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Nr. 108. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 11. September 1923. Seite 4. Nga für Frieden und Freiheit richtet dar dringende Ersuchen an den Völkerbund, seine Unabhängigkeit durch Anwendung des Artikels Xll seiner Statuten zu erweisen. Ei« Manifest an die Völker. Ersüllt von der Ueberzeugung, daß der Fortbestand einer zivilisierten Welt nur möglich ist, wenn die Völker wie die Einzelnen Ehrfurcht vor dem Menschenleben haben und danach streben, jedem menschlichen Wesen seine natürliche und vollstän dige Entwicklung zu sichern, ersüllt von der Ueberzeugung, daß Gewalt und Krieg — eine Aeußrrungssorm der Gewalt — durch Zerstörung von Leben und Gütern solche Zustände her- beiführen, daß deren tatsächliche Auswirkungen unberechenbar find, daß sie Hatz, Rachgier, Habgier, Herrschsucht erzeugen und verewigen, und datz ihre moralischen Auswirkungen für die Völker nicht weniger unheilvoll find; ersüllt von der Ueberzeu« gung, daß alle Völker eng verbunden find, und daß jene mo ralischen und materiellen Auswirkungen sich in der ganzen Welt verketten und durchdringen; ersüllt von der Ueberzeugung, datz die gewissenlosen Menschen, welche das Unheil hrrauffiihren, nicht diejenigen find, die unter ihm leiden, sondern datz die Schwachen, die Friedfertigen, die Frauen, die Kinder, die Hand- und Kopfarbeiter die ersten Opfer find; ersüllt von der Ueber zeugung, datz alle Regierungen großer Staaten auf verschiedenen Stufen ihrer Geschichte und in verschiedenem Grade entweder Machtintercssen oder Niederhaltung ihrer Nachbarretche verfol gen, oder ihre Herrschaft Völkern aufgrzwungen haben, welche unabhängig zu bleiben wünschten oder Gewalt angewandt ha ben zur Erlangung politischer oder wirtschaftlicher Vorteile, wendet sich die Internationale Frouenliga für Frieden und Freiheit — obwohl sie nicht von vornherein ablehnt, mit den Regierungen zusammenzuarbeiten, wenn es möglich ist — un mittelbar an die Völker als die Opfer der Politik und des Kapitalismus. Die Liga beschwört die Völker, nicht in gegen seitiger Unkenntnis von einander zu verharren, sich weder von den Regierungen täuschen zu lassen, noch von der Presse, noch von den Profitmachern, sie erinnert die Völker an die Solidarität, welche sie verbindet, beschwört sie, sich in ihrer gemeinsamen Not zu versöhnen und sich zum Wiederausbau der Welt brüder lich zu unterstützen; sie beschwört die Völker, sich ihrer unbe rechenbaren Kraft bewußt zu werden, einer Kraft, die nicht zer störend, sondern sich schöpferisch betätigen soll, im Ausbau neuer Wirtschaftsformen, die nicht dem Profit, sondern dem Bedarf dienen. Die Liga beschwört die Völker, allen Gewaltmitteln zu entsagen, da sie ihrer nicht würdig find, vielmehr im starken Glauben an die Brüderschaft der Menschen einfach in Frieden zusammenzuarbeiten, um zu einer neuen Weltordnung zu gelangen. Eine Botschaft an Mussolini Die Exekutive der Internationalen Frauenliga s r Frie den und Freiheit, die vom 1. bis 5. September im Landtags - gcbäude in Dresden tagte, richtete eine Botschaft an den Mi ntsterpräfidentrn Mussolini, Rom, folgenden Inhalt«: »Der in Dresden versammelte Vorstand der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit richtet an den italienischen Minister präsidenten Mussolini da« dringende Ersuchen, die Schwierig keiten zwischen Griechenland und Italien so zu erledigen, daß nicht von neuem die Fackel des Krieges zwischen die Völker geworfen wird.- Diese Botschaft wurde direkt an Mussolini grsandt, welter aber auch noch der italienischen Gesandt chast in Berlin übergeben. LatkLII Koala ^Ipaamilak l Die Erdbebenkatastrophe in Japan. Zu den Nachrichten über die Erdbebenkatastrophe in Japan kommen jetzt neue Meldungen, aus denen hervvr- geht, datz manche Mitteilungen über den Umfang der Kata strophe zweifellos übertrieben gewesen find Ins besondere ist es eine tendenziöse Darstellung englischer und amerikanischer Korrespondenten, wenn diese davon sprechen, datz Japans Grotzmacktstellung durch die erlittenen Verluste in Frage gestellt sei. Tatsächlich find nur dis Städte Tokio und Yokohama schwer mitgenommen worden, aber das Houpttndustriezentrum Japans in der Gegend van Kobe, sowie die Hauptgediete, aus Venen Japan seine Rohstoffe entnimmt (Japan besitzt, wie auch Italien, nur geringe Kohlen- und Erzlager, daher sein Hinkbergreiien nach dem chinesischen Festlande. Die Schrift!.), find vollkommen un beschädigt geblieben Auch der Häuserschaden in den am schwersten betroffenen Gegenden ist nicht so bedeutend, als man anfangs annahm. Bei der leichten Bauweise in Japan macht der Wtederoulbou keine besonderen Schwierigkeiten und eine ganze Reihe wichtiger gwtzrr Bauten find nur wenig beschädigt worden. Die Nachrichten, die über die in Tokio lebenden Ausländer eingerroffen find, find nicht mehr so trostlos, jedoch war es bisher unmöglich, in telegraphischer Verbindung mit Tokio ru kommen. Es bestätigt sich, datz die Verwüstungen in Bakodama riesenhaft find. Etwa 400 englische Flüchtlinge dieser Stadt find in Kobe ein getroffen. Die englische Kolonie in Bokohama zählte 1128 Mitglieder. Die Betriebe von Osaka und Kobe haben Keinen Schaden erlitten. DM MiMls Infolge der ungeheuren Geldentwertung haben uns die Brauereien innerhalb 8 Tagen den Preis für Bier drei mal erhöht. Wir sehen uns daher gezwungen, ab heute folgende Preise sestzasctzen: Hell . . . Glas M 760 000 - Schnitt M 500000 Dunkel. . - - S50000 - - 600000 Korubranntwein . . . Bullchen M 1000000. Alle übrigen Erhöhungen von Likör, Kaffee, Limonaden usw. Können unsere Mitglieder vom Vorfitzenden erfahren. Gastwirts-Verein Pulsnitz u.Umgeg. VW-Auktion.-« Donnerstag, den 13. September, nachmittags 2 Uhr sollen im Schützenhause im Austrage der Familie Böttner versteh ect werden: Büffet, Schreibtisch, Spiegel, Au »ziehtisch, Regulator, Kletverschrank, Wäscheschrank, 2 Bettstellen mit Matratzen und Betten, Dezimalwage, Handnähmaschine, Porzellan, Stühle und noch verschie dene wertvolle Sachen. Wilhelm dichter, Auktionator. Auufe laufend Knochen ! Lumpen ! Psprer Selma Freudenberg Kapellgarteustratze Nr. 233 L. äss llsäütsImMel löÜöiÜÜUI blorubaut suk äer Puö8okle versckrvioäet gurck I^ebewokI -- Kallen - Lckeiben. In Drogerien unä ^poldelrcn. äämr deutsch, LentrsI-Drogerie, I^ngestrasse. MAN WNt empfiehlt Joh. Hanusch. AllsWung sämtlicher MernMelmvMn und MtorrkMalunn A Draunersreuther, Großröhrsdorf, Adolsstratze Vel-vertretW (Schmieröle, Fette, Putzwoll.) Meine eingesvhrte Vertretung ist für den Lerirk kulsnitr bei guten Dcrdicnstoerhält- nifsm neu zu vergeben. Lager in Dresden. llsl-IMrti'.üsinMklllM, UamburL 13, gegründet 1894. Kleine Znserate bitten wir, um größere Buchungen u. Rcchuungs- ausschreibung zu sparen MMMWUMll Zu verkaufen A WlWM Seiteneinsteiger steht zum Verkauf. Löhnig. Gefunden Großer, schwarzer Hund zugelaufen. Richard Kreische, Friedersdors Nr. 9. UMISllWÄW, I compl Garnituren, zehnteilig größer? Quantitäten, WU zu Kausen gesuakt Schriftliche Offerte erbittet W plülipp QoläkaAen, Dresden, Liisenslrasse 69. für alle fiie vielen kreunfisckaktlicken unfi ebnenden Keweise fier Hilnakms beim tleiw- ßsn^e unseres lieben Vaters ciss ^issnclrslisi's kovert Mlii IlWtMNN insbesonfiere kür fiss rsiilreicke ekrenfie Oeieit rur letzten Ruhestätte bitten wir, bierfiurck un seren -»»«»«NvkLiDMi llsmtk ent§e§ennek- men ru wollen. s'ulsnilr 8., sm 11 8ept 1923. Vie trauernden Hinterbliebenen. keim kfieimAgn^e unserer in fiem Herrn entscklskenen, kerrens^uten, treu sorxenfien Osttin unfi blutter kmma kertlis KieKling ^eb. Kükne saxen wir kür fiie uns in so übeneickew i^ske fiar^ebrackten Irostspenfien reeM KerL- Uetten Dank. — kesonfieren Dank kfierrn Pfarrer Neuner kür fiie trostreichen V^orte sm Orabe, Herrn k.ekrer Stübner unfi Herrn bau- terbsck kür fiie ru Herren Zekenfien Oesän^e, fies^leicben fiem Oessn^verein »Kintrscbt« kür fiie treuen kreunfiesbeweise fiurck V^ort unfi 8snx, fiem Uilitärverein kür fias Tragen unfi fiem Oemeinfierst kür fiie kostbare Kranrspenfie unfi fias kkren^eleit lfierrlicken Dank unserem Dienstpersonal kür fiie prachtvolle klumenspenfie als ^usfiruck treuer ^nkänZlickkeit Dank allen Verwanfiten unfi bekannten, fiie in so reichem H4a8e fiurck klumen- unfi Kartenspenfien uns ihre Anteilnahme kunfitaten. Das ^lles Kat unseren Herren wokl^etsn. Dir aber, teure, unverxeölicke butter, ruken wir ein „s-iabs Dank!" in fite kwi^keit nach. ld.-Oittmannsttoff, fien 9 Sept. 1923. vis listttausmäsn >4 i nIstbl isbsnsn. ; Sport : Turnen 5 Spiel Radsport. Am Sonntag, den 9. September veranstaltete der Radfahr- Klub „Saxonia".Oberlichtenau ein 65 Kilometer-Straßenrennen auf der Strecke: Start: Oberlichtenau—Lomnitz—Ottendorf Okrilla— Königsbrück—Kamenz—Pulsnitz—Oberlichtenau. Es hatten sich zu diesem Rennen eine stattliche Zahl Fahrer gemeldet, die auch sämt lich glücklich am Ziele landeten. Wie schon bei allen vorhergegan« geneu Rennen wurden auch diesmal wieder Rekordzeiten ausgestellt. Aus dem Rennen gingen folgende Preisträger hervor: 1. Preis Edwin Hänsel 1 Std., 50 Min. 10 Sek. 2. Walther Thomschke 1 52 „ 44 3. Alfred Schöne 1 53 „ 23 4. ,, Erhard Guhr 1 54 „ 03 S. Alfred Karig 1 54 „ 04 6. Mar Pflicke 1 55 „ 31 7. Arthur Thomschke 1 56 „ 16 8. Willi Rothe-Oswald 1 56 „ 44 9. Willi Höfgen 1 56 „ 45 10. Oswin Hänsel 2 — „ 22 11. Arno Kreische 2 01 11 12. Arno Wendt 2 01 „ 57 13. Otto Schreier 2 02 , 29 14. Paul Wehner 2 04 21 15. Paul Franke 2 c>4 „ 48 16. Otto Böhme 2 - 06 „ 50 17. Arno Röntsch 2 09 „ 25 18. Otto Harnapp 2 11 » 13 Nach dem Rennen fand für alle Teilnehmer gemeinsame Kaffeetafel und Prcisverteilung statt. Alle Preisträger erhielten wertvolle Geschenke, die einen Gesamtwert von weit über 1 Mil liarde Mk. überstiegen. Mögen alle diejenigen, die am nächsten Sonntag an der Bezirksmeisterschaft des L. R.-B. teilnehmen, gute Plätze belegen. All Heil! Schlachtviehpreise auf dem Viehhof Dresden vom 10. September. Wertklassen Preise für 1 Pfd. in Mark für Lebendgew. I. Rinder. Ochsen: 1. VoNfleisch. ausgem. höchst. Schlachtwerte bis zu 6 Jahren 2. Junge fleischige, nicht ausgem., ältere ausgem. 3. Mätzig genährte junge, gut genährte ältere . 4. Gering genährte jeden Alters v. Bullen: 1. Vollfleischige ausgewachsene höchst. Schlachtwertes 2. Vollfleischige, jüngere 3. Mätzig genährte jüngere und gut genährte ältere 4. Gering genährte 102 L. Kalben und Kühe: 1. Vollfleifch. ausgemäst. Kalben höchsten Schlachtwertes 2. Vollfleischige, ausgemäst. Kühe höchst. Schlacht wertes bis zu 7 Jabreu 3. Aeltere ausgemästcre Kühe und gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 4. Gut genährte Kühe und mätzig genährte Kalben 5. Mätzig und ger. gen. Kühe und ger. gen. Kalben 105 H. Kälber. 1. Doppelender ....... 2. Veste Mast- und Saugkälber 3. Mittlere Mast- und gute Saugkälber 4. Geringe Kälber 38 14S 4X4 HI. Schafe. 1. Mastlämmer und jüngere Masthammel 2. Aeltere Masthammel 3. Mätzig genährte Hammel und Schafe 4. Holsteiner Weidehammel IV. Schweine. 1. Vollfleischige der feineren Rassen u. deren Kreuzung, im Alter bis zu v/» Jahre 2. Fettschweine 3. Fleischige 4. Gering entwickelte 5. Sauen und Eber Ausnahmepreise über Notiz. 3540000 2840000 2540000 2040000 3540000 2840000 2540000 2040000 3540000 2840000 2540000 2040000 4540000 4240000 3540000 3240000 2540000 1740000 3240000 3540000 3040000 Dresdner Produktenbörse vom 10 September (Amtliche Notierungen.) Weizen, inländischer 77 bis 80 Mill, fester. — Roggen, inländ. 64 bis 67 Mill., fester. — Sommergerste, neue 73 bis 78 Mill., fest. — Wintergerste, neue 70 bis 75 Mill, fest. — Hafer 62 bis 65 Mill., fester. — Raps 85 bis 90 Mill, fest. — Mais, mixed 75 bis 80 Mill., ruhig. — Mais, Laplata, 80 bis 85 Mill., ruhig. — Wicken 60 bis 65 Mill, ruhig. - Peluschken 70 bis 75 Mill., ruhig — Erbsen llO bis 135 Mill., fest. - Rotklee 900 bis 1200 Mill , fest. — Trockenschuitzel 38 bis 42 Mill., fest. — Zuckerschnitzel 45 bis 55 Mill., fest. — Kartoffelflocken 63 bis 65 Mill., fest. - Wcizcnkleie 38 bis 40 Mill., fest. — Roggenklcie 38 bis 40 Mill., fest. — Weizenmehl 140 bis 195 Mill., fest. — Roggenmehl 110 bis 120 Mill , fest. Die Preise verstehen sich per 50 Kilogramm. Rotklee, Mehl, Erbsen, Wicken, Peluschken und Lupinen frei Haus in Mengen unter 5000 Kilogramm ab Lager Dresden, alles andere in Mindest mengen von 10000 Kilogramm waggonfrei Dresden. — Die Sack- gebührcn der §§ 42, 44 der allgemeinen Handelsgebräuche der Pro duktenbörsen Chemnitz, Dresden Leipzig sind ab 7. Sept. 1923 auf das 1500 fache erhöht worden. Eingesandt. Die Redaktion steht Lem Inhalt der eingesandten Artikel fern und übernimmt nur die preßgesetzliche Verantwortung. Große Aufregung herrscht zur Zeit über die Einziehung resp. Gutschrift der im Umlauf befindlichen Lohnschecks. In Nr. 97 Ihrer Zeitung wurde von den Banken ausdrücklich darauf hinge wiesen, daß man diese Lohnschccks infolge der katastrophalen Geld knappheit wie bares Geld umlaufen lassen sollte und nun wird von denselben Banken in der Sonnabend-Nummer bekanntgegeben, daß Lohnschecks mit Rücksicht auf zahlreiche Fälschungen nicht mehr hereingenommen werden können. Was sind nun echte und was sind falsche Lohnschecks, woran soll der Geschäftsmann die Echtheit er kennen ? Letzterer war gut genug, seine Ware gegen diese Schecks zu verabfolgen und nun werden anscheinend die größten Schwierig keiten bei Einlösung resp. Gutschrift bereitet. Es ist sogar schon bekannt geworden, daß ek e hiesige Bank 10 Prozent in Abzug ge bracht hat für Einziehung dieser Schecks. Dies bedeutet eine uner hörte Härte, die man nicht so ohne weiteres über sich ergehen lassen kann. In jedem Falle ist es nicht mehr wie recht und billig, daß unbedingt eine Frist zur Einlösung der Schecks ausgeschrieben und nicht wie ein Schlag ins Wasser die Einlösung abgelehnt wird. Was soll nun mit diesen Schecks werden, von denen mancher Ge schäfts- und Privatmann zur Zeit ziemlichen Vorrat hat. In je dem Falle wird gebeten, daß über diese Angelegenheit eine Aufklä rung von feiten der Banken abgegeben wird, was nun eigentlich mit diesen Schecks, die als Zahlungsmittel empfohlen wurden, werden soll. L. 8. vollar-md am 11. Kept. nachm.: 66WM Voraussichtliche Witterung. Donnerstag: Ziemlich heiter, trocken, nachts sehr kühl, tags mild. Später Eintritt west-ostwärts fortschreitender Trübung mit Regenfällen, windig. Freitag: Trüb, kühler, windig. Später veränderlich und Regenschauer.