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pulMitzerMckendlaN Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz ° sowie der Gememderäte Großnaundorf und Weißbach. > Hrvptblatt uud iiteste Zeitunz in den Ortschaften deS PulSnitzer Amtsgenchtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Oberstem«, Niederstctna Weißbach, Ober- und Niederlichteuau, Friedersvorf, Thiemc!-> orf, Miltctbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Klein-Dittmannsdorf, GtschSftsstelle: PuiSnitz, Btsmorckplatz Nr. 865. Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. M o h r t n Pulsnitz. Rammer 13. Dienstag, den 38. Januar 1S2L. 75. Jahrgang Amtlicher Teil. Mit Zustimmung der PreisprSsungsfielle flnd svr den Bezirk der Amtehaupt- Mannschaft Kamenz folgend« Bichipreift für den Kleinhandel mit Zucker festgesetzt worden - Melis und Rasfinad« 440 M das Psund, ' Puderzucker, Lampen u. Brote 450 , , , Würfelzucker 480 , , , - Kamenr, am 26. Januar 1923. Amtshauptmannschast für den Bezirtsverband. Oeffentliche Stadtoerordnetensitzung Freitag, den 2. Februar 1923, abends V-8 Uhr. I. Kenntnisnahmen. II. Wahlen: vusschußergänzungswahlen für ein ausgeschiedenes Mitglied des Siadtoerordneten- Ksllrgiums. III. Beratungen und Beschlußfassungen- 1. Beihilfen für s) Sozialrentner, b) Kleinrentner, c) den Volksbücherei-Verein, a) Erwerbslose, «) Weihnachtsgabe im Krankenhaus (Nachbewilligung), k) Wasserwirtschaftsverband, x) Rcichsoerband der Eigentümer von Miet« postgrundstücken, li) »Heimdall" Bad Eister. 2. Ortsgesetz, Hebammenwesen betr. 8. Leichenfrauengebühren. IV. Evtl. Anfragen und Anträge. ' Hiernuf nichtöffentlich« Sitzung. Pulsnitz, den SO. Januar 1922. Der Stadtverordnetenvorfteher. Walther Nier. Das Wichtigste. Im Mllnsterland wird die Räumung der Reichswehrgar nisonen vorbereitet. Das amerikanische Kabinett lehnt eine Dermittlungsaktion in Europa ab. Das belgische Kriegsgericht in Hamborn hat wegen der Er schießung des belgischen Leutnants Braff vier Deutsche zum Lobe verurteilt. Im neubesetzten Gebiet herrscht eine wachsend» Erregung der die Abschnürung des Ruhrgebler?. Don 241 im Jahre 1914 beftrhenden selbständigen Zeitungen Sachsens find 43 etngegangen. Ungefähr zwölf Prozent der sächsischen Zeitungen führen jetzt nur noch ein be dingtes Eigenleben. Der Verband der sächsischen Glasiadustriellen hat sür die Rhein- und Ruhrspende 20 Millionen Mark gestiftet. > Reich und Länder werden allen Reichs-, Staats und Kom munalbeamten, Geistlichen und Lehrpersonen im alt- und neudesevten Gebiet jeden Schaden ersetzen, den sie in Er füllung ihrer öffentlichen Pflichten durch die rechtswidrigen Maßnahmen der Besatzungsmacht erleiden Der Reichstag beriet am Sonnabend in zweiter Lesung das Iugendgertchtsgesetz und nahm in allen drei Lesungen die Novelle zur Getretdeumlage an, wonach der letzte Ablieferungstermin auf den 1S März oordatiert wird. Die Großhandelspreise für Lebensmittel sind nach den Fest stellungen des Statistischen Reichsamts vom 18. bis S6. Januar um 62 Prozent gestiegen. Die für den 1. Februar angesetzte Gütertariserhöhung bei der Reichsbahn tritt vorläufig nicht ein. Die sranzöstsche Regierung erklärt amtlich, daß ste ein Ein greifen des Völkerbundes in die Ruhraktton im gegen wärtigen Augenblicke mit ihrem Austritte aus dem Bunde beantworten werde. Das „Meisterwerk". Ler General Weygand, der L« Trr-uer in- Ruhr gebiet begleitet hat, soll über die Organisattonsver- such« der Franzosen und Belgier so entzückt gewesen sein, daß er au-ries: »Hier sind Meister am Werk!" Die sranzöstsche Press« bringt da- in Sperrdruck, ver mutlich, um sich und ihren Lesern Mut einzurrden. Ste haben dazu umso mehr Ursache, al- die Franzosen drauf und dran find, da» .Meisterwerk" weiter aus- -»bauen. Ein« Zollschranke soll um das Ruhrgebiet gelegt werden. Da» setzt voraus, daß Ye auch am Rhein »ntlang läuft, daß also auch die Engländer tm Kölnischen Sektor mitmachen. Rein technisch ist die Zollgrenz« um das Ruhrgebiet möglich. Wirtschaftlich ist stz indessen aus dir Dauer undurchführbar, Ma die Franzosen zu ihrem Schaden bald erkennen werden. Gewiß wird auch da- deutsch« Volk darunter leiden. Allein wir müssen die Zähne zusammenbetßen, Nacken und Ohren stets halten. Ohne Opfer ist kein Erfolg zu erreichen. Dieser Erfolg muß unser sein, darf nicht abermals durch inneren seelischen Zusammenbruch, durch Besserwisser: und Flaumacherei vereitelt werden. Mas die Franzosen bei ihrer Zollschranke übersehen, ist die Wirtschaftseinheit des deutfchen Reiches. Das Ruhrgebiet ist kein Ding an sich. Seine Blüte ist davon abhängig daß e» ungehindert seine Erzeugniffe an Rohstoffen, an Halb- und Ganzfabrikotrn in Deutschland abzusetzen vermag, wo sich die Industrie befinde», die sür die Abnahme in Betracht kommt. Wenn di« Franzosen zunächst die «ohlenaussuhr sper ren, so erzielen ste damit nur die völlig« Verstopfung des Ruhrgebiet«-. Dies wäre dann sicher der Fall, sofern di« Förderung ungehindert weiter ginge, was di« Franzosen immer glauben. Da Frankreich und Belgien di« Besamtförderung deS Ruhrg«bi«tes nicht avnehmen können, so müssen sie auf einen vorteilhaften verkauf de» Ueöerschufles besorgt sein. Aber deshalb ist es töricht, wenn sich d<« Franzosen darauf verstei fen und verlassen, Deutschland würde auf jeden Preis die Ruhrkohlen aus dem gesperrten Sednt avueymen. Um einen Preis, Ler auch die Kosten der Besatzung decken soll. Der Preis kann nicht höher sein, ja er muß sehr viel tiefer liegen, als Deutschland unter Umständen sür «uslandtkohlen aus-ulegen «ntschlsfle« ist. Nun können die Franzosen di« Kohles die sie nicht selbst brauchen, auf Halben stürzen. Diese Mög- lichkeit ist schon räumlich begrenzt, technisch dazu nicht ohne Befahr, weil groß« Halbenbeständ« in Brand ge raten können. Nun müssen aber di« im Ruhrgebiet geförderten Kohlen bezahlt werden. Ob Frankreich dazu bereit ist, ist ein« ander» Frage. Tät es das, so kommt di« Ruhrkohle so teuer, daß di» französische Schwerindustrie ins Hintertreffen geraten wird. Jndtssm brennt uns das nicht aus den Nägeln. Di« Dinge werdrn sich auch ganz anders entwickeln. Sperre Frankreich di« Kohttnausfuhr in das unöesitzt« Gebiet, so hört di« Kohlenförderung selbsttätig auf. Wetter kommt in Betracht, daß die Französin schon in wenigen Tagen den seingliedrigen Berkehrsapparat des Ruhrgebiets zerstört haben werden. Wer diesen Apparat beherrschen will, braucht ein gut eingerichietrS Personal von Villen Lausenden, braucht Köpf», die das ganze Berkehrsnetz gründlich kennen. Mit Sicher hett läßt sich heute schon voraussagen, daß di« Fran zosen in wenigen Wochen mit allen ihren Mtthodrn Schiffbruch erleiden werden. Das ist dann ihr Met- sterwerk, wi« ste es im Saargeötet, in Oberschlefien, in Lothringen »orgemacht haben. Der Schiffbruch kommt noch früher, wenn dir Franzosen ihre Jngenieure als Werksleiter eiasetzen, zumal französisch« Ingenieur - tunst nicht gerade als internationale Meisterleistung gilt. Nun handelt es sich nicht nur um die Kohlen. Im Ruhrgebiet gibt es Hochöfen und gewaltige An- lagen sür die weiter verarbeitende Industrie. Ihre Erzeugnisse gehen in der Hauptfach« nach Deutschland Frankreich kann si« nicht gebrauchen, denn ste würden sonst auf ihrem eigenen Markt den französischen Wett bewerb glatt schlagen. Werden die Industrieanlagen im Ruhrgebiet mangels geregelter Ausfuhr still gelegt, so wird das die BerwaltungSaufgabe der Franzosen nicht vereinfachen. Der Rheinfranken, den fie sich als ihr stärkstes Werbemittel denken, hat keine Heilkraft, wenn Ruhrwirtschast an Blutleer« rinschrumpst. S^ steht das Meisterwerk dir Franzosen aus. Je stärker der deutsche Widerstand wächst, desto eher können wir den westlichen Barbaren eine wirtschaftliche und finan- zielle Niederlage brrette», Ob Frankreich di« finanziellen Kosten des Raubzuges lange durchhaltrn kann, ist zweifelhast. Dir deutsch m Zuschüsse hören Auch die Zölle werden nichts erringen und die geplant« erhöhte K^lensteu«» erst recht nicht. Dabet find die Methoden des deutschen Widerstandes noch la^ge nicht erschöpft. Unser Vorteil ist, daß wir jeden Zug durch «inen Gegenzug beantworten können. Sei dem uns die letzten Trümpfe bleiben. Die Ruhrbevölkerung ist ent schlossen, den Kampf um Freiheit und Leben bis -um Ende durchzuführen. Und hinter ihr steht das -eutsche Volk, bereit, jede» Opfer zu bringen. Wir haben alles zu gewinnen und nicht» mehr zu verlieren. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. (Fah rpIanSndernng.) In de» Sonnabendnummer gaben wir bereits bekannt, daß die Eisenbahnverwaltung, um Kohlen zu sparen, den Personenverkehr ab Dienstag, den 30. Januar ein- schränkt. Auf unserer Linie beginnt die Einschrän kung erst ab 1. Februar und zwar fallen vor der Hand die Mittagszüge >/,1 Uhr nach Dresden und 2 Uhr nach Kamenz (außer Ssnnabends) aus. — (Verdoppelung der Postgbühren am 1. März.) Am 1. März «erden die Postge bühren wieder um 100 Prozent erhöht. Das Defizit bei der Reichvpost- und Telegraphenverwoltung ist für iSLtz schon jetzt auf 500 Milliarden zu schätzen, denen nur 25 Milliarden an Ersparnissen gegenüder- stehen. Was die Eisenbahntarife anlangt, so erfolgt zum 1. Februar bekanntlich sine Erhöhung der Per sonentarife um 100 Prozent. Eine Erhöhung der Gütertarife findet aber zunächst noch nicht statt. — (Wer Briefe ins Ruhrgebiet schreibt), sei recht vorsichtig in der Abfassung seiner Mitteilungen. Die Franzosen haben in Essen eine Ueberwachung des Postoerkehrs eingerichtet. — (Keine Einstellungen in die Reichs wehr.) Bei vielen Stellen im Reich laufen Mel dungen junger Leute ein, die angesichts der Verge waltigung deutschen Gebiets ihre Dienste dem Vater lande anbielen und um Aufnahme in die Truppe bitten. Wie von der Neichsregierung mitgeteilt wird, finden außerplanmäßige Einstellungen in die Reichs wehr nicht statt. — (Das gewaltige Steigen der Fletsch- und Wurstpreis») in dieser Woche hat unter der Einwohnerschaft Bestürzung hrrvorgerufen,! wird doch der Kreis derer, die sich auch nur ein geringes Quan tum Fleischwaren kaufen könnens immer kleiner; Speck zu kaufen, ist sür viele einfach unerschwinglich — und das zu «iner Z«it, wo di« Unterernährung writer Be° oölkerungsschtchten «rwiesenrrmaßen geradezu erschreckend Überhand nimmt. Die Kathaftropheuhause auf den Viehmärkten soll zurückzusühren sein aus das Arber- handnehmen fremder Ausläufer, die jede Summ« sür die aufgetriebmen Tiere bitten und so die Preise tn die Höhe treiben. E» ist dringend erwünscht, daß seitens der Rsgierung dieser Mißstand Maßnahmen ergriffen werden, denn unter den schier unerschwing- lichrn Fleischpreisen hat nicht nur di« Bevöttrrung zu leiden, deren Kaufkraft mehr und mehr erlahmt, son dern a"ch die Fleischer, denen'»k immer schwerer fällt, die hotz-n Preise sür das Vieh anzulegen.