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Pulsnitzer Wochenblatt : 15.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-192302151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19230215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19230215
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-02
- Tag 1923-02-15
-
Monat
1923-02
-
Jahr
1923
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 15.02.1923
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Nr 20 Pulsnitzer Wochenblatt — Donnerstag, den 15 Februar IE? Gsite 2. Bartenzaun der BahuhosswirtsLast in Kotzschenbroba gehängt. Die Kriminalpolizei bittet um Mitteilungen über den Verbleib dieser Handtasche. Zu erwähnen ist noch, daß der Soldat, ge gen den sich infolge einer zufälligen Verkettung mehrerer Um stände, ursprünglich ein gewisser Verdacht ergeben hatte, bereits vor einigen Lagen aus der Hast entlassen worden ist. Dresden. (Dr. Cornelius Gurlitt.) Der Kunsthistoriker Geheimer Rat Prof. Dr Cornelius Gurlitt wurde von der Lhevlotzischen Fakultät der Universität Halle zum Ehrendoktor der Theologie ernannt. — «Sammlung für dis Nuhrhilfsl Dis am Montag in der Dresdner Produktenbörse vorgenommene Sammlung für die RuhrWfs ergab den ansehnlichen Betrag von 1513 000 Mark Bautzen. -Prügeleien bei einer Buck versammlung) Gelegentlich einer von den freien Gewerkschaften und der Sozialdemskratischen Partei einbsrussnen politischen Versammlung, in der Minister Präsident Buck sprach, kam es zu Tätlichkeiten, in deren Verlause man mit Spazierslöäcn und Stühlen auf einander losglng. Leipzig. (Dr. Stresemann über die Ruhr desetzung.) In einer Veranstaltung des WahMeievrrdandes Leipzig der Deutschen Volkspartei hielt Dr. Stresemann eine Neds, in der er sich über die ersten vier Wochen der Nuhrbesetzung auelprach ' Er bezeichnete es als eine Enttäuschung der Fran zosen, da'g sie bei ihrem Einmarsch in das Ruhrgebiet eine ganz andere deutsche Negierung und ein ganz anderes deutsches Volk vorgefunden haben, als sie erwartet hatten. In Paris herrsche gross? Nervosität, in Deutschland sei mit dem Kabinett C^no endlich ein Kabinett der Aktivität ans Ruder gekommen. Notwendig sei aber, daß diese Regierung am Ruder bleibe und datz sie von einheitlichem Volkswilien, auch von der Sozialdemokratie gestützt wird. Der Staat sei nicht dazu da, dem einzelnen Volksgenossen sein Vergnügen zu garantieren, sondern der einzelne sei dazu da, den Staat zu stützen und ihm Op er zu bringen, denn wir leben gegenwärtig im Kriege. Naiionalbewutztsein und dis Idee der Volksgemein schäft seien gegenwärtig die stärksten Kraftquellen für die Fortdauer des Widerstandes des deutschen Bol kss. Beide Ideen zu pflegen sei die Aufgabe einer zielbewutzten Politik der Mitte. Die Ausführungen Stresemanns wurden wiederholt von stürmischem Beifall unterbrachen. Leipzig (Gegen diePreistreiberei im Viehhandsl) Die Teilnehmer einer Besprechung, die auf Veranlassung der PreftprüfungSsteUe Leipzig zwischen den Preisprüfungsstellen der größeren säch sischen Städte und unter Teilnahme von Vertretern der Landespreisprüfungsstelle und der Staatsanwalt- schäft hier stattfand, waren sich darüber einig, datz eine scharfe Ueberwachung des Niehhandsls allein Nicht genüge, um der Preistreiberei Einhalt zu tun, sondern datz es vielmehr eines Eingreifens von Reichs- wegen bedürfe. Die Preieprüfungestelle Leipzig hat dem Reichswirtschastsministerium entsprechende Vor schlüge eingereicht. Das sächsische Wirtschaftsministerium wurde gebeten, auch auf dem platten Lande eine schärfere Ueverwachung der Preisbildung für Vieh und Fleisch zu organisieren. Freiberg. (Die Gefährdung des Frei, berger Domes) An einer Versammlung der hiesigen Kirchengemeinden teilte Pfarrer Coch u. a. mit, datz di« Johannisgemsinde unter der Schulden, last bereits zulammengsbcochen sei und dis Dom- gemeinde mitten im Zusammenbruche stehe. Der zweite.Dsmpfarrer sei bereits in einem Nebenberufe tätig, um sich und seine Familie über Wasser zu erhalten Der Dsm drohe zu verfallen. Freiberg. (Milli onenspends) Dis von drei Freiberger Burschenschaften in der Bürgerschaft veranstaltete Sammlung für Ruhr und Rhein hat ziemlich 7 MMomn Mar! erbracht. Geyer. (Bürgerlicher Sieg imStadt- Parlament) Bei den Stadtverordneteuwahlen am Sonntag wurden elf Bürgerliche und sieben Sozial demokraten gewählt. Das bisherige Stadlparlament be stand aus zehn Sozialdemokraten undacht Bürgerlichen. Zwickau. (Genehmigung einer Mil. liardenanleihe.) Die Regierung hat die beiden von der L-adtg:meinde geplanten städtischen Anleihen im Betrage von mehr als einer Milliarde Mar! ge nehmigt. Aue. (Stadtjubiläum) Am 5., 6 und 7 Mai feiert unsrre Stadt das 750s Krise SiakrlvdMum. Potttische Nundschso. Deutsches Reich. — (Neber die deutschen Reparationskohlcn- lieserungen) im Jahre 1922 wird nunmehr eine amtliche deutsche Denkschrift bekannt, in der die bemerkenswerte Erscheinung festge. stellt wird, daß eine immer steigendere K-ksmenae bei einer garnicht ins Gewicht fallenden Verringerung der Steiukohlenmenge von Deutschland verlangt worde» ist. Die gesamte deutsche Reparations kohleulieferung im Jahre 1922 beträgt auf Grund anerkannter Nech- nungsunterlagcn 18 035 493,598 Donnen. Tatsächlich sind dagegen im Jahre 1922 etwa 18 965164,2 Tonnen an Frankreich, Belgien und Italien aus den Weg gebracht worden. Die bisher erfolgte Gesamtlicferung aus der Neparationsvcrpflichtuug stellt sich aus rund 56 Millionen Tonnen. Deutschland mußte diese Kohlen nach dem Versailler Vertrage zum deutschen Grubcninlaudsprcise frei Grenze de» Emvfangslandes abliefern, bezog also für' sie nicht den weit höheren Weltmarktpreis und batte außerdem die hohen, teils — bei Durchfuhr — hochvalutarischen Frachtspescn zu tragen. Frankreich ist durch diese Lieferungen in den Stand gesetzt worden, seinen SelSstverbrauch zu einem billigen Preis zu decken und seine kohlen- verbrauchende Industrie zum Schaden der ädrigen Entente und neu tralen Mächte Dumping auf dem Weltmarkt treiben zu lasse». Das Nuhrabenteuer hat Frankreich dieser Vorteile beraubt, die cs, wenn Deutschland durchhält, auch niemals wieder erlangen dars. Darmstadt, 13. Februar. (Reichspräsident Ebert in Darmstadt.) Reich-Präsident Ebert ist heute nachmittag von Karlsruhe kommend in Begleitung des Reichsministers Oeser und des RcichZschatzmmistcrs Dr. Albert hier eingctroffem Die Herren wurden am Bahnhof vom hessischen Ministerpräsidenten Ulrich empfangen und fuhren sogleich zum Gtaatsministerium, wo eine Besprechung siattsand, zu der die Vertreter aller staatlichen und städtischen Behörden von Handel und Industrie, der Wissenschaft und Geistlichkeit sowie zahlreiche abgeordnete Personen erschienen waren. Staatspräsident Ulrich begrüßte darauf den Reichsprksi- denke», worauf dieser eine Ansprache hielt. Der Reichspräsident nahm Bezug auf seinen Uesuch in Karlsruhe und stellte die völlige Uebereinstimmung bei den getroffenen Maßnahmen fest. Die Arbeiter habe» in Karlsruhe im Vereine mit der studentischen Jugend Schul ter an Schulter i» einer spontanen Kundgebung Hilfe gelobt. Heute früh habe er mit Vertretern von Handel und Industrie in Mann heim verhandelt. Auch hier gab eS nur eius Stimme der Ent schlossenheit und des zähe» Widerstandes. Den Einbruch in das Ruhrgebiet beurteilt die Neichsregieruuq genau so, wie das badische AR WK?Me HsWeMhex! Unsere Postbezieher müssen wir wiederholt bitten, den Diffcrcnzbctrag von 2VV.— Mark sür Februar zwischen dem tatsächlichen Bezugspreis und dem angemeldeten Postbezugs» preis nachzuzahleu aus unser Postscheckkonti Dresden 2138 Zu diesem Zwecke legen wir heute eine Zahlkarte zur gesl. Benutzung bei. Am 20. Februar beginnen wir mit der Ein ziehung durch Nachnahme. Verlag des Pulsnitzer Wochenblattes. Laud. Nichtssagende Gründe hätten anch zu dem letzten Ucbergriff geführt, denn es drehe sich garnicht um dcu Rhein, sondern um die alten Bestrebung,», der französischen Politik, den Süden vom Norden zn trennen. Die Staatspräsidenten von Baden und Württemberg hatten seierlichst versichert, daß man nicht daran denke, auch nur einen Quadratmeter deutschen Landes freiwillig frsrzugeben. Der Reichspräsident schloß mit einem Appell, zusammenznstchcn, ohne Unterschied der Weltanschauung. In dieser Zeit gebe cs nur ein Ziel und einen Weg. Es gilt die deutsche Zukunft zn sichern. — Stürmischer Beifall folgte den Ausführungen des Reichspräsidenten. Niue große Anzahl von Rednern brachte darauf ihre 'Wünsche und Klagen über die große Bedrückung zum Ausdruck. — Der hessische Arb-itsminister Raab zab dann eins Reihe von Mitteilungen über die bisher getroffenen und noch in Aussicht genommenen Schritte der hessischen Regierung bekannt, worauf Reichsinnenministtr Oeser das gesamte Bild zusammeufatzte, die getroffenen Maßnahmen be sprach und die Hilfe der Rcichsregierüng zusicherte. Der Reichs präsident begab sich abends knrz nach neun Uhr nach Berlin zurück. England. London, 13. Februar. (Thronrede des englischen Königs im Unterhause.) Die heutige Rede des englischen Königs im Unterhause befaßte sich zunächst mit. der Haltung Eng lands gegenüber den Alliierten in der Frage der Nuhrbesetzung. Der König führte etwa folgendes ans: Dir Konferenz, die im letzten Dezember mit, Deutschland über die deutschen Zahlungsverpflichtung gen abgehalrcn worden war, ist im Januar iu Paris fortgesetzt worden. Meine Regierung hat in ihrem Wunsche, eine vollkom- mcue Lösung der Rcstarationsfragc zu beschließen, ihren Verbünde ten weitgehende Konzessionen in der Frage ihrer Schulden an Eng land gemocht. Ich bedauere es außerordentlich, daß cS nicht möglich war, eine allgemeine Ucbsreinstimmnng zu erzielen. Die franzö sische und die belgische Negierung haben daher beschlosst», die von ihnen gut befundene Frage in die Tat umzusetzsn nnd auch die italienische Negierung hat ihre ZMion gutgcheißen. Meine Negie rung ha!, da sie sich weder diesem Plan^ widersetzte, noch an diesem teilnchmcn wollte, eine Haltung in beim Sinne eingenommen, daß die Schwierigkeiten ihrer Verbündeten nicht noch erhöht werden. Bezüglich der Verhandlungen in Lausanne führte der König aus, er bedauerte es außerordentlich, daß trotz des von den Alliierten gezeigten, versöhnlichen Geistes und der von ihnen beabsichtigten Konzessionen, die Unterzeichnung des Friedensverlrages in letzter Stunde noch durch die türkische Weigerung vereitelt worden sei. Er hoffe dennoch, daß die türkische Regierung nach lückenloser Einsicht in die Berhandlungsberichte doch noch den Vertrag annchme» werde. Zum Schlüsse berührte der König die Frage der englisch-amerikani schen Schuldenregclung mtd die Frage der Arbeitslosigkeit. — Im Oierhause erwartet man eine bedeutende Reds Curzons, im Unter hauss ebenfalls eine Rede Bopar Laivs über die außenpolitische Lage LsnÄon, 13. Februar. (Die Unterhau sdebatre über die englische Thronrede.) Im Unterhaus« wurde heute die Debatte über die Thronrede durch den Führer der Repu blikaner eröffnet. Ramsey Macdonald sprach dic Meinung der Ar beiterpartei dahiugchend aus, daß die frauzösische Ruhrbcsetzung keinen Erfolg haben werde. Er beklagte den Geist, der in den Alliierten gelebt habe, als sie in die Repmatiouspolitik von Versailles ein gingen und verlangte die Ausrechteihaltung völliger Neutralität gegenüber den Ereignissen an der Ruhr Macdonald wandte sich dann an alle Parteien des Hauses mit der dringenden Aufforderung, ohne Leidenschaft und Vorurteil dem schweren Problem der Arbeits losigkeit zu Leibe zu gehe«. Er fragte auch den Ministerpräsidenten,. »b Frankreich irgend eine Mitteilung über die Zahlung der franzö sischen Schulden an Britannien gemacht worden sei. — Nach ihm sprach Asquith, der liberale, ehemalige Ministerpräsident. Das Mparationsproblem beherrsche noch immer die ganze zivilisierte Welt und werft seine Schatten über sie. Es bestehe keine Neigung, Deutschland von der Zahlung der Reparation!» leichten Herzens zu entbinden. Man könne auch nicht verlangen, daß Frankreich ftine von ihm verlangten Sicherheiten ausgebe, aber es frage sich doch, ob es nicht einen besseren Wog gebe zur Erlangung dieser Sicher heiten, als sich ein zweites Elsaß '^uhringen anznciqmn. Es ist ein Beweis der Unfähigkeit ganz Europas und insbesondere der Alliierten, wenn cs noch nicht gclungcn sei, nach vier Jahre» voller Konferenzen zu einer endgültigen Lös; g der Rrparationsfragc zn kom men. — Nach Asquith ergriff B - Law das Wort. Er wics zunächst darauf hin, daß die Arbeitslosigkeit ei» Sinken von Prozent zeige, da das Gcfchäftsleden sich ständig brsfers. Zur Lage im nahe» Osten sagte er, niemand in Britannien wolle den Krieg und hoffe auch aufrichtig uud glaube fest, daß keine Kriegsgefahr besteht. Aller dings dürfen die Türken nicht allznschr ans die britische Ariegsmü- digkeit zählen. Zinn Rcparaiivnsproblem habe Großbritannien seinerzeit vorgeschlagen, daß Deutschland 2500 Millionen bezahlen solle. Ans dieser Basis müsse verhandelt werden. Er glaube, das ftünzösifche Gesühl der Unsicherheit sei der Grund für die Verwer fung des englischen Vorschlages auf der Pariser Neparationskon- ferenz gewesen. Bonar Law machte dann einen wichtigen Hinweis auf die Ruhrfrage, indem er sagte, die französische öffentliche Mei nung habe die Lage nicht erkennen wollen, ehe die Besetzung des RnhrgebieteS d»rchg-führt worden sei. Ich hatte gehofft, so fuhr der Ministerpräsident weiter sort, wir rden den Wiederaufbau Europas Schulter an Schulter mit Frankreich ausführen können. Ich fühle cs mit Gewißheit, daß Frantrcich mit dem Einschlag?» dieses Weges etwas tat, was nicht nur sür Europa, sondern auch für Frankreich verhängnisvoll werden würde. Nach unserer Ansicht wird sich das Unternehmen als höchst gefährlich für das ganze wirtschaftliche Leben Herausstellen. Ls hat sich erwiesen und was ich befürchtete, hat sich ereignet, aber das ist noch nicht das Ende. Die Ruhr ist die Schlagader der gesamten europäischen Jndustrikunttruehmnngen. Es könne der Fall ciutretcn, daß Frankreich oder Deutschland die Anwesenheit englischer Truppen am Rhein unmöglich machen wür den. Das wäre rin beklagenswertes Unglück und damit tm wahr sten Sinne dcs Wortes das Ende der Entente besiegelt. Die jran- zösische Regierung hat sich auf ihre Politik verpflichtet und muß sie durchführen. England habe immer noch seine Truppen >" Köln, aber er wisse nicht, ob es möglich sein werde, sie noch lang? dort zu halten. Dic Frage sei noch nicht akut geworden. Jmmerhiu Hoß? er, daß sich eine Gelegenheit entstellen werde, die es England erlaube, in gc igneter Weise zu interveniere». — Das ganze Haus folgte den Ausführungen Bonar Laws mit großer Aufmerksamkeit und lebhaftem Beifall. Die Thronrede Debatte wurde darauf von »och verschiedenen anderen Abgeordnete» aller Paricie» fortgesetzt. London, 14. .Februar. (Keine Intervention Eng lands.) Die ans dem Auslands eiulrcffenden Nachrichten von einer bevorstehenden Intervention Englands sind vollständig unbe gründet und werden in amtlichen Londoner Kreisen mit Entschieden heit bestritten. Sächsischer Limdisg. Sitzung vom 13. Februar 1922 Dresden. Auch dis heutige Sitzung des Landtags, für die wiederum als einziger Punkt der -Tagesordnung „Wahl des Ministerpräsidenten" zur Erledigung stand, verlief ergebnis los. Da bi» heute eine Einigung unter den Parteien nicht zustande gekommen war, wählten wiederum die Fraktionen, nachdem sie die Haltung der Partei in Erklärungen dargelegt hatten, ihre Frakltonsoorsitzenden, sodaß keiner der Gewählten die erforderliche Anzahl Stimmen auf sich vereinte. — Eine Auflösung dcs Landtags und Neuwahlen dürsten, wenn die Fraktionen sich nicht noch in letzter Stunde einigen, nicht aus geschlossen erscheinen. DeMMer NsschsLKg. Sitzung vom 13. Februar 1923. Im Reichstage nahm am Dienstag der neue Iustlzmini« ster Dr. Heintze bei der Beratung des Iustizhaushalles z» mehreren Rechtsfragen Stellung. Vorher hatte Dr. Kahl (Dtsch. Volksp.) feine sachkundige Rebe gehalten, in der er auch eine Entlastung des Relchszerlchlcs forderte. Er erinnert dabei an die Kliezsbeschvldigtenprozesje und gab den Franzosen den guten Rat, erst einmal ihre eigenen Kriegsschulden aus den letzten vier Wochen vorzunehmen; dann wübden sie genug zu tun haben. Das Gesetz zum Schutze der Republik hielt er für überflüssig und rief damit den Einspruch der Linken hervor. Auch der demokratische Abgeordnete Brodaus gedachte mit Teilnahme der vielen Opfer fremder Willkür, namentlich der Opfer der Grandenation. Er wies auch auf die Not der Anwälte hin. Dr Heintze gab dann in großen Zügen Auskunft über den Stand der Rechtsfrage», die sich der Not der Keit anpassen müsse. Der Entwurf eines neuen Strafgesetzes liege dem Kabi nette vor; er werde aber in den nächst-n Monaten nicht zur Erörterung kommen können, da durch die Bedrohung iin Westen andere Fragen dringender geworden sind. Dasselbe gelle von vlclen anderen Resormentmücten. Die bayrischen Molksgerichte widersprechen nicht der Reichsvcrfassung. Ner Fchnbachprozeß werde im Ausschuß geprüft werden. Der Minister kündigte eincn Entwurf zur Entlastung des Reichsgerichtes an. Die Anwaltsgebühren sollen grundlegend geängert werden Unter dem Beifall des Haufes hob der Minister hervor, daß Rechts sprechung und Wissenschaft aus den bestehenden Gesetzen außer ordentlich viel schaffen könnten, und daß wir garnicht so viel Gesetzmacherei brauchen. Der Minister schloß mit der Auffor derung an den Aeichsrat, auch dem Auslande gegennoer sein gutes Recht zu verteidigen. Der Abg. Baicrle (Bayr. Volksp.) wandte sich jede Erleichterung der Ehescheidung und gegen eine Gleichstellung von ehelicher und unehelicher Mutterschaft, während der Abg. Jerzfeld (Komm.) den deutschen Richtern Klassenjustiz vorwarf. Nachdem der Abg. von Gcüfe ! Dtsch. Bölk.) sich gegen die Maßregelung der nationalsozialistischen Anhänger verwahrt hatte, beschwor Herr Ledcbour eine wilde Siurmszcne herauf, als er Hindenburg und Ludendorf als Kriegsverbrecher bezeichnete und ihre Aburteilung' forderte. Lebhafte Pfuirufe im ganzen Hause wurden laut und es wäre beinahe zu einem Handgemenge gekommen. Es hagelte Schimpf« warte und nur mühsam vermochte Bizepräsioent Dr. Bell die Ruhe wieder herzusttllrn, indem er daran eetnnerte, daß die Augen der ganzen Welt auf Deutschland gerichtet seien. Nach Kurzer weiterer Aussprache wurde die Beratung abgebrochen und aus Mittwoch vertagt. Sitzung vom 14 Februar 192S. Im Reichstage wurden am Mittwoch kleine Justizfragen behandelt, nachdem über die Tätigkeit dcs Amnesftcausschusses verhandelt worden war. Cs handelt sich um die Nachprüfung der Verurteilungen aus den mitteldeutschen Aufruhr und dem Eisenbahnerstreik. Nur drei Fälle sind »och nicht erledigt. In der Aussprache spielte auch die Not der Rechtsanwälte eine Rolle, ferner die Frage einer Reform des Strafvollzuges. Der Minister stellte fest, daß unser «Strafvollzug sich Nach sehen lassen Kann. Eine andere Anlegung der Mündelgelder hielt auch er für notwendig. Die Entschließung, die eine Amnestie fordert, wurde dem Ausschuß überwiesen. Im Anschluß daran begann der Reichstag gleich dic Beratung dcs Ministeriums des Innern. Hier wies Abg. Schreiber (Z) darauf hin, daß dieses Ministe rium das Ministerium der Acichscinheit sei. Gr warnte vor übertrieb wer gentraiifierung. Städte wie Karlsruhe, Stuttgart, Dresden, Darmstadt könnten nie auf das Niveau einer fran zösischen Provinzstadt sinken. Bec Redner geißelte die Be setzungen im Westen als einen Vorstoß gegen die ganze Kultur. Der Sozialdemokrat Sollmann unterstrich noch diese Worte des Vorredners und erklärte, daß in diesem Sinne ein Abwehr kampf geführt werden könne. Er verlangte auch eine Notge- wcinjchaft für die deutsche Kunst und gestand den Ländern ein Recht auf eigenes Kulturdasein zu; sie müßten aber immer be denken, daß über ihnen das Reich stehe. Sie Aussprache geht am Donnerstag weiter. Offenes Geständnis eines Belgiers. Ein Gothaer Werk, das u. a. auch belgisch« Groß abnehmer zu seinen Kunden zählt, hat nach der wrderrecht« Uchen Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich und Belgien dem Beschluß der gesamten Industrie folgend, wäh- !rend der Dauer Vieles Einbruches jeden Verkehr mit Kunden in den genannten Ländern abzulehnen, in diesem Smne auch an seine Brüsseler Firmen geschrieben und die Ausführung der noch lausenden Aufträge adgelehnt Daraus erhielt das Werk eine Antwort des belgischen Hauses, bi« es verdient,
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