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seelischer Art, mit dem Erq^ickiwsrden im tiefsten des Menschrnwessns. Das Volkslied führt uns Wieder zu unseren allen Tugenden Es bedeutet ein Stück froh- sicher Heimkehr zum Deutschwesentlichen. Vor dem Volkslieds, wie überhaupt r-or jedem edlen Gesänge, wie ja auch vor den Erscheinungen echter Kunst vergeht alles Scheinwesen, hat der Plunder nicht Bestand. Das Herz siegt ob, der reine Mensch und sein innerer Wrrt. Und solch ein Herz und Menschentag ool! innerem Gr- Wichts soll doch unser deutscher Sonntag sein Und da ist eben eins der Mittel das deutsche Lied Und es schenkt Freuden, dis nichts kosten, die uns noch reich machen Ein Volk mit einem Sonntag voll Gesang und Herzinnigkeit ist gesund und kraftvoll und steht seinen Mann im härtesten Alltag. Laßt uns singen das Alte, Schöns, Heilige, das unerschöpfliche Erbgut unserer Vä ter! Wir wollen uns dis Herzen gleichsam in eine große Liebe hineinsingen, sie zusammsnsingen zu einer lichten Gewalt innersten Ledens! Wir wollen uns fort- singen von dem Herben der Zeit, hinauf in eine reinere Welt, um dort Kraft zu schöpfen! Lin Singeoolk ist ein rechtes Ringevolk! Heiden Haden immer gesungen, oft im Angesichts des Feindes. Laßt uns Quellensucher sein! Es geht um die Seele eines Volkes, das nicht das schlechteste der Welt ist. Reinhold Braun. >0—2—r- Juliane, o—o—o—o Löbauer Stadtgeschiche aus den Jahren 1816— 1818 20) von R. K. VI. Gebrochene Herzen. Di« Diagnose de» Herrn Doktor Kielmann bezüglich der Krankheit Julianen» erwies sich in den nächst-n Ta gen al« richtig, leider aber nicht di« Erwartung, daß e» mit einem leichten Nervenfieber abgetan sein werde. Da» Fieber packte die Krank« mit furchtbarer Gewalt. ES war ein erschütternder Anblick, wenn Juliane während der Tovsucht»anfälle plötzlich vom Lager aufsprang und durchaus fort wollte, so daß zwei Wärter Müh« hatten, di« Aermfi« zurückzuhalt«». »Laßt mich zur mater ckolo- ross! Wo ist Emil? Man raubt mir m«in«n Emil! Hilfe! Hilf«!' schrie fi« dann überlaut, sodaß ihr weißer Schaum aus die Lappen trat und da» fieberglühend« Ge sicht sich noch mehr rötete. .Ach du arme», armeZ Kind!' rief dann di« geängstigte Mutter au». .Gibt es denn gar kein Mittel, ihre Qualen zu lindern?' hatte Frau Bürgermeister mehr al» einmal den ernst dreinschauenden Doktor gefragt. .ES gibt wohl ein», aber «» ist zu ge- wagt und — wohl auch nicht gut anwendbar', halt« Doktor Kielmann sich räuspernd geäußert: »Ich glaube, «» würde Demoisell« beruhig«», wenn, — wenn Frau Bürgermeisterin, ä propos, ich sag« es nur, weil Frau Lürgrrmeisterin «» wünschen, wenn Herr Kaufmann Mitschke an» Krankenlager geholt werden könnte.' Mutter liebe schreckt vor nicht» zurück, wenn e» gilt, dem leiden» den Kinde zu helfen. Eine» Tage» trat Rat»di«ner Theil« in den Laden an der Bautzner Straße und entledigt« sich unter vielem Räuspern seine» Auftrage». Emil war sichtlich überrascht. Ec bat den Rat»diener einen Aug«n- klick zu warten, dann ging er in dir Ladenstube, stellte sich vor Julianen» Silhouette, drückte einen Kuß auf die blau« Schleis« und sprach innig: .Ich hab' Dich ge- lirbtt, ich li«be Dich heut und werd« Dich lieben in Ewigkeit,' dann sagt« er zum Rat»diener, daß «r bald kommen werde. Er hatte eine der Nachmittag»stund«n gewählt, während welcher der Bürgermeister auf dem Rathaus« war. E» war ihm, al» sollte er den Schmer» t«n»kelch noch einmal leeren, al» er in da» Quirnrrsch« Hauk eintrat. Er sagte sich aber: «Er ist vielleicht die letzte Liebe, die du ihr -rweism kannst' und so trat er klopfenden Herzens Mit F au Bürgermeister Qaicner, dir ihn wehmütig begrüßt hatte, leise in« Krank-nzimmsk «in. Eben war wieder emrr dec schrecklicher- Unfälle vor über. I Man« lag matt, die großen Augen starr zur D-S« gerichtet. Doktor Kslmsnv, der am Kopfende de» Bette» stand, bedeutet« Emil, sich möglichst ruhig zu nahen. J-tzt mußte fi« ihn sehen, oder fir sah iHv nicht. Die Augen blieben wie zuvor nach oben gerichtet. Da sprach Emil leise von unendlicher Sehnsucht nach der G liebten erfüllt: .Julians!' Jetzt schlug sie die Augen nieder, drr starre Blick war verschwunden und innige L ebr sprach daraus, ein unbeschreiblich süße» Lächeln umspielte ihren Mund. .Emil, Dein aus ewig!' hauchte st«. Dann schloffen sich plötzlich ihrs Augen, und Bräff« bedeckt« ihr «.sicht .Sie stirbt!' schrie di« Mutter auf. ,O Gott, wir hnben st« getötet!' .Still, still!' gtbot der Arzt, .der Pul» geht leise, aber ruhig, das H-rz schlägt normal, wenn Mich nicht alle Zeichen trügen, so haben wir da» rechte Mittel gefunden, und die Krank Seit wird ihren normalen Verlauf nehmen. Arngstigrn Sie sich nicht, verehrt« Frau Bürgerm-isterin, wenn sich der Schlaf bi» zur tiefster Bewußtlosigkeit steigern sollt«. Ich glaube, die Liebe ist hier wi d«r mal der beste «rzr gewesen. Aber nun wollen wir uns bitte aus dem Zim- mer entfernen. ES ist von heute an nur noch eine Wärterin nötig.' Dr. Kielmann empfahl sich, ein glri» chek tat auch Emil, nachdem er noch einen langen, tnni» gen Blick auf dl« Schlafend« geworfen. Bei sich dachte er: ,O, wenn ich ste mit pflegen dürfte!' Er kam so, wir der Arzt gesprochen. Beinahe acht Tag« lang schlief Julian« unaurgesetzt, dann erwachte ste. Wohl war ihr Blick wieder klar, ihr Denken normal, aber die Kräfte fehlten Kaum, daß ste nach weiteren acht Tagen müh sam di« Stube ein paarmal auf- und abgehen konnte. — E» war bereit» wieder wonniger Lenz, al» Juliane zum ersten Maie in d«m kleinen Haukgärichen mit ihrer Mut ter weilte. Bekümmert blickte dies« auf d e schwachen Hände Julianen», durch deren zarte Haut die Adern bläulich schimmerten. „Mama/' sagt« Juliane, „heure ist eS so schön draußen wir vorig«» Jahr, als wir zum Horkenfrste waren. Ach, darf ich Dir erzählen, welk-' herrlichen Traum ich während meiner Krankheit gehabt? ' .Juliane, erzähl« e» mir doch lieber später, Dich greift da» Sprechen noch zu sehr an," unterbrach ste lieb-voll besorgt di« Mutter. „Nein, ach »eia, beste Mama, ich fühle mich so wohl, darf ich Dir'» erzählen?" (Fortsetzung folgt.) Eine wahre Geschichte aus dem Lehrerleben. Erzählt von Str, Nachdruck verboten. (Schluß.) Da zeigt« sich Licht droben in den Zimmern de» Schloßherrn. Herr Graf v. Hohenthal war infolge de» Lärm» erwacht und rief durch» Fenster herab in den Hof: .Nun sagt Leute, wa» bedeutet denn eigentlich diese» Lärmen?' »Herr Graf, wir haben einen nächtlichen Eindringling gefangen, drr drobrn in einkm Baum de» Garten» saß und behauptet, er sei der Lehrer au» Leutzsch und habe Franzosen den Weg nach Hall« zeig«» müssen, sei ihnen aber entwischt!' gaben ihm dir Gefragten zur Antwort. Graf Hohenthal befiehlt, ihm den Gefangenen nach seinem Zimmer zu bringen, um ihn zu verhören. Da» geschieht. Der Schloßherr nimmt den jungen Mann in «in scharfe» verhör. Gar bald hat er sich aber da von überzeugt, daß der Gefangene «in harmloser Mensch - 2 — Di- So s «S? ist und die Wahrheit gesagt hat. Ja, er findet Wohl gefallen an ihm und stellt ihm für diese Nicht sein Gast zimmer zur Beifügung. Vorher aber muß Zenk« noch Abendbrot rinnehmen. Darnach unterbält sich Graf Hohen» thal noch längere Zeit mtt seinem Gaste. Da» Gespräch dreht sich in drr Hauptsache um dir Zchule. Mir st.llrr Freuds lauscht der Traf den Ausführungen Zmkrr» und fühlt gar bald heraus, daß der ein tüchtiger .Schul» meister' sein müsse; denn mit solcher Begeisterung und Beredtsamkrit hat?« ihm gegenüber »och keiner von der Schule, den Kindern und der Lrhrerarbeit gesprochen. Da entsteht sine kleine Pause in der Unterhaltung. Der Graf blickt seinen Gast einige Minuten wie sinnend an und faxt dann: .Lieber Lehrer Zenker! Sie sind durch «ine groß« Unbequemlichkeit hierher gekommen, um nur eine nicht weniger große Unbequemlichkeit zu ersparen. Zn Dornburg an der Elbe ist vor 8 WoZen da» unter mein Patronat gehörige Crntorat durch Todrrfall zur Erledigung gekommen. 53 Bittgesuche mit Zeugnissen und Empfehlungen liegen mir dieserhalb vor. Die Wahl würde mir schwer werden; indefssn haben Sie dieselbe zur Entscheidung gebracht! — Ich designier« ste hiermit zum Cantor in Dornburg und werde S'e morgen dem Conststorium präsentieren!' — Da» war «in« freudig« Urberraschung für Zenkrr. Eine glückliche Sch ckialkwendung ! Bor innerer Rührung vermochle er dem edlen Gras kaum zu danken. Wa» er ober nicht in Worten zu fassen vermocht«, sagte dem PaironotShrrrn ZrnkerK Nugr und Händedruck! .Nan wein lieber Herr Cantor!' erwidert« der Graf, wollen wir un» zur Ruhe begeben. JH hält« mich gern noch länger mit ihnen unterhalten, doch Sie haben morgen noch einen weiten Weg vor sich und müssen sich darum erholen. Ich wünsch« Ihnen ein« angenehm« Ruhe. Guts Nacht!' — Der Graf reichte seinem Gaste die Hand. Ein Diener brachte den jungen Cantor von Dornburg in de» Grafen Gastzimmer. Al» Zenker hier allein war, faltet« er sein« Hände zu einem inbrünstigen Gebete, dankte Gott für die so glückliche Lösung feine» Abenteuer» und bat Gott ihm in seinem neuen Amt« auch Setzustrhen, damit «r da» Vertraurn de« so gütigen Grafen nicht täuscht. — Vor Rufregung konnte er frei» lich lange keinen Schlaf finden, doch endlich fielen ihm die Bugen zu und als rr erwachte, grüßte die Morgen- sonns freundlich zum Fenster herein. Di« Nebe! der letz» ten Nacht hatten sich verzogen. — Nachdem «r in Gesell schaft der gräflichen Familie da? Frühstück eingenommen hatte, machte er sich auf den Heimweg nach Leutzsch. Nach 87 Tagen verließ Zenker den Ort seiner bis herigen Tätigkeit um da» Cantorrat in Dornburg an der ElSe anzutreten, da» ihm ein jährliche» Einkommen von über SOO Taler bracht«, doppelt mehr a!» sein« bis herige Lehrerstelle in Leutzsch. — Wacker arbeitete Z«nk«r in seinem neuen Amte. Treu und gewissenhaft war er in allen Dingen. Der Graf von Hohenthal, sein hoher Gönner, merkte gar bald, wie richtig er über ihn geur teilt hatte. Beide blieben lebenslang die besten Freund«. Noch gar manchmal war d«r Cantor Z-nker von Dorn burg Gast de» hohen Gutsherrn von Dölkau. 00—0—00 Berliner Bries Schaufenster in Berlin. Tohuwabohu im Zeichen der Goldanleth«. Di« Nervosität dirser Z«it spiegelt sich im Schau fenster wieder. Plötzlich kam hier Leben hinter di« Gla»scheib« und e» hat den Anschein, al» seien hier alle Zeitgeister lo»gelafftn wie dir Teufel in der Hölle. Von der Kieler Sprotte Mer dir Gur!« hinweg rasen die Gelpmster dieser Zeit zur Strickjacke oder zum Wintsrhut. Er scheint, als schreie jeder Kaufmann nach wertbeständigem G-ld; scheut, als rntrüstr er sich über die Billionen, di« täglich fab-iziert werden wie dir Bonbon» der Konfitüren Fabrikanten. Wir wollen stabil wsrdrn, wir wollen nicht gänzlich die Substanz einlüßen, um langsam aber sicher Bettler zu werden. Dem Kaufmann geh-'s wie allen, di« wir wie der Dach» vom eigenen Fett un» bald nähren müssen. In schöner Schrift steht zu lesen: s0 Prozent Rabatt bei Zahlung in Goldanleihe! heutiger Rurs: s Dollar . . . Milliarden. Drr Kolonialwarenhändler streichelt liebevoll die Kunden aber dir Kunden haben keine Goldavleihs. Dt« Börse repartier!« unerhört und soviel Grld al» man augen blicklich gebrauchen kann, hat kein Land auf der Erde. — Neben Ker Galdan'eihe kommen langsam di« Aktien zum Wort. Em T ichl«r rrilt mit: „Zn Ermangelung von Goldanleihe und Dollarschätzen können auch Aktien und Effekten in Zahlung genommen werden." Der T'.schler unterscheidet Aktien von Effekten. Unter Effektrn versteht er wohl di« wertlose Kategorie . . . . Sicher erhält er für einen Stuhl unbekannte Popter«, für einen weichen Fauteuil eine Harprner oder Rsmbacher Hütte. — Ein Gelegsnheit»mübelhändler schreibt: „Ratenzahlungen, der wirtschaftlichen Not lage Rechnung tragend verkaufe gegen kurzfristige Raten bei zsitgemäsiev Anzah lung (?I) und wertbeständiger Sicherung der Restzahlung.« E:n idealer Mann! Dieser selb« Idealist vertäust «ine Einrichtung für Dollarschätze zum vikdrigsten Preis und am anderen Schaufenster macht er bekannt, daß er höchste Preise in Milliarden und Billionen bezahle. — Ein Weiß-tuggrschäst schreibt kein« Zahlen an di« Fenst«r- scheibe. Ihm scheint da» nicht vornehm und opportun: „Meine Preise erfahren Sie im Laden. Dollarschätze und Effekten werden jederzeit von mir angenommen " Sicher freut sich jeder Besitzer dieser Dinge, daß der Welßzeugverkävstr so gütig ist, ihm dies« abzunehmen. — Ein Schaufenster, an dem große Preistafeln prangen: Nr. 1 M 2 50 «old — 240000000000 Nr. 2 -- M 300 Solo -- 270000000000 Nr. 3 --- M 750 «old -- 800000000000 u. s. w. Drr Nachbar bringt eiwaS Veraltete» ... die Index» angtlegenheit. — Es ist dunkel im Laden. . . . Ich lese an der Tür ein paar Zeilen: „Rrankheitshalber geschlossen. Ich bitte meine verehrte Rundschaft, mir bis zur völligen Genesung ihr Interesse zu wahren'! Der Kranke wird wohl erst wied«r mit der neuen Währung gesund! — Umsomehr schrint ein Hutgeschäft aus dem Posten zu sein. Da» erste Plakat wirkt human: wir verkaufen durchaus zu Fabrikpreisen und verzichten auf jeden Verdienst", Da» zweit, Plakat ist noch herzlicher grhalten: „Trotzdem wir zu Fabrikpreisen liefern, gestatten wir unseren Runden f0 »/« bei Bezahlung in Goldanleihe und Schätzen" Da» Hutgeschäst opfert sich im Zeichen der festen Währung -3-