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Ns. 139 Pulsnitzer WochendlaN — Donnerstag, de« 21 Rovemßer 1S8S Leite 2 und weiterer grüherer Schaden an unserer Wirtschaft und den öffentlichen Finanzen abgewendet werde. Der Deutschnationale Abgeordnete Kuntzsch hat im Landtag eine Anfrage etngebracht, in der es heißt: „War geunkt die Regierung zu tun, um die Dresd ner Geschäftswelt vor den in den nächst«« Lagen weiter zu befürchtenden Ausschreitungen zu schützen?' Warum hat die sächsische Regierung den Sonnabend- Umzug, bei dem sie Plünderungen selbst erwartet hat, nicht verboten, und warum hat sie nicht für recht- zeitigen polizeilichen Schutz gesorgt? Radeberg.(Lein öOjährtg«»Baumeister- jubtläum) »«ging am vergangenen Sonnabend Baumeister Robert Schmutzler. Manche Freude, »an <che» leid ist während dieser langen Arlt an dem all fettig geschlitzten Jubilar »orübergegangen. Ein« Ab ordnung der Innung der Baumeister beglückwünscht« unter UeLerreichung einer Ehrengeschenk«» den Jubilar und ernannte ihn in Anerkennung seiner hohen v«r- Lienste zum Ehrenmeister. Leipzig. (Leichte Preisrückgänge auf der Häuteauktion) Der Besuch der Leipziger Häuteauktion am Montag war wieder ein sehr guter. Der Verkauf verlief jedoch, wie erwartet, unregel- mäßig. Die Preise stellten sich gegenüber der letzten Frankfurter Auktion durchschnittlich um 20 Prozent niedriger. tsck. Leipzig. (Wegen Raub«» im Felde zu S Jahren Zuchthaus verurteilt.) Der ll. Strafsenat de» Reichsgericht» verurteilt« den Schnei dergesellen Karl Grüner, der während des Kriege» einem Unteroffizier im Lazarett ,w Lharlerot eine Brieftasche gestohlen und aus der Strotze Manttgvp— Lrufoille «inen Belgier überfallen und ein« Geldtasche mit 8000 M geraubt hatte, zu 2 Jahren Zachthaus. S Monate der Strafe wurden auf die Untersuchungs haft angerrchnet. »US öekWM Ser MM«NM K SM». Gegen einen Beschluß des finanzpolitischen Au«, schuss«» dr» vorläufigen Reich»wirtschaft»rat«S aus Freistellung der Genossenschaften von der Umsatzsteuer hat die Kammer mit Entschie denheit Einspruch erhoben. — Da die erhöhten Löhn« und Gehälter auch eine »estytliche Steigerung der monatlich«»' und vierteljährlichen Steuerabzüge zur Folge haben, hat die Kammer die Ausgabe von höher- wertigen Steuermarken, insbesondere zu SOO, 1000 und SOOO Mark beantragt. — Angesicht» der schwierigen Wirtschaftslage der T xtiltndustri«. die nur durch ein« erhöhte Au»suhr ihrer Erzeugnisse gemil dert werden kann, ist die Kammer erneut für eine be schleunigt« B«s«iligung oder mindest»«» starke HiraS- setzung der «»»fuhrabgaben für Webwaren «ingetrrten, — Nachdem die Berordnung gegen die Spekulation mit ausländisch«» Zah. lungämitteln vom 12. Oktober 1S»2 auch durch di« zweite AuSsührungSvrrordnung dazu vom 27 Ok tober 182» noch nicht die wesentltchen Aerbefierungen erfahren hat, die vom Standpunkt« aller an der Ein. und Autfuhr van autländtschen Rohstoff«« und Wa ren darau» beteiligten Kreis« verlangt werden müssen, ist die Kammer dahin vvrstelltg geworden, daß d«r Verkehr mit anSländtschrn Zahlungsmitteln in mög ltchster Beschleunigung einer endgültigen Reg«, !ung unterwerfen und daß der Entwurf «ine» dahin, gthenden Gesetze» den Interessentenkreisen rtchtzrttig zur Kritik unterbreit«» wird. — Zum Au»gl«ich drr großen Vorteile, welche die Staatsangehörigen von Ländern mit hochwertiger Valuta bei ihren Reisen in Deutschland auf jedem Gebt«te der Lebentführung zu genietzen vermögen, hat die Kammer die Einführung einer täglichen Aufenthalt»adgab« für au», ländische Reisend« beantragt. — Für eine wet. tere Erlrichterung der Ausfuhr von Leben»- mitteln durch tsch echo.slowakische Arbei ter, die in Betrieb«» dieSseit» der Grenz« beschäftigt werden, konnte die Kammer im allg,meinen kernen ge nügenden Anlatz erkennen, wethalb sie sich auf den Standpunkt gestellt hat, datz di« Elnftthrung der De- putatentlohnung von der Lage der örtlichen verhält niff« abhängig gemacht werden müsse. — Gegen di« in l«tzt«r Z-it angevlich häufig beobachtete Ausfuhr deutscher Zahlungsmittel nach der Tsch«. cho-Slowakei durch Angestellt« dortiger Lanken hat die Kammer auch zur Vermeidung «in«r aber- maligen Knappheit an Bargeld im B-z"kr Schritt« unternommen. — Die Errichtung einer eigenen Pas- sag«agentur für di« Hamburg-Südamrrikantsch« Dampfschiffahrtlgesellschast in d«r K^ithauptmann- schast Bautzen hat di» Kammer befürwort«». PolMschr Rundschau. Die amtliche Meldung über die Bil dung des Kabinetts. Berlin, 21. Ravbr. Der Relchaprüfident hat heute abend Geheimrat Dr. Enno znm Reichskanzler ernannt. Die Ministerliste ist die folgende: Reichsjustizminister Dr. Heize, M. d. R. (Deutsche Volkspartei). Reichswirtschaftsminister Dr. Beister.Hes sen, M. d. R. (Deutsche Dolkspartei). Reichsarbeitsmiuister Dr. Braun», M. R. (Zentrum). Reichsminister für Ernährung und Landwirt schaft Dr Müller-Bonn. Reichsfinanzmtnister Dr. Herme« (Zentr.). Reichsschatzmtnister Dr. Albert, Staats- sekretiir z. D. Reichswehrminister Dr. Geßler (Dem ). Reichsverkehrsminister Groener. Reichspostminlster Stingl, Staatssekretär der Abtlg. München des Reichspostministeriums. Berlin, 22. Noobr. D«r Landeshauptmann der Provinz Sachsen, Mitglied d«» preußischen Landtage» O«sey, ist zim R«ich»mi»tst«r de» Innern ernannt worden. (WTB.) Berlin, »2. Novbr. Zum Reichsminister de» Auswärtigen ist der birherige Gesandte in Kopenhagen von Rosenberg ernannt worden. (W T B.) verlin, 2». Nov. (Die Berliner Presse zum R-gi«rung»«ntrtitTuno») Die Berli ner Puff« nimmt heute noch «inmal durchgängig Stellung zur offiziellen Regierungsübernahme Sano». Da» .Berliner T geblatt* firht seine gester« giäußerten Bedenken teilweise beseitigt und drückt di« Erwartung au», datz da» Ministerium seine Gestalt al» U-ber- gangSkabinett nicht verwischen und datz di« einer sta. btlen Mehrheit entsprechende Umbildung im Reiche er halten werde. Da« Schicksal de» neuen Kabinette» hänge von der Regierungserklärung ab. — Drr deutschnational« .Tag* nimmt an, daß di« Regierung bald mit der Sozialdemokratie in Konflikt kommen dürfe. Da» Blatt erwartet, datz sie au« der dann geschossenen Lage die Folgerung in der Richtung ,ie- he» werde, datz sie ihre Unterstützung bet den Deutsch- nationalen sucht. — Drr .Borwärt»* wendet sich wieder scharf gegen bi« «Herr neuen Männer und glaubt, alle Veranlassung zu haben, eine Schwenkung der Wirrfchatttpolitik zu befürchten. Er warnt davor und sagt, datz di« Regierung am Widerstand« der Arbeiterschaft scheitern wrrve, wenn sie nicht alle Mittel in Bewegung setze, um wieder zu stabilen Ver hältnissen zu gelangen. Vf — (Da» Zustandekommen der neuen RetchSregierung.) Der neue RüchSkanzler Cano wird sich hmir Donnerstag dem Reichstage mit seinem Kabinett vorstellen, nachdem die noch vorhandenen Schwierigkeiten bet . der Bildung d-r neuen ReichSregie rung gehoben worden sind. Der Reich'prästdent harte erneut Cano mit der Bildung de« Kabinett« beauf- tragt, und Cano hatte auch den Auftrag angenommen. Nchdem nun auch ldie Sozialdemokraten sich dahin entschlossen halt««, au« jeder R yierungSkoalttion au», zuscheiden, halt« d«r n«u« ReichSk'nzier in B zug auf di« Bildung sein«» Kabinetts vollständig fr«i« Hrnd. S«hr wichtig ist es, datz da» neue R tchskabinett auch nun wirklich gebildet wird, denn bi« in Pari« tagende R paratiorSkommijston wartet auf die Neubildung der deutschen Regierung, um ihre Beratungen fortsetzen zu können. Berlin, 23 Nov. (OeserJnnenminister — Regierungrerklärung am Freitag.) Gestern nachmittag fünf Uhr fand «in« gemeinsam« Sitzung de» alten und de» neuen Kabtn«tte» statt, in der Dr. Wirth seine AbschtedSansprache im Ramen de» scheidenden Kabinette» hielt. Tano antwortet« hierauf und drückt« den Dank de» Vaterländer an die schei denden Männer für ihre unermüdliche Arbeit au». — Dr. Oeser (Dem.) hat inzwischen sein« Bereitwilligkeit zur Uebernahm« de» ReichSinnenministertum« erklärt. Im Lauf« dek heutig«« Tagt» wird die neu« R-ich«. regierung wahrscheinlich zu ihrer ersten Kobinetttfitzung zusawmentreten, Di« Regierungserklärung wird sich im allgemeinen auf di« letzte Not« an die R-pko auf- bauen. Di« ASgab« drr R-tzierung»«rk.ärung «rfolgi am Freitag nachmittag» 2 Uhr. Der R«tch»tagSpräst d«nt hat den Abgeordneten von ditser Absicht der Regierung 1elegr«phisch Mitteilung machen lassen. Ja der Donn«r»tag nachmittag ö Uhr vorgesehenen Ple narsitzung dr» Reichstag«» werden di« Beratungen über di« Geschäftsordnung weitergefü^rt wrrdrn. — Der Chef der Re«ch»kanzlei, Staatssekretär Dr. Hammer und der Chef der Pressestelle, Mimstrrialdirtktor Oskar Müller, haben ihr« Nemt«r dem n«u«n Reichs kanzler bet s«tn«m Amtsantritte zur Verfügung gestellt. Dr. Cano hat nach einer Absprache unter Anerkennung der dargelegt«« Gründe die Gesuche um Enthebung von ihren Remtern angenommen. Zam Chef der Reichrkanzlri ist der frühere bayrische Staatsminister und RetchStagSabgeordnet« Dr. H»mm in BuSficht genommen. Ueber die Besetzung des Posten» -de» Thef» der Preffeabteilung ist eine Entscheidung noch nicht getroffen. — (Eine Erklärung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands zu gun sten der letzt«« Vorschläge der ReichSregi«. rung in dir RrparationSfrage.) Da «» von der größten Wichtigkeit ist, datz in der Reparation»- frag« auch das ganze arbeitend« d«utsch« Volk hinter der Regierung steht, so müssen wir d«r Tatsache ein« groß« Bedeutung beimessen, daß der Zentralvorstand der Arbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerb lichen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands in diesen Tagen zu der Reparationsfragr und zu den schwebenden wirtschaftspolitischen Fragen Stellung ge nommen hat) da» Ergebnis der Verhandlungen kann dahix zusammengefatzt werden, datz dem Zrntraloor- stand die Lösung der schwebenden Fragen in d«m Sinne der letzten Note der Reichrregierung an die ReparationSkommisston al» möglich erscheint. Di« Z«ntralarbeitSgemeinschaft stellt sich daher auf den Boden der in der Note enthaltenen P-ogramm». Sie erklärt sich bereit, dir Regierung bei der Durchführung der geplanten Maßnahmen -u unterstützen und ihrer- s«itS alle» zu tun, um dir deutsche W nschoft produk tiver zu gestalten. In Anerkennung der Gleichberech tigung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern bet der Behandlung und Lösung von grundlegenden Fragen der Wirtschaft wrrden di« in der ZentralarbeitSgemrtn- schast zusammengeschloflenen Verbände der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in gemeinsamer Arbeit dahin wir kens datz Mittel und Weg« gesunden werden, um die Vorschläge der RetchSregierung im einzelnen durchzu- führen. — (Die Keter im O sten.) Drr seitherig« Reichskanzler Dr. Wirth hat den Ostproblem«« leider nicht die erforderliche Aufmerksamkeit zugewend-t, wie er denn da» seit Monaten unbesetzt« Au«wärtig« Ressort nur im Nebenamt geleitet zu haben scheint. Do» deutsche Mewelgrb'et ist ernstlich gefährdet. U ber dessen Zukunft trifft jetzt der Botschafterrat in Prri» die Entscheidung, und daß die französt'ch« Aufs ffuag dabei «ntfcheidend sein wird, versteht sich am Rmde. Niemand weiß daS besser al» Polen, dessen imperia listisch« Ländergter schon längst im Plane hat, auch diesen Vorposten de« Deutschtum» zu verschlucken. Di« polnischen Delegierten haben demgemäß dem Botschafter« rat einen Plan für di« vorläufige Verfassung Mm el» auf zehn Jahr« vorgelegt, auf Grund dessen da« Me- meler Gebiet eine autonome Einh-it unter Verwaltung de» französtschen Oberkomm ff^r» al» Mandatar der Großmächte erhalten soll. Dieser P an würde letzte» Erde» die Auslieferung dr» Memelgebiete« an P)k«n unter Mißachtung de» Selbftbesti«mung»r«chte» be deuten. Aber e» ist noch «in weiterer Anwärter aus Memel vor drr Botschafterkonferrnz zur Stell«. Litauen, da» gleichfalls die Angliederung de« deutschen G-biete» fordert. Un» hat der Versailler FriebenSvertrog leider zum vorbehaltlosen Verzicht aus Memel gezwungen, wa» drr Memeler Drutschenvertretung in Pari» schroff ertgeg«ngehalten wurde. Nicht genug damit, dvß der deutsche Protest gegen die Lostrennung M-mel» vom Mutterland« wirkungslos blieb, versucht Litauen j-tzt , in seinen besonderen Verhandlungen mit Deutschland von diesem glattweg Unbillig«» zu «rprtflen, z. B. Entschädigung für stnanzitll« Verlust« infolg» dr» Marksturzr», ja sogar «in« förmliche KriegSentichädi- oung f Dasselbe Litauen, dem wir einen Zugang zum Meer« angeboten haben, da» f^st alle», wa» e» in sein«! jungen StaatSvers-flung ist und besitzt, Deutsch land vtrdankt! E» ist 'N der Tat höchste Zett, daß eine energische Persönlichkeit die Zügel der autwäitigen Angelegenheiten «rgreist und unsere Jntrreffrn nicht zuletzt im Osten wahrt. — (Der Abschr«ckung»wucher bei der Zuckerkarte.) Vom 1. D-zewbrr ab werden wir in Deutschland wieder do» Glück genießen, mit «in«r Zuckerkarte beliefert zu werden, und man ist sogar so freigebig, auf diese Zuckerkarte ein verhältnismäßig große» Quantum Grvrauchtzucker urd Einmachzucker zu versprechen. Aber da» ist auch olle», woran man bei dieser Ang«legenhett Freude haben kann. Im üb rigen hat «» der Zuckergroßhandel verstanden, di« Maß nahmen, di« sich nach dem Zuckerwucher de» vergange nen Jihre» al» angeblich vnvrrmeidltch herauSgesttllt halt, so unpopulär wie möglich zu machen. Ganz abgesehen davon, daß di« lang« VorauSarkündigung drr Zuckerkarte zum Hamstern von Zucker geradezu an- rrizte, muß vor allem der «norm^hohe Preis für den zu liefernden Mrrkenzucker schärfste Kritik Hervorrufen, soll doch der Zocker in Berlin sage und schreibe 180 Mark für da» Pfund kosten, wäh end man heut« im freien Handel Lv btS-110 Mark bezahlt. Aa «blich ist dieser hohe Pcei» notwendig, um schon im Vorau» da» Risiko weiterer Geldentwertung zu dicken, in W hrheit liegt da» Z el dixser ungeheuerlichen Preispolitik ganz wo ander». Man will nämlich in den Kreisen de» Zuckergroßhandel« mit dt«sem Wucherprei» erreichen, daß der Markrnzucker — nicht gekauft wird. Und wa» dann folgt, wessen wir von den Konserve« her nur zu gut. Dann heißt «» nämlich einfach: Da infolge der hohen Preis« der Zucker liegen bleibt, «ruß die Regierung Ausfuhrbewilligungen erteilen, oder gestatten, daß der Z -ckcr wieder wie früher, an di« Laru»tndustri«n, die Pralin««- und Likörfabrtlen, verschoben wird. Hätten wir «in« Regirrung, di« re giert, so müßte sie sofort gegen di« Wuchrrplän« drr Zuckerleute mit der Wucherpoliz«i oorgrhen. Berlin, 21. November. (Produkttonssörde- rung und Achtstundentag) Nach einoedender Be ratung mit dem Allgemeinen deutschen Beweikschaltsbund, der «sa und dem Deutschen Bramtenbund hat die Sozial-