Volltext Seite (XML)
Rr. 142. Pils.ritz;; — Siita'itid -dr-r 26 November 1921. Seit? 8. ändern, »aß die Bcßördrn selSst d«» Porto decken, wenigsten» für Smdunzrn, die im Jnterrsse dc» Dienstbetriebe» der Behörde »rrsgndt werden. Ber Hansa Bu»d hat in diesem Sinne eine Eingabe an da» Netchrpostmtnisteriu» gefertigt. — (Wetterbericht vom 24 November.) Da» Minimum de» hohen Druck» hat sich heute nach Polen verlagert und veranlaßt östlich der Elbe überall aufheiterndtS, trockene» Wetter mit runehmmdem Frost, der sich in der Nähe de» N x mum» bi» auf 18 «O steigert. Zunächst ist noch Fortdauer wahrscheinlich, da die Tiefdruckgebiet« noch ohne Einsatz bleiben, später ist wolkige», mildere» Wetter zu erwarten. — (OeffsntlicheLebensversicherungs- an st alt der Sparkassen im Freistaat Sachsen.) Am 7. November fand in Dresden unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Dr. Eberle im Beisein der Staatsvertreter Geheimräte Dr. Wimmer- und Dr. Vesser eine VorstandLsitznng der öffentlichen Lebensversicherungsanstalt der Sparkassen im Frei« staat Sachsen statt. Aus der Tagesordnung sind für die Allgemeinheit folgende Punkte von Anteresss: 1. Es wurden die Beitrittserklärungen genehmigt der Sparkassen Bockau (Bezirk Zwickau), Fördergers dorf, Großrückerswalde, Hainewalde, Höckendorf, Kir schau, Markranstädt, Mittweida, Pretzschendorf, Ra schau, Reinhardtsgrimma, Steinpleis, Taura, Wechsel burg und der Girokassen Beiersdorf (Oberlausitz) und Saupersdorf und Kenntnis genommen, daß die Spar kassen der Stadt Leipzig und der Stadt Chemnitz geschäftliche Beziehungen zu der Anstalt ausgenommen haben. Es gehören nunmehr 246 Spar- und Eiro kassen der Anstalt als Mitglied an, während mit 83 weiteren Spar- und Girokassen Arbeitsgemeinschaft und zu zwei Sparkassen geschäftliche Beziehungen be stehen. 2 Es wird ein besonderer Kreditausschuß gewählt zur Prüfung der bet der Anstalt eingehen den Hqpothekengesuche 3 Es wird Kenntnis davon genommen, daß die Anstalt zur Zeit über einen Ver« sicherungsbestand an eingelösten Versicherungen in Höhs von rund 80 Millionen Mark verfügt. Da der Antragszugang fortdauernd sehr gut ist, kann damit gerechnet werden, daß dis Anstalt ihr erstes Geschäftsjahr mit einem Versicherungsdestand von rund 100 Millionen Mark abschließt und sicher in der Lage sein wird, die ganzen Einrichtungskosten ohne Inanspruchnahme ihres Einrichtungsvorschusses «us laufenden Einnahmen zu decken und darüber hinaus einen Betrag der Gewinnrücklage (Dividenden) für die Versicherten zu überweisen. — (Der Sturz In den Abgrund) Unter dieser Spitzmark« schreiben di« »Dr. Nachr.*: Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, steht d<» Keich»- ßnanMixisterium auf dem Standpunkte, daß die La ris« d«r Post und Eisenbahn noch erhöht wer-rn müssen, und zwar noch über den jetzt bereit» geplan ten Umfang (Lrhöhungkn der Eisenbahn zum 1. Februar 1SLS und der Pest nm d«S FünfzehnfaHr der Frie- denSsätze), weil die Riparation»kommissi«n derartige Verlangen gestellt hätte und ein wettere» Anziehen der Tariffchrauben wünscht, da sie die Tarife «och für niedrig hält. Die Negierung begünstigt damit da» Streb«» «ach wett«rrn Lohntrhöhungm und treibt den Markwert weiter auf den Nullpunkt. Nie R.'gterung «rklürt, die Tarif« auf da» Dreißigsache de» Frieden« preise» erhöhen zu müssen. Warenpreise und Gehälter werden also auf dieser Leiter kalgen. — (Die Höchstpreise für Kartoffeln ausgrh«btn.) Da» sächsisch« Wirtschastkministerium gibt in einer Verordnung »om 23 November bekannt, daß die Verordnung über dir Höchstpreis« für Kar toffeln wieder aufgehoben werde, daß aber dts Prei», notieruNgtkommtsfion bet» Landk»tulturrat ihre Tätig- trit ssrtsttzen würde. Da» WirtschaftSministerium spricht die Erwartung aus, daß sich die Erzeuger auch weiterhin an dir von der Kommission bekannt gege benen Preise halten merken. Für dies« Woche hat die PreirnotitrungSkommisston de» Landeskulturrate» eine «tue Pretrststsetzung nicht vorgenommen, sodaß der vorher notierte Preis vom 2. November von Dresden, Bautzen und Leipzig mit 48 — 66 Mark, Chemnitz (Bebtrgi) und Zwickau mit 48—L8 Mark in Grlwng »lelbt. Friedersdorf. (Dar Fest seine» 30jährig«n Bestehen») begeht am morgigen Sonntag der hiesig« Gkscmg»rr«in im Srsthof zur goldarn Nehr«. Durch di« KriegSj chre sehr gelttten, hat sich der Vertin unter der rastlosen und aufopferndkn Tätigest seine» rührigen Liedermeister», Herrn Lchrer Raschig, z« seiner heutigen Höh« «mporgrarbeitet, sodsß auch da» Jubelfest sich zu rinrr würdigen Feier gestalten wird. Zahlreiche aus- wärtigt Bmderverrine haben ihr Erschrinrn und ihre Mitwirkung zugesagt. Sieh« auch da» ditSbezügUch« Inserat in heutiger Nummer. Oberlichtenau. (Gemsinderatswahl.) In der am Sonntag ftottgefundenen Gemeinderalswah gewannen die bürgerlichen Vertreter einen Sitz. Das Verhältnis steht jetzt 4:4 (5:3). Großröhrsdorf. (Auszeichnung.) Wie uns aus zuverlässiger Quelle mitgeteilt wird, ist Herrn Fabrikbesitzer Ottokar Schurig hier und Herrn Fabrik besitzer Georg Gebler in Bretnig sür ihre treue Mit arbeit das schlesische Bewahrungs - Abzeichen, der „Schlesische Adlerorden r. Klasse am Bande" verliehen worden. Wir beglückwünschen die Genannten zu der ihnen gewordenen AMrichnunZ und ehrenvollen Anerkennung der von ihnen geleisteten vielfachen mühevollen Arbeit. Kamenz. lLswarni) wird vor zwei Zigeu nerinnen, welche sich als vertriebene Oberschlesierinnen ausgebrn, mit Klöppelspitzen hausieren, dabei wahr- agsn und dafür Geld erschwindeln Beim Auftreten wird um Festnahme ersucht, bezw. um Benachrichti gung der nächsten Gendarmeriesiatlon gebeten. Bischofswerda. (Anschaffung einer Auto m obi ls e u e r spr i tze.) Fünf hiesige Industrielle -oben zur Anschaffung einer Automobilfeuerspritze, deren Gesamtkoften sich auf 300000 Mork stellt, zu- ammen 100 SOO Mark gezeichnet. In einer Vrr- ammlung wurden weiters 30 OSO Mk. zu gesichert, odaß dir Beschaffung einer Spritze möglich sein wirs. Bautzen. (Bei einer Theater-Auf führung erschossen) Einen traurigen Aasgang nahm eine Theateraufführung in Obergurig. Der Theaterfriseur Brückner Bautzen spielte in einer Pauss mit einem Revolver. Dis Waffe entlud sich, und das Geschoß ging der 19 Jahrs alten Hertha Pöthiz durch Magen, Lrber und Nieren. Das Mädchen tarb an den schweren Verletzungen. - Bautzen. (Der Streik derTsXiilarbei- ter in Ostsachssn) greift nun auch auf unsere Stadt Bautzen über. Die Bautzener Tuchfabrik hat infolge der Differenzen ihrs Arbeiterschaft ausgesperrt und legt heute Sonnabend ihren Betrieb still. In Betracht kommen hier ungefähr 200 Arbeiter und Arbeiterinnen. In der hiesigen Mechanischen Weberei ist der Arbeiterschaft ordnungsmäßig gekündigt wor den. Diese Fabrik kommt erst am Sonnabend, den 3. Dezember nach Ablauf der Kündigungsfrist zum Stillstand, wenn bis dahin die Streiklage keine Aenderung erfahren hat. - .i K Dresden. (Dis Gründung einer Orts- gruppe) des „Verbandes naiionalgesinnisr Sol- baten" sand hier am 17. d. M statt. Die Bildung eines Landesverbandes ist in Aussicht genommen. Dis Ziele des Verbandes sind bekanntlich: Der Wie deraufbau eines machtvollen Deutschen Reiches mit Einschluß aller deutschen Stämme; ein einiges dsut sches Volk, das sich seiner deutschen Eigenarten be mußt ist; die Pflege deutschen Wesens und deutscher Eigenart als Grundlage des öffentlichen Lebens; Pflege der Kameradschaft und der Urberlisferungen; Wiederherstellung des Vertrauens zwischen Bevölke rung und Wehrmacht; Zusammenarbeiten mit gleich gesinnten Verbänden; der Verband hat sich dis wirt schaftliche Unterstützung der Mitglieder zur Aufgabe gestellt Ordentliche Mitglieder können werden: Ehe malige Angehörige des deutschen Heeres, her Marine und Schutztruppen, dec Freiwilligen und Zeüfcei- Willigenverbände, Einwohnerwehren und des deut schen Roten Kreuzes, sowie der technischen Nothilfe. Anmeldungen, bez. Anfragen sind zu richten an: Verband natwnalgrsinntsr Soldaien, Ortsgruppe Dresden, Dresden A. 27. Dresden. (Ausstellung g«werSlich«r Erzeugnisse.) Vom 18. bis 28. Juni 1V2S wird in Drt-drn «ine Nu-sttllung grwrrblicher Gczrugniffe veranstaltet. Da gleichzeitig die Jshrs-schau Deutscher Arbeit, die keramische Erzeugnisse bringt. Katifindet, darf zu dieser Zeit mit wirrem außrrsrdentlich starken Fremdenverkehr in Drrtdr« gerechnet werden. Die Aurstellunxlleitung in Drüben, Mürtzildenstrss« 14, »ersenbrt auf Wunsch ausführliche Druckschriften und erteilt auch berestwtlligst jede Auskunft. Zittau. (ErgebAi» der Elternrat»- wählen.) Da» ErgeHni» der Elternrai-wahlen, die im Oktober stattfanden, ist zugunsten dir christlichen Elternschaft ausgefallen. Er wurden insgesamt ge wählt; 32 Vertreter der christlichen Elternschaft und 18 Vertreter de» GewttkschaMartrll». Jonsdorf. (Vermißt) Der Besitzer des Gast hauses „Am Nonnenfelsen" Gießner hat sich am Sonabend nachmittag aus seiner Wohnung entfernt ohne wiederzukshren. Er wird seitdem vermißt. Da Gießner geisteskrank ist, wird vermutet, daß ihm ein Unglück zugestoßen ist. Der Vermißte trägt dunkel- graue Sportmütze, schwarz-grau gestreiftes Ssmmrr- jakett, graue Milttärhoss und Stiefeletten. Pirna. (Vom Zuge überfahren) Auf dem Bahnhof Haidsnau - Nord ereignete sich ein schwerer Eisenbahnunfall mit tödlichem Aasgang. Einer Fabrikarbeiterin aus Pirna wurden in Hai- denau von dem 3 Uhr 59 Min nach Pirna fahren den Zug beide Beine an den Vberschenkeln abgefahren und außerdem erhebliche Verletzungen am Körper zügefügt, Dis Uederfahrens ist kurz darauf gestorben Die Schuld an diesem Unfall trägt dis Verunglückte selbst Trotz der Warnungsrufs des Fahrdienstleiters und der Zugschaffner versuchte dar Mädchsn noch auf den bereits fahrenden Zug zu springen, trat aber neben da« Trittbrett und geriet unter die Räder. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Berlin, 28. November. (Aus dem Reichsrat.) Der Reichsrat hielt am Donnerstag abend unter dem Borsts des Ministers des Innern eine öffentliche Sitzung ab. Einge- gangen ist der Et«t sür 1922, der den Ausschüssen überwiesen wurde. Den Beschlüssen des Reichstages zu de» Gesetz über Notstandsmaßnahmen zur Unterstützung von Rentenempfängern aus der Invalidenversicherung stimmte der Reichsrat zu. Der bayerische Gesandte von Preger, dem sich der Vertreter Bremen» anschloß, hatte beantragt, gegen die Reichstagsbeschlüsse Ein spruch zu erheben, weil durch die Lastenverteilung von 8 7 die Gemeinden unerträglich belastet würden. Wegen der Stimmen Bayerns und Bremens wurde dieser Antrag abgelehnt. Bvge« nimmen wurde die vom Reichstag beschlossene Novelle zum Vcrsichciunpsgcsetz sür Angestellte. Anträge Bayerns und Bre mens betreffs Ermäßigungen der Tarife im Eisenbahnverkehr wurden vom Reichsrat entsprechend den Beschlüssen seiner Aus schüsse in der Form angenommen, daß das Reichsverkehrsmini sterium ersucht werden soll, die Frage der Personenlarise für de« Vorortverkehr, namentlich im Umkreise von Großstädten und für den Ausflugs, Ferien- und Badeverkehr erneut einer Prü fung im Benehmen mit Vertretern der Länder zu unterziehen. Die Aichgebühren für Elbschiffs wurden weiterhin erhöht. Der neue Tarif sieht eine gewisse Staffelung vor. Angenom men wurde ein Gesetzentwurf, der einige während des Kriege» durch Bundesrateverordnung eingeführle Kollerleichterungen im Interesse der Finanzen des Reiches wieder aushebt Der Reichsrat hat entsprechend den Beschlüssen seiner Ausschüsse an dem Gesetz die Aenderung vorgenommen. daß Oele und Fette also auch die Margarine nach wie vor zollfrei bleiben sollen- Dec Antrag der Adg. Frau Almas (USP) die tägliche Mehl- ration auf 260 Gramm zu erhöhen, wurde vom Ausschuß ab- geiehnt. Dagegen wurde der Antrag des Adg Schlack iSoz.) angenommen, der die Reichsregieruag auffordert, mit den Orga nisationen der Landwirtschaft zweck; Erwerbuna von einer Million Tonnen Brotgetreide für Erhöhung der Mehlcatioa zu verhandeln. Angenommen wurde ferner ein Antrag der Mehr- hsitssoziaidemokraien, der den 8 11 des Gesetzes sür Regelung des Verkehrs mit Getreide vom 2l. Juli 192i, der sich mit der Zusammen etzung des Aufsichtscates der Reichsgelceideftelle be« aßt, einer Abänderung unterwirft. Annerika. Washington, 26. Noosm-rc. (Japanischs Iso lierung.) Admiral Cato telsgrap-'rcw nach Tullio, daß der Kampf Japans, die Flottenrinheiten im B-rbältnis von 10 : 10 : 7 festzufetzen, arf-sgsben worden sst und daß die Beteiligung Japans an der Konferenz keinen Zweck mehr habe, wenn nicht dec sMius gar» nutz als Grundlage -er Ab- rüstuna angenommen werde. Washington, 26 Noosmder. (Ein neuer Wor ch! a g A m s r t k a s.) De Amerikaner bereiten eine neue Sensation vor Die Kriegsschulen der ÄWsrtrn sollen auf die Hälfte herabgesetzt werden, wenn die Delegationen dem Haghes'fchen Abrüftungsplan ihre Zustimmung geben. E ne zweite Konferenz, von ver man schon feit einer Wiche in dunklen Andeutungen spricht, soll alle finanziellen Fragen lösen und das VÄuwprMem Europas, dessen E.sLüttsrun« gen au? das amerikanische Wirtschaftsleben LbecgcMo, sa nieren. Za dieser zweiten Konferenz, dis wieder in Was hington stattfinden wird, wird auch Deutschland eingeiasen werden. Italien. Rom, 25. N wembec. (Dir Angst der Sieger. Der »Tccato' sichrem zu Briands Reds: Das ganze sieg« reiche Europa ist von einer tollen Furcht vor dem besiegten Europa erfaßt. Niemals in Ver Gefchichtr hat man ein feltsa-neres und trostloseres Phänomen gesehen. Was mach! den Besiegten dem Sieger so furchtbar? Dir A n oart ist leicht: das schlechte Gewissen; denn dis Siegrc wissen, daß die den Bestechen auferlegren Bedingungen auf die Dauer unerträglich sind. Rom, 23. November. (Die italienische Hee res re so r.m) Ächtern hatte sich im Kriegsmiaistecium die parlamentarische HeersskomNisfton versammelt. Der Kriegs« Minister legte die Grundsätze dec Heeresceform vac. Dir Friedensstärke des Heeres wird aas 175200 Munn, die Dienstzeit auf 22 Monate herabgesetzt. Durch wenere Maß« nahmen werden in allen Zwergen dec Heeresserwaliung wesentliche Ersparnisse erzielt. Berliner Brief. Auf dem Arbeitsnachweis. In diesen Tagen find, um dringenden Bedürfnissen abzuheUen, zwölf neu besrldete Sladtratsyosten sür Troß« berlin eingerichtet, die man unter dem Decknamen .politische Dezernate' in den Besoldungsetat der Retchshauptstadl ge schickt mit roter Hilse hineingeschmuggeit hat Da jeder von den »Dutzsndstadkrüten', wir man diese Herren volkstümlich jetzt nennt, ein Grundgehalt tvon 105 000 M und außerdem noch recht ansehnlich» Familien-, Kinder-, Aufwands- und TeuerungsbeihMen bezieht,sg find für Arbeitslose »Genossen', denn nur diese kommen dabei in Frage, zwölf hübsche warme Pöstchen bereitgesteüt. Für die anderen Erwerbslosen, den vieien Tausenden, die nicht vom .Bau' sind, scheint man weit weniger Verständnis zu bssttzm, denn als letzthin diese unglücklichen Opfer schlimmster Not eins größere Teuerungs zulage haben wollten, um wenigstens etwas Karroffsln und Kohlen für den Winter Kausen zu können, va gewährte dec Großberliner Magistrat großmütig 50 M für den Erwachsenen und 30 M sür jedes Kind. Man mutz also schon mindestens vier Kinder zu versorgen haben, um sich je 2 Zentner Visses Lebensnotwendigsten einholen zu können. Da wird denn, salls die Verzweifelten, -ie doch ost beim allerbesten Willen zu keiner Arbeit gelangen können, irgendwelche törichten Schritte vornehmen, vielleicht einer der neuen Gewaltstadtiäte in einer Sitzung aufstehen und mit viel Feuer zu erklären versuchen, daß es eins Unbescheidenheit ohnegleichen sei, schon wieder Wünsch? zu Haden, wo doch die Besoldung der Stadt räte genug kostet. Doch sollten die Herren sich einmal sür ein paar Stun den aus einem der großen Berliner Arbeitsnachweise beobach tend aufhalten. Dort würde es ihnen vielleicht klar werden weshalb Viess .Unbescheidenen' dringend HM heischen Wer unserer Jetztzeit ganzen Jammer erfassen will, dsr braucht uur einen Vormittag aus einer Bank vor den Schaltern eines Arbeitsnachweises der Stadt Berlin Platz zu nehmen. Aus langen Bänken sitzen sie hier nebeneinander, die Genossen der Not, wartend, baß sie zum Abstempsln ihrer Karte hrr- ankommen, denn für jeden Stempel, der fehlt, werden zwei Tage Ecwerdslosenumerstützung abgezogen. Und > das ist Katastrophal. Die Jungen und die Alten, sie sindmm übelsten dran, sie bekommen nm schwersten Arbeit; de! den Jungen vermißt man die Erfahrung und bei den Alten die Jugend- frische. Aber bei keinem Berufs findet man so erschütternde Gestalten der Not, wie bei den sogenannten »freien Berufen'. Da kommt z. B. schon viels Monats ein zartes Männchen mit dünnem, graumelierten Haar, sauberer, aber abgetragener Samtfoppe und stets im Arm eins große Notenrolle. Viele Jahr« war er Kapellmeister eines kleinen Vorstadttheatecs, das Theater ging dank der Krieasnöre ein und nun sitzt der Sechzigjärige, der sich vierzig Jahre lang mit den Seinen redlich ernährte, vhne Verdienst Und Slundengeden ist fast garnicht mehr möglich. Neben ihm «in Mann in den Vesten Jahren. Früher Zeichenlehrer an einer nun oeikcachten Prioatmaljcyule, jetzt — erwerbslos. Um nachzuhelfen, seine Kinder vor Hunger zu schützen, malt «r kleine Landschaften