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Beseelt von diesen Gefühlen, wie sie mir mein« allerunterthänigste Verehrung und meine allunoerletz- barste Treue für Höchsthero allerhöchste Person dicttren, bitte ich Bw. Majestät, aüsrgnädigst gestatten zu wollen, daß in diesem Augenblick, in welchem Allerhöchstdteseiben deutsche Söldner zu wünschen scheinen, ich mir aller- untertänigst erlaube, zu Nllerhöchstdero gnädigster Ver fügung und unter den billigsten und niedrigsten Be dingungen und Preisen mein Infanterie-Regiment anzuofferiren; er besteht aus 660 Mann, aller Kinder meine» Lander, besten Besitz mir durch Ew. Majestät Gnade und durch weiter Nichts gesichert ist, — Alle bereit, mit mir ihr Leben und ihren letzten Bluts tropfen im Dienste Ew. Majestät zu opfern. Mögen Ew. Majestät geruhen, die Freiheit, di« ich mir nehme, gnädigst zu verzeihen und mehr aus die gute Absicht, al» auf die Sache selbst zu regardieren. Ich wünsche weiter nicht», als daß ich Ew. Majestät 20 000 Lande», linder onofferiren könnte; ich würde das mit nicht geringerem Eifer thun. (!) Möge e» Sw. Majestät ge- fallen, über mein Regiment unbedingt zu verfügen zu jider Zeit, welche Ew. Majestät für gut befinden. ES ist bereit, auf den ersten Wink, welchen Ew. Majestät zu geben allergnüdigst geruhen wollen." Man findet kaum Worte, um die niedrige Art, mit der ein Fürst seine Landeskinder feilbietet, zu kennzeichnen. Noch abscheulicher benahm sich der Herzog von Braun schweig. Er bat die englische Regierung flchsndLich, seine in Gefangenschaft geratenen Truppen, wenn sie überhaupt auSgewechselt werden sollten, ja nicht in die Heimat zurücktehren zu lasten, damit ihm, dem besorgten Landes, vater, nicht daZ Rekrutengeschäft verdorben werde. War er da ein Wunder, wenn in England die Achtung vor solchen elenden Menschen sank, wenn die fürstlichen Bettler verächtlich und grob von der englischen Regierung behandelt wurden? Der erste, der unter den Fürsten de» Menschenhandel begann, war Friedrich August von Anhalt- Zerbst. Er übertraf st« alle an launischer Willkür und frechem SelbstherrltchkeitSdünkel. Da» kam wahrscheinlich daher, weil er der Bruder der berühmten Kaiserin Katharina ll. von Rußland war. Als seine Untertanen sich einst wegen Abstellung eine» Unrecht« an ihn wandten und um Schutz baten, antworteie er ihnen, derartige Lappereien gingen ihn gar nichts an. Er wünsche in seiner Zurückgezogenheit nicht mit ihren elenden Klagen belästigt zu werden. Al» er mit England wegen des Menschenhandels in Beziehungen trat, stand da» zu liefernde Regiment vorläufig al» Zahl auf dem Papier. »Nicht einmal für die Offizierstellen konnte er unter dm paar armen Teufeln aus dem Adel seins» Ländchens ge- hörig qualifizierte Subjekt« finden, und aus der Nach barschaft boten sich erst recht keine an, weil e» allgemein bekannt war, baß Serenissimus kein Geld hatte." (Braun, der Menschenhandel der deuischen Fürsten im 18. Jahr- hundert) Fortsetzung folgt. °° Das Mordkreuz am Kälberstein. °° (Nachdruck verboten.) An dem Fußwege, der von Crostau durch den Wald über den Kälberstein nach Ellerndorf führt, steht auf der Nordsett« de» Berge» rin verwitterte» Steinkreuz. E» zeigt auf der einen Seite ein etngehauene» Kreuz und eine gefichtkähnliche Figur, auf der andern ebenfalls ein Kreuz und die Jahreszahl 1772, Den Stein nennt man da» Mordkreuz. An ihn knüpft sich folgende Sage: Einst herrschte in der SchirgtSwalder Gegend eine große Teuerung und Hungersnot. So groß war da» Elend, daß «» in den meisten Häusern der umliegenden Dörfer kein Stückchen Brot mehr gab. Getreide hatten nur noch wenige Bauern. Zu jenen Glücklichen zählte auch der geizige Müller in Crostau — Eines Tage» kam zu ihm ein armer Weber au» EllerSdorf und bat händeringend, ihm doch für Geld und gute Wort« ein Säckchen Kirre abzulosten, um für sich und seine Kinder Bro! darauk bocken zu können. Der Crostauer Müller weigerte sich anfangs, doch zuletzt ging er noch auf den Handel ein. Der arme Weber eilte mit Freuden heim. Der geizig« Müller aber bereute sk gar bald, die Kleis verkauft zu haben. Später hätte er vielleicht wrhc dafür erhalten können. Und darum reiste in ihm ein ter fll scher Plan. Er ergriff ein scharfe» Beil und schlich d-m EllerSdorfer Weber nach. Wo heute das verwitterte Steinkreuz sieht, holte er ihn ein nnd spaltete ihm mit dem Beile den Kopf. Da» Säckchen Kleie nahm er dem Erschlagenen ab und eilte damit wieder heim^ Am an. dern Morgen wurde der Ermordete sufgefunden. Der Verdacht lenkte sich alsbald auf den Crostauer Müller. Der wurde ins Verhör genommen und gestand auch end lich seine schreckliche Tat auf. Darauf empfing der Mör der seine wohlverdiente Strafe. Er wurde eine» Tages mit dem Schwerte hingerichtet. Ws man aber den er- schlagenrn Weber aufgefunden hatte, wurde zur Erinns, rung jene» Steinkreuz ausgestellt. sir. o-smoo-WMM Das neue Hemd. Zeitbild vonPaulaGuraLwald, München. Grete brauchte unbedingt neue Hemden; denn dir aus den besseren Stücken der schadhaften Bettücher ver- fertigten find nun auch schon durchgrschruert, Schweren Herzen» entnimmt die Mutier, eins Rrntnerswitwe, ihrer kleinen eisernen Geldkassette einen Pack Scheine. Auf ihrer italienischen Reise damals, als sie ein ganz junge» Ehepaar waren, haben sie kaum den dritten Teil von dem gebraucht, was sie jetzt für so ein einzige» Hemdchen für Grete ausgeben soll. Ach ja, da» Leben ist schwer! Für Grete freilich nicht. Mutti, ich hab' »in« großartige Idee! Wozu brauchen wir eigentlich diese feinen Servietten da? Schau." „Die mit den Rosenkränzchen?" „Ja, die! Sie sind ganz reizend, aber nie werden sie benütz»." „Nun, dann schonen wir st; höchsten» für dich wenn du mal . . . ." „Ach wa», Mutti, da» ist unpraktisch und unzeit. gemäß. Denn bi» dahin habe ich entweder ein Minister- gehalt und kauf mir neue oder ich bin ärmer wie eine Kirchenmau» und dann brauch' ich überhaupt keine Servietten. Jetzt aber brauch' ich Hemden." „Freilich, aber was hat da» mit den Servietten zu tun?" „S-Hr viel! Schau, Mutti, was ist denn heutzutage so ein Hemdle? Lorn ein glatte» Stück, hinten rin glatter Stück, über den Schultern ein hübscht» Bändle oder ein Stickereistreifen — und alle» ist fertig und deine Grete darf nur hineinschlüpfen." „Kind, Kind, solche Hemden willst du tragen?" „Aber, Mutti, warum denn nicht? Man sirht sie ja gar nicht!" „Aber .... da« ist e» ja eben! Daß man sie nicht sieht! Bei euch weiß man jetzt nie: Habt ihr ein Hemd an oder habt ihr kein« an." „Na, Mütterle, hat man denn da» bei euch früher gesehen?" „Uber ganz genau'." „Aber, Mütt-rle, wieso denn?" Mütterle wurde rot wie als junge» Mädchen. .Ja so ... . wieso denn? Nun ja, gesehen hat man'« früher wohl auch nicht, aber man wußte doch . . .. daß jrde .... nun ja ... . es gehörte -zum eisernen WÜschebestand und dann .... man L-ug sich eben oben und unten nicht so knapp mit d-m Stoff . . . ." „Ach, Mütter!«, du bist mein große« Kind, da» von einem modernen, jungen Mädchen absolut ni'lts versteht. Macht auch nichts. Wenn du mir nur deine feinen Sachen alle kochst. Da» andere besorge ich schon allein. Also, komm, gib mir einen Kuß .... ach, weißt du, so kann halt Loch keiner küs . . . ." „Greta!" „Waß denn, Mutti! Och, Lie erschrockenen Augen! War denn? Komm, nimm die Servietten und wir machen denn dir Hemden so, wie ich dir's gesagt habe. Di» kosten dann rein n'x. . . ." Und sie trällert mit einem niedlichen Sümmchen Susanne» berühmte Arie au» Figaros Hochzeit: „Daß ich mit Rosen kränze drin Haupt während sie die seinen Damastfervietten mit den Rosenmustern durch schmale Sridrnbänder zusammensügt. Mutlosigkeit, o« Don Joseph Knobloch, München. ES darf nicht geleugnet werden, ja es ist sogar Pfl'cht, öffentlich darauf aufmerksam zu wachen, daß sich angesichts der ungemein traurigen Zustände, wie sie nun schon süt Jahren auf unserem unglücklichen Vaterland« lasten, in breiten Volttkreisen eine Mutlosigkeit bemerk bar macht, welche die allerschlimmsten Wirkungen au»zu- lö'en fähig ist. Ich habe gerade in der letzten Zeit viel- fach Gelegenheit gehabt, mit Leuten zusammenzukommen, deren vaterländischer Geist früher in Hellen Flammen auflodert«, die aber nunmehr, scheinbar zermürbt von allem Elend und aller Not, ganz gleichgültig über die TageSereigniff- hmweggingsn, ja sich sogar rühmten, keine Zeitung mehr zu halten, um, wie sie sagten, ja nicht täglich aufs Neue an dis Bitternisse der Gegenwart erinnert zu werden. Mehr al» genug habe ich di« Re densart hören müssen: «E» hilft ja doch alles nicht» mehr!", und in Sprache und Ton lag «ine fast an Ver zweiflung grenzende Mutlosigkeit. Mutlosigkeit ist aber «in Mangel an Selbstvertrauen, und ein Mensch, der kein Selbstvertrauen mehr besitzt, begeht Verrat an seinem Volke. Wer, die Hände im Schoß, nichts vermag ols zu klagen und zu jammern, wer über nichts sich mehr «inen Gedanken zutraut als über seine bös« Lage, wer jede Hoffnung an den Nagel hängt und selbst der Presse, die jedem eine Tiöstenn und Vermittlerin zu sein vermag, den Rücken kehrt, ein sol cher nützt kaum mehr zu etwas in der Gegenwart, ja er wird zum Schädling am VolkSium; er kann weder seinem Wkibe, noch seinen Kindern, noch sich selbst helfen — er ist sich und anderen eine Last. Wie da» Gold aber im Feuer, so bewährt der Mensch sich in der Not. Unsers Vorfahren bestanden mutig die schlimmsten Zeiten und hinterließen unt dennoch manch« schöne Stiftung, man- He» große Vermächtnis, besten Grnuß an gar vielen Or ten nicht wenig zur Linderung der Not der Gegenwart beizutragen mrmag. Wir alle wissen, daß sich die Ur sachen unserer Klagen nicht verleugnen lasten; aber an vielem sind doch auch die zu einer unsinnigen, früher nie gekannten Höhe getriebenen Bedürfnisse und da» Zusam menleben soll Neid, Hader, Mißgunst, Hruchelei und Li«b- losigkett schuld. Diese Mängel such« mau zu besrittgen und zu bekämpfen, denn sie lasten sich beseitigen, und gerade in dieser un» zustehenden Kraft ist die Quelle ver. borgen, dir wir nur gleich einem Mose» au» dem Felsen der Grgenwvrt Hervorrufen dürfen, um damit ein ganze» Volk in der Wüste des Elend» zu erquicken. —«m Verraten und verkauft. — „Schon bet Leipzig hat Deutschland Frankreich oerraren." (Poircare in Commorcy) E» ist das teutonische Publikum Noch tück'sch-r al» Vipern peut-eir«, Wie litt zum Beispiel Napolium Durch dies« deutschen Lerräter! Er einigte die verrucht« Nation Und stärkt ihr« Einzrlstaaten. Da haben df« Undankbaren zum Lohn Den Retter bei Leipzig verraten. OS Lrchfeld, Teutoburger Wald, Ob Hunnen, Ungarn und Varu» — Stet« machte verrat in schlimmster Gestalt Den Frrund«n Deutschland» den Saran». Die ganze Welt erfüllt mit Weh, Verrat und Tücke des SosHen. Ich ahn«, ich ahne, Poincare, Auch du wirst noch mal ver ,.. ratrn. Caltban im „Tag'. Garten- und Blumenpflege. —° Die Reseda ist wegen ihre» herrlichen Wohlgeruches eine» sehr beliebte Gartenpflanze und dürfte nirgend» da fehlen, wo Blumen zu Sträußen vereinigt werden. So anspruch-lo» die Pflanz« ist, so eigensinnig ist sie manch mal betreffs de» Keimen», indem ein warmer Sonnen schein nach starkem Regenguß di« jungen Keime in der verkrusteten Erd« zum Erstick«, bringt. Als Vorbeugung», mittel empfiehlt sich, gleich nach der Aussaat die besäte Fläche mit einer etwa drei Millimeter hohen Schicht Sägespäne zu bedecken, wodurch die Krustenbildung ver mieden wird und da» Aufgehen der Saat, wenn diese keimfähig ist, stet» gesichert ist. Zum guten Gedeihen der Topfpflanzen ist «» nötig, daß di« Erdoberfläche zuweilen mit einem spitzigen Holz gelockert wird, da dieselbe durch immerwährende» Gießen zu einer undurchlässigen Schicht zusammen-«- schlämmt wird, so daß schlitßlich die Luft und auch da» Master nicht mehr eindringen können. Da» letztere ver dunstet, ohne den Topfballen befeuchtet zu haben. Bei den Johannisbeeren fallen ost die Blätter und al» Folge davon auch die Beeren vorzeitig ab. Die Ursache kann ein Pilz, aber auch Trockenheit sein. Gegen beide gibt ct gute Hilsimtttel, gegen den Pilz helfen wiederholte Spritzungen im Laus« de» Winker» mit zehn prozrntigem OSstöaumkarbolintum, Schweselkalkbrühe oder Kupstlkalkörüh«, gegen Lie Trockenheit intensive Bewässe rung, wenn der Winter nicht bi« nötig« Bodenftuchtigkeit gegeben hat. Jedenfalls ist «S nicht zu schwierig, di« Johannisbeeren vor größerem Schaden zu bewahren. Vertilgung der Ameisen aus Beeten. E» empfiehlt sich folgende» Mittel: Eine Mischung von Chlorkalk und Kunstdünger zu gleichen Tttlrn partienweise in das Nest gestreut; doch nicht zu nah« an Lie Pflanzen; baLselbe gilt für ungelöschten Kalk, den man in die Gänge schüt tet und mit Master löscht. Kerbelkraut in den Hausen