Volltext Seite (XML)
N 8 Pul nitzrr Wochenblatt. — Donnerstag, oen 18. Januar 1923 Selts 2 Personen in die an fick wie kaum an einer Stelle der Welt Io dickt zusammsngedallte Bevölkerung von rund 4 Milli onen Menschen (— aus ein Quadratkilometer Fläche wohnen ' rund 1600 Personen —) mutz bei der herrschenden Wod- »ungsnot zu ganz unabsehrbaren Folqen führen, zumal die «rnährungsfrags, immer schon ein Problem, sich schon in Liesen wenigen Tagen zugespikt hat und bald unlösbar sein wird. Den Griff, den Herr Poincar- mit diesen Einbruch, ins Wasser tat, wird seine Hand, wenn nicht ein Wunder geschieht, blutig färben, und dieses Blut wird nichts in der Welt wieder abzuwaschea vermögen. Der Bevölkerung des besetzten Gebietes stehen Leiden «och von unabmctzbaren Umfang bevor — Ader auch dis Bevölkerung des unbesetzten Deutschland hat ein gerütteltes Matz von Leiden zu tragen. Der Markstmz, der den Dollar mähe an dis Grenze von 20 000 hsraustrieb, mutz die ganze Deutsche Wirtschaft von innen heraus aushöhlen und sie arbeitsunfähig machen. Arbeitslosigkeit ist die notwendige Folge. Die zu erwartende und ungeheure Preissteigerung wird die Kaufkraft des deutschen Volkes erschöpfen und es zu einem Hungern nötigen, datz auch im Kriege nicht seines gleichen gehabt hat. Die innere Atmosphäre wird sich an spannen wie in einem überheizten Kessel. Das Bil' ist grauenhaft, datz wir malen und doch ist es notwendig, datz Wir die wahren Farben zu ihn nehmen, denn nichts kann ge- fähriiÄ er sein, als das Motz der Leiden, das wir auf uns «ehmen müssen geringer darstellen, als es in Wirklichkeit sein mutz und sein wird. Diese Leiden müssen ertragen Werden, denn es gibt keinen anderen Butzweg aus ihnen als Das Durchhaiten mit zusammengebitzenen Zähnen und mit eisernem Gesicht gegenüber dem Feind, der diese Leiden über uns verhängt und ewig machen wird, wenn nur eine Muskel In unserem Gesichte erschlafft und nur ein Gedanke an Er schöpfung austaucht, hält sich das deutsche Volk nicht tn verzweifelter Starre aufrecht, und gibt es nur nach irgend einer Seite hin zu erkennen, datz es den Kelch des Letdens an sich vorüber gehen lassen will, so bricht die Meute los, Dis an allen unseren Grenzen aus unser zusammenbrechen lauert, um über den Zusammengebrochenen herzusallen und den noch lebenden Körper in Stücke zu zerreissen. Schon ist Memel in feindlicher Hand. Ein Räuberstamm, dessen lächerliche Versuche zur Staatenbildung selbst in Osten Gegen stand des Gespöttes find, hat sich des deutschen Gebietes bemächtigt und — wie ist das bei der Grande Nation mög lich? — den französischen »Treuhänder' gezwungen, die Trikolore einzuziehen. Formal hat Deutschland kein Recht mehr aus das Memelgebiet, aber Pflicht der deutschen Re gierung ist es, dem unveräusserlichen Recht de, deutschen Volkes sofort und entschieden Ausdruck zu geben, sonst brechen auch die anderen Wölfe, die Polen und Tschechen in unsere Grenzen ein, ohne noch erst günstigere Gele,endest abzuwarten. Dom deutschen Volke und von der deutschen Regierung, von ihrer fest heldenhaften Haltung wird es ab- bängen, dass der Griff den Pomeare ins Wasser tat, ein Griff in Wasser bleibt. Besteht Deutschland die Probe nicht, so werden er und seine Raubgenoffen gierige Griffe in heitzzuckendes Fletsch zu tun vermögen zu einem wahr haft Kanibaltschen Male. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. — (35000 Mark für ein Zwanzig' markstück!) Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank und Post erfolgt vom 1S. bis 21. d. M zum Preise von 35 008 M für ein Zwan- zigmarkltück, 17 500 Mark für ein Zehnmarkstück. Für ausländische Goldmünzen werden entsprechende Preise gezahlt. Der Ankauf von Reichssilbermünzen durch die Reichsbank und Post erfolgt vom 15 d. M. ab bis auf weiteres zum 750 fachen Betrage des Nennwertes. — (Wetterbericht vom 17. Januar früh): Tief nach Südosten abziehend, neues von Island erweiternd, dazwischen HochdruckauSläufer. Mit dem Näherkommen des isländischen Tiefs ist wieder wilderes Wetter mit Regen, nachher wieder kälteres Wetter mit Regen und Schnee zu erwarten. — (Geldentwertung und Hypotheken- gläubiger) Aus weiten Bevölkerungskreisen geht der Rsichsregisrung dauernd eine Fülle von Anreg. ungen zu, die die Geldentwertung bei Rückzahlung von Schulden der verschiedensten Art, insbesondere bei Hypotheken berücksigtigt sehen wollen. Dabei wird u. a. der Erlaß gesetzlicher Vorschriften be fürwortet, durch die die Rückzahlung der Hypotheken an die Zustimmung der Gläubiger gebunden werden soll. Die Neichsregierung. die diese Anregung unter Berücksichtigung des übermittelten Materials eingehend geprüft hat, tst nach sorgfältiger Würdigung aller in Betracht kommenden Gesichtspunkte zu der Auffassung gelangt, daß gesetzgeberische Eingriffe der bezeichneten Art abzulehnen seien, zumal eine Aufwertung der geschuldeten Beträge, und zwar sowohl des Kapitals als auch der Zinsen nicht in Aussicht gestellt werden kann. — (Die sächsischen Handelskammern zur Besetzung des Ruhrgebietes.) Wie die Handelskammer zu Zittau mitteilt, haben die sächsi schen Handelskammern an die Handelskammer Essen ein Telegramm folgenden Inhalts gerichtet: „Zn den schweren Tagen, dre über das Ruhrgebiet Herrings- krochen sind, gedenken die sächsischen Handelskammern in herzlichem Mitgefühl der Handelskammer Essen und der von ihr vertretenen Wirtschaftskrise. Der unerhörte Rechtsbruch und die brutale Politik Frank reichs werden wie von ganz Deutschland so auch von Industrie und Handel Sachsens in tiesster Empkrung empfunden und aufs schärfste verurteilt. Gegenüber diesen Gewalttaten mutz, sich das deutsche Volk zu einer einzigen Notgemeinschaft zusammenschließen, und wir deutschen Handelskammern, in Lreue zur Schwesterkammer des schwer geprüften Landesteiles stehend, wollen in zäher und unverzagter Arbeit zu- sammenhalten, bis Recht wieder siegt über Gewalt." — (5,5 Milliarden Fehlbetrag im sächsischen Haushaltplan 1822.) Wie wir erfahren, schließt der ordentliche Slaatshaushaltplan Sachsens mit seinen Nachträgen, die in den nächsten Tagen dem Landtag zugehen werden, in Einnahme und Ausgabe mit rund 21 Milliarden Mark ab, der außerordentliche Staatshaushallplan mit 5 Milliar den Mark Ausgaben. Darunter sind große Anfor derungen für die Berg, Hütten- und ElektriziMS- werke des Staates. 800 Millionen werden zur Förderung des Wohnungsbaues vorgesehen, Hy Mil. lionen zum Bau der Talsperre Muldsnberg. Der Fehlbetrag des sächsischen Haushaltplanss 1822 bs trägt rund 5,5 Milliarden Mark, dessen Deckung die Regierung aus Steuererträgnissen erhofft. Grobrlhrsdvrf. (Die Goldens Hochzeit) beging im Kreise seiner Kinder und Enkel das Gustav Heinrich'-sche Ehepaar, am Elekirizitätewerk Das Jubelpaar erfreut sich noch guter körperlicher und geistiger Rüstigkeit. Kamenz. (Raub Überfall) In der Däm merung überfielen drei arbeitsscheue Burschen auf dem Wegs von Torno nach Bahnhof Schwarzkolm den über 60 Jahre alten Leinilhändler Hager aus einem Dorfe bei Kamenz und entrissen ihm nach langem Kampfs die umgeschnallte Geldtasche mit etwa 30000 Mark Inhalt. Die Räuber konnten bald er mittelt und frstgenommen werden, die Beute wurde bei ihnen vorgefunden. Dresden. (Kostenlose Tötende statt, ung für ganz Sachsen.) Von amtlicher Stelle wird bestätigt, daß die sächsische Regierung plane, die kostenlose Totenbestaitung auf gesetzlichem Wege für alle sächsischen Gemeinden einzuführen. Die Deckung der sehr erheblichen Kosten wird mit großen Schwie rigkeiten verbunden sein. Bei rund 70000 jährlichen Sterbefällen in Wachsen und einem Durchschnittsbe trag von 100000 Mark für eine Beerdigung würden etwa 7 Milliarden Mark Kosten entstehen. Dresden. (Preistreibereien auf dem DresdnerViehmarkte.) Die sozialdemokratische „Dresdner Volkszeitung" veröffentlicht ein Schreiben der Dresdner Firma Joseph Hartmann an einen Münchner Viehhändler, das zuerst in einem Münchner Blatt« erschienen ist und folgendermaßen lautet: „Hierdurch gestatte ich mir, für den Fall, daß Sie nicht schon Beschicker des hiesigen Platzes sind, Ihrs Aufmerksamkeit auf den Dresdner Markt zu richten. Bei einem Vergleichs mit den anderen großen deut schen Mrhmärkten werden Sie finden, daß Dresden mit die höchsten Preise erzielt, so daß ich Ihnen bei regelmäßiger Beschickung bei ,einem Verkauf Ihres Viehes durch mich ein gutes Geschäft in Aussicht stellen kann. Besonders ins Gewicht fallend ist in Dresden der im Verhältnis zu anderen Plätzen ge- ringe Gewichtsverlust, welcher dadurch erzielt wird, daß das Vieh bis kurz vor Marktbeqinn Futter auf- nehmen kann usw." — Bei einem solchen Geschäfts- gebahren ist es natürlich kein Wunder, wenn die Vieh und Fleischpreise in Dresden höher sind als in anderen Städten. Hoffentlich beschäftigen sich die zu ständigen Behörden mit dieser Angelegenheit. — (Der Landesverband Sachsen der Deutsch - sozialen Partei), der am 14. Ja- nuar in Dresden seine diesjährige Hauptversamm lung -abhisU, erhob flammenden Protest gegen dis Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen und Belgier, die zum völligen Niedergange der deutschen Wirtschaft und jammervollster Verelendung aller schaffenden deutschen Bsvölkerungskreise führen muß. Der Reichsregierung, dem Reichstage und der Negie rung Sachsens wird eins Entschließung überreicht werden, in der die Anspannung aller Kräfte zur Abwehr dieser am wehrlosen deutschen Volke began genen Gewalttat gefordert wird. — (Die Abfindung des vormaligen sächsischen Königshauses) Lis seit drei Jahren in Arbeit befindliche Vorlage über dis Aus einandersetzung des sächsischen Staates Mit dem frü he: en Königshaus ist jetzt fertiggsstellt und soll in den nächsten Tagen dem Landtag zugehen. Irgend welche Usberraschungen bringt die Vorlage nicht, viel mehr bestätigt sie im wesentlichen den von uns be reits mitgeteilten Inhalt. Darnach geht Schloß Moritzburg in den Besitz des Königshauses über, Schloß Pillnitz, das seit etwa 100 Jahren im Besitz des Staates ist, verbleibt diesem. Di« wertvollen Dresdener einstmals königlichen Sammlungen «Ge mäldegalerie, Kupferstichkabinctt, Grünes Gewölbe, Porzeliansammlung usw.) bleiben rechtliches Eigentum der Wettiner, gehen aber an die Dresdener Kultur stiftung über, in deren Verwaltung auch die frühere Herrscherfamilie Sitz und Stimme erhält Seifhennersdorf. (Eine Schmugglerjagd) ereignete sich an der hiesigen Grenze Ein hiesiger Einwohner hatte' die Grenze mit seinem Fahrrad unbefugterweise überschritten, deshalb wurde er vom Lollhaus aus von einem Finanzbeamten mit dem Rade verfolgt. Es entspann sich eine tolle Jagd in rasendem Tempo. Als der Beamte den Pascher nicht einholen konnte, feuerte er in der Nähe der Schule Oberhsnnersdorf aus einem Revolver vier Schüsse hinter ihm her. Unter den zahlreichen Slraßengän gern, die in die Häuser flüchteten, entstand eins Pa nik. Als der Beamte den Pascher bis auf 20 Meter eingeholt hatte, kam ihm ein zweiter Beamter ent gegen. In die Enge getrieben, sprang der Pascher vom Rade und warf dieses seinem radelnden Verfol ger in das Vorderrad, daß dieser stürzte und sich ver letzte. Dann hob der Pascher sein Rad erneut und !!«, ,!!»>! , war? es dem Zweiten Beamten vor dis Füße bezw. an den Leib, daß auch dieser Zu Sturze kam. Diese» Augenblick benutzte der unentwegte Verfolgte, sprang in dis hochangeschwollene Mandau und es gelang ihm so, zu entkommen. Die Bewohner der anlie genden Häuser Haden Beschwerde gegen die Schießerei eingereicht und dis Gendarmerie hat den Revolver beschlagnahmt, denn di« Waffe der Grenzbeamten ist der Karabiner. AUta«. (Keine öffentlichen Masken bälle in Zittau.) Der Saalinhadsrvsrein von Zittau und Umgebung beschloß, von der Abhaltung öffentlicher Maskenbälle und dergleichen in diesem Jahrs abzusehen, weil die ungeheuren Lasten und behördlichen Abgaben, die mit derartigen Veranstal tungen verknüpft sind, eins VecdirnstmSglichkeir nicht mehr zutaisen. Awickan. (1084Meter unter derErde) Als der tiefste Schacht der Erde gilt der Schacht 3 des Steinkohlenbergwerkes „Morgenstern", der von 1900 bis 1905 gebaut wurde und eine Tiefs von 108t Metern erreichte. Gegenwärtig arbeitet man an der Aussiaufung des Schachtes 4 der-bereits 400 Meter mißt. Er soll auf 1400 Metergebrachtwsrdsn. Politische RundschM,. Deutsches Reich. Berlin, 17. Januar. (Sine Arbeitnehmer- rrklärung im ReichSwirtschaftSrat) In der Dienstagfltzung des RLichSwtnschaf»rateS gab der Vertreter der technischen Angestellten, das Mitglied des Deutschen Kewerkschaftsbundes Bredemann, die Er- klärung ab, daß die Arbeitnehmerschaft der neubesetzten Gebiete fest zur Neichsregierung stehen und alle Ab- wehrmassnahmen tatkrüftlg unterstützen werde. Mit allen Mitteln-, mit allen geistige» und moralischen Kräften, so führte der Redner aus, muß der französi schen Gewaltpolitik Widerstand geleistet werden. Hunderte von Beispielen au» den letzten Tagen kann ich au» meiner engeren Heimat dafür ansühren, daß der Wider stand der Geister und Herzen gegen die Gewaltpolitik im stärksten Maß« vorhanden ist Ich darf die Hoff nung aussprechen, daß dir Prüfungszeit läuternd wirken wird, im Ginne echter Vaterlandsliebe, im' Sinne der Stärkung des Zusammengrhörigkritsfiefühles aller Volksgenossen. München, 17. Januar. (Graf LerHenfeld geht nach Amerika.) Wie die »MünchnerLeitung" mitteilt, wird sich der frühere bayrische Ministerpräsident Graf LerHenfeld demnächst Nach Nordamerika begeben, um dort in einer Reih« von Vorträgen die Lag« in Deutschland zu besprechen. Dortmund, 17. Januar. lDie Besetzung von Dortmund.) In den Mittagsstunden des Dienstag wurde der Dortmunder Haupidohnhof, sowie das Haupt- und Telegraphenamt von französischen Truppen besitzt. Gegen 2 Uhr rückten von Westen und Nordwesten her mehrere Schwadronen Kavallerie sowie einige G-schütze in die Stadt ein und besetzten die Zugänge zur Stadt, sowie die öffentlichen Plätze. Der Kavallerie folgten mehrere Panzerkraftwagen. Am Nachmittag« gegen 3 Uhr setzten sich zwei Schwadronen Kavallerie mit Geschützen, Bsgagewagen und Radlahrer abteilungen in östlicher Richtung in Marsch — Nachmittags sand eine ausserordentliche Siadtverordnetenfitzung statt zwecks Entgegennahme einer Protesterklärung gegen die Besktzungs- aktion. — (Protest auch im Elsass) Die sozialistische Partei in Strassburg veranstaltete eine machtvolle Kund gebung gegen die Gewaltpolitik Poincorees. Achnliche Kundgebungen fanden in Mülhausen im Elsass, sowie in Rsmbach in Lothringen statt. — (Die Entwicklung der Memelfrage) muh in Deutschland trotz der Vorgänge im Westen mit gespanntester Auf merksamkeit verfolgt werden, denn die Erfahrung hat uns der Wetlkricg doch gelehrt, datz Nebenkricgsschauplätze von entscheidender Bedeutung für die Haupthandlung zu weiden vermögen. Wir haben schon in den ersten Tagen, als Gerüchte von einem drohenden litauischen Einfall ins Memelgebiet laut wurden, die Auffassung als durchaus möglich vertreten, Latz dort ein Einverständnis zwischen Polen, F.-ankreich und Litauen vorliege und daß Polen seine Aspirationen auf das Memelgebiet zugunsten Litauens vorläufig zurückgrstellt habe, einmal, um aus diese Weise Litauen ein Kom- pensationsobjekt für Wilna zu bieten und somit eins der schwierigsten Hindernisse für das Zustandekommen des baltischen Schutz- und Trutzbundes aus dem Wege zu räumen und ein andermal, in der Hoffnung, datz Litauen über kurz oder lang in seiner Gesamtheit Polen angegliedert «erde. Die Haltung, die man an offiziellen Warschauer Stellen gegenüber der vollendeten Tatsache im Memel gebiet anzunehmen gewillt scheint und die keinerlei Geneigtheit zu einer Intervention gegenüber den Aufrührern erkennen läßt, obwohl der Völkerbund vielleicht bereit wäre, Polen dafür ein Mandat dafür zu erteilen, ist mehr als gecignet, die Nichtigkeit dieser Auf fassung z» bestätigen. Nach Lem Falle v»n Memel hat es den Anschein, als sei eine gewisse Ruhe an unserer Ostgrenze eingetreten, aber wir sind überzeugt, datz Liese trügerisch ist und wir höchstens das Recht haben, von einer Atempause zu sprechen. Stettin, 17. Januar. (,B erhindert die Hungers not!") Bei einem Begrüßungsabend Ler pomknerschcn Landwirte «aren Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, sowie Generalfeldmarschall von Mackensen erschienen. Der Vorsitzende der Landwirtschaftskammer, Freiherr von Wangenheim, hielt eine Rede, in der er u. a. ansführte: Die Lag« unserer Brotversorgung bis zur nächsten Ernte liege völlig im dunkeln. Die Ernte in einzelnen Landesteilen ist so kläglich, Laß kein Mensch sagen kann, wie weit wir mit derselben reichen werden. Hierüber mutz schnellstens Klar heit geschaffen werden. Ich richte an meine Berufsgenossin die dringende Warnung und tue das aus ausdrückliche» Wunsch Les Reichskanzlers: Haben Sie Vertrauen zu dtr heutigen Reichsregie rung und ihren amtlichen Organen, daß sie in ehrlicher Verhandlung den Weg finden-werden, Ler es ermöglicht, Laß die Last für die Landwirte nicht unerträglich wird. Liefern Sie das, was Sie ab liefern sollen, soweit Tie cs vermögen, so schnell wie irgend möglich ab und setzen Die die Negierung in di« Lage, rechtzeitig einzugrei- fen, um zu verhindern, datz das Volk eines DaKes vor der Hungers not und damit unsere deutsche Wirtschaft vor dem Zusammenbruch steht. Der N«dner teilte daun noch mit, d«tz zwischen Industrie, Gewerkschaften und Landwirtschaft Verhandlungen stattfinden, die hoffentlich zu einer Einigung führen würden.