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Nr. 48, Pulsnitzer Wochenbla«. — Dienstag, den 34. April 1828. Seite 3. «saltigen Stürme der Zeiten glänzend überstanden Die Verluste, die dis Revolution mit sich gebracht hatte, sind nunmehr vollkommen wieder wettgrmacht. Mit seiner Mitgliederzahl hat er den Vorkriegsstand »o r über 200000 wieder erreicht. Ausgetretene Ver eine suchen abermals den Anschluß an den Bund, »eue Vereine erklären ihren Beitritt, in allen Vereinen wachst die Mitgliederzahl ständig. Das erfreuliche Zeichen des Zuwachses ist die Tatsache, daß unter den neu zuströmenden Kameraden das junge Element der Feldzugsreilnehm-r in erdrückendem Maße über wiegt. Die Teilnehmer am Weltkriege finden also in den Reihen der Militärvereine auch die Gelegen» heit, ihre Feldzugserinnerungen mit Gleichgesinnten auszutauschen Im Juli wird der Sächsischs Militär- Lerenis Bund seine goldene Jubelfeier begehen können. An den Zweigen seines mächtigen Baumes blühen vaterländisches Leben, Sinn für die Tradition des sächsischen Heeres, alter Soldatengeist, praktisch an gewandte Kameradschaft und treue Fürsorge für Kriegsbeschädigte, Kriegerwitwen, Kriegereltern und Krieger warfen in schönstem Zusammenwirken — (Schülermonatskarten für Lehr linge:) Vom 1. Mai 1923 an erhalten Schüler Monatskarten zwischen Wohnort und Ort dec Lehr stätte alle Lehrlinge, die auf Grund eines schriftlichen Lehrvertrages in der Lehre stehen und das 18 Lebensjahr nicht überschritten haben. Auf dem bei den Fahrkartenausgaben zu kaufenden Antrag auf Ausfertigung von Schülermonatskarten muß der Lehr herr bescheinigen, wie alt der Lehrling ist, welchen Be ruf er erlernt und daß ein schriftlicher Lehrvertrag auf eme bestimmt anzugebende Zeit geschlossen ist Die für den Wohnsitz des Lehrherrn zuständige Standesvertretung (Gewerbe- oder Handelskammer, Landeskulturrat» Ausschuß für Gartenbau beim Landes kulturrat) oder die untere Verwaltungsbehörde hat zu bescheinigen, daß die Angaben richtig sind und daß ihr der Lehrvertrag vorgelegen hat Ueber die Stellen, die als untere Verwaltungsbehörden in Krage kommen, erteilen die Fahrkartenausgaben Auskunft Friedersdorf. (Baumfrevel.) Bei einem hieiigen Gutsbesitzer sind in den Nächten zum 19. »nd 23. April insgesamt 11 Apfelbäumchen teils ab- gebrochen oder mit einem scharfen Messer angeschnitten worden, sodaß letztere ebenfalls noch eingehen werden. Der entstandene Schaden ist ein ziemlich erheblicher. Der Geschädigte hat auf die Ermittelung des Täters eine hohe Belohnung ausgesetzt, die derjenige erhält, der Angaben machen kann, durch die der Täter «r- »ittelt und seine Bestrafung erfolgen kann. Es handelt sich um einen Racheakt. Hoffentlich gelingt es bald, den Täter zu ermitteln. Die Tat ist ein Akt um glaublicher Roheit und Feigheit. Kamenz, 23 April. (Beurlaubt.) Herr Be< zirksarzt Reg.-Med. Rat Dr. Paarmann in Kamenz ist von 29 April bis mit 9. Mai ds. Js. beurlaubt. Seine Stellvertretung erfolgt durch Herrn Bezirks» arzt Rrg.-Med.-Rat Dr. Sauer in Bautzen. Elstra. (Unentgeltlicher Brennmate rial.) Herr von Helldorff hat der Stadt in anerken nenswerter Weife 11 rm Bcennknüppel und »8 rm Reisig unentgeltlich überwiesen. Nu» dieser Zuwen düng konnte die Stadt 18 armen Familien die Sorge für da» so notwendige Brenn»Material aönehmen. Vielleicht gelingt «» unserer Stadtverwaltung auch noch, Brennholz zu angemeffenen Preisen kaufen und in kltineren Posten an minderbemittelte Familien ab- g«b«n zu körnen. Radeberg. (Tafelglas gestohlen.) Don einem Lagerplatze wurden in der Zeit vom 29. März bi» 5 April drei Kisten Tafelglas im Werte von I Million Mark gestohlen. Die Kisten sind ,KOV" gezeichnet Dresden. (Dis 7. außerordentliche Landessynode) wird heute, Dienstag, nachmittag s Uhr im Gemeindesaal der Kreuzktrche zu Dresden nochmals zusammentreten, um zur Erledigung der bereits vorberaienen Vorlage zum Kirchrngesetze, be. treffend die Besoldung der Geistlichen und die Ver waltung der geistlichen Lehen zu schreiten. Die Ver handlungen werden voraussichtlich mehrere Tage dauern. . Dresden. (Eine Lehre für die Arbeiter Sachsens.) An die Arbeiterschaft Rheinlands und Westfalens verbreitet der Allgemeine Deutsche Gewerk fchaftsbund, die höchste Instanz der freien Gewerk- fchafien, einen Aufruf, der uns im Original vorlikgt, und in dem es u. a. heißt: Die kommunistische Partei fordert in ihrer Presse und in Flugblättern die Arbeiterschaft auf, Beiriebshundertschaften zu bilden. Diese sollen entsprechend ' .^waffnet werden und den gewaltsamen Kampf gegen den Faszismus aufnehmen. Die Parole der Kommunisten ist ein Verbrechen an der deutschen Arbeiterschaft. Die Kommunisten wissen, daß ihre Parolen bei den Arbeitern keinen Anklang finden. Sie versuchen deshalb dieselben zu ködern, indem sie ein sogenanntes Wirtschaftsprogramm auf- stellen, von oe-n sie wissen, daß es unmöglich ver. wirklicht werden kank, auch dann nicht, wenn d-e von den Kommunisten geforderte Arbeiterregksrung am Ruder wäre Ln Rußland ist die Rsa^ rag« gewalt vollständig in den Händen der Kommuuisti,..jen Partei. Nirgends ist aber die Not und das Elend gröber als in R"ßland. Warum verwirklicht man do . - derungen der Kommunisten nicht 7 Weil es sü«-? uus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich ist. Diefts Wirischaftsprogramm ist nichts anderes als ein Köder, womit man die Arbeiterschaft und vor allem die Betriebsräte gewinnen will, um sie vor den Parteikarren zu spannen. Die Kommunisten unterstützen mit ihren Varolen und Machenschaften den französisch belgischen Militarismus und Imperialis mus, den Todfeind jeder Arbeiterbewegung Sie be reiten dem Faszismus den Weg zur Herrschaft, wie sie er in Italien und Frankreich getan haben. Dresden. (Vorstandssitzung desSäch sischen Gemeindetages.) In der letzten in Dresden abgehaltenen Vorstandssitzung des Sächsischen Gemeindetages wurden wiederum eine große Anzahl wichtiger Gemeindefragsn behandelt. Gegen die Ent würfe eines Gesetzes zur Ausführung des Reichs gesetzes für Jugendwohlfahrt vom 6 Juli 1922 über die Wohlfahrtspflege werden vom Standpunkte der allgemeinen Gemeindeverwaltung, vor allem hinsicht lich der Kosten- und Organisationsfrage, die schwersten Bedenken erhoben. Zu dem neuen Wohlfartspflege- gesstzs wird betont, daß der Entwurf solange als ver früht angesehen werden müsse, als nicht die zu er- wartende reich-gesetzliche Regelung des gesamten Fürsorgewesens und die ebenfalls für eine nahe Zu kunft bevorstehende Aenderung des Unterstützungs- wohnsitzgesetzes oorliegen. Die vorgesehene Erstattung von '/» des Aufwandes an dis Pflegebezirke wird als ungenügend bezeichnet und die Ueber.ahme der Hälfte der den Gemeinden entstehenden Aufwendungen der gesamten Wohlfahrtspflege durch den Staat ge fordert und der weiteren Voraussetzung, daß den Gemeinden für die Unterbringung Hilfsbedürftiger in den staatlichen Anstalten wie bisher so auch in Zukunft nur die Tarifsätze dieser Anstalten berechnet wird. Nachdrücklicher Einspruch wird ferner erhoben gegen die tn dem Entwurf enthaltenen ungerecht fertigten Einschränkungen der Selbstverwaltungsrechts Ser Gemeinden. Auch ist eine Erflatiungrpflicht der unterhaltspflichtigen Angehörigen bei den außerordent lich gesteigerten Aufwendungen der Gemeinden (ein Kranker verursacht zurzeit eine jährliche Ausgabe von rund 2,1 Millionen, ein Krüppel von rund 1,5 Millionen) auch in der Wohlfahrtspflege unerläßlich Dos Ministerium des Innern hat dis Gemrindeauf sichtsbehörden angewiesen, die vom Sächsischen Ge- meindetage ausgestellte Ruhegeldordnung für dauernd beschäftigte Angestellte solange nicht zu genehmigen, als ihr nicht eine Veitragsleistung der Angestellten, wie sie bei den Gsmeindearbeiten für die Nuhelohn- gewährung eingeführt ist, in Höhe von 2'/,*/» der Vergütung vorgesehen (st. Gegen diese Auffassung des Ministeriums wird Einspruch erhoben In der vom Ministerium des Innern am 8 Juli erlassenen Verordnung über Tanzvergnügen ist gesagt, daß der Zutritt Personen vor vollendetem ir. Lebensjahre verboten ist. Es hat sich als dringend notwendig herausgestellt, daß fortbtldungyschulfüchtigen Personen der Besuch öffentlicher Tanzvergnügen allgemein untersagt wird, wie dies früher der Fol! war Die Regierung sott um entsprechende Abänderung der Verordnung ersucht werden. Dresden. (Der Kartoffelpreis.) Dis Kartosfelpreisnotierungskommisston hat am 23. April 1923 einen Erzeugerpreis von 2200 Mark bis 2500 Mark für weiße, ro!e und gelbflsischige Sorten notiert. «adeberg. (Fahrlässige Tötung) Der hiesige Naturheilkundige Gust Neumann, der eine ausgedehnte Praris hat, wurde vom Dresdner Land gericht wegen fahrlässiger Tötung einer an Blutung leidenden Frau zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt Zittau, (Jugend von heute.) In dem Osterberichte der Leitung de hiesigen Mädchenberufs schule heißt es u. a: Schwere Klagen wurden von Lehrern und Lehrerinnen der Fabrikardeiterklassen über das unbotmäßige Verhalten vieler Schülerinnen geführt. Frechheit und Widersetzlichkeit wurden ge wöhnlich als Gründe für die Einträge in das Straf buch angegeben. Unhaltbare Zustäüde ergaben sich besonders vor dem in dis Abendzeit fallenden Schul fchiuß dieser Klassen. Junge Burschen sammelten sich des öfteren vor dem Schuihause an, pfiffen, riefen die Namen yiancher Mädchen und störten so den Unterricht, nach dessen Beendigung sie die Mädchen vom Schulhause begleiteten Dis polizeiliche Aufsicht brachte keine dauernde Hilfe. Sebnitz. (Höhlenbewohner.) In den sti!I- gelegten Steinbrüchen unterhalb des Gasthofes „Zum stillen Fcitz" hatte sich in einer alten verlassspen Schmiedehütte ein Pärchen eingenistet, das dort schein bar schon tagelang ein Robinsomeoen primitivster Art geführt hatte. Die Polizei nahm dir beiden Äeute, die keinerlei Ausweiepapiere bei sich führten, fest. Politische Nirndsch« Deutsches Reich. Berlin, 23. April. (Erhöhung de» Di», kontsatze» der Reichsbank) W'e die Trlegr. Snio» hört, hat da» Direktorium der Rctchsbank be schlossen, den Diskontsatz von 12 auf 18 */, und den Lombardsotz von l3 auf 19 «/, zu erhöhen. — Die B. B. schreibt hierzu: Der Zw«ck und die Ziele einer solchen Maßnahme liegen auf der Hand. Die Reich» bank will durch eine weitere Kredriverltuerung nach Möglichkeit di« Spekulation, besonder« in autläodischrn Zahlungsmitteln, «indämmen. Dieser Zweck wird er reicht, wenn da» Halten von Devisen sich so sehr ver teuert. Es ist interessant, daß die erwartete Diskont- erhöhung sich bereit» am Devisenmarkt de« heutigen Vormittag» au»-zrwirkt Hst. Berlin, 23 April. (Die Gewerkschaften über Verhandlungen. Fortsetzung des passiven Widerstande» und Angebot der Regierung.) Au» der Besprechung de» Kanzler» und Se» Außenminister» mit den Gewerkschaften aller Richtungen weiß der »Sozialdemokratische Parlament»- dienst" noch zu erzählen: Usbereinstimmend wurde von der Gewerkschaftlern der Auffassung Ausdruck gegeben, daß der passive Widerstand an der Ruhr bis zu einem erfolgreichen Abschluß d«S gegenwärtigen Konflikte» fortgesetzt werden müsse. Gleichzeitig wurde der Wunsch geäußert, die Regierung möge all«« tun, wa« un« dem Ziele der Abwehr, der Entsetzung de« Ruhrgebiete», näherbringt. Die Vertreter der sozialdemokratischen Gewerkschaften und der Afa gaben dem Reichskanzler und dem Außenminister »och Kenntnir von dem Er gebnis ihrer letzten BundtSaurschußsitzungen, welche mit der sozialdemokratischen Reich»tagSfraktion drr M-inung waren, daß Ler Augenblick gekommen fei für rin Angebot der Regierung. «u» dem Verlauf drr Besprechungen ergab sich drr Eindruck, daß auch di« Rcichsrsgierung die augenblickliche Situation im Ver hältnis zur Lage in der vergangenen Woche insbeson dere aus Grund drr Rede des englischen Außenmini sters als geändert betrachte. Berlin, »3. April. (Eine halbamtliche Stellungnahme.) Halbamtlich wird mitgeteilt: Wie wir hören, betrachtet die ReichSregierung dir Rede Lord Sarzon» als eine wichtige politische Tatsache, die die bisherige Situation nicht unwrsentlich beein- flassrn könnte. Die Rrich-rtgierung ist in Erwä gungen darüber etngrtrrten, welche Folgerungen sich darau» ergeben. Berlin, 23. April. (Eine Protestnote ge gen die Ausweisung dr» FürstenHatzfeld.) Den Regierungen in Paris, London und Brüssel ist eine Note der ReichSregierung übergeben worden, in der gegen die von der interalliierten Rheinlandkom- Mission verfügte Ausweisung de» Rnch-kommissar» für die besetzten Gebiete, Fürsten von Hatzfeld, Ver wahrung eingelegt wird. Die Beseitigung de» Reich»- kommiflariat» wird «l» eine weitere Etappe in dem Bestehen völliger Willkür bezeichn et, die in den von der Rhrinlandkommissto» in den letzten Monaten ge troffenen Maßnahmen im besetzter. Rheinland« herrscht. — (Lügenheld Dorten.) Der jüngste Auf enthalt de» Führer» der rheinischen Repacaristen, de« Hochverräter» Dr. Dorten, in Pari« ist ein derartiger Mißerfolg gewesen, daß dieser Herr in seiner Gesund- hert ernstlich gefährdet erscheint. E» ist allerdings auch zu verstehen, daß e« für ihn rin harter Schlag war, diese Reise nach der Seinestadt mißglücken zu sehe», auf di« er seine letzte Hoffnung gesetzt hatte. Ma» nahm ihn einfach nicht mehr ernst, und waren ihm zuerst seine' Hoffnungen zu Kopf gestieeren, so ist es jetzt der Zusammenbruch all seiner ,hochfligenden" Pläne. Wir gesagt Herr Dorten ist krank, schwer krank, und zwar scheint die Krankheit ihm auf» Hirn geschlagen zu sein. Ec lügt nämlich jetzt lügt so palho.ogisch, daß man darüber nachgerade den Kopf schütteln muß. Vor wenige« Tagen hatte er erst da« unsinnig« Gerücht in di« W lt yetrtzt, ein englischer General habe ihm SO Millionen Pfund Sterling an» geboten, um die LoStrennung de» Rheinland«« zu be werkstelligen. Man lacht darüber in London, lachte in Paris und auch in Berlin, und nun verfällt Herr Dorten auf einen anderen Gedanken. Er läßt durch di« Er« Nouvcll« ein angebücht» Geheimdokument d«S Hannoverschen Landta-Sabgeordneten Dannenberg ver öffentlichen, indem dieser ihm die Zustimmung de- größten Teile» des Bevölkerung der Provinz Hanno oe? zur Lostrennung d-» Rheinland«» bei Besetzung Deutschland» durch die Franzosen bi« zur Elbe, mög' ücherweise auch Berlin«, zufichert. E» genügt, hinzu- zusügen, daß Herr Dannenberg die» al- dir frechst« Lüg« bezeichnete, die er je erlebt hab«. — (N«urVermittelung«.Bemühungen England»7) Nach der »Eoeutvg News" hat die englisch« Regierung abermals durch den deutschen Bot schafter in London sowohl wie durch den englische» Botschafter tn Berlin gegenwärtig der deutschen Rk' gierung dringend den Rat erteilen lassen, daß fir sich zur Erfüllung der Reparationen bereit erklären solle, wobei sie jedoch die Vostcherung unbedingt auch durch Garantien decken müsse. Man h br Grund zu del Annahme, daß Deutschland diesem Rai bereit« tn de» nächsten Tugen folgen werde. — (Verkürzte Truppenübungen der Reichswehr- In diesem Sommer und Herbst wer den die Truppenübungen der Reichswehr aus de» Truppenübungsplätzen wesentlich kür r» Zrit dauer» al» in den Jahren vorher. St- ^ '»en tn dieser» I hre im allgemeinen drei Wochen nicht überschreit«»' Der Grund ist tn der schlechten Finanzlage de« Rri- Le» und den Kosten der Tcupprnübungen zu suche»- Die etnzelnen Truppenteile sollen deshalb auch nicht mit der Bahn in du» Uebuogsgelände brfördert wer den, sondern diese im Fußmarsch erreich«». England. London, 23. April. (Lurzon dementiert.) Lord Curzon dementierte in einer Red« in der ent« schtedensten Weise dir Gerüchte von den DemisfionS'