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Nr. 84. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 17. Juli 1923 Seite 4 wurde. Bald machte sich aber das Bestreben geltend, auch sonst die Grundsätze der deutschen Städtevcrsassungen zu revi dieren, ein Gärungsprozeß, in dem wir noch mitten drin stehen. Wesentlicher jedoch als dies ist sür die Gegenwart und Zukunst der deutschen Städte die Tatsache, daß entgegen der Stein'schen Politik von ehemals aus diesem jüngsten staatlichen Zusammen bruch die städtische Selbstverwaltung zunächst nicht gestärkt, sondern stark geschwächt heroorgegangen ist. Der finanzielle Selbsterhaltungstrieb des Reiches beraubte die Gemeinden ihrer eigenen Finanzhoheit und machte sie zu Kostgängern des Reiches. Die kulturelle, wirtschaftliche und soziale Leistungrkraft der deutschen Städte muffen durch dau ernde Aufrechterhaltung des jetzigen Dotationssystems in ihrem Lebensnerv getroffen werden. Diese Einengung kommunaler Finanzwirtschast sällt in eine Zeit, in der zu den bisherigen Ausgaben dersdeutschen Städte durch die Entwicklung der Nachkriegszeit und durch die Nachkriegsgesetzgebung den deutschen Städten fast jeden Monat neue Aufgabengebiete zuwachsen, von der zufrie denstellender Erfüllung die wirtschaftliche und soziale Gesundung unseres Volkes ausschlaggebend abhängt. Daß trotz schwerer materieller Sorgen die deutschen Städte mit ungebrochener Kraft an die Lösung dieser Ausgaben Herangehen, ist ein erhebender Beweis sür die gewaltigen persönlichen Energien, die in den deutschen Städten aus den Niederungen der Zeit empor zur Höhe streben. Aber dieses Streben hat bisher weder in wirt schaftlicher noch in allgemeinpolitischer Hinsicht durch die Reichs gesetzgebung ausschlaggebende Förderung erfahren. Im Gegen- teil, systemlos und unorganisch hat die Reichsgesetzgebung seit 1Sl8 in die Selbstverwaltung der Gemeinden eingegriffen. Nicht nur das Interesse der Gemeinden, sondern auch das Interesse des deutschen Reiches und des deutschen Volkes erfordern hier eine planmäßige Ordnung der Dinge. Vor allem kann, was bisher nur sehr wenig erkannt worden ist, die Erziehung zur Volkseinheit im neuen deutfchen Reiche wirksam nicht einsetzen, wenn nicht die Gemeinden als die äußersten Verkörperungen des menschlichen Gemeinschaftslebens in den Dienst dieser Ent wicklung gestellt werden. Das deutsche Reich des Jahres 1871 war seiner histori schen Entstehung und seiner Verfassung nach an sich ein Fürsten bund. Nie wäre von diesem äußerlichen Fürstenbund die Entwicklung zur Volkseinheit ausgegangen, wenn nicht Bis marck eine Konzession dem demokratischen Gedanken dadurch gemacht hätte, daß er unter Anwendung des gleichen, allgemei nen und unmittelbaren Wahlrechts eine gemeinsame Volksver tretung im deutschen Reichstag schus. Leider ist diese Entwick lung in ihren Anfängen sichen geblieben. Das deutsche Reich des alten Systems ist nie zu einer vollen inneren Geschlossenheit de« deutschen Volkes als solches gekommen. Die Einzelstaaten haben bis zuletzt in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht eine Selbständigkeit gehabt, die der Entwicklung zur Volkseinheit entgegenstand. Etwas wesentliches hat sich an diesem Zustande bis heute noch nicht geändert. Die schweren außenpolitischen Sorgen mögen der Erklärungsgrund hierfür sein. Niemals darf jedoch darüber als Ziel der Entwichlung die Notwendigkeit verkannt werden, nach und nach das deutsche Volk in organischer Entwicklung zu einem Einheit« - volk zu machen und zu erziehen. Die Reichsversassung ebenet in manchen Punkten dieser Entwicklung die Bahn. Di- ursprünglich sehr starke untiarische Tendenz des preußischen Derfassungsentwurfs konnte stch be kanntlich nicht durchsetzen. Was zurzeit der Versassungsgebung unmöglich war, wird durch die Gesetzgebung der kommenden Jahrzehnte nachgcholt werden können und müssen. Dazu ge hört unbedingt auch die Schaffung einheitlicher Grundlagen sür die Gemeindeversassung der deutschen Gemeinden. Er ist schlech- s terdings ein grotesker Zustand, daß innerhalb des deutschen Reiches, ost sogar innerhalb eines Gliedstaats, ganze Muster karten von Gemeindeoerfassung en bestehen, so daß einzelne Deutsche je nach seinem Aufenthaltsort unter ganz verschiedenem Rechte innerhalb des primärsten Gcmeinschastskörpers, der Ge meinde, steht. Einige Anfänge zu einer einheitlichen Gestaltung der Dinge bringen die Reichsverfassung und die nachfolgende Gesetzgebung. E» muß als Fortschritt in dieser Beziehung an erkannt werden, daß die Reichsverfassung die Grundlage für das Wahlrecht in den Gemeinden sür ganz Deutschland gleich mäßig geschaffen hat. Weitere Ansätze zu einer gleichmäßigen Ausgestaltung der Grundlagen zeigen sich in der Gesetzgebung des Reiches. Aber alles das sind doch nur dürftige und system lose Anfänge, die sehr nachhaltig des Ausbaues und der Zusam menfassung bedürfen. Eine solche Entwicklung ist aber nur denkbar aus Grund und im Rahmen einer Reichsgemetndeord- nung. Der letzte Deutsche Städtetng hat sich der Erkenntnis von der Notwendigkeit eines solchen gesetzgeberischen Vorgehens nicht verschlossen und hat zu diesem Zweck einen Studienaus schutz eingesetzt. Ein abgeschlossenes Ergebnis der Arbeiten liegt noch nicht vor. Vor der Hand mutz man sich mit der Feststellung begnügen, datz der Gedanke einer einheitlichen Re gelung der Grundlagen der deutschen Gemeindeversassung durch das Reich marschiert. Unsere Zeit, das Reich und die Gemein den können gerade jetzt einen zweiten Freiherrn von Stein be sonders gut gebrauchen. Vielleicht ringen sich bei steigender Not noch stärkere persönliche Energien und Autoritäten zur Oberfläche empor, wo stch bisher zwar viel gute Absicht und ehrliches Mühen um die Probleme des Tages zeigen, aber noch kein souveräner Wille zur entschlossenen Tat. MarWd m 16. Juli millass: WM.- Neueste Meldungen Der »Temps« gegen England. Daria, 17. Jul«. Mit gleicher Schärfe, wie in den letzten Tagen, setzt de- .Temps- seinen Feldzug gegen Eng land fort. Das Blatt erneuert den Vorwurf, daß Gcotzbri tannien eine antisentimentale Politik treibe und geht dabei von den gestern früh im „Malin- auszugsweise veröffent lichten Memoiren des englischen Politikers Asquith aus, der bekanntlich 1914 dem britischen Kabinett Vorstand. Der „Temps' fragt, warum die englische Regierung, die sich doch immer von der öffentlichen Meinung ihres Landes führen lasse, anstatt sie zu teilen, stch 1914 nicht dem Einfall in Serbien wtdersktzie und zu spät den Einmarsch in Belgien zu verhindern suchte. Die Antwort des Blattes lautet: Weil das außerhalb des Eontinents gelegene England Europa nur in dem Augenblick beizutreten gewillt ist, wo es seine ganz besonderen Interessen aus dem Spiels zu sehen glaubt Annahme der Wahlresorm in Italien. Rom, 17. Juni. In der italienischen Deputiertenkammer wurde eine Tagesordnung vorgelegt, deren erster Teil der Re gierung das volle Vertrauen aurspricht. Dieser Teil wurde mit M3 gegen 140 Stimmen angenommen. Der zweite Teil, der den Uebergang zur Etnzelberatung der Wahlreform beschließt, wurde mit 232 gegen 139 Stimmen angenommen. Daraus hielt Ministerpräsident Mussolini eine Rede, in der er u. a. sagte, er habe nicht den Wunsch, das Parlament abzuschaffen. Man dürfe nicht denken, daß der fasztstische Zustand vorübergehen werde. Er, Mussolini, sei herzlich gerne bereit, mit den Arbei tern zusammenzuarbeiten und er wäre bereit, ihnen eines der wichtigsten Ministerien zu geben. Aber die Arbeiter müßten auch wissen, daß man sie unterdrücken könne'; denn schließlich müsse man wiederherstellen, was man zerstört habe, wie in Rußland: Freiheit aber nicht Zügellosigkeit. — Mussolini wurde nach beendeter Rede im Triumph aus dem Saale getragen. Als er abends die Deputiertenkammer verließ, wurden ihm stürmische Huldigungen dargebracht. Voraussichtliche Witterung. Donnerstag: Etwas wärmer, heiter, zeitweise wolkig, stellenweise Gewitter. — Frei'tag: Ziemlich warm, wolkiger, Gewitterregen. Dresdner Produktenbörse vom 16 Juli. (Amtliche Notierungen.) Weizen, inländ. 660—690000, fest. — Roggen, inländ. 5Z0— 550000, fest. — Sommergerste, sächs., alte 550—580000, fest. — Wintergerste, neue 520-540000. — Hafer, guter, 550—560000, fest, geringer 490—540000, fest — Mais, mixed, 560- 580000, fest; La Plata 580-600000, fest. — Wicken 575-625000, fest.— Lupinen, gelbe 530 - 580000, fest, beschädigte 100 - 200000, fest. Peluschken' 530-580000, fest. — Erbsen 600-850000, fest. Trockenschnitzet 260 270000, fest. Zuckerschnitzel 300-350000, fest. Kartoffelstöcken 510- 530000, fest. Wcizenkleie 325 -335000, fest. Roggenkleie 325 335000, fest. Weizenmehl 970-1050000, fest. Rog genmehl 850—900000, fest. — Feinste Ware über Notiz. Die Preise verstehen sich per 50 Kilogramm. Rotklee, Mehl, Erbsen, Wicken, Peluschken und Lupinen in Mengen unter 5000 Kilogramm ab Lager Dresden, alles andere in Mindestmengen von 10000 Kilogramm waggonfrei Dresden. Schlachtviehpreise auf dem Diehhof Dresden. Montag, 1«. Juli. Wertklassen Preise für 1 Pf», in Mark für Lebendgew. 97 185 219 455 139 821 1. Rinder. Ochsen: 1. Dollfleisch, ausgem. höchst. Schlachtwerte bis zu 6 Jahren 2. Junge fleischige, nicht ausgem., ältere ausgem. 3. Mätzig genährte junge, gut genährte ältere . 4. Gering genährte jeden Alter» 8. Bullen: I. Dollfleischige ausgewachsene höchst. Schlachtwertes 2. Dollfleischige, jüngere 3. Mätzig genährte jüngere und gut genährte ältere 4. Gering genährte c. Kalben und Kühe: 1. Dollfleisch, ausgemäst. Kalben höchsten Schlachtwertes 2. Dollfleischige, ausgemäst. Kühe höchst. Schlacht wertes bis zu 7 Jahren 3. Aeltere ausgemästete Kühe und gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 4. Gut genährte Kühe und Mätzig genährte Kalben 5. Mäßig und ger. gen. Kühe und ger. gen. Kalben II. Kälber. I. Doppelender 2. Beste Mast- und Saugkälber 3. Mittlere Mast- und gute Saugkälber . . 4. Geringe Kälber III. Schafe. I. Mastlämmer und jüngere Masthammel 2. Aeltere Masthammel 3. Mäßig genährte Hammel und Schafe IV. S chweine. I. Dollfleischige der feineren Bassen u. deren Kreuzung, m Alter bis zu v/» Jahre . 2. Fettschweine 3. Fleischige 4. Gering entwickelte ........ 5. Sauen und Lbcr Ausnahmepreise über Notiz. 2l 000-23009 18000-20090 14000-16000 10000—12090 20000—23000 18000-20090 14000-16000 11000-13009 21000-23900 18000 -29000 14000-16999 11009-13000 8000-10090 24090 -25900 22000-23900 16000-20000 18000-20990 15000-17990 10000-14090 32000 -33909 34000-35099 29090-31099 26009-28999 26000 - 32909 I-inäenkiMele, kaäebei-g. OoMISrstSA, övn 19. ^uli, pünktl. 7»/, Ukr »mert M eßem. WlioktniWeter, L Qrokss Programm! Eintritt frsi! In aller Herrlichkeit lallet ein Will^ vsr ßfrölZis Harry pisl-^ilm. lls» ^BigSAgDSPI-asK Klien Oni«. Olfmpis- Ikestes! Dienstag null bäiltvook 8 ULr: WIM! WA»! Aaufe noch immer Altpapier, Alteisen, Altmetalle zu aller höchsten Tagespreisen. Zahle für Lumpen KZ 3000—4000M Selma Freudenberg, Aapellgartenstratze Nr. 233. Sommerkproffen! ,L brachte vor einiger Zeit folgende Notiz, die auch anders Kreise interessieren dürste! In einer der letzten Nummern der „Erika' bittet eine Kollegin um Angabe eines Mittels gegen Sommersprossen. Ich bin nun in der Lage, ein solches Mittel namhaft machen zu können, über dessen Wir kung (eine Kollegin hat es gebraucht) ich geradezu erstaunt war Die betreffende Dams mar ziemlich mit Sommer- spross^n behaftet; nach dreiwöchentlichem Gebrauch der Salbe und des dazu gehörigen Wassers erhielt ste eine blütenweitze Haut. Die Salbe heißt „Früchts Schwanenweiß- und ist erhältlich bei Frau Elisabeth Frucht, Fabrik Kosmetischer Präparate, Hannover F. 81 Schließfach 238 Es ist zu empfehlen, gleich verstärkte Salbe zu gebrauchen. Dis Probe- tude kostet Mk. 7500.-, die Normaldose MK. 15 000.-. Dazu braucht man gleichzeitig das Schönheitswofler „Aphro dite.- Normalflasche MK. 15000—. Aphrodite entfernt alle Unreinigkeiten. aus den Poren, wie Salbsnreste usw. Die Präparate find zwar teuer, doch dürften sie ihrer abso luten Wirksamkeit wegen allen billigeren Mitteln vorzu ziehen fein. W« SkllMItek, IMMlM UM. fertigt nach Matz unter Ga ramie tadellosen Sitzes, auch bet Zugabe des Stoffes Lils Kemnit?, klelsekelstrsüö 362 Wer erteilt Okorinaunterricht Werke Zuschriften erberen untere. 17 on die Wochen blatt-Geschäftsstelle. MsMlIö kaust von Landw. ».Händlern Aus Wunsch tausche auch geg Strickwolle u. Stoffe lMMM MSÜSN, Grunaerstratze 22 I. Mü kLekisinmnü gebrauchte, auch zerrissene, Kleine und große Posten kaust 8aokeillkaukst. Oresäeo-^., Del.27960 2iegeIstr. 6Z. Vergüte die Bahnfahrt. 8M1- LpWkonoen, Liz-sos, LcdlLu- oue, Vorkslibinäen, Unter lagen, I-eibbinäeo, dHoüsts- gürtel, kranentropken. (Da- menbedicnung durch meine Frau). Vr. Heusinger, Ore säen, 1. Geschäft: Am See 37, nächst Hauptbahnhos. 2. Geschäft: Jüdenhos 3, nächst Altmarkt u. Neumarkt. Ois Verlobung ikrer sin^iMn» . z L ^oobtsr Melanie mit 6sm srlobrmZ mit - wirt Herrn Karl Loliriscii bosk- « Melanie 5toh ! A ron sied disräurek an2U26ig6Q ; bssbrs ied mied LmeMsiSSii. L « Hz Kitl6i'§ut^lct1t!tr,15.-Iuii1923 ; Karl ° RittörZut8s)Lokt6r Hermann 3to8 ; ItittorzutOboro. L unä §rau I-ouise Sbb- ÜLöllöl. : » V ./ Reinigen Ste Ikrklull Dr. öukleds dlniknr ist 6. beste Ltutreinigungs unck ^bküiirtee Tu baden de!; Kiax sentscd, Lentral vroxene. ^Ilen, äie uns in llen scbweren Pagen ller Krankkeit unä beim HeimMnz unseres teuren ^ntscklakenen, cles Nerrn Qlllcl« in so liebevoller Weise ikre IHInakme bewiesen kabsn, sprecken wir auk äiesem We^s unseren Üsnlc sus ?U>Snil2, 17. M IS23. Im I^amen 6er trauernden biinterbliebeaen Marika vsrw. Stöckert §eb. ?annack. Kauf« noek lsufenä 8äm1I. kokproMte Lu kovkirÄer, H'ÄADSPi'siNGn. HiLSMpen a Lilo 3000 Mark LDL BiLStkvL M. s M M MMM sofort zu Kausen gesucht. Angebote mit näherer Beschreibung und Preis erbeten. Hole sofort mit Baraeld ab. Für em - Vermittl. zahle gute Provision. Arthur Göthe, Dresden-«' Jagdweg 3, III. Tel 15978. -