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Nr. 87. Pulsnitzer WochenbiaLi. — Sonnabend, den 12. Mai 1923. Seit« 2. wärtige Festbeiirag M 2000 — beträgt. Aus dem amtlichen Teil der »Deutschen Turnzeitung" war ferner noch zu entnehmen, daß die Quartierfrage jetzt geregelt werden mutz. Diejenig n Mitglieder, die sich nach München gemeldet haben, müssen sich nunmehr bis spätestens 15 ds. Mts entschei den, was für Quartier sie zu erhalten wünschen, ob Bürger- oder Massenquartier, Gasthaus oder Hotei. Die Preise werden sich voraussichtlich stellen auf M. 1500 — M. 2500 für eine Nach? m Bürgerquartier M. 2500 —M. 3500 „ „ . „ Gasthaus M 4500 - M. 10000 „ „ . „ Hotel Massenquartier kostet M. 6000 für alle 8 Tage. — Bei Angabe des Quartiers bei Kassierer Rud. Meilitzer, Rielschelstrahe 352 b sind für das selbe M. 6000 anzuzahlen, gan» gleich, welche Zeit er in seinem Quartier bleiben will. — Es wird ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, datz für diejenigen, dis sich dis 15. ds. Mts. betr des Quartiers nicht entschieden haben bszw die An zahlung nicht leisteten, eine Garantie für Quartier und spater auch für die Mitfahrt in den für Sachsen bestimmten Sonderzügen nicht geleistet werden kann. — Vom Turnerdund Pulsnitz beteiligen sich gegen 50 Mann. — (Der 1 deutscheMuttertag) wird am bevorstehenden Sonntag — 13 Mai — allerorts abgehalten. Der glückliche Gedanke, einen deutschen Muttertag einzuführen, verdient von allen Seiten freudig unterstützt zu werden. Er ist ganz besonders berufen, eine neutrale Grundlage für alle Parteien und Konfessionen abzugeben, auf der sie sich gemein schaftlich finden könnten, um das deutsche Familien leben aufbauen und innerlich stärken zu helfen Bei der zunehmenden Zuchtlosigkeit dec Heranwachsenden Jugend, ihrem bedauerlichen Mangel an Ehrfurcht, erscheint gerade diese Sitte berufen, der Jugend Ge> legenheit zur inneren Sammlung und Selbstbesinnung auf hohe ideale Güter unseres Daseins zu geben. In den nordischen Ländern feiert man den Muttertag schon seit langem als Familienfest in harmonischem Beisammensein. Wessen Mutter nicht m hr umer den Lebenden weilt, der gedenke der Toten dadurch, datz er am Sonntag ihr zu Ehren sich mit einer weitzen Blume schmückt, wo sie noch lebt, der widme ihr einen Dankesgrutz durch Tragen einer bunten Blume, ganz gleich, welcher Farbe! — (Maiblumensindgiftig!) Maiblumen darf man ja nicht zwischen die Lippen nehmen, denn Stengel, Blätter und Blüten enthalten ein so stark wie Blausäure wirkendes Gift, das Tonoatlamarin Auch welke Maiblumensträutze werfe man nicht fori, sondern verbrenne sie lieber, weil Vögel, besonders Hühner und Tauben, unfehlbar verenden, wenn sie auch nur daran picken — «Vorsicht mit Tintenstiften) In Wien stellte kürzlich ein Arzt einen Kranken vor, der sich mit einem Tintenstift am linken Daumen eine Verletzung zugezogen hatte, sodaß eine Operation erfolgen mutzte. Rings um die Verletzung, die zu erst äußerst harmlos aussah war eine immer weiter zunehmende Abtötung der Gewebe «ingetreten Der Fall ist nicht vereinzelt. Es sind Fälle bekannt, in denen nach durch Tintenstifte verursachten Verletzungen die Sehnen angegriffen waren und sogar Amputa tionen von Fingergltedern notwendig wurden. Man sollte daher mit Tintenstiften recht vorsichtig um gehen. Die Gefahr wird zu leicht unterschätzt. Pulsnitz M. S. (Die Mütterberatung) findet am Mittwoch, 16. Mai, nachmittags 3 Uhr in der hiesigen Schule statt. Arzt wird anwesend sein Niedersteina, (B a n n e r w e i h e.) Der hiesige Radfahrer Eiuv „Viktoria' feiert am 13. Mai 1923 seine Bännerweihe verbunden mit Schmuckkorso und anderen sportlichen Darbietungen. Am heutigen Sonnabend findet im Gasthof zum Vergißmeinnicht Kommers mit sehr inhaltreichem Programm statt Der Ciub ist bemüht, seinen Gästen recht genußreiche Stunden zu bereiten, indem zum Kommers und zum Schmuckkorso in sportlichen Beziehungen vortreffliches geboten wird. Am Sonntag früh findet das Be- zirks-Eröffnungsrennen des Bezirks Pulsnitz im L. R. B. auf der Strecke Niedersteina, Kamenz, Kö nigsbrück, Pulsnitz. Niedersteina statt. Dasselbe ist von mehr als 30 Fahrern besetzt und es wird sich ein harter Kampf um den Siegerpreis abspielen. Zum Schmuckkorso ist -ine starke Beteiligung zu erwarten und wird derselbe dem Festzug die größte Aufmerk samkeit zu widmen sein. Wünschen wir dem Verein noch hierdurch recht gutes Matwetter und starke Be teiligung, damit derselbe auf seine Kosten kommt, da den Siegern wertvolle Preise zur Verfügung stehen. Kamenz. (Fohlenschau d Stuten Musterung.) Die diesjährige F^-lenschau und Stutenmusterung des Zuchtgeüc) Kamenz findet Montag, den 14 Mai, vormUa: 11,30 Uhr auf dem Schuttplatz zwischen Arn^i. Qf - aße statt. Zur Prämiierung kommen 1 und 2 jährige Fohlen. Für alle im Zuchtregister nicht eingetragen n ist ein erhöhtes Deckgeld zu ^hlen. Diejenigen Züchter also, deren S'"i " im Zuch!reMer eufp-nommen sind, die ,.ch ober künftig nted rigere — Lgeld sichern wollen, müssen ihre LUt-en zum Einträgen ins Zuchtregister nächsten Montag vor- führen Johlreiche? Erscheinen ist er wünscht Arnsdorf. (Vereinsfahvenweihe.) Am 1. Juli weiht der hiesige Männergesangvscein seine Bereinsfahne. Der Verein ist Mitglied des Elbgau sängerbunde?. Radeberg. (Schützenfest) Die priv Bür- aerschützern-esellschaft hat beschlossen, auch in diesem Jahre das Königsschießen am zweiten und dritten Pfingstfsiertag stattfinden zu lassen. Bautzen. (Eins lebhafte Erregung) gab es am lehren Sonnacend auf dem hiesigen Vuiter- markte Dresdner Händlerefmusn. dis im freien Marktverkehie nach 10 Uhr verschiedene Waren, zu meist Eier, an sich gebracht hatten, wollte man den Abzug mit den vollen Körben nicht gestatten. Haus frauen, Erwerbslose und Händlerinnen scharten sich zusammen und es kam zu ernsten Streitigkeiten. Butter war kaum zu sehen und Eier waren nur für 320 M zu hab n Wahrscheinlich waren die Preise durch die Anwesenheit der Händler in die Höhe ge trieben worden. Dresden. (Ueber die Hoizschläge und Wiederaufforstungen in n-chr staatlichen Waldungen) wird dem Landtag ein Gesetzentwurf vorgeiegt werden. Es wird bestimmt, daß alle Kahl schlagflächen, Blößen usw, innerhalb einer von der Aufsichtsbehörde festzusetzenden Frist wieder auf geforstet werden müssen Der Gesetzentwurf soll einem Raubbau am Walde, zu dem die gegenwärtigen Preisoerhältnisse leicht führen könnten, für die Zakunft Vorbeugen. Leipzig. (schwere Gewitterschäden.) Ein Frühgewitter, das in den Morgenstunden des Mittwoch über Leipzig und Umgebung hereinbrach, hat großen Schaden angenchtst Die Obsternte hat unter dem Hagelschlag sehr gelitten. Leipzig. (13 Milliarden Fshlbetrag im Leipziger Haushalt.) Bei der Unbestimmt heit des Umfangs der Ueberweisungen des Reichs aus dem Steueraufkommen an die Länder und Te meinden läßt sich der Städtische Haushalrplan auch nicht annähernd balancieren. Er ist jetzt festgestellt worden und weist trotz Anwendung größter Spar- samkeit einen Fehlbetrag von rund 13 Milliarden M auf, Über dessen Deckung nach Ungewißheit herrscht Schlettau i. E. <Ja, solchen Hauswirt lob ich mir!) Ein Hauswirt hat die Not seiner Miete: erkannt, und da ihm selbst dis Not fern ge blieben ist, seinen Mietern nicht nur die Mietzahlung erlassen, sondern darüber hinaus ihnen noch ein Schwein geschlachte-, sie mit Wellfleisch bewirtet und jedem noch sine Wurst gestiftet. — Wenn das nicht eine ähnliche Geschichte wie die von der see schlänge ist, dann verdient der Schlettauer Hauswirt eingerahmt zu werden. Politisch« Rundschau. Deutsche» Reich. Berlin, l». Mat. (Erhöhungder Arbeit-, losen Unterstützung) Der Sozialpolitisch« Aut- schuß de- Reichstage» befaßte sich in seiner Sitzung vom 11. Mai mit der Fraget der Festsetzung der Unterstützungssätze in der Erwerb-losenfürsorge. Die Regierung teilte mit, daß sie eine Erhöhung um etwa 33«/, in Nutficht nehme, während die Anträge der Sdztalvemokralen und der Kommunisten erheblich yöher gehen wollten. Die vorliegenden Anträge wurden einen Unteraukschuß überwiesen. Angenommen wurde eine Entschließung de» Abg. Schlack (Ztr), der eine Anpassung der Unterstützungssätze an die( Teuerung und eine Förderung der produktiven Er- werbriosenfü-sorge verlangt. Berlin, 1». Mat. (Ueberreichung der englischen Not« am Sonntag) Wie au» Pari- zur englischen Anwortnote gemeldet wird, -wird fle erst am Sonnabend den Verbündeten und nicht vor Sonntag Deutschland zugestellt werden können. Die Not« stell« «in kurze» Schriftstück von knapp vier Setten. Ste erkläre, daß die Vorschläge son deutscher Sette keinerlei Aufmerksamkeit beanspruchen könnten, wenn sie nicht einen ernsthaften Fortschritt gegenüber den jetzt abgelehnten Vorschlägen enthielten. — (Tie suchen «inen neuen Borwand) Der Malin läßt sich au» Werden an der Ruhr melden, daß die verurtirlten auf Befehl des General» DegouN« nach Düffeldorf gebracht worden find. Da» Blatt schreibt dann weiter, in Essm sei e» noch nicht zu ernsthaften Kundgebungen gekommen, doch wolle da» nicht besagen, daß man nicht» zu befürchten hätte. Man könne schon jrtzl in der Näh« der Fabriken und auf den Straßen Ansammlungen beobachten und man rechne in gewissen Kreisen mit einer Gärung im Volke. Auch Hava« gibt «ine Meldung au«, im besetzten Ge biete sei gegenwärtig rin« starke Zünahme de» passi ven Widerstande« festzustellen. Die Luft sei wt« von Explosivstoffen erfüllt. (Anscheinend soll di« franzö- fi'L« Bevölkerung dadurch auf di« Folgen d«r fran- —fischen Gewalttaten vorbereitet werden, die man dann vrn Deutschs« in die Schuh« schieben will) München, 12, Mai. (v. Knilling an Dr. Krupp.) Der bayrisch« Mtnist«rprästd«nt Dr. o. Kntl ling hat an Herrn von Krupp «in Schreiben gerichtet, in dem «» heißt, daß da» bayrische Volk voll der Höch' sten Anerkennung für sein mannhafte», nur d«N Geist« der Bater'andrltebe und der Ehre folgende« Auftreten fei und mit Teilnahme dem weiteren Gange der Ereignisse «ntgegrnsehe. Schwei». Lausanne, 11. Mai. (Gin faszistische« At tentat in Lausanne.) Am Donnerstag Abend gegen 9 Uhr wurden drei Mitglieder der russischen Delegation, der russisch« Vertreter in Rom, WorowSki, sowie drr früher« Pressechef der russischen Delegation, Ähren« von der Berliner Barschaft, und dessen Privat- sekretär im Speisezimmer des Hotels Ceei! von offen bar im Auftrage der sogenannten Internationale» Liga (Schweizer Fasztsten) handelnden Leuten durch mehrere R-volvrrschüsse tödlich verwundet. WorowSki ist den Schüssen sofort erlege», während die beiden anderen schwer v-rletzt sind. Der Mörder, ein früherer schweizerischer Offizier im Alter von 38 Jahren »amen« Conradi ist kürzlich erst au» Zürich hier eingetrosfen. Er hat sich sofort nach drr Gewalttat mit den Worten gestellt: ,Da bin ich! Ihr könnt mich verhaften!" Da in der ziemlich vorgerückten Stunde, e« war be reit« >/i1O Uhr, sich außer den drei Herren und dem Täter, der gleichfalls dort sein Diner eingenommen hatte, niemand mehr in dem Speisesal anwesend war, wurdr di« Tat erst verhältnismäßig spät entdeckt. Der Täter, der «Iwa sieben Revolverschüfle abgegeben hat, soll früher im zaristischen, russichen Heere al« Frei williger gedient hab«n. Wie zu der Mordtat weiter berichtet wird, hat Ahrens einen Schuß in den rech ten Oberschenkel und in den Bruch erhalten, während sein Privatsekretär DidilkowSkt in der Hüftgegend ge troffen wurde. — Die Verletzung DibtlkowSki» hat sich al» sehr schwer heraurarfirllt, da di« Kugel, die er erhalten hat, von der Hüfte in den Bauch gedrungen ist. Es besteht wenig Hcffnung, ihn am Leben zu erhalten. Dagegen sind die Verwundungen Uhren«' nicht* ltberr»gefährlich. England. London, 11. Mai. (England rückt von den Ausweisungen ab.) Im Laufe der gestrigen Sitzung des Unterhauses hatte der UnterstaatSsekretär de» Auswärtigen Amt»«, Macneil, in Beantwortung einer Anfrage die Erklärung abgegeben, die zahllos«« Ausweisungen deutscher Beamter, die von der Inter alliierten RheiNlaNdkommisfion angeordnet worden find, seien durchweg ohne die Zasttmmung de« eng lischen Vertreters verfügt worden. Macneil fügte hinzu, der englische Kommissar habe Befehl erhalten, sich von allen Entscheidungen der Rheinlandkommisston fernzu- haltrn, di« sich irgendwie aus der Ruhrbesetzung ergeben. Stallen. < j Rom, 12. Mai. (Di« italienische Ant wortnote.) Die Antwortnote der italienischen Re gierung aus die deutschen Vorschläge ist am Freitag den alliierten Gesandten in Rom zur Kenntnis ge bracht worden und wird am Sonnabend in Berlin übergeben werden. Mussolini hat sich nach einer offi ziellen Mitteilung vorher eingehend mit London ver ständigt und olle Rückwirkungen auf di« tnternatio« nalr Lage vorsichtig abgeschätzt. Italien. Rom, 12. Mai. (Zur italienischen Note.) Ueber den Inhalt der italienischen Antwortnote wird noch mitgeleilt, daß ste so abgefaßt sein werd«, daß ste wenigsten« eme Wiederaufnahme regerer diploma tischer Beziehungen gestaltet. Die Lage in den besetzten Gebieten. Lin neues Blutopfer. Dortmund, 11. Mai. Beim Urberschreiten der Emscherbrücke wurde der Schuldirektor Iero ch erschos- --n. Eine Zeugin des Vorganges wurde sestgenommen. Neue Gewalturteile. Bonn, 11 Mat. Vom französischen Kriegsge richte wurde ein Zollbeamter zu fünf Jahren Gefäng nis und fünf Millionen Mark Geldstrafe verurteilt, «eil er nach der Beschlagnahme noch Gelder für Lohn zahlungen verwend«» halte — Lin anderer Beamter, der wegen de« gleichen Falles angeklaat war, erhielt drei Monat« Gefängnis und 25 M>ll. Mark Geldstrafe. weitere brutale Ausweisungen. Aöln, 12 Mai. Die Franzosen hoben heute i» Konz und Karthaus weitere hundert Eisenbahnerfawi- lien gezwungen, in kürzester Frist ihr« Wohnung-« zu oerlüssen, ohn« daß ihnen gestattet wurde, das Not wendigste mftzunehmen. Ganz« Stadtviertel werde» von Spahl abgesperrt. Die Familie« wurden auf de» Bahnhof gebracht und sofort abtranSportiert. wieder ein Blutopfer. Wiesbaden, 12. Mat. Der Arbeiter Bredors wurde von einem marokkanischen Soldaten durch eint» Schuß in die Schulter schw-r verwundet. Lin Todesurteil eines französischen Kriegsgericht»« Düsseldorf, 11. Mai. Da« französtjche Krieg-' gericht verhandelte in seiner Sitzung am Dten-to- und nm Mittwoch gegen den Kaufmann Schlageter-