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Pulsnitzer Wochenblatt : 29.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-192303295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19230329
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19230329
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-29
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 29.03.1923
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Vertretervsrsammlung des Sächsischen Lehrervereins. — Am Montag wurde in Freiberg die 48. ordentliche Vertreterversammiung des Sächsischen Lehrervereins eröffnet. Der Vorsitzende Lehrer Gleiffberg » Dresden gedachte der schwergeprüften Brüder an der Ruhr und am Rhein. Weiterhin begrüßte er die zahlreich erschienenen Ehrengäste, Vertreter der Regierung, der Stadt- und Schulbehörden und Lehrerveretne. Mit warmen Worten der Anerkennung für die Arbeit des S. L. B. im Sinne des Fort schrittes im Schulwesen begrüßte Kultusminister Fleißner die Ver sammlung. Es sei ihm eine Sache des Herzens gewesen und der Ueberzeugung, nach Freiberg zu kommen, penn zwischen Regierung und Vertreterversammlung bestehe ein innerer Zusammenhang. Auch Stadtrat Knöfel und Amtsbauptmann Schirmer-Freiberg be grüßten die Berfa mmlnng. Der 1. Vorsitzende zeigte in seinem Vorträge zum 75jährigen Bestehen des S. L. B. zunächst, welche Schwierigkeiten der S. L. B. in den vergangenen Jahren zu über winden hatte, um das Bolksschulwesen emporzubringen und einheit lich zu gestalten. Was in Sachsen bisher erreicht sei, werde ernst lich gefährdet durch das geplante Reichsschulgesetz. Nur die Weltliche Schule verbürge Toleranz und dadurch ein Zurückdrängen aller Ge gensätze. Den Fortschritt, den die Gesetzgebung in Sachsen der Volksschule in den letzten Jahren gebracht habe, werde die Lehrer schaft mit allen Mitteln sichern. Der Vortragende erhob folgende Forderungen an die Lehrer: Tue alles, was du tun kannst, damit keine Zeit der Reaktion kommt, denn Reaktion war bisher stets Niederhaltung der Volksbildung. Der S. L. B. muß das bleiben, was er ist: die gewerkschaftliche Zusammenfassung aller an der Volksschule tätigen Lehrer und Lehrerinnen. — An zweiter Stelle berichtete Thielemann - L-ipzig über Schule und Elternhaus. Aus gehend vom Rechte des Elternhauses auf die Schule, kam er auf die Bedeutung und die Grenzen des Elternrechte«, insbesondere auf seine Abgrenzung durch das Recht des Staates, zu sprechen. Die Anstellung, Beaufsichtigung und Abberufung der Lehrkräfte, die Bestimmung des Lehiverfahrens und andere Angelegenheiten des in neren und äußeren Schulbetricbes seien Angelegenheiten des Staa tes und seiner Organe. Oberster Grundsatz, dem das Erziehnngs- recht der Eltern nnd des Staates unterzuvrdnen ist, sei das Recht des Kindes auf die Entfaltung seines eigenen Wesens. Die Mit. Wirkung des Elternrates sei nur zu begrüßen. Die Lehrerschaft muffe bestrebt sein, zu einem gedeihlichen Zusammenarbeiten mit den Eltern und den Eltcrnräten zu gelungen. Die vom Referenten gemeinsam mit Fröhlich Chemnitz zusammcngestellien Leitsätze wur den nach eingehend.r Aussprache grundsätzlich angenommen. In einer Entschließung fordert die Lehrerschaft Anpassung der Gehälter an die tatsächlichen Lebenshaltungskosten und den Preisstand. Mit Vorschüssen irgendwelcher Art ist ihr nicht gedient. Die Absicht, die Stabilisierung der Mark ans Kosten der Gehalts- und Lohn empfänger durchzutübren, stößt auf ihren entschiedensten Widerstand. Ferner erhebt der S. L. A. schärfsten Protest gegen die ungerechte Steuerpolitik des Reiches, die den Lohn- und Gehaltsempfängern mehr als 90 "/, des gesamten Steuerertragcs ausbürdet, während die wirtschaftlich starken Kreise in Landwirtschaft, Industrie nnd Handel zur gesamten Einkommensteuer bei Berücksichtigung der Geldentwer tung noch nicht 10"/, beitragen. Beim Jahresbericht wurde eine Entschließung angenommen des Inhalts, daß das gesamte Fach und Berufsschulwesen in den einheitlichen Schulbau eingeordnet und unter das Unterrichtsministerium gestellt wird. Eine weitere Ent schließung nahm ennchtcden Stellung gegen die Kompromißve Hand lungen zum Reichsschulgesctz zu Artikel 116,2 der R-ichSuerfaffang. In einer weiteren Entschließung wird die Anerkennung des Semi- narceifezeugnisses zum Universnätsstudlum begrüßt. Die Versamm lung begrüßt dankbar das neue Schulbedarfsgesetz. Es wird aber gleichzeitig darauf hmgcwicsen, daß für die größeren Städte die große Gefahr besteht, daß ihr gut entwickeltes Schulwesen zurückgeschraubt wird, und das umsomehr, je mehr das Finanz Ministerium seine Sparmaßnahmen zur Auswirkung kommen läßt. — In einer Entschließung erhebt die Versammlung gegen die Absetzung der bayrischen Schulräte, die dem Hauptausschnß des Bayrischen Lehreroereins angehöcen, Einspruch Noch eingehender Aussprache erklärt sich die Versammlung mit der Geschäftsführung und dem Geschäftsbericht des Vorstandes einverstanden. In der Nachmittags sitzung kommt zur Verhandlung: Bcamlenbund nnd Sächsische: Lehreroerein. Der Berichterstatter Fchlhaber-Dresden begründet ein gehend die Vorschräge des Vorstandes zum Programm, die eine ein- heitliche deutsche Beamtenschaft erstreben. Der Mitbcrichterstatlcr Zimmermann-Dresden übt scharfe Kritik an den Maßnahmen des Deutschen Beamtenbundes und fordert vor allem eine andere klarere Formulierung der Forderungen zur Wirtschaftspolitik. In einer langen Aussprache wird das Für nnd Wider erörtert, sich dem Deutschen Beamrenbnnd oder dem Allgemeinen Bcamtenbnud a»zu- chließen. Die Abstimmung ergibt die .Annahme des durch vcr> schiedene Zusatz- und Abänderungsanträge veränderten Borstands vorschlages. Während die Vertreterversammlung trotz vorgerückter Stunde ihren Fortgang nimmt, spricht Lehrer Weise-Dresden im „Tivoli" in einer öffentlichen Versammlung über „Die Schule im Volksstaat". Die Lage in den besetzten Gebieten. Der französische Misserfolg. Wie wir aus absolut sicherer Quelle erfahren, find in den letzten drei Wochen die nach Frankreich gelangten Kohlen- und Kottmengen geringer gewesek al» in den ersten drei Wochen der Ruhraktion. Den Franzosen ist r» zwar gelungen, einige Kottmengen auf einzelnen Schachtanlagen zu beschlagnahmen und zu verladen; den Kokr nach Frankreich zu überführen, war ihnen wegen der Verstopfung und den Verkehr»- störungen au? den militarisierten Strecken bisher aber nicht möglich. Verhängung des Belagerungszustandes. Ueber Emmerich, Wesel und Mettmann ist der Belagerungszustand verhängt worden. W«il in letzt- genannter Stadt «in Offizier von einem Unbekannten reicht angeschossen wurde, sind ein Kaufmann und ein Arzt als Geiseln festgenommen. kommunistische Ausschreitungen im Ruhrgebiets. Gelsenkirchen, 28 März. Bor dem Rathause in Gelsenkirchen hat am Dienstag «ine Demonstration von etwa dreihundert Personen stattgefunden, bi» einen „Arbeitrlosenrat" zum Bürgermeister schickte mit Forderungen, die im Grunde genommen nur di« bekannten kommunistischen Forderungen verwirklichen sollten. Bezeichnend ist, daß im Laus« dieser Verhand- lungen auch die Drohung fiel, daß die Arbeitslosen den Oberbürgermeister verhaften würden, wogegen der Oberbürgermeister natürlich Verwahrung «inlegt«. — Ernster ging «S in Dortmund zu. Gegen neun Uhr abends fanden am Dienstag Abend kommunistisch« Umzüge statt, die auf Provokation eingestellt waren. Di« Demonstranten machten den Versuch, die Firmen» schilder herunterzureißeu. Sie wurden daran von der blauen Polizei yehindert. Als «in Wachtmeister überfallen wurde, mußten die Polizeibeamte» mit der Waffe gegen die Angreifer vargehen. Ei« WaSt meister wurde durch Stockhieb« ins Gesicht erheblich verwundet, doch war das Vorgehen der Beamten der art energisch, doß die etwa fünfhundert Köpfe zählende Menschenmenge bald zerstreut war. Lahlreiche Ver haftungen wurden vorgenommen- — Auch in Essen ist es ru ähnlichen Zwischenfällen gekommen. Neueste Meldungen. Berlin, SS. März. ^Reichskanzler Dr. Tuns auf dem Weg« der Besserung.) Reichskanzler Dr. Cuno befindet fick nach den Feststellungen der bebandelnden Arzte» Geheimrat Professor Dr. WirKng auf dem Meg« der Besserung. Bochum, L9. März. (Erklärungen von Vergarbeitervertretern.) Im Verwaltung», grväude de» Verband«» der Brrgarbeiter sprachen in der letzten Zeit wiederholt Ausländer vor, di« mit den Führern de» Alten Bergarbeiterverbande» Besprechun gen hatten. Maßgebende Vertreter de» Alten verg- arbeitervrrbande» erklärten dabei einem Holländer Journalisten, daß die deutschen Arbeiter auf keinen Fall für die Besatzungsmächte irgendwtlch« Dienste triften würden. Der Grist de» Widerstande» bet den Arbeitern sei durch die Maßnahmen der Lesatzung»- behörden eher gestiegen al» abgeschwächt worden. Voraussichtliche Witterung. Freitag: Etwas wärmer, zunehmend bewölkt, strichweise etwas Regen, vereinzelt Gewitter. Sonnabend: Wolliger, ziemlich mild, vielfach etwas Regen. Sonntag: Vorherrschend wolkig bis trüb, zeitweise etwas sonnig, etwas kühler, mäßige Nie derschläge. Kurse der Dresdner Börse vom 28 März 1923 mitgeteitt von der Commerz, und Privat-Bank, Zweigstelle Pulsnitz. 5"/, Deutsche RcichSanleihe .... Sparprämienanleihe 3'/, "/» Preuß. Konsols 3°/o Sächsische Rente Sächsische Staatsanleihe von 52/68 . 3«/<> - - - 1919 . 3V»°/o Dresdner Stadtanleihe - 1908 . 4»/, - - - 1913/18 . 4°/, Landwirtschaftliche Vfandbriefe 4°/o - -Kreditbriefe 4»/, Lausitzer Kreditbriefe 4°/o Leipziger Hypothekenbank-Pfandbriefe . 4°/o Sächsische Bvdeucredit-Pfandbriefe. Commerz- und Privat-Bank-Aktien Sächsischs Bank-Aktien .... Speicheret Riesa-Aktien V.r. Elbeschiffahrts-Aktien .... Heidenauer Papiersabrik-Aktien .... Vsr. Bautzner Papierfabrik-Aktien Chemnitzer Zimmermaun-Werke-Aktien Sächsische Gußstahlfabrik Döhlen-Aktien Sächsische Maschinenfabrik Härtmann-Aktien Schubert L Salzer Aktien . ... Sachsenwerk-Aktien ' Seide! L Naumann-Aktien Meißner Osenfabrik C. Teichert-Aktien Glasfabrik Brockwitz-Aktien .... W. Hirsch, Glasfabrik, Radeberg-Aktien Max Kohl-Aktien Deutsche Kunstleder-Aktien . ... A. G. für Cartonagen-Jndusirie-Akttov Wanderer-Werke-Aktien Somag-Aktieu . . . .... Dollarnoten kosteten in Benin Dollarnoten kosteten in Berlin am 29. März mittags 87,'/' 326,— 150,— 12k,- 115,— 115,— 100,- 9L,— 405- 146,-/. 155,— 7300,— 8600,— 15000,— 30500,— 17900,— 27300,- 14950,— 50000,— 17900.— 27200,— 14000,- 18000,— 18100,- 24500,- 15950,— 24900,— 17500,- 17800,— 48501,— 15100,— 20969,- 21350,— Dresden. Bei reger Kauflust eröffnete die Börse vor den Feiertagen in fester Stimmung. Bestanden bis vor kurzem noch einige Hemmungen, weil die Beteiligung des privaten Publikums ziemlich gering wvr, so hat sich auch dieser Umstand zugunsten der allgemeinen Tendenz geändert. Infolgedessen zogen bei größeren Umsätzen die Kurse nicht unerheblich an und stellten sich im Mittel uni 2—3000 Prozent höher. Bevorzugt waren Maschiuenwcrte, die sich durchweg in diesem Umfange bessern konnten. Roch mehr wurde für Max Kohl, Waggon Mcrdau, Bronzewarcn, Kartonnagenma- schiucn und Sächsische Gußstahl sowie Hartmann bewilligt. Unter Len Chemischen Werten, die durchweg festlagen, machte sich beson ders für Gehe Interesse geltend. Auch Textile zogen um etwa 2000 Prozent an. Am Markte der Papier- und Photoaktien war die Haltung ruhig, da bereits bei Altenburger Chromo- und Photo - Papier Grwinnrealisationen Vorlagen, die die Kursbildung nachteilig beeinflußten. Nachfrage bestand in dieser Gruppe nur noch für Bautzner, Unger nnd Hoffmann und Mimosa. Unter den Bank werten konnten sich besonders Dresdner nnd Deutsche Bank auf« bessern. Auch die übrigen Werte zogen im Rahmen der allgemeinen Tendenz an, dagegen blieb es am Markte der festverzinslichen Werte stiller und nur für Schutzgcbietanlcihe zeigte sich bei höherem Kurse etwas Nachfrage. Preisrückgang in Schlachtvieh. Wie aus München gemeldet wird, trat dort am Freitag auf dem Schlachtviehmarkte ein starker Preisrückgang een. So mußte ein Münchner Viehhändler ein Paar Ochsen, die er mit 6080000 M gekauft hatte, mit 3 410 500 M wieder verkaufen. Die übrigen Preisrückgänge äußerten sich ähnlich. Der Kandidat. 14) Roman von Robert Braunschweiger. Der Oberkellner präsentierte die Rechnung, und vom Lehrling bis zum Hotelbesitzer sah jeder von einem versteck ten Winkel aus diesem großen Moment zu Odne einen Blick aus das Papier zu werfen,' zog Heinz seine Brieftasche und legte einen blauen Hunderter ans den Tisch. »Lanois?" „Aber bitte I' Mit einem Bückling steckte der Ober kellner den Schein ein und gab etwas Silber und Gold heraus. Dann kam das Trinkgeld an die Reihe. Keiner wurde vergessen. Jeder dachte im stillen, das sei endlich mal ein anständiger Gast. Draußen wartete unterdessen ein Knecht mit zwei Pferden. Odne die Bügel zu benutzen, schwang sich Heinz in den Sattel. An der Tür hatte das Personal Ausstellung genommen. Heinz grüßte und rief dem Kellerwtrt noch vom Pserde herab zu: „Grüßen Sie den Omnibus!' Dann schlugen sie den Weg noch Nordwssten ein, wo zwanzig Kilometer landeinwärts Brvkelsbmg lag. Oberkellner, Kellner und Hausmädchen verschwanden. Nur der Wirt blickte den beiden noch lange nach, bis eine Biegung des Weges ste seinem Blicke entzog. Ein merk würdiger Kandidat. . wenn der überhaupt Theologe ist, hat er mindestens bei der Kavallerie gedient — ein teures Vergnügen. . aber er scheint es ja zu haben . . Dann verschwand auch er im Innern seines Hauses, und der Platz vor dem Hotel zum Ratskeller lag still und verlassen da. Harbort ritt unterdes mit seinem Begleiter auf der großen Straße dahin, die von Bergen an Gingst vorbei zur Wittower Fähre «übrt. Nach einem Trabe von zwei Mei- len hielten ste in Trent vor dem Gasthaus, um einen Imbiß einzunehmen, denn bis Bräkelsburg war immerhin auch noch eine Meile. Den Rest gingen die Pferde Schritt. In Trent herrschte vor dem Gasthause großer Jubel. Liu Wanderzirkus baute sein Zelt aus. Ringsumher standen die typischen Wagen der fahrenden Leute. Aus jeder Tür sahen geschminkte Gesichter, hinter jedem Fenster bewegte sich eine Gestalt in farbigem Trikot. Eine Probe mutzte noch ad- gehalten werden, denn abends sollte schon die erste Vor stellung stattfinden Was aber Heinz am meisten interessierte, war die Menagerie, die der Zirkusdirektor mit st r 'vh^ Außer Kamelen. Bären und Affen bildete den Hauptanziehungs punkt ein riesiger, indischer Elefant, der stch durch Her'.'- tragen von schweren TepplckM, Pfosten, Balken und Srilen nützlich zu machen suchte. Mr folgte seinem Treiber, einem dunkeihäutigen Neger, aufs Wort. Der größte Teil des Personals machte durch seinen dunklen Teint einen rxoti- scheu Eindruck. Heinz trat näher und redete den Neger englisch an. Wie elektrisiert drehte sich dieser um und antwortete eben falls in geläufigem Englisch. Die Bauern umher sperrten Mund und Nase auf. Heinz fragte den Neger weiter nach seiner Heimat. Der Schwarze nannte einen Ort, den Har bort von seinen Reisen kannte. Er machte einige Anspielun gen aus die Wälder, Seen, rühmte und beschrieb das Haus des Missionars, erzäblte auch von dessen Kamille, trotzdem ihm der Nams des Predigers entfallen war. Der Neger gebärdete sich vor Freude autzer stch, fiel vor Heinz nieder, küßte ihm die Hände und konnte es nicht lasten, daß er, so weit von seinem schönen Afrika, urplötzlich einen Frem den fand, der seinen Geburtsort kannte, mit dem er stch über sein Heimatdorf unterhalten konnie. Er beruhigte stch erst, als Heinz versprach, wieder zu kommen und in die schwarze Hand des dunklen Ehrenmannes ein funkelndes Goldstück glei en ließ. Am Nachmittag kam Jarbort mit seinem Begleiter in Schaprode, dem großen Kirchdorfe vor Brvkeisburg, an. Im goldenen Schwan stieg er ad, ließ vom Knecht unter schreiben, daß er das Pferd in tadellosem Zustand zurück- gegeben habe, und nahm zum Zeugen auch noch den Wirt init, eine mächtige Gestalt mit ehrwürdigem Patriarchenkops, der den Gaul begutachten mußte. Dann ließ er stch ein Zimmer geben, bürstete den Reisestaub aus seinen Kleidern, machte Toilette und ging zum Gut. das eine kleine halbe Stunde nördlich aus halbem Wege zwischen Schaprode und dem Serho^e lag. * -t- * Kaum war er zehn Minuten gegangen, als ihm ein Herr entgegrnkam, den er schon von weitem als den Kam mer gerrn erkannte. Der war nicht wenig erstaunt, ihn gier zu finden „Nanu?" Dabei zog er die Brauen hock. »Wo kommen Sic denn her? . . . Ich wollte Sie am Omnibus feierlich in Empfang nehmen und setzt durchkreuzen Sie so meine Pläne?! Allerdings . . die Rrgimentskapelle in Stralsund hat im letzten Augenblick abgesagt . . dienstlich verhindert . . und für einen Fackelzug ist es noch zu hell.' „Und für Ihren Omnibus war mir der Weg etwas zu schlecht, die Entfernung etwas zu groß und das Wetter zu schön I" meinte Hsinz lackend. »Allerdings, * 'ei Gründe, die stch kören lassen, aber wie find Sie dem- nun hergekomwrn. Zu Fuß können Ste doch auch nicht gegangen sein.' »In Argentinien habe ich mir das Geben ab- und das Reiten angewvhnt. Ich bin geritten, drei Meilen Trab. Der Goul steht noch im »Schwan". Stolz wie ein Spanier. Der Kammerherr, der heimlich immer wieder Beden ken gehabt hatte, wie seine Frau den Medizinmarn ausneh- men würde, beruhigte stch. Sein Kandidat machte doch wirklich eine zu gute Figur, direkt elegant. Der alte Herr sagte es mehrmals zu stch selbst. Einfach elegant! Die Sache würde schon werden Unterdes standen aus der Wiese vor dem Tore zu Brökela- burg die beiden jungen Herren Wolfgang und Eberhard, mit Sponnuna der Dinge harrend, die stch in den nächsten Tagen entwickeln würden. Eine gewisse Zuversicht lag in den Mienen. Bisher waren ste noch mit jedem Kandidaten fertig geworden. »Ob er auch lanie Haare trägt?" meinte Wolf- »Sicher! Kandidaten Haden immer langes Haar. Hast du schon einen ohne Strähne gesehen?' „Wenn ste ihr Haar nur besser tragen würden. Im mer derselbe blödsinnige Scheitel." Eberhard antworiete: „Derselbe Scheitel ist es nicht; mal fitzt er links und mal rechts." »Wie schön würde man aus solchen Haaren einen Skalp machen können," meinte Wolf tiefsinnig. »Wenn nur erst das Examen vorüber wäre." „Gewiß! Immer diese ckelbafte Fragerei I Habt ihr schon tüchtig gelernt? Kannst du schon deklinieren und konjugieren? Wie weit bist du schon in der lateinischen Grammatik?" »Schrrcklich! Du, ich glaube ste kommen schon!' „Unsinn! Der Omnibus ist noch nicht da. Papa wär« im Stande gewesen, einen Wogen zu schicken!' »Das wäre noch schöner." »Es war gut, daß Mama so sehr da gegen sprach." »Und Hilda auch!' Mama meint, wir dür fen den Kandidaten nicht gleich verwöhnen." »Ich glaube, Wolf, du hast dich geirrt. Pova ist wieder umgekehrt.' »Er hoi vielleicht eingesehen, daß es nicht passend ist, unse ren Kandidaten vom Omnibus abzuholcn." „Unfinn! Papa tut immer nur, was Mama will I" „Die wollte es sa auch nicht!" „Hilda auch nicht!" „Du mit deiner dummen Hilda" »Hilda ist nicht dumm." »Hilda ist die klügste Dame von Brökelsburg und Umgegend." „Woher weißt du dos?" „Das hat Leutnant von der Lanken gesagt. Ich habe es nicht gehört.' „Der sagt aber doch Iejend!" »Meinetwegen — Umjegend!" Fortsetzung folgt-
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