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Nr. 44. Pulsnitzer Wochenblatt — Donnerstag, den 12. April 1988. Seite 2. keine Klassen, aber auch keine Zaghaften und keine Unbesonnenen »eben. So wenig dies bei jenen der Fall war, deren Tod wir heute beklagen. In diesem Kampfe darf keiner, kein einziger fehlen. Fester wollen wir unr zusammexschlicjen als jemals zuoor. Ein Wille soll uns einen, die wir ja alle nichts sein »ollen als Ar- Heiter am Wohle des B»lkes. Und wie sich heute hier alle Stände und Berufe vereinigen in einer Trauer und einer Treue, so soll «mch dieses Hau« nunmehr den einen Wettstreit der Parteien be kennen: zu einen, zu tragen und zu opfern. Alle Kraft der Er reichung des Friedens und bi« dahin alle Kroft dem großen Ab wehrkampfe. Die Toten haben ihre ganze Person eingesetzt fürs Vaterland. Eo wollen wir es tun, indem wir uns im Geiste mit der Trauergemeinde am Grabe der deutschen Arbeiter in Essen vereinigt fühlen und ihr« Seele und unser Vaterland Gott befehlen. Lassen Sie uns in dieser feierlichen Stunde jedem einzelnen aus dem Volke in Front und Heimat in den Klängen der Glocken . . . — als Gelöbnis und Mahnung zugleich — die Worte zurufen und sic auch befolgen: „Und wandeln solltest Du so, als hinge »on Dir und Deinem Tun allein das Schicksal ab der deutschen Dinge, uod die Ver antwortung wäre Dein!" Der zweite Satz au« der Veethovenschen VH. Sinfonie schloß die ernste weihevolle Feier. Reichspräsident Ebert und Reichskanzler Dr. Cun» begaben sich zu den Vertretern des Essener Werkes und der Arbeiter und sprachen ihnen persönlich durch Händedruck ihr Beileid aus. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. (Vortragsabend.) Auf den morgen, Freitag im Gasthof zum Herrenhaus statt- findenden Vortrag des ReichsheimMtenbundes „Ost sachsen wird nochmals hingewiesen. — (Verein für Volksbildung) Zimmer 91, Schuls 1 Stock. Montag, den 18 8 —10, Dr. Neumann, Dresden, Mitarbeiter der Thunschen Tief- seeerpedition. Lichtbildsrvortrag: Die Liers als Eltern. — (Vortrag.) Allen vaterländisch gesinnten Volksgenossen, die ein Interesse haben für dis zeit lichen Zustände im Ruhrgrbiet, ist am Freitag, den 13. April abends 8 Uhr in Großröhrsdorf im „Grünen Baum" Gelegenheit geboten, Näheres und Ausführlicheres über die Notlage am Rhein und Ruhr zu hören. Ein aus dem besetzten Gebiet Aus gewiesener, der die Verhältnisse aus eigener Erfahrung kennt, wird eingehend Bericht erstatten. Deshalb sei der Besuch dieses Vortrages dringend empfohlen. — (Steuerbefreiung für die Nuhr- hilfe) Das Landesfinanzamt Dresden teilt zur Beseitigung aufgetretener Zweifel mit: Nach einem Erlasse des Reichsministers der Finanzen sind die Finanzämter ermächtigt worden, den Arbeitslohn, der einer Hilfsorganisation aus Anlaß der Besetzung des Ruhrgebiets zur Verfügung gestellt wird, »om Steuerabzug und von der Einkommen steuer zu befreien. Diese Befreiungen sind von den Finanzämtern grundsätzlich von Fall zu Fall auszusprechen. Das Landesfinanzamt hat jedoch auch nachgelassen, daß die Finanzämter die Steuer sreiheit der Beträge allgemein durch öffentliche Be kanntmachung zuzulassen. Di« Steuerpflichtigen haben seinerseits bei Abgabe ihrer Steuererklärung für 1923 darum nachzusuchen und Bescheinigungen über dis von ihnen bewirkten Zuwendungen beizu» bringen. Für die Steuerpflichtigen deren Einkommen dem Steuerabzug unterliegt, können, soweit die Finanzämter die Befreiung der Beträge von der Steuerpflicht nicht allgemein zugelasssn haben, Be sreiungsanlräge auch durch Vermittlung der Arbeit geber sofort gestellt werden Dabei kann davon ad- gesehen werden, die Arbeitnehmer namentlich im Antrag zu benennen. Auch kann der Antrag auf mehrere Zahlungen von Bezügen erstreckt werden. — Ln den für die Arbeitnehmer an das zuständige Finanzamt einzusendenden Ausweisen (beim erleich terten Verfahren des Lohnsteuerabzugs) oder Ueber- weisungsblättern (beim Einzahlungsverfahren) oder in den für die Arbeitnehmer zu führenden Steuer markenblättern ist die vom Steuerabzug freigelassene Zuwendung zur Ruhrhilfe in der Vemerkungsspalte zu bescheinigen. — (Sammelaufträge im Postschsck- verkehr. Im Postscheckverkehr ist die untere Grenze für die Zahl der den Sammelaufträgen beizufügen, den Einzelaufträge auf ö festgesetzt worden Ohorn. (Militär« Konzert) Ein stim mungsvoller Abend verspricht der 28. April in Weiß' Gasthof, Ohorn, zu werden. An diesem Tage feiert der Militär - Verein sein LO jähriges Stiftungsfest. Rührige Hände sind tätig, diesen Abend inhaltreich zu machen. Dazu soll laut Beschluß der Versamm lung von 7. April eine Reichswehrkapelle gewonnen werden. Nicht engherzig ist man bei diesem Beschluß gewesen, denn dieselbe soll mit möglichst 18 Mann erscheinen. Ausersehrn ist dazu die ll. Jägerbataillon- Kapelle in Dresden. Hoffen wir, daß es zum gün stigen Abschluß mit Herrn Musikdirektor Helbig kommt, da bei einer Besetzung mit 18 Mann Herr Helbig selbst die Leitung in Ohorn übernehmen will. Es steht uns ein Konzert bevor, welchen Genuß sich keiner, da auch Freunde und Gäste des Vereins will kommen sind, entgehen lassen sollte. Ohorn. (VoIksbücherei) Die Volksbücherei- Arbeit des Jahres 1922 litt sehr unter dem ungün stigen Einfluß, den die fortschreitende Teuerung überall verursachte. Das zeigt sich darin, daß die Einnahmen trotz mehrfacher Erhöhung des Lesegeldes und Geldspenden aus Leserkreisen in Höhe von 1300 Mark nicht in Einklang mit den Ausgaben ge bracht werden konnten und ein beträchtlicher Fehl- betrag bestehen blieb. Abgesehen davon waren die Einnahmen, dem Gsldstande entsprechend, so gering (nur 2400 Mark! , daß sie gerade zur Deckung der Verpflichtungen an den Volks verband der Bücher freunde ausreichten und Bücherankäufe darüber hin aus nicht gestatteten. So konnten 1822 nur 11 Bücher angsschafft werden. Dieser Mangel bewirkte auch einen gelinden Rückgang in der Benutzung (798 Bücher an 481 Leser). — Die am 1. April vorgenommene Erhöhung des Lesegeldes hat sich inzwischen, zumal infolge weiterer Preissteigerung auf dem Büchermärkte, als umzulänglich erwiesen. Es muß also leider eine abermalige Erhöhung ein treten: Vom 18 April beträgt das Lesegeld für jedes Buch wöchentlich S Mark. Großröhrsdorf. (Jubiläen im Schul dienst) Mit Beginn des neuen Schuljahres war den Herren Direktor Kälker und Oberlehrer Hamann vergönnt, auf eine 40jährige Tätigkeit im Schuldienst zurückzublicken. Herr Direktor Kälker trat im Jahrs 1883 in Zittau ins Amt, von 18S1 bis zu seiner 1893 erfolgten Uebersisdlung nach Großröhrsdorf war er Schuldirektor in Mülsen-St- Jacob. Herr Ober lehrer Hamann wirkt seit 1887 an unserer Schule, vorher in Obernatzschung im Erzgebirge. Am ersten Schultage nach Ostern wurden den geschätzten Jubi- laren von der Lehrerschaft und von den Behörden herzliche Glückwünsche zum Ausdruck gebracht. Kamenz. (Eine Protest Versammlung der Bäcker-Innungen der Amtshaupt. Mannschaft Kamenz) vereinigte am Dienstag nachmittag im Sternsaale aus den Innungen von Kamenz, Königsbrück, Großröhrsdorf, Pulsnitz und Elstra annähernd 100 Bäckermeister und gestaltete sich zu einer Kundgebung gegen das angebliche Un recht, das ihren Mitgliedern durch den Beschluß der Amtshauptmannschaft über die Mchlprsisdisferenz bei Betrieben mit und ohne Hilfskräften zugefügt wo: den ist. Die Ausführungen der Jnnungsvorstände ergaben zur Sachlage, daß es als eine einseitige Be nachteiligung der Kleinbetriebe ohne Hilfskräfte empfunden wird, wenn sich der Bezugspreis des Mehles für sie um 60 Prozent der darauf entfallen den Gesellenlöhne höher stelle, während Betriebe mit Hilfskräften von diesem Sonderaufschlage befreit seien. Nach Mitteilung der Rmtshauptmannschafi sei man aus volkswirtschaftlichen Gründen und im Interesse der Finanzlage des Kommunaloerbandes zu diesem Beschluß geschritten. In temperamentvollen längeren Ausführungen traten die Redner diesem Beschluß entgegen, indem sie daclegten, daß die sonst oft be zweifelte größere Wirtschaftlichkeit der Kleinbetriebe in diesem Falle stark überschätzt würde, außerdem sei ein solcher Beschluß rechtlich anfechtbar, wie die Vor- gänge in den Kommunaloerbänden Chemnitz und Annaherg bewiesen Es wurde der Beschluß gefaßt, die Amtshauptmannschaft in einem Schreiben zur Rücknahme ihrer Maßnahme zu bewegen und eine gleiche MehipreiLderechnung für alle Bäckereibetrisbe zu fordern Eine an Zuständiger Stells vorgsbrachie persönliche Darlegung einer Abordnung blieb ohne Erfolg. Kamenz. Ein auf Grube Heye III bei Wied nitz beschäftigter 26 Jahre alter Kohlenarbeiter aus Ohorn erlitt gestern dadurch einen ÜnglücksfaU, daß er von einem Kohlenhunt überfahren wurde. Er trug einen Oberschrnkekruch davon und mußte ins hiesig« Krankenhaus überführt werden. Bautzen. (Höchstprsisüberschreitun- gen.) Am letzten Wvchenmarktstage wurden von der Wohlfahrtvpolizei acht HsndrlZp-rsonen von aus« Waris-wegen Höchstpreisüberschreitungen für Butter gestellt und angezeigt. Die Butter wurde beschlag nahmt. — ?Die Arbeiterjugend Ostsachsens) feiert Pfingsten in Bautzen ihren diesjährigen Bs zirksjugendtag. Etwa 4000 — 80(0 Burschen und Mädel werden zu diesem Zwecke in Bautzen weilen Dresden. (Presse stimmen zur sächsischen Regierungserklärung.) Unter der Ueberschrist »Die Zwickmühle" schreibt der »Dresdner Anzeiger" über die Re gierungserklärung u. a.: „Die Kernpunkte der Erklärung Dr. Zelgner, sind die aus Vertretern der Arbeiter und Ange stellten gebildeten Xeberwachungsaurschüsse bei den Preis- prüsungrftellen und die Adwehrorganisattonen der sozialdemo kratischen und kommunistischen Arbeiterschaft. Hier schneiden sich die Bestimmungen der Reichs und Staatsversassung mit den Forderungen der am Bau der sächsischen Regierung betei ligten Kommunistischen Partei. Parteiische Ueberwachungsaus- schüsse, aurgestattet mit dem Rechte der Prüfung in den Einzel- geschästen und mit der Befugnis der Rechnungseinficht und Beschlagnahme erscheinen verfassungsmäßig unhaltbar und dürsten gerade die Entwickelung stören, die man herbciführen möchte. Bon Abwchrorganisattonen ist in der Verfassung nicht-- zu fin den. Dr. Zeigner hob die Exekuttv-Befugnisse hervor, »die kein Staat einer privaten Organisation überlassen könnte". Also eine private Organisation ohne Deckung durch die Verfassung! In der Lat handelt es sich um eine alleinige Aufgabe des Staates' t-, will es die Verfassung des Reiches und die Sach sens. Dr. Hegner baut in Sachen der Ueberwachungsausschüffe aus den Gedanken eine» Neichskartellgesetzes und in Sachen der Abwehrorganisationen straft er die sehr bemerkenswerten Worte: »Das Reich mag endlich eingreifen gegen die faszisti- schen Organisationen I" Da» Reich I Das Reich I Ein Stoß seufzer, fast rin Hilferuf um Befreiung au« der Zwickmühle, in die die sächsische Regierung und dir sächsische Sozialdemokratie hineingeraien sind, und ein Bekenntnis dafür, daß in diesen Fragen eine Stützung auf die Verfassung versagt. Soweit man sich anderwärts in Soldatenspielerei übt, halten wir er für die selbstverständliche Pflicht de» Reiche», mit diesen verderblichen Versuchen auszuräumen. Aber dir Begründung, daß andere auch solche Fehler gemacht hätten, ist nicht stichhaltig. Es bl«! i also nur zu wünschen, daß die Anrufung des Reiche» gehört wird. Es muß einmal Schluß gemacht werden mit den Ver suchen, innere Feinde zu schaffen. Man sollte allerorten einmal die Gespcnsterseherei bannen und nicht in jedem Winkel eine Gefahr für die Republik wittern. Die Verfassung hat sich längst sehr viel weiter durchgesetzt, als besorgte Menschen glau ben mögen. Dr. Zeigner kam es darauf an, seinen Arbeits plan al» im Einklänge mit der Verfassung befindlich nachzu- netisen. In diesem Gebäude befand sich ein Riß. Ob ihn die Taten der Regierung schließen können, oder ob er sich so aus weitet, daß da» neu errichtete Haus über kurz oder lang zu- sammensällt, das soll die nächste Zukunft zeigen." Dresden. (Kartoffelpresse.) Die Kar toffelpreisnotierungskommMon Hst am g April 1823 einen Erzeugerpreis von 1800—2100 Mk. je Zentner für weiße, rote und gelbfleischige Sorten notiert. Sebnitz. (Millionen diebstahl) Während der Osterfeiertage wurden in einer Blumenfabrik in Hertigswalde Farben im Werte von 8—lO Millionen Mark aesivhlcn. Schandü«. (Ein 12 jähriger Selb st. mörde^,) In Dittersbach wurde ein 12 jähriger Schüler in einer Scheune erhängt aufgefunden. Chemnitz. (Bund sächsischer Staats beamten) Der Bund sächsischer Staatsbeamten hält am 14. und 18 April seinen 6 Bundestag in Chemnitz-Altendorf ab. — (Bei der Bestattung der ermordete« Krupv-Arbeiter) fn Esten ging ein Gedicht von Hand zu Hand, da» Artur Zickler den Toten gewidmet hat. Das Gedicht hat folgenden Wortlaut: Unsere« toten Sameraden. Dreizehn Tote. Gefallen durch MSrderhand. Männer der Arbeit — gestorben fürs Land. — Ade Kameraden! So wie ihr standet am letzten des März, Drückt euch die rote Erde ans Herz: Friedlich und stark! Daß frei die Arbeit und frei der Man«, Euer Blut in westfälische Erde rann — Ade Kameraden! In Treue verbunden, im Schicksal vereint, Arm Deutschland um euch, seine Söhne, weint: Gestorben fürs WM! Solange der deutsche Hammer noch schwingt, Er das Lied vom Sterben der Dreizehn stngt, Don euch Kameraden! Eure tote Hand in dis Zukunft weist; Mit eurem Herzen, in eurem Geist Wird Deutschland bestehen! «einender Stolz unsere Seelen erhebt; Ihr seid gestorben, daß Deutschland lebt — Ade Kameraden! Die ihr vom b-^ersfen Kelche trankt - Don fiebzi- D lUvnen sei euch gedankt In Ewigkeit, Brüder! Sächsischer Landtsg. Sitzung vom 10. April. Zur Heuligen ersten Sitzung nach der Osterpause waren Haut und Tribüne voll besetzt, vor dem Eingänge znm Ständchause stan den viele, die vergeblich Einlaß begehrten. Die Sitzung begann mit en-stündiger Verspätung. Bor Eintritt in die Tagesordnung erhob Präsident Winkler, während sämtliche Abgeordnete sich von ihren Plätzen crh»ben halten, namens des Landtage« feierlichen Pro test gegen das französische Blutbad in Esse» und sprach den Hinter bliebenen das tiefste Mitgefühl aus. — Abz. Böttcher (Kam.) gab eine verklausulierte Protesterklärung namens seiner Partei ab, die zum Teil lebhafte Pfuirufe auf der Rechten auslvste. Minister präsident Dr. Zeigner verlas hierauf eine längere Regierungserklä rung. Zunächst stellte er die neuen Minister Liebmann und Graupe vor und bemerkte, daß er das Justizministerium bi« auf weitere» selbst forrführen werde. Die Regierung bekenne sich ausdrücklich zu den am 12. Dezember v. I. angekiindigten gesetzgeberischen Maß nahmen. Redner forderte dann von der Rcichsregierung, daß sie die Politik der Abwehr an der Ruhr möglichst rasch durch eineaktipe Politik positiver Vorschläge ergänzen müsse. Um aus der verzwei felten wirtschaftlichen Lags hcrauszukommeu, werde die sächsische Regierung alles tun, was geeignet fei, um die Entwicklung vo» der Privatwirtschaft zur Gemeinwirtschaft vorwärts zu treiben. Mit Rücksicht darauf, daß die wirtschaftliche Not meist die Ursache der Kriminalität sei, werde sie dem Landtag ein Amnestiegesetz vorlegen. Der Ministerpräsident ging dann auf die Schwierigkeit der Bolks- crnährung ein und erklärte, daß jede Preistreiberei nachdrücklich da durch bekämpft werde, daß zur Kontrolle der Preisbildung besondere Ausschüsse bei den Preisprüfungsstellen errichtet »erden, die au« Vertretern der Arbeiter und Angestellten bestehen sollen. Einem Abbau des Achtstundentages sowie der Löhne und Gehälter werde sich die Regierung mit aller Entschiedenheit widersetzen. Wer Red ner wandte sich dann den Fragen der Sozialpolitik zn und ging auf den Kampf um die Festigung des republikanischen Gedankens ein. In diesem Kampfe habe die Arbeiterschaft leider immer wieder sehen müffen, daß das Reich gegenüber dem Treiben gewisser Kreise nicht jene Festigkeit gezeigt habe, die nötig gewesen sei. Man habe sogar versucht, die Reichswehr für die politischen Ziels der Rechtsputschi- stischen Organisationen zu gewinnen, leider nicht immer vergeblich. Dadurch sei die Republik selbst bedroht. Solange diese Situation bestehe, töune es die sächsische Regierung den Arbeiterparteien nicht verbieten, sondern müsse cs sogar dankbar begrüßen, wenn sich die Arbeiter den Organen der Republik zur Verfügung stellen. Der sächsische proletarische Ordnungsdienst sei nicht bewaffnet. Das Reich habe es in der Hand, diese Rbwehrorganisationea gegenstands los zu machen, wenn cs dafür sorge, daß die reaktionäre". Angriffs- formationcn mit aller Energie zerschlagen werden. Der Minister präsident schließt: Die Regierung betrachtet es als ihre Ausgabe, die Republik zu sichern, aufzubauen, nicht zu zerstören. — Nächste Sitzung Donnerstag, vormittag 16 Uhr: Aussprache über die Re gierungserklärung, Anfragen und Anträge. DeMfchex NeErLag. - Sitzung vom 11. A; st. Am Regierungstisch Justizminister Dr. Heinze. Präsident L»cbe eröffnet'die Sitzung 3 Uhr 20 Min. und weift auf die neuen Uebergriffe gegen Abgeordnete des Reichstages während r Oster- Pause und aus die Quälereien und Bluttaten ge»e„ bis Bewohner des Ruhr-Gebietes hin. Seit der gestrigen Rede des Reichs kanzlers, die im ganzen Volke rhren Wwerhull gefunden bot, hat französisches Militär neue Gewaltakte Verübt, ja sogar Hand an Abgeordnete und Regierungsvertreter gelegt, die nur den Getöteten die letzte Ehre erweisen wollten. (Lebhafte Pfuirufe.) Es scheint fast, als ob die Bedrücker durch Bedrückung und Mißhandlung unser Volk zur Verzweiflung zu bringen suchen. Sie »erden es «btt