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Pulsnitzer Wochenblatt : 21.04.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-192304218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19230421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19230421
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-04
- Tag 1923-04-21
-
Monat
1923-04
-
Jahr
1923
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 21.04.1923
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Nr. 48. Pulsnitzer Wochenblatt — Sonnabend, den Li. April 1823 Seit« 2 Spenden zur Deckung der Vorbereitungslvsten auf Postscheckkonto Dresden Nr 20595, „Verkehrstruppen- gedächtnistag Dresden A. 28" erdeten " Anmeldungen und Anfragen, denen Rückporto beizu fügen ist, sind im Herrn Joh Wünsche, Dresden A Jnlandstr. 12, IV zu richten. Dresden. (Diktatur dec Mitte.) Die »erfassungsmidrige Bildung kommunistischer und sozialistischer SelbsUchuh Hundertschcchen, die in allen sächsischen Städten und Dö.fern bestehen oder in der Bildung begriffen sind und die Billigung der neuen sächsischen Regierung Dr. Zeigners gefunden Haden, zeitigt die tollsten Folgen. Nachdem schon von Seiten des Dresdner Bürger-Rates die Bildung na. tionaler Seldstschutzorganisationen angskündigi worden ist, die dis dauernden Gewaltaktionen der kommuni stischen Hunderschaften gegen bürgerliche Veransta! trmgen verhindern sollen, ruft nunmehr der Heraus- Jeder eines der jetzt in Mode stehenden Wochenbiälter xnter der Parole „Simmtruppen heraus" zur Vil düng vsn Stoßtrupps in allen Ortschaften Sachsens und des Reiches auf, die, auf deutsch republikanischen Roden stehend, gegen rote und weiße Garden kämpfen «»d dis „Diktatur der Mitte" errichten sollen Es scheint höchste Zeit, daß das Reich die sächsische Re- giervng auf dir durch die Verfassung gezogenen Grenzen hinwsist, um den sonst unausbleiblichen Bürgerkrieg hinanzuhalten. Dresden. (Stimmensammlung für ein Volksbegehren zur Kriegsschuldfrage.) Der Bufklärungsausschuß betr die Kriegsschuldfrags hat eine Geschäftsstelle für Stimmensammlung für Dresden und Umgegend auf der Hauptstraße 11 (Rade berger Vierhalle) eingerichtet und mit Leitung der. selbe« Herrn Arthur Goldhammer (unterstützt von Herrn Schuster) betraut. Dis Tätigkeit dieser Ge schäftsstelle soll Montag, den 23. ds. Mts. 9 Uhr »»rmkttags, beginnen. Der Zweck des Aufklärung» Ausschusses, Ungültigkeitserklärung des Versailler Echandfriedens auf Grund einheitlichen Volkv.be -ehrens, soll erreicht werden von Sammlung von Stimmen von Haus zu Haus, daneben durch Ein sammeln freiwilliger Geldspenden zur Deckung der durch das Sammelwerk entstehenden beträchtlichen Koste«. Aittau. (Sm Scherze erschossen) Sn der Wohnung des Oberbürgermeisters Dr Külz ent- heckten die beiden jungen Hausangestellten, Mädchen »on etwa neunzehn Jahren, in der Ecke ein Hand -ewehr, das dort schon seit ungefähr fünf Jahren «»benützt stand. Das eine der beiden Mädchen legte hie Waffe im Scherze auf ihre Kollegin, das Dienst mädchen Neumann an. Es krachte «in Schuh, das »«glückliche Opfer aus nächster Nähe in die Brust traf und den sofortigen Tod hsrbeiführte. Döbel». (Zur Zentralisierung der Pfarr le Here.) Hier fand eine aus allen Teilen Sachsens beschickte Versammlung von Pfarrern und Kirchenoorständen statt, die in ihrer Eigenschaft als Sehnenutznießer und Sehnsverwatter gegen die vom Konsistoriums geplante Zentralisierung der Pfarrlehne protestierte -Nachdrücklich wurde eine der Geldent wertung angepaßie Erhöhung der Kirchensteuer zur Hebung der Not gefordert. Es wurde eine Schutz gemeinschaft gebildet und ein Aktionsausschuß mit der Durchführung der Beschlüsse beauftragt. Glashütte. (Sängertag) Hier findet am 7 und 8 August ds. Je. ein Sängectag statt, zu dem eine große Beteiligung erwartet wird Politische R>mdsch«i. Deutsche» Reich. Berlin, 2V. April. (Reichsbank und Fortsetzung der Stützungsaktion.) Staatssekretär Schroeder empfing «« Donnerstag nachmittag Pressevertreter im Rcichsfinauzministerium, A« über die Fortsetzung der Stützungsaktion der Mark durch die SkeichSbank Mitteilungen zu machen. Die Stützungsaktion der Mark sei von der Reichsbank seit 2'/z Monaten durchgesührt worden. Mit einem Einbruch in ihre Finanzpolitik, wie er am Dienstag crsolgt sei, hätte die Reichsbank vom ersten Tage an rechnen müssen, deshalb hätte sie im Einvernehmen mit der Rcichsregicrnng beschlossen, den Kurs an Ta^en besonders starker Nachfrage nickt unter großen Opfern in starrer Stabilität zu ballen, sondern nachzugeben, um im geeigneten Moment die Mark wieder zu heben. Auch die fran zösische Regierung halte den Franken innerhalb einer nicht allzu eng gezogenen Grenze Günstig für die Mark war die verminderte Zunahme der schwebenden Schulden des Reiches, die im April zmn ersten "Male in Erscheinung trat und höchstens ein Drittel der Zunahme der Schuld vom Februar zum März betragen habe. Die Mittel der Reichsbauk seien keineswegs erschöpft. Die iin Auslande befindlichen deutschen Goldvorräte seien bisher völlig unberührt und bedeuten eine wertvolle Reserve für die Fortsetzung er Stützungs aktion. Die Notverordnung, an der energisch gearbeurt werde, werde bereits mit Beginn der nächsten Woche veröffentlicht werden. Zwischen ber Akichsrcgierung und der Rejchsbankleituug herrsche vollkommene Nebereinstimmung üb- ' z .»^rcgcud.n neuen Maßnahmen. — (Ein neuer Gewaltakt.) Der „hohe" Rheinland- »usschuß hat die deutsche Vertretung ausgewiesen. Offenbar fühlt sich Tirard nunmehr als Herr der Lage. An sich ist die Ausweisung eine neue grobe Rechts- und BertrEn-rletzung. Das kommt auch darin zum Ausdruck, daß der engti he Vertreter sich der Stimme enthalten hat. Frankreich will »ich' daß Deutschland die Maß- «»hmen des Rhcinlandansschusst? unmillrtbar nachprüft. Nun ist das Rheinland nicht vogelfrei, denn die Besetzung hat die deutsche Oberhoheit nicht ansgeschatllt der gar anfgelmk-n. So sicht eS wenigstens im Versailler vertrag. Darübe letzt sich Frankreich hinweg, weil es aufs Ganze gehen will. Da-- Reimund soll nicht «ur „entmilitarisiert", sondern auch für eine Abstimmung reif ge wacht werden. Gegen diesen neuen R?^>sbrnch hat die deutsche Hl crung sofort de» üblichen Einspruch erhoben. Frankreich hat r« ricyc einmal der Mühe für Wert gehalten, sein schamloses Borrchen irgevdw' "l begründen Genügt angesichts dessen ein de, lch.r Einspruch? Ist es nicht an der Zeil, die französischen Schnüffel- organc im Bergeltungsweg ausznweisen? Herr Rollet fahrt noch immer in Berlin herum, wobei die ganzen Unterhaltungskosten von Deutschland getragen werden müssen. Frankfurt a. M», 20. April (Die Folgen der Deviscnhanss e.) Das in den letzten Tagen erneut erfolgte starke Anwachsen des Dollarkurscs batte auf der Internationalen Frankfurter Messe eine weitere Steigerung der Nachfrage besonders nach Textilien und Schuhwaren zur Folge. Infolge der Unsicherheit der Preisgestaltung sind die Aussteller auf der Messe, soweit sie Fabrikanten sind, wenig verkaufslustig. Infolgedessen haben schon zahlreiche Firmen der Textil- und Schuhwarenbrancho d-e Messe verlassen. Der Besuch der Messe ist im übrigen nicht geringer geworden. LxanLreich. Pari», 20. April. (Das französisch-belgische Reparationsprogram m.) Wie das „Journal" meldet, hat Bartho, der Präsident der Reparatlonskommission, Poincarce am Donnerstag nachmittag einen Entwurf vorgel-gt, in dem das französisch - belgische Reparationsprogramm in großen Zügen aus- einandergcsktzt wird. Dieser Entwurf sieht die Möglichkeit großer wirtschaftlicher Abschlüsse mit Deutschland vor. Das „Journal" fügt n. a. hinzu: Es steht leider heute fest, daß wir von d--m Deutschen Reiche gegen Bezahlung, sei es mit barem Geloe oder in Naturalleistungen, niemals, selbst bei den günstigsten Borans- setzungen die von dem Versailler Vertrag vorgesehenen Summen erreichen werden. Es steht jetzt fest, daß man sich von französischer und belgischer Seite aus mit der Summe von 36 Milliarden Goldmark wird begnügen müssen. Um aber diese Zahl zu ver mehren, erweist es sich als notwendig, mit Deutschland wirtschaft liche Abschlüsse zu treffen, welche unserer Großindustrie cs ermög licht, so schnell wie möglich ihre frühere Leistungsfähigkeit zurück- ziigcwinnen. Einige dieser Abschlüsse liegen ganz nahe, so z. B. diejenigen, die die Verteilung von Koks und Eisenerzen zwischen Frankreich, Belgien und -Deutschland regeln. Unsere mechanische und chemische Industrie müsse gegenüber den entsprechenden deutschen Industriezweigen genauere Statistiken aufweiscn. Weil Deutschlands Schulden weit geringer sind, als die mistigen, könne das Reich unter äußerst günstigen Bedingungen j-de Konkurrenz von vornherein aus- schatten. Das müsse verhindert werden Außerdem müssen wir unseren englischen und italienischen Verbündeten versichern, daß weder Frankreich noch Belgien eine wirtschaftliche Vorherrschaft erstreben. Jedenfalls sind von dem Handelsminister und den großen wirtschaft lichen Verbänden eingehende Vorschläge gemacht worden, und cs ist zu hoffen, daß die ReparationSkommission in ganz kurzer Zeit unsere Ansprüche wird endgültig umschreiben können. Sächsischer LrmdLKg. Sitzung vom 19. April. Dreifache Erhöhung der Gewerbesteuer. Dresden. Als erster Punkt stand auf der Tagesordnung die Vorlage über eine Erhöhung der Gewerbesteuer für das Rech- mmqsjahr 1922 und ein Antrag Röllig über die Notlage der freien Bernfe. Dabei ereignete sich ein Vorfall, dem zunächst weniger Beachtung geschenkt wurde, weil er sich erst am Ende der Sitzung auswirtte. Äbg. Bethke (Soz.) beantragte die Rückstellung des ersten Punktes bis zum Schluß der Sitzung. Obgleich Abg. Rcnllcr (Dn.) dem widersprach, sand der Antrag mit 39 gegen 38 Stimmen Annahme, wobei Abg. Günther (Dem.) den Ausschlag gab, da er im Gegensatz zu seinen übrigen Fraktionsgenosseu für den Antrag stimmte. Wie sich bei der Beratung der Vorlage am Schluffe der Sitzung herausstellte, hatten die Kommunisten inzwischen ihre Stellung zu dem MehrheitSantrage des Ausschusses, ber eine Ab lehnung der grundlegenden Paragraphen 1 und 2 verlangt, geändert. Abg. R>une: (Kom.) erklärte unter dem Gelächter der bürgerlichen Parteien : Die Stellung der Kommunisten zu den Steuer) richtet sich nach der Partei der jeweiligen Regierung. Aus diesem -Grunde weiden wir die Gewerbesteuer bewilligen. Tas Gewcrbestcncrgcsctz wurde Hieraul mit 48 Stimmen der iLozialdemokraten und Kommu nisten gegen 41 Stimmen der bürgerlichen Fraktionen angenommen und der Antrag Röllig, die freien Berufe von der Gewerbesteuer auszunehincn, abgelehut. (Zuruf von rechts: Das ist das Wohl wollen der Sozialdemokraten gegen die freien Berufe.) Nach allem muß mau annehmcn, das; zu Beginn der Sitzung einige Mitglieder der beiden Linksparteien fehlten, sodaß die Annahme des Gesetzes nach dem Wunsche der Regierungsparteien unsicher war. Im übrigen gab cs eine' stundenlange Beratung über einen sozialdemokratischen Antrag aus eine reichsgesctzlichc Regelung, des Bauarbeiterschutzes, in deren Verlaufe Minister Liebmann erklärte, daß die Regierung die Einstellung von Kontrolleuren ans Banarbeiterkrcisen für not wendig halte. Der Antrag ging an den Nechtsausschuß. Drei Anträge Les Abg. Roack und Genossen (D.Vp), betreffend einseitige Bevorzugung sozialer Baubetriebe gegenüber dem freien Baugewerbe, die drohende Einschränkung der Bautätigkeit und Besserang der Lage des Malergewrrbes wurden an den HauShaltansschuß 8 ver wiesen; ein weiterer Antrag desselben Abgeordneten auf Regulierung der Wasserläufe zur Gewinnung elektrischer Energie ebenfalls an den Haushaltuusschuß 8. Zwei kommunistische Anträge auf Aendcrung der Landesvcrordnung über den Wohnungsmangel und ans Umgestaltung der Aussührnngsbestimmungen zmn Reichsmieten gesetz wurden abgelehnt bezw. als erledigt erklärt. — Dis nächste Sitzung findet Dienstag, 24. April, vormittags 11 Uhr statt. Am Donnerstag, 26. April, soll die erste Beratung des Staatshaushalt planes stattfinden. DeAtscher NeichstW. Sitzung vom 1S. April. Wirtschaftsfragen im Reichstag. Nach der großen politischen Aussprache in der ersten Hälfte der Woche bot der Reichstag am Donnerstag einen wesentlich ruhigeren Anblick dar, wenn auch die neue Steigerung des Dollars und die in Aussicht gestellte Maßnahme der Reichsregierung lebhaft besprochen wurden. — Zum Schrittführer wurde anstelle des ans- geschiedenen Abg. Malkcwttz tDn.) sein Parteigenosse Abg. Dr. Philipp dewählt. — Das Haus beschäftigte sich sodann mit dem Haushalte' des Reichswirtschaftsmimstcrinms. Der Ausschuß ersucht die Re gierung, die sür das kommende Wirtschaftsjahr vorgesehenen Bauten und Beschaffungen so rechtzeitig in die Wege zu leiten, daß die Marktlage und die Bau' .ir in der wirtschaftlichsten Weise ausgenützt werden können. Der Ausschuß fordert ferner eine Uebersicht über die verschiedenen Rückwirkungen der Tariferhöhungen auf die Frachten der wichtigsten Güter, Waren, deren Gestehungskosten die Welt marktspreise erreicht haben und deren Jnlandsabsatz Not leidet, sollen auf die Ausfuhrfrei-Liste gesetzt werden. Ein weiterer Antrag der Mchrhcitsparteien will zur Förderung des Flachsbaues 10 Millionen Mark neu einstellen. Ws erster Redner kritisierte der Abg. Dr. Hertz (Lwz.) die Devisenpolitik der Reichsregiernng. Er warf der Neichs- bank vor, daß sie zu spät gegen die Spekulation vorgegangen sei. Der Zentrumsabgeordnets Esser gab zn bedenken, d^ß die Ent scheidung über die Zuknnft der deutschen Wirtschaft an der Ruhr fallen werde. Viole Erwerbslose seien eine sah für ven guten Geist. Die Industrie müsse daher mit A-^rägen . -sorgt werden. Nachdem der Reichspräsident die Berhondi ng-n unterbrochen hatte, um dem Abg. Dr. Kahl von der Deurschcn Vvlkspartei zu seinem goldenen Doktorjubiläum die herzlichsten Glückwünsche des Hauses auszusvrechsn, und als dieser in ernsten, würdigen Worten gedankt hatte, crgrffs unter angestrengter Aufmerksamkeit des Hauses Reichs- wirtschaftsmiuister Dr. Becker das Wort. Er hob hervor, daß er nicht ein Minister sür Arbeitnehmer oder Arbeitgeber sei, sondern für die ganze deutsche Wirtschaft. Er stellte es als die erste Auf gabe der Reichsregierung hin. die Betriebe überall möglichst aufrecht zuerhalten. Die Verluste im Ruhrgebiete seien gewaltig. Kredite werden gegeben, aber nicht an Devisenbesitzer. Der Minister er läuterte dann die Devisenpolitik 'der Regierung und erklär c unter dem Beifall des Hauses, daß Spekulationskäufe von Devisen geradezu ein Verbrechen seien. Man werde vor drakonischen Maßnahmen nicht znrückschrecken. Die Reichsregierung habe sich entschieden, der Oeffentlichkcit keinen Zweifel darüber zu lassen, daß die Stützungs aktion der Mark weitergeführt werden soll. Der Reichstag gab durch lebhaften Beifall sein Einverständnis mit dieser Regierungs erklärung zu erkennen. Der Minister teilte weiter mit, daß die Regierung die nötigen Mittel besitze, um die Stützungsaktion durch zusetzen. Die nächsten Maßnahmen seien Einfuhrbeschränkung und Einschränkung der Devisenspekulation. Der Minister wks dann weiter daraus hin, daß eine Preissenkung stellenweise, z. B. bei den Kohlen, bereits staitgefundcn habe. Der Minister schloß mit eine» Dank an die Beamten des Ruhrgebietcs. In der weiteren Aussprache traten alle Redner für scharfe Maßnahmen gegen die Devisen spekulation ein. Die Verhandlungen gehen am Freitag weiter. Sitzung vom 20. April. Die Wirtschaftsaussprache im Reichstage. Wer Reichstag setzte am Freitag beim Haushalt der Reichswirtschasisminlsterium» die allgemeine wirtschaftliche Aus sprache fort. Abg. D r. Rießer (DVP) fand kräftige Worte des Abscheues gegen die Devisenspekulation, die aus der Not des Vaterlandes Gewinn zu schlagen versuche, und jordect strafrechtliches Einschreiten. Im übrigen warnt er vor über hasteten Lösungen auf diesen schwierigen Finanzgebirten. Bei der Preissenkung mahnte er zur Geduld und forderte den Mi nister auf, neben der Senkung der Kohlepreise auch eine solche der Gütertarife anzustrcben. Wer demokratische Abgeordnete Keinath machte eine eingehende Rechnung auf, deren Er gebnisse sür das Reich sehr betrüblich sind. Darnach stellt sich heraus, daß wir zum Beispiel im Bußeuhandelsverkehr seit Kriegsende eine Unterbiianz von elf Milliarden Gald zu ver zeichnen haben. Diese Unterbilanz und politische Ereignisse hätten die Geldentwertung her»orgerufen, nicht die vermehrte Herstellung von Zahlungsmitteln. Der Redner erinnert an die Rot des geistigen Mittelstandes. Die SachwertebefiLer seien in starke Kredltschwierigkeiten geraten. Der Redner unterstützte schließlich die Markstabilisierungspläne der Regierung und for derte schließlich eine bessere Regelung der Zusammenarbeit »o» Reichstag, Reichswirtschaftsrat und Reichsrat Ber Kommunist Heilmann sah die Rettung aus aller Rot natürlich nur i« Kommunismus. Der frühere Wirtschaft-Minister Robert Schmidt (Soz.) stimmte der Stützungsaktion zu, hielt aber die Vorschläge der Regierung nicht sür ausreichend. Zm wesentlichen werde die Zerrüttung der Mark gu» rein spekuioti»en Gründen be trieben. Am Sonnabend werden an der Hand der deutsch nationalen Interpellation die innerpolitischen Fragen besprochen werden. Die Nede Lord Curzous. Lord Turzon hielt am Freitag im Oderhause die längst erwartete Rede. Er gab zunächst einen eingehende» Rilckdlick auf die Ereignisse, die zu der französischen Ruhrikkupalion ge führt haben und ging dann auskührlich aus die Politik der englischen Regierung ein. Eurzsn erinnerte daran, wie die heutige Situation zustande gekommen sei. Sie nahm ihre» eigentlichen Anfang mit dem deutschen Moratorium,gesuch i» Juli vorigen Jahre», da» man in »»schieden«» K»nferenz!« erörterte und schließlich zu dec letzten in Paris im Januar führte, aus der England seine bekannten Vorschläge vortrag Eie (wurden von Frankreich, Belgien und Italien zuröckge- wiesen. Mit Bezug aus die deutschen Reparationen ging der Vorschlag dahin, ein Maximum von Zahlungen zu erziele«, dessen Aufbringung im Bereiche der deutschen Leistungsfähigkeit lag. Gleichzeitig kam auch der Wille zum Ausdruck, im Falle des Versagens die strengsten Sanktionen anzuwcnden. LurM erinnerte an die Erklärungen Bonar Laws, die er mit seine» Vorschlägen abgab, daß England den kranMschen Plan nicht annehmeu könne. Bonar Law erklärte damals, der englische Vorschlag sei im Augenblick zweifellos der geeignetste. Er sei von der Billigung der englischen Volksgesamtheit getragen. Seit diesem Zeitpunkte, fuhr Turzon fort, ist es die Grundlage der englischen Politik geblieben. Wir begannen damit, unsere Vertreter im Rheinlande und in der Repko anzuwetsen, jede Teilnahme an irgend einer Entscheidung abzulehnen die aus einer direkten Aktion Frankreichs oder Belgien« entspringe- Turzon fuhr fort: Die englische Regierung habe Hann in alle« weiteren Fällen dieselbe Haltung eingenommen, auch in der Frage ei- er direkten Intervention im Ruhrabenteucr gegenüber, habe aber eine derzeitige Intervention adlehnen muffen, da nach ihrem Gefühl eine Einmischung in die Dinge, bevor Frankreich und Deutschland zu einer Annäherung gekommen seien, mehl Schaben als Nutzen anzurichten geeignet wäre. Dc-ß derartige» leicht hätte eintretcn können, sah man zugleich ans den Reden der jranzöfischen Minister und aus dem Umstande, daß DeuisÄ' land noch nicht seinen festen Willen kundgetan habe, unseren Rat einzuholen Die Gewalt und die Stärke unserer Idee be stand in dem Willen, auf keine Fall das Bündnis zwisch n Großbritannien, Frankreich und den anderen Alliierten aufs Epicl zu setzen. Wir sind der festen Ueberzcugung, daß dieser Vertrag die Basts der europäischen Wiedergesundung uns des europäischen Friedens ist. Unsere Stellungnahme hat starke positive Aussichten, die sicherlich im geeigneten Augenblick nur noch offensichtlicher ins Licht gerückt werden. Turzon ging dann näher auf die französische Ruhraktion ein und erklärte - Wir haben vorausgesagt, daß der wirtschastliche Erfolg de- französischen Politik nicht die dabei aufgewandten Anstrengun gen und Ausgaben ersetzen würde. Die Tatsachen haben unse ren Voraussagen tatsächlich R cht gegeben Wir sahen voraus daß sich die Lage nicht nur zu einem schlimmen Schlag gegen den wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas zuspitzen werde, sondern auch zu einer neuen gefährlichen Spannung zwischen Frankreich und Deutschland. Hundert Tage sink seit der W' sctzung des R ihrgebietes vergangen und wir sehen nichts, wa^ darauf hindcuten könnte, daß die Dinge ihrem Ziele näher' gekommen sind Was wir zu tun hatte», war, den Ereignisse" mit wachsamen Augen zu folgen und zu sehen, zu welchen Ek' gebnissen sie jühren würden. Inzwischen sind von beiden Sm ten verschiedene Erklärungen erfolg!. Nach den Erklärung^" der französischen Minister scheint Frankreich seine Haltung u»' beugsamer Entschlossenheit wahren zu wollen. Deutschland da' gegen hat unzweideutig kuudgetan und überzeugt, daß es eine- passiven Widerstandes fähig ist, der sowohl seine Gegner a>' auch seine Freunde überrascht hat. Die Okkupation hat mich"' destoweniger die bedenkltcben Folgen hervorgerusen, Vie ma" von englischer Seite befürchtet hatte. Deutschland hat den har , näckigsten Willen gezeigt, Verluste und Beraubungen zu erd'" den. Die Lag« ist aber inzwischen sür Deutschland sehr bedenk lich geworden. In seinen Rohmaterialbeständcn sind gE Lücken entstanden. Die Krise der Produktion erhöht sich A sehends und es hat keine Gelegenheit zu ausreichender AussE Die Schwankungen am Devisenmärkte und die Unsicherheit deutschen Mark find allein schon vom ßnanzicllen Etandpu»".. aus betrachtet ein Punkt, der mit einer zunehmenden Besorg"', erfüllen muß. Lord Turzon wies dann aus die letzten AcM
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