo, dem heutigen Tokio, der Tenno wurde in seinem Schloß in Kioto von der Welt getrennt gehalten. Er genoß die höchste Verehrung als Träger des obersten Priestertums, aber jede wirkliche Gewalt war ihm entzogen. Zunehmend« Schwäche und Willkür der Schogunatsregie- rung führten schließlich zu einer weit verbreiteten inneren Gärung und Zurückbesinnung auf die ursprüngliche Idee des Kaisertums. Der durch Kriegsschiffe unterstützten Forderung der Vereinigten Staaten nach Oeffnung des Landes für den Fremdhandel mußte 1854 nachgegeben werden, und wenige Jahre später war in der dadurch entstandenen Erregung dem Schogunat so weit der Boden entzogen, daß der junge Kaiser Mutsuhito, mit seinem Amtsnamen Meji genannt, die Regie- rungsgewalt in seine Hände nehmen und die große Reform- zeit mit ihren glänzenden Erfolgen für Japan heraufführen konnte. Von nun an begann ein immer schnelleres Wachstum der Volkszahl in Japan, dessen eigentümlichen Ursachen nnchzu- gehen hier zu weit führen würde. Zu Beginn der Reform zeit zählte Ältiapan etwa 80 Millionen Einwohner, heute, nach weniger als drei Menschenaltern, sind es auf demselben Raum 70 Millionen. Schon in dieser Zahl liegt ein Haupt schlüssel für die von General Oshima bezeugte Willcnscncrgie, den „Krieg der Notwehr" bis zu Ende hurchzufllhren.
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