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«r.4Z UrüerhaUv»g»-Btiiagr Hoheufteiu-Emstthaler Tageblatt Arrrtsblcrtt Lrsoh«inl «oSoh«rrtlieh »trrrn«,! — Dr««k »»» Meri«- »«» Z, Nub >kacki -r- HrNL v»venst?u^Un,st»h«t Die Gtücksucher Koman aus der vorkrieaszeii von Heinrich Lee. MachdiuS Der Matz vor der Eingangshalle zum Kasino dut da- ; gewohnte glänzende Bild. Zwar war die Saison schon : ziemlich vorgeschritten, aber von einem Abschwellen d«8 , Tremdenoerkehrs war nichts zu spüren. Im Gegenteil — » ttr den Hotels war kaum ein Platz zu bekommen. 8s war am ipätrn Nachmittag, eine Stunde vor dem allgemeinen Madl, also um die Zeit, wo der Verlebe ir- und vor Leni Kasino seinen Höhepunkt erreich!. Boni Cafs de Lausanne der, das dem Kasino gegenüber liegt 's und besten lustige Galerien von einer dichten, eleganten Menge wimmelten, drangen die munteren Weisen der i MufÄapelle über den von blendenden Toiletten, in kurzem Trab dahinrollenden Equipagen und vorbeirasenden Anto- ' mobilen funkelnden Platz: auf die herrlichen Garten- > anlagen, die in Märchenhafter Pracht erschimmernden j Blumenbeete und die hochragenden Bäume lachte der unbewölkte, türkisblaue Frühlingshimmel herab, und auf der weissen, breiten Marmortrepve, die durch die hohe l Glastür in das Vestibül des Kamios führte, Lessen i Inneres trotz der nock Hellen Tagesbeleucktung fetzr bereits : in elektrischem Licht erstrahlte, wogte unablässig di? Kette ' Lerer, die in dem siradlenden Portal verschwände'! oder es eben verliehen, wahrend am Fust der Treppe sich > die Wagen stauten, die ihre Insassen hier entluden oder solche aufnahruen, und dann mit Geschwindigkeit wieder ; verschwanden. Unter der bunten/ heiteren Menge, tue vor dem büb'chen, leicht gebauten Eafi Hause an kleinen runden Tischen saß, uni hier eine Erfrischung einzunetnuen und > dabei das interessante Treiben zu beobachten, bemerkte man auch vier Damen. Die nicht gerade sehr lebhafte Unterhaltung wurde in deutscher spräche geführt. Eine i von ihnen, die jüngste, lenkte die Aufmerksamkeit der : vorbeiwandeinden Herrenwelt durch ihre blonde Anmut aut sich. Da die Damen aber offenbar der guten Gesell schaft angebörten, io schenkte ne den ihr geltenden wohl gefälligen Blicken keine weitere Beachtung, llm 10 mehr stach gegen sie rkr Gegenüber ab. Es mar oies eine Dame von schon höheren Semestern mit einem wohl genährten, sehr energischen Gesicht, dem auch der ärgste Schmeichler nicht nachsagen konnte, daß es etwas Apbroditenhastes an sich hatte. Ihre Kleidung war bei wertem eher bequem als elegant zu nennen, und in ibren Händen hielt ne, was heutigen Tages und angesichts dieser Umgebung vielleicht unglaublich klingen mag, einen Strick- strumpf. Auch die Art ihrer Rede entsprach ihrer nutzeren Erscheinung. Sie klang mehr derb als zart, mehr laut als leite, ja selbst an gewissen Anklängen des Berliner Dialekts fehlte es darin nicht. Kein Wunder, datz ihr Gegenüber eine sehr vornehme steif und gemessen aus sehende, übrigens gleichfalls ältere Dame, die neben der blonden Schönheit fast und die, der unverkennbaren Ähnlichkeit nach zu schließen, wohl deren Mutter war, zuweilen, während des Zubörcns schmerzhaft zuiammen- zuckte, die ichmalen, blauen Lippen verzog und scheue Blicke um sich warf, die stumme Frage verratend, ob Mali sich mit einer solchen Genossin — hier, wo man unter den feinsten Leuten satz — nicht geradezu öffentlich blotzstellte. »Wenn sie bloß einmal den Sirickstrumpf lassen möchten/ jagte die feine Danie jetzt mit einem srgebungs- vollen Seufzer, »sie stricke!, doch wie ums liebe Brot/ „Weil ich was in der Hand haben mutz, meine Liebe/ war Lie scharfe, energische Antwort, „weil ich nicht so dasttzkit kann. Wie ost wll ich Ihnen das erklären/ „Aber die Leute!' „Was kür Leute?' In diesem Augenblick aber wurde die Aufmerksamkeit der Sprecherin durch etwas anderes abgelenkt, „schon wieder so eine Benzinkarre!' rief ne in lauter Entrüstung aus, wobei ihre einpörtsn Blicke, iudem sie den Wollknäuel an sich heranritz, auf ein dicht vordeifmiTkches Automobil ge richtet waren. „Ob denn diese Bande nicht drüben auf der slratze iabren kann! Ob inan nirgends mehr sicher vor diesen, Menschen ist! Ob man sich denn überall den Gestank und den stanb in die Naie steigen lassen muß!' „Aber ich bitte Sie!' fiel mit Entsetzen ihr Gegen über ein. „Ich krag' jeden Cdristenmemchen, ob ich nickt reckt hab", mbr die erzürnte Fran ohne falsche sckam fort, während Las Töff-Töff in seiner wilden Jagd schon vor über war, „ob das eine Wirtschaft ist! Ob man sich das gefallen lassen muß. Ob so was in Berlin wohl möglich märe. Ob man da nicht gleich die Polizei hätte!' „Aber mein Gott', rang es sich flehend von den Lippen der anderen, „reden sie doch nicht immer von Berlin/ »Ich soll mir wohl noch den Mund verbieten lasten?' Von den umstehenden Tischen warf man bereits be lustigte Blicke auf die kleine Gesellschaft, und wer weiß, welche Spitze diese Unterhaltung noch erreicht hätte, wenn nicht die vierte Dame, die mit ani Tische satz und die . durch die ausgeprägte Bescheidenheit ihrer Erscheinung verriet, daß sie die Rangstellung einer Gesellschafterin ein- nabm, letzt eine unterwürfige Bemerkung dazwischen ge worfen hätte: „Aber gnädige Frau, baden gnädige Frau den Herrn ! denn nicht erkannt?' — „Was für einen Herrn?' »Der in dem Automobil saß?' j „Wenn ich Sie versteh'» soll, Wiesen, daun drücken j sie sich deutlicher aus/ „Es war doch der gnädigen Frau Ihr Neffe?' — - „Wer?' — „Der^Herr Baron/ „Herr von Spessart?' fuhr gleichzeitig die andere ; ältere Dame, Frau verwitwete Geheimrat Oberdörfser, auf, denn sie hatte von dem Insassen des Autos nur die Rückseite zu Gefickt bekommen. In Ehrern Ausruf verriet fick e:n gewisfer Schreck, und halb geängstigt fiel ihr Blick auf die anmutige Mädckengeslalt an ihrer Seite, die während der ganzen Unterhaltung mit ziemlich gleich gültigen: und müdem Ausdruck dagesesfen hatte und nur auf die Musik gelauscht zu haben schien. Das Tüchtige Erröten aber, das jetzt ihre Wangen färbte, bewies zxm ! <2* !