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Ausgiwiesen! Du, L«s*r im Mich: hast du eine Vorstellung, war in diesem Wörtchen für Schicksale Mit schwingen ? Du, Leser im Reich, ahnst du, wie solche Ausweisung in Wirklichkeit auSsteht? Hast du genug Fantasie, um diesen Fall einer Ausweisung einmal nur in Gedanken, im Traum einer Viertelstunde, mit ge schlossenen Augen auf dich zu übertragen? ... Tu Las, Leser im Reich I Setz dich hypothetisch in diese Situation, damit du dein frohes Leben nicht allzu froh genießest, damit du helfest, soweit du helfen kannst. Von deinem Dienst, den du seit Wochen unter seelischen Qualen, mit verschluckter Wut, h'lflos gegen- über Tausenden von Schikanen getan hast, wirst du von «in paar Soldaten sortgeführt. Bor deiner Tür postieren sie sich mit der Uhr in der Hand. Du stehst in deinen Stuben, ohnmächtig und gebunden. Deine Frau weint, oder wenn sie tapfer ist, rafft zusammen, was zusammen gerafft werden kann, zieht den Kindern da» an, was da ist. Dort steht dein Arbeitstisch den du niemals Wieder sehen wirst, an dem du deinen Kindern niemals wieder zu Weihnachten etwas basteln wirst. Dort steht das Bett, in dem du mit deiner junger Frau fröhlich warst, in dem dein Weib bi« Kinder zur Welt brachte. Dort hängen die Bilder, die du dir nach und nach anschaffen konntest, um einen Hauch der Schönheit in die Miet» kaserne zu bringen. Dort das Bord mit den Büchern, die deinen Geist und die Freiheit trugen, in denen du, vielleicht mit ungeschickter, von Hebbeln und Schraubstock hart gewordener Hand, deine eigenen kleinen oder großen Gedanken auf den sauberen Rand des Buche» hinzu- schriebest. Dort und dort und dort: an jedem Stück« klebt dein Schweiß, mit jedem Stück ist dein Leben ver wachsen — Grinnerungstläger, Eriunerungserhaiter, die nun für immer verloren find. Du hast kein« Zeit, Ab schied zu nehmen. Du mußt nehmen, was den größten materiellen Wert hat, und mußt zurücklassen. was den größten Lebenswert erlangt hat. Ausgewiesen! Leser im Reich, Träume diesen Traum einmal, T.änm« ihn öfter in deine Existenz, in dein Häuschen, in deine Mtetswohnung, in deinen Haushalt, in deine Familie hinein. Und dann nimm deine Zei jung noch einmal zur Hand und such« die Rubrik, in der deine Leitung über die Beträge guittiert, die für die tapferen Kämpfer im Ruhrgebiet gezeichnet werden, und rechne nach wie sehr die Zeichnungen Nachlassen, und erkenne die Trägheit deine» Herzens, daß nach vier Monaten bereits wieder stumpf geworden ist. Und — tu deins Pflicht! Sie ist ein kleine» gegenüber dem, was beir r Landsgenoffen im Ruhrgebiet tun müssen. °°° Das Kriegergrab bei Bühlau. °°° Bon S t r. (Nachdr. Verb.) Wenigen dürfte er bekannt sein, daß sich am Uller». dsrfer Wege in Bühlau bei Weißer Hirsch ein großes Kriegergrab befindet. — E» war am 11. Mai 181». Den Franzosen war es gelungen, in der Nacht vom v. zum 10. Mai di« Llbe bei Kadttz zu überschreiten. Nun wurden die in und bei Dresden-Neustadt lagernden Russen zurückgedrängt bis auf die Höhen bei Weißig und Bühlau. Di« Franzosen drangen wagemutig nach. Am 11. Mai entwickelten sich bei Bühlau heftig« Kämpfs zwischen Russen und Franzosen. Um den Vormarsch der Franzosen zu hemmen, zündeten die Russen unter unaufhörlichem Kanonendonner die Morgenseite des Ober- dorse» von Bühlau an, und bald standen die Wohn- und Wirtschaftsgebäude von 1Ü Einwohnern in Hellen Flammen und brannten bi» auf d«n Grund nieder. Bi« meisten Einwohner Bühlau» waren beim Nohen der Heere mit ihrem Vieh in die Heide geflüchtet und sanden bei der Heimkehr nach Bühlau die von den Flammen verschonten Häuser vollständig ausgeplündert. — Die Sei jenem Gefechte in und uw Bühlau Gefallenen — 10 Russen und 4 Franzosen, unter letzeren «in hoher französischer Offizier — wurden am anderen Tage, am 12. Mai, an der Straße nach Ullersdorf in einem Mossrngrabe zur letzten Ruhe gebettet. Auf Bretter und Türen gelegt und mit Ftchtenreifig bedeckt, wurden st« in d<e Erde gesenkt. Bald wölbte sich über ihnen ein fl Ler Grab. Hügel, der'noch vor «inem Menschenalter zu s h-n war. Als im September 1902 am Uller-dorser Wege der Grund zu einem Hausneubau gegraben wurde, stießen die Ar bester auf mehrere Skelette, die zu jenem Krtegergrabe gehört«», in dem friedlich beisammenliegen, die sich im Leben bekämpften. Ratschläge eines alten Reiseonkels für °° die Bahnfahrten in der 4. Klaffe °° 1. Vorbemerkung: Wer nicht friedlich ist — sollt« nicht 4. Klass« fahren. 2. Vorbemerkung: Wer keinen Humor besitzt — sollt« nicht 4. Klasse fahren. Wenn Du mit Genuß 4. Klasse fahren willst, so laß Dir folgende Ratschläge durch den Sinn gehen: 1. Du stehst wartend auf dem Bahnsteig, Revier 4 Klass». Der Zug fährt «in. Du öffnest die Wagentür um «inzustetgen — und findest «in« Mevschenmauer vor, aus der 10 Augen, Lippen und Hände Dich adwehren wollen. Laß Dich durch diesen Anblick nicht entmutigen! Sieh Dir die Menschen ruhig an und sage ihnen freund lich, aber beharrlich, daß du Dich sehr schlank machen wolltest — und l» würde schon noch gehen. Du wirst sehen: es findet sich in den meisten Fällen noch ein, Fug« in der Mauer, wo Du gerade himtnpaßt. Bist Du dann glücklich eingesügt, so bleib« so ruhig al» möglich strhsn — womit Du Dir am schnell sten di« Gunst Deiner anfangs grollenden Mitreisenden erwirbst. Erwarte nicht, daß 10 Umfitzende aufspringen, um Dir ihren Platz anzubieten. Auch dann nicht, wenn Du alt bist und di« Umsttzenden jung — denn die Jugend von heute hält es meist nicht sür röste, vor einem grauen Haupte auszuftehen. 3. Sollte Dein Stehen länger« Zeit andauern, so such« Dir Deine stehend« Lage dadurch zu erleichtern, daß Du dir Landschaft oder den Lharakter Deiner Mit reisenden studierst. Du vergißt darüber den Fuß Deine« Nachbar», der eng an Deinen grenzt, und di« gelegent l chrn Püffe Deiner' Nachbarin. Auch vergißt du dar über di« beständige Sorge um den Trogkorb voll Eier, der dicht hinter Dir steht. Nur auf den Haltestellen ist e« ratsam, an ihn zu denken —, denn neulich hat Leim Anhalttruck ein Fahrgast ganz ungewollt darauf Platz genommen. Und da» soll für all« Tstl« betrüblich ge. wesen sein: für den Niedergesetzten sowohl al» auch für di« Besitzerin des Korbes, und endlich auch für di« E^rr selbst. Ich konnte nicht einmal erfahren, ob di« Bahn den Schaden getragen hat, di« doch mit ihrem Anhalte- ruck an allem schuld war. 4 W«nn Du silbst in den glücklichen Besitz eine» Sitzplatzes gelangt bist, so versäum« nicht, auch anderen behilflich zu sein. Dies« Mahnung scheint überflüssig — doch lehrt die Erfahrung, daß sie zu Recht besteht. Schlußbetrachtung: Wenn Du so mit Freundlichkeit, Beharrlichkeit, Friedlichkeit und unverdrossenem Humor dahinfährst, so kann es leicht geschehen, daß Dich bald gen I Eine nc 'S u> K « s Zs § rin unfiHibvrr» rniV iviHen die mit Dir gleichen Sinne» sind. Und du findest im schlichten Bewand „gute Freundt und getreue Nachbarn', die Du vordem nicht gekannt hast und die Du auch nach- dem kaum wiederstehst. Und doch bleiben sie Dir un- vergessen — und die Stunden drangvoller Enge im Bahnwagen 4. Klasse zählen zu den schönsten Stunden Deine» Leden». — — Der Vudihiner Palmen-Esel. Von Str. Nachdruck verboten. Bis zum Jahre 1523 wurde in der alten Wenden studt Budißtn (Bautzen) alljährlich zur Osterzrtt der Pal men Esel, «ine alte, aus Holz hergrstellte Figur, die in d«r Stadtkirchs daselbst aufSewahrt blieb, unter großem Seprängr durch die umliegenden Getreidefelder geführt. Große Scharen, jung und alt, beteiligten sich an diesen Umzügen. Fromme Lieder wurden dabei g-sungen. — Durch jene eigenartige Frier sollte den betreffenden Fel- d-rn große Fruchtbarkeit werden. — Dies« Sitte erhielt sich in Bautzen bi» 1523. Im genannten Jahre wurden jene Umzüge des Palmen-Esel» eingestellt, was von vie len sehr beklagt ward. Christian H-cksl, der Bischoskw«r- daer Chronist, schreibt hierüber 1713: »Weil Anno 1528 der Pagtsttsche Götzen - Dienst in Budißin je längsr je mehr veracht»« und ver lacht wurde, als hat man auch dm alten höltzernrn Palmen Esel, welchen man sonst mit Grpränge und Gesänge umbS G-treyde im Felde herum geführt, stille stehen und biß Dato ausruhen lassen.' — ° Werden wir kleiner und leichter? ° Bekanntlich kann man sür jedes Alter «in bestimm tes Normalgkwicht und eine bestimmt« Normalgröße auf. stellen. Ebenso wie das Gewicht nimmt nun auch die Bröß«, d. i). das WaHLtum bi» zu einem gewissen Alter zu, um sich dann wieder in einer absteigende» Kurve nach unten zu bewegen. Die Vergleichung d«r Gewichts- und Größenskalrn ergibt sehr interessante Ergebnisse. Go liegt das Maximum an normaler Körpergröße beim Mann wie bei der Frau etwa zwischen d«m 25. und 30. Leben», jahrr. Während da» Höchstgewicht des Mannet jedoch meist mit 30 Jahren oorli-gt, hat die Frau ihr maxi- mal«» Körpergewicht erst mit 40 Jahren erreicht. Di« Zah len dt«ser Vergleichtstatistik geben davon «in genaues Bild Durchschntttslänge eines jungen Mennes von 25 Jah ren beträgt 172 cm, und für diesen Wuchs und dieses Alter ist «in Gewicht von 68 3 kg al» normal zu S«. trachten. Bet einem dreißigjährigen Mann ist die Länge dieselbe geblieben, dos Normalgrwtcht ist aber größer ge worden, es beträgt 689 lex. Im 40. Lebensjahr ist die Höhe de» DarchsHnittSmanneS um 1 cm kleiner gewor den, auch dar Gewicht ist hervntergegangen. Ja dieser Weise geht es abwärts mit zunehmendem Alter und man erhält auf Grund vielfacher Untersuchungen folgende Normalzahlen: 40 Jahre — 171 cm Wach» — 688 leg G«wicht, 60 Jahre — l67 cm Wuchs — 67.4 lcx Ge wicht, SO Jahre — 166 cm Wuchs — 655 IcL Gewicht Das weiblich« Geschlecht bleibt in der Regel im Wuchs hinter dem männlichen zurück, ist aber von Na tur aus mit Fettpolstern reichlicher ausgestattet. Für Frauen gilt folgende GewichiStabtlle al« normal: 20 Jahre — 157 cm Much» — 545 lcx Gewicht, 25 Jahre — 157 cm Wachs — 5»,0 kg Gewicht, »0 Jahre — 157 cm Wuchs — 55,1 Icz G-w-cht, 40 Jahre — 155 cm Wuchs — 58,5 kg Gewicht, 60 Jahre — 151 cm Wuchs — 56,7 Kg Gewicht. —« MW «DNKWst. —* Lon der eigenartigen, scharfsinnigen Denkart der Arader au» Armen zeugt eine Reihe von Sprich wörtern diese» tapferen u.id sremdenfeindlichen Stammer, die A. S. Nahuda, der bekannte Semitist, übersetzt hat: »Der Freie schmeckt schon di« Wort«, d«r G«m«in« braucht aber einen Stich in» Bein.' „Ehre den Hund wegen seines Herrn.' .Lieber eine Schlange ins Hau», als «inen fremden Menschen.' „Lieber Unrat auf dem Kopf« tragen (d. h. di« niedrigsten Arbeiten verrichten), als der anderen Wohltat bedürfen!' „Ein« Lanze sticht schon beim ersten Stoß nieder.' (Was gut ist, bewährt sich von Anfang an.) „Wohlstand gewährt Bewegungsfreiheit; Hungtr zwingt zum Ntederhocken.' „Entscheidend ist der Will« des Richter», nicht di« Menge der Zeugen.' „Man schämt sich nur mit den Augen.' (Mau re- fpiktten nur den, den man vor sich hat.) „Ein Monat, in dem du weder kaufst noch ver kaufst — zähl« nicht sein« Tage.' „Di« Frauen sind j« nach ihren Schwitgermüttern, nicht nach ihren Müttern.' — (Im Orient folgt nämlich die jungvrrmählz« Frau, di« manchmal kaum das Alter von 13 Jahren Überschritten hat dem nicht viel älteren. Ehrmann in sein väterliches Hau» und kommt so in die Obhut drr Tchwugermutttr, bi» d«r Mann sie durch eigenen Erwerb selbständig machen kann. Auf dies« Wrise ist sie den Launrn der Schwiegermutter oft hilflos ausgesetzt) ° Frischgemüse als Mtaminquellen. ° Ler K^-jchaß sür Garrenbau Seim L...dtskullurral Sachsen schreibt uns: Nach neueren Forschungen der Er nährungsphysiologen dürfen in einer vollwertigen Nah rung außer den bekannten Rährstoffgruppen Eiweiß, KohliÄhydrahten, Fetten und Salzen, di« sogenannten Ergänzung-Nährstoffe oder Vitamine nicht fehlen. Sonst irrten nach «tniger Zeit KrankhtttSerscheinungen, Jnsusst- zienzkrankheiten oder Avitamonosen, auf, dis zum Tode führrn können. Die Wissenschaft unterscheidet. hmr« drei verschiedene Vitamine, ä., 8. und O. Veber ihre themische Natur weiß mau ^ch Uhr wenig, besser stad ww da über ihr Lorkomm und ihr« Wirkungen unterrichtet. Vitamin ä ist unbedingt erforderlich zum Wachstum de» kindlichen Körptr». L» spricht viel sür di« Aunahm«, daß di« Rachitis (er) lisch« Krankheit) mit Mangel an Vitamin in ursächlichem Zusammenhang« st-ht. Wichtig tst, daß diese» Vitam u ksim Erhitz«» auf 100 Grad all mählich z«rstört w'rd. Biel Vitamin ä enthalt«» alle grünen Gemüseartrn und die Tomaten, arm find dir Wurzelgemüse und tue m-ist«n Früchte. — Auf Vltamin 8 ist man b«i der Erkor,chunz der Ursachen einer ge fürchteten Tropeukrankhrit, r Beriberi, aufmerksam ge- worden. Sie tritt auf nach überwiegender Ernährung mit poliertem Rei», bn dem o > vitaminhaltig« „Stlb-.r- häutchen' entfernt ist. Durch Zugabe von R«i»!lsie ist die Krankheit heilbar, und sei Genuß von ungeschältem Reis tritt sie überhavpt «ich» ^uf. Vitamin 8, do- eben- falls zum Wachstum unbedingt nötig ist, kommt in den Hülfenfrüchten und Wurzelgir-.üsen vor, am reichsten find Spinat, Rübrn und Kohl. Sehr reich sind auch wreoer di« Tomatin. Gegen Kochen ist es nicht sehr «mpft «o- ltch, dagegen ist Sterilisieren unter Druck, besonder» tz