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Nr. 43. Pulsnitzer Wochenblatt — Dienstag, drn 10. April 1983 Sekte 2. chuugsn gefordi -«rt, die die Litauer seinerzeit bei der Einschränkung, daß diese Bestimmung nur gilt, wenn der Angestellte seinen Arbeitgeber oder leine Stellung nicht wechselte, ist weggefallen. — (Maßnahmen gegen die Nat der Presse.) Um die ständig wachsende Notlage der Presse lindern zu helfen, hat der preußische Minister des Innern eine Verfügung herausgegeben, in der es heißt: „Für Erhaltung der Lebensfähigkeit der Presse, namentlich auch der unters!ützungswürdigen Provinzpresse, die ein wertvolles Kulturgut darstcllt, ist es, neben den sonstigen Maßnahmen zur Lin derung der Notlage des deutschen Zsitungegswerbes, erwünscht, die Zeitungsdruckereien möglichst mit staatlichen und kommunalen DruSaufträgen zu be denken, soweit in der Vergebung der Staateaufträge freie Hand gegeben ist, insbesondere staatliche Druckereien nicht vorhanden sind." Oberlichtenau. iUmfangreichen Wäjchs - und anderen Diebstählen) ist man in einer hiesigen Fabrik auf die Spur gekommen. Bisher konnten zwei dort beschäftigte Ausgeberinnen des Diebstahls an verschiedenen Wäschestücken, Stickereien und anderen Sachen in beträchtlicher Mengs über führt und Werte von über 2000 000 M sichergestellt werden. Die Angelegenheit wird jedenfalls noch weitere Kreise ziehen. Lichtenberg. (E i nb r u ch s d i e bstah l.) In Ler Nacht zum 31. 3 23 wurden hier aus einer verschlossenen Scheune mittels Einbruchs ein Herren fahrrad, Marke Diamant, Nr. 102 966, Modell 0t, schwarzer, verrosteter Rahmenbau, neue graue Gummi bereifung, auf der Glocke „Heinrich Bürgel Radeberg", im Werte von 200000 M, und ein Damenfahrrad, Nummer und Marke unbekannt, schwarzer Rahmen- bau, vernickelte, hochgebogene Lenkstange, hinten alte und vorn neue graue Bereisung, schadhaftes blau schwarzes Schutznetz, im Werte von 220000 M ge stohlen. Die am Rahmen vorn und hinten befind lich gewesenen eisernen Gepäckhalter sind auf einem Felde unweit Leppersdorf gefunden worden. Auf die Wiedererlangung des Damenrades sind 10 000 M Belohnung ausgesetzt. — In der Zeit vom 27. 3. bis 4.4. 23 sind von zwei Sammelpassins der Rade berger Wasserleitung in Lichtenberger Flur die guß. eisernen Deckel zu stehlen versucht worden. Die zur Befestigung der Deckel angebrachten Schrauben aus Messing sind abgebrochen und entfernt worden. Sach dienliche Wahrnehmungen werden an die Gendarmerie erbeten. — (Ue verfallen.) Am Karfreitag nach mittags in der 6 Stunde ist eine Frau aus Lichten berg auf der Straße von Großröhrsdorf nach Lich tenberg von einem unbekannten 30-32 Jahre alten und 168 großen Manne von schlanker Gestalt, in dunklem Anzuge, überfallen und unter Drohungen mit Gefahr für Leib oder Leben unsittlich belästigt worden Der Mann ist mit gezücktem Messer auf die Frau eingedrungsn und hat sie fortgesetzt mit Erstechen bedroht. Der Vorfall hat sich am Staats forstrevier Großröhrsdorf zugetragsn. Alle, die um die obige Zeit dort aus der Straße verkehrt sind und etwaige Wahrnehmungen in Bezug auf den lieber- fall gemacht Haden, werden gebeten, diese der nach- sten Gendarmerie- oder Polizeistelle mitzuteilen. Kamenz. (Brandschaden) Freitag abend brach in der Räucherkammer des dem Schmiedemeister Röschke in Gersdorf gehörigen Hauses durch Selbst, entzündung Feuer aus Dadurch, daß der Brand rechtzeitig bemerkt wurde, gelang es bald, des Feuers Herr zu werden. Leider haben sich bei den Lösch versuchen Röschke und der 17 jährige Schlosserlehrling Horbank schwere Rauchvergiftungen zugezogen; letz lerer hat außerdem die Sprache verloren. Dem Ka- lamitosen Röschke ist trotz Versicherung ein beträcht licher Schaden entstanden. — (Bei der letzten Fahrt) der sogen „Dautzner Post" am vergange nen Sonnabend nach Räckelwitz war der Postwagen mit Guirlanden geschmückt. Ueber dem Kutschersitz prangte ein großer Kranz mit schwarzem Flor. Msh rere Inschriften am Wagen nahmen Bezug auf die Bedeutung der Fahrt; sie lauteten: „Des armen Deutschland bittere Not bringt auch mir den frühen Tod!" und: „Heute fahren wir zum letzten Mal die Päckchen und die Briefelein ins schöne Wendenland hinein." Kunnersdorf a. d.-Eigen. (Ein schweres Auto mobil un glück) hat sich am Mittwoch hier ereignet. Gegen 3 Uhr früh .fuhr ein mit einem Herrn besetztes Phänomobt! mit voller Wucht gegen einen Schuppen mit derartigem Anprall auf, daß die nächste Nachbarschaft aus dem Schlafe geweckt wurde. In dem mit Blut überströmten bewußtlosen Insassen, der noch unmittelbar nach dem Unfall einen Hilfe ruf ausgestoßen hatte, wurde Kaufmann Schwanbeck aus Herrnhut erkannt. Außer EeM Satzungen durch Glassplitter der Schutzscheibe h u Sch vermut lich einen Schädelbruch, vielleicht auch innere Ver letzungen erlitten. Arnsdorf bei Wilthen. (Undank ist der Welt Lohn!- Dies mußte auch ein hiesiges Ehe- paar erfahren, dem sein 20 Jahre alter Pflegesohn Max Gras in Abwesenheit des Ehepaares eine grö- ßere Summe durch Erbrechen von Behältnissen raubte und damit verschwand. Der Undankbare hat sich nicht nur sämtliche Ersparnisse der Familie angeeignet, sondern hat dem Pflegevater auch das Betriebskapital für fein Gewerbe entwendet. Politische Rundschau. Deutsche» Reich. Berlin, S. April. (Die ReichStagStrauer- feier für die Essener Opfer.) Der Reichstags, fitzungssaal wie» für die gestern vormittag stattgefLN- den« Trauerfeier zu Ehren der Arbeiter und Ange stellten, di« in Essen französischen Geschossen zum Opfer fiele», würdigen Trauerschmuck auf. Ring» um den Saal zogen sich schwarze Draperien und dun kelgrüne Tannengewtnde. Einen LrsonderS feierlichen Schmuck wie» die nächste Umgebung der Präfidevten- tischrs und der Rednertribüne, von der aus Reichs kanzler Cano den Opfern der Bluttat warme Gedenk« warte widmete, auf. — Während der BeisetzungSfstrr der Essener Blutopfer findet heute im besetzten Gebiet allgemeine Arbeitkruhs statt. Wi weit der von den Kommunisten veranlaßte G neralstreik durchgeführt worden ist, ist zurzeit noch unklar. — (Memel im Freiheits kämpf) In Me mel herrscht eine firbe Spannung. Die Toten still«, die nicht allein durch den Generalstreik, der nun schon zwei Tage anhätt, emstanden ist, drückt in xlet eher Werle aus alle Gemüter, und die Vrrhüswngen der VirhandlungSkommission der Gewerkschaften und det Leiters der Memels sozialdemokratischen „Volks- stimme" w rden als Schatten gedeutet, die spätere schwerwiegendere Ereignisse vorauSwerfen. Von rechts bi» links ist di« Einheitsfront hergestrllt, einmü- g wird von allen Parteien das Deutschtum betont und Wiederherstellung der und Pressefrei. hett, Emsttllrng der Ausweisungen, Gleichberechtigung der deutschen Sprach« sowie Einlösung d-. rsprr- Oschatz. (Abnahme des Vildungs- drängest Der hiesige Stenographenverein ist der artig im Mitgliederbestands zmückgegcmgsn, daß er eine Hauptversammlung einberufen hat, die über die Auflösung des Vereins beschließen soll. Das Streben der Jugend nach Weiterbildung scheint demnach nicht mehr besonders groß zu sein Auch eins Folge der Nivellierung der Entlohnung für verschiedenartige Arbeitsleistungen! Plauen. (Sozialdemokratischer Ord nungsdienst in Plauen.) In einer gemein schaftlichen Sitzung mit der kommunistischen Parlei- leitung, die am Donnerstag vor Ostern stattfand, wurde gegen den Widerstand der Kommunisten be schlossen, die bestehende Arbeiterwehr aufzulösen, die Abwrhrorganisaiion den Richtlinien der beiden Par teien anzupassen und auf der Grundlage aufzudauen. Dis bisherigen sozialdemokratischen Mitglieder der Arbeiterhilsspolizei bilden den Rahmen der neuen Organisation. Die Sozialdemokratie warnt ihre Ge sinnungsgenossen davor, sich von den kommunistischen Einbläsereien zur Gründung von Bstriedrwshren verleiten zu lassen. Von der böhmischen Grenze (Eine uner wünschte Wirkung der Markdesserung.) Das Steigen des Martkurses bei den unverändert hohen Preisen hat eine große Veränderung im säch sisch böhmischen Erenzverkehr heroorgerufen. Da die Markpreise die Weltmarktpreise vielfach um ein Er- hebliches überschreiten, ziehen viele der Grengdewuhner in Sachsen es vor, ihrs Einkäufe jenseits der Grenze zu tätigen Stark ist besonders der Zuzug der Ein käufer aus der Lederwarenbranche. gewaltsamen Besetzung der MemellandeS gegeben ha- ben. Inzwischen ist die Kommission der Botschafter- konferenK für Memel an die Ausarbeitung des neuen Statutes herangegange« uud hat bereit» in zwei Si tzungen di« Prüfung de» Entwurfes beendet. Wenn man der Pariser Presse Glauben schenken darf, so wären gewisse Einzelheiten bereit» endgültig erledigt. Dirk wär« eine direkte Vergewaltigung de» Völker rechts, wie «S selbst im Vrrsailler Vertrage ausgelegt worden ist. Dis Rrichsregierung hat in ihrer jüng sten Note an die Botschasterkonferenz keinen Zweifel darüber gelassen, daß sie mit aller Entschiedenheit bei der Behandlung de» Schicksals der MemellandeS ihr Mitbi.stiWw.ungSrecht fordern wird. Berlin, v. April. (1L6 Millionen Dol- l a r.) Obwohl von einigen unwesentlichen Zeichnung», stellen noch kein« endgültigen Angaben vorliegen, läßt sich, wt« der »Deutsche Handelrdienst" erfährt, schon jetzt übersehen, daß 126 Millionen Dollar auf die Goldanleihe gezeichnet worden sind. Berlin, 10. April. (Die Erhöhung der Be züge der StaatSbediensteten.) Wie di« »Deutsche Tageszeitung" zu den vorgestrigen Lohn- und GehaltSosrhandlunge« im ReichSstnanzministerium mitteilte, ist dort die Regelung getroffen worden, daß die Beamten für den Zeitraum der Monat« Februar bi» März und die Rrichrarbeiter für den gleichen Zeit raum vier weitere Wochenlöhne ausbezahlt bekomme« sollen. Die Regierung wird dem Reichstage eine Ge- setzervorlage unterbreiten, in der vorgeschlagen wird, den Beamten am 1K. April dretoiertel ihre» Monat»- geholte» und am -iS. Mai ein weiter-» Viertel ihre» Monatrgehalte» aurzahlen zn lassen. Auf die Reich»« orbeiter findet die Regelung analoge Anwendung. Darnach würden sich die Bezüge der Staktrbedienste« ten gegenüber dem Februar um 28»/, erhöhen. — Nach den Erkundigungen der Telegraphen-Union trifft diese Darstellung de» Blatte» zu. Bochum, 7. April. (Die Kommunisten ru fen zum Proteststreik am Begräbniktage aus.) In dem in Essen erscheinenden .Ruhr-Echo" wird ein Aufruf der Kommunistischen Partei, Bezirk Ruhrgebiet, und der Union der Hand- und Kopfarbei ter veröffentlicht, in dem daraus hingewiesen wird, daß der Proletariermord in Essen da» Werk de» fran zösischen Imperialismus ist. Die kommunistische Par tei, sowie di« Union der Hand, und Kopfarbeiter fordert im gesamten Ruhrbezirk zu einem allgemeinen 24stündrgen Proteststreik am Tage der Beisetzung der ermordeten Krupparbetter cuf. In dem Auscuf« heißt «S, daß all« Betriebe im Ruhrgebiet an diesem Tage ruhen müssen. Straßenbahn und Eisenbahn müßte« wenigstens in den Stunden der Beisetzung den Betrieb völlig «instellen. Sämtlich« Betrieb«, olle lokalen Or- ganisationen der GrwerksHastm und Parteien müßten durch starke Delegationen an der Beisetzung 1eiln«hm«n. Ja den einzelnen Orten der im Proteststreik befind lich«« Arbeiter sind dies« zur Zrit der Beerdigung i« entsprechenden Dewonstrotionroersammluvgrn zusam- menzufassen, um so eine geschloffen« Bewegung über den ganzen Bezirk zu ermöglichen. Die proletarischen Hundertschaften find überall mobil zu mach»«, um die Demonstrationen gegen nationalistische Provokation«« zu sichern. USln, 9. April. (Die rheinischen Sozia listen gegen die französischen Mörder und deren Justizterror.) Vertreter der rheini schen Sozialdemokraten au» dem Wahlkreis Köln- Aachen—Koblenz—Trier, au» dem Saargebiet und au» dem Siegerland« rahmen gestern hier nach eine» Bortrag de» RrichStagSabgrordneten Sollmann ein stimmig «ine Entschließung an, in der man u. a. nach der Erklärung, auch weiterhin im passiven Widerstand zu verharren, bi» Frankreich zu einer Einstellung tv der Wiedergutmachungsfrag« iw Rahmen der deutsche« Leistung»fähigkeit brrrit st, der französische Militarit- mu» de» Morde» an deutschen Volksgenossen ange- klagt und schärfster Protest gegen die unerhörte Bar barei der Austreibung rheinischer Volksgenossen MÜ Familien und Kindern, sowie gegen unmenschliche Ur teile der Militärgerichte erhoben wird. Frankreich, Paris, S. April. (Aufgabe der britisch«« Neutralität im Ruhrkonsliktk) Der »Ma ti»* vreöff-ntlicht einen offenbar nicht ohne Kenntnis der amtlichen Stellen verfaßten Artikel, in dem heißt: Wb: haben gestern dir Frage gestellt, ob Loll' cheur der franZöstschiin Regierung Vorschläge unter breiten körn «, Lit geeignet sind, da» Nafgeben der Vri- schen N uirali üt zu beschleunigen. Auf di« gesteh g^'ievis Frag, kann ma« heute ontworten: eS fi«" gut« AuSsiK E dafür vorhanden, daß sich der sra«^' fische und r mglischs Standpunkt einander nüber«' und d«8 Meinungsaustausch zwischen den vier alliertrn i achten rinzelettet werden kann. England. esndo-, 10. Ap ':l. -P . liche « n-srase" im Unterhaus«) st W vsod tUnaS-änö^' Liberaler) , .ch!... ^stirn im U Schaus« eine AnflE ob e» zutreffe, daß Louchrur, M er ihm in einem 2 - m nimm«, die vollkomm«« Zustimmung der . fischen R-gterung gefunden Jnrbeso-'d-re nezog sich seine F. auf L0 de» RahrproölemS und Larouf, in welcher Weis- M« Dresden. (Waldbrand in der Dresdner I Heide.) In der Dresdner Heids entstand am Sonn abend mittaq unweit der Hsidemühle durch Fahr- lässigkeit spulender Knaben ein Waldorand, der sich über eine Flüche von 2500 O mdratmeiern 15jährigen Fichtenbestand ausbreitete. Ein weiteres Ausreiten des Brandes wurde durch UederschMen mit Sand und Ausschlagen der brennend e Hoü eils verhütet — (Deutsch österreichischer Boiksgesang in Dresden) Der deutsche Volksiesangverein Wien und Umgebung unternimmt Ende Mai mit 60 Sän gern und 160 Sängerinnen eine Konzertreise durch Deutschland Das erste Konzert wird in Dresden stattfinden. — (W as macht Sarrasani?) Der Circus Sarra- sani in Dresden ist und bleibt unsere volkstümlichste Kunststätte. Die schwere Not hat die deutschen Circusse dahingemäht, aber Sarrasani erhält sich aus dem Gipfel der Leistungsfähigkeit. Welch prächtige Pferdedressuren hat er nun wieder geschaffen, und welch herrliches Material an seltenen, fremdländischen Die ren führt er in ständigem Wechsel in die Manege? Wie weiß er uns stets von neuem durch große Sensationen zu überraschen? Gerade der jetzige Spielplan bietet Musterbeispiele Die zer sägte Dame, Aoramiko, der tollkühnste aller Turner auf dem schwankenden Mast sind artistische Leistungen größten Stiles. Und was hat nicht Sarrasani in diesem Winter an uusgezeich ncten, blendend ausgestatteten Schaustücken gezeigt? „Robert und Bertram", das lustige, tolle Schaustück, das nur noch bis zum nächsten Sonntag aus dem Spielplane verbleibt, hat eine zündende Zugkraft bewährt, man soll sich beeilen, die letzten Aufführungen zu besuchen. Und am 1S. und 17. April wird es wieder zwei Großkampftage geben, harte und spannende Kämpfe von Weltmeistern. Fürwahr: auf jedem Gebiete leistet unser Sarrasani Circus nach wie vor Hervorragendes, und man soll keinesfalls versäumen, ihn regelmäßig zu besuchen. Nicht Worte, sondern Tate« solle« Del« Mit gefühl mit Rhei« «nd Ruhr beweise«. Dar«« gib zum Deutsche« Volksopser.