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sei, so schrieb man an das-von ihm genannt« Bankhaus Gebrüder Bethmann in Frankfurt a. M. und erhielt zur Antwort, di?ß daselbst wirklich «in wohl«ingepoSr«S und versiegeltes Paket, dem Anschein nach, Papiere enthaltend, gegm Quittung deponiert, und dazu dir Weisung erteilt Word n sei, er nur gegen Rückgabe der Quittung und gegen ein gewisses Schreiben auSzuhändigen. Man sicht daraus, wie geschickt Schrepfer seinen Betrug vorberrttet hatte, So lockte er hochgestellte Personen, u. a. den sächsischen Konserenzminister von Wurmb und den Herzog von Kurland ins Garn. Zunächst trat Schrepfer im Kurländer Palais zu Dresden (gegenüber vom Alberti num) seinen Gristerbewri» an. Di« dazu auserlesenen Zuschauer gehörten den höchsten Kreisen der Hauptstadt an, wie z. 8. brr Herzog von Kurland, der Minister von Wurmb, der Baron von Hohenthal, der Kammerherr von BischofSwerder, der Kammerherr und Geheime KriegSrat Christian Friedrich von Hopfgarten und der Adjudant drS Herzogs, Oberst von F-öden. Der Ort, in dem di« Beschwörung vorgenommen wurde, hatte di« Form eine» Theaters. Die Zuschauer, denen unter Androhung der unglücklichsten Folgen untersagt worden war, während der Vorstellung den Raum zu verlassen oder die Künste und Apparate, die zur Beschwörung nö-ig waren, zu untersuchen (aha!), saßen in einem Halbkreise. Das Theater war vollständig verfinstert. Jetzt bildeten sich auf der Bühne leuchtend« Rauchwolken, welche betäubend (!) aus die Zuschauer etnwirkten. Im Dämmerlicht erkann ten die entsetzten Anwesenden u. a. den Chavslier de Saxe, der in Lem Palais gewohnt hatte. Dieser zeigt« sich über, die Störung seiner Grabesruhe sehr empört. Er stieß so schrecklich« Verwünschungen gegen die,hoch- adeligen Herrschaften aus, daß einig« von ihnen, wohl Damen, in Ohnmacht fielen und die schauerliche Vor stellung jäh abgebrochen werden mußte. Fortsetzung folgt. Die empfindsame Zeil im Seifersdorfer Dal. 15) Von Herbert Sticht. Zu noch ernster«r Versenkung in sich leitete der Betstuhl des Einsiedler» an, d«r auf einer klei nen Halbinsel der Rödrr nahe Sei der Hütt« stand, au» einem Lindenstamm« geschnitten war und an einer ab- gestorbenen Buche lehnte, an deren krummen, knotigen Nesten «in Kreuz und als memenio wori «in Totenkopf, angebracht waren. So düster die Stätte, so Hoffnung»- freudig die Inschriften — Zeugen tiefer, «rlösungSsroher Religiosität im Sinne Klopsstock»! Die eine lautete: »Steh wachsam! steh zur künftigen Reise gegürtet, in der freudigen Rüstung Deine» guten Gewissen»; Und fürchte nicht da» schrecklich« Wanken der Berge, Noch die tiefen Tumulte unterirdischer Hölle." Und gegenüber dem Betstuhl stand über einer Bank: »Mensch, du fürchtest den Tod, und bist ja lebend im Tode, fliehst die Schatten und trägst mit dir der Schat ten Gebiet, deinen Körper. Entflohen dem Kerker qaä- lender Schatten, lebt einst aus dein Geist mit den Un- sterblichen frei." Wa» dies« Inschriften besagten, verkörperten noch zwei weiter« Denkmälrr. Die unabänderlich« Tatsache, daß alle» Irdische zu Staub und Asche werden muß, wurde symbolisch dargestellt durch die Ruin« der Ver gänglichkeit, die ihrem Namen Ehre macht, da sie bi» auf wenige Steinreste, die man hinter der Grund mühle in der Näh« k«k »Altar» der Wahrheit" antrifft, verschwunden ist. Auf ihr lag eine Kagel al» Symbol der Unbeständigkeit. — Auch da» Gegenstück dazu, wohl da» feinfinnigste Denkmal der Tales, «x stiert nicht m«hr — dir in »Ahndung künftiger Bestimmung" gesetzte Urne mit dem Schmetterling Die Urne, als Afchenkrug nufzufofsen, verkündete V-rwrsung, aber »der darauf b-.fiadlichr Schmetterling entkräftet den Schauer, den ihr melanLoltsHes Bild erregt, und eröffnet dir Aas sicht in ein neue», besseres Leben". Dadurch wird ver ständlich, daß die umgebende Natur hier auf einen ganz anderen Grundton «ingestimmt sein mußte, als «r bei den zuvor genannten Piätzm der Fall war. Dort herrschte da» düstere StimmungSmoment vor, hier aber, an der Siätte freudiger Gewißheit der Auferstehung de» Fleischer, tat sich »ein« Aussicht auf Elysium ans, nämlich auf eine schöne lachende Gegend außer dem Bezirk« der Anlagen diese» Tale»'. Und der am Postament angebrachte Spruch hieß: »Ich bin und preis« dich, mein Gott! Ich breche wirklich durch die körperlich« Hülle hin; ich bedarf weiter nichts, um den Zustand einer vollkommenen Glück, seligkeit zu begreifen." Damit ist der Gipfelpunkt »empfindsamer" Welt anschauung erreicht! Ausgehend vom »Trmpel der guten Menschen" hatten wir festgrstellt, daß Rouff.au e» war, der der Empfindungrseligkeit recht eigentlich erst dtn be lebenden Atem eingrhaucht oder wenigstens strukturbestim mend gewirkt hat. Seine Botschaft entfaltete die schwin- gen de» empfindsamen Ethos und trieb r» zur Höh« hinan, die in unserem Tal durch die Namen Petrarca und Pyibagors» gekennzeichnet war. Doch wie «inst im Altertum Ikarus im Fluge zum Wagen de» Sonnen, gotte» Helio» gescheitert sein soll und seine Vermessenheit, in da» Göt erreich des O'ymp einzudringen, dadurch hat büßen müssen, daß di« Sonnenstrahlen da» Wachs seiner künstlich«« Flügel schmolzen und ihn wieder zur Erde stürzten, so geschah es auch hier: Der Höhenflug zur Sötterähnlichkrit mißlang .... zuvirl Erd«nschwrrr als Ballast. . . . Darum zunächst Trauer und Ntrdergeschla. gmhcit. Aber Vann gewissermaßen ein impulsive» Aus- breiten der Arm« gen Himmel in der Erkenntnis: Wenn ich auch nicht im Wagen de» Helio» zum Himmel fahren kann, bin ich doch zufrieden und froh, denn alles hier auf Erden lebt ja auch durch dis Girahlen de» Helios . . . alle» . . . und auch ich! Und weil ich durch den strahlrnsendenden Gott lebe, habe ich ihn in mir! Da» ist die «ihische Struktur der empfiadsamkn Zeit, wie sie in den Denkmälern im Tal erkenntlich wird: AuSströmen und Selbsigenuß de» Individuums im Uni versum. Und di« Natur ist das Medium, mittels dessen sich die» vollzieht. Sah schon der Rationalismus im 17. Jahrhundert in der Natur di« Verkörperung eine» all. weil«« Schöpfer», hatte dann der Pietismus di« ganze Natur innerhalb diese» Jdeenkretse» mit frommen Gt- fühlrn erfüllt, so kam man jcht auf dieser Bahn «um Höhepunkt — dorthin, wo Goethe» Weither steht Man erlebte den Gesang de» Universum» in der Natur: Da» Wogen der Saaten ist «in Dithyrambus — die Morgen röte spricht — da» Sonnenlicht küßt — der Tau de» Grases wird zu perlenden Tränen. . . . Kurz, jede Land- schäft wurde b«i der willenlosen Hingabe an die Natur zum Widerhall de» eigenen Gefühl». Und weil da» Ge fühl nur auf da» zu erstrebende Gute eingestellt war, mußt« sich die Naturauffoffung, der seelischen Gesamt-- anlage de» Individuum» entsprechend, notwendig in der gleichen Richtung bewegen. Forts, folgt. M « m o? ii « «r, o » r- « o« «M trs- rr s er s-o Vom Hockstein. Nachdruck verboten. (Schluß.) Vor dem Eingänge in diese» Behältnis ist ein , Brunnen oder vielmehr Eistern«. Gegen Morgen zu springt ein Horn oder einige Ellen niedriger mit dem Hauptselfen verbundener kleinerer Felsen hervor, auf den man auf einem schmalen Weg« zwischen Liefen Schluchten kommen kann und von dem man nicht ohne Schaudern in d-n fürchterlichen Abgrund sieht. Auf der Spitze dieses Hornes findet man nicht nur eins Menge Ramen, sondern auch rin« Mühl«, wie man fi« auf dem Damen, breite hat, in den Festen eingehauen. Ganz am äußer sten Ende, da» man aber ohne Gefahr in di« Tiefe hinunierzusiürzen, nicht besteigen kann, fleht man Fragmente von großen «isernen Haken*- . . . Die Fabel erzählt, daß von hier au» bi» an da» gegenüber stehend« alte Schloß Hohnstein ein« lederne Brücke über den Grund de» Polenztal«» gegangen sei. Allein da» läßt sich kaum denken. — Wahrscheinlich sind diese Haken dazu bestimmt gewesen, die 8-bensmittel und andere Sachen für die auf dem Hcckstetn befindlichen Menschen herauszuziehen, da man fi« durch die Kluft nicht bringen konnte. — Bei diesem Horn Hst man vor sich gegen Morgen die Aussicht nach dem Schloß und Städtchen Hohnstein, gegen Mittag einen T«tl der Gegend um Königstein und gegen Mitternacht dar angenehme Tal, durch welche» sich die Polenzbach ichlängelt. Der ganz« Felsen hat aber in der Länge 150, in der Brrile 60 und im Um- fang 400 Schritte. Außer Heid«, Hridtl- und Preißel Leeren und einer besonderen weißen MooSart, die wie «in kleiner Wald von 1'/, Zoll hohen weißen Bäumen aussteht, wachse« einige Kiesern, Fichten, Tannen und wenige Buchen auf ihm. — Vermutlich ist dieser Felsen In den ältesten Zeiten ein Aufenthaltsort der Räuber gewesen." — Der Hockstein war in früheren Zeiten «ine bewohn bar« S'äite. Er trägt noch hiute die deutlichen Riste «tner Burg, die im früher«« Mittrlalter nicht ohne Be deutung gewesen zu sein scheint, obgleich die Burganlage auf dem Hockstein nur klein sein konnte. Herr Professor Dr. Meichs hat in dem hochintrrefsanten Werke: »Die Burgen und vorgeschichtlichen Wohnstärten der Suchst schen Schweiz", Seite »60^265, nachgrw-esen, daß di« ehemalig« Burg Hockstein eine gar wichtige Grenzwa-Ie der Burg Rathen war und zwar ein bedeutungsvoller Vorposten gegen die gegenüberliegende Burg Hohnstein, auf der di« Birken von der Duba Jahrhunderte hindurch die Herren waren, di« um die Mitte de» 15 Jahrhuu- dert» mit drr Familie derer von Falrnitz auf Rachen in heftiger Fch^e lebten. — Zwischen den Herrschaften Hohnstein und Rathen dürfte um jene Zeit da» schluch- tenartige Polrnztal eine deutliche Grenzlinie gewesen sein. Erst um» Jahr 1469 ward der Hockstein mit Hohn stein vereinigt. Nach dieser Zett ist die tleine Burg auf dem Hockstein wahrscheinlich verfallen. Der Name Hockstein ist jidenfall» «in« Verstümme lung und soll der Hohe Stein oder der Hochstein be deuten, wie Herr Professor Dr. Meiche in jenem genann ten Werke «Senfall» nochweist. — Di« Lage jener Stätte rechtfertigt dies« NamenSdeutung voll und ganz. — W!e di« Umwohner sich erzählen, sollen auf dem Hockstein« große Schätz« vergraben liegen, di.- noch heute auf den glücklichen Finder warten. Gin großer, schwarzer Hund mit unheimlich funkelnden Augen bewacht ste. Sein e *) Heute ist jene Felsenzunge, ähnlich wie auf der Bastei, mit inem sicheren Schutzgeländer aus festen Eisenstäden umrahmt, so daß jedermann hinübergehen kann, trotzdem wagen cs ängstliche Naturen nicht. Der Blick von da ist einzig schön. dumpf«» Bellen wollt« die Lrut« nacht» schon okt vrr» nommrn haben. — So entbehrt der Hockstein nicht «ine» gewissen romantisch«» Zauber». Die Sage thront auf seiner felsigen Höhe und belebt da» tote Gestein und umrankt e» mit ihrem immergrünen Epheu. — Wer «8 wagt, in einer hrllen Mondnacht den Hockstein za be suchen, der wird unauStöschlichs Eindrücke empfangen. E» beleben sich die Schatten der dunklen Waldbäume. Gespenstische Gestalten tauchen auf und nieder, huschen hin und her. Anten am Fuße de» Felsen» aber, nach dem tief«» Polenztale zu, wogt ein weiße» N-belmesr, au» dem inselartig Schloß und Städtchen Hohnstein emporragen. Da» Rauschen in den Gipfeln der Bäume klingt wie eine Kunde au» vergangen«« Zetten. sm. Seit wann brennen die Kerzen am o—Weihnachtsbaum? --o-—o Wie bei so vielen Bräuchen der Volkskunde sind auch in unser«m Wsihnacht»baum verschiedene uralte Vor stellungen und Sitten vereinigt. Di« alte Brrehrung der Bäum«, die im Baum de» Paradiese» und im germa nischen Maibaum schon ihr« Symbol« hat, verbindet sich mit dem Sichtkult, der bei so vielen Völkern im Glanz der Kerzen oufstrahlt. Wir haben den Lichterbaum zu Weihnachten bisher für «ine ziemlich junge Sitte gehal ten, di« erst im 18. Jahrhundert sich einbürgrrt«. Aber e« find doch von der Forschung in letzter Z-it einige Ztugnifs« beigebracht uiürdsn, die un» gestatten, den ker- zengeschmücktrn Weihnacht-Saum auch schon in früheren Jahrhunderten zu suchen. Einen bedeutsamen Beitrag zu dieser Frage bietet Prof. Dr. Becker in einem Aufsatz der Zeitschrift Niedersachsen, in dem er Hannover al« die Heimat de» SichterbaumeS zu erweisen sucht. Zunächst waren in den WrihnachtSstiten Lichter und Baum ge trennt. So erzählt ». B. Felix Platter in seinem be kannten Tagebuch vom Jahre 1552: »Am Weihnacht», abend sah ich diese Kerzen, die allenthalben in den Krämerläden hingen und die man in der Nacht an- zündete." Daß Tannenrei» um die Zeit de» neuen Jahre» al» Schmuck verwendet wurde, berichtet bereit« «ine Stelle au» dem 1494 erschienenen »Narrenschiff' de» Sebastian Brant. Für di« Vereinigung von Baum und Kerzen führt nun Becker al» ein Zeugnis aus dem 18. Jahrhundert« einig« Briefe der Pfalzgräfin Liselotte an di« Herzogin von Orleans, deren gerade jetzt bei drr 200. Wiederkehr ihres Todestage» viel gedacht wurde. Liselotte erzählt in einem 1708 um di« Weihnacht»zeit geschriebenen Briefe ihrer Tochter, der Herzogin von Lothringen, von ihren KindheitSerinnerungen. die ste an den Hof ihrer Tante, der Kurfürstin Sophie von Hanno ver knüpfte. »Ich weiß recht gut, wa» St. Nikolaus in ganz Deutschland bedeutet", heißt «» in diesem französi schen Schreiben, »aber ich weiß nicht, ob Ihr ein and«- re» Spiel habt, da» jetzt noch in Deutschland üblich ist, man nennt e» .Christkindl". Da richtet man Tische wie Altäre her und stattet fi« für jede» Kind mit aller- lei Dingen aus, wie: neue Lleidrr, Silberzeug, Puppen, Zuckerwerk und alle» Mögliche. Auf dies« Tische stellt man Buchrbäum« und befestigt an jedem Zweig «in Kerzch«». Da» steht allerliebst au», und ich möchte r« noch heutzutage gerne sehen. Ich erinnere mich, wie man mir zu Hannover da» Christkinde! -um letzten Male kommen ließ." ES war die» im Jahr« 166S. Der ktrzengrschmückte WeihnachtSbaum war also in Han nover damol» bereit» üblich, »ährend er dem väterlich«« Hof der Siselott« zu Heidelberg anscheinend noch fremd war. Der Christbaum war k«ine Tann« oder Fichte, — 3 —