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15 November 1S22 wie fslgt festzusetzen: «rzeuger- Prets ab S!«I! an Händler, Molkereien oder Sammel« stellen: s) im allgemeinen 4S — M p. Liter; b) in Len Differenzpreisgedieten 48 — M p. Liter. — Die Zuschläge für Nnsuhr sind dis gleichen geblieben, uud der Huschlag für molkereimätzige Behandlung »ird In gleicher Weise wie bisher berechnet. — sAu» Wiedereinführung der Zucker« rarre.) Lom 1. Ttt«m»er ab wird auch für Sachse» die Zuckerkarie Wieder einßesührt. In der Preffe ist demLngelt morde», daß, »enn ihre Wiedereinführung «inmal geplant sei, et richtiger gewesen wäre, sie so. fort mit Beginn der neuen Wirtschaftsjahres in Kraft treten zu lasse», dar »ar nicht mSzlich. Die teilweise Wirbersiuführung der ZwangSdew ^schaftung de» Zuckrr» ist erst Anfang dieses Manats vom N«ich»- Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft »« schlossen worden. Schon aus technischen Gründe« iam daher ein früherer Zeitpunkt al» der 1. Dezember nicht in Krag«; auch in Preußen tritt die Zuckertart« erst von diesem Lag« ab in Wirksamkeit. E» ist weiter die Befürchtung ausgesprochen worden, daß bi« dahin di« ZxSerprtis« so grstteg«« stin wüed«n, daß die Zackerpreise nicht mehr den rrwsrttUn Erfolg haben werde. Auch da» ist irrig; da- Kartensystem steht mit der Huckerpreikbildung in keinem Zusamenhang Dir Kart« soS nur di« Gewähr Steten, daß der V«r- braucher stet» in de» Besitz der rationierten Zucker- menge zu dem dann gültigen Pr«ise gelangt. Der Preis d«S Zuckers t« Handel berechnet sich nach dem »om Retchs«rnähr«ng»ministertum unter Gehör dr» Beiräte« der Zuckerwirtschaftrstelle festgesetzten Preis« ab Fabrik, Bsp« Magdeturg. Dieser beträgt für den Hacker neuer Ernt« zunächst «0 Mark für da» Pfund. Die «eitere Preisbildung im Handel wird in Sachsen bekanntlich von der LanderpreiSprüfung«stelle über« wacht, Kür di« H«it St» zum 1. Mezembrr ist e» nötig, mit einem los««» System der Zuckeroerteilung au», zukommen. Durch die Maßnahmen de« «irischeft«. Ministerium» »erd«« aber auch dabet die Interessen der Verbraucherschast Kchergestrllt. E» ist übrigen» zu erwarte», daß die ersten Sendungen Zucker »euer Ernte in den allernüchstrn Lagen anrollen. — (Sind Dienstboten markenbrot« berechtigt») Dies« für »tele H«u»halt»ns«» wichtige Fragt ist jetzt durch da« Btichr«rxährung»mt«tsteriu« entschieden worden. Eine Meldung der W. L v. Se sagt darüber: Bach Auskunft de» NeichSrr»ähr»ng« Ministerium« ist e» unzulässig und gegebenenfall» strsfdar, wenn Haushaltungen, die na- den ve- pimmungen der Berordnung über den Bezug »an Markenbrot auf da» freie Brot z» »irweisen find, für die HauSangestellt«» Brotkarten t« Anspruch nehmen Die Hau-verwaltungen find entweder in ihrrr Gesamt- hett mit Markenbrot z» »«sorge» »der in ihrer Ge samtheit zum Bez»»« f«i«n Vrot«» verpflichtet. Hau». Haltung«», di« nicht markendrotderechttgt sind, müssen auch auf vrotkartin für da« Haulperfonal »erzichten oder sie, soweit sie fi« schon erhalten haben, zurücklieiern, — (Obstbau.) Di« Obsternte ist vorüber i Dir denkende Obstzüchter und Sartinbefitzer trifft Norberei- jungen für die Herbstpstanzung. Hierbei ist besonder» die Sortenfrag« zu beacht«». Wa» soll gepflanzt w«r- d«n? Nur gut«, für die betreffende Gegend und Lag«, für «ine bestimmt« Bodrnart paffend« Sorten find so aullzuwählen, daß ff« dem brabfichtigtrn Zweck ent sprechen, wobei auch Reifezeit und Verwertung «ine Roll« spielen. Entsprechend« Wodenoorbereitungen find zu treffe», damit die Bäum« sich günstig entwickeln rönne». Da« Sutlichten ält«r«r Ovstbäume und Beenx- sträuch« und di« Düngung derselben kann beginnen, Schädlingsbekämpfung wirksam d»rchg«führt »erden. Die geeignete Aufbewahrung und Verwertung »an Winterobst ist «bensall, für »«» Obstjüchter wichtig, lieber all« diese Fragen erteilt kostenlos Aurkunft die Obstbauberatungtstelle der Amt»hauptmannsch«ft Ka «evz am Donnerstag, oen 2, Nooember 1V»S (Markt- tag) »sn 8—11 Uhr vormittag». Auch zur Ermittlung drr richtigen Ramen von unbekannten Obstsorten «st hier noch Gelegenheit. Frücht« find mitzubringrn. — (virhhändl«r und Fl«ischpr«ise.) Der Verband d«r sächfischen Viehhändler und Kam- Missionäre hielt in Dresden seinen LerbandStag ab, dem auch Mitglieder der Lande« PreiSprüfung»st«ll« beiwohnten. Der Verband bekämpft« da« Sterben nach Wiedereinführung der Zwangswirtschaft u»d de- tonte, daß nicht di« Viehhändler die Schuld trügen an d«n hohe» Fltischpeeisen. Gerade pe hält«» «in Interest« an ni«drtg«ren Preist», denn Vielt» Händltr» sthlte da» nötige Betriebskapital, um da» Geschäft weiterzusührtn. Di« Konzessionen de» Viehhandel« seien verbefferungSbedürftig; der wilde Handel »Affe mehr bekämpft werden, man wünscht« «in Verbot an die Landwirte, an andere al« an konzesfionirrte Händler zu verkaufen. An den viehschitbungen nach dem Nu»- lande sei der Biehhändlerverband unschuldig. Di« «wiße Frachtenstrigtrung sti zu bekämpf««. E« wurde eine «ntsprrchtnd« Entschli«tzuxg angenommen, deren Unter stüzung auch der Vertreter de« sächfischen Fletsch«. verband«» zusagte. — Die Landwirte haben tausendmal gesagt, daß sie ketx« Schuld habeu an den hohen Fleischpreisen. Jetzt sagt« da» von sich auch di« Händl«. Die Fleisch«! find nach ihrer Meinung ebenfall» nicht di« Schuldigen. Danach muß wohl da» verbraucht«», Publikum die Schuld tragen, wa» i» Anbetracht der Betaklung auch L« höchsten Preise nicht ganz un zutrrsfenb sein dürftt. — (Streik.) In den KchsMottew«r«n in Lhanberg, Wich, und Jesau find dir Arbeit« wegen Lohnforderungen in den Streik getreten. - Dresden. (Einheitliche Stromversor gung Sachsens.) Das Großkraftwerk Hirschfelde liefert nunmehr seit Inbetriebnahme der dritten Krotz turdin« den weitaus größten Teil der in Ostsachsen und Westschlesisn gebrauchten elektrischen Energie. Nüch in diesem Herbste wird mit dem Aau eine« zweiten staatlichen G; »ßkraftwerkes in Böhlen bet Leipzig begonnen werden. Das Kraftwerk s»ll nach größer werden als das von Hirschfelde Eine Hun- derttausend B»!tleitung wird das Böhlener Werk mit Hirschfelde verbinden. Neugcr»d»rf. (Tine Anregung der Land- Wirtschaft.) Der .Dorfzeitung* schreibt ein Sand wirt: ,Jn landwirtschaftlichen Kreisen wird es schon längst als eine Ungerechtigkeit empfunden, daß man von d«n Landwirt«« dir Lieferung »o» Nmlageg«treida zweck» Beschaffung von bt-ligerem Brat für die mtnd« kop!1alkräfttge Bevölkerung »erlangt, der Jorm. r aber nie zumute!, auch ihrerseits etwa» zur V^tzecung der Rot durch Lieferung »on Verbilligter!. Eiz'.utzniffrn für die minderbemittelte Bevölkerung SrizuLr»gtn. Es ist doch ebenso nötig wie da» Brot, daß jeder ein An unsere Leser! Die fortschreitende Erhöhung des Druckpapier- Preises und sämtlicher für die Herstellung des Blattes notwendigen Materialien und sonstige Unkosten nö- tigt auch uns, wiederum den Bezugspreis des Wochen- blatte« entsprechend zu erhöhen und zwar beträgt derselbe für Monat November bei Abholung am Schalter . . . 10V.— M, V, Monatskarten am Schalter . . SV.— „ bei Zustellung durch die Boten . . 1VS — „ Hochachtungsvoll EtsGWküe der Pulsnitzer Wochenblätter. Hmd und ein Paar garzr Schah« auf dem Leibe trägt, wa» aber tatsächlich b«i s«hr vielen nicht mehr der Fall ist. So mancher kann sich »i«St m«hr Flick- Fleck« für sein« zerr'flenen Hasen SeschcU n." Herrnhut. (17« jährige» G «sEöft»- jUbiläu ».) Die weltbekannte F'rm« «.Dürninper L So. feierte am Dienstag da» Jubiläum de» I75jäzitgen Besteh««». Di« Firma »«teilte an ih bett« und Beamten 2 Million«» Mark Und stiftel« für Wohl sahM»»ecke 1 Million Mark. Dippoldiswalde. (Werber für di« Fran- zöfische Fr e m d e n l«g i» n) Am KrrltaZ Abend wurde der 23 Jsh« alte Gehilfe 8. Guup« von den Insassen eine» »orüSerfahrenden Auto», einen Mann und einer Frau gepackt, ihn ein mit einem Beiäuburg» mittel »«kränkt« Knebel in den Mund »«steckt r-nd er Mit dem Auto fortgesührt. E» »«lang ihm sich zu befreien und während der Fahrt hsrauSzuspringea. Er wurde in Fted«rher«tt»dorf der Chemnitz auf»«, funden und «klärte, nachdem « au» seiner B-tLudung erwacht »ar, daß di« in dem Nut» fitzende Frau et« Mann gewesen sei Nach der Beschreibung de» Uut»S soll «» «in franrösilchtt Wagen gewesen sein, der schon »or ein« Wache in derselbe» Gegend gesehen worden ist. PMßLsche Nundscha« Veutsche» Reich. — (Die Parteigegensätzs in Deutschland.) Unter der außerordentlich gefährlichen wirtschaftlichen und politischen Lage in Deutschland müssen sich auch die Parteigegensätze immer mehr verschärfen und es stellt sich immer «ehr die Notwendigkeit heraus, daß auch eine ganz neue Politik im Reiche getrieben werden muß, um der drohenden Notstände auch nur einigermaßen Herr zu werden. Einer solchen Politik stehen aber die Partcigegensätze im Reichstage noch sehr entgegen. Man ist nun allgemein zu der Er kenntnis gek»mmen, daß Deutschland die RcparationSfocderungcn jetzt nicht mehr erfüllen kann. Dazu nimmt aber immer mehr die Uebeczeugung überhand, daß trotz aller Schwierigkeiten in Deutsch- tand mehr gearbeitet und wirtschaftlich eine gewisse Gparsamkeit für die Herstellunzsarbeiten erreicht werden muß Sa hat denn auch die Arbeitsgemeinschaft der Mitte erklärt, daß die erhöhte Arbeits leistung noch da« einzige Mittel ist, um Deutschland wieder gcsnnd werden zu lassen. Mit dieser Forderung ist aber die Aufrechter haltung des Achtstundenarbeltstages nicht mehr vereinbar. Die bür gerliche Arbeitsgemeinschaft denkt bei der Lölung dieser Frage aber garnicht daran, die Sozialdemokraten aus der Regierungsmehrheit hinautzudrängen, denn man will in Deutschland nicht gegen den großen und wichtigen Stand der Arbeiter regieren Vie n»ch vor handenen Gegensätze innerhalb der Parteien müßten daher sobald «ls möglich aus ein Husammena»besten und auf die Bildung einer festen Grundlage umgewandelt werden, damit das arme Deutschland endlich neu aufgebaut werden kann. Ans dem Hauptorganr der Sozial- demokratie erfährt man nun auch, daß die Sozialdemokratie nichts anderes will, als ein rasches Eingreifen der Regierung zur Abwehr der drohenden Katastrophe. Ohne eine bestimmte Nachgiebigkeit von Seiten der Sozialdemokratie ist aber eine Lösung der drohenden Krisis kaum zn erwarten, nnd deshalb wird sich jetzt alles darum drehen, ob nach bald eine Uebcrbrückung der Parteigegensätze im Reichstage möglich sein wird. — (Ein Amerikaner über die ernste Lage in Deutschland.) Der Präsident des Newyarker Garantie-Trusts, Potter, dementiert im „Rcwyork Herald", daß er von der deutschen Regierung als Finanzsochverständiger eingeladen »arden sei, um über die Lage der deutschen Währung zu beraten. Er fügte hinzu, daß er eine solche Einladung anch nicht hätte annehmen können, d« er nach Rewyork zurückreisen müsse. Im übrigen komme er auch gerade aus Deutschland. Ucber seine dart gesehenen Eindrücke gab er folgende Erklärung ab: Die Lage in Deutschland scheint mir außerordentlich ernst, saviel ich mir bei meinem kurzen Aufenthalte hierüber habe Rechenschaft ablegen können Es ist schwer zu be greifen, wie der deutsche Mittelstand bei der andauernden Entwer tung der Mark und den stündlich steigenden Preisen für die nötig sten Bedarfsgegenstände überhaupt noch leben kann. Es wäre unnütz, mich jetzt wegen der Lösung dieser Krise um Rat zu befrage«, da ich einen derartigen Rat bei einem so kurzen Besuch, wi« ich ihn in Deutschland abgestattet habe, nicht geben kann. Ich finde im übrigen, daß die Reise der Reparstionskommission nach Berlin ein glücklicher Unternehmen ist, das dem Gedanken Rechnung trägt, daß man nur durch persönliche Inaugenscheinnahme sich vollkommen Rechenschaft über die deutsche Lage abicgen kann. Berlin. (Die angeblichen Attenttspläne.) Im Ncichrkanzler - Palait nnd seiner näheren Umgebung sind von der Polizei umfangreiche Sicherhcitsmaßregeln getroffen worden auf eine Mitteilung über neue Atteutatspläne gegen den Reichskanzler, die sich in der Eile auf ihr« Stichhaltigkeit nicht nachprüfrn ließ. Inzwischen hat sich herausgestcllt, daß der Brief, der die Polizei warnte, von einer übereifrigen Dame geschrieben worden war, die nähere Mitteilungen zn machen nicht imstande war. Auch die Attentatsabsichten gegen den Reichskanzler, über die im Reichstag Präsident Löbe und Dr. Wirth Mitteilungen machten, haben noch keine weiteren Momente ergeben. Es ist lediglich sestgestellt worden, daß die Polizei in Hagen in der vergangenen Woche einen Mann in angetrnnkenem Zustande auf der Straße aufgegriffeu hat, der bei seiner Ternehmung angegeben hat, daß er für ein Attentat auf den Reichskanzler gewonnen sei, das sich in ähnlicher Form abspielen sollte, wie die Ermordung Rathenau«. Obwohl der Polizeipräsident von Hagen mir Rücksicht «i'f die Persönlichkeit des Bsrdächtigten seinen Angaben keinen besonderen Glauben beimaß, hat er doch pflichtgemäß Meldung nach Berlin erstattet. Der Staatskommiffar für öffentliche Ordnung hat darauf die sofortige Reberführung des Angeklagten im Auto uach Berlin angcordnet. Er hat bisher irgend welche nähere Angaben über den Plan und über die Persönlichkeiten, die ihn gewonnen hätten, nicht machen können. Berlin, 30. Oktober. (Die Bewegung unter den Eisenbahnern.) In der .Neuen Welt" fand am Sonntag eme Mitgliederversammlung de« Deutschen Eisenbahnerverbandes Ortsgruppe Berlin statt, die von etwa fünftausend Personen besucht war. Der Borsitzinde Scheffel gab einen Bericht über die Ver handlungen mit der Regierung. Der Hanptvorstand des Deutschen Eiseubahnerverbandes habe beschlossen, alle Mittet der Verhandlung zu erschöpfen, und er habe der Regierung mitgeteilt, daß bei einer Ablehnung der Oktoberznlagen ein Streik der Eisenbahner unver meidlich sei. Wenn die vlenttag - Verhandlungen keine Einigung bringen sollten, werde der Deutsche Eisenbahneroerband über die nol»endig sich erhebenden Maßnahmen Beschluß fassen. Ein Streik »on riner Woche würde jedem Arbeiter «inen Verlust von vier- bis fünftausend Mack bringen, der kaum einzuholen wäre. Wir können feine Streikunterstützung zahlen, da dnrch die Not der Zeit ansere Kassensonds restlos aufgezchrt sind. Vergessen wir aber nicht, daß ein Etsenbahnerstreik eine ungeheuere Preissteigerung zur Folg« haben würde und daß dieser Ansstand sehr wahrscheinlich in eine politische Bewegung aurarlen würde. (Starke Unruhe bet den Kommunisten, Rufe: „Das wollen wir ja gerade I") Scheffel fuhr fort: „Nein, wir haben keine politische Bewegung zu inszenieren, sondern für wirtschaftliche Forderungen zu kämpfen. In dieser Zeit der immer drohender werdenden Wirtschaftskrise müssen auch wir die Unterordnung unter das Ganze verlongen. Wir dürfen keine Sondetakilon unternehmen. Wir werden die Regierung am Diens tag noch einmal «uffordern, un« das Existenz-Minimum zu gewäh ren, weil sonst die Regierung selbst eine Katastrophe heraufbeschwört, deren Folgen unabsehbar sind. Görlitz, 28. Okt. (Der Deutsch nationale Par teitag) wurde heute geschlossen, nachdem u. a. eine Resolution angenommen worden war, die vom Reich, den Rändern und den Parlamenten erhöhte Schutzmaßnahmen zugunsten des gewerblichen nnd kanfmännischen Mittelstandes fordert, dessen Schutz iu der Reichsverfassung feierlich verbrieft sei. Die Resolution richtet sich weiter gegen eiüe etwa beabsichtigte Wiedereinführnng der Zwangs wirtschaft. Angenommen wurde ferner eine Resolution, wonach die Bildung einer großen Rechten das Ziel der Partei bleibe. Bis dahin müsse der vereinigten Sozialdemokratie gegenüber ein Zusam menschluß aller bürgerlichen Elemente da« Gleichgewicht bilden. An der Wiederaufrichtung de« Vaterlands« mitzuarbeiten, sei die Partei auch auf dem Boden der gegenwärtigen Staalssorm alle Zeit bereit. England. — (Die englische Arbeiterpartei über die Reparationen.) Der Führer der englischen Arbeiterpartei Henderson hat einem Mitarbeiter deS „Matin" erklärt, die englische Arbeiterpartei fordere die Revision der Friedensverträge, die mehr Unheil als Nutzen gestiftet haben, ferner eine Bemessung der deut schen Reparationszahlungen in den Grenzen der Leistungssähigkeit. Stallen. — (Drohende Diktatur der Faszisten inJta- lien.) Die Partei der Faszisten ist in Italien zu einer unge heuren politischen Macht gekommen. Die Faszisten »erlangen jetzt über ganz Italien eine «llgcmeiu« Regierungsgewalt mir ihrem Führer Mussolini an der Spitze. Eine solche radikale Umwälzung in Italien könnte nur als eine Diktatur der Faszisten mit Musso lini als Diktator bedeuten. Die ganze Krisi« ist in Italien nur von den Faszisten heraufbeschworen worden. Aber anch vom parla mentarischen Standpunkte aus muß der bisherige i-alienische Mini sterpräsident de Facta dem Könige die Bildung eines neuen Mini steriums mit Mussolini als Ministerpräsidenten anraten. Es sei dabei noch bemerkt, daß die Faszisten in Jtatien keineswegs gleich bedeutend mit den Sozialisten sind, sondern daß sie eine sehr starke Rationalistische Partei gegenüber den Sozialisten und Kommunisten darstellen Rom, 30. Oktober. (Maßnahmen der Faszisten.) Di« Faszisten in Mailand haben die Bersaglieri-Kaserne und die Kaserne in der Dia Ancona besetzt. Außerdem halten sie das Re- daktionsgebäude des Giornale d'Jtalia besetzt Da« sadistische Militärkommando in Mailand teilt mit, daß die Blätter Corriere della Sera und Justizia wegen der von ihnen eingenommenen Hal tung verboten wurden. Ebenso haben die Faszisten in Rom von den Räumen Ker Epoca und der kommunistischen Blätter Kommu- nistica und Aziore Besitz ergriffen. — (Blutige Z «s a m m en st ö ß e zwischen Faszi « sten nnd Militär in Rom.) Die neuesten Nachrichten, die aus Italien nach Basel gelangen, deuten eiwaS Beruhigung an. Vorläufig seien noch Verhandlungen mit Salandra über die Ueber- nahmc der Regierung im Gange, und es soll, nachdem der Bela gerungszustand aufgehoben worden ist, einstweilen Ruhe herrschen. Bon anderer Seite dagegen wird gemeldet, daß die Faszisten in Norditalien in Alleffandra Besitz von der Regierang ergriffen hätten. In Rom kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Militär und Faszisten, wobei e« einige Tote gab. Der Etraßcnbahnverkehr in Rom wurde eingestellt. Dec Papst hat ein Kommunique erlassen, in dem er zu Ruhe und Frieden ermahnt. Die Freimaurerlogen dagegen hoben sich den Faszisten augeschlossen. Die ganze Lage in Italien ist vollständig verworren und die spärlich eintrcffenden Nochrichten, die sich im übrigen teilweise widersprechen, lassen kein« große Hoffnung auf die Zukunft.