Volltext Seite (XML)
Nr. 144. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 8. Dezember 1822. Seit« 8 außerordentlich strenge Strafen festgesetzt seien. Der Kommunist Höllein vermiet auf die Kammer in Brüssel, wo Exzesse statigefunden hätten, wogegen die Vorkommnisse im Reichstage nur laue Winde seien. Höllein war auch besonders gegen die Entziehung der Diäten von der Sitzung ausgeschlossener Abgeordneter. Hier wurde sein kapitalistisches Herz getroffen. Mit gleicher Wut zog er auch gegen den demokratischen Preußenminister Dominicus zu Felde, der Diäten in Höhe von 77 002 Mack für Reichchagsabgeordnete zu hoch be funden habe. Da sich das Haus noch nicht füllen wollte, mußte die Abstimmung wiederum abgesetzt werden. Nachdem sie schließlich statlfindcn konnte, ergab sich im wesentlichen die Aufrechterhaltung der Ausschußbeschlüsse. Bei der Redezeit gab man allerdings etwas zu und verlängerte sie auf eine Stunde. Die Strafbestimmungen gegen rabiate Abgeordnete wurden durchaus aufrechlerhalten. Die Errichtung einer besonderen Parlamentswache wurde dagegen ab gelehnt. Damit war die erste Lesung der Geschäftsordnung des Reichstages erledigt. Eine zweite wird folgen. Morgen findet die Erörterung übet den 7. Nachtrag zum Reichshaushalt beim Reichs präsidenten und beim Justizministerium statt. — Um 4,45 Uhr fand die Sitzung ihr Ende. Wirtschaftliche Wochenschau. Die jüngste Note der Botschasterkonserenz hat auch aus die wenigen Optimisten, die in Deutschland übrig geblieben sind, wie ein kalter Wasserstrahl gewirkt, und die ausländischen Zah lungsmittel haben säst wieder ihren bisherigen Höchststand er- Leicht. Aber merkwürdigerweise, merkwürdig wenigstens sür den, der die Sache oberflächlich betrachtet, ist der Drang nach Devisen bei Spekulation und Pub ikum garnicht so groß, wie bei ähnlichen Gelegenheiten in srühcrer Zeit Im Gegenteil, alles flieht zu den Effekten und greift nach realen Werten, an« dere suchen im Kaus von Waren, soweit dies möglich ist, ihr Kapital unterzubringen. Der Grund dafür ist darin zu suchen, daß wir Preissteigerungen zu gewärtigen haben, die die Geld entwertung, soweit sie an den Desisen gemessen wird, noch weit überflügeln dürsten. Wir müssen uns schon einmal damit ab. finden, daß wir den Weg Oesterreichs gehen werden und die schlimmen Zeiten werden durchmachen müssen, die dieses Land scheinbar schon hinter sich hat. Hinaufschnellen der Inlands- preise auf das Niveau der Weltmarktpreise — bei finkender Valuta. Es ist dies das denkbar größte Uebel, das die Allge meinheit am furchtbarsten treffende Geschick, bas es im Wirt schaftsleben geben kann. Die Berechnung in Auslandswährung Hilst nichts mehr, sofern sie nicht die Weltmarktpreise als Grund- läge nimmt Das würde aber bedeuten, daß wir dem Auslande gegenüber vollkommen konkurrenzunfähig wären und zu arm, um mit entwertetem Gelbe aus dem Auslande einkaujen zu Können, werden sich unsere Grenzen von selbst schließen, ohne daß es nötig wäre, Aus- oder Einfuhrverbote zu erlassen oder gar eine Blockade zu verhängen. Dabei geben die Feindbund- Mächte vor, daß sie aus die Besteuerung des deutschen Außen- Handels ihre denkbar größte Hoffnung bei der Behandlung der Wtrderherstellungssrage setzen. Ein Paradoxon liegt hier vor uns, dessen Lösung wir den Herren in den Parlamenten und Kabinetten der Verbündeten überlassen müssen. Inzwischen finkt die Kaufkraft des Publikums ständig weiter, ohne daß es abzusehen wäre, wo hinaus die Digge noch führen sollen. Daß die Industrie von einer derartigen wirtschaftlichen Entwicklung ebenfalls aufs Schwerste getroffen werden muß, liegt zwar klar aus der Hand, scheinbar aber immer noch nicht so klar, daß man jenseits unserer Grenzen diese Tatsache erkennen würde. Auch beim Auslandspublikum zeigt sich übrigens der Irrtum, der bei den Feindbundbipiomaien zum größten Teile bewußt austritt. Man glaubt, die deutsche Industrie schwimme in G»ld, und so kommt es, daß die ausländische Spekulation sich aus die deutschen Effekten stürzt und mit ihren Aulträgen die deut scheu Börsenplätze und die Banken überschüttet, sowie Tag sür Tag neues Gel» herüberschickt. Auf der anderen Seite kommt auch aus dem Jnlandspublikum, das-durch die steigende Infla tion viel Papicrscheine in die Hände bekommen hat, Auftrag über Auftrag, und bei den Banken zeigt sich infolgedessen eine Geldflüjsigkeit, die schon seit langer Zeit in solchem Maße nicht wieder lettgestcllt werden konnte. Rechnet man noch den glatten Verlaus des Ultimo hinzu, also ein dörjentechnisches,Moment, so ergibt fich eine ziemlich eindeutige Lage: Weiter andauernde Effekt« Hausse bei nicht ganz schritihalteuder, aber doch weiter- Sehender äußerst fester Haltung der ausläudischen Zahlungsmittel. Der Reichskanzler an die Presse- Vertreter. Berlin, 4. Drz Zn seiner Red« auf dem Sonn- tagrempfang de» Vereins Berliner Presse hob Dr. Cano zunächst die Notwendigkeit der Hasammenardetten» von Parlament und Regierung hervor, dir Leide dem gleichen Ziele, der Wiederaufrichtung der deutschen Volke», zustreben^ Der Kanzler betonte weiterhin, daß dar Kabinett sich sofort an die sachliche Arbeit begeben habe, daß er fest auf deu^Boden der Verfassung stehe und er bisher nichts von Meinungsverschiedenheiten im Kabinett gehört habe. Die Beziehungen zu den Ländern seien sofort ausgenommen worden. Cano erklärte dann: Wir Haben neben der Einheit im Innern auch die Einheit nach außen bitter notwendig. Vielleicht wird sich das schon in den näch sten Tagen Besonders zeigen. DsS Kabinett wird so lange seine Pflicht tun, solange es getragen ist von dem V«>trauen des Volker und der Parlamentes. Er fehlt immer noch in Deutschland an dem Vertrauen zwischen den einzelnen Volksschichten. Dieke» Brr. trauen muß gegründet sein auf eine feste Grundlage von Moral und Autorität. Der Reichskanzler erinnerte an di« neuen Reichen, die sich nicht aller Pflichten de» Reichtum» bewußt sind. Er wie» ferner auf srine Erklärungen im R ichStage hin. Man habe sie nicht überall so ausgefoßt, wie sie gemeint waren. Man habe namentlich in französischen Kreisen gesunden, daß die Erklärungen zur ReparationSsr-gr enttäuschten ünd daß man den guten Willen ve-wißte, zu leisten auch nur in dem Umfange der durch den Inhalt der Note vom 13. November abgegebenen Grundsäpe. BrideS ist irrig. Der Grundsatz, daß wir nicht »ehe als im Rahmen der Nor« vom 13. Nob mb« leisten können, kann einen verständigen Menschen, Ker die deutsche Wirtschaft kennt, nicht enttäuschen. E ne andere Erklärung hätte nur einen Na verständigen täuschen können. Ich habe keinen Anlaß, wich Frank r ich gegenüber anders zu stelle», als gegenüber an deren Staaten. Wir müssen mit Frankreich zur 8-rständtgur,g kommen. Nur du ch international« Vrretnöarungen können di« Grenz«» abgesteckt werden, nicht durch Ultimaten und Einmarschdrohungen. Da» Kabinett stehe nach wie vor auf dem Standpunkt der Note vom 18 November. Die M »Meder de» Kabi nett» sind in mühsamer Arbeit bemüht gewesen, eine Lösung der ReparationSsratze zu findin. Bei unserer Arbeit brauchen wir das V-rtrauen der Irlandes und der Auslandes. W r werden bet unserer Tät g> leit Mit Parlament und Wirtschaft in engster Jühiuag bleiben. Ob da» Erforderliche eintreten wird, hängt nicht von un» ab — D-r Rt'chSkanzler kam dann auf die neue Note Frankreich» wegen der Zwischenfälle in Pasiru und Ingolstadt zu sprechen u d erklärte brzüuich des Tone» dieser Note: Da« sind keine Worte, die darnach klingen, MS ob man Ve-ständniS Hube kür die Zusammenarbeit der Völker und al» ob «in wahrer Frieden schon «ingek-hrt ist. Wa» der Note gegenüber zu sägen ist, wird- von der R ichrrsgietung im Ew »«nehmen mit der b Frischen Regierung geschehen. Mr werden die Tatsachen frst st-llen. Wo Unrecht geschehen ist, da muß eS gutge macht wr.dM, — Drr Reichskanzler wies dann auf dis Einmarschdrohuvg hin, di« da« Rheinland beunruhige.- Dieser Drohung gegenüber wollen wir rrp-ut erklären, daß da» Rheinland fest zu Deutschland gehört. Wir werden es nicht zulasten, d«ß die Rhein- Provinz, die Pfalz und da» s«argebi«t preisgegeben werd«», und d«ß ihre Befreiung gefährdet und hinaus- gefchoben wird. Darauf können sich unsere deutschen Freunde im Rheinlands, die so schweres schon Jahr« lang über fich ergehen losten mußten, fest verlasten. Der Reichskanzler appellierte »n die Wilt, sie möge r» endlich zulasten, d«ß wir au« der krankhaften Stei gerung aller Preise in Deutschland heraukkommen. DaS sei nur möglich durch «ine Stabilisierung der Mark. Der Reichskanzler sagte zum Schluffe, welch« groß« Aufgaben di« Prefl« beim Wiederaufbau de» Volker hat. Alle Kräfte im Volke wüsten sich verei- nen auf den Gedanken, da» deutsch« Volk au» der gegenwärtigen Not zu erretten. — Die Ausführungen d«r Reichskanzler» wurden mit stürmischem Beifall ausgenommen. Kurse der Dresdner Börse vom 4. D-zdr. 1922 mitgctcilt von der Löbauer Bank, Zweigstelle Pulsnitz. 5"/, Deutsche RetchSunleihe .... Sparprämienanleihe 3'/, °/° Preuß Konsols . . 3°/» Sächsische Rente ...... 4^/, "/, Sächsische Staatsanleihe von 52/68 . 30/0 - - - 1919 3'/-°/» Dresdner Stadtanleihe - 1905 . 4°/o - - - 1913/18 . 4°/„ Landwirtschaftliche Pfandbriefe 4°/« - Kreditbriefe, . . . 4»/, LausitzcL Kreditbriefe . ' . 4 °/o Leipz per Hypothekenbank Pfandbriefe . . 4"/o Säch ische Bodencredit-Pfandbriefe Commerz- und Privat-Bank Aktien Sächsische Bank-Aktien Speicherei Riesa-Akiien Ver. Elbeschiffahrts-Aktien Heidenaner Papierfabrik Aktien .... Ber. Bantzner Papierfabrik Akticn Chemnitzer Zimmermaun-Wcrke-Aktien Sächsische Gnßstahlfabrik Döhlen-Aktien Sächsische Maschinenfabrik Hartmann-Aktien. Schubert L Salzer-Aktien .... Sachsenwerk-Aklien ' Seidel ä: Naumann Aktien . . . Meißner Ofensabrik C. TeicherkAktion Glasfabrik Brockwitz Aktien .... W. Hirsch, Glasfabrik, Radeberg-Aktien Max Kohl-Aktien ...... Demsche Kunstleder, Aktien . ... A.-G. für Cartonagen-Jndnstrie-Aktlen . Wauderer-Werke-Aktien Somag-Aklien Dollarnoten kosteten in Benin Dollarnoten kosteten in Berlin am 5 D z. mittags 112,— 101,— 96,- 95,— 82,'/, 80,— 11l'— 114,— 102,— 98,— 2900,— 1330,— 5300,— 7900,- 4000,- 4500, - 3700,- 8010,— 8400,— 10000,— 4580,— 7000,- 5000,— 6800,— 6000,- 6200,— 3500,— «150,— 1S500,- 5000- 8370,88 8150, WchloiGmsk ms örii! McWf su üttLüen am »a. November 1822. , Auftrieb: 135 Ochsen, ist Bullen, 523 Kalben und Kühe, 455 Kälber, 328 Schafe, 734 Schweine, zusammen 2343. Preise: Ochsen: I. 28—30 000 (52 725); 2. junge fleischige, nicht ausge mästete, ältere ausgemästcte 24—25000 (47125), 3. 18 —LlOOO (41500); 4. 13-15000 (350t G. Bullen: 1 25 -27000 (44850); 2. 20 23000 (39100); 3. I6-1S000 (32700); 4. 10-14900 (26675). Kalben und Kühe: 1 28 - 30000 (52725); 2. 24 25000 (47125) 3 2Y—22000 (46570); 4. 15—17000 (40000); 5. 10000 bis 13000 (33825). — Kälber: 1. - ; 2. 29-30000 (46775); 3.26—27000 (44955); 4. 22 24000 (41825). — Schafe : I. 23000 bis 24000 (48000); 2 18500—t 9500 (42 225); 3.10-13000 (30272). - Schweine: 1. 54- 55100 (69875); 2. 58-60000 (73750); 3. 48-52000 (68675); 4. 36—44000 (57150); 5. 35000 Dein ist mein Herz. 88) Originalroman von H. Courths Mohler. Zunächst stellte nun Baron Viktor mit innerer Be friedigung fest, doch in seiner Iunggefellenwobmwp nichts geändert zu werden brauchte. Gleich am nächsten Morgen wollte ec in die Residenz fahren und der Generalin Trons- keld die Verlobung Ritas verkünden. Er wollte sie bitten, seiner Tochter noch eine kurz« Zeit Ausnahme in ihrem Hauss zu gewähren. In Dalberg konnte Rita jetzt nickt bleiben. Die Hochzeit ds« jungen Paarcs sollte indes in Anbetracht Ler besonderen Umstände in allernächster Zeit stat finden. Von einer Der!»bungsseier sollte Abstand genommen werden. Die Derlobvngsanzeigen sollten erst von der Residenz aus herumgeschickt werden. Baron Viktor reiste also gleich am nächsten Morgen nach der Residenz. Er wollte schon am Abend zurück sein und wenn Tante Exzellenz einverstanden war, wollte er dann am nächsten Tag« mit Rita nach der Residenz zurückkehren, Rita bet der Generalin unterbringen und selbst seine Junggesellrnwohnung wieder beziehen. Günter sollt« dann auf einig- Tage nach der Residenz kommen, da mit die Ring« und Derlobungsonzeigen besorgt wurden. Für ast« Fäll« hatte sich der Baron telegraphisch bei seiner alten Freundin angemeldet Sie empfing ihn in ihrer alten liebenswürdigen Ge lassenheit »A so da« ist noch nicht geschehen, seit wir Freunde find, llede i Baron, oatz Tie wir Ihre Ankunft telegraphisch anmelden. Ich gestehe ganz offen, daß ich schrecklich neu- m«rtg bin, zu erfahren, was Sie von Dalberg hierher treibt. Da Sie Rita nicht mitbringen und, wie ich weiß, in Ihrem Hause noch kein« Vorbereitungen zu ihrer Aufnahme getrof fen find, dann es sich doch nicht um eine Rückkehr handeln. Ich bin sehr gespannt', sagte sie scherzend. Er hatte fich ihr gegenüdergesetzt und suchte eine leise Berleprvheit hinter einer liebenswürdigen Nonchalance zu verstecken. »Ich bringe Ihnen «ine groß« Neuigkeit, teuerste Ex zellenz. Sie sollen dis erste sein, die sie erfährt. Also — Rita hat fich gestern mit Günter Dalberg verlobt', sagte er schnell, als müsse er sich dieser Botschaft hastig entledigen. Ueberrascht iah ihn die Generalin an Ganz still und ruhig ließ ste bann ihren Blick eine Weile au! seinem Ant- litz ruhen. Darauf sagte fi« halblaut: »Tie find wirklich ein Schoßkind de, Glicks, lieber Baron. Kaum droht Ihnen einmal eine ernste Pflicht — Vit befielt Sie da» Geschick auch schon wir spielend davon. Also Günter Dalberg und Rita? Nun — das könnte eine .innige Harmonie geben wenn sich die beiden jungen Leute lieben. (Ich darf wodl annehmen, daß es der Fall ist. — Günter Dalberg hat also Carry von Platen oergess n, wenn ste ihm, wie ich zu bemerken glaubte, einmal etwas war?" Der Baron hatte ihren B! ck vermieden. Nun zwang er fick, ste ruhig onzusehen »Sie haben fich w'rkliu beide sehr lieb und ich bin über dos DL'ckial v einer Tochter ganz ruhig. Rita geMt es in Dalberg so gut, daß sts niemals sortmöchte. Sie hat Günter ihr junges Herz zu eigen gegeben und ich weiß ste bei ihm gut geborgen Er hat Rita herzlich lieb und wenn zwischen ihm und Carry Platen etwas war, io ist das längst überwunden. Sie verkehren ganz nachbar lich ruhig miteinander.' Sie reichte ihm die Hand. »Es soll mich freuen, wenn die beiden jungen Leute glücklich miteinander werden. Dos wünsche ich auch Ihnen, lieber Freund', sagte ste ernst Ec küßte ihre Hand und sah fi« ein wenig bedrückt an. »Sie meinen natürlich, daß mir diese Verbindung sehr gelegen kommt. Nun gut, iS gestehe bas ein. Aber glauben Sie wir, Rita ist mir von Herzen lieb und teuer geworden und ich würde meins Einwilligung nicht gegeben haben, wenn ich nicht die Usvexzeugung hätte, daß meiner Tochter Schick sal in Günters Händen gut aufgehoben ist. Ich werde ost und gern bei den Kindern in Balberg weilen. Trotzdem gestehe ich ganz offen, daß ich froh bin, daß ich meine per jönliche Freiheit nicht aufzugcbsn brauche. Nicht wahr, teu erste Freundin, ick brauche nun nicht erst für die kurzen Wochen — di« Hochzeit soll schon -m Juli stattfinden — mein Iunoaesellenhsim umzuwodeln? In Dalberg kann Rita als Günters Braut euch nicht bleiben. Ich bin deshalb so unbescheiden, Sie herzlich zu bitten, Rita noch einmal sür diese Woche bei stch auszunehmen und ihr behilflich zu sein, ihren Trouffeou zulammenzufiellen. Bin ich nicht sehr un- verschämt, dies Ansinnen an Sie zu.stellen?' Sie lachie leise. »Furchtbar, lieber Baron.' »Nein, im Ernst?" .Also im Ernst. Wenn man jemand ein sehr liebes Geschenk macht, ist man doch nicht unverschämt. Ich sreu« mich ja so sehr, meine kleine Riis wieder einige Wochen bei mir haben zu dürfen Ach, lieber Freund — um was für schöne Stunden bringen ste fich selbst. Und ich soll Rita ausststten Helsen? Das ist wund«»oll Wissen Sie nicht, daß es sür uns Frauen eine Glückseligkeit ist, eine Aus- staltun«! zu besorgen? Da ich leider keine eigen« Tochter habe, ist mir das Schicksal eigentlich diesen Ersatz schuldig.' Wieder küßte er ihre Hand. „Sie find und bleiben die charmanteste, entzückendste Frau, die ich kenne, teuerste Moria. Und ich bin olvcklich, daß ich mir Ihr M ßsallen nicht zugezogen habe. W rklich, ich war ein musterhafter Vater in diesen Monaten in Bal berg. Ich muß mich sklvst ein wenig loben. Manchmal war ich über mich selbst ganz gerührt.' »Ja, ja — und fich« haben Sie auch das Ihre getan, um Ihrer Tochter zu einem guten Mann zu verheilen.' Er wacht« eine zerknirschte Miene, »Ist dos sehr schlimm?' Sie seufzte ein wenig »Ihnen schlägt jg gottlob alle« zum Guten aus Baron Günter ist ja gewiß ein Schwiegersohn, wie ihn der ängst lichste, gewissenhafteste Vater nicht besser hätte auswädlen können. Wenn nur Cro-e-gheim nicht gar so nahe Sei Bal berg liegen würde. Ader ich bin da gewiß zu ängstlich. Und außerdem Hot es keinen Zweck, jetzt noch „Wenn' und „Aber' zu beleuchten. Also bringen Sie mir Rita getrost, lieber Freund. Und dann saaen Sie mir, wie hoch ich Ihr Konto belasten darf, um das Bcäutchen «uszustatten. Billig sollen Sie nicht dazu kommen. Ich will bas Kind so recht nach Herzenslust ausstatten, mit den reizenden, köstlichen Dingen, wie es der Tochter des reichen Baron Dalberg zukommt. Im Geiste sehe ich mich schon wohlig versinken in einem Berg van Sp tzen und all den duftigen Geweben." Baron B ktor lachte froh. Ihm war nun das Herz erst richtig leichi. Die lrisen Gewissensbiffe, die es noch mit stch herumgetragen hatte, verstummten. Ec beriet auch allerlei mit ber Generalin und verab schiedet« stch daun in bester Stimmung von ihr, um nach valbera zurückzukehren. Rita hatte am Vormittag des nächsten Tage» einen Abschiedsbesuch mit ihrem Vater in Cronerheim gemacht. »Wir verraten ober in Eronerseim noch kein Wort von deiner Verlobung Rita, Croners sollen durch die Anzeige überrascht werben', sagte der Baron unterwegs zu seiner Tochter Er fürchtete, Larry könne stch in der Uebercoschung irgendwie verraten. Rita war damit einverstand.n und »SM» ahnungslos was den Vater zu diesem Wunsche bewogen hatte. Frau von Eroner war sehr erstaunt, als ste hörte, daß der Baron mit seiner kocht« nach der Residenz zurück- krhren wollte. »Ras kommt ja so überraschend, liebe Baronesse, ich denke, Sie bleiben den ganzen Sommer noch in Dalberg', sagte st«, unruhig in Rita» Antlitz forschend. Fortsetzung folgt.