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Erzgebirgischer Volksfreund : 11.12.1944
- Erscheinungsdatum
- 1944-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-194412111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19441211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19441211
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1944
-
Monat
1944-12
- Tag 1944-12-11
-
Monat
1944-12
-
Jahr
1944
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 11.12.1944
- Autor
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^Deutsch» Säuerlichkeit". Der gestrig« Abrnd der volksbildungsstätt« Au« führte un« in Dichtung und Musik an di« deutsch« Innerlichkeit. Nach der Begrüßung durch L«hr«r Micher sprach MaraDittrich au« Dresden Dichterwort«. E» war wohl k«in«r unter den Anwesenden, den st« nicht in d«n Vann ihrer ruhigen Stimm« gezogen hatte, vor allem da sie die Dichtung in Sprach« und Gebärd« lebte. Wir mögen heute manchmal denken, es hab« nicht« mehr Bestand, und doch steigt au- dem Lod da» Leben, wird Freiheit im Kamps geboren. Man möchte den Glauben an di« Wahrheit de« Guten und Edlen manchmal verlieren, w«nn man ringsum nur unermeßliches Leid fleht und erlebt. Doch die Quell« der Kraft, all das zu ertragen, entspringt tief in unseren Herzen, rein und ungetnibt. In ihr liegt als kostbarer Kern di« Inner lichkeit/ die von unserem gehetzten, leiderfüllten Leben wohl bei seite geschoben, aber nicht erdrückt werden kann. -- Da» Hölderlin-wort „Was lebt, ist unvertilgbar" stand über Karla Höckers „Abschied von einem Raum". Alle«, was in Jahren liebevoll zusammengetragen worden war, vernichteten wenige Sekunden. Doch nicht die Gegenständ«, sondern der Geist, aus dem sie geboren wurden, ist das Höhere, und «r kann nicht ver nichtet werden, solang« die Ehrfurcht vor ihm noch lebt. In den wenigen besinnlichen Stunden, die uns vergönnt sind, fließt uns aus der Innerlichkeit Kraft zu, vor allem au» ihrer sichtbarsten Schöpfung, der Kunst. Wett ausgreifend und doch geborgen klingt es in Eichendorffs „Mondnacht" „. . . und mein« Seele spannte weit ihr« Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus". Wie einsam und doch als mit- wirkendes Glied im großen Leben der Schöpfung fühlt sich der Mensch, wenn er mit Hans Thoma beim Anblick der „Sternen pracht" teil hat „am schauenden Auge Gottes, am ewig schaf fenden". Der Künstler kann von der überströmenden Kraft seiner Innerlichkeit anderen mitteilen, doch muß er darum schwer mit sich und seinem Genius ringen. Wenn Wilh. Schäfer uns in seinen „Dreizehn Büchern der deutschen Seele" erzählt, wie Beethoven, dessen hartes Schicksal den gefeierten Musiker in die einsame Stille der Taubheit führte, in titanenhaftem Kackpf mit den Göttern die Melodien, die in ihm brauüen. niederschrieb und die letzte seiner neun Symphonien mit dem jubelnden Gesang an die Freud« krönte, — oder wenn Adalbert Stifters „Brigitta", deren einsame», verkanntes Herz, als e« sich endlich ausgetan und vertraut hatte, bitter enttäuscht wurde, doch ihren engen Stolz überwand und verzeihend sich und den geliebten Mann über das Menschlich« hinaushob, -- dann spüren wir, daß di« Kraft der Innerlichkeit alles überwinden kann. Marie von Witzleben vertiefte die Worte mit Werken von Schubert, Beethoven und Brahms. Den Künstlerinnen sei Herz- lich für den unvergeßlichen Abend gedankt. —n. Der raqe»«pr«ch Treue, Gehorsam, Opferwilligkett, Bescheidenheit sind Tugenden, di« nicht nur vom Geführten, sondern noch mehr von den Führern zu erwarten sind. Adolf Hitler. * Generalleutnant Dlttmar sprach in der Verwaltungs- akademle Dresden vor führenden Vertretern von Partei und Wehrmacht, unter ihnen mehrere in diesem Kriege besonder» hervorgetretene Generalobersten, zur militärischen und poli tischen Lage. Der Redner, jedem Deutschen bekannt durch seine militärischen Lageberichte im Rundfunk, die auch im Auslande starke Beachtung finden, befaßte sich mit den brennenden politschen und militärischen Fragen, die zur Zeit im Vordergründe des Interesses nicht nur bei uns, sondern auch beim Gegner stehen. Nach einleitenden allgemeinen Be merkungen über Zweck und Ziel einer guten Propaganda, die immer getragen sein muß von innerer Wahrhaftigkeit, gab der Vortragende zunächst einen kurzen Ueberblick über die Ent wicklung der militärischen Ereignisse seit Beginn des Krieges. Dann zeigte er nach einer Darstellung unserer derzeitigen Lage all die positiven Momente auf, die trotz der Rückschlag« der letzten Feit uns die feste Gewißheit geben, daß wir di« Lage meistern werden. Hierbei gab Generalleutnant Dittmar sehr aufschlußreiche Einblicke in die Haltung und Stimmung im Lager unserer Feinde und wies abschließend auf die großen Kraftreserven hin, die noch im deutschen Volke vorhanden sind und schon jetzt angesichts der zunehmenden Härte der deutschen Abwehr beim Gegner die größte Ueberraschung ausgelöst haben. * gar Ausbildung der Rachrichtenmädel de» BDM., die für den Nachrichtenapparat im Wehrmachthelferinnenkorp« bestimmt find, wurden DehrertÜchtigungslager de, BDM. eingerichtet, in denen di« Mädel in mehrwöchigen Kursen die Grunbkenntntsse im Fernschreiben, Fernsprechen und Funken erwerben. Di« Ausbildung wird dann im Nachrichtenwesen von Wehrmacht ober Partei durch Wiederholung gefestigt. * Jeder Umauartierte, Abgewanderte oder NÜckaefÜhrte muß sich binnen drei Tagen polizeilich anmelden. Das gilt aüch beim Beziehen einer anderen Wohnung in der gleichen Gemeinde. Die Beibehaltung bzw. Zerstörung der bisherigen Wohnung muß, und zwar auch bei Wohnungswechsel inner- halb der gleichen Gemeinde, bei der Anmeldung angegeben werben. Die Meldebehörde unterrichtet die Arbeitseinsatz. Behörden und die Lrnährungsämter. Die „Zentralauskunft«, stelle für Rückgeführte" in Berlin vermittelt die Anschriften von Volksgenossen, die infolge Räumung oder Umquartierung ihren Wohnsitz wechselten, auf Grund der Meldungen der poli zeilichen Meldebehörden. * Telegramm« und Brieftelegramm« an rückgeführte Empfänger, deren neue Anschriften bekannt sind, werden ohne Berechnung der Nachsendungsgebühren telegraphisch nachge sandt. Wenn die neuen Anschriften nicht bekannt sind, wer- den die Telegramme der zuständigen Bezirksnachsendungsstelle zugeleitet. Falls dort Anträge auf telegravhische Nachsendun- gen eingehen, werden die Telegramme u. U. nach Feststellung der neuen Anschriften — telegraphisch, sonst durch Briefpost nachgesandt. Telegramme mit Kurzanschriftcn werden nur naqgefandt — und zwar im allgemeinen brieflich —, wenn vom Inhaber der Kurzanschrift ein entsprechender Antrag gestellt worden ist, der die volle Angabe der neuen Anschrift enthält. * Verkauf einzelner Spinnstoffwaren. Beim Aufruf von 1V Punkten der Vierten Neickskleiderkarte Anfang Juli d. I. wurden die Verbraucher aufgefordert, die Punkte nicht vor schnell zu verbrauchen, da die Freigabe einer Reihe von Ar tikeln — insbesondere von Strümpfen —, die auf die ge sperrte Karte nicht gekauft werden konnten, noch in diesem Jahre in Aussicht genommen sei. Diese Freigabe ist nunmehr erfolgt. Es werden wahlweise zum Kauf gestellt: Für Männer: 1 Paar Socken (Strümpfe) oder 1 Paar Hosen träger (Sockenhalter) oder 1 Schal oder 1 Paar Handschuhe au» Spinnstoffen oder 3 Taschentücher. Für Frauen: ein Paar Strümpfe oder 1 Schlüpfer oder 1 Paar Handschuhe aus Spinnstoffen oder 1 Schal oder 1 Büstenhalter oder 3 Taschen- tücher. Von der Freigabe sind die Vierten Neichskleiderkarten derjenigen Burschen und Maiden ausgeschlossen, di« «tue Fünfte Kleiderkarte erhalten haben. Beim Einkauf ist außer den vorgeschriebenen Punkten auch der Sonderabschnitt » ab zutrennen. Es können nicht nur die zum 1. 8. aufgerufenen 10 Punkte, sondern alle fällig gewordenen Punkte verwendet werden. * Rundfunk am Dienstag. 7.30—7.46: Rechtsfragen des Alltags. 16—16: Unterhaltungskonzert mit Orchestern und Solisten. 16—17: Buntes Spiel. 17.15—18.30: Kurzweil mit Hamburger Künstlern. 18.30—18.45: Wir raten mit Musik. 10—19.30: Der Zeitspiegel berichtet aus deutschen Gauen 19.30—19.46: Frontberichte. 20.16—21: Liedersen dung mit namhaften Solisten. 21—22: Joseph Haydn, ein Bild seines Lebens. DS.: 17.15—18.30: Die Sachs. Staats kapelle spielt Werke von Wolf, Schumann und Brahms. 20.15—21: Bühne im Rundfunk: „Der G'wissenswurm", Bauernkomödie von Anzengruber (Exlbühne). 21—22: Unter haltsame Musik. Schueeberg, 11. Dez. Auf dem fahnengeschmückten Markt- rlatz fand gestern die Nachvereidigung von über 500 Volks- turmmännern der Volkssturmbataillone 22/V und 27/VI tatt. Hierzu waren die beiden Bataillone in Stärke von über 1200 Mann aufmarschiert. Ortsgruppenleiter Henze sprach zu den Männern von den Gefahren, die dem Reiche drohen. Aus ihnen erwächst dem deutschen Volkssturm die Pflicht, das Vaterland bis zum letzten Atemzug zu verteidigen. Hstf. Engler nahm dann die Vereidigung vor. Ein aus Angehori- gen der Bataillone zusammengesetzter Musikzug umrahmte den feierlichen Akt, der mit Führergruß und Weiheliedern aus klang. Schwarzenberg, 11. Dez. Frau Wilhelmine Neuhold geb. Herrmeyer, Elterl. Str. 9, feiert heute ihren 92. Geburtstag. Der Hochbetagten unsere besten Wünsche. Schwarzenberg, -11. Dez. Beim Sparverein wurden gestern 132 000 RM. ausgezahlt. Trotz mancherlei Behin- derung bei den Kassierern ist die Sparsumme noch gestiegen. Schwarzenberg, 11. Dez. Wegen verbotenen Umgangs mit Kriegsgefangenen bestrafte das Zwickauer Amtsgericht die Einwohnerin I. G. mit vier Monaten Gefängnis bei sofor tiger Strafvollstreckung. Sie hatte an ihrer Arbeitsstelle einen owjetischen Kriegsgefangenen kennengelernt, sich häufig mit hm unterhalten, thn später in Grünhain besucht und ihm da bet Zigaretten und Aepfel geschenkt. Schenkt Arsuds. Da» Feldpostpäckch«» für -«» Soldat«» ist längst gepackt und abg«schkckt. Ein paar selbstgvbacken« Plätzchen, einige ab- gesparte Zigaretten, ein paar Kleinigkeiten, die sich der Soldat wünschte, das war meist der Inhalt. Wir brauchten uns keine Gedanken darüber zu machen, womit wir unserem Soldaten ein« kleine Weihnachtsfreude bereiten könnten — wir wußten es. Doch auch in der Heimat haben wir liebe Menschen, die wir zu Weihnachten stet» mit einer kleinen Gab» erfreuten. Und hier müssen wir schon etwas mehr überlegen, viele Mensch«» schenken heute gar nicht mehr. ,Hn dieser ernsten Zeit . . und „. . . was soll man sich denn schenken?" — „Es gibt doch nicht« zu kaufen. . ." sagen sie. Sie versteh«n es nicht mehr, sich und anderen eine kleine Freud« zu bereiten und selbst in der ernstesten und finstersten Stunde zu versuchen, Licht und Wärme zu verbreiten. Wir sollten wirklich nicht ganz auf das Schenken verzichten und mit leeren Händen vor dem Weih- nachtstisch stehen. Gewiß hat dann d«r andere sich gerade ein« ganz besonders hübsch« Ueberraschung für uns ausgedacht und wir stehen beschämt vor ihm. Es kommt ja gar nicht darauf an, daß wir großartige G«- schenke machen. Dao ist heute sowieso nicht möglich. Wir wollen un« auch davor hüten, irgendeinen Gegenstand zu kaufen, der zwar teuer, aber nutzlos und vielleicht sogar geschmacklos ist. Besinnen wir un» lieber auf unser« eigenen Fähigkeiten und verwenden wir die Zeit, die wir zum Suchen eines kaufbaren Geschenke» vergeuden, auf «ine selbstgeferttgte Kleinigkeit. Nicht Materialaufwand und Zahl der Arbeitsstunden bestimmen den Wert einer Gabe, sondern allein die Form, in der st« darge- bracht wirb. Man erkennt die Lieb« und Herzlichkeit, mit der etwas gegeben wird, oft aus den unscheinbarsten Dingen. Immer "ist das „Wie" ausschlaggebend, das „Was" steht erst an zweiter Stelle. Gebt ein paar gebackene Süßigkeiten nicht in einer häßlichen Tüte, sondern bullt sie in eine Papierserviette, bindet sie oben mit einem Bändchen zu und steckt ein Tannen zweigle n hinein! Beklebt ein altes PappkSstchen, das ein« Kleinigkeit birgt, mit ein wenig Buntpapier oder hängt ein selbstge chriebenes und bemaltes Kärtchen an das Päckchen, das diesmal auf die Verpackung in Weihnachtspapier verzichten mußl Es gibt so viel« Möglichkeiten, der Weihnachtsgab«, und wenn sie noch so klein und alltäglich ist, ein« persönliche Note anfzuprägen. Andere erfreuen ist die schönste Freude, um die wir uns nicht bringen wollen. Hilft st« uns doch, die schwere Zeit leichter zu ertragen und gibt un» neu« Kraft. «Hl 1-^A Beierfeld, 11. Dez. Dem Leutnant Helmut Scheffler, Idaheim 12 b, wurde tm Osten da» EK. 1 verliehen. Bernsbach, 11. Dez. Der Wa.-Uffz. und Feuerwerker Hansheinrich Tauscher erhielt da» EK. 2. « * * Frankenberg. Eine 82 Jahre alte Witwe wurde in ihrer Wohnung gasvergiftet aufgefunden. Nach polizeilicher Ermittlung liegt ein Unglücksfall vor. " Auerbach. In Limbach spielte ein Sechzehnjähriger in der elterlichen Wohnung mit einer Pistole. Ein Schuß löste fick und traf einen zu Besuch weilenden 24 Jahre alten Mann tödlich in den Leib. " Siegmar-Schönau. Ein dreijähriges Kind fiel in die mit heißem Wasser gefüllte Wanne, während die Mutter da» Bad zurecht machte. Es verbrühte sich tödlich. — Immer wie- der wird darauf hingewiesen, daß zuerst da» kalte, dann da« heiße Wasser einaegossen werden sollte. Dann können solche Unfälle, die soviel Leid über die Familien bringen, nicht vor kommen. " Dresden. Der aus Thiemendorf stammende Bildhauer Professor Selmar Werner vollendet am 12. Dezember sein 80. Lebensjahr. Eines seiner Hauptwerke ist das Schillerdenk mal in Dresden-Neustadt. Nach dem ersten Weltkrieg schuf der Künstler eine Reihe von Ehrenmalen. Auch als Bildnis- plastiker trat er hervor. ** Königsbrück. In Laußnitz lief ein Junge in ein Auto hinein. Er wurde überfahren und erlitt tödliche Ver letzungen. lretiez -aus K/eA — Durch die Ueberschwemmunge« der Seine und Oise gingen nach Reuter Lebensmittel in solchem Umfang verloren, daß Paris drei Wochen davon hätte leben können. — Eine „alliierte" Falschmünzerbande wurde in Paris durch die französische Polizei dingfest gemacht. Die Bande hat gefälschte 500-Frank-Noten im Werte von 40 Millionen Franken in Umlauf gebracht. — Eine« „Roman über Petiot" will der Jude Henry Roth- child in Paris, al» Verfasser schmutziger Romane berüchtigt, chretben. Petiot soll ihm bi« Unterlagen dafür zur Der- ügung stellen. Der Kampf gegen die Seuche«. Wer wundert sich heute noch, daß die schlimmsten Seuchen an der Front siegreich bekämpft werden und die Heimat von ihnen verschont geblieben ist? Und doch ist der Weltkrieg 1914 —1918 der erste Krieg gewesen, in dem die Zahl der durch Fetttdeinwirkung Gefallenen die der Seuchenopfer überragte. Bekannt sind die hohen Verluste der großen Arme« Napoleons I. im Feldzug 1811/12 an Fleckfieber. Die in der preußischen Armee ausqebrochene Cholera zwang Bismarck 1866 zum schnellen und für Oesterreich noch recht glimpflichen Frisdens- schluß. Der Kamps mit den Seuchen, der in jedem Kriege ausgetragen wird, ist mit kriegsentschetdend. Dieser Kamps der Menschen ist uralt. Er wird schon vom primitiven Menschen instinktmäßig mit Heilzauber geführt und ist durch Debet» und Zeremonien der Priesterarzte der alten Kulturen im Nil- und Zweistromland gekennzeichnet. In den verschiedensten Gestal ten treten uns die krankmachcnden Dämonen und Gottheiten entgegen: frühzeitig wurden dabei Beziehungen geahnt, Zu- sammenhänge angedeutet und dargestellt, di« erst Jahrtausende später wissenschaftlich begründet wurden. Di« iranisch« Hexe Nasar tritt in Fliegengestult auf und ist un» al» Dämon von rühr- oder typhusorttgen Seuchen überliefert, Krankheiten, bei denen bekanntlich der Fliege als Krankheitsüberträger eine be sonders unheilvolle Rolle zukommt. Herodot schildert ein Relief am Standbild Sethos, Mäuse darstellend, die die Köcher der Feinde durchnagen. Ueber dem Standbild de» Seuchenaotte» der Philister war ein« Ratte eingemeißelt, die di« damal« im Nahen Osten weit verbreitete Pest übertrug. Der Kampf gegen die Seuchen trug anfänglich reinen Der- teidlgungscharakter: die Befallenen wurden abgesondert oft auch unbarmherzig aus der Gemeinschaft ausaestoßen. Man denke nur an di« Aussätzigen. Ihr« Zahl ist in Europa jetzt verschwindenid gering. Ebenso ist die Pest, der „schwarze Tod", der nochin der zweiten Hälft« des 14. Jahrhundert« ein Viertel (--- 25 Millionen) der europäischen Bevölkerung dahinraffte, durch Einführung der Quarantäne, der vierzigtSgigen Abson- derung, und anderer Maßnahmen, wie z. D. der Nattenbekämp- fung, au» Europa verbannt. Der eigentliche Kampf begann aber erst, als der Mensch selbst zum Angriff überging. An erster Stell« galt es, den Feind zu erkennen, ihn einzudämmen und schließlich ihm die Möglich, reit einer Ausbreitung zu entziehen. Die Zahl der Forscher, die sich unvergänglichen Ruhm durch Entdeckung der Krankheits- erreger erwarben, ist groß, ein edler Wettstreit zum Wohle der Menschheit setzte überall ein, die deutsche Wissenschaft stand an führender Stelle. Die Entdeckung der Krankheitskeim« war jedoch nur der erste Schritt auf dem wetten Wege der Seuchen, vekämpfung; nun erst galt es, den Wegen und Umwegen nach, zuspüren, auf denen ein Erreger »um Mensch«» gelangt. Die Erforscher der Kleinlebewesen und ihrer Wirtstiere haben in jahrzehntelanger mühevoller Arbeit, oft unter den primtt osten Verhältnissen in verseuchten tropischen Gegenden d«n Wissens- schätz erarbeitet, der heute jedem Medizinstudenten geläuf g ist. Wie viele Forscher haben dabei ihr Leben aufs Spiel gesetzt und auch verloren, nicht nur durch natürliche Ansteckung, sondern auch durch Versuche am eigenen Körper. Sobald die Krankheit erkannt ist, setzt nun der Kampf ein: einerseits die Behandlung und Heilung der Kranken und ander- seit» di« Entseuchung de» Krankheitsraum«, im weitesten Sinne. Zur Bewältigung dieser gesamten Arbeit ist die Mit- hilf« d«r Geographen, Klimatologen, Physiker, Ehemiker, Zoo logen, Botaniker und verschiedener verwandter biologischer Wissenszweig« nötig. Und die Arbeit kann nickt an staatlichen Grenzen haltmachen, soll sie von Erfolg gekrönt sein. Gilt es doch, die Grenzen des Raumes abzustecken, in dem «ine Krank- h«ir heimisch ist. Au» viel«» Sonderkarten «ntsteht schließlich der Deuchenatla«, der bi« ganz« Mit umfaßt. M« kri«g»rvichttg di« Kenntnis dieser medizinisch-geographischen Karten ist, hat gerade der Ostfeldzug gezeigt, der uns in Gegenden hinein führte, wo noch verschiedene Seuchen heimisch sind, die bei uns längst entweder ausgerottet oder doch so stark eingedämmt sind, daß sie keine Gefahr mehr bilden. Unsere wissenschaftlich« Kenntnis hat sich durch bi« neuen Erfahrungen bedeutend er weitert. Je mehr sich jedoch unsere Erkenntnis weitet, desto mehr neue Fragen tauchen auf, oft wird die richtige Antwort erst auf verschlungenen Wegen nach jahrzehntelangem For schen gefunden. Das Wesen einiger sehr verbreiteter Krank heiten, z. B. des Krebses, ist auch heute trotz unendlicher Be mühungen unzähliger Forscher in der ganzen Welt noch nicht enträtselt. Aber auch hier können wir durch frühzeitiges Er kennen des Feindes erfolgreich eingreifen. Einen ähnlichen Weg verfolgen wir einer anderen Volksseuche, der Tuberkulose, gegenüber: wenn wir auch ihren Erreger durch Robert Koch kennen, so stößt doch die Heilung vorgeschrittener Fälle oft auf unüberwindliche Schwierigkeiten. Daher auch hier das De- streben, die Kranken zeitig in Behandlung zu bekommen. Die Vorbeugungsmaßnahmen des Reiche«, z. B. die Reihenunter suchungen, gelten nicht so sehr der Einzelperson als dem Volks ganzen, wobei auch die in den letzten Jahrzehnten gesammelten Erfahrungen der Erbbiologie praktisch angewandt werden. Und rückstrahlend kommen dann dte aufs Ganze bezogenen Maß- nahmen wieder dem Einzelnen zugute. Die geistigen Waffen für den nie ruhenden Kampf mit den Seuchen zu schmieden, bleibt auch weiterhin die vornehmste Aufgabe d«r ärztlichen Kunst und Wissenschaft. Prof. Dr. M. B. D » e Ruf der Gt » « der «shemachtshelferia. Ara»e« und meldet euch Lei Lea vet»Us«P»s» de» «GLW-
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